Statistik-Analyse:
Wie man die „Top Guns“ bezwingt
Christopher Kempf, der neue Statistiker der PDC, analysiert die Daten der Spiele, die zu den größten Überraschungen des Jahres 2017 gehören.
Die drei führenden Spieler der Weltrangliste - Michael van Gerwen, Peter Wright und Gary Anderson - kommen im Jahr 2017 zusammen auf 25 Finalteilnahmen bei TV-Turnieren. Mindestens einer dieser drei Weltklassespieler erreichte bei allen Veranstaltungen, an denen alle drei teilnahmen, das Finale – eine beispiellose Demonstration ihrer Überlegenheit.
Doch bei manchen Turnieren in diesem Jahr hat sich gezeigt, dass auch sie zu schlagen sind. Die drei besten Spieler der Welt verloren bei TV-Turnieren überraschend ihre Auftaktbegegnungen gegen Spieler, die zum jeweiligen Zeitpunkt auf den Plätzen 32 und 104 der „Order of Merit“ rangierten bzw. in Andersons Fall gar nicht erst in der Rangliste auftauchten und sich in einer Sportbar für das Turnier qualifiziert hatten. Die Wege zu den Höhepunkten in der Karriere eines John Henderson (van Gerwens Bezwinger beim World Grand Prix), Steve Hine (der Wright bei den Players Championship Finals besiegte) und Paul Hogan (Andersons Endstation bei den UK Open) waren sehr unterschiedlich, doch allen dreien gelang es, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, indem sie ihr Spiel präzise und beharrlich durchzogen.
Der Wurf auf das Bullseye im Vorfeld einer Partie kann manchmal in gleichem Maße über den Ausgang eines Spiels entscheiden wie ein Dart, der im Laufe des Spiels geworfen wird. So wie bei Michael van Gerwens Erstrundenaus in Dublin, bei dem der Weltranglistenerste 27 Checkin-Doppelfelder verpasste und seinen niedrigsten Average beim World Grand Prix seit 2012 spielte.
Diese Formkrise ermöglichte es Henderson, der die ungeraden Sätze begann und damit auch den letzten Satz anwerfen durfte, entscheidende Legs zu gewinnen, in denen „Mighty Mike“ keinen einzigen Wurf auf ein Finishing-Doppel hatte. Henderson verpasste in den sieben Legs, die er beginnen durfte, lediglich fünf Darts auf Tops, um in ein Leg zu kommen und ließ im entscheidenden Satz keine Break-Möglichkeit zu. Obwohl MvG insgesamt mehr Legs gewann als der Schotte (7:6), traf Henderson das Bullseye, wann immer er es brauchte und gewann auf diese Weise auch das spielentscheidende Leg, woraufhin der Niederländer seine Hoffnungen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung begraben musste.
Die besten Dartspieler der Welt können oft auf kurze Schwächephasen ihrer Gegner bauen, in denen sie das Blatt wenden, an ihnen vorbeiziehen und die Kontrolle über das Spiel übernehmen. Sollte Peter Wright in der ersten Runde der Players Championship Finals gegen den Underdog Steve „Muffin Man“ Hine auf eine solche Gelegenheit gewartet haben, so wartete er vergeblich. Hine übte bei seinem überraschenden 6:5-Sieg gegen die Nummer drei der Setzliste erfolgreich Druck auf den Schotten auf, indem er sich in jedem der letzten zehn Legs ein Finish stellte.
Obwohl er keine 180 warf und ausschließlich Legs gewann, in denen er mindestens zwei Darts zum Auschecken hatte, kämpfte sich Hine nach einem 1:3-Rückstand wieder zurück ins Spiel. Ihm gelangen 21 Aufnahmen mit zwei Treble-Treffern und drei aufeinanderfolgende 13-Darter bei eigenem Anwurf, mit denen er jegliche Break-Versuche seines Gegners zunichtemachte. „Gönn deinem Gegner keine Atempause und bringe ihn dazu, um jedes einzelne Leg kämpfen zu müssen.“ Diese Lehre kann man aus dem meisterhaften Erfolg des „Muffin Man“ in Minehead ziehen.
Drei ungewöhnliche Missgeschicke waren neben Paul Hogans Klasseleistung für das überraschende Drittrundenaus von Gary Anderson bei den UK Open verantwortlich. Im vierten Leg leistete sich Anderson einen Bouncer, der einen deutlich sichtbaren Kratzer auf der roten Trefferfläche hinterließ, als er ein 84er-Finish auf dem Bullseye vollenden wollte. Im anschließenden Leg verhinderte ein „Robin Hood“, dass der Schotte Hogan unter Druck setzen konnte, als der dritte Dart auf dem zweiten steckenblieb, was ihn 54 Punkte und zwei Darts auf die Doppel (und somit ein mögliches Break) kostete.
In einem der dramatischten Spiele des Jahres 2017 versuchte sich Anderson schließlich erneut an einem 84er-Finish auf dem Bullseye, diesmal im alles entscheidenden 19. Leg. Wieder hinterließ die Pfeilspitze einen Kratzer auf der Oberfläche des Bullseye – an fast exakt derselben Stelle wie ein paar Legs zuvor – und erneut fiel Andersons Pfeil auf den Boden. Hogan gewann jedes Leg, in dem Anderson ein solches Missgeschick unterlief, doch er hätte nicht davon profitieren können, wenn es ihm nicht gelungen wäre, sich in 16 der 19 Legs nach höchstens elf Darts ein Finish zu stellen.

Fehler, Bouncer und ein verhaltener Spielbeginn können einem Spitzenspieler in einem „Best-of-11-legs“-Match zwar des Öfteren mal zum Verhängnis werden, doch wenn es über eine längere Distanz geht, stellen sie kein Problem dar. Um die besten Dartspieler der Welt zu bezwingen, bedarf es natürlich auch einer gehörigen Portion Glück, jedoch haben Hogan, Hine und Henderson eindrucksvoll bewiesen, dass es ohne eine außergewöhnliche Leistung des Underdogs nicht geht.
Text: Dave Allen (PDC)
Übersetzung: Martin Rönnberg
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