Yips im Dartsport
Diplom-Sportwissenschaftler Martin Klämpfl vom Psychologischen Institut der Sporthochschule Köln hat Dartspieler zum Thema Yips befragt. Wir freuen uns, die Ergebnisse seiner Untersuchung veröffentlichen zu dürfen.
Ergebnisse der Umfrage
Eigenschaften der Teilnehmer
Insgesamt haben 357 (45 Frauen, 312 Männer) DartspielerInnen die Umfrage vollständig beantwortet. Davon haben 169 DartspielerInnen (47,3%) schon einmal einen Yips erfahren. Zum Zeitpunkt der Umfrage litten aktuell noch 115 DartspielerInnen (32,2%) (10 Frauen und 105 Männer) unter Yips. Das Alter der gegenwärtig Betroffenen reichte von 20 bis 57 Jahre und im Durchschnitt waren die Betroffenen 38,49 Jahre alt. Die gegenwärtig betroffenen DartspielerInnen spielten zwischen 1 und 30 Jahren Darts und im Schnitt 14 Jahre.
Charakteristiken der Yips
Der folgenden Tabelle können Sie die Häufigkeit der einzelnen Yips Charakteristiken entnehmen (Eine Mehrfachnennung war bei einzelnen Fragen möglich).
Yips Charakteristiken | Anzahl Teilnehmer | Prozentuale Häufigkeit |
Situation erstes Auftreten | ||
Training | 47 | 27,6% |
Übungsspiel | 21 | 12,4% |
Turnier | 39 | 22,9% |
Drucksituation | 58 | 34,1% |
Anders | 5 | 2,9% |
Physische Manifestation | ||
Zucken der Muskulatur | 23 | 20,0% |
Wackeln des Arms | 16 | 13,9% |
Zittern der Muskulatur | 13 | 11,3% |
Einfrieren der Bewegung | 44 | 38,3% |
Verkrampfen der Muskulatur | 62 | 53,9% |
Anders | 12 | 10,4% |
Betroffener Wurf | ||
Bull | 40 | 34,8% |
Doubles | 73 | 63,5% |
Triples | 70 | 60,9% |
Einfache Zahlen | 70 | 60,9% |
Andere | 10 | 8,7% |
Zeitpunkt des Auftretens in der Bewegung | ||
Zielen | 24 | 20,9% |
Während Abwurf | 61 | 53,0% |
Nach Abwurf | 14 | 12,2% |
Vor Abwurf | 75 | 65,2% |
Betroffene Körperteile | ||
Hand | 60 | 52,2% |
Unterarm | 67 | 58,3% |
Beine | 5 | 4,3% |
Oberarm | 42 | 36,5% |
Schulter | 21 | 18,3% |
Anders | 3 | 2,6% |
Betroffene Situationen | ||
Drucksituation | 81 | 70,4% |
Übungsspiel | 45 | 39,1% |
Training | 57 | 49,6% |
Turnier | 62 | 53,9% |
Anders | 6 | 5,2% |
Erfolgreiche Maßnahmen zur Vermeidung von Yips-Symptomen
Alle Teilnehmer (n=46), die angaben bereits einmal einen Yips erfahren zu haben, darunter aber aktuell nicht mehr leiden, wurden gefragt, warum sie glauben, aktuell keine Probleme mehr mit Yips zu haben. Folgende Antworten haben wir erhalten (Mehrfachnennungen waren möglich):
Maßnahmen/ Gründe für nicht mehr Yips | Anzahl Teilnehmer |
Weil ich mit einem anderen Dart werfe. | 4 |
Weil ich die Situationen meide, in denen Yips aufgetreten ist. | 1 |
Weil ich meinen Fokus/ Aufmerksamkeitsrichtung bei Würfen verändert habe. | 4 |
Weil ich meine Technik verändert habe. | 9 |
Weil ich meine Blickrichtung beim Werfen verändert habe. | 1 |
Weil ich keine Darts mehr spiele bzw. die von Yips betroffenen Würfe vermeide. | 1 |
Weil ich mentale/ psychologische Techniken/ Strategien angewandt habe, um die Yips zu überwinden. | 17 |
Weil ich einen anderen Stand habe als früher. | 4 |
Weil ich auf eine andere Art und Weise als hier angegeben die Yips überwunden habe. | 19 |
Ich weiß es immer noch nicht. | 5 |
Fazit
Die Ergebnisse sind den Ergebnissen früherer Umfragen aus den USA im Zusammenhang anderer Sportarten wie Golf sehr ähnlich (McDaniel et al., 1989; Smith et al., 2000), sodass der Schluss gezogen werden kann, dass allem Anschein nach auch Dartspieler von Yips betroffen sein können. Die Verbreitung im Dartsport ist dabei mit einer Prävalenzrate von 14-32% (Schätzung der aktuell Yips-Betroffenen zum Zeitpunkt der Umfrage) ähnlich hoch wie im Golfsport (28-53.5%) und übertrifft die des Tennis (2,5-6%, noch unveröffentlicht), sodass deutlich wird, dass die Yips auch im Darts eine nicht zu vernachlässigende Rolle zu spielen scheint. Im Gegensatz zum Tennis sind die Prävalenzzahlen deutlich höher. Dies kann jedoch auch daran liegen, dass die Dunkelziffer im Tennis aufgrund der erschwerten subjektiven Zugänglichkeit erhöht ist. Anders als im Tennis kann der Dartspieler nach jedem Wurf innehalten und diesen bewerten und so eine subjektive Einschätzung abgeben.
Diese weite sportartübergreifende Verbreitung der Yips schreit förmlich nach weiteren Forschungen um Betroffenen in Zukunft einen wissenschaftlich fundierten Behandlungsansatz anbieten zu können.
Durch diese Umfrage lässt sich die Yips im Darts als ersten Schritt etwas genauer charakterisieren. Yips äußert sich im Darts auf vielfältige Art und Weise, hauptsächlich lässt es sich aber beschreiben als Einfrieren oder Verkrampfen der oberen Extremität kurz vor oder während des Abwurfs des Darts, das vor allem in Drucksituationen auftritt.
Entwicklung der Forschungsprojekte zu Yips im Dart
Die Yips-Forschung in Deutschland wird aktuell gleich an zwei Standorten vorangetrieben. Neben dem Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln, hat sich auch das Excellenz Cluster der Universität Bielefeld die Erforschung der Yips zum Ziel gesetzt. In Zusammenarbeit planen beide Universitäten langfristig einen effektiven Behandlungsansatz für Betroffene zu entwickeln. Dazu ist es jedoch notwendig, die Yips nicht nur besser zu verstehen, sondern auch objektiv messen zu können, um somit mögliche Verbesserungen quantifizieren zu können. Das heißt, als erstes müssen wir eine Methode entwickeln um den Yips verlässlich von „nur schlechten sportlichen Leistungen“ unterscheiden zu können.
Vornehmlich wird Yips im Golfsport untersucht, doch ist es unabdingbar auch andere Sportarten wie Tennis, Darts, Minigolf und Bogensport mit in die Untersuchung miteinzubeziehen, um weitreichende Erkenntnisse in diese Thematik gewinnen zu können. Darüber hinaus sind auch in diesen Sportarten die Prävalenz, sowie der Leidensdruck hoch und sollten daher nicht in den Hintergrund geraten.
Referenzen
McDaniel, K. D., Cummings, J. L., & Shain, S. (1989). The ‘yips’: a focal dystonia of golfers. Neurology, 39, 192-5. Smith, A. M., Malo, S. A., Laskowski, E. R., Sabick, M., Cooney III, W. P., Finnie, S. B., Crews, D. J., Eischen, J. J., Hay, I. D., Detling, N. J., & Kaufman, K. (2000). A multidisciplinary study of the ‘Yips’ phenomenon in golf: An exploratory analysis. Sports Medicine, 30, 423-437