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Entspannte Konzentration:
Das Merkmal der Meister
Timothy Gallwey wurde 1938 in San Francisco geboren. Er veröffentlichte mehrere Bestseller, in denen er die Prinzipien und Methoden für ein Lernen und Coaching mit "Inner Game" darlegt.
Was ist entspannte Konzentration?
Entspannte Konzentration ist einfach die Fähigkeit, sich völlig zu konzentrieren. Sie tritt auf, wenn Hingabe, Fertigkeit und Aufmerksamkeit sich in eine Richtung bündeln. Dies bedeutet, wirklich bewusst und frei von Angst, Zweifel und Verwirrung zu sein. Dank ihrer konnte Ted Williams manchmal sagen, er könne den auf ihn zu fliegenden Baseball so gut sehen, "dass er für mich fast still steht". Künstler der Kampfsportarten aus dem Osten und dem Westen wissen schon lange, dass bei totaler Konzentration das Gemüt nicht durch das von uns so genannte bewusste Denken belastet wird; nur dann zeichnen sich ihre Aktionen durch höchste Genauigkeit aus. Oder wie der Meister in Eugen Herrigels Buch "Zen und die Kunst des Bogenschießens" sagt: "Ein einziger bewusster Gedanke, der durch den Kopf schwirrt, lenkt den Pfeil in der Richtung auf sein Ziel ab."
Eine akademischere, aber einsichtige Beschreibung dieses Zustands beim Spiel wie bei der Arbeit lieferte Professor Mihaly Csikszentmihaly von der Chicagoer Universität. Er spricht vom "Zustand des Fließens" und schreibt:
Im Zustand des Fließens folgt Aktion auf Aktion entsprechend einer inneren Logik, die anscheinend keiner bewussten Intervention durch den Akteur bedarf. Er erfährt diesen Zustand als konzertierte Aktion in einem Kontinuum. Er übt die Kontrolle über die Aktion aus. Die Unterschiede zwischen sich und seiner Umwelt, zwischen Reiz und Reaktion, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft heben sich auf.
Er sagt weiter, dass die Erfahrung des Fließzustandes von Natur aus derart erfreulich ist, dass man sie um ihrer selbst willen sucht, nicht wegen irgendwelcher Belohnungen, die daraus resultieren können. Er weist darauf hin, dass dieser Zustand auf dem Schlachtfeld und in vielen anderen Extremsituationen erfahren wurde, und belegt damit, dass er selbst bei tödlicher Bedrohung auftritt.
Natürlich berichten auch Künstler und Sportler, dass sich bei ihrer Tätigkeit ein Wohlgefühl einstellt. Sportler sagen: "Alles im grünen Bereich". Schachspieler, Bergsteiger, Rennfahrer, Kreative, Tänzer, Redner, sogar Liebende beschreiben diesen flüchtigen Zustand. Sie loben ihn, empfehlen ihn, unterstreichen seinen Wert an sich und die oft überraschenden Resultate, für die er sorgt. Nach meiner Erfahrung reagieren diese Menschen auf das in diesem Zustand Erreichte oft mit Überraschung und Demut, weil sie Urheberschaft weniger in diesem Zustand vermuten, als vielmehr in irgendetwas, das außerhalb ihres Einflusses liegt. Gewöhnlich scheuen sie sich, diesen Zustand anderen nahe zu bringen. Sie wissen intuitiv, dass weder Worte noch Formeln dem Schüler oder Lehrer das Tor zu dieser wertvollen Erfahrung öffnen.
Der Zustand der entspannten Konzentration wird häufig für Bestleistungen verantwortlich gemacht. Umgekehrt werden schwache Leistungen nicht selten auf sein Fehlen zurückgeführt. Das gilt für Sport auf jedem Niveau.
Es gibt keine Zauberformel und kein Patentrezept, um sozusagen automatisch in diesen optimalen Zustand zu verfallen. Vielleicht ist der Zustand, nach dem wir suchen, bereits vorhanden; aber wir können ihn nicht bewusst anstreben. Denken und entspannte Konzentration schließen einander aus - die Katze beißt sich in den eigenen Schwanz.
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