Rebecca Rienhoff hat im Oktober 2010 mit dem Promotionsstudium im Bereich Sportpsychologie an der Universität Münster begonnen. Derzeit beschäftigt sie sich mit dem "Quiet-Eye Phänomen im Sport". Wir freuen uns, einen Artikel zu diesem Thema auf Darts1 veröffentlichen zu dürfen.
Quiet Eye und Expertise im Dart - Die Bedeutung peripherer und fovealer Informationsaufnahme
Rebecca Rienhoff, Jörg Schorer, Lennart Fischer & Bernd Strauß
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Schlüsselwörter: Perzeptuelle Expertise, Quiet Eye
Einleitung
Das Quiet Eye ist definiert als letzte Fixation oder als letztes Tracking vor einer Bewegungsausführung (Vickers, 2009). Die Länge dieser letzten Fixation geht sowohl mit dem Expertiseniveau, als auch mit der Trefferleistung einher (Vickers, 1996). Vickers (2009) nimmt an, dass die Quiet Eye Dauer die benötigte Zeit zur Verarbeitung der aufgenommenen Informationen repräsentiert. Unklar bleibt, ob hier lediglich der Bereich der fovealen Informationsaufnahme gemeint ist. Ziel der Studie ist es zu überprüfen, inwiefern foveale und periphere Informationsaufnahme Einfluss auf die Quiet Eye Periode haben.
Methode
Hierzu wurde das Contingent Change Display Paradigm angewandt (McConkie & Rayner, 1975). In einer Laboruntersuchung wurden 16 Novizen und 13 Fortgeschrittene untersucht. Die Aufgabe bestand darin, in 45 Dartwürfen (drei Blöcke à 15 Wurf mit gesamter, fovealer und peripherer Sicht) das Bulls Eye so präzise wie möglich zu treffen.
Ergebnisse
Signifikante Unterschiede zwischen Novizen und Fortgeschrittenen konnten in Treffergenauigkeit und Trefferkonstanz nachgewiesen werden, F(1,27) = 26.87, p < .01, μ²p = .50; F(1,27) = 20.24, p < .01, μ²p = .43. Unterschiede zwischen den Sichtbedingungen ergaben sich lediglich in der Trefferkonstanz, F(1,27) = 132.68, p < .01, μ²p = .83, ebenso wie eine Interaktion zwischen Sichtbedingung und Expertiselevel, Fs(1,27) = 15.76, p < .01, μ²p = .37. Die Quiet Eye Dauer zeigte lediglich deskriptive Unterschiede für das Expertiselevel.
Diskussion
Die Trefferleistung der Probanden wird nicht signifikant durch die manipulierten Sichtbedingungen beeinflusst. Lediglich die Trefferkonstanz zeigt für Expertiseniveau, Sichtbedingung und deren Interaktion einen signifikanten Unterschied. Die Quiet Eye Dauer der Novizen scheint durch die Sichtbedingungen beeinflussbar zu sein, während die Dauer bei den Fortgeschrittenen konstant bleibt. Die Annahme, die foveale Informationsaufnahme sei der entscheidende Quiet Eye Mechanismus konnte nicht bestätigt werden.
Literatur
McConkie, G. W., & Rayner, K. (1975). The span of the effective stimulus during a fixation in reading. Perception and Psychophysics, 17, 578-586.
Vickers, J. N. (1996). Visual control when aiming at a far target. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 22, 342-354.
Vickers, J. N. (2009). Advances in coupling perception and action: The quiet eye as a bidirectional link between gaze, attention, and action. Progress in Brain Research, 174, 279-288.
Rienhoff, R., Schorer, J. Fischer, L., & Strauß, B. (2011). Quiet Eye und Expertise im Dart – Die Bedeutung peripherer und fovealer Informationsaufnahme. In J. Ohlert & J. Kleinert (Hrsg.) Sport vereint - Psychologie und Bewegung in Gesellschaft. 43. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) vom 02.-04. Juni 2011 in Köln (. S.116). Hamburg: Czwalina.
Einen erweiterten Artikel gibt es im englischen Original zum Download:
Quiet eye duration is associated with throwing results in darts