Selbstgespräche und rosa Elefanten
Ratschläge zur mentalen Seite des DartsSpieles von Karl Hartmann
Ich beginne meinen Artikel mit der Aufforderung, nicht an rosa Elefanten zu denken. Denk nicht an rosa Elefanten, die auf den Zehenspitzen Ballett tanzen. Stell Dir keine rosa Elefanten vor, die sich im Kreis drehen oder in die Luft springen, ihre Arme weit ausgestreckt und ihren Rüssel hoch haltend. Tatsächlich solltest Du überhaupt nicht an Elefanten denken!
Nun, woran hast Du gerade gedacht?
Ich habe vor einiger Zeit in einem "Blind-Draw" gespielt und mein Partner hatte einen schwierigen Abend. Er warf einen Dart nach dem anderen aufs Board und verfehlte ein ums andere Mal sein Ziel. Im weiteren Verlauf des Spiels hörte ich ihn zu sich sagen: "Ich weiß nicht, was mit mir heute Abend los ist! Ich treffe einfach keine Zwanzig!". Ich riet ihm, er solle sich entspannen und einfach seine Darts werfen, wie er es Zuhause tut. Die guten Darts sind da und sie werden irgendwann wieder kommen. Ich behielt die Situation im Hinterkopf und dachte, ich könnte darüber schreiben. Hier ist das Ergebnis.
Wahrscheinlich wunderst Du dich jetzt, was rosa Elefanten mit dem Dartsspiel zu tun haben. Das ist ganz einfach: Alles!
Unser Verstand ist ein bemerkenswertes Werkzeug, aber er hat einen Mangel. Er kann lediglich eine Information auf einmal verarbeiten. Er kann zwischen verschiedenen Punkten hin und her schalten; trotzdem kann er sich nur mit einer Informationsreihe auf einmal beschäftigen.
Als nächstes möchte ich die Idee erwähnen, dass unser Verstand nicht in der Lage ist, sich etwas, was nicht vorhanden ist, bildlich vorzustellen. Das ist kein natürlicher Fehler des Verstands. Das ist ein Fehler, begründet in der Art unserer Informationsvermittlung. Etwas, was nicht vorhanden ist, liefert nicht genug Information, damit unser Verstand seine Arbeit erledigen kann.
Wenn ich jemanden auffordere, nicht an rosa Elefanten zu denken, ist die Abwesenheit der Elefanten das, was nicht vorhanden ist, aber was macht nun der Verstand? Wenn Dein Verstand wie meiner ist, beginnt er sofort damit, sich rosa Elefanten vorzustellen, nicht die Abwesenheit von Elefanten.
Wenn sich unser Verstand mit Selbstgesprächen beschäftigt, erzeugen wir oft rosa Elefanten. Und es sollte für jeden, der sich mit diesem Sport beschäftigt klar sein, dass wir nicht unsere beste Leistung bringen können, während wir über rosa Elefanten nachdenken.
Laßt uns zu den zwei Beispielen von Selbstgesprächen zurückkehren. Im ersten Fall ist der Ausspruch "Ich weiß nicht, was mit mir heute Abend los ist" ein Beispiel für etwas nicht Vorhandenes. Das Gehirn hat keinerlei Information erhalten und begibt sich auf die Suche nach dem schwer fassbaren rosa Elefanten. "Versteckt sich der rosa Elefant im Wurf, in der Haltung, der Konzentration oder dem Griff?" Wir wissen es nicht, aber die Suche geht weiter. Wir kommen gar nicht auf den Gedanken, dass die Suche selbst das eigentliche Problem sein kann. Wie kann man sich darauf konzentrieren, ein Ziel zu treffen, wenn man gleichzeitig nach rosa Elefanten sucht?
Auch im zweiten Ausspruch "Ich treffe einfach die Zwanzig nicht" beherrscht der rosa Elefant unseren Verstand. "Ich treffe einfach die Zwanzig nicht" ist etwas nicht Vorhandenes. Solange wir an diesen rosa Elefanten denken, konzentrieren wir uns nicht auf das Sachliche: "Wirf den Dart in die Zwanzig!" Eine ähnliche Aussage, bei der ich mich ertappe ist "Ich kann nicht aus der Fünf bleiben!" Das ist im Grunde das Gleiche. Wenn die Darts wirklich nicht die Fünf treffen würden, wohin würden sie dann gehen? Ich habe meinem Gehirn keine Information bezüglich der korrekten Flugbahn des Dart gegeben. Mein Fokus ist nicht klar, selbst wenn ich zum Oche gehe und sage: "Sammle Dich und treffe jetzt dreimal die Zwanzig", ist mein Selbstgespräch unbeständig und dadurch habe ich meinen Verstand daran gehindert in ein beruhigendes Wiederholungsmodell zu gleiten.
Diese Beispiele sind nicht die einzigen Arten von Aussprüchen, denen es gelingt unseren Verstand auf eine Zirkus-Safari bei der Suche nach rosa Elefanten zu schicken. Es scheint als ob alle negativen Selbstgespräche die Eigenschaft haben uns auf die Fährte der rosa Elefanten zu führen und rosa Elefanten sind, ich hoffe, ihr seht es ein, dem Dartspiel abträglich.
Eine gute Möglichkeit die rosa Elefanten zu verscheuchen ist es, sie überhaupt wahr zu nehmen. Wenn man Worte wie kann nicht, sollte nicht, darf nicht, will nicht oder nicht in seinen Selbstgesprächen hört, kann man darauf wetten, dass ein rosa Elefant in der Nähe lauert. Wenn man einen rosa Elefant sieht, sollte man sich daran erinnern, dass man Darts spielt und sich nicht auf einer Zirkus-Safari befindet. Denkt an etwas Positives: "Wirf den Dart gerade, treffe das Ziel, fließend und natürlich, sammle Dich..." Positive Selbstgespräche können vom Verstand sichtbar gemacht werden. Zum Beispiel ist "Triff das Triple" etwas, was ich tatsächlich sehen kann, wenn mein Dart es tatsächlich tut. Man kann sogar, abhängig von seinem Können und seinem Wohlergehen genauer werden: "Genau in der Mitte des Triples!" Wenn diese Gedanken den Verstand besetzten und Bilder erzeugen, gibt es keinen Platz für rosa Elefanten.
So vermitteln letzten Endes positive Selbstgespräche eine klare Vorstellung davon, was wir tun wollen. Positive Selbstgespräche sind konkret und präzise, und wenn man sie führt, wird man feststellen, dass es für rosa Elefanten keinen Platz mehr gibt.