Darts-WM 2025: Erst der Geniestreich, dann brachte Kai Gotthardt mit lediglich drei verpassten Checkout-Darts den Gegner ins Spiel hinein

Den Neun-Darter durften wir dieses Jahr schon am vierten Spieltag genießen, mit dem „Big Fish“ hat es hingegen etwas länger gedauert. Nick Kenny zog diesen in seiner gestrigen Abendpartie gegen Stowe Buntz an Land, und das schönste daran war, dass es den krönenden Abschluss unter einen hervorragenden 3:0-Satzerfolg bildete, stilvoller kann man ein Match kaum beenden. Im 3:0-Schnelldurchlauf preschte auch Callan Rydz durch seine Partie, mit einem Average von über 107 Punkten überrollte er Romeo Grbavac regelrecht. Einen engen Kampf auf Augenhöhe lieferten sich hingegen Matt Campbell und Mensur Suljovic, mit dem besseren Ende für den Kanadier. Das bislang epischste Drama des laufenden Turniers gestalteten jedoch Michael Smith und Kevin Doets, hier wechselte das Momentum so häufig die Seiten, dass einem schon beim Zuschauen schier schwindlig wurde. Jedes Mal, wenn man glaubte, jetzt hat ein Spieler das Match in der Tasche, das lässt der sich keinesfalls mehr nehmen, wurde man eines Besseren belehrt, denn der andere übernahm urplötzlich und ebenso unerwartet wieder das Steuerrad. Letztendlich war es Kevin Doets, der die Nerven behielt, den Weltranglistenzweiten aus dem Rennen um die WM-Krone warf und damit für die Überraschung schlechthin sorgte. Mit Michael Smith musste der nächste gesetzte Spieler die Koffer packen. Nachdem er vor zwei Jahren die Weltmeisterschaft für sich entschieden hatte, muss er sich nun obendrein arge Sorgen um seine Position in der PDC Order of Merit machen. Trotz alledem hatte Michael Smith bereits im Vorfeld betont, dass er dennoch ein Weltklasse-Topspieler bleibe, auch wenn er hier verlieren würde. Extrem viele Punkte hatte auch Gabriel Clemens zu verteidigen gehabt, nachdem er 2023 das Halbfinale erreicht hatte, wäre hier ein Weiterkommen, betreffend jener Punkte, von essentieller Bedeutung gewesen, aber das war gestern Nachmittag sicher nicht seine hauptsächliche Motivation, beim Antritt gegen Robert Owen. Auch der hatte noch zusätzliche Gedanken, im Hinblick darauf, wie ausschlaggebend ein Sieg hier war, bei ihm waren es sogar existenzielle Gründe, denn es ging um den Erhalt der Tour Card. Es schien, als sei der Weg zum Checkout für Gabriel Clemens verbarrikadiert, alle Doppelfelder waren wie zugenagelt. Erst im dritten Satz fuhr der Deutsche zur Höchstleistung auf und übersprang die uneinnehmbar wirkende Mauer der Doppelsperre. Doch zu diesem Zeitpunkt war es schon zu spät, ein Set konnte er noch überlegen für sich verbuchen, aber im vierten Satz war Robert Owen wieder zur Stelle und rannte über die Ziellinie. Gabriel Clemens ist somit raus aus dem Turnier, und auch der zweite Deutsche konnte am Abend nicht mit dem Sieg nach Hause gehen. Niko Springer hatte ein vorzügliches WM-Debüt abgeliefert und sein Bestes gegeben. Sein Scoring war außerordentlich stark, aber letzten Endes vergab er zu viele Chancen auf Doppel. Hier war der erfahrene Scott Williams einfach stabiler unterwegs und siegte schließlich sicher mit 3:1. Wobei das klare Ergebnis keineswegs den Matchverlauf wiedergibt, Niko Springer hat sich bei seinem ersten Ally Pally-Auftritt bestens verkauft. Für eine weitere Überraschung war gestern Nachmittag auch Lok Yin Lee gut, sein westlicher Name ist übrigens, wie er selbst kundtat, bezeichnenderweise: Lok Yin Matthew Lee. Nachdem Chris Landman den ersten Satz noch zielstrebig nach Hause gebracht hatte, gelangen Lok Yin Lee neun Leggewinne in Serie, drei Sets zu Null bedeuteten den 3:1-Satzerfolg für den jungen Spieler aus Hongkong. Ein ähnliches Szenario spielte sich bei der Begegnung Martin Lukeman versus Nitin Kumar ab, hier allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Denn da war es der Außenseiter aus Indien, der zunächst mit 1:0 in Sets in Führung ging, bevor auch der favorisierte Martin Lukeman, der sich selbst als Langsam-Starter bezeichnet, in sein Spiel hineinfand und letztlich überzeugend mit 3:1 gewann.

Und schon startete die insgesamt neunte Session dieser WM

Den Anfang machten am heutigen Nachmittag Stephen Burton und Alexander Merkx, der sich selbstbewusst den Spitznamen „Alexander the Great“ gegeben hat. Und dass er zu großen Taten imstande ist, bewies der Niederländer auch gleich im ersten Satz. Nachdem Alexander Merkx das Ausbullen gewonnen hatte, ließ er sich auch den ersten Durchgang nicht entgehen, 1:0. Stephen Burton hatte jedoch im zweiten Durchgang die geeignete Antwort parat: das 100er-Finish (20, T20, D10) zum Ausgleich, 1:1. Ein unfassbar zähflüssiges Leg entwickelte sich im dritten Durchgang, schließlich war es Alexander Merkx, der den insgesamt 22. Versuch in der Double-6 unterbrachte, 2:1. Im vierten Leg warf der 30-Jährige, der aus dem niederländischen Dommelen stammt und heute in dem etwa 15 km westlich davon entfernten Hapert beheimatet ist, die Angelrute aus, die ersten beiden Würfe landeten auch in der anvisierten Triple-20, allein der dritte Pfeil fand lediglich den Weg in die einfache Elf. Doch auch die verbliebenen 39 Zähler wurde Alexander Merkx noch quitt, schon war die 1:0-Satzführung fixiert. Auch im zweiten Set war der Niederländer ausgesprochen resolut unterwegs, beherzt nahm er seinem Gegner im ersten Leg mit 14 Treffern den Anwurf ab, 1:0. Mit dem 13-Darter im zweiten Durchgang: 137 – 140 – 91 – 93 – 40, bestätigte er das Break, 2:0.

„Alexander der Große“ hievt die Bürde der Erwartung locker in die Höhe, erfährt dabei aber auch wenig Gegenwehr

Stephen Burton bäumte sich im dritten Leg nochmal kurzzeitig auf und grätschte mit dem 1:2 dazwischen. Double-Trouble verhinderte im vierten Durchgang, dass Alexander Merkx sein begonnenes Leg frühzeitig einkassierte. Nachdem sich „Alexander the Great“ mit der 180 einen großartigen Set-up-Shot geliefert hatte, brauchte er acht weitere Versuche, um auch die übriggebliebene 28 loszuwerden, bevor er den nächsten Satz einsackte, 2:0. Im ersten Durchgang des dritten Sets war dann Stephen Burton mit dem 13-Darter zur Stelle: 65 – 125 – 180 – 91 – 40, der gereichte ihm zum Break, 1:0. Aber schon im zweiten Leg wollte es dem 37-Jährigen aus Ipswich nicht gelingen, besagtes Break auch abzusichern, es war abermals ein äußerst schwerfälliger Gang beider Akteure, letztendlich war es abermals Alexander Merkx, der den fünften Breakdart ins anvisierte Doppel feuerte und so das sofortige Re-Break erzielte, 1:1. Anders als zuvor seinem Kontrahenten, gelang es dem Niederländer anschließend jenes Break zu bestätigen, 2:1. Stephen Burton wusste sich im vierten Durchgang nochmal zu wehren, obwohl er das 101er-Finish knapp verpasste, hielt er sein begonnenes Leg und glich wieder aus, 2:2. Aber auch Alexander Merkx ließ sich im Decider seinen Anwurf nicht nehmen, mit zwei Würfen (T20, D6) schritt er völlig ungefährdet, mit dem 3:0-Satzerfolg in der Tasche, über die Ziellinie. Mit einem Average von gerade mal 78,41 Punkten, (Stephen Burton gar nur mit 75,63 im Schnitt), war es keine große Performance, die „Alexander the Great“ in dieser Auseinandersetzung abgeliefert hatte, aber die Eroberung des Matches und die Fortsetzung des Feldzuges um die Krone der WM war es allemal, und das dürfte für ihn in diesem Moment wohl auch das Wichtigste gewesen sein.

Alexander Merkx 3:0 Stephen Burton
78,41 Average 75,63
4 180s 1
72 High Finish 100
0 100+ Checkouts 1
9/28 Finishing 4/13

Es wurde immer internationaler, nun war auch der Gast aus Südafrika im Ally Pally eingetroffen

Als nächstes stand die Begegnung Wessel Nijman versus Cameron Carolissen auf dem Plan. Cameron Carolissen hatte das Ausbullen gewonnen, begann das Match auch gleich mit der 180, aber gegenüber hatte Wessel Nijman schon im ersten Leg das exzellente High Finish zur Verfügung: 139 Restpunkte löschte der Niederländer mit Triple-19, Bullseye und Double-16, und schaffte das Break, 1:0. Auch im zweiten Durchgang platzierte Wessel Nijman beim Checkout einen Pfeil im Bullseye, diesmal war es der entscheidende dritte Wurf, mit dem er das 88er-Finish (20, 18, 50) vollendete. Somit hatte er das zuvor erlangte Break abgesichert, 2:0. Im dritten Leg reichten Cameron Carolissen sieben Checkout-Versuche nicht aus, um das begonnene Leg heimzubringen, Wessel Nijman setzte erneut das Break, was für ihn gleichzeitig den Satzgewinn zu Null bedeutete, 1:0.

Ab dann war Cameron Carolissen, nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Match angekommen

Relativ schwerfällig ging es im ersten Durchgang des zweiten Sets voran, mit dem insgesamt 21. Wurf hatte Wessel Nijman das Leg doch noch über die Ziellinie gerettet und seinen Anwurf gewahrt, 1:0. Nach den ersten vier Legverlusten präsentierte Cameron Carolissen einen gekonnten Set-up-Shot (136), es war das Fundament, auf dem er seinen ersten Leggewinn aufbaute, mit insgesamt 14 Treffern war auch der 28-Jährige aus Kapstadt auf der Leganzeigengrafik gelandet, 1:1. Wessel Nijman antwortete mit dem 13-Darter im dritten Durchgang: 140 – 81 – 140 – 100 – 40, 2:1. Nur einen Wurf mehr als sein Kontrahent benötigte Cameron Carolissen im vierten Leg, in dem beide Protagonisten auch die 180 ablieferten, abermals war es der 14-Darter, der dem Südafrikaner zum Leggewinn verhalf, Ausgleich zum 2:2. Im Entscheidungsleg hatten beide Spieler ebenfalls das Maximum zur Hand und auch im Hinblick auf die jeweilige Wurfanzahl fand hier ein kleines Déjà-vu statt. Denn wie zuvor Cameron Carolissen mit seinen wiederholten 14 Treffern, drückte auch Wessel Nijman hier nochmal die Repeat-Taste, der 13-Darter (140 – 180 – 83 – 58 – 40) bescherte ihm den zweiten Satz.

Bis hierhin war alles klar, der Favorit war unangefochten vorneweg geeilt

Im ersten Durchgang des dritten Sets war die Luft dann ein wenig raus beim Niederländer, man könnte auch sagen, die Nerven kamen ins Spiel. Cameron Carolissen nutzte die Gunst der Stunde und griff sich mit Anwurf das 1:0. Sein eigenes Leg im zweiten Durchgang begann Wessel Nijman mit der 140, ließ der die nächste 180 folgen, aber als es auf die Zielgerade zuging, landeten vier Pfeile überall, nur nicht im angepeilten Doppel. Cameron Carolissen schlug aus dem Missgeschick des Gegners Kapital und erzielte, nicht zuletzt dank der optimalen Vorbereitung (137), mit insgesamt 15 Treffern sein erstes Break in dieser Partie, 2:0. Das eben errungene Break konnte der Südafrikaner im darauffolgenden Leg auch bestätigen, ein weiteres Mal war es der 14-Darter, das gekonnte zwei-Dart-Finish (T20, D4) von 68 Restpunkten inklusive, der Cameron Carolissen diesmal gar den Satzgewinn zu Null bescherte, 1:2. Auch im ersten Durchgang des vierten Sets schnappte sich Cameron Carolissen den Anwurf seines Gegenübers, der einfach keine Doppel mehr traf, und ging mit 1:0 in Führung. Wessel Nijman revanchierte sich im zweiten Leg postwendend mit dem Re-Break, auch bei ihm war es wieder der 13-Darter (139 – 140 – 46 – 140 – 36), der hier prompt für den Ausgleich sorgte, 1:1. Cameron Carolissen hatte in diesem Durchgang durchaus seine Chancen gehabt, das zuvor erzielte Break abzusichern, aber das 78er-Finish scheiterte an der Double-9. Wessel Nijman packte im dritten Durchgang das High Finish, 115 (19, T20, D18) aus, das sicherte ihm seinen Anwurf, 2:1, wohingegen Cameron Carolissen im vierten Leg 61 Rest loswurde und ebenfalls sein begonnenes Leg nach Hause brachte, 2:2. Wieder war der Decider fällig, den Wessel Nijman beginnen durfte. Cameron Carolissen hielt zu Beginn die 100 und die 180 parat, war auch drauf und dran, jenen Aufnahmen das nächste Maximum folgen zu lassen, aber der dritte Wurf auf die Triple-20 landete unverblümt auf dem Boden. Der Bouncer konnte ihn jedoch nicht aus dem Gleichgewicht bringen, und auch wenn der Profi aus Kapstadt für die Restforderung von 101 Zählern abermals drei Gänge ans Oche benötigte, schaffte er das neuerliche Break und glich an dieser Stelle in Sätzen aus, 2:2.

Gelingt hier dem nächsten „Underdog“ die Sensation? – Die Chancen dafür waren jedenfalls gegeben

Alles wieder offen, spannender konnte es kaum werden. Wessel Nijman, der bislang noch kein Match im Ally Pally gewinnen konnte, wusste, er hat abermals einen starken Erstrundengegner zugelost bekommen, konnte aber nicht wirklich damit rechnen, dass ihm der weit unerfahrenere Kontrahent derart massiv Paroli bieten würde. Es ging in den Entscheidungssatz, in dem Cameron Carolissen den ersten Anwurf hatte. Im ersten Durchgang konnte er den Vorteil der zusätzlichen drei Pfeile auch durchaus nutzen. Im Endspurt einmal mehr auf der 61 gelandet, versenkte er den insgesamt 15. Wurf in der Double-16, das war das 1:0 für ihn. Beide Spieler abermals mit der 180 im zweiten Durchgang, aber der passende Set-up-Shot (125) von Cameron Carolissen kam zu spät. Obgleich Wessel Nijman zunächst nur haarscharf den Außendraht des Bullseye kratzte und dabei das 88er-Finish verpasste, konnte er mit insgesamt 15 Treffern zum 1:1 ausgleichen. Im dritten Leg ging Cameron Carolissen wieder in Führung und stand kurz vor dem sensationellen Einzug in die zweite Runde. 15 Treffer, das 62er-Finish im Preis inbegriffen, hatten ihm das 2:1 beschert. Zum wiederholten Male nagelten im vierten Durchgang beide Akteure die 180 ans Board, aber es war Wessel Nijman, der das Leg mit dem 11-Darter veredelte: 134 – 180 – 137 – 50, Ausgleich zum 2:2. Angespornt von der eigenen Entschlossenheit, bekam Wessel Nijman auch im Endspurt des Entscheidungslegs im Entscheidungsset seine Nerven in den Griff, willensstark begann er gegen den Anwurf mit der 180, ließ der die 96 und die 140 folgen, es blieben 85 Punkte Rest. Beim nächsten Gang ans Oche probierte er das Bullseye-Finish, aber der Wurf auf das 50er-Segment missglückte um Haaresbreite. Er durfte jedoch nochmal ran, traf mit dem insgesamt 14. Pfeil auch die Double-8 der verbliebenen 25, damit hatte er den 3:2-Matcherfolg eingetütet. Cameron Carolissen war in diesem Durchgang ein wenig auf der Strecke geblieben, Treffer in der einfachen Eins und zweimal in der Triple-1 hatten das ihrige dazu beigetragen. Letztendlich war es ein glücklicher Sieg für den Favoriten, der Außenseiter war nur äußerst knapp an der Sensation vorbeigeschrammt.

Wessel Nijman 3:2 Cameron Carolissen
94,83 Average 95,90
7 180s 6
139 High Finish 84
2 100+ Checkouts 0
11/26 Finishing 10/32

Nur drei Partien an diesem denkwürdigen Nachmittag

Als John McDonald, wieder zum Mikrofon griff, musste man annehmen, dass er, wie gewohnt, die nächsten beiden Spieler aufrufen würde, Ian White und Sandro Sosing wären nun an der Reihe gewesen. Aber der Gesichtsausdruck von John McDonald, der sonst so unbändig freudige Erregung preisgibt, war ausgemacht ernst und verriet sofort, dass hier etwas im Argen lag. Statt der beiden Akteure, musste der Master of Ceremonies ankündigen, dass die nächste Begegnung ausfallen würde. Der 41-jährige Sandro Sosing von den Philippinen hatte einen beunruhigenden Druck im Brustbereich verspürt, der zu heftigem Unwohlsein führte. Sandro Sosing wurde zur abklärenden Untersuchung ins Krankenhaus gebracht, man wollte kein Risiko eingehen, die Gesundheit der Spieler geht vor. John McDonald versprach, die Zuschauer auf dem Laufenden zu halten und kündigte an, dass der Beginn des vierten Nachmittagsmatches somit vorgezogen würde.

Der zweite Auftritt des WM-Debütanten stand an und der Deutsche zeigte dem Weltranglistenachten erstmal, wo`s langgeht

Besagtes Zweitrundenpartie war dann auch gleichsam der Höhepunkt aus deutscher Sicht, denn hier trat Kai Gotthardt gegen Stephen Bunting an. Natürlich war die Favoritenrolle klar vergeben, schließlich stand der WM-Debütant aus Deutschland hier der aktuellen Nummer Acht der Weltrangliste gegenüber. Vom ungleichen Positionen-Verhältnis war jedoch zunächst überhaupt nichts zu verspüren, im Gegenteil der 29-jährige Esslinger überrollte seinen arrivierten Gegner im ersten Durchgang regelrecht. Stephen Bunting, der 2014 immerhin zum BDO-Weltmeister gekürt wurde und dieses Jahr amtierender Masters-Champion ist, kam im ersten Set kaum zur Geltung.

Schon das Ausbullen hatte Kai Gotthardt für sich entschieden, in Durchgang Eins bereitete er sich mit der 80 als ideale Vorbereitung, die 24 auf, die war mit dem ersten Wurf der nächsten Aufnahme Geschichte, 1:0. Im zweiten Durchgang ließ Stephen Bunting vorerst noch zwei Versuche auf Double-16 liegen, das begonnene Leg holte er sich trotzdem, 1:1. Im dritten Durchgang hatte Kai Gotthardt nicht nur bereits seine zweite 180, plus einen ausgezeichneten Set-up-Shot parat, er benötigte zudem nicht mehr als 13 Würfe (100 – 91 – 180 – 122 – 8), um die erneute Führung zu festigen, 2:1. Beide Protagonisten mit der 180 im vierten Durchgang, doch es war Kai Gotthardt, der daraus insgesamt 14 wohlplatzierte Würfe zu erzielen verstand, wobei er abschließend das 63er-Checkout mit zwei exzellenten Treffern (T13, D12) ausmachte. Damit hatte der Deutsche neuerlich das Break gelandet und den Satzgewinn zementiert, 1:0. Das nächste Maximum hämmerte Kai Gotthardt im ersten Leg des zweiten Sets ans Board, mit zwei Würfen (16, D16) eliminierte er auch die verbliebene 48 und mit insgesamt 15 Pfeilen hatte er dem Gegner den nächsten Anwurf abgenommen, 1:0. Stephen Bunting antwortete im zweiten Durchgang mit dem 13-Darter: 140 – 121 – 100 – 100 – 40, der verhalf ihm zum umgehenden Re-Break, 1:1. Im dritten Durchgang hatte sich der Engländer mit der 88 die Acht gestellt, die eliminierte er beim nächsten Gang ans Oche und sicherte so das eben errungene Break ab, 2:1. In vorzüglicher Weise wischte Kai Gotthardt im vierten Leg das 85er-Finish vom Board, der erste Pfeil war zwar nur in der einfachen 19 gelandet, doch einen weiteren versenkte er in der Triple-16 und den dritten in der Double-9. 2:2, es kam zum Decider, den allerdings Stephen Bunting beginnen durfte. In brillantem Stil servierte sich Kai Gotthardt die 109 als Set-up-Shot, zwei seiner Darts hatte er dabei im Bullseye untergebracht. Doch ausgerechnet nach dieser genialen Vorbereitung schleuderte der Deutsche drei Versuche ins Nirwana, beim Versuch die restliche 16 loszuwerden. Man konnte er erahnen, dass ihn diese drei Fehlwürfe auf die Double-8 noch teuer zu stehen kommen würden. Auf der anderen Seite stellte sich Stephen Bunting mit der 120 die 20, mit der nächsten Aufnahme hatte er die leichtsinnigen Flüchtigkeitsfehler seines Gegenübers bestraft.

Eine misslungene Aufnahme, die den Spieler aus der Fassung und das ganze Spiel zum Kippen bringt

Kai Gotthardt hat im anschließenden Interview eingestanden, dass er sich hier einfach zu wenig Zeit genommen hatte. Die Tragik dieses Dilemmas wog insbesondere deswegen so schwer, weil es für Kai Gotthardt den Satzverlust nach sich zog. Und schlimmer noch, er holte den Gegner damit in der Tat ins Spiel. Stephen Bunting hatte dies im Anschluss bestätigt, er gab zu, dass er mitbekam, wie gravierend die verpassten Chancen seinen Kontrahenten aus dem bis dahin effektiv glänzenden Rhythmus katapultierten. Das gab dem Engländer die Sicherheit, die ihn in den eigenen Flow zurückbrachte. Statt der 2:0 Führung war nun der Satzausgleich da, 1:1, Stephen Bunting konnte sein System nochmal „neu starten“. Das zeigte Wirkung, gegen den Anwurf rauschte er mit der 180 ins erste Leg des dritten Sets und mit insgesamt 13 Pfeilen (180 – 96 – 100 – 85 – 40) nahm er Kai Gotthardt den Anwurf ab, 1:0. Jenes Break bestätigte der gebürtige Liverpooler, der schon länger im „Darts-Mekka“ St Helens beheimatet ist, im zweiten Durchgang, 2:0. Und dann dauerte es auch nicht mehr lange bis Stephen Bunting auch das dritte Leg in diesem Set für sich in Anspruch nahm. Kai Gotthardt hatte hier noch einen Wurf auf Tops liegengelassen, da stand es auch schon 2:1 in Sets für den Engländer. Es war unübersehbar, dass der Wille des diesjährigen PDC Europe Super League-Siegers irgendwie gebrochen war, auf der anderen Seite hatte Stephen Bunting zunehmend an Selbstsicherheit dazugewonnen. Im ersten Durchgang des vierten Sets zog er das High Finish, 108 (20, T16, D20) aus dem Ärmel, 1:0, Bunting-Junior war im Parkett vor Begeisterung schier am Durchdrehen. 15 Würfe später hatte Stephen Bunting auch das nächste Break sichergestellt, es war das 2:0 in diesem Satz. Auch im dritten Durchgang kam Kai Gotthardt mit der 100er-Vorbereitung zu spät – der Ärger über sein Missgeschick hatte ihn sichtlich gelähmt, während Stephen Bunting das 68er-Finish quitt wurde und somit Set und Match eintütete. 3:1-Satzerfolg für „The Bullet“, der Sohnemann wusste derweil nicht mehr wohin mit all seiner Freude. Stephen Bunting und mit Sicherheit auch seinen Junior, sehen wir nach den Weihnachtsfeiertagen wieder.

Stephen Bunting 3:1 Kai Gotthardt
92,12 Average 89,40
2 180s 4
108 High Finish 85
1 100+ Checkouts 0
10/20 Finishing 5/10

Die Matchniederlage hatte bei Kai Gotthardt sichtlich Spuren hinterlassen, mit steifer Miene trat er zum anschließenden Interview an. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, er ärgerte sich über die Maßen darüber, dass er sich nicht genügend Zeit gelassen hatte, um bei den entscheidenden drei Würfen konzentriert zu sein. Seinem Spitznamen „The Tunnel“ wurde er ausgerechnet in diesem einen Augenblick nicht gerecht, drei Würfe können den ganzen Unterschied ausmachen. Im Falle des Deutschen waren sie Match-entscheidend, denn dies war der Moment, in dem das Spiel gekippt war. Kai Gotthardt hatte somit die Überraschung verpasst respektive selbst aus den Händen gegeben. Darts-Deutschland durfte für den heutigen Spieltag dennoch weiterhin Hoffnungen hegen, denn am Abend stand das Duell: Florian Hempel gegen Jeffrey de Zwaan, auf dem Programm. Die Abendsession startet in Kürze.

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