Darts-WM 2025: Zwei Endlosdramen, bevor „The Asp“ den letztverbliebenen Deutschen im Schnellverfahren nach Hause schickt

Peter Wright hat es mal wieder geschafft, alle zu überraschen – alle, außer sich selbst! Und vermutlich noch Gattin Joanne, die sicher auch nicht sonderlich erstaunt war. Einmal mehr ist eine seiner eigentümlichen Prophezeiungen in Erfüllung gegangen, er hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass er sehr wohl immer noch in der Lage sei, den beiden Lukes eine herbe Niederlage beizubringen. Diese Äußerung hatte zu Unstimmigkeiten geführt, die die Harmonie zwischen den beiden gestrigen Duellanten arg beeinträchtig hatte, da sich selbst Luke Humphries zu einer ungewohnt unsensiblen Reaktion hinreißen ließ, wodurch dann ein soziales-Medien-Wort das andere gab. Da „Cool Hand, Luke“ aber eigentlich stets reflektiert ist und vor allem auch einer der besonnensten Charaktere auf der Tour, wollte er die finale Antwort bei diesem Wortgefecht am Oche geben. Das gelang dem amtierenden Weltmeister jedoch dann in keiner Weise, der – wie Luke Humphries vorher unterstrichen hatte – 25 Jahre ältere Peter Wright konnte das Tempo von Anfang an mitgehen und gestaltete das Spiel ausgeglichen. Bis es de facto Peter Wright war, der es offenbar mühelos vermochte, ein bis zwei Gänge nach oben zu schalten. Obendrein mit einer hinderlichen Atemwegsinfektion gehandicapt, wusste Peter Wright gestern die Magic Moments zu kreieren, die ihn in seiner Karriere immer wieder ausgezeichnet haben. Und ihm gelang einmal mehr das, was seine ganze Darts-Laufbahn charakterisiert: die Auferstehung, nachdem er bereits abgeschrieben wurde. Wieder mal hatte er die Zweifler eines Besseren belehrt und die Skeptiker Lügen gestraft. Der deutliche 4:1-Satzerfolg war mehr als ein Statement, der sogenannte Altmeister bezwang gestern Abend in überzeugendem Stil den amtierenden Weltmeister. „Back-to-Back“ ist somit für Luke Humphries nicht mehr machbar, der Titelverteidiger ist bereits im Achtelfinale sensationell ausgeschieden.

Nachdem vorher die Giftpfeile geflogen waren, hatte Peter Wright nun die eigentlichen Steeldarts sprechen lassen, danach wurden sowohl Wurf- wie auch Giftpfeile (auf beiden Seiten!) weggepackt

Luke Humphries hatte seinem Bezwinger danach derart herzlich gratuliert, dass Peter Wright feuchte Augen bekam. Auf der anschließenden Pressekonferenz bestätigte „Snakebite“, dass ihm bei den Worten von Luke Humphries, die Tränen in die Augen schossen: „Luke is a great guy!“ Peter Wright fügte hinzu, dass der Engländer ein liebenswerter Familienmensch und ein fantastischer Dartspieler sei. „Er hatte sehr nette Worte für mich!“ Wie diese denn lauteten? – wollte ein Pressevertreter wissen. Doch Peter Wright entgegnete scherzhaft: „That`s none of your business“. Verständlich, dass der zweifache Weltmeister diesen besonderen Moment für sich behalten wollte. Auch Luke Humphries hat sich nach seiner schmerzlichen Niederlage geäußert. Er stellte zunächst fest, dass er selbst zwar ganz gut gespielt habe, der Druck aber wahrscheinlich doch zu hoch gewesen sei, bevor er eingestand: „Peter hat fantastisch gespielt und genau das bestätigt, was er vor dem Match gesagt hat“. Durch diesen Sieg hat Peter Wright – im provisorischen Ranking – Landsmann Gary Anderson den Status der schottischen Nummer Eins übrigens schon wieder abgeknöpft.

Es war bereits ein Achtelfinalmatch gewesen, das die beiden bestritten, den Kampf um das andere Viertelfinalticket, das am gestrigen Abend zu vergeben war, fochten Gerwyn Price und Jonny Clayton unter sich aus. Beide hatten bereits spektakulär umkämpfte Begegnungen aus den Vorrunden überstanden. Gerwyn Price wollte es diesmal nicht zulassen, dass sich das Spiel abermals zu einem derart epischen Drama ausweitet, ließ den Gegner hier nicht so hautnah an sich rankommen und behielt im Duell der walisischen Freunde relativ souverän die Oberhand. Ein klein wenig Drama hatte es hingegen zum Auftakt des Abends gegeben, hier war der dritte Waliser im Bunde im Einsatz. Allerdings stand ganz oben auf der Prioritätenliste des WM-Nachrückers Robert Owen, nicht der Einzug in die nächste Runde, bei ihm ging es um nichts geringeres als um den Erhalt der Tour Card. Wie viel ihm der Sieg über „Rapid“ Ricky Evans bedeutete, war unübersehbar. Es war das letzte Match der dritten Runde gewesen, schon am Nachmittag waren die übrigen drei Achtelfinalisten ermittelt worden. Paolo Nebrida war hier chancenlos gegen Jeffrey de Graaf, Kevin Doets kämpfte Krzysztof Ratajski nieder und Callan Rydz überrollte Dimitri Van den Bergh.

Start der vorletzten Session in diesem Jahr

Das dritte Achtelfinale stand an, hier trafen sich Chris Dobey und Kevin Doets zum Tête-à-Tête am Board. Beide hatten ihre eigene Geschichte, beide hatten symptomatisch prägende Spiele hinter sich – bei beiden hatte das eigentliche Trauma bereits im letzten Jahr stattgefunden. Kevin Doets konnte sich dafür dieses Jahr bei Michael Smith revanchieren, Chris Dobey würde, zumindest bei dieser WM, definitiv keine Gelegenheit mehr bekommen, seinerseits Revanche an Rob Cross zu nehmen, der ihn letztes Jahr nach schier uneinholbarem Satzvorsprung doch noch abgefangen hatte. Das Bild, wie Chris Dobey anschließend von der Bühne geschlichen war, wird man wohl auch ewig vor dem geistigen Auge haben, bei dieser WM wollte er eine Wiederholung dessen um jeden Preis verhindern. Dazu musste er sich heute Nachmittag mit Kevin Doets auseinandersetzen.

„Der Hauptdarsteller eröffnet mal wieder die Session“ (vormals scherzhafter O-Ton von „Hollywood“)

Bei dieser WM hat sich mittlerweile die schöne Tradition entpuppt, dass mindestens ein Nachmittagsspiel zum Drama des Tages avanciert. Diese spannende Aufgabe erfüllte auch gleich das Auftaktmatch. Chris Dobey hatte nicht nur das Ausbullen für sich entschieden, sondern nahm auch die ersten beiden Durchgänge im Empfang. Das Break mit 14 Treffern im zweiten Leg, schon stand es 2:0. Im dritten Durchgang verpasste Kevin Doets zwar zunächst das 109er-Finish durch den Fehlversuch auf Double-16, aber kurz darauf war das sofortige Re-Break erzielt und der Anschluss gefunden, 1:2. Auf eher wackeligen Beinen befanden sich beide Protagonisten im vierten Leg, als Kevin Doets das „Madhouse“ vor sich sah, den Eingang nicht fand und im einfachen Einser-Feld landete – kein Einlass and „No Score“. Gegenüber hatte sich Chris Dobey mit dem perfekten Set-up-Shot (180) die 38 gestellt, navigierte beim anschließenden Gang ans Oche jedoch drei Pfeile ins Aus, bevor er abermals die Chance bekam. Diesmal nutzte er seine drei Würfe. Er hatte umgestellt, subtrahierte erst sechs Punkte, traf dann jedoch nur die einfache 16, aber den dritten Dart versenkte er doch noch in der Double-8. Somit strich er auch den ersten Satz ein, 1:0. Die glatte Hundert als Vorbereitung hatte Kevin Doets gleich zu Beginn des zweiten Sets zur Verfügung, kurz darauf stand es für ihn 1:0. Das wusste Chris Dobey zu toppen, er hielt im zweiten Leg gar die 134 als Set-up-Shot bereit und einen Wurf später hatte er die Double-18 abgehakt. Mit insgesamt 13 Treffern: 58 – 140 – 133 – 134 – 36, glich „Hollywood“ wieder aus, 1:1. Auch Kevin Doets brachte im dritten Durchgang seinen Anwurf nach Hause, er hatte dafür fünf Aufnahmen gebraucht, 2:1, bevor er im vierten Leg nicht mehr als 12 Pfeile benötigte, um das Break zu landen: 140 – 180 – 140 – 41. Kevin Doets hatte in Sätzen ausgeglichen, 1:1, aus Anwurfs-technischem Blickwinkel betrachtet, war damit alles wieder in der Reihe.

Alles auf Anfang – verspätet und doch rechtzeitig, ist nun auch Kevin Doets im Match angekommen

15 Darts später hatte Chris Dobey im dritten Satz die Legführung übernommen, 1:0, und im zweiten Durchgang nahm er dem Gegner mit dem 12-Darter, inklusive High Finish, den Anwurf ab: 96 – 134 – 171 – 100 (20, T20, D10), 2:0. Den dritten Durchgang begann Chris Dobey exakt so wie den zweiten, nämlich mit der Aufnahme von 96 subtrahierten Punkten, in diesem Leg hatte er auch noch ein Maximum zur Hand, alles in allem brauchte er nur drei Versuche mehr als im Leg zuvor, da war der Satzgewinn bereits gesichert, 2:1. Mit 14 Pfeilen nahm Kevin Doets das erste Leg des vierten Sets an sich, 1:0, bevor der Gegner im zweiten Durchgang nur ganz knapp den Expresszug zum „Shanghai Finish“ verpasste. Das Leg holte er sich trotzdem, 1:1. Auf der Zielgeraden des dritten Durchgangs versenkte der Engländer seine Pfeile im 25er-Segment, in der einfachen 17 und in der Double-20, schon waren – mit insgesamt 15 Würfen – weitere 82 Restpunkte Geschichte, es war das Break und das 2:1 stand fest. Kevin Doets konterte im vierten Leg mit dem sofortigen Re-Break und glich wieder aus, 2:2. Im Decider gelang es dem Niederländer, das eben errungene Break abzusichern, somit war der Satzausgleich wieder hergestellt, 2:2, Kevin Doets hatte es erneut so richtig spannend gemacht. In den ersten Durchgang des fünften Sets startete Kevin Doets gegen den Anwurf, mit der 180, verpasste kurz darauf aber das 124er-Finish nur um Haaresbreite, der Versuch aufs Bullseye hatte bereits den Außendraht gekratzt. Der Spieler, der „Hawk Eye“ genannt wird, musste die gleichnamige Technik erst gar nicht bemühen, ihm genügte ein weiterer Gang ans Oche, da hatte er auch die Restforderung von 25 Zählern beglichen. Das war ebenfalls wieder ein Break gewesen, 1:0. Jenes Break bestätigte Kevin Doets im zweiten Leg, 2:0, bevor auch Chris Dobey in Durchgang Drei seinen Anwurf hielt, 1:2. In den vierten Durchgang startete der 34-Jährige aus Bedlington, Northumberland, mit sechs perfekten Darts, trotzdem bekam der Gegner, der hier auch den Anwurf gehabt hatte, die ersten Chancen auf den Leggewinn. Kevin Doets hatte 65 Restpunkte vor der Brust, ließ dann aber das Bullseye-Finish liegen und schaffte es beim erneuten Gang ans Oche auch nicht, die übriggebliebenen 25 Zähler quitt zu werden. Seine Pfeile schlugen in der einfachen Neun und in der 16 ein, unbedarft zusammenaddiert hätte das natürlich 25 ergeben, der Caller war jedoch anderer Meinung: „No Score!“. Aus dem Lapsus des Gegners schlug Chris Dobey Kapital und rettete das Leg, das eigentlich dem Kontrahenten gehörte und welches er selbst immerhin mit zwei Maxima begonnen hatte, doch noch über die Ziellinie, 2:2. Nach dieser eher kuriosen Szene setzte Kevin Doets im Decider das ungewöhnliche Break-Festival mit völlig gewöhnlichem High Finish fort, wobei er das 130er-Checkout sehr wohl außergewöhnlich stark zu löschen verstand: Triple-20, 20 und Bullseye, auch diese 130 gehörte der Vergangenheit an und Kevin Doets übernahm zum ersten Mal an diesem Nachmittag die Satzführung, 3:2.

In Metronom-Geschwindigkeit wechselt das Momentum die Seiten und so weiß man nun auch, dass Tempo nicht nur ein Taschentuch ist

Das 98er-Finish im ersten Durchgang des fünften Sets verpasste der Niederländer knapp, der 14-Darter zum 1:0 war es trotzdem. Die gleiche Wurfanzahl genügte Chris Dobey im zweiten Durchgang, 1:1. Im darauffolgenden Leg konnte sich der Engländer gegen den Anwurf des Kontrahenten durchsetzen, 2:1. Ein Break, das er in Durchgang Vier auch bestätigte, damit hatte Chris Dobey den Entscheidungssatz erzwungen, 3:3. Die ersten zwei Legs im siebten Set wurden beide gegen den Anwurf entschieden, wobei Chris Dobey für den zweiten Durchgang gerade mal 14 Pfeile benötigte. „Hollywood“ sicherte das Break im dritten Leg ab, 2:1 und war nun nurmehr einen Leggewinn vom Viertelfinale entfernt. Und genau dieses Break setzte er im vierten Durchgang. Kevin Doets hatte sich zwar in Position gebracht, mit der 92 stellte er sich die 36, aber diese Vorbereitung kam zu spät. Beim fünften Gang ans Oche sah sich Chris Dobey mit 88 Restpunkten konfrontiert, traf dann aber das große 18er-Segment nicht und konnte daraufhin von der ursprünglich verbliebenen Summe, insgesamt nicht mehr als 38 Zähler abziehen, Rest 50. Er bekam aber die nächste Chance, trat ans Oche und überlegte einen Augenblick, ob er den Wurf aufs Bullseye wagen sollte. Es stand zu viel auf dem Spiel, er baute vernünftig um. Den ersten Wurf bugsierte er in die einfache Zehn – diesmal traf er das große Feld auch – den zweiten Pfeil brachte er nur in der einfachen 20 unter, aber der dritte landete schnurstracks in der Double-10. Chris Dobeys Frau hatte sich inzwischen die Seele aus dem Leib geschrien, doch bis zum Viertelfinale hat sie ja noch etwas Zeit, die überstrapazierte Stimme wieder ausreichend zu schonen. Ihrem Gatten war es auf den letzten Drücker hin gelungen, den 4:3-Erfolg zu zementieren.

Chris Dobey 4:3 Kevin Doets
91,59 Average 88,17
9 180s 8
100 High Finish 130
1 100+ Checkouts 1
17/62 Finishing 12/40

Auf Chris Dobey wartet nun – buchstäblich im nächsten Jahr – der „Iceman“ Gerwyn Price

Wer angenommen hatte, das sei bereits die dramatischste Aufführung der bewährten Nachmittagstradition gewesen, konnte bald darauf feststellen: eine ging noch! Nach der gestrigen Bravourvorstellung stand Callan Rydz heute der Nachrücker Robert Owen gegenüber. Schon den ersten Satz gestalteten beide Spieler äußerst eng, Robert Owen tischte in Leg Eins mit Anwurf das „Shanghai Finish“ auf, 1:0, und Callan Rydz konterte in Durchgang Zwei mit 15 Treffern, 1:1. Doch während es Robert Owen ihm dritten Leg abermals gelang, seinen Anwurf nach Hause zu bringen, 2:1, schaffte dies Callan Rydz im vierten Durchgang nicht. Der 40-jährige Kontrahent brauchte erneut nicht mehr Würfe als im Leg zuvor, diesmal hatte er auch die 100er Vorbereitung mit eingearbeitet und somit Break und Satz eingestrichen, 1:0. Im zweiten Set hatte Callan Rydz im Endspurt des ersten Durchgangs den optimalen Set-up-Shot (140) zur Hand, der diente ihm als Grundlage fürs 1:0. Robert Owen verpasste in Durchgang Zwei zwar das 121er-Finish – auch hier erwies sich mal wieder das Bullseye als sperrig – mit insgesamt 14 Treffern holte sich der Waliser dennoch den Ausgleich, 1:1. Auch in den nächsten beiden Durchgängen brachte jeder seinen Anwurf heim, Robert Owen gelang dies mit dem sehenswerten 13-Darter: 96 – 140 – 123 – 126 – 16, 2:2. Die erfolgreiche Attacke wusste „Stack Attack“ im Decider noch zu toppen, hier unterbot er sich bei der Wurfanzahl selbst: 140 – 180 – 100 – 81, wobei er beim 81er-Checkout gar das Bullseye-Finish präsentierte. Der 12-Darter verhalf ihm nicht nur zum Break, sondern auch zum nächsten Satzgewinn, 2:0. Callan Rydz hatte zu Beginn des dritten Sets die passende Antwort parat, hier war er es, der den 12-Darter auspackte: 180 – 137 – 136 – 48, 1:0. Aber auch an dieser Stelle wusste sich Robert Owen zur Wehr zu setzen, nach 15 weiteren Treffern hatte er ein imposantes High Finish inkludiert, mit zweimal Triple-19 und Double-14 war die 142 gelöscht und das 1:1 gesichert. Callan Rydz versäumte in Durchgang Drei das 126er-Checkout, weil ihm der Versuch aufs Bullseye misslang, dennoch holte er mit 14 Pfeilen das Leg und das 2:1. Lediglich einen Wurf mehr benötigte Robert Owen in Durchgang Vier, 2:2, bevor er im Decider das 140er-Finish nur um ein My verpasste. Der eigentlich tragische Aspekt dieses Fehlversuchs war dann allerdings erst in der nächsten Aufnahme begründet, denn beim Versuch, die verbliebene Zehn loszuwerden, traf er die einfache Fünf und die 20.

Ein „No Score!“ mit weitreichenden Konsequenzen

Beim darauffolgenden Gang ans Oche brachte Callan Rydz den insgesamt 14. Dart in Tops unter, das bedeutete für ihn den ersten Satzgewinn an diesem Nachmittag, 1:2. Man hatte hier schon irgendwie den Eindruck, als wenn diese eine vermaledeite Aufnahme bei Robert Owen, ihren Tribut einforderte. Der Waliser, der sich so darüber gefreut hatte, dass auch Gerwyn Price und Jonny Clayton ihm gestern herzlich gratuliert und viel Mut für den weiteren Turnierverlauf zugesprochen hatten, gab zu, dass ihm die Aufmunterung durch die Landsmänner zusätzlich reichlich Auftrieb verschafft hatte, doch der unglückliche Satzverlust hinterließ Spuren, sein bis dahin so felsenfest aufgebauter Wille schien gebrochen. Schon im ersten Durchgang des vierten Sets hatte der Gegner nicht nur 15 wohlplatzierte Würfe im Köcher, sondern darin auch das High Finish, 112 (T20, 12, D20) integriert, 1:0. Auch im zweiten Durchgang ließ der Engländer nichts anbrennen, 2:0, bevor er im dritten Leg dem Maximum auch den optimalen Set-up-Shot (134) folgen ließ, mithilfe von insgesamt fünf Aufnahmen hatte er den nächsten Satzgewinn – diesmal sogar zu Null – in der Tasche, 2:2. Auch im fünften Set wirkte Robert Owen, als habe er den Verlust des dritten Satzes immer noch nicht verdaut, er gab dem Gegner schier alle Zeit der Welt, in Seelenruhe genüsslich drei weitere Leggewinne einzukassieren. Lediglich in Durchgang Eins war Callan Rydz in der Lage, das Leg mit 15 Würfen auszumachen. Ein besonders makabres Prunkstück präsentierte der 26-Jährige aus Newcastle upon Tyne dabei in Durchgang Drei, 40 Restpunkte vor Augen versenkte er die ersten zwei Versuche im Aus, den dritten brachte er in der einfachen Eins unter. Man brauchte keinen Taschenrechner, um feststellen, dass es Callan Rydz gelungen war, aus der ursprünglichen Summe von 40 Zählern immerhin eine 39 zu machen. Darüber konnte man witzeln, doch wer zuletzt lacht, lacht am besten – und das war in der Tat: Callan Rydz. Der hatte trotz alledem kurz darauf Leg und Set eingetütet, abermals war es der Satzgewinn zu Null, 3:2. Vom Schock, dass er die real absolut mögliche 3:0-Satzführung noch aus den Händen gegeben und, dass mittlerweile der Gegner stattdessen seinerseits die 3:2-Satzführung übernommen hatte, schien sich Robert Owen erst im sechsten Set einigermaßen erholt zu haben. Dann war er jedoch mit 14 Treffern im ersten Durchgang wieder zur Stelle, 1:0. Im zweiten Leg war „Stack Attack“ drauf und dran, das 141er-Finish herauszunehmen, scheiterte dann aber an der Double-12. Das Break holte er sich dennoch, 2:0. Callan Rydz hatte jedoch im dritten Leg zweimal die 180 zur Verfügung, das waren die wichtigsten Inhaltsstoffe, mit denen er den 12-Darter zusammenbraute: 180 – 99 – 180 – 42. Mit diesem durchaus bekannten Zaubertrank erzielte er postwendend das Re-Break, 1:2. Robert Owen antwortete im vierten Leg mit dem 13-Darter: 140 – 100 – 140 – 81 – 40, und der Satzausgleich war ein weiteres Mal hergestellt, 3:3.

Hier spielte das Publikum mit – und begünstigte damit den Sieg des Gegners

Auch in diesem Duell ging es in den Entscheidungssatz, den Robert Owen begann, aber der Waliser konnte diesmal den Auftrieb des vorangegangenen Satzgewinns nicht nutzen und segelte zu oft an den Doppelfeldern vorbei. Gegenüber bestrafte dies Callan Rydz mit dem Break, 1:0. Ein signifikantes Ausrufezeichen konnte Robert Owen im zweiten Durchgang setzen, er platzierte hier sechs perfekte Darts, ließ dem die 99 und das 42er-Finish folgen, es war der 12-Darter, der ihm zum unverzüglichen Re-Break verhalf, 1:1. Callan Rydz war jedoch im dritten Leg ebenfalls zur Stelle, er packte den 13-Darter mitsamt perfektem Set-up-Shot aus: 81 – 125 – 96 – 171 – 28, und setzte damit die Breakserie fort, 2:1. Und als der Gegner im darauffolgenden Durchgang seinerseits zwar mit der gekonnten Vorbereitung (136) aufwartete, dann aber drei Versuche, die restliche 40 loszuwerden, ins Nichts schleuderte, war die Tür mehr als einen Spalt breit geöffnet für Callan Rydz. Natürlich hatte es auch eine Rolle gespielt, dass das Publikum jeden Fehlwurf mit lautstarkem Hohn begleitete – nicht zu vergessen: hier stand ein Waliser einem Engländer gegenüber. Nachdem er alle drei Würfe daneben gesetzt hatte, quittierte der walisische WM-Nachrücker jene extrem störenden Ablenkungsmanöver, der Daumen Richtung Saal zeigte sarkastisch nach oben. Die besondere Tragik dieser Situation lag natürlich auch darin, dass Robert Owen den Gegner eigentlich erst ins Spiel geholt hatte, indem er den dritten Satz mehr oder minder verschenkt und nun auch hier den Weg für den Kontrahenten frei gemacht hatte. Callan Rydz ließ sich kein zweites Mal bitten, nagelte den Pfeil in die Double-10, das Match war entschieden. 4:3-Satzerfolg für den Engländer, es war ein Match, das durchaus in beide Richtungen hätte gehen können.

Callan Rydz 4:3 Robert Owen
97,38 Average 94,07
12 180s 6
112 High Finish 142
1 100+ Checkouts 2
16/37 Finishing 12/43

Engländer und dann noch „Mr. Brightside“ als Walk-on Hymne – es war klar, auf wessen Seite das Publikum stand

Das war wohl auch Ricardo Pietreczko bewusst, denn im Gegensatz zu seinen vorherigen Auftritten, bei denen er sich ausschließlich um sich selbst gekümmert hatte und den Fokus immer bei sich behielt, half er hier, den Publikumschor zu dirigieren, der „The Asp“ wie immer musikalisch begleitete. Dass der Deutsche sonst immer unverzüglich im Tunnel verschwunden war, hatte seinem Spiel bislang sehr gut getan – heute war alles anders, da halfen auch die zahlreichen „Pikachu“-Kostüme im Saal nichts mehr. Keine Frage, aus deutscher Sicht war dies unstrittig der Höhepunkt des Nachmittags, denn Ricardo Pietreczko hatte sein erstes WM-Achtelfinale erreicht. Doch zum absoluten Leidwesen von Darts-Deutschland, könnte man diese Auseinandersetzung, auf die wir uns so ausgiebig gefreut hatten, in acht Worten resümieren: Nathan Aspinall machte kurzen Prozess mit seinem Gegner.

Etwas detaillierter lässt sich feststellen, dass Ricardo Pietreczko das Ausbullen und den ersten Durchgang zwar noch souverän gewonnen hatte – das war`s dann aber auch mit der erfreulichen Treffzuverlässigkeit. Die nächsten drei Durchgänge räumte Nathan Aspinall ab, für Leg Drei benötigte er dabei 13 Würfe: 180 – 140 – 123 – 38 – 20, und im vierten Durchgang waren es 15 Treffer, die ihm den ersten Satz bescherten. 15 Pfeile reichten dem Engländer auch im ersten Durchgang des zweiten Sets, 1:0. Obgleich er beim Versuch des 118er-Finishs, am mittig roten Bullseye knapp vorbei schrammte, war ihm auch das 2:0 nicht zu nehmen, bevor er im Endspurt des dritten Legs mit zwei Würfen (T19, D10) die restliche 77 herausnahm und den nächsten Satzgewinn eintütete, 2:0. 14 Pfeile später schritt Nathan Aspinall in Set Drei in Front, 1:0, nur wenige Versuche mehr benötigte er im darauffolgenden Leg und es stand 2:0. Nachdem Ricardo Pietreczko schon im vorigen Set keinen einzigen Durchgang für sich beanspruchen konnte, ward ihm auch in Satz Drei kein Leggewinn vergönnt. Mit 14 weiteren, treffsicher manövrierten Würfen hatte Nathan Aspinall diesen Satz ebenso unangefochten einkassiert, 3:0. Um die One-Man-Show noch auf die Spitze zu treiben, begann „The Asp“ den ersten Durchgang des vierten Sets mit sechs perfekten Darts, letztendlich wurde es „nur“ der 15-Darter, doch der reichte allemal. Repräsentativ für den ganzen Spielverlauf sei hier angemerkt, dass Ricardo Pietreczko sich auf der 245 befand, als Nathan Aspinall seine Leggewinndarts aus dem Board zog, 1:0. Als sich Nathan Aspinall im zweiten Durchgang überwarf, weil er versucht hatte, vier Restpunkte mit der einfachen 15 zu löschen, war dies – kläglicher Weise – die einzige Chance für den Deutschen, nochmal ein Leg zu ergattern, 1:1. Im nächsten Durchgang hatte Nathan Aspinall schon wieder den 12-Darter zur Hand: 140 – 140 – 90 – 131. Wobei er das High Finish in besonders beeindruckender Manier auszuradieren verstand: für die 131 Restpunkte versenkte er den ersten Pfeil in der Triple-17 und zwei weitere brachte er in der Double-20 unter. Dafür gab`s auch vom Gegner Applaus. Bereits im nächsten Durchgang machte Nathan Aspinall den Deckel aufs Match drauf – selbst aus deutscher Sicht musste man hier konstatieren: es war ein hochverdienter 4:0-Sieg für den Engländer, der im Drei-Dart-Average über den gesamten Matchverlauf hin, fast 16 Punkte mehr im Schnitt aufweisen konnte. Auch Ricardo Pietreczko musste sich somit aus der WM 2025 verabschieden, Nathan Aspinall sehen wir hingegen im Viertelfinale wieder.

Nathan Aspinall 4:0 Ricardo Pietreczko
94,28 Average 78,46
6 180s 2
131 High Finish 75
1 100+ Checkouts 0
12/31 Finishing 2/7

In Kürze geht es weiter mit der letzten Abendsession für dieses Jahr.

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