Darts-WM 2025: Der Nachmittag, an dem das epische Drama den Staffelstab an den Monolog des Schnelldurchlaufs übergab
Der nächste Schritt ist vollbracht: erst als zweiter Deutscher überhaupt, steht Ricardo Pietreczko dieses Jahr im Achtelfinale der WM im legendären Ally Pally. Dies war zuvor einzig nur Gabriel Clemens gelungen, er schaffte das Kunststück zweimal, zuerst 2020 und letztes Jahr ging es für den „German Giant“ danach gar bis ins Halbfinale. Dorthin möchte auch Ricardo Pietreczko, das Halbfinale soll aber diesmal keineswegs die Endstation sein, denn der gebürtige Berliner ist bis zum Äußersten entschlossen und hat sich vorgenommen, unter allen Umständen die volle Wegstrecke zu gehen, sprich: auch die beiden Stufen danach zu erklimmen und sich die Krone des Weltmeistertitels aufzusetzen. „Ich bin hier, um Weltmeister zu werden.“ Mit dieser Kampfansage war er angetreten und in Anbetracht der hochkarätigen Gegner, die ihn bereits in den ersten Runden erwarten würden, fügte er hinzu: „Wenn man Weltmeister werden will, muss man jeden schlagen.“ Nach dieser Devise hatte er schon mal zwei gewichtige Namen aus dem Turnier genommen, in der zweiten Runde ließ er den frischgekürten Juniorenweltmeister Gian van Veen, mit 3:1 in Sets, chancenlos aussehen und gestern Nachmittag beendete er abrupt die Reise des letztjährigen WM-Halbfinalisten Scott Williams. Der „zottelige“ Engländer mit dem Nickname „Shaggy“ biss sich am Deutschen die Zähne aus, da war kein Vorbeikommen, nicht einmal ein Herankommen. „Pikachu“ zeigte eine Bravourleistung vom Feinsten, hatte Spiel und Gegner jederzeit unter Kontrolle, ließ sich von Nichts und Niemandem aus der Ruhe bringen und gab in jeder Phase des Spiels den Ton an. Auch vereinzelt eingestreute Paradetreffer des Gegners konnten Ricardo Pietreczko nicht beeindrucken, er beantwortete starke Aufnahmen von Scott Williams einfach mit noch stärkeren Aufnahmen. „Shaggy“ hatte zu keinem Zeitpunkt der Partie eine reelle Chance und musste letztendlich den vermeintlich struppigen Hut ziehen. Die Reise des Wahlhannoveraners kann also weitergehen, den zweiten Platz in der nationeninternen Rangliste hat Ricardo Pietreczko seinem deutschen Kollegen Clemens schon mal abgeknöpft, damit könnte er beim nächstjährigen World Cup of Darts an der Seite von Martin Schindler stehen. Für Gabriel Clemens wird 2025 in jedem Fall ein schwieriges Jahr werden, nach seiner WM-Auftaktniederlage hat er zehn Plätze in der PDC Order of Merit verloren und muss nun – aktuell auf Position 37 – darum kämpfen, erstmal die Rückkehr in die Top-32 zu schaffen. Über mangelnde Unterstützung aus dem Saal hatte sich Gabriel Clemens wenigstens nicht beklagen können: unmittelbar vor seinem Spiel waren auf den Videoleinwänden zahlreiche deutsche Zuschauer eingeblendet worden, die die Darts-Welt, mithilfe des T-Shirt-Aufdrucks „Gaga wird Weltmeister“ wissen ließen, was Sache ist, oder zumindest wie die Erwartungshaltung war. Extrem viele Fans hatten sich auch ins Clemens-Trikot gehüllt, mein persönliches Highlight war jedoch eine Vierergruppe, die sich ostentativ in „German Giant“-Jumpsuits geschmissen hatte, na ja, genau genommen waren es „Teletubbies“ mit der 180 auf der Brust. Jetzt galt es also, schnellstmöglich „Pikachu“-Kostüme anfertigen zu lassen, höchste Zeit, denn dessen Leistungen berechtigten durchaus zu größeren Hoffnungen. Rote Backen und große, spitze Hasenohren draufgesetzt – angesichts eines wohl bedachten Ressourcenbewusstseins, lassen sich dabei auch die gelben Jumpsuits im Recycling-Style wiederverwerten.
Ansonsten gab es gestern Abend die nächste souveräne Performance von Luke Littler, der im Vorfeld von der Öffentlichkeit fast zur Show stilisierte Auftritt, hielt jedoch nicht, was er versprach, der 17-Jährige war einfach immer noch zu angespannt, um sein komplettes Leistungspotential abrufen zu können. Ein sicherer 4:1-Sieg über Ian White war es trotzdem. Souverän, aber mit weit mehr Gegenwehr von der anderen Seite, setzte sich auch Michael van Gerwen durch. Brendan Dolan hatte ihm einiges an sehenswerten Aufnahmen entgegenzusetzen, kämpfte auch redlich, aber letzten Ende zog „Mighty Mike“ die Socken hoch, dann war alles klar.
„Rocky“ unterliegt und verliert den Kampf mit „Hollywood“
Auch Chris Dobey wurde seiner Favoritenrolle gerecht, Josh Rock lieferte ihm einen starken Kampf und wusste immer wieder zu kontern. Chris Dobey, der den Nickname „Hollywood“ trägt, durfte gestern – passenderweise gemeinsam mit „Rocky“ – die Session beginnen, was er scherzhaft mit der Aussage kommentierte, dass der „Hauptdarsteller den Abend eröffne“. Trotzdem war der Kontrahent weit effektiver ins Match gestartet, aber als ihm Josh Rock auch im weiteren Verlaufe des Spiels immer wieder gehörig nah auf die Pelle rückte, packte Chris Dobey irgendwann eine Schippe drauf und zog schließlich doch relativ ungefährdet ins Achtelfinale ein, wo er entweder auf Kevin Doets oder Krzysztof Ratajski trifft – der Nachmittag wird es zeigen.
Das definitiv engste Match des elften Spieltages hatte schon am Nachmittag stattgefunden, die beiden Ryans wurden hier gleich zu Beginn der Session ins Rennen geschickt, begaben sich dann Kopf-an-Kopf auf die Zielgerade, wobei es Ryan Joyce war, der gegen Ryan Searle, im sechsten Leg des siebten Sets die Nase vorne behielt. Ryan Joyce bekundete im Anschluss seine Zuversicht, auch im Achtelfinale zur Stelle zu sein, wenn Luke Littler das eine oder andere Doppel auslassen sollte. Der nächste Gegner von Ricardo Pietreczko wurde im abschließenden Match des gestrigen Nachmittags ermittelt, hier standen sich Nathan Aspinall und Andrew Gilding gegenüber. Nathan Aspinall, der im Sommer verletzungsbedingt eine längere Pause einlegen musste, ist immer noch auf der Suche nach dem optimalen Rhythmus, seinen ihm ureigensten Beißer-Standard hatte er jedoch schon unmittelbar nach der Rückkehr auf die Tour wieder eingenommen. Und auch gestern wusste er das Pitbullterrier-Attribut wirkungsvoll einzusetzen, er ließ Andrew Gilding erst gar nicht ins Spiel hineinkommen, außer auf das rituelle Brimborium beim Gang ans Oche, konnte der UK-Open Champion von 2023 kaum auf seine eigentlichen Qualitäten zugreifen. Nathan Aspinall mit dem sicheren 4:0-Satzerfolg, er bekommt es also in der nächsten Runde mit dem letztverbliebenen Deutschen zu tun.
Der Schwede niederländischer Herkunft sorgt auch heute Nachmittag dafür, dass die farbenreiche Internationalität im Ally Pally abnimmt
„A warm welcome back,“ hieß es auch an diesem Nachmittag in der Great Hall (kombiniert mit der West Hall) des Alexandra Palace, mit den Worten: It`s Tiiiiiiiiiiime to Meet the Players!, begrüßte John McDonald gleich zu Beginn: Jeffrey de Graaf und Paolo Nebrida. Jeffrey de Graaf hatte bislang bereits zwei absolute Publikumslieblinge aus dem Turnier geworfen, zunächst hatte er Sympathieträger Rashad Sweeting, der von den Bahamas angereist war, wieder heimgeschickt und dann wurde auch noch der „Flying Scotsman“ Gary Anderson Opfer der niederländisch angehauchten, schwedischen Durchschlagskraft. Paolo Nebrida hatte erst den eher favorisierten Jim Williams, mit 3:2 niedergerungen und in der zweiten Runde dem haushohen Favoriten Ross Smith eine bittere 3:0-Klatsche erteilt.
Und auch hier war es erstmal Paolo Nebrida, der mit Anwurf das erste Leg entgegennahm, 1:0, 14 Darts später hatte Jeffrey de Graaf aber bereits ausgeglichen, 1:1. Auch im dritten Durchgang brachte Paolo Nebrida sein begonnenes Leg nach Hause, 2:1, bevor er im vierten Durchgang dem Gegner den Anwurf abnahm. Jeffery de Graaf hatte einen Versuch auf die Double-18 ausgelassen, daraus schlug Paolo Nebrida Kapital und übernahm die 1:0-Satzführung. Im zweiten Set war es dann Jeffrey de Graaf, der sich zwei Legs am Stück griff. Das 106er-Finish im zweiten Durchgang hatte er zwar aufgrund eines Fehlversuchs auf die Double-16 verpasst, das 2:0 wurde es trotzdem. Auch im dritten Leg ließ sich der 34-Jährige, der im niederländischen Den Helder, einer Gemeinde in der Provinz Nordholland an der Nordseeküste geboren wurde und mittlerweile in Stockholm lebt, nicht die schwedische Butter vom Brot nehmen, hier hatte er bereits den Satzausgleich erzielt, 2:2. Ein zu-Null-Set für den Gegner reicht vollkommen, dachte sich womöglich Paolo Nebrida und holte sich gleich den ersten Durchgang des darauffolgenden Satzes, 1:0. Aber Jeffrey de Graaf war mittlerweile in seinem Flow angekommen, mit 14 Treffern im zweiten Leg hatte er wieder ausgeglichen, 1:1. Gegen den Anwurf startete der Wahlschwede mit der 180, (es war schon seine vierte an diesem Nachmittag) in den dritten Durchgang, das Leg konnte er seinem Gegner dennoch nicht stehlen. Paolo Nebrida hatte das 91er-Checkout mit drei Treffern (14, T19, D10) bewerkstelligt, mit insgesamt 15 Pfeilen schritt er wieder vorneweg, 2:1. Lediglich 15 Würfe brauchte auch Jeffrey de Graaf im nächsten Durchgang, er hatte obendrein das High Finish, 104 (T5, T19, D16) ins nachträgliche Weihnachtspaket eingeschnürt, 2:1. Genauso wie in Leg Drei, war Jeffrey de Graaf auch im Decider, den der Gegner begonnen hatte, beim ersten Gang ans Oche mit dem Maximum zur Stelle, diesmal genügte ihm das perfekte Fundament auch, um darauf das satzentscheidende Break zu errichten. Jeffrey de Graaf übernahm die 2:1-Führung in Sets und auch im ersten Durchgang des dritten Satzes ließ er nichts anbrennen, 1:0. Paolo Nebrida hielt sein begonnenes Leg im zweiten Durchgang ebenfalls unangefochten, 1:1, bevor Jeffrey de Graaf auch in diesem Set zum Endspurt ansetzte und abermals zwei Legs in Folge abräumte. Im vierten Durchgang hatte der gebürtige Niederländer, der die Heimat verlassen hat und den Nickname „The Rebel“ trägt, ein weiteres Mal die Blaupause angelegt, auch hier hatte er fürs Break mit der 180 losgelegt, alles in allem war es der 13-Darter: 180 – 140 – 42 – 99 – 40, mit dem er seinen Vorsprung auf 3:1 in Sätzen erhöhte.
Jeffrey de Graaf auf dem besten Wege, auch die philippinische Flagge aus dem Teilnehmerfeld herauszuziehen
Im ersten Durchgang des fünften Sets hatte Paolo Nebrida erst sein zweites Maximum zur Verfügung, – das war nicht allzu viel, aber zumindest ein sehr gutes Timing. Die 180 hatte er auf zwei Aufnahmen von jeweils 100 gelöschten Punkten drauf gestapelt und obgleich er für die verbliebenen 121 Restzähler drei weitere Gänge ans Oche brauchte, fand er schlussendlich den Weg ins „Madhouse“ und nahm sein begonnenes Leg an sich, 1:0. Aber Jeffrey de Graaf ließ sich danach nicht mehr unnötig aufhalten und schnappte sich die nächsten zwei Legs, 2:1. Zum Abschluss wollte die schwedische Nummer Eins, die erst seit 2023 in den Farben der besagten Wahlheimat spielt, mit einem lautstarken Knall aus dem Match gehen, dazu verhalfen ihm sieben perfekte Darts, und auch wenn es letztendlich „nur“ der 10-Darter war: 180 – 180 – 105 – 36, in Style war auch dies allemal. 4:1-Satzerfolg für Jeffrey de Graaf, der sich im Achtelfinale mal wieder in seiner Muttersprache unterhalten kann, denn hier trifft er auf einen vormaligen Landsmann: Michael van Gerwen.
Jeffrey de Graaf | 4:1 | Paolo Nebrida |
89,99 | Average | 83,01 |
8 | 180s | 2 |
104 | High Finish | 91 |
1 | 100+ Checkouts | 0 |
13/30 | Finishing | 7/18 |
“Polish Eagle” versus “Hawk Eye” – Adler gegen Falke, es wurde tierisch spannend
Niederländisch ging es auch weiter, genauer gesagt: niederländisch-polnisch, denn das zweite Duell in dieser Nachmittagssession bestritten Kevin Doets und Krzysztof Ratajski. Der „Polish Eagle“ hatte wenig Mühe, sich gegen den philippinischen Überraschungszweitrundenteilnehmer Alexis Toylo durchzusetzen, Kevin Doets musste da schon mehr Kraft investieren, denn er hatte nicht nur seiner Landsfrau Noa-Lynn van Leuven den historisch bedeutsamen Einzug in die nächste Runde verdorben, sondern dann auch – sensationell – Michael Smith das Weiterkommen verwehrt. Wie er sich, auf den letzten Drücker hin, dem bis dahin Weltranglistenzweiten in den Weg gestellt hat, war phänomenal, denn es hätte durchaus in beide Richtungen gehen können. Der „Bully Boy“, der sich vor zwei Jahren die WM-Krone aufsetzen konnte, hat aktuell bereits 14 Plätze in der Weltrangliste verloren und es ist abzusehen, dass sich der Abstieg hier auch noch rasant fortsetzen könnte. Das musste Kevin Doets aber nicht kümmern, er wollte sich heute ausschließlich dem polnischen Spitzenspieler widmen, der seinerseits den Kampf um den Klassenerhalt in den Top-32 der Welt aufgenommen hat.
Zu Beginn sah alles nach einem entschlossenen Durchmarsch für Krzysztof Ratajski aus, in den ersten zwei Sätzen ließ er den Gegner überhaupt nicht mitspielen. Die ersten sechs Legs räumte er in einem fort ab, wobei vor allem der allererste Durchgang mit dem 98er-Checkout bemerkenswert war, die 15 Treffer in Leg Zwei waren ebenfalls beachtlich und im dritten Durchgang des zweiten Sets wäre ihm beinah das High Finish von 110 Punkten gelungen, allein der Wurf auf die Double-16 verhinderte das hehre Ansinnen. Wie auch immer, nach sechs Leggewinnen in Folge stand es 2:0 in Sätzen für Krzysztof Ratajski. Erst im dritten Satz meldete Kevin Doets Ansprüche an, auch mitwirken zu wollen, bis dahin hatte er eine belanglose Statistenrolle übernommen gehabt. Beide Protagonisten starteten mit dem Maximum in den ersten Durchgang, hier war es tatsächlich Kevin Doets, der darauf den exzellenten 11-Darter lud: 180 – 89 – 140 – 92. Es war ein Break, mit dem er nicht nur endlich auf der Leganzeigengrafik gelandet, sondern auch wahrhaftig im Match angekommen war, 1:0. Aber Krzysztof Ratajski war noch lange nicht fertig, er hatte im zweiten Durchgang die passende Antwort parat. Mit der gekonnten 134 stellte er sich 50 Restpunkte, die nahm er bei der nächsten Aufnahme mit zwei Treffern (18, D16) heraus, damit hatte er postwendend das Re-Break erzielt und in diesem Set alles wieder in die Reihe gebracht, 1:1. Nur für Kevin Doets war nichts in der Reihe, er setzte deshalb im dritten Durchgang die Breakserie fort und nahm dem Gegner ein weiteres Mal dessen Anwurf ab, 2:1. Anschließend bestätigte der Niederländer das eben errungene Break und griff so auch nach seinem ersten Satz, 1:2. Im ersten Durchgang des vierten Sets war Kevin Doets auf dem besten Wege, das 138er-Finish an sich zu reißen, doch der Fehlversuch auf die Double-12 verhinderte dies leidlich. Für die verbliebene Zwölf brauchte er dann auch nochmal drei weitere Anläufe, aber dann nahm er das Leg, mit zusammenaddiert 15 Treffern, unbeirrt an sich, 1:0. Zwei Pfeile weniger brauchte der 26-Jährige aus dem niederländischen Almere, unweit von Amsterdam, im zweiten Durchgang: 140 – 41 – 180 – 100 – 40, mit dem 13-Darter nahm er seinem Gegner den Anwurf ab und erhöhte auf 2:0. Und im dritten Leg hatte Kevin Doets auch noch das High Finish, 106 (T20, 6, D20) zur Hand. Insgesamt waren es 15 Treffer, die Kevin Doets den Satz zu Null bescherten, was auch den Satzausgleich bedeutete, 2:2.
Wie war das bei Jonny Clayton, Gerwyn Price, Ryan Joyce und, und, und …?
Nachdem der Niederländer seinen Kontrahenten in den letzten zwei Sets seinerseits fast komplett aus dem Spiel genommen hatte, meldete sich der zu Beginn des fünften Satzes zurück. 14 Treffer, inklusive der 100 als optimale Vorbereitung, reichten Krzysztof Ratajski zum 1:0. Einen Wurf mehr benötigte Kevin Doets, der den Nickname „Hawk Eye“ trägt, zum Leggewinn in Durchgang Zwei, 1:1. Hingegen genügten Krzysztof Ratajski im dritten Leg abermals 14 Pfeile, – diesmal hatte er sich mit der 174 schier einen überragenden Set-up-Shot kredenzt, 2:1. Aber es war Kevin Doets, der im vierten Durchgang mit dem Highlight des Spiels aufwartete: Triple-20, Triple-20, Bullseye – wenn der „Big Fish“ keinen Wirkungstreffer darstellt, was dann?
„Hawk Eye“ hatte sich den „Big Fish“ aus dem Wasser gezogen
Kevin Doets hatte hier den Legausgleich wieder hergestellt, doch Krzysztof Ratajski ließ sich von diesem Bravourstück nicht beeindrucken und packte die nächsten 14 wohlplatzierten Würfe aus, in die er einen weiteren brillanten Set-up-Shot (131) integriert hatte. Kevin Doets konnte den Anwurf des Kontrahenten hier nicht ernsthaft in Gefahr bringen, so dass der „Polish Eagle“ abermals die Satzführung übernahm, 3:2. Man durfte annehmen, dass Krzysztof Ratajski zu alter Sicherheit zurückgefunden hatte, zumindest erweckte er diesen Anschein, als er zu Beginn des sechsten Sets, das High Finish mit mittlerem Wow-Effekt herausnahm. Den ersten Pfeil hatte er nur in die einfache 19 bugsiert, dafür versenkte er den zweiten dann in der Triple-19 und den dritten brachte er gar im Bullseye unter. 126 Punkte gelöscht, das war die 1:0-Führung in diesem Satz. Auch der großartige 11-Darter: 137 – 137 – 140 – 87, den der Topspieler aus Warschau im Anschluss folgen ließ, vermittelte den Eindruck, dass Krzysztof Ratajski drauf und dran wäre, jetzt rigoros über die Ziellinie zu donnern und das ganze Match einzutüten. Im dritten Durchgang servierte er sich auch die entsprechende Vorbereitung dafür, abermals hatte er bei der 130er-Aufnahme (T20, 20, 50) das Bullseye getroffen, doch er sollte keine Gelegenheit mehr bekommen, auch die übriggebliebene 16 quitt zu werden. Gegenüber kam ihm Kevin Doets mit dem 48er-Checkout (16, D16) zuvor, 1:2, und auch im vierten Durchgang sammelte der Niederländer die Chancen auf, die Krzysztof Ratajski liegenließ. Der Pole war beim Versuch des 146er-Finishs nur an der Double-13 gescheitert, es wäre der Matchdart gewesen. Als er danach wieder ans Oche durfte, hatte er nur noch die 13 vor der Brust, sie stand zwischen ihm und dem Einzug ins Achtelfinale. Doch nachdem er von dieser Summe fünf weitere Zähler subtrahiert hatte, verpasste er zwei weitere Matchdarts, um auch die restliche Acht loszuwerden. Davon profitierte der Gegner, der vorher seinerseits das 103er-Finish versäumt hatte, weil der Wurf auf Tops missglückte, diesmal traf er die Double-20, die Verlängerung war gerettet. Kevin Doets hatte den Kopf nochmal aus der immer enger werdenden Schlinge gezogen und wieder ausgeglichen 2:2. Das innovative Hawk-Eye musste im Decider nicht zurate gezogen werden, auch so sah man, dass der Dart von Krzysztof Ratajski nur ein My weit entfernt vom anvisierten Ziel, im 25er-Segment eingeschlagen war. Der Pfeil hatte den Außendraht des mittigen Bullseye bereits gekratzt, aber auch wenn da kein Blatt mehr dazwischen passte, war knapp daneben eben auch vorbei. Dem gesetzten Spieler aus Polen war damit das 81er-Checkout misslungen und der vierte Matchdart entgangen, was der Gegner abermals abzustrafen verstand. Mit Treffern in der Triple-20 und in der Double-4, beglich Kevin Doets die Restforderung von 68 Punkten, hatte so seinen Anwurf gehalten und somit auch die überlebenswichtige Pflichtaufgabe zum neuerlichen Satzausgleich erfüllt, 3:3.
Erst Höhenflug, dann Absturz – „The Polish Eagle“ auf Irrwegen
Wieder hatte Kevin Doets die bedrohlich an die Tür klopfende Niederlage abgewimmelt und fürs erste ausgesperrt. Nach einem schier aussichtslos wirkenden 0:2-Satzrückstand sowie vier Matchdarts gegen sich, beim Stand von 2:3, hatte er alles wieder auf Anfang gestellt und so erneut die Verlängerung erzwungen. Es ging in den alles entscheidenden siebten Satz. Wie gehabt, startete Krzysztof Ratajski auch hier ausgesprochen selbstbewusst, die 180 gleich zu Beginn, mit insgesamt 15 Würfen hatte er das 1:0 für sich verbucht. Im zweiten Leg probierte der „Polish Eagle“ das 128er-Finish quitt zu werden, doch abermals landete der dritte Pfeil im 25-Segment. Das wiederholte Missgeschick des Gegners gestattete Kevin Doets, sein begonnenes Leg, in welches er ebenfalls ein Maximum eingepflegt hatte, zu halten, 1:1. Das Doppel-Drama um Krzysztof Ratajski fand im dritten Durchgang seine Fortsetzung, hier ließ er zunächst das 113er-Finish liegen und schaffte es anschließend nicht mit drei weiteren Würfen, die verbliebene 18 zu eliminieren. Auch dies wusste der Gegner wieder zu nutzen, 2:1. Die Anstrengungen des Doppel-Mankos hatten offenbar doch erheblich Kraft gekostet und ihren Tribut verlangt, denn im vierten Leg ging Krzysztof Ratajski die Puste aus. Kevin Doets vermochte es hier nochmal wahrhaftig zu überzeugen: zweimal Triple-20 plus Triple-16, daraus resultierte der herausragende Set-up-Shot von 168 gelöschten Punkten und die verbliebene 40 wischte er im Anschluss mit dem insgesamt 14. Dart vom Board. Mit unglaublichen Kämpferqualitäten hatte Kevin Doets den 4:3-Satzerfolg besiegelt, es war letztendlich die Checkout-Quote, die den Unterschied machte, Kevin Doets 48,28% / Krzysztof Ratajski 35,14%. Mit Krzysztof Ratajski, der so dynamisch ins Match gestartet war, dann aber buchstäblich an den Matchdarts scheiterte, verabschiedete sich der nächste gesetzte Spieler aus dieser WM. Kevin Doets (“Got the luck of the champions”) wusste im Anschluss das Glück zu schätzen, das ihm zuteilgeworden war, schließlich hatte ihn der Gegner oft genug von der Niederlagen-Leine gelassen.
Kevin Doets | 4:3 | Krzysztof Ratajski |
89,67 | Average | 94,55 |
8 | 180s | 2 |
170 | High Finish | 126 |
2 | 100+ Checkouts | 1 |
14/29 | Finishing | 13/37 |
Ebenso schnell wie sich das Match zutrug, lässt sich auch der Verlauf darstellen
Den Schlussakkord des Nachmittags gestalteten Dimitri Van den Bergh, der Dylan Slevin im Vorbeigehen geschluckt hatte und Callan Rydz, der nicht nur Romeo Grbavac überrollt, sondern in der zweiten Runde auch Martin Schindler den Weg zum Turnierausgang gewiesen hat.
Die Geschichte dieses Matches ist relativ schnell erzählt, es war eine einzige One-Man-Show, der Hauptdarsteller hieß Callan Rydz, Dimitri Van den Bergh wirkte hingegen lediglich als dekorative Kulisse. Dimitri Van den Bergh hatte das Ausbullen gewonnen, wobei das hier überhaupt keine Rolle spielte, denn viel mehr Gewinne gab es an diesem Abend für ihn sowieso nicht. Im ersten Durchgang hatte sich Callan Rydz mit der 133 die 50 gestellt, mit insgesamt 14 Pfeilen war das Break zum 1:0 für ihn verbucht. Auch im zweiten Durchgang benötigte der Engländer nicht mehr als 14 Versuche, 2:0, bevor er im dritten Leg den 12-Darter zu Hand hatte: 137 – 180 – 100 – 84. 1:0-Satzführung für den 26-Jährigen, der aus Newcastle upon Tyne stammt, heute aber ebenso wie Chris Dobey in Bedlington/Northumberland zuhause ist. Zu Beginn des zweiten Sets präsentierte Callan Rydz gleich zweimal das Maximum innerhalb eines Legs, das waren die Stützpfosten die den 11-Darter, mitsamt schwerer wiegendem High Finish, trugen: 180 – 41 – 180 – 100, 1:0. Im zweiten Durchgang hatte sich Callan Rydz mit dem perfekten Set-up-Shot (180) die 24 aufbereitet, als der Gegner mal kurz störend dazwischenfunkte, mit 15 Pfeilen ergatterte sich Dimitri Van den Bergh hier das 1:1. Doch schon im darauffolgenden Durchgang war der Engländer wieder mit dem 13-Darter zur Stelle: 137 – 140 – 140 – 68 – 16, 2:1. Auch hier vermochte es der „Dreammaker“ nochmal zu intervenieren: 96 – 140 – 171 – 54 – 40. Dimitri Van den Bergh hatte ebenfalls nicht mehr als 13 Pfeile gebraucht, um das 2:2 zu erzielen. Mit derselben Wurfanzahl, in der auch wieder ein respektabler Set-up-Shot enthalten war, schnappte sich Callan Rydz den darauffolgenden Durchgang: 140 – 100 – 97 – 132 – 32, ergo: die 2:0-Satzführung.
Der Albtraum des „Dreammakers“ nimmt seinen Lauf
Auch im nächsten Set teilten sich die beiden Akteure die ersten vier Durchgänge. Callan Rydz brauchte für Leg Eins 14 Würfe und fürs dritte 15, Dimitri Van den Bergh machte es geringfügig besser, Leg Zwei holte er sich mit 15 Pfeilen und Leg Vier mit 13 Treffern, 2:2. Im Decider hatte dann wieder Callan Rydz die Nase vorne, es war der 12-Darter: 135 – 140 – 140 – 86, der ihm das erneute Break und den nächsten Satzgewinn bescherte, 3:0. Im vierten Set ließ Callan Rydz, genannt „The Riot“, dann gar nichts mehr zu, gleich den ersten Durchgang räumte er mit dem 13-Darter ab: 57 – 97 – 180 – 135 – 32, 1:0. Das zweite Leg fiel komplett aus dem Rahmen, auf beiden Seiten ging es hier nur merkwürdig zähflüssig voran, aber auch dieses Leg ließ sich Callan Rydz nicht entgehen, 2:0. Und im dritten Durchgang hämmerte er den insgesamt 15. Dart in die Double-6, damit hatte er Leg, Set und Match zementiert. 105,31 im Average, (der Gegner wies gerade mal 94,79 im Schnitt auf), sowie eine Checkout-Quote von 48% – Callan Rydz konnte mit seinem 4:0-Durchmarsch mehr als zufrieden sein. Und trefflicher als er es selbst resümierte, kann man es auch gar nicht zusammenfassen: “I didn`t let Dimi in the game at all”.
Callan Rydz | 4:0 | D. Van den Bergh |
105,31 | Average | 94,79 |
8 | 180s | 5 |
100 | High Finish | 72 |
1 | 100+ Checkouts | 0 |
12/25 | Finishing | 4/10 |
In Kürze geht es mit der Abendsession weiter.
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