Darts-WM 2025: Mit einer erstklassigen Performance hält „Pikachu“ die deutschen Hoffnungen am Leben

Mit Stefan Bellmont war dieses Jahr, zum ersten Mal überhaupt, ein Vertreter aus der Schweiz im Ally Pally an den Start gegangen, doch schon am ersten Spieltag musste der bislang erfolgreichste Dartsprofi seines Landes, eine kräftige 0:3-Niederlage einstecken. Der 35-Jährige aus Cham (im Kanton Zug), wurde natürlich dennoch mit dem Erstrundenpreisgeld von 7.500 GBP (umgerechnet knapp über 9.000 Euro) entlohnt, umso irrwitziger ist es, dass ein anderer Schweizer gestern Abend, ebenfalls im Ally Pally, um ein Vielfaches mehr gewonnen hat. Mauro, ein 37-Jähriger Lehrer aus Luzern, durfte sich über 60.000 Great British Pound freuen, das sind umgerechnet über 72.000 Euro, die jener Schweizer mit nach Hause nehmen darf. Des Weiteren durfte sich eine Prostatakrebsvorsorge-Stiftung über denselben Betrag freuen, 60.000 Pfund Sterling bekam zudem derjenige, der Verursacher für den Geldsegen war: Damon Heta. Der Australier war – nach Christian Kist – bereits der zweite Spieler, dem bei dieser WM der Neun-Darter gelungen war, und ebenso wie Christian Kist, konnte sich auch Damon Heta nicht lange über den Coup freuen, denn auch er, ebenso wie der Niederländer zuvor, verlor anschließend das Match. Luke Woodhouse hatte sich mindestens genauso kolossal über das Meisterstück des Gegners gefreut, war schier begeistert ausgerastet und hatte im Anschluss erklärt, dass er sich in solch einem Fall immer mit dem Kontrahenten freuen würde, aber, da es sich hier obendrein um einen Freund handelte, hatte es ihn besonders euphorisiert. Das hielt den Engländer jedoch nicht davon ab, den guten Freund danach aus dem Turnier zu werfen. Luke Woodhouse schaffte es immer wieder das Momentum auf seine Seite zurück zu zerren und als Damon Heta die Luft ausging, gewann „Woody“ schlussendlich den engen Kampf auf Augenhöhe. Der nächste gesetzte Spieler war raus.

Gratulation und gute Besserung!

Um nochmal auf die Ally Pally-Premiere der Schweiz zurückzukommen, es war Jermaine Wattimena, der gleich am ersten Spieltag die WM-Reise des Stefan Bellmont frühzeitig beendet hatte. Jener Niederländer hatte hinterher auch dem routinierten Rekordteilnehmer James Wade den Palast-Ausgang gewiesen, aber gestern Abend sah die Sache für ihn etwas anders aus. Gegenüber stand Peter Wright, das vermutlich erfolgreichste, mit Sicherheit aber bunteste „Stehaufmännchen“ der Darts-Geschichte, der gestern mit einer hinderlichen Atemwegsinfektion angetreten war, die seinem Spiel dennoch keinen Abbruch tat. Regelmäßige Hustenattacken brachten den schottischen Doppelweltmeister nicht aus der Konzentration, im Gegenteil er bündelte dadurch seinen Fokus offensichtlich noch bewusster, was seiner Performance sehr-sehr gut. Der amtierende Vizeeuropameister Jermaine Wattimena war gestern regelrecht chancenlos gegen „Snakebite“, er versuchte immer wieder dazwischen zu grätschen, was ihm für die Länge von zwei Sets auch gelang, aber dann zog Peter Wright sämtliche Trümpfe aus dem erkälteten Ärmel und machte den Deckel stilvoll aufs Match drauf. Man konnte Peter Wright an diesem Abend also herzlich gratulieren, auch wenn man ihm gleichzeitig von Herzen „Gute Besserung“ wünschen mochte.

Zwei Waliser in London und beide nahmen ungewollt die volle Wegstrecke für sich in Anspruch

Am Nachmittag hatte sich Jonny Clayton neuerlich die volle Distanz-Dröhnung gegönnt und sorgte dabei auch für das entsprechende Drama. Nachdem er bereits mit 3:0 in Sätzen in Führung gegangen war, dachte man, dass er es nach dem extrem langen Zweitrundenmatch gegen Mickey Mansell, diesmal etwas schneller angehen lassen wollte, doch er hatte die Rechnung ohne Mansells Landsmann Daryl Gurney gemacht. Jener Nordire startete eine spektakuläre Aufholjagd, die er letzten Endes jedoch nicht krönen konnte, denn die Treffsicherheit von Jonny Clayton war im Entscheidungssatz rechtzeitig zurück, die walisische Nummer Eins setzte sich durch und zog unfassbar erleichtert ins Achtelfinale ein. Der andere Waliser, der sich am zehnten Spieltag ein unglaubliches Endlosdrama antat, war Gerwyn Price. Exakt wie sein walisischer Kollege, der ihn dieses Jahr in der nationeninternen Rangliste überholt hat, konnte sich auch Gerwyn Price zunächst einen komfortablen 3:0-Satzvorsprung aufbauen. Den Sieg vor Augen, verspielte jedoch auch er, in derselben Art und Weise wie zuvor Jonny Clayton, dieses Polster wieder, indem er eine unsägliche Doppelschwäche an den Tag legte und damit die Wende in diesem Spiel geradewegs heraufbeschwor. Besonders die Double-20 wollte gestern Abend überhaupt nicht mehr funktionieren, Gerwyn Price versuchte es trotzdem unermüdlich und immer wieder. Größtenteils traf er die Triple-Felder nach Belieben, aber sobald es auf die Zielgeraden ging, wurde der „Iceman“ mit unmöglich scheinendem Double-Trouble konfrontiert, die Doppel-Segmente wirkten für ihn wie zugenagelt. Und bei fast jedem seiner Fehler, war Joe Cullen zur Stelle, er sammelte alles auf, was Gerwyn Price liegenließ. Sein sensationelles Comeback veredelte der „Rockstar“ im enorm wichtigen zehnten Durchgang des Entscheidungssatzes, hier zog er, in fast surrealer Manier, auch noch den „Big Fish“ an Land. Der Frust und die Wut über das eigene Doppel-Defizit, schien die letzten Reserven des „Icemans“ zu mobilisieren, im alles entscheidenden elften Leg des alles entscheidenden siebten Sets, war er zur Stelle und traf auf Anhieb die Double-20. Dramatischer konnte ein Sieg nicht ausfallen, Gattin Bethan war vollkommen aufgelöst und auch der „Iceman“ selbst zeigte im Anschluss ungewohnt feuchte Augen.

Der dritte Waliser im Bunde konnte seine WM-Reise gestern Abend nicht ganz so ergiebig fortführen, wobei die dritte Runde für Nick Kenny natürlich trotzdem einen respektablen Achtungserfolg darstellt, insbesondere weil er hier erst dem Titelverteidiger unterlag, nachdem er vorher bereits die niederländische Darts-Ikone Raymond van Barneveld bezwungen hatte und auch seine Erstrundenperformance gegen Stowe Buntz, den er mit 3:0 abgefertigte, konnte sich durchaus sehen lassen. Gestern Abend war es Luke Humphries, der ihn mit 4:0 frühstückte und dabei eine gediegene Cruising Journey verbrachte. Nicht viel Federlesens machte auch Stephen Bunting bei seiner Auseinandersetzung mit Madars Razma, der Lette bekam kaum ein Doppelfeld zu Gesicht, zu rasant hatte Stephen Bunting die Legs abgeräumt. Der BDO-Weltmeister von 2014 war der erste und bis hierher einzige Protagonist, der in der dritten Runde einen Average von über 100 ans Board nageln konnte.

Ryan versus Ryan – gnadenlos gegen hartmetallisch

Ryan Joyce hatte nicht nur Darius Labanauskas überlegen besiegt, sondern in der zweiten Runde auch Danny Noppert seine nächste empfindliche WM-Auftaktniederlage beigebracht. Der andere Ryan, mit Nachnamen Searle, hatte in der zweiten Runde Matt Campbell nach Kanada heimgeschickt, folgerichtig heute also das Duell der beiden Ryans.

Einen spannenden Kampf auf Augenhöhe lieferten sich die zwei Ryans bereits in den ersten zwei Sets, beide Male mit dem besseren Ende für Ryan Joyce. „Relentless“ hatte das Ausbullen gewonnen, im ersten Durchgang diente ihm die glatte Hundert als Vorbereitung, und obwohl der Gegner hier schon sein erstes Maximum zur Verfügung hatte, war nach insgesamt 15 Würfen das erste Leg seins, 1:0. Ryan Searle brauchte für den zweiten Durchgang exakt einen Pfeil weniger, das 96er-Finish löschte er mit zwei Treffern (T20, D18) und der Ausgleich war erzielt, 1:1. Auch in den nächsten drei Durchgängen hielt jeder seinen Anwurf, was naturgemäß bedeutete, dass Ryan Joyce hier die Nase vorne hatte. Im Decider hatte der 39-Jährige aus dem im Nordosten Englands befindlichen Newcastle upon Tyne, den 13-Darter zur Hand: 140 – 83 – 140 – 98 – 40, was ihm das 1:0 in Sätzen bescherte. Das zweite Set begann Ryan Searle, hier wäre ihm im ersten Durchgang um ein Haar das 164er-Finish gelungen, doch der Pfeil aufs Bullseye kratzte nur den Außendraht. Den Restbetrag der verbliebenen 25 wurde er mit dem 14. Wurf quitt, 1:0. Im darauffolgenden Leg hielt auch Ryan Joyce seine erste 180 parat, abermals war es der 13-Darter: 180 – 81 – 100 – 108 – 32, der ihm zum Leggewinn verhalf, wobei ihm hier beinah der 12-Darter gelungen wäre, allein das 140er-Finish scheiterte an der Double-16, 1:1. 15 Würfe später hatte Ryan Searle erneut ein Finish knapp unter Hundert ausgemacht, die 96 löschte er mit 5, Triple-17 und Double-20, 2:1. Den optimalen Set-up-Shot (105) hatte Ryan Joyce im vierten Durchgang in petto, kurz daraus war der Ausgleich wieder da, 2:2. Genauso wie im Leg zuvor, platzierte Ryan Joyce auch im Decider die identische Vorbereitung von 105 eliminierten Zählern, das war das Fundament, auf dem er, genau zum richtigen Zeitpunkt, das erste Break dieser Begegnung aufbaute und somit den nächsten Satzgewinn einstrich, 2:0. Den dritten Satz begann Ryan Joyce mit seiner nächsten 180, doch diesmal war es Ryan Searle, der ihm mit 15 bedacht eingesetzten Würfen, das Leg vor der Nase wegschnappte. Joyce hatte sich mit der 91 die 32 gestellt, aber der Kontrahent präsentierte das nächste Zwei-Dart-Finish knapp unter Hundert. Mit Triple-19 und Tops nahm Ryan Searle die Restforderung von 97 Punkten heraus und schritt gegen den Anwurf vorneweg, 1:0. Der ausgezeichnete 12-Darter im zweiten Leg: 180 – 140 – 141 – 40, bewirkte, dass er das eben errungene Break bestätigen konnte, somit erhöhte er auf 2:0. Ryan Joyce antwortete im dritten Durchgang mit 13 Pfeilen: 125 – 180 – 100 – 60 – 36, 2:1. Einen Wurf mehr benötigte Ryan Searle in Leg Vier, dann hatte auch er seinen ersten Satzerfolg sicher, 1:2.

Bahnt sich auch hier das spektakuläre Comeback an?

Vom Satzgewinn gestärkt, packte „Heavy Metal“ im ersten Durchgang des vierten Sets den sehenswerten 11-Darter aus: 140 – 180 – 140 – 41, 1:0. Im zweiten Durchgang tischte er den brillanten Set-up-Shot von 150 gelöschten Punkten auf, kurze Zeit später stand es für ihn 2:0. Ryan Joyce hielt im dritten Leg mit 15 Treffern dagegen, 1:2, bevor er im vierten Durchgang seinerseits den fabelhaften 12-Darter aus dem Ärmel zog: 100 – 140 – 180 – 81, und wieder ausglich, 2:2. Einmal mehr ging es in den Decider, den diesmal Ryan Searle mit 13 wohlplatzierten Würfen: 140 – 85 – 140 – 96 – 40, für sich entschied und somit in Sätzen ausglich, 2:2. Relativ unspektakulär holte sich Ryan Joyce das erste Leg im fünften Set, 1:0, bevor er seinem Gegenüber im zweiten Durchgang den Anwurf mit neuerlichem 12-Darter, inklusive High Finish, abnahm: 133 – 171 – 97 – 100 (T20, D20), 2:0. Nur zwei Pfeile mehr brauchte „Relentless“ im dritten Leg, da hatte er das Set zu Null für sich verbucht und wieder die Satzführung übernommen, 3:2. Den ersten Durchgang des sechsten Sets begann Ryan Joyce so, wie er den letzten aufgehört hatte, mit insgesamt 15 Treffern und Break übernahm er abermals die Pole Position, 1:0. Dieselbe Anzahl an Pfeilen benötigte der geringfügig ältere der beiden Engländer, um im zweiten Leg das eben erzielte Break abzusichern, 2:0, bevor auf der anderen Seite Ryan Searle zur Aufholjagd ansetzte. Das dritte Leg griff sich „Heavy Metal“ mit einem weiteren 11-Darter: 140 – 180 – 127 – 54, 1:2, und im darauffolgenden Durchgang förderte er das High Finish zutage, wobei er 124 Punkte nervenstark mit 20, Triple-18 und Bullseye löschte, 2:2. Auch wenn der 37-Jährige, der aus dem in der Grafschaft Somerset befindlichen Wellington stammt und heute in Holcombe Rogus zuhause ist, einem idyllischen Dorf in der Grafschaft Devon, grenznah zu Somerset und damit auch nahe den Blackdown Hills mittig zwischen Wellington und Tiverton, den Endspurt des Deciders etwas wackelig gestaltete und zwei Aufnahmen für 67 Restpunkte benötigte, ließ er sich hier sein begonnenes Leg nicht nehmen und glich in Sätzen einmal mehr aus, 3:3.

Irgendwie fühlte man sich an die gestrigen Dramen erinnert, als ebenfalls einer die relativ komfortable Führung übernahm, bevor der andere in bedrohlicher Weise nachrückte

Auch im ersten Spiel des Nachmittags, d.h. im siebten Duell der dritten Runde, musste der Achtelfinalteilnehmer im Entscheidungssatz ermittelt werden. Hier hatte Ryan Joyce nicht nur den Vorteil des ersten Anwurfs, sondern auch den vorteilhaften Set-up-Shot von 140 eliminierten Punkten zur Verfügung, aber drei Versuche genügten ihm nicht, um den Restbetrag von zwölf Zählern zu begleichen. Der Gegner bestrafte dies mit dem Break, indem er das 88er-Finish (T20, 14, D7) mit einer Aufnahme quitt wurde und die Führung übernahm, 1:0. 14 Treffer später hatte sich Ryan Joyce postwendend revanchiert und umgehend das Re-Break errungen, 1:1. Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten, behielt Ryan Joyce im dritten Leg die Nerven, indes Searle derweil einen Wurf auf Tops ins Aus bugsiert hatte und dadurch das neuerliche Break mit dem möglichen 98er-Finish versäumte, zog Ryan Joyce auf 2:1 davon. Im dritten Durchgang ließ Ryan Searle hingegen nichts anbrennen, mit zwei Treffern nahm er das 80er-Checkout (T20, D10) heraus, mit insgesamt 15 Pfeilen hatte er den Ausgleich wieder hergestellt, 2:2. Auch hier griff wieder die Two-clear-Legs Regelung, d.h. man brauchte die Differenz von zwei Legs, um weiterzukommen. Den Anfang dazu machte Ryan Joyce im fünften Durchgang, hier zauberte er das High Finish, 113 (T19, 20, D18) aus dem Hut, auch er hatte insgesamt nur 15 Darts benötigt, um wieder in Führung zu gehen. Und im sechsten Leg brauchte „Relentless“ gar zwei Würfe weniger, mit dem gnadenlosen 13-Darter: 180 – 58 – 134 – 93 – 36, deckelte er das Match, 4:3-Satzerfolg für Ryan Joyce. Einmal mehr konnte man konstatieren: die Schwächen im Augenfeld des Sichtbereiches scheinen Ryan Searle weniger zu beeinträchtigen als die nervlichen Schwächen – man weiß es: Darts ist eben in vorderster Linie auch ein mentales Spiel. Ryan Searle hatte letztes Jahr im WM-Finale im Publikum gesessen, um seinem guten „Mate“ Luke Humphries jegliche mentale Unterstützung zukommen zu lassen, auch für sich selbst sollte er daran unstrittig arbeiten. Ryan Joyce sehen wir auf jeden Fall im Achtelfinale wieder, wo er es möglicherweise mit Luke Littler aufnehmen muss, – einzige, aber durchaus machbare Prämisse: der 17-Jährige setzt sich vorher gegen Ian White durch.

Ryan Joyce 4:3 Ryan Searle
97,40 Average 100,97
8 180s 9
113 High Finish 124
2 100+ Checkouts 1
18/29 Finishing 15/31

"Ich fahre zu Turnieren, um sie zu gewinnen. Das hört sich vielleicht großkotzig an, aber so ist es"

Eine andere Einstellung, als die, die Ricardo Pietreczko im Vorfeld preisgab, machte selbstverständlich auch keinen Sinn, mit einer anderen Motivation hätte er hier erst gar nicht antreten müssen. „Pikachu“ war es bereits bei seinem WM-Debüt im vergangenen Jahr gelungen, in gewisser Weise nach dem WM-Titel zu greifen, als er den späteren Weltmeister Luke Humphries schon an den Rande einer Niederlage gespielt hatte, der jedoch dann in weltmeisterlicher Manier zu einem überirdisch anmutenden Comeback ansetzte und dieses auch entschlossen über die Ziellinie trug. Scott Williams hatte in der zweiten Runde den Weltranglistenfünften Rob Cross aus dem Turnier geworfen, während er in Runde Eins für das Ausscheiden von Niko Springer verantwortlich zeichnete, heute wollte er sich den nächsten Deutschen vorknöpfen. Die Weltmeisterschaft scheint dem Engländer besonders gut zu liegen, bei seinem erst zweiten Auftritt im Ally Pally hatte er letztes Jahr gar das Halbfinale erreicht, wo er nur dem späteren Weltmeister Luke Humphries deutlich unterlag. Der letztverbliebene Deutsche, Ricardo Pietreczko, war mit Siegen über Xiaochen Zong und den amtierenden Jugendweltmeister Gian van Veen in die dritte Runde gelangt, und dann hieß es auch schon: Game on!

„Ich bin hier, um Weltmeister zu werden. Ich bin ein Turniermensch und wenn man Weltmeister werden will, muss man jeden schlagen.“

Ricardo Pietreczko hatte das Ausbullen für sich entschieden und ließ sich im ersten Durchgang seinen Anwurf, dank 14 ausgezeichnet platzierten Würfe, auch nicht nehmen, 1:0. Weit mehr Versuche brauchte der Gegner, um auch sein begonnenes Leg im darauffolgenden Durchgang heimzubringen, 19 an der Zahl, da hatte er den Ausgleich errungen, 1:1. Im dritten Leg ging Scott Williams dann weit rasanter zu Werke, zweimal das Maximum innerhalb des 12-Darters, das konnte sich sehen lassen: 100 – 180 – 180 – 41, 2:1. Ricardo Pietreczko konnte das bemerkenswerte Break nicht sonderlich beeindrucken, er hatte im vierten Leg die passende Antwort parat und revanchierte sich unverzüglich, indem er mit 15 Treffern das sofortige Re-Break landete und somit alles wieder auf die Reihe brachte, 2:2. Im Decider war der gebürtige Berliner nah dran, das 126-Finish vom Board zu wischen, drehte sich vor dem dritten Pfeil nochmal vielsagend zum Saal um, – selbst dem Gegner, der hier noch weit vom Doppel entfernt war, entlockte die verschmitzte Szene ein Lächeln, – dann setzte „Pikachu“ für den dritten Pfeil an. Auch wenn der Versuch aufs Bullseye noch denkbar knapp am anvisierten 50er-Segment vorbeischrammte, wurde er kurz darauf auch die übriggebliebenen 25 Restzähler los und ging 1:0 in Sätzen in Führung. Zu Beginn des zweiten Sets hielt Scott Williams seinen Anwurf, bevor Ricardo Pietreczko den großartigen 12-Darter aus dem Köcher herauszog: 100 – 180 – 140 – 81, 1:1.

Man hatte schon hier den Eindruck, dass „Pikachu“ nicht nur mit den Darts agierte, sondern auch mit dem Gegner „Katz und Maus“ spielte

Auch im dritten Durchgang benötigte Ricardo Pietreczko nicht mehr als 13 Würfe: 134 – 100 – 140 – 87 – 40, da hatte er dem Kontrahenten den so wichtigen Anwurf gestohlen und war abermals in Führung gegangen, 2:1. Damit musste der Wahl-Hannoveraner das Break im darauffolgenden Durchgang nurmehr bestätigen, um den nächsten Satzerfolg einzuheimsen. Mit 92 eliminierten Punkten hatte er sich erneut Tops gestellt, das war im Nu getroffen, somit war die 2:0-Satzführung in trockene Tücher gewickelt. Im ersten Durchgang des dritten Sets war dann Scott Williams zur Stelle, er holte sich seinerseits den Anwurf des Gegners, 1:0, ein Break, das er im zweiten Leg mit beachtlichem 11-Darter absicherte: 180 – 140 – 137 – 44, 2:0. Aber Ricardo Pietreczko dachte nicht im Traum daran, das Set einfach kampflos abzuschenken und griff sich zumindest noch Leg Drei, 1:2. Scott Williams hatte im vierten Durchgang jedoch nicht nur den 14-Darter zur Hand, sondern war in diesem Leg drauf und dran, den „Big Fish“ aus dem Darts-Ozean zu angeln. Die dritte Angelrute mit dem schmackhaften Köder an der Pfeilspitze landete jedoch nicht im Bullseye, sondern im einfachen 14er-Segment. Auf der anderen Seite gelang es „Pikachu“ anschließend, seinerseits den Dart im Bullseye zu versenken, weil er zu diesem Zeitpunkt jedoch noch die 242 vor der Brust hatte, brachte ihn der Treffer für aus dem Board genommene 90 Punkte, nicht wesentlich voran. Ricardo Pietreczko parkte immer noch auf der 152, als sein Gegenüber 36 Restpunkte quitt wurde und somit seinen ersten Satzgewinn an diesem Nachmittag ergatterte, 1:2.

Mit dem Satzgewinn gegen den Anwurf war eigentlich alles wieder in der Reihe, als der Deutsche erneut zum Gegenschlag ausholte und seinen Triumphzug fortsetzte

Im ersten Durchgang des vierten Sets war es dann Ricardo Pietreczko, der die Angelrute auswarf. Beim Versuch den „Big Fish“ zu ziehen, schrammte auch sein dritter Pfeil nur ein My weit entfernt am Bullseye vorbei, da passte kein Blatt zwischen Dart und Außendraht. Ebenso wie zuvor sein Kontrahent, wurde auch „Pikachu“ beim nächsten Gang ans Oche, die restliche 25 los, mit insgesamt 15 Treffern hatte er Scott Williams zum wiederholten Male den Anwurf abgenommen, 1:0. Und Ricardo Pietreczko wusste dies selbst zu toppen, im zweiten Leg wartete er mit dem grandiosen 11-Darter auf: 140 – 140 – 180 – 41, jenes Break war bestätigt und es stand 2:0. Lediglich einen Wurf mehr brauchte der German Darts Championship-Sieger von 2023, um im dritten Durchgang, mitsamt fantastischem High Finish, den Weltklasse-Satz zu Null einzutüten. 140 – 92 – 140 – 129, das 129er-Finish hatte er mit 19, Triple-20 und Bullseye gelöscht und es hieß 3:1 in Sets. Der Deutsche brauchte nurmehr einen Satzgewinn fürs Achtelfinale, um damit auch den nächsten Schritt bei einer WM zu machen respektive um sich weiterhin die angestrebten Titelchancen zu wahren.

„Pikachu“ versteht es, die Akzente zu setzen, egal wie der Gegner sich abmüht

Den nächsten Schritt machte Ricardo Pietreczko de facto auch schon im nächsten Durchgang, es war der erste in Satz Fünf, wo er zunächst unangefochten den eigenen Anwurf hielt, bevor er im nächsten Leg mit 14 Treffern auch den Anwurf des Gegners übernahm. Auch hier segelte der dritte Pfeil nur um Haaresbreite am Bullseye vorbei, andernfalls hätte der Deutsche obendrein auch noch das 164er-Finish abgeräumt. Wichtig war jedoch in erster Linie die 2:0-Satzführung. Der von der Körperstatur baumkräftige Scott Williams bäumte sich im dritten Durchgang nochmal auf und servierte einen weiteren 13-Darter, inklusive überragendem Set-up-Shot: 100 – 100 – 125 -168 – 8, der verhalf ihm zum Re-Break und zum Anschluss, 1:2. Und auch ihm vierten Durchgang konnte Scott Williams sich wehren, indem er seinen Anwurf hielt und damit das eben errungene Break bestätigte, 2:2. Ricardo Pietreczko hatte im Decider mit dem Anwurf den Bonus der drei zusätzlichen Pfeile, einen Vorteil, den er in diesem Fall überhaupt nicht gebraucht hätte. Scott Williams ruhte sich – vermutlich ebenso gemütlich wie unbequem – noch auf der 290 aus, als der 30-jährige Deutsche den nächsten außerordentlichen 12-Darter mitsamt High Finish zur Hand hatte: 140 – 100 – 140 – 121. Auch bei diesem Checkout traf „Pikachu“ das Bullseye, diesmal schon mit dem ersten Wurf, denn der 121 hatte er sich mit 50, Triple-13 und Double-16 entledigt. 4:1-Satzerfolg, mit 97 im Average hatte Ricardo Pietreczko eine hochklassige Performance präsentiert, (Scott Williams 94,29 im Schnitt), und auch die Checkout-Quote von 52% war mehr als wettbewerbsfähig, so dass er die Hoffnungen auf den Titel in jedem Fall am Leben erhält. Zunächst einmal trifft er im Achtelfinale jedoch auf den Sieger der Begegnung: Nathan Aspinall versus Andrew Gilding, die nachfolgend auf dem Programm stand.

Ricardo Pietreczko 4:1 Scott Williams
97,00 Average 94,29
3 180s 4
129 High Finish 83
2 100+ Checkouts 0
13/25 Finishing 8/16

Gleich anschließend wurde der nächste Gegner von Ricardo Pietreczko ermittelt

Wie im abschließenden Spiel des gestrigen Abends, war auch die letzte Partie des Nachmittags eine Auseinandersetzung im Schnellverfahren, auch wenn eine Begegnung mit Andrew Gilding natürlich nie so schnell über die Bühne gehen kann, wie sich der Gegner das vorstellt.

Die ersten zwei Durchgänge wurden ohne nennenswerte Highlights im Break entschieden, Andrew Gilding hatte den ersten Anwurf gehabt, 1:1. Dann legte Nathan Aspinall einen Zahn zu und kassierte zwei Legs in Folge ein, den vierten Durchgang konnte er dabei mit 14 Würfen für sich verbuchen und auch die 1:0-Satzführung hatte er somit auf seine Haben-Seite gebracht.

Keineswegs ohne Gegenwehr, aber trotzdem ein Durchmarsch

Im ersten Durchgang des zweiten Sets machte Andrew Gilding kurzzeitig massiv auf sich aufmerksam, nein, nicht aufgrund seiner Rituale beim Gang ans Oche, die hatte man ja zuvor schon bei jeder Aufnahme bewundern können, sondern mit dem 12-Darter, inklusive High Finish: 140 – 97 – 140 – 124 (T20, T14, D11). Hier hatte „Goldfinger“ das Break gelandet und übernahm zunächst in Führung, 1:0. Die sollte aber nicht lange währen, denn „The Asp“ wehrte sich im darauffolgenden Leg mit dem 13-Darter: 140 – 180 – 96 – 53 – 32, und erzielte so prompt das Re-Break, 1:1. 15 Treffer später hatte er auch das 2:1 ausgemacht, wobei Andrew Gilding im vierten Durchgang ebenfalls nicht mehr als 15 Würfe benötigte, um hier nochmal zu kontern, 2:2. Im Decider verpasste der UK-Open Champion von 2023 jedoch zwei Versuche, beim Versuch 40 Restpunkte loszuwerden, es wäre das Break zum Satzgewinn gewesen. Stattdessen rettete auf der anderen Seite Nathan Aspinall seinen Anwurf, 20 Pfeile hatte er gebraucht, um über die Ziellinie zu schleichen, doch dann stand auch die 2:0-Satzführung für ihn fest. Wie im vorausgegangen Set schritt Andrew Gilding auch in Satz Drei zunächst in Front, das erste Leg hatte er mit 15 Würfen eingeholt und damit das 1:0 gefestigt. Nathan Aspinall genügten 14 Pfeile im zweiten Durchgang, um auszugleichen, 1:1, bevor sich Andrew Gilding im dritten Leg abermals erfolgreich zur Wehr setzte und auf 2:1 erhöhte. Aber auch hier war es Nathan Aspinall, der wiederum zwei Leggewinne in Folge einsackte, im Decider hatte er dafür gar das High Finish, 101 (T20, 9, D16) parat. 3:0 in Sätzen, jetzt benötigte der 33-Jährige aus Stockport nurmehr einen Satzgewinn zum Einzug ins Achtelfinale und den holte er sich im nächsten Set, in dem er nur ein einziges Leg abgeben musste. Der tiefenentspannte 54-jährige Kontrahent, der aus Ipswich, Suffolk stammt und im knapp eine Autostunde entfernten Bungay, Suffolk, zuhause ist, holte sich lediglich den zweiten Durchgang, alle anderen Legs heimste Nathan Aspinall ein, wobei er den vierten Durchgang mit dem 13-Darter (inklusive Bouncer): 58 – 85 – 180 – 120 – 58, zementierte und somit das Match stilvoll mit dem 4:0-Satzresultat abschloss. 60% Checkout-Quote und 92,17 im Average, – Nathan Aspinall konnte nach seiner langen Verletzungspause im Sommer, immer noch nicht ganz so sicher sein, wo er momentan steht, aber der Sieg heute Nachmittag berechtigte ihn durchaus zu einiger Zuversicht.

Nathan Aspinall 4:0 Andrew Gilding
92,17 Average 86,85
6 180s 4
101 High Finish 124
1 100+ Checkouts 1
12/20 Finishing 6/15

„The Asp“ also der nächste Gegner von Ricardo Pietreczko, in Kürze sollte es auch mit der Abendsession weitergehen.

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