Darts-WM 2025: Zweimal die One-Man-Show an einem Abend, zweimal dasselbe Ergebnis und zweimal der „Big Fish“

Langsam, aber stetig geht es auf die Zielgerade, das Finale rückt immer näher. Gestern fanden bereits die vier Partien statt, die darüber entschieden, wer heute die Halbfinals bestreiten darf. Zunächst standen sich Gerwyn Price und Chris Dobey, die beide zum Thema: „Drama am Board“, (nicht zu verwechseln mit „Drama an Bord“), ihre ganz eigene Geschichte hatten. In der Viertelfinal-Tragödie des letzten Jahres, hatte das diesbezügliche Drehbuch für „Hollywood“ vorgesehen, dass sein traumatisches Erlebnis mit einer 4:0-Satzführung begann, (den energiegeladenen Gegenpart hatte hier „Voltage“ Rob Cross übernommen), doch als nach dem 4:5-Niedergang der Abspann lief, verließ Chris Dobey die Bühne als innerliches Wrack. Anders war es beim „Iceman“, der hatte in seiner jüngsten Dramaserie, alle Folgen und sämtliche Episoden des Doppel-Trauerspiels mit eisiger Nervenstärke irgendwie überstanden. In der gestrigen Aufführung kam es dann zwischen diesen beiden Protagonisten zum Showdown in acht Akten und zig Szenen, bei dem Chris Dobey seinem Kontrahenten schließlich den Schneid abkaufte und mit 5:3 souverän weiterzog. Ausreichend Kurzweile und Spannung bot auch die zweite Partie der allerletzten Nachmittagsvorstellung dieser WM – wann musste Michael van Gerwen eigentlich zuletzt schon in der Nachmittagssession antreten? Auf jeden Fall erfuhr er reichlich Gegenwehr von seinem Gegenüber, Callan Rydz blieb vor allem im Scoring extrem stabil, er wollte einfach nicht aufhören, das Triple-20-Segment zu malträtieren. „Mighty Mike“ legte zwar keinen gesonderten Wert darauf, einen Part in „Bruce Allmächtig“ zu bekommen, schlüpfte aber seinerseits in die Rolle des „Michael Allmächtig“. Fast unnötig zu erwähnen, wie er diese ausfüllte: Klar, er zog die Socken hoch. Auch hier ging es über acht Sätze, Callan Rydz gab sich zu keinem Zeitpunkt geschlagen und schüttelte weiterhin ein Maximum nach dem anderen aus dem Ärmel, musste schlussendlich aber doch die Überlegenheit des übermächtigen Gegners anerkennen. Wie im Spiel zuvor, endete auch der Abschluss der Nachmittagspartien mit 5:3. Ein einziges Set weniger konnten am Abend die unterlegenen Akteure mit nach Hause nehmen und doch waren es – vom Spielverlauf her – weit eindeutigere Entscheidungen. Peter Wright, der möglicherweise doch zu viel Energie gelassen hatte, als er in der Runde zuvor, den Titelverteidiger Luke Humphries ausgeschaltet hat – nicht zu vergessen, „Snakebite“ plagte bereits seit seinem Drittrundenspiel eine massive Atemwegsinfektion, die ebenfalls extrem viel Kraft kostete und ihren Tribut fordert. Am gestrigen Abend hatte der schottische Weltmeister so gut wie nichts mehr entgegenzusetzen. Über die Länge von zwei Sätzen bündelte er nochmals alle Energie, aber da hatte er schon 0:4 hinten gelegen, mehr als ein Strohfeuer konnte er unmöglich zünden.

Die einen sagen so, die anderen sagen so

Ebenfalls vollkommen chancenlos war im Anschluss auch Nathan Aspinall gegen Luke Littler. Noch bevor Nathan Aspinall im Achtelfinalmatch seinen ambitionierten Gegner aus Deutschland schier überrollte, hatte der World Matchplay Sieger von 2023 kundgetan, dass er Ricardo Pietreczko für einen sehr guten Dartspieler halte, nur um dann gleich noch hinzuzufügen: „He is an odd character!“, zu Deutsch: „ein seltsamer Typ“. „Odd“ war dann gestern allerdings auch die Art und Weise, wie Nathan Aspinall sein Spiel gegen den Vizeweltmeister gestaltete: da fehlte womöglich ein wenig der nötige Ernst. Nathan Aspinall interagierte zu häufig – inmitten entscheidender Aufnahmen – noch kurz vor dem dritten Wurf mit dem Publikum und fand das Ganze eventuell eine Spur zu amüsant. Die zahlreichen Fans des Spielers mit der „Mr. Brightside“-Walk-on Hymne, waren hingegen „not amused“, als ihr „Dirigent“ – auch wenn die reinen Zahlen des Resultats nicht ganz so klar waren – eindeutig gebügelt wurde. Auch Luke Littler lachte herzlich über die humorvollen Eskapaden seines sympathischen Gegners und scherzte mit ihm, aber beim Gang ans Oche war der 17-Jährige halt wieder komplett im Tunnel – und zwar für die Dauer der gesamten Aufnahme und nicht nur für die ersten zwei Pfeile. Luke Littler, der die vorigen Runden gebraucht hatte, um seine Anspannung abzulegen, war gestern wieder ganz in seinem Element, abermals war es ein Average über der 100er-Marke, der ihm den Einzug ins Halbfinale sicherte.

Wer setzt die guten (Gewinn-)Vorsätze fürs neue Jahr am effektivsten in die Tat um?

Es hat die ganze WM über so gut geklappt, warum sollte es im Halbfinale anders sein: der (im Scherz!) selbsternannte Hauptdarsteller „Hollywood“ eröffnete den Abend. Das Viertelfinal-Trauma des letzten Jahres konnte Chris Dobey überwinden, nun hatte es sich Michael van Gerwen auf die Karte geschrieben, sich als dessen nächster großer Albtraum zu entpuppen.

In den Halbfinals galt der First-to-6-Sets Modus, hier war also die Notwendigkeit eines weiteren Gewinnsatzes hinzugekommen. Gefühlt hatte der Master of Ceremonies die Vokale nie zuvor länger gezogen: „Mighty Michael vaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan Gerwen“, John McDonald hatte den dreifachen Weltmeister angekündigt, der (gegen den Anwurf) gleich mal mit der 180 ins Match startete. 14 Würfe später radierte „MvG“ auch die verbliebene 25, die ihm das zuvor verpasste Bullseye-Finish übrig gelassen hatte, aus, Break zum 1:0. Um jenes Break zu bestätigen brauchte der Niederländer im zweiten Leg gerade mal elf Würfe, inklusive High Finish: 96 – 125 – 180 – 100 (T20, D20), 2:0. Im dritten Durchgang war dann auch Chris Dobey zur Stelle: 97 – 180 – 140 – 76 – 8, der 13-Darter beförderte den Engländer unabdingbar auf die Leganzeigengrafik, 1:2. Aber Michael van Gerwen war auch im vierten Durchgang on fire: im Endspurt beförderte er den insgesamt 13. Pfeil in die einfache 17, den 14. in die 18 und der 15. landete in Tops. Somit hatte er den ersten Satz bereits in der Tasche, 1:0. Das zweite Set gestalteten die beiden Protagonisten etwas ausgeglichener, hier ging zunächst Chris Dobey mit dem 13-Darter in Führung: 134 – 140 – 134 – 61 – 32, 1:0, bevor der Gegner gerade mal einen Pfeil mehr benötigte, um im zweiten Leg wieder auszugleichen. Michael van Gerwen hatte 84 Restpunkte mit Triple-20 und Double-12 eliminiert, 1:1. Die beiden vorausgegangenen Durchgänge waren mit Break entschieden worden, doch im dritten Leg verpasste der Engländer das 126er-Finish, der dritte Wurf war extrem knapp am Bullseye vorbei geschrammt, die Chance, in diesem Set als erster Akteur den eigenen Anwurf zu halten, hatte er damit vergeben. Michael van Gerwen hatte sich mit der 139 die 40 aufbereitet, den nächsten Pfeil brachte er in der Double-20 unter, damit hatte er seinerseits das zuvor erlangte Break abgesichert, 2:1. Lediglich 14 Darts benötigte Chris Dobey im vierten Leg, um seinen Anwurf nach Hause zu bringen, 2:2. Im Decider waren beide Spieler einigermaßen wackelig unterwegs, Chris Dobey hatte die ersten Chancen auf den Satzgewinn, aber beim Versuch, die Restforderung von 40 Zählern zu begleichen, versenkte er seine Pfeile in der einfachen 20, in der Zehn und in der Fünf. So eine mangelhafte respektive ungenügende Aufnahme kann man sich gegen Michael van Gerwen einfach nicht leisten. Der tauchte seine nächsten Würfe in die Triple-14 und in die Double-16 ein, löschte damit verbliebene 74 Punkte, was gleichzeitig die 2:0-Satzführung für den erfolgreichen Niederländer bedeutete.

Es wäre bei weitem nicht das erste spektakuläre Comeback dieser WM gewesen

Zu Beginn des dritten Sets sah sich Michael van Gerwen im Endspurt des ersten Legs mit 16 Restpunkten konfrontiert, doch anstatt in die Double-8, bugsierte er seinen Dart in die Double-16 – „No Score!“ Chris Dobey, der bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls schon einiges liegengelassen hatte, wusste hier aus dem Missgeschick des Kontrahenten Kapital zu schlagen, traf mit dem vierten Checkout-Versuch die Double-10 und rettete damit sein begonnenes Leg über die Ziellinie, 1:0. Im zweiten Durchgang war es de facto abermals der 34-Jährige aus Bedlington, Northumberland, der das vorläufige Highlight der Begegnung präsentierte. Chris Dobey warf die Angelrute aus: zweimal Triple-20 sowie Bullseye – das bedeutete, der „Big Fish“ war gezogen und aufgetischt. Insgesamt war es der hervorragende 12-Darter gewesen: 95 – 137 – 99 – 170, mit dem er das Break erzielt hatte, 2:0. Im dritten Durchgang packte „Hollywood“ auch noch das High Finish, 108 (T19, 19, D16) aus, – wie er generell das Set zu Null eingetütet hatte, war wahrlich Hollywood-reif, 1:2.

Michael van Gerwen hatte sich die Bravourstücke seines Gegners lange genug angeschaut, allerhöchste Zeit für ihn, wieder ins Geschehen einzugreifen

Keine Frage, es waren äußerst gelungene Glanzstücke, mit denen Chris Dobey aufwarten konnte, aber ein Set ist halt noch kein Sieg. Schon im ersten Durchgang des vierten Satzes förderte der Gegner das 100er-Finish (T20, D20) zu Tage, 1:0. In den zweiten Durchgang startete Michael van Gerwen mit sechs perfekten Darts, der siebte verirrte sich ins einfache 20er-Segment, bevor „MvG“ einen weiteren Wurf im Bullseye unterbrachte und den achten Pfeil in die Triple-13 manövrierte. Dem ließ Michael van Gerwen den Treffer in der Double-16 folgen – umgerechnet, zusammenaddiert und von der 501 subtrahiert, war das der 10-Darter (180 – 180 – 109 – 32), fürs Break zum 2:0. 15 Würfe später war der dreifache „Champion of the Wooooooorld“ auch das 73er-Finish (19, 14, D20) los. Dem Stile eines Champions gerecht, hatte sich Michael van Gerwen postwendend mit dem Satzgewinn zu Null revanchiert, 3:1. Auch für das erste Leg im fünften Set benötigte der Niederländer nicht mehr als 13 Pfeile: 140 – 139 – 96 – 98 – 28, da war auch das nächste Break in trockenen Tüchern, 1:0. Im zweiten Leg verpasste Michael van Gerwen das 108er-Finish, was ihn jedoch nicht davon abhielt, das zuvor errungene Break zu bestätigen, 2:0. Im darauffolgenden Durchgang hatte er sich mit der Triple-18 den Restbetrag von 16 Zählern gestellt, anschließend genügten ihm fünf Versuche allerdings nicht, um die Restforderung zu begleichen. Davon profitierte wiederum Chris Dobey, der es schaffte, (mit dem insgesamt 21. Wurf) über die Ziellinie zu stolpern und seinen Anwurf doch noch irgendwie zu retten, 1:2. Das 140er-Checkout versäumte Michael van Gerwen im vierten Leg um Haaresbreite, trotzdem war es der 13-Darter: 137 – 134 – 90 – 120 – 20, mit dem er seine Satzführung ausbaute, 4:1.

Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss und ein guter Pfeil landet im anvisierten Doppel

Es war möglicherweise nicht sein allerbestes Niveau, das Michael van Gerwen heute Abend an den Tag förderte, trotz alledem verstand er es, genau im richtigen Moment die signifikanten Akzente zu setzen. Zweimal Triple-20 und Double-19, daraus resultierte das imposante High Finish von 158 vom Board gefegten Punkten, mit denen der Niederländer den ersten Durchgang des sechsten Sets einstrich, 1:0. Chris Dobey hatte jedoch im zweiten Leg die geeignete Antwort parat, 14 Würfe genügten dem Engländer, um wieder auszugleichen, 1:1. Einen Versuch weniger benötigte Chris Dobey, um dem Gegner im dritten Leg den Anwurf abzunehmen, hier bediente er sich zudem eines gekonnten Set-up-Shots, der 13-Darter: 134 – 96 – 95 – 136 – 40, gereichte ihm zum Break, 2:1. Die exakt gleiche Wurfanzahl genügte Michael van Gerwen in Leg Vier, seine Vorbereitung war sogar noch um einiges beeindruckender: 93 – 93 – 134 – 145 – 36, um das umgehende Re-Break zu landen, 2:2. Mehr Pfeile brauchte der siebenfache Premier League-Rekordsieger auch im Decider nicht: 92 – 180 – 134 – 55 – 40, schon hatte er auf 5:1 in den Sätzen erhöht.

„Die Leute müssen verstehen: Das ist mein Job und meine Leidenschaft. Ich liebe, was ich tue – aber es kostet sehr viel Energie und man muss sehr viele Opfer bringen.“

Gegen den Anwurf startete Michael van Gerwen mit sechs perfekten Darts in ersten Durchgang des siebten Sets, dennoch gelang ihm das Break hier nicht. Chris Dobey hatte das Leg zwar eher schwach begonnen – 57 gelöschte Punkte fragten nicht unbedingt nach Applaus, – aber der Engländer verstand es, sich sukzessive von Aufnahme zu Aufnahme zu steigern und schlussendlich gar das „Shanghai Finish“ auszupacken. Mit insgesamt 15 Treffern hatte Chris Dobey in diesem Set die 1:0-Führung übernommen, bevor Michael van Gerwen mit derselben Anzahl an Pfeilen erfolgreich konterte. Dabei wäre ihm um ein Haar noch das 134er-Finish gelungen, aber auch so war es der Ausgleich zum 1:1. Im dritten Leg brauchte „Mighty Mike“ abermals nicht mehr als 15 Würfe, da gehörte auch das 82er-Checkout (25, 17, D20) der Vergangenheit an, 2:1. Im darauffolgenden Durchgang war der 35-Jährige aus Boxtel, der in Vlijmen in der Provinz Noord-Brabant zuhause ist, drauf und dran, das Match mit dem 11-Darter abzuschließen, doch nach zwei Aufnahmen mit 140 gelöschten Zählern plus einem Maximum, brauchte er vier Versuche, um die übriggebliebene 41 loszuwerden. 140 – 140 – 180 – 9 – 32, mit dem 13-Darter hatte Michael van Gerwen den 6:1-Sieg über Chris Dobey unter Dach und Fach gebracht.

Michael van Gerwen 6:1 Chris Dobey
98,84 Average 94,77
8 180s 5
158 High Finish 170
3 100+ Checkouts 3
18/42 Finishing 10/25

Auf dem Weg ins Halbfinale strotzten beide Spieler noch vor Selbstvertrauen

Das zweite Halbfinale bestritten Luke Littler und Stephen Bunting. War die Walk-on Hymne „Titanium“ (von David Guetta feat. Sia) bislang so etwas wie ein Garant für die Unterstützung aus dem Saal, so musste Stephen Bunting heute Abend feststellen, dass die Menge „Greenlight“ (von Pitbull) gar noch sangesfreudiger unterstützte, was natürlich der Einlaufsong seines heutigen Kontrahenten war.

Luke Littler hatte das Ausbullen für sich entschieden, kurze Zeit später wartete er mit dem gekonnten Set-up-Shot (121) auf, alles in allem brauchte der Shootingstar 14 Würfe, um das 1:0 sicherzustellen. Im zweiten Durchgang hielt Luke Littler den 12-Darter parat, in den er gleich zwei Maxima eingepflegt hatte: 100 – 180 – 180 – 41, 2:0. Lediglich einen Wurf mehr brauchte Stephen Bunting im dritten Durchgang: 95 – 180 – 123 – 83 – 20, der 13-Darter verhalf ihm zum vorläufigen Anschluss, 1:2. Im vierten Leg wehrte sich Stephen Bunting mit dem exzellenten 11-Darter gegen das Power-Scoring des Kontrahenten: 140 – 180 – 140 – 41, somit hatte er Ausgleich und Decider erzwungen, 2:2. Auf der Zielgeraden angekommen, befand sich Stephen Bunting auf 92 Restpunkten, Luke Littler stand auf der 87. Littler bekam die nächste Gelegenheit und eliminierte 41 Zähler. Diese klägliche Aufnahme konnte Stephen Bunting gar noch unterbieten, er wurde 38 Punkte los. Mit dem nächsten Gang ans Oche brachte Luke Littler seine Pfeile in der einfachen Sechs, in der 20 und der Double-10 unter, – es war ein glücklicher 1:0-Satzgewinn und vermutlich auch ein richtungsweisender. War es bis zu jenem Zeitpunkt durchaus ein Kampf auf Augenhöhe gewesen, so hatte man schon in diesem frühen Stadium der Begegnung den Eindruck, besagtes Entscheidungsleg hatte seine entscheidende Wirkung umfangreicher als gewöhnlich entfaltet und Spuren hinterlassen – bei dem einen in die eine Richtung, bei dem anderen kippte das Pendel auf die entgegengesetzte Seite.

Parallelität der Ereignisse: Während Stephen Bunting aus dem Tritt gerät, findet gleichzeitig Luke Littler in seinen Flow hinein

Mit der glatten Hundert hatte sich Luke Littler den ersten Durchgang des zweiten Sets aufbereitet, insgesamt waren es 14 Pfeile gewesen, die ihm das Break einbrachten, 1:0. Stephen Bunting setzte alles daran, um im zweiten Durchgang ebenfalls einen markanten Wirkungstreffer zu erzielen, das 164er-Finish hätte hierfür möglicherweise zweckdienlich sein können, aber der Wurf aufs Bullseye missglückte. Beim anschließenden Versuch, die restliche 25 Punkte quitt zu werden, schoss „The Bullet“ die einfache Neun und die Double-16 ab, – „No Score!“ – mit der Double-8 wäre er schneller ans Ziel gekommen. Da gegenüber aber auch Luke Littler das Bullseye verpasste, als er den Restbetrag von 126 Punkten herauszunehmen gedachte und danach ebenfalls nicht in der Lage war, sich der übriggebliebenen 25 zu entledigen, bekam Stephen Bunting gar eine weitere Gelegenheit. Diesmal schlugen seine Pfeile in der einfachen Neun, in der Acht und in der Double-4 ein, damit war der gebürtige Liverpooler zum sofortigen Re-Break und zum Ausgleich gestolpert, 1:1. Luke Littler räumte jedoch daraufhin die nächsten zwei Legs ab, in den vierten Durchgang musste er nicht mehr als 13 Würfe investieren: 56 – 128 – 137 – 140 – 40, womit er auch seine Satzführung auf 2:0 ausbaute.

Schon hier hatte sich einer von beiden vom Selbstvertrauen verabschiedet

Bei allem Wohlwollen konnte man bereits hier keine Zuversicht mehr in Stephen Buntings Haltung erkennen. Hatte er im Viertelfinale gegen Peter Wright noch so viel Optimismus ausgestrahlt und diese Attitude dann in Durchschlagskraft umgemünzt, so war heute nurmehr ein Schatten des vor Willensstärke strotzenden, ehemaligen BDO-Weltmeisters zu erkennen. Stephen Bunting sah mehr oder minder nur zu, wie ihm der junge Gegner aus Runcorn, zu Beginn des dritten Sets das High Finish (T20, T20, D19) von 158 eliminierten Punkten um die Ohren schlug, für das gesamte Leg hatte Luke Littler gerade mal 15 Pfeile gebraucht, 1:0. Trotz alledem konnte man Stephen Bunting nicht vorwerfen, dass er sich nicht aufopferungsvoll zu wehren versuchte. Um seinen Anwurf im zweiten Durchgang nach Hause zu bringen, benötigte er gar einen Wurf weniger als sein Gegner, 1:1. Aber Luke Littler antwortete in Leg Drei halt schon wieder mit seinem nächsten 11-Darter: 180 – 140 – 127 – 54, 2:1. Das macht schon was mit dem Gegner, wenn der noch auf der 217 parkt, während sein Gegenüber bereits die Leggewinndarts aus dem Board zieht. Stephen Bunting war dennoch nicht bereit, das Handtuch zu werfen – wie sollte er auch, wo Tobey doch weiterhin jeden einzelnen Leggewinn von Daddy bejubelte, als sei es der Matchsieg. Auch in Durchgang Vier kratzte der Pfeil nur den Außendraht des Bullseye, als Stephen Bunting das 122er-Checkout probierte, dennoch holte er hier den Legausgleich, 2:2. Wer in diesem Match jedoch die dominierende Rolle innehatte, wurde nicht erst durch den nächsten Decider deutlich. Luke Littler packte einen weiteren bemerkenswerten 12-Darter aus: 180 – 100 – 174 – 47, der Satzvorsprung lautete somit: 3:0. Es war schon eine gewisse Hoffnungslosigkeit eingekehrt, in Bezug darauf, dass aus der einseitigen Dominanz noch ein Match werden könnte, als Stephen Bunting im ersten Durchgang des vierten Sets urplötzlich den 13-Darter zur Hand hatte: 180 – 99 – 100 – 90 – 32, 1:0. Aber einmal mehr wusste der Gegner sofort darauf zu reagieren. Nur einen Wurf mehr brauchte Luke Littler in Leg Zwei, schon hatte er wieder ausgeglichen. Mit derselben Anzahl an Pfeilen schnappte er sich auch den dritten Durchgang, 2:1, und es war abermals der 14-Darter, der Littler im vierten Leg den Satz bescherte, 4:0. Dabei hatte Stephen Bunting auch hier alle Möglichkeiten gehabt, nochmal den Decider zu erzwingen. Aber den Versuch auf die Double-13 schleuderte er irgendwo ins Nirgendwo, und damit war auch der Satz für ihn im Aus gelandet.

Ob Sprint oder Langstrecke – man sollte immer wissen, wie man sich seine Kräfte einteilt

Dabei begann der 39-Jährige, der in St Helens beheimatet ist, die Sets häufig so vielversprechend, zum Beispiel zu Beginn des fünften Satzes: hier hatte er im Endspurt des ersten Durchgangs den 13. Dart in die Triple-18 gejagt, einen weiteren in die einfache Acht und den 15. Versuch navigierte er schnurstracks in die Double-4, was ihm das Break zur 1:0-Führung einbrachte. Sogar noch eine Spur (oder umgerechnet: zwei Pfeile) effektiver agierte er in Leg Zwei, hier war es der 13-Darter, mitsamt perfektem Set-up-Shot: 68 – 140 – 93 – 180 – 20, der ihm das zuvor erzielte Break absicherte und das 2:0 bescherte. Fast schon wie selbstverständlich, wusste auch hier der Kontrahent trotz alledem zumindest seine Duftnote zu hinterlassen: beim fünften Gang ans Oche stand er auf der Restforderung von 100 Punkten, die er mit 20, Tops-Tops beglich, 1:2. Dessen völlig unbeeindruckt, sicherte sich Stephen Bunting das vierte Leg, diesmal hatte er das Set nicht nur stark begonnen, sondern auch konsequent zu Ende gespielt und somit seinen ersten Satzgewinn eingeholt, 1:4.

Gelingt es Stephen Bunting nochmal, ein wenig Spannung ins Match zu bringen?

Luke Littler brauchte nicht lange, um sich vom Legverlust zu erholen – so richtig erschreckt hatte es ihn wohl auch nicht – schon im ersten Durchgang des sechsten Sets war er wieder mit dem 14-Darter fürs Break zur Stelle. Dabei hätten ihm um Haaresbreite auch 12 Pfeile genügt, doch nachdem er beim Stand von 90 Restpunkten, bereits zwei Pfeile im 25er-Segment untergebracht hatte, benötigte er drei weitere Anläufe, um auch den Wurf auf Tops noch erfolgreich zu vollenden, 1:0. Lediglich ein Versuch mehr war vonnöten, sodass Stephen Bunting im zweiten Durchgang das sofortige Re-Break erzielen konnte, dem 70er-Finish entledigte er sich mit zwei Pfeilen (T18, D8) und es stand 1:1. Exakt wie sein Gegner im ersten Durchgang benötigte auch „The Bullet“ im darauffolgenden Leg nicht mehr als 14 Versuche, – das 68er-Checkout hatte er hier mit Triple-20 und Double-4 bewerkstelligt – damit bestätigte er gar das zuvor errungene Break und war ein weiteres Mal in Führung gegangen, 2:1. Hier war man sich eigentlich schon sicher, Stephen Bunting könnte es nochmal ein wenig spannend machen und doch noch das eine oder andere Set an sich reißen. Aber obgleich er den vierten Durchgang mit der 180 begann, dieser im Verlaufe des Legs sogar noch ein zweites Maximum folgen ließ, welches ihm als perfekter Set-up-Shot diente, genügten ihm dann drei Versuche nicht, um die verbliebene 24 quitt zu werden. Auf der anderen Seite hatte Luke Littler – im Gegensatz zu seinem Kontrahenten – in diesem Durchgang „nur“ eine 180 zur Verfügung und genau wie sein Gegenüber, nutzte auch er das Maximum als Vorbereitung. Nur, dass er die Restsumme – bei ihm waren es vier Punkte – sehr wohl mit einer Aufnahme los wurde und somit wieder ausgleichen konnte, 2:2. Jedes Mal, wenn Timing gefragt war, wechselte das Momentum sofort wieder auf Luke Littlers Seite, weil der Vizeweltmeister genau wusste, wann er die besten Aufnahmen auspacken musste. Den Decider durfte Stephen Bunting beginnen, doch es war Luke Littler, der im richtigen Augenblick den 12-Darter zutage förderte: 137 – 140 – 140 – 84, und somit dem Gegner Leg und Set vor der Nase wegschnappte, 5:1.

Zum zweiten Mal stand an diesem Abend der „Big Fish“ auf der Speisekarte

Stephen Bunting fehlte heute nicht nur die Intuition und das Gespür für den rechten Moment, zudem ließ er auch sämtliche Chancen liegen, die ihm der Gegner schier auf dem silbernen Tablett reichte. Im ersten Durchgang des siebten Sets hatte der ältere der beiden Engländer gleich zwei Gelegenheiten, dem Kontrahenten den Anwurf abzunehmen, doch beim Versuch die Restforderung von 16 Zählern zu begleichen, hätten die beiden Pfeile nicht ferner des anvisierten Zieles landen können. Luke Littler rettete sein begonnenes Leg über die Ziellinie und bestrafte so die Leichtfertigkeit seines Gegenübers mit 1:0. Im zweiten Durchgang verbuchte Stephen Bunting das Leg mit 15 Treffern für sich, das war aber natürlich nur sein eigener Anwurf gewesen, also unabdingbare Pflichtaufgabe, der er sich entledigt hatte, 1:1. Und dann war es einmal mehr Luke Littler, der das Highlight aus dem Hut zauberte: der 12-Darter, in den er den „Big Fish“ gewickelt hatte: 93 – 140 – 98 – 170 (T20, T20, 50), 2:1. Nach Chris Dobey hatte heute Abend also auch der 17-Jährige den Angelschein gemacht. Nur einen Wurf mehr brauchte Luke Littler im vierten Durchgang, da waren Leg, Set und Match bereits Geschichte. Die 100,1 im Schnitt von Stephen Bunting, hatte Luke Littler noch um einiges übertroffen, der Nachwuchssuperstar wies heute den großartigen Drei-Dart-Average von 105,48 auf. Ebenso wie vor ihm Michael van Gerwen, hatte auch Luke Littler seinen Gegner mit 6:1 in den Sätzen abgefertigt, damit standen die Duellanten für das WM-Endspiel 2025 fest, – für viele das Traum-Finale schlechthin.

Luke Littler 6:1 Stephen Bunting
105,48 Average 100,10
13 180s 9
170 High Finish 80
3 100+ Checkouts 0
19/43 Finishing 12/33

Michael van Gerwen versus Luke Littler – Just One More Sandman, dann ist es soweit! In diesem Sinne: Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!


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