Darts-WM 2025: Nie ging ein Spiel schneller vonstatten und hat zugleich länger gedauert als alle anderen, folglich wurde dieses Jahr auch am 24. Dezember noch im Ally Pally gespielt

Gleich zu Beginn des Abends wurde es aus deutscher Sicht extrem spannend, gemeinsam mit Gian van Veen eröffnete Ricardo Pietreczko die Abendsession. Ricardo Pietreczko hatte sich in der ersten Runde gegen Xiaochen Zong durchgesetzt und anschließend verraten, wie nervös er bei dieser Partie gewesen war, da er viel Sympathie für die asiatische Kultur hege und diesbezüglich in solchen Begegnungen immer besonders angespannt sei. Auch mit Gian van Veen hatte Ricardo Pietreczko wahrhaftig nicht das leichteste Los gezogen, denn der formstarke Niederländer konnte vor kurzem bei der PDC World Youth Championship die Nachfolge von Luke Littler antreten und ist somit nun der aktuell amtierende Juniorenweltmeister.

Ricardo Pietreczko hatte das Ausbullen für sich entschieden und startete auch fulminant mit der 180 ins Match. Obgleich danach ein zähflüssiges Ringen um die Punkte folgte, was sich aber auf beide Seiten bezog, hatte „Pikachu“ das Leg irgendwann ausgemacht und das 1:0 verbucht. Im zweiten Leg war Ricardo Pietreczko dann weitaus rasanter unterwegs, 15 Treffer später nahm er auch den Anwurf des Gegner entgegen und erhöhte auf 2:0. Im dritten Durchgang benötigte der Deutsche ebenfalls nicht mehr als 15 Würfe, da war der erste Satzgewinn bereits ausgemacht, 1:0. Ab Set Zwei war dann Gian van Veen gleichfalls im Spiel angekommen, schon im ersten Leg hatte er den 12-Darter mitsamt High Finish zur Hand: 134 – 60 – 180 – 127 (T20, T17, D8), jetzt war auch der niederländische U23-Weltmeister auf der Leganzeigengrafik gelandet, 1:0. Ricardo Pietreczko antwortete im zweiten Durchgang mit dem gekonnten Set-up-Shot (140) und dem 32er-Checkout und glich wieder aus. 1:1. Im dritten Durchgang gelang es Gian van Veen, mit einer Aufnahme den Restbetrag von 73 Zählern zu begleichen, 2:1 Ein Leg später war es das 78er-Checkout, das der Nachwuchskünstler aus der Oranje-Monarchie bewältigte, nach insgesamt 15 Würfen hatte auch er seinen ersten Satzgewinn in der Tasche, 1:1. Im dritten Set war Ricardo Pietreczko wieder zur Stelle, er begann den ersten Durchgang mit der 140 und beendete ihn mit dem High Finish. Die Restforderung von 122 Punkten eliminierte er dabei auf unkonventionellem Wege, er versenkte seine Pfeile in der Triple-18, in der Double-18 und in der Double-16, – so kann man auch mal auschecken. Wie im ersten Leg benötigte der gebürtige Berliner auch im zweiten Durchgang nur 15 Pfeile, da hatte er sich den Anwurf des Gegners geschnappt und seine Führung auf 2:0 ausgebaut. Gian van Veen konnte im dritten Durchgang mit dem geeigneten Set-up-Shot aufwarten, die 128 hatte er dabei mit 18, Bullseye und Triple-20 erzielt, dennoch kam die Vorbereitung zu spät, denn sein Gegner wusste, wie man 56 Restpunkte mit zwei Würfen (16, D20) vom Board wischt. Ricardo Pietreczko übernahm die 2:0-Satzführung, im vorangegangenen Set hatte er ebenso wie im ersten, kein einziges Leg abgegeben.

Man hatte nicht den Eindruck, als könne der frisch gekürte Juniorenweltmeister Ricardo Pietreczko heute Abend auch nur annähernd in Gefahr bringen

Obgleich es Gian van Veen zu Beginn des vierten Sets nochmal schaffte, sein begonnenes Leg, mit Mühe und Not über die Ziellinie zu retten, 1:0, war hier bereits eine gewisse Dominanz auf Seiten des Deutschen zu verspüren, Ricardo Pietreczko hatte eindeutig das Steuerrad inne. Im zweiten Leg nahm „Pikachu“ mühelos mit zwei Pfeilen das 60er-Finish (20, D20) heraus, schon hatte er ausgeglichen, 1:1, bevor er im darauffolgenden Durchgang den 14-Darter bereithielt, der ihm die erneute Führung brachte, 2:1. Seine allerletzte Chance auf den Verbleib im Turnier, erhielt Gian van Veen im vierten Leg, für das 77er-Checkout hätte er mit dem dritten Versuch Tops gebraucht. Der 22-jährige aus dem niederländischen Poederoijen brachte den Pfeil aber nur im einfachen 20er-Segment unter, der Weg war frei für den zweiten Sieg des Wahl-Hannoveraners, Ricardo Pietreczko, bei dieser Weltmeisterschaft. „Pikachu“ war beim fünften Gang ans Oche, mit 20 und zweimal Triple-20, 140 Punkte losgeworden, jetzt hatte er noch den Restbetrag von 54 Zählern vor der Brust. Er brachte den ersten Dart in der 14 unter und den nächsten in der Double-20. Übersetzt hieß dies: Leg, Set und Match für Ricardo Pietreczko, den wir somit auch nach Weihnachten im Ally Pally wiedersehen. 3:1-Satz-Erfolg für den Deutschen, beide Akteure heute mit fast identischem Average (knapp unter 92), doch bei der Checkout-Quote lag ein ganzes Universum dazwischen. Gian van Veen konnte gerade mal 23,53% seiner Versuche im Doppel versenken, Ricardo Pietreczko hingegen überragende 55,56%.

Ricardo Pietreczko 3:1 Gian van Veen
91,64 Average 91,99
2 180s 1
122 High Finish 127
1 100+ Checkouts 1
10/18 Finishing 4/17

Ein Deutscher in der dritten Runde – würde ihm noch ein weiterer folgen?

Ricardo Pietreczko hatte die dritte Runde also sicher erreicht, Florian Hempel wollte es ihm gleichtun, er war als nächstes auf der Bühne des Ally Pally eingetroffen. Ihm gegenüber stand Daryl Gurney, der mit dem World Grand Prix 2017 und den Players Championship Finals 2018, bereits zwei große Titel einheimsen konnte und mittlerweile auch schon zum zwölften Mal bei einer PDC Weltmeisterschaft teilnahm, hier aber bislang nie über das Viertelfinale hinausgekommen war. Interessant ist hierbei insbesondere auch, dass Daryl Gurney das WM-Viertelfinale zweimal erreichen konnte und dann – wohlgemerkt – beide Male erst gegen den späteren Finalsieger verlor, in 2017 war das Michael van Gerwen, in 2021 Gerwyn Price. Bei Florian Hempel denken wir sofort an einzigartige Comebacks, vor allem an die Aufholjagd bei der WM vor genau einem Jahr, als Florian Hempel in seiner Zweitrundenpartie gegen Dimitri Van den Bergh, (zu diesem Zeitpunkt die Nummer 15 der Weltrangliste), einen 0:2-Satzrückstand noch in einen 3:2-Sieg ummünzen konnte. Den „Dreammaker“ hatte Florian Hempel bereits bei der WM 2022 in der zweiten Runde bezwungen und da zum ersten Mal die dritte Runde einer Weltmeisterschaft erreicht, wo er dann aber dem „Guru“ Raymond Smith aus Australien unterlag. Bei seiner zweiten WM-Teilnahme (2023) schied Florian Hempel bereits in der zweiten Runde aus, allerdings gegen keinen Geringeren als Luke Humphries, der in besagtem Jahr bis ins Achtelfinale vordrang, hier jedoch Stephen Bunting den Vortritt lassen musste.

Florian Hempel hatte das Ausbullen gewonnen, startete mit zweimal der 140, der anschließenden 100 und der 81, auch mehr als ordentlich ins Match, verpasste dann aber die Möglichkeit, 40 Restpunkte quitt zu werden, Daryl Gurney bestrafte dies mit 15 Treffern zum Break, 1:0. Die gleiche Wurfanzahl genügte auch Florian Hempel, um im darauffolgenden Leg zu kontern, mit Triple-17, 12 und Double-6 nahm er 75 Restzähler raus und landete postwendend das Re-Break zum Ausgleich, 1:1. Abermals 15 Treffer genügten dem Deutschen, um im Endspurt auch 76 verbliebene Punkte zu eliminieren, diesmal brachte er seine Pfeile in der 20, in der Triple-16 und in der Double-4 unter, schon war das eben errungene Break bestätigt und Florian Hempel übernahm die Führung, 2:1. Im vierten Leg hielt er den 13-Darter parat: 180 – 140 – 121 – 40 – 20, es war das neuerliche Break, das Flo Hempel auch den ersten Satzerfolg einbrachte, 1:0.

Bis dahin saß Florian Hempel souverän auf dem Fahrersitz

Daryl Gurney startete mit dem Maximum ins nächste Set, er hatte ebenfalls den 13-Darter zur Hand: 180 – 140 – 60 – 93 – 28. Wobei ihm fast noch das 121er-Finish gelungen wäre, der versäumte Wurf auf die Double-14 hielt ihn jedoch in keiner Weise vom Leggewinn ab, 1:0. Florian Hempel bereitete sich im zweiten Durchgang mit der 100, die Zwölf auf, traf anschließend die einfache Sechs und die Double-3 und glich wieder aus, 1:1. 14 Treffer später hatte Daryl Gurney das 68er-Finish (T12, D16) vom Board gefegt, erneut nahm er die Führung in diesem Set an sich, 2:1. Und als „SuperChin“ im vierten Leg auch noch das super High Finish auspackte, bei dem er mit zweimal Triple-20 und Double-18, den Restbetrag von 156 Punkten löschte, war der Satzausgleich hergestellt, 1:1. Davon völlig unbeeindruckt hielt Florian Hempel im ersten Durchgang des dritten Sets, mit sechs Aufnahmen seinen Anwurf, 1:0. Im Endspurt des zweiten Legs versenkte der gebürtige Dessauer, beim fünften Gang ans Oche, seine Pfeile in der einfachen Neun, in der 15 und im Bullseye, daraus resultierte das 74er-Checkout, das ihm zum Break gereichte, 2:0. Weitere 15 Würfe später war Florian Hempel auch die nächsten 501 Punkte, mitsamt 82er-Checkout, losgeworden, er hatte das zuvor erzielte Break bestätigt und den Satzgewinn auf diese Weise zu Null ergattert, was die 2:1-Satzführung für ihn bedeutete.

Und plötzlich wird`s doch noch kritisch

Ein Satzgewinn noch und wir hätten den zweiten Deutschen in der dritten Runde gehabt. Aber Daryl Gurney ist zu erfahren, um sich davon nervös machen zu lassen. 16 wohlplatzierte Würfe und er hatte zu Beginn des vierten Sets sein Anwurfleg nach Hause gebracht, 1:0. Florian Hempel ist allerdings ebenso für massive Nervenstärke bekannt, auf der Zielgeraden des zweiten Legs nahm er mit zwei Versuchen (T20, D4) die übriggebliebenen 68 Zähler aus dem Board, mit insgesamt 14 Pfeilen hatte er ein weiteres Mal den Ausgleich hergestellt, 1:1. Beide starteten mit dem Maximum ins darauffolgende Leg, beide ließen dem die 100 folgen, aber dann war es Daryl Gurney, der auch noch die 140 rausließ und zwei Aufnahmen später den nächsten 14-Darter in den Leggewinn umgewandelt hatte, 2:1. Florian Hempel wehrte sich nach Kräften und hatte abermals die passende Antwort parat: der nächste 14-Darter, inklusive dem 64er-Checkout mit zwei Treffern (T16, D8), bescherte ihm den so wichtigen Legausgleich, 2:2. Damit hatte er den Decider erzwungen, den er dringend brauchte, wollte er den Gegner nicht noch näher heranlassen und stattdessen selbst den schnellen Schritt über die Ziellinie machen. Aber der routinierte Nordire aus Derry, weiß nach all den Jahren auf dem Circuit natürlich, wann man sein bestes Spiel zur Hand haben muss und wann die Akzente zu setzen sind. In diesem entscheidenden Leg hatte er ein weiteres Mal den 13-Darter zur Verfügung: 100 – 100 – 140 – 137 – 24, damit hatte er den angestrebten Satzausgleich in die Tat umgesetzt, 2:2.

„SuperChin“ lockt das Momentum zunehmend auf seine Seite

Es ging in den Entscheidungssatz und gerade hier lief Daryl Gurney zur Höchstform auf, im ersten Durchgang zog er einen weiteren 13-Darter aus dem Ärmel: 180 – 140 – 59 – 90 – 32, der ihm das sofortige Break bescherte, 1:0. Im zweiten Leg brauchte er lediglich zwei Würfe mehr, hier verhalf ihm der perfekte Set-up-Shot (177) dazu, das eben erzielte Break abzusichern, 2:0. Florian Hempel war im dritten Durchgang nur ein My davon entfernt, mit dem 156er-Finish noch ein Ausrufezeichen zu setzen, das als Wirkungstreffer eventuell noch mal eine Wende eingeleitet hätte, der Wahl-Kölner verpasste jedoch die Double-18. Das hielt Florian Hempel trotz alledem nicht davon ab, nochmal mit dem 1:2 dazwischen zu grätschen. Im darauffolgenden Durchgang verpasste der Deutsche jedoch auch die allerletzte Gelegenheit, sich die Chance auf den Einzug in die dritte Runde zu wahren. Beim Versuch des 80er-Finishs, missglückte der Wurf auf Tops, Florian Hempel öffnete seinem Gegner die Tür mehr als einen Spalt breit. Daryl Gurney, der auf der Tour schon so ziemlich alles erlebt hat, war beim nächsten Gang ans Oche, das begonnene Leg nicht mehr zu nehmen, er eliminierte 40 Restzähler, womit er auch den Matchgewinn besiegelte. 3:2-Satzerfolg, es war ein enges Rennen gewesen, in dem Florian Hempel alles gegeben hat, doch Daryl Gurney ließ sich den Einzug in die nächste Runde schlussendlich partout nicht entgehen.

Daryl Gurney 3:2 Florian Hempel
98,31 Average 96,44
5 180s 5
156 High Finish 82
1 100+ Checkouts 0
10/22 Finishing 10/22

Hatte man am Nachmittag die Bedeutung von Drama neu definiert, so wurde am Abend auch der Ursprung der Bezeichnung „ultimatives Mega-Drama“ ergründet

Man wusste sehr wohl, dass das nächste Spiel überdimensional rasant verlaufen würde, dass es dennoch überdimensional lang dauert, konnte man jedoch keinesfalls erahnen. Dem bevorstehenden Feste geschuldet, wurde es ein letztes Mal weihnachtlich im Ally Pally, „Merry Christmas Everyone“ von Shakin` Stevens erklang und der Christmassy-dekorierte Ricky Evans stand zum Walk-on bereit. Beim im Anschluss folgenden Dave Chisnall wäre es allerdings schon die größere Überraschung gewesen, wenn auch er im Weihnachts-Outfit erschienen wäre – möglicherweise hätte er den Gegner damit so verblüfft, dass der vor lauter Lachen nicht mehr zum Spielen gekommen wäre. „Chizzy“ hielt jedoch keine Überraschung parat, er kam im altbewährten Gelb, das ihn von Anbeginn seiner Karriere begleitet.

Und Dave Chisnall startete auch gleich wie die Feuerwehr, bereits im ersten Durchgang packte er gegen den Anwurf den 12-Darter aus: 140 – 123 – 140 – 98 und eilte voraus, 1:0. Jenes Break sicherte der 44-Jährige, der aus St Helens stammt, zwischenzeitlich aber im etwa 50 Meilen nördlich darüber liegenden Morecambe zuhause ist, im zweiten Durchgang und erhöhte damit flugs auf 2:0. Im dritten Leg meldete sich auch Ricky Evans nachhaltig zu Wort, das beachtliche High Finish, 126 (T19, T19, D6) bescherte ihm den flinken Anschluss, 1:2. Im vierten Durchgang wartete „Chizzy“ gleich zweimal mit der 180 innerhalb eines Legs auf, hier war wirklich „dizziness“ angesagt und es galt sich anzuschnallen. Dank insgesamt 15 Treffern tütete Dave Chisnall das erste Set ein, 1:0.

Noch war nichts entschieden, das Pendel sollte die Seiten schneller und auch häufiger wechseln, als ein Tennisball beim Match „Federer gegen Nadal“

Auch im ersten Durchgang des zweiten Satzes hielt Dave Chisnall seinen Anwurf, 1:0, bevor Ricky Evans im zweiten Leg dasselbe tat und ausglich, 1:1. Hatte der Gegner im Leg zuvor noch einen Pfeil mehr gebraucht, so benötigte Dave Chisnall im dritten Durchgang lediglich 14 wohlplatzierte Würfe, mit denen er abermals in Front schritt, 2:1. Ricky Evans war entschlossen, nun auch endlich sein erstes Set zu verbuchen. Dafür förderte er im vierten Durchgang, mit dreimal der 140 plus dem 81er-Finish, den brillanten 11-Darter zutage, 2:2, bevor er dem Gegner im Decider mit sechs Aufnahmen den Anwurf abnahm, womit er zum Satzausgleich stürmte, 1:1. „Rapid“ Ricky Evans war nun endgültig im rasanten Flow angekommen, zu Beginn des dritten Sets brachte er nicht nur sein begonnenes Leg nach Hause, 1:0, sondern stahl anschließend auch dem Kontrahenten den Anwurf, 2:0. Dave Chisnall beantwortete dies im dritten Leg prompt, das 121er-Finish wollte ihm hier zwar nicht gelingen, weil der Versuch aufs Bullseye missglückte, das umgehende Re-Break holte er sich mit insgesamt 14-Pfeilen dennoch, 1:2. Ricky Evans setzte die Breakserie in Leg Vier fort, indem er den nächsten 13-Darter auftischte: 134 – 137 – 180 – 42 – 8, im Nu war auch dieser Satz vorbei, jetzt ging Ricky Evans in dieser Kategorie mit 2:1 vorneweg. Dave Chisnall ließ sich jedoch nicht so einfach abhängen, im ersten Durchgang des vierten Sets hielt er das High Finish bereit. Mit Triple-20, 11 und Bullseye fegte er 121 Restpunkte vom Board, 1:0. Hingegen verpasste auf der anderen Seite Ricky Evans das Bullseye-Finish, als er probierte, 81 übriggebliebene Zähler loszuwerden. Das eröffnete dem Gegner die Möglichkeit, die 75 mit zwei Würfen (T17, D12) auszuchecken, was Dave Chisnall auch mühelos gelang, es war das nächste Break, 2:0. Im dritten Durchgang setzte der Spieler in Gelb noch eins drauf: 180 – 140 – 137 – 44, mit dem großartigen 11-Darter hatte Dave Chisnall den Satzausgleich in der Tasche, 2:2.

Auch hier ging es in einen Entscheidungssatz, inklusive kurioser Fehleinschätzung

Ricky Evans hatte den ersten Anwurf, hielt diesen mit 14 Treffern, inklusive starker Vorbereitung (103), und ging wieder in Führung, 1:0. Im zweiten Durchgang kämpften beide Akteure mit ebenso massivem wie unwillkommenem Double-Trouble, als Ricky Evans schließlich, beim Stand von 76 Restpunkten angekommen, zunächst die Triple-20 traf, den zweiten Pfeil dann aber statt in der Double-8, in der einfachen 16 versenkte. Obgleich er mit dieser Aufnahme rein rechnerisch 76 Zähler erzielte, hatte er, dem Reglement folgend, komplett danebengegriffen. „No Score!“ Damit war in diesem Durchgang der Weg frei für Dave Chisnall, der sich zuvor mit dem Bullseye-Treffer, die 32 aufbereitet hatte, dann aber sieben Checkout-Versuche verschleuderte, um den achten schlussendlich doch noch im „Madhouse“ unterzubringen, 1:1. Ricky Evans hielt im dritten Leg seinen Anwurf, 2:1, bevor Dave Chisnall im vierten Durchgang den Hauch eines Millimeters davon entfernt war, den „Big Fish“ zu ziehen. Nach zwei Treffern in der Triple-20, schrammte der dritte Pfeil um Haaresbreite am Bullseye vorbei und kratzte den Außendraht, da passte kein Blatt dazwischen. Dave Chisnall wurde allerdings auch die verbliebene 25 noch los und glich somit wieder aus, 2:2. Wir hatten das Thema ja schon am Nachmittag und auch hier traf wieder die Two-clear-Legs Regel zu. Ricky Evans begann den fünften Durchgang, der nun kein Decider mehr war, mit der 180, nach insgesamt 15 Würfen war auch das 74er-Checkout abgehakt, 3:2. Wie zuvor Dave Chisnall verpasste auch Ricky Evans anschließend nur haarscharf das Bullseye, er hatte probiert, sich dem Restbetrag von 123 Punkten zu entledigen. Das wäre der erste Matchdart gewesen, stattdessen bekam der Gegner eine weitere Chance. Dave Chisnall hatte sich zuvor mit der 130 als Set-up-Shot die 16 aufbereitet, beim nächsten Gang ans Oche schoss er die Double-8 ab, wieder war der Ausgleich da. Im nächsten Leg war „Chizzy“ drauf und dran, das 149er-Checkout zu vollenden, verpasste jedoch die Double-16. Mit einer weiteren Aufnahme traf er diese dann trotzdem noch, mit insgesamt 15 Würfen hatte er das neuerliche Break erzielt und war nun seinerseits nurmehr einen Leggewinn von der dritten Runde entfernt. Im darauffolgenden Durchgang hatten beide Akteure das Maximum zur Verfügung, Ricky Evans ergänzte jenes mit dem High Finish, 110 (T19, 17, D18) und holte sich das überlebenswichtige Re-Break, 4:4. Im neunten Leg streute der Kontrahent reichlich Fehler ein und traf nur wenige Triple, das erlaubte Ricky Evans, das eben erkämpfte Break auch zu bestätigen, 5:4 – wieder war das Pendel zur anderen Seite hinübergeschlagen.

Die Irrungen und Wirrungen des Dave Chisnall

Ausgerechnet im zehnten Durchgang unterlag Dave Chisnall, mit der drohenden Niederlage vor Augen, dann dem Trugschluss des Tages: auf der Zielgeraden angekommen, versenkte er beim vierten Gang ans Oche, seinen ersten Pfeil in der Triple-19, den zweiten in der Triple-14 und den dritten in der Double-16. Mit der gewohnten Zurückhaltung, aber dennoch freudig, streckte er den Arm Richtung Saal, er nahm den Applaus entgegen, weil er und auch das Publikum annahmen, dass er damit ausgecheckt und das rettende elfte Leg erreicht hatte. Stattdessen hatte sich Dave Chisnall verrechnet. Mit der vermeintlich erlösenden Aufnahme waren 131 Zähler gelöscht, die Restforderung lautete jedoch 139 Punkte. Dave Chisnall schaute verwirrt, weil der Caller statt des Leggewinns, den übrig gebliebenen Restbetrag kundtat. Caller und Schreiber erklärten dem irritierten Spieler nochmals die Situation, Dave Chisnall konnte kaum glauben, welch fataler Irrtum ihm da unterlaufen war. Es half alles nichts, das Leg war noch nicht zu Ende gespielt. Auf der anderen Seite scheiterte Ricky Evans jedoch bei der nächsten Aufnahme am 130er-Finish, beim Versuch aufs Bullseye traf er abermals nur das 25er-Segment. Das erlaubte Dave Chisnall, ein weiteres Mal anzutreten, um den Denkfehler wieder auszumerzen. Bei acht Punkten Rest, manövrierte er zwei Pfeile zunächst am anvisierten Doppel vorbei, aber der dritte landete schließlich im „Madhouse“. Dave Chisnall hatte dadurch doch noch das befreiende „Sudden-Death-Leg“ erreicht, so richtig Freude wollte diesmal aber nicht aufkommen, zu sehr schien er immer noch von der vorrausgegangenen Fehleinschätzung verwirrt. „Chizzy“ hatte sich offensichtlich selbst „dizzy“ gespielt, im alles entscheidenden Durchgang Elf fand er kaum noch den Weg in die Triple-Felder. Als ihm endlich eine belangvolle Aufnahme mit 134 eliminierten Punkten, als Set-up-Shot zu Hilfe kam, war es zu spät. Gegenüber traf Ricky Evans die Zwölf und die Double-20, damit war auch dieses monstermäßig ellenlange Match zu Ende gegangen. Hatte man ursprünglich gedacht, bei zwei derart rasanten Werfern, könne dies eine schnelle Nummer werden, so sah man sich erheblich getäuscht, das Match hatte über 80 Minuten gedauert. Wie schon am Nachmittag Jonny Clayton und Mickey Mansell, hatten sich auch am Abend Ricky Evans und Dave Chisnall einen epischen Kampf auf Augenhöhe geliefert, mit dem besseren Ende für Ricky Evans, der mit dem 3:2-Satzerfolg in die dritte Runde einzieht.

Ricky Evans 3:2 Dave Chisnall
94,30 Average 94,54
5 180s 4
126 High Finish 121
2 100+ Checkouts 1
13/28 Finishing 14/44

Letztes Match vor der Weihnachtspause

Die abschließende Partie vor der Weihnachtspause bestritten die beiden guten „mates“, Rob Cross und Scott Williams. Nochmal zur Erinnerung (wenn auch aus deutscher Sicht schmerzlich): Scott Williams war derjenige, der in der ersten Runde Niko Springer bezwungen hatte. Dem Deutschen muss man trotz alledem bescheinigen, dass er ein hervorragendes WM-Debüt aufs Parkett der Ally Pally-Bühne gelegt hat.

Scott Williams, der das Ausbullen für sich entschieden hatte, verpasste im ersten Durchgang das Bullseye-Finish, der Leggewinn war es dennoch, 1:0. Gleich zweimal die 180 hatte Rob Cross im zweiten Leg zur Verfügung, plus einer weiteren Aufnahme von 77 gelöschten Punkten sowie dem 64er-Finish, – er servierte hier den 12-Darter, der ihm zum Ausgleich gereichte, 1:1. Aufgrund von massivem Double-Trouble auf beiden Seiten, benötigte Rob Cross im dritten Leg etliche Versuche mehr, aber dann hatte er schließlich den Anwurf des Gegners an sich genommen, 2:1. Im vierten Durchgang scheiterte Scott Williams ein weiteres Mal am Bullseye, als er probierte das 121er-Finish zu erzielen, aber auch hier brachte er den insgesamt 14. Wurf in diesem Leg doch noch im anvisierten Ziel unter und erzielte so das umgehende Re-Break, 2:2. Scott Williams hatte im Decider den Vorteil des Anwurfs, aber Rob Cross hatte hier den Vorteil der größeren Treffsicherheit, er stahl auch hier dem Gegner den Anwurf und kassierte das erste Set ein, 1:0.

„Voltage“, der einst angeboten hatte, die Kabel im Ally Pally zu checken, verliert plötzlich den Anschluss

Rob Cross startete erneut mit dem Maximum in den zweiten Satz, der Leggewinn war dann nurmehr eine Frage der Zeit, 1:0. Ausgesprochen zähflüssig auf beiden Seiten ging es im zweiten Durchgang voran, der 34-Jährige, der aus dem in Kent befindlichen Pembury stammt und in Hastings zuhause ist, machte auch hier den entscheidenden Fehler weniger und schnappte sich ein weiteres Break, 2:0. Doch im dritten Leg war es Scott Williams, der zweimal mit der 180 innerhalb eines Legs aufwarten konnte, damit hatte er sich unverzüglich das Re-Break gesichert, 1:2. Einen Wurf weniger als im vorausgegangenen Durchgang, sprich 14 Darts, brauchte Scott Williams in Leg Vier, da war abermals der Ausgleich da, 2:2. Mit der gleichen Anzahl an Pfeilen kam der Engländer, der, obgleich er um den Kopf herum durchaus immer sehr geschniegelt und gestriegelt auftritt, den Nickname „Shaggy“ (zu Deutsch: zottelig oder auch struppig) trägt, auch im Decider über die Ziellinie, nach einem 0:2-Legrückstand hatte er sich den zweiten Satz doch noch gegriffen, 1:1.

Hier hatte „Shaggy“ das Ruder herumgerissen

Im ersten Durchgang des dritten Sets war Rob Cross wieder zur Stelle und förderte das High Finish zutage, wobei er 130 Punkte mit 20, Triple-20 und Bullseye quitt wurde, 1:0. Auch das war wieder ein Break gewesen, aber Scott Williams nahm ebenfalls weiterhin am Break-Festival teil und revanchierte sich in Durchgang Zwei mit dem sofortigen Re-Break, 1:1. Nach längerer Zeit konnte im darauffolgenden Leg mal wieder ein Spieler seinen Anwurf halten, es war Scott Williams, der auf 2:1 erhöhte. Rob Cross, der als gelernter Elektriker den Nickname „Voltage“ trägt, gelang dieses Kunststück in Durchgang Vier nicht, „Shaggy“ entwendete ihm erneut das begonnene Leg und noch viel schlimmer, der Kumpel übernahm dadurch auch die 2:1-Satzführung. Im ersten Durchgang des vierten Sets vermochte es Rob Cross endlich mal wieder, einen Anwurf nach Hause zu bringen, 1:0, bevor dies im zweiten Leg auch Scott Williams tat, wobei er hierfür auch noch das 100er-Finish (T20, 20, D10) parat hatte. Nachdem er länger komplett aus dem Tritt schien, hatte sich Rob Cross offenbar zwischenzeitlich wieder etwas gefangen, im dritten Durchgang belohnte er sich dafür mit dem 12-Darter, inklusive High Finish: 121 – 180 – 94 – 106 (20, T18, D16), 2:1. Gegenüber bereitete sich Scott Williams im vierten Leg mit der 96 die 24 auf, traf beim nächsten Gang ans Oche die einfache Zwölf und die Double-6, einmal mehr war der Ausgleich erzwungen, 2:2. Scott Williams hatte sich offenbar vorgenommen, mit einem „Banger“ aus dem Spiel zu gehen. Mit sechs perfekten Darts startete er in den Decider, doch dann war die Hoffnung auf den Neun-Darter erloschen. Was soll`s? – es wurde der 12-Darter, was ebenfalls ein stilvoller Abschluss für ein Match ist! 3:1 in Sätzen für Scott Williams, die Favoritenstürze gehen weiter, mit Rob Cross, dem Weltmeister von 2018, hat sich der 13. gesetzte Spieler aus dem laufenden Turnier verabschiedet.

Scott Williams 3:1 Rob Cross
87,90 Average 88,64
4 180s 6
100 High Finish 130
1 100+ Checkouts 2
11/37 Finishing 8/21

Eigentlich war es ja nicht geplant, dass am 24. Dezember gespielt wird, diesen Plan haben die Protagonisten des heutigen Abends durchkreuzt, denn das letzte Duell endete de facto erst nach 00:40 Uhr. Das heißt aber auch, rechtzeitig zu den Festtagen haben wir, in Form von maximal intensiven Performances, noch ein prächtig geschnürtes Weihnachtsgeschenk beschert bekommen. Die erste und zweite Runde ist mit dem neunten Spieltag finalisiert und abgeschlossen, jetzt folgt die Weihnachtpause, bevor es am 27. Dezember mit den fliegenden Pfeilen weitergeht. In diesem Sinne heißt es heute nicht nur: Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight, sondern auch: Merry Christmas!

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