Darts-WM 2025: Zum Geburtstag durfte man Gary Anderson noch beglückwünschen, doch nach dem Doppel-Drama in zweifacher Hinsicht, konnte man weder ihm noch Martin Schindler gratulieren

Durch die Brille mit der schwarz-rot-goldenen Fassung geblickt, stand zu Beginn des Abends gleich der Höhepunkt an, denn Martin Schindler kam hier zum ersten Ally Pally-Einsatz bei der diesjährigen Weltmeisterschaft. Beim Walk-on wurde er von einigen Unmutsäußerungen in Empfang genommen, gegenüber stand schließlich ein Spieler mit englischer Nationalität, aber Deutschlands Nummer Eins hatte sich vorgenommen, die Pfiffe durch Leistung verstummen zu lassen.

Martin Schindler versus Callan Rydz – Game on!

Davon war dann im Spiel selbst leider nicht allzu viel zu erkennen, obgleich Martin Schindler zwischendurch durchaus überragende Momente einzustreuen verstand. Doch ich will nichts vorwegnehmen. Martin Schindler hatte das Ausbullen und auch den ersten Durchgang gewonnen, aber obgleich „The Wall“ die 56 mit zwei bemerkenswerten Doppel-Treffern (Double-16, Double-12) direkt auscheckte, der Leggewinn mit insgesamt 20 Pfeilen, war dennoch ausbaufähig, da war noch Luft nach oben, 1:0. Im zweiten Durchgang war Martin Schindler zwar zurückhaltend gestartet, hatte dann aber sein erstes Maximum geliefert, dem er die 125 und die 106 als Set-up-Shot folgen ließ. Schlussendlich vermochte es der Deutsche jedoch nicht, die verbliebene Restforderung von 32 Zählern mit drei Versuchen zu begleichen, Callan Rydz bestrafte diese Leichtfertigkeit mit dem Ausgleich, 1:1. Auch im dritten Durchgang zeigten beide Protagonisten kein Überflieger-Leg, Callan Rydz verpasste eine Breakmöglichkeit auf Tops, während Martin Schindler zunächst das 106er-Finish ausließ, jedoch bei der nächsten Aufnahme mit dem insgesamt dritten Versuch, die übriggebliebene 32 loswurde und wieder in Führung ging, 2:1.

Martin Schindler spielt ein Weltklasse-Leg, bringt sich dann aber doch noch selbst um die Belohnung

Das vorläufige Highlight des Spiels servierte im vierten Durchgang Martin Schindler, in erstklassiger Manier versenkte er sieben Pfeile in der Triple-20 und den nächsten in der Triple-19. Der Deutsche war drauf und dran, sensationell den Neun-Darter zu präsentieren, aber nach acht perfekten Würfen, landete, – ebenso wie gestern bei Luke Littler und Damon Heta – der neunte Pfeil jenseits der Double-12, in seinem Fall war es das einfache Segment, in das der Dart geflüchtet war. Die eigentliche Überraschung folgte jedoch erst im Anschluss, als Martin Schindler beim nächsten Versuch, die verbliebene Zwölf ebenfalls noch quitt zu werden, die einfache 13 traf und somit vom Caller ein „No Score!“ zu hören bekam, indes der Gegner daraufhin dieses Leg noch stahl. Callan Rydz hatte mit 17, 20 und Bullseye die 87 herausgenommen und den Durchgang doch noch an sich gerissen. Nochmal langsam zu Mitschreiben: Martin Schindler wirft acht perfekte Darts und der Gegner schnappt ihm trotzdem noch das Leg vor der Nase weg. Es war beinah schon surreal, aber die Realität besagte nun mal, dass es mittlerweile 2:2 stand und der Decider gefragt war. Im Entscheidungsleg war Martin Schindler ein My weit davon entfernt, doch noch ein Ausrufezeichen zu setzen, mit großen Schritten näherte er sich dem möglichen High Finish von 156 Punkten. Die ersten zwei Pfeile brachte der gebürtige Strausberger in der Triple-20 unter, aber der dritte landete statt in der Double-18, im einfachen 18er-Segment. Gegenüber war Callan Rydz beim Versuch des 126er-Finishs, zuvor haarscharf am Bullseye vorbei geschrammt, jetzt bekam er eine weitere Möglichkeit, sich auch der restlichen 25 zu entledigen. Der Engländer nutzte seine Chance, stahl seinem Gegner den Anwurf und hatte so die 1:0-Satzführung unvermittelt an sich gerissen.

Bis dahin hatte man noch das Gefühl gehabt, dass Martin Schindler das Ruder trotzdem nochmal herumreißen könnte

Den Aufwind dieses glücklichen Satzgewinns im Rücken war Callan Rydz im ersten Durchgang des zweiten Sets mit dem 14-Darter, inklusive passendem Set-up-Shot (134), zur Stelle und schritt auch in diesem Satz vorneweg, 1:0. Das war aber nur sein eigens begonnenes Leg, auch Martin Schindler hielt im zweiten Durchgang seinen Anwurf, obgleich er dafür ein paar Würfe mehr benötigte, 1:1. Im dritten Durchgang förderte der in Newcastle upon Tyne geborene Callan Rydz den 11-Darter zutage: 140 – 180 – 149 – 32, der Engländer übernahm die Führung in diesem Set, 2:1. Im vierten Leg war Martin Schindler nah dran, abermals ein High Finish herauszunehmen, beim Versuch des 128er-Finish, traf er zunächst zweimal die Triple-18, anschließend missglückte jedoch der Versuch auf die Double-10 und zehn Restpunkte blieben renitent stehen. Mit dem nächsten Gang ans Oche traf der Deutsche, mit der einfachen Fünf und der Eins, lediglich klägliche sechs Zähler und auch eine weitere Aufnahme brachte nicht mehr als zwei gelöschte Punkte. Martin Schindler suchte verzweifelt den Weg ins „Madhouse“, fand aber nur das einfache Segment – „No Score!“ Gegenüber legte auch der Gegner eine komplizierte Wegstrecke hinter sich, um 24 Restpunkte quitt zu werden, irgendwann war auch für ihn nurmehr das Entkommen durchs „Madhouse“ möglich. Mit dem achten Versuch gelang ihm letztendlich die Flucht, er brachte den Pfeil in der Double-1 unter und strich auch diesen Satz ein, 2:0.

Langsam nahmen die bösen Vorahnungen Gestalt an

Im ersten Leg des dritten Sets ließ Martin Schindler den nächsten Versuch auf Doppel liegen, hier scheiterte er an Tops und konnte dadurch seinen Anwurf nicht nach Hause bringen. Callan Rydz hatte sich schon einige Aufnahmen früher mit dem optimalen Set-up-Shot (118) die 28 gestellt, für den verbliebenen Restbetrag brauchte er dann weitere sechs Versuche, doch schließlich hatte er vom Gegner die Zeit bekommen und schlussendlich landete der letzte Pfeil in der Double-7, Callan Rydz ging neuerlich in Front 1:0. Im zweiten Durchgang schienen nicht nur die Doppel, sondern auch die Triple-Felder teilweise wie vernagelt für „The Wall“. Trotzdem hatte er beim fünften Gang ans Oche die Gelegenheit, sich doch noch mit dem 161er-Finish sowohl das Leg wie auch den entsprechenden Selbstbewusstseins-Booster zu holen, aber nach Treffern in der Triple-20 und der Triple-17, hätte er auch das Bullseye unabdingbar gebraucht, welches jedoch den Einlass verweigerte. Auf der anderen Seite misslang Callan Rydz, beim Versuch des 116er-Finishs, zunächst der Wurf auf die Double-20, nun gestattete ihm der Kontrahent jedoch bereitwillig eine weitere Möglichkeit, auch der verbliebenen 20 die Stirn zu bieten. Callan Rydz sagte: Danke und baute seine Führung auf 2:0 aus. Im dritten Durchgang hatte Martin Schindler zum x-ten Male die ideale Vorbereitung (134) zur Hand, doch ein weiteres Mal wollte es ihm nicht gelingen, beim Restbetrag von 40 Zählern, einen von fünf Versuchen im anvisierten Ziel unterzubringen. Callan Rydz hatte ebenfalls die 134 als Set-up-Shot zur Hand, er stellte sich damit die 50, doch im Gegensatz zu seinem Kontrahenten, schaffte es der Engländer den fünften Versuch in die Double-10 einzutauchen. Damit war der 3:0-Satzerfolg von Callan Rydz und das gleichzeitige Ausscheiden von Martin Schindler besiegelt.

Callan Rydz 3:0 Martin Schindler
91,05 Average 89,37
3 180s 4
87 High Finish 56
0 100+ Checkouts 0
9/38 Finishing 3/28

Paolo Nebrida hatte zuvor angekündigt, dass er bereit sei, nun auch den nächsten Schritt zu machen

Die Enttäuschung der deutschen Darts-Gemeinde war groß, aber es musste ja trotzdem weitergehen, im nächsten Duell standen sich Ross Smith und Paolo Nebrida gegenüber. Nochmal zur Erinnerung, der Waliser Jim Williams hatte es im Erstrundenmatch nicht geschafft, seine Nerven zu bündeln und den letzten Schritt über die Ziellinie zu machen, da sah Paolo Nebrida seine Chance als gekommen und schnappte dem Favoriten den Sieg vor der Nase weg.

In der heutigen Begegnung hatte Paolo Nebrida den ersten Anwurf, im Endspurt checkte er die 80 mit Triple-20 und Double-10 aus und ging mit 1:0 in Führung. 14 Würfe später hatte Ross Smith gegenüber den Restbetrag von 78 Zähler mit Triple-18 und Double-12 herausgenommen, da stand es 1:1. Paolo Nebrida startete mit der 180 in den dritten Durchgang und beendete das Leg mit dem 120er-Finish, das er jedoch nicht in „Shanghai-Manier“ vollendete, sondern mit Triple-20, Double-20 und Double-10. Mit diesem außerordentlichen Checkout hatte er ein weiteres Mal nachdrücklich auf sich aufmerksam gemacht und schritt 2:1 vorne weg. Ross Smith beantwortete im vierten Durchgang die Ansage seines Kontrahenten, indem er das 97er-Finish mit Triple-19, 20 und Double-10 in Empfang nahm und so den Decider erzwang, 2:2. Beide mit dem Maximum im Entscheidungsleg, letztendlich war es Paolo Nebrida, der seinen Anwurf hielt und die 1:0-Satzführung übernahm. Ross Smith startete mit der 180 in den ersten Durchgang des zweiten Sets und hielt sein begonnenes Leg auch, 1:0. Doch schon im zweiten Durchgang war es erneut Paolo Nebrida, der den Moment auf seiner Seite hatte, mit dem 13-Darter: 140 – 139 – 94 – 96 – 32, holte er sich den Ausgleich. Als der 29-Jährige aus dem philippinischen Subic seine Leggewinndarts aus dem Board zog, parkte sein Gegenüber noch auf der 238, 1:1.

Ähnlich wie zuvor Martin Schindler, konnte auch der „Smudger“ den Weg in die Doppel partout nicht finden

Ross Smith fand heute überhaupt nicht in seinen Flow, in zähflüssiger Manier griff er sich das 2:1, wohingegen Paolo Nebrida im vierten Durchgang abermals überzeugen konnte. Triple-20, 16, Double-20 – mit dem High Finish von 116 eliminierten Zählern sicherte er sich das 2:2. Wieder ging es in den Decider. Ross Smith begann das Entscheidungsleg, legte auch ordentlich vor, aber auf der Zielgeraden ließ er abermals zwei Versuche auf die Double-10 liegen, die Doppelfelder schienen ihm heute so gar nicht gewogen. Auf der anderen Seite radierte Paolo Nebrida 52 Restpunkte mit 12 und Tops aus, mit insgesamt 14 Pfeilen tütete er auch den zweiten Satz ein, 2:0. Je verzweifelter Ross Smith nach seiner Treffsicherheit suchte, desto mehr Akzente wusste Paolo Nebrida zu setzen. Im ersten Durchgang des dritten Satzes hatte der Philippine das nächste High Finish, 118 (T20, 18, D20) zur Hand, in diesem Set übernahm er ebenfalls souverän die Führung, 1:0. Paolo Nebrida ließ auch im zweiten Leg nichts anbrennen und raubte dem Gegner einmal mehr dessen Anwurf, 2:0, bevor es Ross Smith in Durchgang Drei schaffte, sich zu revanchieren und das sofortige Re-Break zu landen. Dabei wäre ihm beinah noch das „Shanghai Finish“ gelungen, aber Tops machte ihm einen Strich durch die Rechnung, 1:2. Mit dem 14-Darter, inklusive dem sehenswerten Set-up-Shot, 125, den er mit 20, Triple-20 und Triple-15 erzielt hatte, wusste er das eben errungene Break auch abzusichern und somit in diesem Set abermals den Decider zu erzwingen, 2:2. Paolo Nebrida genoss im Entscheidungsleg den Vorteil des Anwurfs, aber Ross Smith hatte in der Tat die erste Gelegenheit, das Set zuzumachen. Dazu hätte er jedoch unbedingt das 103er-Finish gebraucht, bei dem der erste Wurf noch in der Triple-20 saß, aber nach dem Treffer in der einfachen Elf, verschleuderte der 35-Jährige aus der Hafenstadt Dover, den Versuch auf die Double-16, das war seine allerletzte Chance auf den Verbleib im Turnier gewesen. Beim nächsten Gang ans Oche versenkte Paolo Nebrida seine Pfeile in der 16 und in der Double-16, damit war das Match vorbei und Paolo Nebrida der verdiente 3:0-Sieger. Zum zweiten Mal an diesem Abend ist ein Match zu Null in Sätzen entschieden worden, zum zweiten Mal war der gesetzte Spieler draußen.

Paolo Nebrida 3:0 Ross Smith
91,07 Average 89,79
4 180s 4
120 High Finish 97
3 100+ Checkouts 0
9/11 Finishing 6/26

Wieviel Grund würde Gary Anderson heute Abend zum Feiern haben?

Gary Anderson hatte im Preview-Interview eines seiner größten Probleme angesprochen: er würde weitaus eher für andere Dart-Spieler „aufstehen“, sprich anderen zu Hilfe kommen, als jenseits des Boards für seine eigene Interessen zu kämpfen. Im Anschluss an das R.Smith/Nebrida-Match, sprangen die Zuschauer wieder begeistert herum, denn „Jump Around“ (von House of Pain) ertönte, die Walk-on Hymne des erklärten Publikumslieblings Gary Anderson. Eigentlich hätte man auch noch zusätzlich „Happy Birthday“ singen können, der „Flying Scotsman“ feierte heute seinen 54. Geburtstag. Geburtstagsgeschenke konnte er von seinem Gegner allerdings nicht erwarten, Jeffrey de Graaf würde ihm, bei allem Respekt, am Board nicht einen Millimeter schenken. Das hatte er schon in seinem Erstrundenduell bewiesen, als er den Sieger der Herzen, Rashad Sweeting, der die ersten fünf Legs sensationell dominierte, den Schneid gnadenlos abkaufte. Nachdem auch der Inder mal ein Doppel verpasst und dem Gegner die Tür nur einen Spalt breit geöffnet hatte, trat Jeffrey de Graaf jenes Eingangstürchen gnadenlos ein, fand dadurch in seinen Flow und riss das Match dann doch erwartungsgemäß souverän an sich. Wie populär auch sein heutiger Gegner war, bekam Jeffrey de Graaf gleich zu Beginn des Walk-on zu spüren, da verlautbarte das Publikum ein weiteres Mal entsprechende Bekundungen, als der gebürtige Niederländer, der seit 2023 für Schweden an den Start geht, von John McDonald aufgerufen wurde. Jeffrey de Graaf lächelte die Buhrufe weg und war dann für den Einlauf bereit.

Entschlossenheit von der ersten Minute an, aber sie kam nicht vom „Flying Scotsman“, sondern von dessen Gegner

Jeffrey de Graaf hatte das Ausbullen für sich entschieden und war auch derjenige, der bereits im ersten Durchgang die rigorose Durchschlagskraft an den Tag legte, die man eigentlich von Gary Anderson erwartet hätte. Stattdessen zückte der Wahl-Schwede den 11-Darter mitsamt High Finish: 180 – 81 – 140 – 100 (T20, D20), und eilte mit 1:0 vorne weg. Im zweiten Durchgang hatte Jeffrey de Graaf das „Shanghai Finish“ zur Hand, schon stand es 2:0. Im dritten Durchgang konnte man hoffen, dass nun auch Gary Anderson im Spiel angekommen war, mit dem sehenswerten 12-Darter, inklusive High Finish, meldete auch er sich zum ersten Mal an diesem Abend wirkungsvoll zu Wort: 100 – 100 – 180 – 121 (T20, T11, D14), 1:2. Aber schon im vierten Durchgang war der ebenso beliebte wie charismatische Schotte nicht in der Lage, verbliebene 40 Restpunkte mit fünf Checkout-Versuchen vom Board zu fegen. Wo war der Gary Anderson abgeblieben, der solch einen Betrag sonst im Schlaf löscht? Jeffrey de Graaf nutzte die Gunst der Stunde, versenkte seinen zweiten Wurf in der Double-9 und brachte das Set so schnell wie möglich in trockene Tücher, 1:0. Im ersten Leg des darauffolgenden Sets packte Jeffrey de Graaf den nächsten 13-Darter aus: 140 – 97 – 180 – 48 – 36, da war auch jenes 1:0 fixiert. Im zweiten Durchgang hatte sich Gary Anderson mit der 97 die 24 gestellt, brachte beim nächsten Gang ans Oche den ersten Pfeil jedoch nur im einfachen 12er-Segment unter und den zweiten in der Sechs. Der dritte landete gleich mal vorsorglich auf dem Boden, irgendwie ahnte der schon jetzt Böses. Gegenüber wurde der Gegner 94 Restpunkte ebenfalls nicht gleich los, der „Flying Scotsman“ durfte also nochmal ran. Sechs Zähler vor der schottischen Brust, navigierte Gary Anderson den nächsten Pfeil ins Nichts und Nirgendwo und einen weiteren in die Double-13 – „No Score!“ Der Gesichtsausdruck des Back-to-Back-Weltmeisters sprach Bände, er wusste selbst am besten, dass irgendwas im Argen liegt. Hoffentlich war es nur das fehlende Zielwasser, das er heute Abend nicht zu sich genommen hat. Auf der anderen Seite hatte Jeffrey de Graaf schier alle Zeit der Welt, mit dem 21. Pfeil traf er in die Double-8 und baute auch hier seine Führung aus, 2:0. Das schottische Doppel-Drama nahm auch im darauffolgenden Durchgang seinen Lauf, hier waren es sechs Versuche, die Gary Anderson nicht genügten, um 40 Restpunkte quitt zu werden. Auch diesmal griff letzten Endes der Gegner zu, Jeffrey de Graaf entledigte sich mit zwei Würfen (T14, D16) dem Restbetrag von 74 Punkten und erhöhte auf 2:0 in den Sets.

Wo war der Gary Anderson abgeblieben, der die Doppel geschmeidig noch im Schlaf trifft?

Das Trauerspiel um Gary Anderson und das Checkout setzte sich im dritten Satz fort, wobei er im ersten Durchgang bereits zu spät kam und erst gar keine Möglichkeit erhielt, die Versuchsreihe auf die Double-20 überhaupt zu starten. Jeffrey de Graaf hatte gegenüber schon mit zwei Würfen (20, D18) die 56 eliminiert, da war der Schotte gerade mal auf der 40 angekommen. Im zweiten Durchgang sah man dann endlich auch den eigentlichen Gary Anderson am Oche, er hatte seinen Schatten, der bis dahin agierte, wohl mal kurz raus geschickt, um ihm einen Kaffee als Weckruf zu holen: 140 – 180 – 135 – 46, der 11-Darter bescherte dem Schotten den Ausgleich, 1:1. Das war der Gary Anderson, den wir alle sehen wollten, doch schon im nächsten Durchgang war jener Großmeister, der Power-Scoring und Checkout-Leichtigkeit gleichermaßen beherrscht, wieder verschwunden. Der Gary Anderson, der hier völlig unergiebige Würfe in die Scheibe schleuderte, verweilte im nächsten Durchgang auf der 223, als Jeffrey de Graaf mit dem 14. Pfeil die Double-18 traf und ein weiteres Leg für sich verbuchte, 2:1. Einen Durchgang später war der richtige Gary Anderson nochmal zurückgekehrt, mit der gleichen Wurfanzahl wie zuvor sein Gegner, erzwang er den Decider. Wobei er dabei beinah noch das 130er-Finish erzielt hätte, allein der Wurf aufs Bullseye landete meilenweit daneben. Gary Anderson hatte stattdessen nur die 18 getroffen, die verbliebene 32 wischte er jedoch mit der nächsten Aufnahme vom Board, 2:2. Ein letztes Mal ging es in den Decider, den Jeffrey de Graaf beginnen durfte. Beide begaben sich relativ gleichauf auf die Zielgerade, aber dann profitierte der in Den Helder geborene 34-Jährige, der mittlerweile in Stockholm beheimatet ist, vom Vorteil der drei zusätzlichen Darts, er nutzte seine Chance, indem er die Restforderung von 76 Punkten mit einer Aufnahme beglich, und machte den Deckel aufs Match drauf. 3:0 (in Sets) für Jeffrey de Graaf über Gary Anderson, mit dem Sieg hatten wohl nur die wenigsten gerechnet, die Eindeutigkeit des Ergebnisses hatte sicher keiner auf dem Schirm gehabt. Gary Anderson wirkte heute nicht wie er selbst, auch wenn der Average im Vergleich zum Gegner, keine gravierenden Unterschiede ausmachte, (Jeffrey de Graaf 95,56 / Gary Anderson 92,51). Die Checkout-Quote des Schotten (15%) war jedenfalls eine einzige Katastrophe, während Jeffrey de Graaf (75%) gerade bei diesem Statistikwert besonders überragend brillieren konnte. Es herrschte eine gewisse Sprachlosigkeit beim Anhang, seinen Geburtstag respektive seinen ersten Auftritt bei der WM 2025 hatte sich Gary Anderson auch anders vorgestellt, das allgemeine Entsetzen war in jedem Fall groß.

Jeffrey de Graaf 3:0 Gary Anderson
95,56 Average 92,51
3 180s 2
120 High Finish 121
2 100+ Checkouts 1
9/12 Finishing 3/20

Die Geburtstagsparty war definitiv verdorben, dafür war ein anderer wieder „Happy“

Inzwischen hatten alle drei bisherigen Spiele des Abends mit 3:0 geendet und alle drei gesetzten Spieler waren rausgeflogen. Dimitri Van den Bergh bekam die letzte Chance, zumindest die Ehre der gesetzten Protagonisten zu retten, ganz abgesehen von seiner eigenen, denn der Belgier lief Gefahr, sonst in der Weltrangliste deutlich abzurutschen. Das gedachte „Happy Birthday“ für Gary Anderson war längst im Fade-out verklungen, jetzt hieß es nur noch „Happy“, die optimistische Lebensphilosophie von Pharrell Williams wurde eingespielt. Der Song fing an, doch Dimitri Van den Bergh setzte sich diesmal nicht unverzüglich in Bewegung, sondern machte vor seinem Start zum Walk-on noch eine kleine Atemübung, der Gegner durfte hoffen, dass er damit sein diesbezügliches Pensum für den Abend erfüllt hatte. Dem Antwerpener stand heute Dylan Slevin gegenüber, der sein Erstrundenmatch gegen Landsmann William O`Connor, als bislang „härtestes Spiel seiner ganzen Karriere“ bezeichnet hatte.

In den ersten beiden Durchgängen gelang es keinem von beiden, den jeweiligen Anwurf des anderen ernsthaft in Gefahr zu bringen, wobei es Dimitri Van den Bergh war, der den ersten Anwurf gehabt hatte. Dylan Slevin zeigte dafür den bemerkenswerteren Weg, ein Leg an sich zu nehmen, mit zwei Treffern (T20, D18) erzielte er in Durchgang Zwei das 96er-Finish und für den gesamten Leggewinn hatte er gerade mal 14 Pfeile benötigt, 1:1. Auch in den nächsten zwei Durchgängen hielt jeder relativ unspektakulär sein begonnenes Leg, erwähnenswert hier allenfalls, die 100er-Vorbereitung von Dylan Slevin, 2:2. Bis dahin war das Match eher so ein wenig vor sich hingeplätschert, doch im Decider vermochte es Dimitri Van den Bergh, eine Schippe draufzupacken und den ersten wirklich anschaulichen Leggewinn zutage zu fördern. Er lieferte hier das erste High Finish, 117 (T20, 17, D20) und auf diese Weise hatte er sich auch das erste Set gesichert, 1:0. Das brachte etwas mehr Schwung in die Partie, schon im ersten Durchgang des zweiten Sets wartete Dimitri Van den Bergh mit dem 13-Darter auf: 125 – 100 – 180 – 80 – 16, landete so das Break und ging auch hier wieder in Führung. Dylan Slevin konterte jedoch im zweiten Leg postwendend und holte sich entschlossen das Re-Break, 1:1, bevor er jenes Break im zweiten Durchgang auch bestätigen konnte, nun war er es, der vorne lag, 2:1. Aber der „Dreammaker“ hatte im vierten Durchgang seinerseits die passende Antwort parat, mit dem 13-Darter setzte er die Breakserie fort: 118 – 139 – 180 – 56 – 8, 2:2. Abermals ging es in den Decider, den diesmal Dylan Slevin begann. Wieder war Dimitri Van den Bergh der Schnellere, er holte den Gegner nicht nur ein, sondern überholte auch und nahm Dylan Slevin einen weiteren Anwurf ab. Das Break bedeutete auch den nächsten Satzgewinn, 2:0, Dimitri Van den Bergh war drauf und dran, als erster gesetzter Spieler am heutigen Abend, das Drittrundenticket zu ziehen.

Nun stellten sich vornehmlich zwei Fragen: Geht auch der dritte Satz über die volle Distanz und endet auch das vierte Spiel mit 3:0?

Das war Motivation genug, um im dritten Satz gleich im ersten Durchgang den nächsten 13-Darter zu präsentieren: 180 – 100 – 69 – 136 – 16. Hier wäre dem amtierenden UK-Open Champion beinah noch das 152er-Finish gelungen, was das Leg zum 12-Darter veredelt hätte, aber die Double-16 wollte zunächst nicht mitspielen. So leicht ließ sich Dylan Slevin jedoch nicht abschütteln, auch er brachte im zweiten Leg seinen Anwurf nach Hause, 1:1, bevor Dimitri Van den Bergh im dritten Durchgang ein kleines Kuriosum an den Tag legte. Nachdem er den ersten Pfeil seiner vierten Aufnahme in der Triple-18 versenkt hatte, blieben ihm 36 Restpunkte, zwei weitere Versuche bugsierte er jedoch ins Aus. Dylan Slevin stand allerdings noch auf der 222, sodass Dimitri Van den Bergh sicher sein konnte, dass er mindestens, wenn nicht noch mehr Gelegenheiten bekam ... Die restliche 36 vor Augen, brachte er beim nächsten Gang ans Oche den ersten Pfeil in der einfachen 18 unter, den zweiten in der Double-2 und den dritten in der Double-7. So kann man den besagten Restbetrag natürlich auch auschecken. Dylan Slevin zeigte im darauffolgenden Leg seinerseits erst die 92er-Vorbereitung und dann mit zwei Treffern (T18, D20) auch das 94er-Checkout, mit insgesamt 14 Würfen hatte der 22-jährige Ire auch in diesem Satz den Decider erzwungen. Dimitri Van den Bergh begann das Entscheidungsleg und hatte auch diesmal den 13-Darter zur Hand: 57 – 180 – 140 – 84 – 40. Alle drei Sätze waren über die volle Distanz gegangen und alle drei Sätze konnte Dimitri Van den Bergh für sich entscheiden, 3:0-Satzerfolg für den Belgier, der auch nach Weihnachten wieder happy am Start sein wird.

D. Van den Bergh 3:0 Dylan Slevin
96,00 Average 95,02
6 180s 3
117 High Finish 96
1 100+ Checkouts 0
9/22 Finishing 6/12

Die Duelle des Abends waren offenbar allesamt über dieselbe Matrix gelaufen, denn alle vier Matches endeten mit dem 3:0. Doch während in den ersten drei Partien die gesetzten Spieler den Kürzeren zogen, unter anderem auch Martin Schindler, konnte sich zum Abschluss Dimitri Van den Bergh gegen den Außenseiter souverän durchsetzen. Morgen steht der letzte Spieltag vor der Weihnachtspause auf dem Programm, da halten dann Ricardo Pietreczko, der gegen Gian van Veen antritt, und Florian Hempel, der es mit Daryl Gurney zu tun bekommt, die Hoffnungen am Leben, dass wir doch noch zwei deutsche Spieler in der dritten Runde sehen werden. Bis dahin: Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!

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