Darts-WM 2025: Die bislang größte Sensation dieser Weltmeisterschaft ist perfekt

Die Abendsession eröffneten Ricky Evans und Robert Owen. Ob Ricky Evans, der in zweiten Runde Dave Chisnall eine schmerzliche Niederlage beigebracht hat, dem phasenweise konsternierten „Chizzy“ den versprochenen Taschenrechner zu Weihnachten dann auch tatsächlich geschenkt hat, ist weiterhin nicht belegt, dass sein heutiger Gegner Robert Owen weiterhin um den Erhalt seiner Tour Card kämpfen muss, ist hingegen definitiv erwiesen. Zwei Schritte in die für ihn existentiell wichtige Richtung hat Robert Owen bereits gemacht, wobei sich zum Fleiß und Können hier auch das Glück gesellt hatte. Des einen Glück, des anderen Leid: nachdem Dom Taylor (wegen Doping-Vergehens) suspendiert wurde, war Robert Owen der Nachrücker. In der ersten Runde konnte er sich – eher überraschend – souverän mit 3:1 gegen Niels Zonneveld durchsetzen und in Runde Zwei war es dann ausgerechnet Gabriel Clemens, den er mit demselben Ergebnis abfertigte.

Die ersten zwei Durchgänge schnappte sich Ricky Evans, wobei er das zweite Leg mit 15 Pfeilen gegen den Anwurf erzielte, 2:0. Einen Wurf weniger brauchte Robert Owen in Durchgang Drei, nachdem er 78 Restpunkte mit Triple-18 und Double-12 vom Board gefegt hatte, war ihm das sofortige Re-Break gelungen, 1:2. Der Waliser brachte sich jedoch selbst um die Gelegenheit, jenes Break danach auch abzusichern, denn im vierten Durchgang war er langsamer unterwegs gewesen als sein Gegenüber, „Rapid“ Ricky Evans, der obendrein das High Finish im Gepäck gehabt hatte. Die 126 checkte der Spieler mit dem rasanten Wurf Stil mit Triple-19, 19 und Bullseye aus, damit sicherte sich Ricky Evans nicht nur das nächste Break, sondern auch gleich den ersten Satz, 1:0. In den ersten vier Durchgängen des zweiten Sets, konnte keiner den Anwurf des Gegners ernsthaft in Gefahr bringen, dementsprechend teilten sie die Legs gerecht unter sich auf. Bemerkenswert war hierbei allenfalls der dritte Durchgang, bei dem Robert Owen zwei Aufnahmen mit jeweils Hundert Punkten mit dem Maximum ergänzte, dem ließ er die 81 und das 41er-Checkout folgen, was im 13-Darter mündete. 2:2. Im Endspurt des Deciders gelang es Robert Owen, den insgesamt 13. Pfeil in der Triple-7 unterzubringen und den 14. navigierte er in die Double-20, wodurch er in den Sätzen ausglich, 1:1. Die 180 als perfekter Set-up-Shot – sah gut aus, kam aber zu spät, denn Robert Owen sollte im ersten Durchgang des dritten Sets keine Möglichkeit mehr kriegen, auch die dünne Restforderung von sechs Punkten zu begleichen, auf der anderen Seite hatte Ricky Evans seinen Anwurf bereits über die Ziellinie gerettet, 1:0. Im zweiten Leg war der Engländer nah dran, das imposante High Finish von 157 Zählern quitt zu werden, doch Tops machte ihm einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Auch die verbliebene 20 wurde er nicht mehr los, denn hier war es Robert Owen, der den entscheidenden Schritt schneller war, 1:1. Beide lieferten im darauffolgenden Durchgang ein Maximum ab, mit weiteren vier Aufnahmen hatte sich Ricky Evans das Leg gesichert, 2:1. Ebenfalls fünfmal musste auch Robert Owen im vierten Durchgang ans Oche treten, dann war der Ausgleich wieder da und auch hier ging es in den Decider. Ricky Evans hatte im Entscheidungsleg den Anwurf, den 13. Pfeil versenkte er in der Triple-20 und den 14. in der Double-16, somit hatte er 92 Restpunkte eliminiert und die Satzführung wieder übernommen, 2:1. 14 Treffer später stand es 1:0 für Robert Owen im vierten Set, zum wiederholten Male hatte er von verbliebenen 61 Restzählern, die Triple-7 plus Double-20 subtrahiert. Das Bullseye-Finish wollte Ricky Evans im zweiten Durchgang nicht gelingen, der Leggewinn war es trotzdem, 1:1. Im dritten Leg passierte dem Engländer ein kleiner Fauxpas, der jedoch keine gravierenden Konsequenzen nach sich zog. Beim Versuch des 138er-Finishs, brachte er zwei Pfeile in der Triple-19 unter und der dritte sollte eigentlich in die Double-12, landete aber stattdessen in der Double-9. Nicht so schlimm, schließlich hatte er sich nicht überworfen und so machte er halt aus der Not eine Tugend. Denn die 132 sollte sich auch als Set-up-Shot noch als äußerst zweckdienlich erweisen. Gegenüber sah sich Robert Owen mit der 137 konfrontiert, schaffte es aber seinerseits nicht, mehr als 97 Punkte loszuwerden, damit verhalf er dem Gegner zu einer weiteren Möglichkeit. In rapidem Tempo entledigte sich „Rapid“ der Pflichtaufgabe, mit dem nächsten Wurf hatte er die Double-3 getroffen, 2:1. Robert Owen, der den Nickname „Stack Attack“ trägt, attackierte im vierten Leg, 2:2. Während die vorausgegangenen zwei Durchgänge beide im Break entschieden worden waren, konnte der Waliser im Decider, das Break absichern und somit abermals in Sätzen den Ausgleich erringen, 2:2.

“Stand up, if you love the darts”

Die Leistungen auf der Bühne veranlassten zur Begeisterung und dazu passte auch die Stimmung im Saal. Den nächsten starken Set-up-Shot (125) holte Ricky Evans gleich zu Beginn des fünften Sets aus dem Köcher, das war die Basis dafür, dass er, vor allem dank des 15. Wurfs in der Double-10, abermals in Front zog, 1:0. 15 Pfeile brauchte auch Robert Owens, als er im zweiten Leg obendrein mit dem High Finish aufwarten konnte. Die 101 löschte der 40-Jährige, der aus dem walisischen Ogmore Valley stammt und in Lewistown beheimatet ist, mit Treffern in der einfachen 19, im Bullseye und in der Double-16, 1:1. Ricky Evans brauchte im nächsten Durchgang gar einen Wurf weniger, nicht zuletzt weil er das 74er-Checkout mit zwei Würfen (T14, D16) aus dem Board holte, 2:1. Im vierten Durchgang hatte sich Ricky Evans den perfekten Set-up-Shot (180) kredenzt, auf den acht Restpunkten blieb er jedoch sitzen, denn Robert Owen manövrierte auf der Zielgeraden den ersten Pfeil ins 25er-Segment, einen weiteren in die einfache 17 und den dritten in Tops, da gehörte auch die verbliebene 82 der Vergangenheit an, 2:2. Zum wiederholten Male ging es in den Decider, den diesmal Ricky Evans begann, doch ausgerechnet jetzt gingen ihm die Triple-Felder abhanden. O.k., die Triple-1 war schon auffindbar, aber eben auch die einfache Eins und auch sonst war eine Menge Belangloses dabei. Aus dieser Misere schlug der Gegner Kapital, Robert Owen stahl ihm den Anwurf und somit auch den Satz, was bedeutete, dass nun der Waliser zum ersten Mal an diesem Abend auch die Satzführung übernahm, 3:2. Das war definitiv der Wendepunkt, denn ab da spielte nur noch einer und der hieß Robert Owen. Mühelos strich „Stack Attack“ den ersten Durchgang des sechsten Sets ein, 1:0. Im zweitem Durchgang verpassten beide die Chance auf ein High Finish. Zuerst schrammte Robert Owen an der Double-18 vorbei, beim Versuch, die 156 vom Board zu wischen, dann scheiterte Ricky Evans am Bullseye, als er probierte, die 123 quitt zu werden. Ricky Evans verblieben 25 Zähler, Robert Owen 36. Die Frage stellte sich kaum, wer die nächste Gelegenheit bekam, es war natürlich Robert Owen. Und der nahm mit dem nächsten Gang ans Oche besagte 36 mit dem Treffer in der Double-18 raus, 2:0. Ganz so eng war es im dritten Durchgang nicht, „Rapid“ parkte noch auf der 232, da zog Robert Owen seine Gewinndarts bereits aus dem Board. Den 15. Wurf hatte der Waliser zielsicher in die Double-4 gelenkt, somit hatte er den Matchsieg unter Dach und Fach gebracht. 4:2 in Sätzen, Robert Owen war nach seinem Erfolg sichtlich angefasst, man konnte klar erkennen, wie viel ihm der Erhalt der Tour Card zweifelsohne bedeutete und nach drei Siegen und dem Einzug ins Achtelfinale sollte diese nun für ein weiteres Jahr auch gesichert sein.

Robert Owen 4:2 Ricky Evans
92,92 Average 86,84
7 180s 5
101 High Finish 126
1 100+ Checkouts 1
15/38 Finishing 12/28

96 Starter waren nach London gereist, davon konnten 80 Teilnehmer die Koffer schon wieder packen, denn ab hier kamen nurmehr 16 Spieler für den Titel in Frage. Das bedeutete, die erste Partie des heutigen Abends war gleichzeitig das letzte Match der dritten Runde gewesen, die zwei Auseinandersetzungen, die jetzt noch folgen sollten, waren bereits die ersten beiden Achtelfinals. Das einzige, was sich nicht geändert hatte, war die Distanz: auch in der vierten Runde galt der First-to-4-Sets Modus.

„One will rise, one will fall“ – so wurde das rein walisische Duell zwischen der Nummer Eins und der Nummer Zwei angekündigt

Das erste Achtelfinale umfasste das Duell zwischen Gerwyn Price und Jonny Clayton, die rein walisische Begegnung stand als nächstes auf dem Programm. Die beiden Protagonisten, die eng befreundet sind, hatten im Vorfeld betont, dass sie mittlerweile häufig genug gegeneinander antreten mussten und es dadurch hervorragend verstehen, die Freundschaft auf der Bühne komplett auszublenden. Jonny Clayton hatte zwei ebenso epische wie dramatische Matches hinter sich gebracht, beide Male war er hier auf einen Routinier aus Nordirland getroffen. Zunächst war es Mickey Mansell, den er nach einem brutal harten Kopf-an-Kopf-Rennen bezwang, danach war es Daryl Gurney, der eine unglaubliche Aufholjagd hingelegt hatte, diese aber letztendlich nicht vergolden konnte. In Bezug auf die spektakulären Attribute ließ sich dieser Comeback-Versuch sogar noch toppen und genau das passierte in der Partie des anderen Walisers. Auch der hatte sich bereits einen komfortablen 3:0-Vorsprung erspielt, nur um diesen dann wieder komplett abzugeben. Man war sich bereits sicher gewesen, dass Gerwyn Price und die Double-20 an diesem Abend keine Freunde mehr würden, vor allem als sich Joe Cullen mit dem sensationell geangelten „Big Fish“ ins elfte Leg des siebten Sets gerettet hatte. Doch ausgerechnet in diesem Durchgang, der endgültig und unabänderlich über Sieg und Niederlage entschied, freundete sich Gerwyn Price wieder mit Tops an und hatte somit das Achtelfinalticket in der Tasche.

Ähnlich wie in seinem Spiel gegen Joe Cullen, war Gerwyn Price auch hier gleich zu Beginn unterwegs wie die Feuerwehr, löschte alles, was ging und gab dabei in den ersten zwei Sätzen, jeweils nur ein Leg pro Set ab. Am frappantesten gestaltete sich Durchgang Eins, in welchem Jonny Clayton gleich zweimal die 180 in Folge gelungen war, anschließend schaffte er es jedoch nicht, die verbliebene 60 mit drei Versuchen auszuradieren. Gerwyn Price wusste hier den Vorteil des Anwurfs zu nutzen, insbesondere weil er weitaus langsamer von der 501 herunter geschlichen und trotzdem beim nächsten Gang ans Oche zur Stelle war: Triple-15, 20, Double-10, damit hatte er die Restforderung von 85 Punkten beglichen und sein begonnenes Leg über die Ziellinie gerettet, 1:0. Das zweite Leg begann er mit sechs perfekten Darts, ließ dem – mit Treffern in der einfachen 19, im Bullseye und in der Triple-16 – die 117 folgen und anschließend nahm er auch die übriggebliebene 24 mit einem einzigen Versuch auf die Double-12 noch heraus. Umgerechnet, zusammenaddiert und von der 501 subtrahiert, war das der 10-Darter (180 – 180 – 117 – 24) zum 2:0. Mithilfe eines gekonnten Set-up-Shots (130) in Leg Drei, grätschte Jonny Clayton mal kurz dazwischen, 1:2, bevor sich der „Iceman“ im vierten Durchgang mit der 92 die 40 stellte, die er mit dem insgesamt 14. Pfeil abschoss. Der erste Satzgewinn war verbucht, 1:0, und weiter ging`s. Das zweite Set begann Jonny Clayton mit dem 12-Darter: 180 – 100 – 140 – 81, und begab sich so vorübergehend in Führung, 1:0. Danach ging jedoch erstmal die „Gezzy“-Show weiter, der ehemalige Rugby-Profi räumte drei Legs in Folge ab. Den zweiten Durchgang nahm er mit dem 13-Darter an sich: 180 – 140 – 47 – 94 – 40, 2:1. Sogar einen Wurf weniger brauchte er in Leg Drei, hier hatte er zudem das High Finish parat: 97 – 140 – 140 – 124, den Checkout-Betrag von 124 Zählern hatte er mit Triple-20, 14 und Bullseye vom Board gefegt, 2:1. Nur für das vierte Leg benötigte er unwesentlich mehr Pfeile, die 2:0-Satzführung hatte er dennoch in Windeseile übernommen.

Der schnelle Vorsprung birgt bei dieser WM Fluch und Segen zugleich

Im dritten Set zeigte Jonny Clayton, dass auch er sein Achtelfinalticket nicht in der Lotteriestelle des hauptsponsernden Wettanbieters gewonnen hatte, hier verbuchte er erstmal zwei Durchgänge in Folge auf seinem Legkonto. Beeindruckend war hier vor allem der Endspurt im zweiten Leg, als Jonny Clayton den ersten Pfeil in die einfache 20 bugsierte, einen weiteren in die Triple-17 und den letzten dann im Bullseye versenkte. Es war das High Finish von 121 gelöschten Punkten, womit er die 2:0-Legführung einnahm. Genau wie im Durchgang zuvor, brauchte Jonny Clayton in Leg Drei ebenfalls nicht mehr als 15 Pfeile und auch hier hatte „The „Ferret“ ein ausgefuchstes High Finish zur Hand (oder im Pfötchen), mit dem er dem Gegner den Anwurf abluchste. Es war auf jeden Fall tierisch gut, wie er mit Treffern in der Triple-20, in der Triple-19 und in der Double-12, den Restbetrag von 141 Zählern liquidierte und somit auch in Sätzen aufschloss, 1:2. Vom Satzgewinn angespornt war Jonny Clayton auch im ersten Durchgang des vierten Sets zur Stelle, mit der 86 hatte er sich Tops gestellt und jenes anschließend getroffen, 1:0. Im zweiten Durchgang hatte er zudem den 13-Darter, mitsamt prächtigem Set-up-Shot (118) in petto: 140 – 83 – 140 – 118 – 20, abermals nahm er dem Landsmann den Anwurf aus den Händen, 2:0. Doch dann war Gerwyn Price, der sich offenbar eine kurze Kreativpause genommen hatte, wieder zurück, nagelte bei seinem vierten Gang ans Oche die Pfeile in die einfache 20, ins 17er-Segment und ins Bullseye, das ergab 87 Punkte, mit denen er sich die 34 aufbereitete. Diese Restforderung war mit dem 14. Pfeil im Doppel beglichen, somit hatte er das umgehende Re-Break erzwungen und wieder Anschluss gefunden, 1:2. Aber Jonny Clayton war wild entschlossen, er wollte sich dieses Set einfach nicht entgehen lassen. Im vierten Durchgang setzte er die Breakserie fort und sammelte den Satz ein, womit er auch in dieser Kategorie den Ausgleich wieder hergestellt hatte, 2:2.

Entwickelt sich hier ein ähnliches Drama, wie in der Runde zuvor?

Möglicherweise schrillten bereits die Alarmglocken und Gerwyn Price erinnerte sich an sein Drittrundenmatch, als er einen bequemen Vorsprung noch fast verspielte. Auch gegen Joe Cullen hatte der Waliser zunächst die sichere Führung inne, bevor er über längere Phasen hinweg komplett die Kontrolle über die Doppel verlor und das Spiel um ein Haar noch aus der Hand gab. Soweit wollte er es diesmal partout nicht kommen lassen, jetzt galt es den Gegner konsequent abzuschütteln. In den ersten beiden Durchgängen des fünften Sets hielt jeder seinen Anwurf, wobei Gerwyn Price mit dem überzeugenden Set-up-Shot (119) im zweiten Durchgang dem Gegner schon bedrohlich nah auf den Fersen war. Aber Jonny Clayton räumte 58 Restpunkte ab und eilte über die Ziellinie, 1:1. Die nächste optimale Vorbereitung (121) packte der „Iceman“ im dritten Leg beim vierten Gang ans Oche aus, mit der fünften Aufnahme traf er auch die Double-12, 2:1. Und im vierten Durchgang benötigte Gerwyn Price lediglich 14 Pfeile, wobei ihm eigentlich auch schon elf gereicht hätten, wenn er nicht drei Würfe unnötig ins Aus geschleudert hätte, bevor er beim vierten Versuch die Double-18 traf. Das war jedoch alles schon Makulatur, wichtig war nur, Gerwyn Price hatte wieder die Satzführung übernommen, 3:2. Das Trauma der Partie gegen Cullen im Hinterkopf, wollte der Weltmeister von 2021 im sechsten Set erst recht nichts mehr anbrennen lassen und kassierte gleich mal die ersten beiden Durchgänge ein, 2:0. Mit 15 Pfeilen bäumte sich „The Ferret“ im dritten Durchgang nochmal auf, 1:2. Doch im vierten Leg war es abermals der Treffer in der zwischenzeitlich wieder wohl gesonnenen Double-20, mit dem Gerwyn Price den Deckel aufs Match drauf machte. Hatte ihm Jonny Clayton vor nicht allzu langer Zeit noch den Status der walisischen Nummer Eins abgeknöpft, so konnte man hier konstatieren: Revanche irgendwie geglückt. 4:2-Satzerfolg über den Freund und Landsmann, der erste Viertelfinalist dieser WM stand fest und er heißt: Gerwyn Price.

Gerwyn Price 4:2 Jonny Clayton
92,28 Average 91,73
5 180s 3
124 High Finish 141
1 100+ Checkouts 2
13/36 Finishing 10/22

Ziemlich beste Freunde, ziemlich beste Feinde – wirklich festlegen wollte man sich da nicht

Gute Freunde sollten Luke Humphries und Peter Wright womöglich nicht mehr werden, aber es war dennoch für etliche Fans und Experten so etwas wie das Traum-Achtelfinale. Zu viel war im Vorfeld vorgefallen, zu unnötig waren die Wortgefechte, die ausgetragen wurden, ein Wort ergab das andere und irgendwie waren die Aussagen dadurch auch eskaliert – die Basis für eine freundschaftliche Begegnung war hier jedenfalls nicht geschaffen worden, Herzlichkeit sieht anders aus. Vorgeschichte: Peter Wright hatte kundgetan, dass er an einem guten Tag immer noch in der Lage sei, die beiden Lukes zu „smashen“, das hatte Luke Humphries in Rage gebracht. Luke Littler war indes womöglich so tief in die FIFA-Spielkonsole versunken, dass er nicht einmal aufgeschaut hat. Wie auch immer, die Antwort von Luke Humphries kam prompt: „Noch ein WM-Sieg und ich habe mit Peter Wrights Errungenschaften bereits gleichgezogen, nur dass ich 25 Jahre jünger bin als er!“ Autsch! Nun galt es natürlich, sich die Möglichkeit auf diesen einen angesprochenen WM-Titel bei dieser Weltmeisterschaft zu wahren. Und dazu musste der besagte Gegner heute Abend erstmal aus dem Weg geräumt werden. Dass sich Luke Humphries, der sich eigentlich mit allen versteht, der immer respektvoll ist, immer Gentleman und immer reflektiert, der vor allem auch viel Wert darauf legt, zu den anderen Spielern ein herzliches Verhältnis zu pflegen, zu solch einer Aussage hat hinreißen lassen, war eigentlich schon erstaunlich genug. Und dass sich ausgerechnet dieser Luke Humphries mit dem Publikumsliebling Peter Wright angelegt oder zumindest mit ihm ein Wortgefecht über die sozialen Medien geführt hat, wurde vom Saal mit anfänglichen Buhrufen beim Walk-on quittiert – Luke Humphries selbst lächelte dies erst einmal weg. Er wollte seine Antwort in Form von Leistung am Oche liefern. Die Begegnung zur Begrüßung auf der Bühne fiel entsprechend kühl aus. In erster Linie fragte man sich natürlich auch, was die Gesundheit von Peter Wright heute Abend zulassen würde. Der Schotte kam – bunt wie immer, aber gleichzeitig auch äußerst blass – auf die Bühne. Die Augen wirkten fieberhaft feucht, sein bleiches Gesicht, insbesondere der Bereich um die Nase herum, war gekennzeichnet von Erkältungssymptomen. Selbst die „Snakebite“-Zeichnung auf dem Kopf verblasste angesichts dessen, wie krankheitsgezeichnet Peter Wright aussah. Die gute Nachricht war, dass die Bronchien sich offenbar beruhigt hatten und er kaum noch hustete. Und die beste Nachricht war, dass er trotz Atemwegsinfektion, die in der Kürze der Zeit unmöglich schon auskuriert sein konnte, zu allem entschlossen wirkte und aufs höchste motiviert.

Bunt und blass – das sollte heute Abend bestens miteinander konvenieren

Peter Wright hatte das Ausbullen für sich entschieden, aber Luke Humphries, der bis dahin keinen einzigen Satz abgegeben hatte, schien zunächst in ausgezeichneter Verfassung zu sein, packte erstmal den 12-Darter aus: 137 – 135 – 134 – 95, und nahm dem Gegner den Anwurf ab, 1:0. Das konnte einen „Snakebite“ nicht erschrecken, Peter Wright brauchte im zweiten Durchgang lediglich zwei Pfeile mehr, da hatte er postwendend das Re-Break abgesteckt, 1:1. Das eben errungene Break sicherte der Schotte im darauffolgenden Leg ab, 2:1, bevor Luke Humphries im vierten Durchgang nochmal konterte und wieder ausglich, 2:2. Zum richtigen Zeitpunkt wartete Peter Wright im Decider mit dem 13-Darter, inklusive fabelhaftem Set-up-Shot, auf: 140 – 122 – 95 – 128 – 16, schon stand der erste Satzgewinn für ihn fest, 1:0. Ebenso wie am Anfang des ersten Sets, vermittelte der Titelverteidiger auch zu Beginn des zweiten Satzes den Eindruck, dass er nun wirklich im Spiel angekommen sei und seinen Rhythmus gefunden hatte: 100 – 100 – 140 – 161. Der grandiose 12-Darter mitsamt exzellentem High Finish, – die 161 hatte „Cool Hand, Luke“ mit Triple-20, Triple-17 und Bullseye ins Board gehämmert, – gereichte ihm zum 1:0. 14 Treffer später hatte sein Kontrahent wieder ausgeglichen, 1:1, bevor Luke Humphries mit derselben Anzahl an Pfeilen auch das dritte Leg entgegennahm. Dabei hatte er sich mit der 135 den Restbetrag von 50 Zählern gestellt, die er bei der nächsten Aufnahme mit zwei Pfeilen (18, D16) wegschoss, 2:1. Gegen den Anwurf startete Luke Humphries mit der 180 in den vierten Durchgang, was Peter Wright aber nicht davon abhielt, ihm den 13-Darter, mitsamt der nächsten geeigneten Vorbereitung, entgegen zu setzen: 100 – 97 – 140 – 132 – 12, 2:2. In diesem Satz hatte bis dahin jeder seinen Anwurf gehalten und das tat Luke Humphries auch im Decider, den er beginnen durfte, folgerichtig bedeutete dies den Satzausgleich, 1:1.

Zweifacher Weltmeister versus amtierender Weltmeister, doch der Titelverteidiger hat offenbar nur seinen Schatten auf die Bühne geschickt

Im Endspurt des ersten Durchgangs versenkte Peter Wright seinen 15. Pfeil in der Double-9 und nachdem er zuvor schon die einfache 17 und die Triple-16 getroffen hatte, wurde er hier 83 Restpunkte los, was ihm das 1:0 einbrachte. Luke Humphries revanchierte sich im zweiten Leg mit dem passenden Set-up-Shot (137), der als Grundlage für das 1:1 diente, wohingegen der Weltmeister von 2020 und 2022 im dritten Durchgang die glatte Hundert als Vorbereitung nutzte, der insgesamt 14. Wurf schlug in der Double-6 ein und es hieß 2:1. Wieder gelang es Luke Humphries im darauffolgenden Durchgang auszugleichen, 2:2, und damit den nächsten Decider zu erzwingen. Das Entscheidungsleg begann Peter Wright, auf der Zielgeraden nahm er mit zwei Treffern (T20, D18) das 96er-Finish heraus und mit zusammenaddiert 14 Würfen hatte er abermals die Satzführung an sich gerissen, 2:1. Das Match war bis dahin nicht unbedingt mit einer Unmenge von Breaks gesegnet, mit dieser Tradition brachen die Spieler auch in den ersten vier Durchgängen des vierten Sets nicht. Luke Humphries sicherte sich Leg Eins mit 13 Würfen: 140 – 140 – 134 – 79 – 8, 1:0, Peter Wright brauchte für Durchgang Zwei einen Dart mehr, 1:1. Noch einen zusätzlichen Pfeil benötigte schließlich Luke Humphries im dritten Leg, mit derselben Wurfanzahl brachte „Snakebite“ sein begonnenes Leg in Durchgang Vier heim, 2:2. Den perfekten Instinkt für das richtige Timing bewies einmal mehr Peter Wright, als er ausgerechnet im Decider den 12-Darter aus dem Hut zauberte: 180 – 121 – 140 – 60. Es war erst das dritte Break überhaupt gewesen, das in dieser Begegnung erzielt wurde und dabei war es das bis zu diesem Zeitpunkt wichtigste. Damit kippte das Pendel in der Partie, die bis hierhin völlig ausgeglichen verlaufen war, ganz eindeutig auf eine Seite, Peter Wright übernahm die 3:1-Satzführung.

Irgendwie wirkte es, als sei dieser Wendepunkt gleichsam der „Point of no Return“

Bezeichnend für den Charakter der heutigen Auseinandersetzung war unter anderem auch, dass Luke Humphries es im ersten Durchgang des fünften Satzes vermochte, gleich zwei Maxima auf der flachen Oberfläche von glatten 100 Punkten, übereinander zu stapeln – und den Durchgang trotzdem nicht gewann. Auf der anderen Seite hatte Peter Wright den 12-Darter zur Hand: 93 – 180 – 140 – 88, gemeinsam mit dem Vorteil des Anwurfs, schaffte er es, seinem Gegner dadurch das Leg doch noch um die Ohren zu hauen. Das 88er-Finish hatte er übrigens mit 20, 18 und Bullseye eliminiert, – es gab kaum noch etwas, das dem Schotten nicht gelingen wollte. Trotz erkältungsbedingt glasiger Augen hatte er das Momentum glasklar auf seine Seite komplimentiert. Im zweiten Durchgang überzeugte er dann mit dem 13-Darter: 140 – 100 – 121 – 100 – 40, Break zum 2:0. Lediglich einen Wurf mehr benötigte er in Leg Drei, zum x-ten Male hatte er hier den optimalen Set-up-Shot (132) parat, da war das Spiel auch schon vorbei und die Sensation perfekt. Peter Wright, den man schon völlig abgeschrieben hat, der im Vorfeld betonte: das Jahr war schlecht, aber jetzt ist das Turnier, auf das es ankommt, wo man alle vorausgegangenen Fehlleistungen vergessen machen kann, – dieser Peter Wright lieferte heute ab! Und das ausgerechnet gegen den Titelverteidiger. Mit einem Average von 100,93 Punkten, verbuchte der Paradiesvogel aus Schottland, der mit Farben ebenso wenig geizt, wie mit Leistung, einen überlegenen 4:1-Satzerfolg. Ausschlaggebend war natürlich seine Weltklasse-Checkout-Quote von 70%, für die es kaum Superlative gab. Es wirkte beinah surreal, aber so oft man sich auch kniff, man musste immer wieder feststellen, dass es kein Traum ist – die Sensation war perfekt. Luke Humphries wurde, trotz einem Average von 99,23 Punkten, von seinem Gegner schier überrollt. Peter Wright hatte im Anschluss an seinen Erfolg immer noch einen relativ glasigen Blick, aber diesmal war es wohl nicht das Fieber, das ihm die Feuchtigkeit in die Augen trieb. So müde wie Luke Humphries in seiner Performance wirkte, so unermüdlich war im Anschluss seine Herzlichkeit, mit der er Peter Wright zum Sieg gratulierte. Zumindest schien die Atmosphäre zwischen den beiden wieder gekittet und die gute Stimmung wieder hergestellt. Sicher ist in jedem Fall, dass der amtierende Weltmeister raus ist und somit keine Möglichkeit mehr auf die erfolgreiche Titelverteidigung hat.

Peter Wright 4:1 Luke Humphries
100,93 Average 99,23
5 180s 4
96 High Finish 161
0 100+ Checkouts 1
14/20 Finishing 9/16

In Anbetracht dessen war man vollkommen sprachlos und so bleiben für heute nur noch ein Dutzend Worte und ein Ausrufezeichen übrig: Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!

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