Darts-WM 2025: Die Sensation, die eigentlich gar nicht mehr so sensationell war, weil irgendwie jeder damit gerechnet hatte
Das Kalenderjahr war noch extrem jung, da wartete der Dartsport bereits mit dem absoluten Höhepunkt auf. Weit mehr Spannung als der gestrige Abend bieten konnte, hatte das heutige Finale versprochen, zumindest was die brisante Paarung anging, denn hier stand Michael van Gerwen, das Darts-Alphatier par excellence, Luke Littler gegenüber, der Teenage-Sensation in diesem Sport. Viele Experten und Fans betrachteten dieses Endspiel als absolutes Traumfinale, wobei beide Protagonisten – auf dem Weg hierher – nicht allzu viel Körner ließen. Beide hatten jedoch einem enormen Druck standzuhalten, Luke Littler musste die Hoffnung einer ganzen Nation im Gepäck mitschleppen, auf den Schultern des Michael van Gerwen lasteten Erwartungshaltung und Selbstverständnis des Michael van Gerwen – bei der immer noch andauernden Stimmenauszählung, welches Gewicht schwerer wog, stand es zum aktuellen Zeitpunkt: unentschieden. Sich festlegen wollte sich schon gestern Abend Vincent van der Voort nicht, auf die Frage hin, wen er sich denn als Gegner für seinen Landsmann und guten Freund, Michael van Gerwen, wünsche, zog er den Joker und blieb unparteiisch. Wichtig war für den stets meinungsstarken und mitunter überaus angriffslustigen Niederländer, der sich nie einen Maulkorb umhängen ließ, seine Spielerkarriere mittlerweile aber beendet hat und auf der Tour den Nickname „The Dutch Destroyer“ trug, obgleich er Spitznamen als völlig überflüssig erachtet, („Wenn man erwachsen wird, hört man damit auf“), einzig und allein, dass es eine ellenlange Auseinandersetzung zwischen den beiden Halbfinalisten wird. Vincent van der Voort setzte seine Hoffnung auf: „ein 6:5, damit der Gegner im Finale schön müde ist“. Den Gefallen taten ihm Luke Littler und Stephen Bunting im Anschluss aber nicht, das heißt, Stephen Bunting hätte dies schon recht gerne getan, konnte es aber nicht. Dabei hatte er sehr wohl seine Chancen, gleich im ersten Durchgang war er sogar nah dran, dem Gegner den Anwurf abzunehmen – wer weiß, welchen Verlauf das Match dann genommen hätte. Hätte, hätte, Littler-Kette – stattdessen riss die Triumphserie des blutjungen Engländers nicht ab, auch bei seinem 6:1-Halbfinalsieg konnte er schier mühelos einen Average von über 105 Punkten produzieren. Auch Michael van Gerwen mochte sich nicht zu intensiv mit dem Konjunktiv auseinandersetzen, er wusste, was hätte sein können, er wusste aber auch, was ist. „Ich denke, ich hätte es verdient, den Titel öfter als dreimal zu gewinnen, doch so läuft es im Dartsport eben manchmal leider. Ich hätte es wahrscheinlich verdient, vier oder fünf Mal zu gewinnen, aber schließlich habe ich auch noch viel Zeit. Es macht keinen Sinn, zurückzublicken, weil mir der Rückblick allein keine weiteren Titel einbringen wird. Fragen wie: »hätte ich es können?« und »hätte ich es sollen?« zählen einfach nicht.“ Am gestrigen Abend erzielte Michael van Gerwen das gleiche 6:1-Satzresultat, wie anschließend auch Luke Littler, der WM-Halbfinaldebütant Chris Dobey konnte zwar – ebenso wie besagter Shootingstar im Spiel danach – den „Big Fish“ an Land ziehen, blieb ansonsten aber eher blass und komplett chancenlos gegen den erfahrenen Kontrahenten, der schon etliche WM-Halbfinals auf dem Buckel hatte.
Meinungsaustausch mit reichlich Emotion, aber auch einer Prise britischem Humor
Auf der anschließenden Pressekonferenz ärgerte sich „Mighty Mike“ einmal mehr über aus seiner Sicht entbehrliche Erkundigungen, auch auf die Frage, wen er für den Favoriten im Finale erachte, hätte er offensichtlich verzichten können. Natürlich sah er sich selbst als uneingeschränkten Favoriten an. Später hatte der Niederländer allerdings Abstriche gemacht und eingestanden, dass das Publikum mit Sicherheit den jungen Engländer favorisieren wird. Er rechnete mit Gegenwind aus dem Saal, so dass er sowohl gegen Luke Littler als auch gegen die Menge antreten müsste. Für Michael van Gerwen, der, neben Vincent van der Voort, selbst sein ärgster Kritiker ist, war es in erster Linie wichtig, dass er hinterher nicht eingestehen müsste, er hätte das und das besser machen können. Relevant war für ihn vor allem, dass er sein Bestes ablieferte und, dass er sagen konnte: er hatte alles gegeben, sodass er im Nachhinein keine dummen Fehler zu bedauern hätte. Es bedeutete ihm nichts, bis ins Halbfinale gekommen zu sein, dafür war er hier nicht angetreten. Auch wenn er wusste, dass die bisherigen Siege natürlich essentiell waren, war es für ihn kein Anlass, abzuheben: It`s important to keep the feet on the ground, it´s still a long way to go!“ Die bisherigen Matches seines heutigen Kontrahenten schätzte er als ordentlich ein, so richtig beeindrucken vermochten Michael van Gerwen dessen Siege allerdings nicht. „Im Viertelfinale hat er gut gespielt, hatte hier aber auch keinen wirklichen Gegner, mein Sohn hätte das Spiel auch gewonnen.“ Der Kontrahent, der in seinen Augen an diesem Abend nicht wirklich als Gegner fungierte, heißt übrigens Nathan Aspinall, zumindest hat dessen Frau für das Bonmot des Tages gesorgt. Zu seinem neuen Look, sprich zum fröhlich sprießenden Bartwuchs, bemerkte der 33-Jährige mit dem Nickname „The Asp“: „Schon vor den Players Championship Finals in Minehead habe angefangen, meinen Bart stehen zu lassen, er sollte wachsen, bis ich aussehe wie der Weihnachtsmann. Der Barber kann ihn trimmen, wenn`s unbedingt sein muss, aber der Bart bleibt dran. Kirsty ist sauer darüber, trotzdem werde ich ihn solange behalten, bis ich wieder ein großes Turnier gewinne.“ Seine Gattin kommentierte dies mit typisch britischem Sarkasmus: „Das sieht schrecklich aus, du wirst ihn noch tragen, wenn du 45 bist“. Und weil heute das große Finale ist, zur Feier des Tages noch ein köstliches Aperçu hinterher: Matthew Porter, der CEO der PDC, wurde zunächst nach seinen persönlichen Highlights dieser WM gefragt: „I enjoyed especially the nine-darters! Here we were really spoiled.“ Dann konstatierte er, dass Peter Wright immer noch Weltklasse-Performances abliefert, nur eben nicht mehr ganz so häufig wie früher. Bei der Feststellung, dass Gerwyn Price und Stephen Bunting ebenfalls nicht mehr zu den ganz jungen Spielern der sogenannten „Next Generation“ zählen, stellte Matthew Porter fest: “Even Michael van Gerwen is no baby anymore“.
Nicht nur (sein Trauzeuge) Vincent van der Voort, sondern auch Michael van Gerwen ist dafür bekannt, dass er mit seiner Meinung nie hinterm Berg hält. Trotzdem macht sich der dreifache Weltmeister vorher stets aufs Genaueste bewusst, was er kundtut, die häufig zitierte Aussage, er wolle partout die fünf WM-Titel seines Landsmanns Raymond van Barneveld matchen, wies er entschieden von sich. „Kein anderer Spieler hat im Ally Pally so viele Interviews gegeben, wie ich, trotzdem weiß ich exakt, was ich gesagt habe und was nicht.“ Auch den Vergleich mit Phil Taylor lehnt Michael van Gerwen ab: „Man kann Phil nicht mit mir vergleichen, weil wir in unterschiedlichen Epochen Darts spielen. Das ist so, als würde man Messi mit Pele vergleichen. Man muss da realistisch bleiben.“ Dass „MvG“ dieses Jahr auf der Bühne noch keine Großtaten vollbracht hat, differenziert er ebenfalls: „Die Weltmeisterschaft ist ein anderes Turnier und ich spiele dort nie schlecht, das ist also eine gute Sache. Ab jetzt müssen meine Darts das Reden übernehmen.“
„Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns auch endlich Taten seh`n!“
So oder ähnlich forderte der „Direktor“ im „Faust“ (von Johann Wolfgang von Goethe) zum Beginn der Vorstellung die Protagonisten zur Darbietung auf, er war zudem der Ansicht: „Indes ihr Komplimente drechselt, kann etwas Nützliches gescheh`n“. Reichlich Komplimente hielt der Master of Ceremonies John McDonald bei seiner Einführung bereit und auch das Nützliche folgte der Ankündigung unverzüglich. Nun kam es also zum Showdown: Michael van Gerwen versus Luke Littler, das Endspiel wurde mit viel Spannung und gediegen heller Freude erwartet.
Drei WM-Endspiele hatte Michael van Gerwen gewonnen, drei verloren – würde heute der vierte Sieg oder die vierte Niederlage hinzukommen?
Das Finale forderte natürlich nochmal einen höheren Set-Obolus von den Spielern, hier galt der Best-of-7-Sets Modus, für den Titel brauchte man also sieben Satzgewinne. Der Saal tauchte in Grün, die „Seven Nation Army“ ertönte … und die Buhrufe nahmen überhand, während der englische Superstar unter den Nachwuchskünstlern von der Menge mit übergroßem Enthusiasmus empfangen wurde.
Die unfreundlich schallenden Unkenlaute hatten im Hinterkopf des Niederländers womöglich noch ein wenig nachgehallt, denn nachdem er das Ausbullen noch für sich entscheiden konnte, gab er im ersten Durchgang seinen Anwurf gleich wieder ab. Mit der ersten 180 in dieser Partie hatte sich Michael van Gerwen 25 Restpunkte gestellt, doch beim nächsten Gang ans Oche versenkte er seine Pfeile in der einfachen Neun und im falschen Doppel, er traf die Double-16, anstelle der Double-8 – „No Score!“. Da er jedoch in diesem Leg weit höheres Scoring anbot, als sein Gegner, hatte er sich einen ausreichenden Vorsprung erarbeitet und eine weitere Gelegenheit bekommen, den Restbetrag loszuwerden. Diesmal brachte er den ersten Wurf in der einfachen Neun unter, einen weiteren in der einfachen Acht, den dritten schleuderte er irgendwo ins Nirgendwo. Gegenüber hatte Luke Littler hinlänglich Zeit gehabt, auf die 55 herunter zu schleichen, jetzt war er da: 15 und Tops, das bedeutete das Break zum 1:0, und zugleich den ersten kleinen Nadelstich ins Gemüt des Kontrahenten. Sogar noch einen Pfeil mehr, nämlich insgesamt 18, benötigte Luke Littler im zweiten Durchgang, da hatte er das eben errungene Break abgesichert, 2:0. Auf der anderen Seite war ihm Michael van Gerwen bereits knapp auf den Fersen gewesen, mit der 104er-Vorbereitung hatte er sich 28 Restpunkte gelassen, aber er sollte keine Möglichkeit mehr bekommen, diese quitt zu werden. Im dritten Leg ließ auch Luke Littler mal zwei Breakdarts aus, restliche 28 Zähler waren stehengeblieben. Michael van Gerwen rettete sein begonnenes Leg über die Ziellinie 1:2. Wohingegen Luke Littler bis zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges Maximum abgeliefert hatte, vermochte es Michael van Gerven (gegen den Anwurf) mit der 180 ins vierte Leg zu starten, – es war seine zweite an diesem Abend – aber was nützen einem sämtliche Maxima, wenn man es dann nicht schafft, auch das Leg an sich zu reißen. Mit 14 Treffern schnappte Luke Littler seinem Kontrahenten, der das Set immerhin begonnen hatte, den ersten Satzgewinn vor der Nase weg, 1:0.
Vor seiner zweiten WM-Teilnahme hatte Luke Littler eine Finalniederlage hinter sich – würde heute der erste Sieg oder die zweite Niederlage hinzukommen?
Im ersten Durchgang des zweiten Sets präsentierte auch Luke Littler seine erste 180 in diesem Finale, im gleichen Leg hatte der Gegner schon sein drittes Maximum zur Hand, doch während der eine die 180er-Statistisk anführte, führte der andere Set und Legs an. Auch wenn beim Stand von 121 Restzählern, das Bullseye-Finish missglückte, mit 14 Pfeilen tütete Luke Littler das 1:0 ein. Im zweiten Leg hatte der 17-Jährige den 11-Darter in petto: 99 – 140 – 180 – 82, es war das nächste Break, 2:0. Ironischerweise hatte Michael van Gerwen in diesem Durchgang alle Chancen gehabt, sein Leg seinerseits mit dem 11-Darter zu halten, doch abermals landeten zwei Versuche auf Tops im Aus. Auch im darauffolgenden Durchgang war Michael van Gerwen nah dran, das sofortige Re-Break mit dem 128er-Finish zu erzielen, aber der dritte Wurf landete nur im 25er-Segment, statt im Bullseye. Luke Littler hatte hingegen den 13. Pfeil in die einfache 20 und den 14. in die Double-10 eingetaucht, das war für ihn der zweite Satzgewinn hintereinander, 2:0. Die Littler-Show setzte der Engländer im dritten Set fort. Hier hatte „Mighty Mike“ mit Anwurf noch den ersten Durchgang an sich genommen, die 98 diente ihm als Vorbereitung und anschließend vollendete er mit der Double-12, 1:0. Einen noch beeindruckenderen Set-up-Shot wusste sich Luke Littler im darauffolgenden Durchgang zu kredenzen, mit Triple-20, 20 und Bullseye hatte er 130 Zähler gelöscht, das ließ ihm 40 Punkte stehen, die er beim nächsten Gang ans Oche vom Board wischte, 1:1. Im dritten Durchgang ließen nicht nur die Doppelfelder Michael van Gerwen im Stich, sondern auch noch die Triple-Segmente. Er war zu langsam, denn obwohl der Gegner für 40 Restzähler eine zweite Aufnahme brauchte, war diesem das erneute Break nicht zu nehmen, 2:1. Im vierten Leg machte sich der immer noch (mindestens für dieses eine Spiel) amtierende Vizeweltmeister daran, seinen nächsten „Big Fish“ zu ziehen – den letzten hatte er gestern Abend an Land geholt. Doch diesmal misslang der Versuch aufs Bullseye, was ihn aber nicht davon abhielt, den insgesamt 14. Wurf in diesem Durchgang, in die Double-10 zu hämmern, damit erhöhte er seine Satzführung auf 3:0.
Im Vorfeld hatte der Name »Luke Littler« auf Michael van Gerwen keinen Eindruck machen können, umgekehrt aber auch nicht
Zu Beginn des vierten Sets sah Luke Littler im Endspurt die übriggebliebene 70 vor sich, bei der nächsten Aufnahme brachte er den ersten Pfeil im Bullseye unter, den zweiten in der Double-10, das bedeutete das 1:0. Ein weiteres Ausrufezeichen setzte der Engländer im zweiten Durchgang, hier konnte er neuerlich mit dem 12-Darter aufwarten: 140 – 93 – 180 – 88, 2:0. Michael van Gerwen gelang es im dritten Leg, nochmal kurzzeitig dazwischen zu grätschen, 1:2, bevor sich der Niederländer im vierten Durchgang den nächsten Lapsus leistete. Mit der 96 hatte sich „MvG“ die 32 aufbereitet, doch dann feuerte er seine Darts in die einfache 16, in die Acht und in die Double-13. Nochmals bekam er von Kirk Bevins das unerbittliche „No Score!“ zu hören, in der zweiten Hälfte der Partie sollte dann der walisische Caller Huw Ware zum Einsatz kommen. Auf der anderen Seite nahm derweil Luke Littler seinen nächsten Anlauf, um die 170 ein weiteres Mal zu bezwingen, doch abermals bekam der „Big Fish“ Schützenhilfe vom Bullseye. Auch hier blieben 25 Zähler Rest, die Luke Littler ebenfalls noch loswurde, ein weiteres Mal gereichte ihm der 14-Darter zum Break. Somit hatte der junge Dartprofi, der erst in knapp drei Wochen (am 21. Januar) 18 wird, d.h. selbst dann hat er das Teenage-Stadium (geht bis 19) noch immer nicht überschritten, seinen Vorsprung auf 4:0 ausgebaut.
Es war eine einzige Machtdemonstration, die der 17-Jährige an den Tag legte
Beide Akteure hatten im ersten Durchgang des fünften Sets die 180 zur Verfügung, Michael van Gerwen machte daraus 15 Treffer und übernahm zum ersten Mal in einem Satz die Führung, 1:0. Luke Littler war hier mit der 105er-Vorbereitung zu spät dran gewesen, das sollte ihm im zweiten Leg nicht passieren, hier förderte er das High Finish, 130 (T20, T10, D20) zutage und glich (ebenfalls mit 15 Pfeilen) wieder aus, 1:1. Die gleiche Wurfanzahl benötigte Michael van Gerwen auch in Leg Drei, erneut ging er vorneweg, 2:1. Im vierten Durchgang zog der Niederländer dann sein bis dahin effektivstes Leg aus dem grünen Ärmel: 96 – 140 – 133 – 132, es war der 12-Darter mitsamt High Finish, der ihm seinen ersten Satzgewinn bescherte. Die 132 hatte er obendrein in Style ausgecheckt: 25, Triple-19 und Bullseye – so hatte sich der dreifache Weltmeister von Anbeginn seine Checkouts vorgestellt. Damit war nun auch Michael van Gerwen endlich auf der Satzanzeigengrafik angekommen, 1:4 – den Rückstand hatte er sich vorher allerdings nicht so vorgestellt.
Hatte der Niederländer damit die Dominanz seines Gegners durchbrochen oder nur ein Strohfeuer gezündet?
In den ersten Durchgang des sechsten Sets startete Luke Littler mit neun aufeinanderfolgenden Pfeilen in einem Triple-Segment, davon waren jedoch „nur“ die ersten sechs Darts perfekt in der Triple-20 untergebracht, der siebte Pfeil landete in der Triple-1 und der achte in der Triple-3. Der neunte Versuch fand wieder den Weg in die Triple-19, für die verbliebene 72 benötigte er dann zwei weitere Aufnahmen, umgerechnet, zusammenaddiert und von der 501 subtrahiert, resultierte daraus der 13-Darter (180 – 180 – 69 – 32 – 40) zum 1:0. Im zweiten Leg verpasste Luke Littler den Wurf auf Tops, das erlaubte Michael van Gerwen, nicht zuletzt auch dank seiner nächsten 180, seinen Anwurf zu halten, 1:1. Der Nachwuchssuperstar aus Runcorn zog im dritten Durchgang den nächsten 12-Darter aus dem Köcher: 180 – 100 – 134 – 87, 2:1. Lediglich drei Würfe mehr brauchte gegenüber Michael van Gerwen, um sein begonnenes Leg im vierten Durchgang ebenfalls abermals nach Hause zu bringen, 2:2. Erstmals in diesem Finale kam es zum Decider. Luke Littler durfte das Entscheidungsleg beginnen und er startete ein weiteres Mal mit der 180, dem ließ er vier solide Aufnahmen folgen, mit insgesamt 14 Darts hatte er auf 5:1 in den Sätzen erhöht. Michael van Gerwen hatte zu Beginn des siebten Sets die 180 als perfekten Set-up-Shot zur Hand, beim darauffolgenden Gang ans Oche versenkte er seinen 14. Pfeil in der Double-4 und den 15. in der Double-14, dieses sehenswerte Doppel-Double-Checkout, brachte ihm das 1:0. Luke Littler konterte im zweiten Durchgang mit 15 Treffern, inklusive imposantem High Finish – die 124 radierte er mit 20, Triple-18 und Bullseye aus, 1:1. Aber Michael van Gerwen hatte im dritten Leg die passende Antwort parat: dreimal 140 sowie das 81er-Finish, es war der 12-Darter zum 2:1. Nur zwei Würfe mehr brauchte im Anschluss Luke Littler, um wieder auszugleichen, 2:2, wieder ging es in den Decider. Diesmal begann Michael van Gerwen das Entscheidungsleg und ebenso wie zuvor sein Gegner, startete auch der Niederländer mit der 180. Alles in allem waren es 13 Würfe, mitsamt gekonntem Set-up-Shot: 180 – 137 – 42 – 102 – 40, die dem siebenfachen Premier-League Rekordsieger den zweiten Satzgewinn sicherten, 2:5.
Selbst vom „Socken hochziehen“ ließen sich die Doppel-Segmente heute nicht einschüchtern und der Gegner schon gar nicht
Ab hier war Luke Littler nicht mehr bereit, viel Federlesens zu machen, jetzt galt es den Schlusssprint zu gestalten. Im achten Set gab er kein einziges Leg ab, wobei er im ersten Durchgang zwar um Haaresbreite das 130er-Finish verpasste, hier schrammte der Pfeil mal wieder äußerst knapp am Bullseye vorbei, ein My fehlte zur 50, so waren es 25 Punkte, die er herausnahm, dieselbe Summe blieb ihm erhalten. Beim nächsten Gang ans Oche bugsierte er den insgesamt 13. Pfeil in die einfache Fünf, den nächsten manövrierte er in die Double-10, 1:0. Den überragenden 11-Darter: 134 – 140 – 177 – 50, präsentierte Luke Littler im zweiten Durchgang, es war das Break zum 2:0. Um jenes Break zu bestätigen brauchte der Shootingstar im dritten Leg 15 Pfeile, schon hatte er auch die 6:2-Satzführung unter Dach und Fach gebracht. Im ersten Durchgang des neunten Sets wehrte sich Michael van Gerwen nochmal mit dem 14-Darter, man konnte nicht behaupten, dass er aufgegeben hatte. Bei seiner fünften Aufnahme navigierte er den ersten Pfeil in die Triple-19, den zweiten in die Double-16, 1:0. Aber schon im zweiten Leg kam der geeignete Set-up-Shot (134) für den Niederländer bereits wieder zu spät, die 20 Restpunkte sollten ihm erhalten bleiben, denn auch Luke Littler ließ sich seinen Anwurf nicht nehmen, 1:1. Im dritten Durchgang probierte es Michael van Gerwen mal wieder mit einer etwas schnelleren Gangart: 180 – 115 – 140 – 50 – 16, der 13-Darter verhalf ihm zum 2:1. Nur einen Wurf mehr brauchte der 35-Jährige aus dem niederländischen Boxtel im vierten Leg, da hatte er in Sätzen zumindest nochmal verkürzt, 3:6.
Der Gesichtsausdruck des dreifachen Weltmeisters sprach Bände – Zuversicht sieht anders aus
Vielmehr als Ergebniskosmetik war das jedoch nicht, denn der Gegner befand sich bereits auf der Zielgeraden. Auch im zehnten Set war Luke Littler nicht gewillt, auch nur ein einziges Leg abzugeben, und machte hier mehr oder minder kurzen Prozess. Den ersten Durchgang strich er mit 15 Treffern ein, im zweiten hielt er schon wieder den 12-Darter parat: 134 – 134 – 171 – 62, Break zum 2:0. Im dritten Durchgang zauberte er nochmal ein kleines Paradestück aus dem Hut, das er dann zwar nicht veredelte, aber bemerkenswert war es allemal. 132 Restpunkte vor der Brust, versenkte er bei der vierten Aufnahme gleich zwei Darts im Bullseye, lediglich der dritte segelte ins Aus. Eigentlich sollte er in die Double-16 und exakt dorthin fand der insgesamt 14. Wurf dann auch seinen Weg, damit war das dritte Leg im zehnten Set und in Folge dessen auch Match und Titel besiegelt, 7:3.
Luke Littler | 7:3 | Michael van Gerwen |
102,73 | Average | 100,69 |
12 | 180s | 13 |
130 | High Finish | 132 |
2 | 100+ Checkouts | 1 |
25/45 | Finishing | 14/38 |
Mit einem Drei-Dart-Average von 102,73 über das gesamte Finale hinweg gesehen, sowie einer Checkout-Quote von 55,56%, hatte sich Luke Littler zum jüngsten PDC Weltmeister aller Zeiten gekrönt. Dem bisherigen Rekordhalter in Sachen „jüngster WM-Sieger“, Michael van Gerwen, hatten 100,69 im Schnitt nicht ausgereicht, um in diesem Finale eine tragende Rolle spielen zu können. Es waren vor allem die vergebenen Chancen auf Doppel, die den Niederländer früh zurückwarfen und auch demoralisierten. Michael van Gerwen hatte danach zugegeben, dass ein 0:4-Rückstand hier nicht wirklich aufzuholen war. Luke Littler bezeichnete danach das allererste Break, gleich zu Beginn der Partie respektive dann natürlich auch den darauffolgenden Gewinn des ersten Sets gegen den Anwurf, als ausschlaggebend. Er empfand es nicht nur ausschließlich als richtungsweisend, sondern schon hier regelrecht als vorentscheidend. Denn als er bemerkte, dass bei seinem Gegner die Doppel heute so gar nicht funktionieren wollten, verschaffte ihm das noch einen zusätzlichen „Confidence-Booster“ und er spürte, dass seine große Stunde heute gekommen war. Auf die Frage hin, ob sein Vater, der die ganze Zeit über ausgesprochen tiefenentspannt wirkte, während sein Sohn auf der Bühne des Alexandra Palace um die WM-Krone fightete, bei seinen Wettkämpfen, wo es ja nun wirklich um einiges geht, immer so unaufgeregt sei, antwortete Luke Littler: „Ich weiß es nicht!“ Eines wusste er jedoch mit Bestimmtheit, sein Dad hatte sämtliches Vertrauen in den Junior gehabt, was ihm wohl den Anschein der innerlichen und auch äußerlichen Ruhe verlieh. Und dieses uneingeschränkte Vertrauen war schließlich ja auch gerechtfertigt. Das andere, was der frischgekürte Weltmeister nicht wusste, war, wie unglaublich schwer die Sid Waddell-Trophy ist, er zeigte sich überrascht darüber, dass er hier fast 23 Kilogramm in Händen hielt. Das Emporhieven der Trophäe schien beinah noch schwerer zu sein, als das Erringen derselbigen.
In seinem gewohnten Fair Play Style, formulierte es Michael van Gerwen bei seiner anschließenden Gratulation an Luke Littler so: „Es war seine Sternstunde und es hat gezeigt, dass alle 17 Jahre ein neuer Stern (engl. Star) am Darts-Firmament geboren wird“.
Treffend zusammengefasst – auch wir können uns den Glückwünschen nur mit größtem Respekt anschließen. Der 17-Jährige hat nicht nur sein erstes Jahr als Profi überragend gestaltet, unzählige Rekorde gebrochen und auf Position Zwei der Weltrangliste abgeschlossen, er hat sich, nach dem triumphalen Premier League Sieg 2024 und weiteren grandiosen Erfolgen, unter anderem bei den World Series Finals und beim Grand Slam of Darts, nun auch bei der PDC World Darts Championship 2025 die Krone aufgesetzt. Somit reiht er sich – zu allem anderen – obendrein noch in die schmale Riege der Champions ein, denen es gelungen ist, sich sowohl zum Juniorenweltmeister wie auch zum PDC Weltmeister zu küren. Congratulations, Luke Littler. Zum Abschluss darf natürlich auch hier der Abschiedsgruß nicht fehlen: Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!
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