Das deutsche Darts-Märchen geht weiter: Clemens zerlegt Price mit 5:1 und steht im Halbfinale

Am Neujahrstag 2023 fand das wahrscheinlich größte Spiel in der bisherigen deutschen Darts-Geschichte statt. Gabriel Clemens traf im Viertelfinale der Weltmeisterschaft auf Gerwyn Price. Der beste deutsche Dartsprofi ging als Außenseiter in die Partie, einen unbesiegbaren Eindruck hatte der Weltranglistenerste im Turnierverlauf aber nicht hinterlassen. Nachdem der Ausgang dieses Duells feststand, wurde noch das letzte Viertelfinale zwischen Michael van Gerwen und Chris Dobey ausgetragen.

Nach dem starken Auftaktsatz verliert Price komplett den Fokus

Zum ersten Mal überhaupt bestritt ein Deutscher das Viertelfinale einer PDC-Darts-WM. Diesen historischen Schritt hatte Gabriel Clemens Siegen über William O’Connor, Jim Williams und zuletzt Alan Soutar zu verdanken. Die heutige Aufgabe war aber in eine noch schwierigere Kategorie einzuordnen: die deutsche Nummer eins forderte die Nummer eins der Welt, Gerwyn Price, heraus. Der Waliser setzte gleich zu Beginn zwei Ausrufezeichen. Er löschte erst 140 und danach 110 Punkte. Den hervorragenden Auftaktsatz komplettierte Price mit einem 74er-Checkout, nach wenigen Minuten lag er mit 1:0 vorne. Nach der Unterbrechung verbuchte Clemens mit einem 13-Darter seinen ersten Leggewinn. Danach unterliefen seinem Gegner die ersten Fehlwürfe: Price verpasste vier Doppelfelder und ermöglichte dem Deutschen das Break. Dieses machte der „Iceman“ durch einen starken 11-Darter zwar wieder wett, die Antwort von Clemens ließ aber ebenfalls nicht lange auf sich warten. Er sicherte sich durch einen 13-Darter das nächste Break und machte damit den 1:1-Satzausgleich perfekt.

Price kehrte mit sechs perfekten Darts vor die Kameras zurück und war letztlich mit einem 14-Darter erfolgreich. Im darauffolgenden Leg ließ sich der Weltmeister von 2021 allerdings drei Breakchancen entgehen. Das machte Clemens kurz darauf besser. Er beendete einen 12-Darter mit einem 76er-Checkout und produzierte auf diese Weise das Break. Trotz einiger Schwierigkeiten auf Doppel konnte Clemens den Satz kurz darauf einsacken. Er traf schließlich die doppelte 2 und übernahm mit dem 2:1 die Führung. Auch zu Beginn des vierten Satzes hatte der „German Giant“ mit den Doppelfeldern zu kämpfen, auch diesmal blieben die Fehler ohne Konsequenzen. Kurz darauf vergab Clemens eine Breakchance auf dem Bullseye, sodass Price die ungewollte Serie von vier verlorenen Legs nacheinander beendete. Darauf reagierte Clemens mit einem hervorragenden 12-Darter, den er mit einem 136er-Highfinish beendete. Dagegen leistete sich Price in dieser Phase zahlreiche Unkonzentriertheiten. Auch im vierten Leg flogen drei Darts am Doppelring vorbei. Clemens erkannte seine Möglichkeit, erwischte die Doppel-10 mit dem letzten Dart in der Hand und baute seine Führung auf 3:1 aus.

In der Pause griff der unter Druck stehende Weltranglistenerste zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: er kehrte mit Kopfhörern zurück auf die Bühne. Im ersten Leg des fünften Durchgangs gelang Price ein 12-Darter. Der Saarländer verteidigte sein Anwurfleg ebenfalls, ehe er einen Fehlwurf des Favoriten zu seinen Gunsten nutzte. Clemens spielte voller Selbstbewusstsein, brillierte unmittelbar danach mit einem 11-Darter und erhöhte seinen Vorsprung auf 4:1. Die Sensation war damit zum Greifen nahe. Nach dieser Pause hatte Price die Kopfhörer wieder abgelegt und beschränkte sich auf Ohrstöpsel. Clemens schenkte den Verzweiflungstaten seines Gegners keine Beachtung und startete mit einem gehaltenen Anwurf in den sechsten Satz. Der Deutsche marschierte der Ziellinie unaufhaltsam entgegen. Mit einem 11-Darter verbuchte er nicht nur ein Break, sondern ging auch den vorletzten Schritt. Bei 104 Restpunkten erarbeitete sich Clemens wenige Momente später noch keinen Matchdart, zwang seinen Gegner aber dazu, 78 Punkte zu löschen. Das gelang Price jedoch nicht. Sein einziger Versuch landete deutlich unter der Doppel-20. Nun war der große Moment gekommen: Gabriel Clemens versenkte gleich den ersten Matchdart in der Doppel-4. Er feierte mit dem klaren 5:1 den größten Erfolg seiner Karriere und den größten Erfolg in der Geschichte des deutschen Dartsports. Nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Leistung des 39-jährigen war beeindruckend: er spielte einen Average von ganz knapp unter 100 Punkten, sodass er insgesamt 28 Fehlwürfe auf Doppel verschmerzen konnte. Im WM-Halbfinale wird Clemens morgen auf Michael Smith treffen.

Gabriel Clemens 5:1 Gerwyn Price
99,94 Average 94,58
8 180s 5
136 High Finish 140
1 100+ Checkouts 2
15/43 Finishing 7/22

Dobey bereitet van Gerwen überhaupt keine Probleme

Der im bisherigen Turnierverlauf auf ganzer Linie überzeugende Michael van Gerwen war im letzten Viertelfinale der klare Favorit gegen Chris Dobey, der zum ersten Mal bei einer WM so weit gekommen war. „Mighty Mike“ legte mit fünf perfekten Darts los und war letztlich nach 13 Würfen bei Null angekommen. Für seinen ersten Leggewinn benötigte Dobey anschließend nur einen Wurf mehr. Durch den zweiten 13-Darter brachte sich van Gerwen anschließend wieder in Führung, ehe er begünstigt von zwei Fehlwürfen des Engländers den ersten Satz beendete. Der Weltranglistendritte nahm dementsprechend einen 1:0-Vorsprung mit zum Pausentee. Seinen hervorragenden Start setzte van Gerwen nach der Unterbrechnung fort. Er spielte zwei 13-Darter nacheinander, wobei ihm bei letzterem sechs perfekte Darts gelungen waren. Anschließend stand sich der Niederländer mit vier vergebenen Setdarts selbst im Weg, Auswirkungen auf den Ausgang dieses Satzes hatte das aber nicht. Schon kurze Zeit später spielte van Gerwen einen 14-Darter, mit dem er seine Führung auf 2:0 erhöhte. Im ersten Leg von Satz Nummer drei verfehlte „Hollywood“ bei 46 Rest erst die Single-14 und vergab dann den einzig verbliebenen Versuch auf der Doppel-16. Daher brachte van Gerwen schließlich doch den eigenen Anwurf nach Hause, dem hier gespielten 14-Darter ließ er einen weiteren folgen. Kurz darauf gehörte auch dieser Satz bereits der Vergangenheit an, van Gerwen hatte sich vollkommen problemlos das 3:0 geholt.

Auch im vierten Satz gelang es Dobey nicht, seine Möglichkeiten in Zählbares umzumünzen. Er scheiterte sowohl an 88 als auch an 136 Restpunkten knapp. Van Gerwen war immer wieder zur Stelle und ließ sich auch in diesem Durchgang nicht vom seinem Weg abbringen. Der dreimalige Weltmeister nutzte seinen fünften Setdart auf der Doppel-10 aus und zog auf 4:0 davon. Auch im fünften Satz bekamen die Zuschauer im Alexandra Palace Einbahnstraßen-Darts zu sehen. Van Gerwen legte einem 15-Darter ein sehenswertes 152er-Highfinish hinterher, ein einziges Leg trennte ihn damit noch von der nächsten Runde. Trotz eines knapp verpassten 170er-Checkouts durfte sich Dobey anschließend über einen eigenen Leggewinn freuen, es war erst sein dritter im gesamten Match. Direkt danach brachte van Gerwen die Partie aber zum Abschluss. Der dritte Matchdart steckte in der Doppel-5 und vollendete den 5:0-Erfolg. Im zweiten Halbfinale wird sich van Gerwen mit Dimitri Van den Bergh messen.

M. van Gerwen 5:0 Chris Dobey
102,39 Average 90,81
5 180s 4
152 High Finish 25
1 100+ Checkouts 0
15/39 Finishing 3/14

Fotos © PDC @ Darts1

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