Schindler verpasst die Überraschung gegen Whitlock

Es ist schon beeindruckend, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man sich im WM-Fieber befindet, und so fand am Mittwochabend bereits der siebte Turniertag statt. Begonnen hat dieser mit der letzten Vorrundenpartie zwischen Xiao Chen Zong und Bernie Smith, ehe Namensvetter Michael Smith gegen Steve Lennon ins Turnier startete. Danach kam es zum Highlight aus deutscher Sicht, als Martin Schindler Simon Whitlock herausforderte; spätestens nach dem gestrigen Triumph von Kevin Münch durfte man sich nicht unberechtigte Hoffnungen auf eine Überraschung machen. Abschließend wurde noch der Zweitrundengegner von Phil Taylor gesucht, Justin Pipe bekam es mit dem Sieger der Vorrunde zu tun.

Michael Smith zieht den Kopf aus der Schlinge

Es waren zwei WM-Debütanten, die sich im letzten Vorrundenspiel dieser Weltmeisterschaft gegenüberstanden. Zum einen war dies Xiao Chen Zong, der, wie man dem Namen nach vermuten könnte, für China antritt. Sein Gegner hieß Bernie Smith und kommt aus Neuseeland, er hatte sich mit dem Sieg im dortigen Oceanic Masters für das wichtigste Event in Dartsport qualifiziert. Smith kam besser rein und schnappte sich dank zweier sicherer Checkouts von 58 und 46 die ersten beiden Legs. Insgesamt sechs Darts brauchte Smith dann im dritten Leg, um den ersten Satz zu null einzutüten. So viel Zeit hatte er, weil Zong 104 nicht ausmachen konnte. Insgesamt hatte der junge Chinese sich bis hierhin keinen Dart auf ein Doppelfeld erspielen können.

Wenigstens das sollte sich im nächsten Leg ändern. Allerdings vergab er drei Pfeile zum Break auf die doppelte 19, und Smith griff sich das vierte Leg in Serie per 80er-Finish via Triple- und Doppel-16. Diese Serie beendete Zong kurz danach, als er Tops zum 1:1 in Satz zwei traf. Ein routiniertes 74er-Checkout brachte Smith dann wieder in Führung, sodass ihn noch ein Leg vom Sieg trennte. Im Leg danach hatte sich Zong bereits 58 Restpunkte gestellt, um auszugleichen – doch Smith wollte so schnell wie möglich weiter und brachte deshalb 146 zum Sieg auf null. Zong applaudierte höflich seinem Gegner, dem er klar unterlegen war. Speziell auf die Doppel überzeugte Smith, traf 45 Prozent seiner Versuche und spielt wie erwähnt später noch gegen Justin Pipe.

Diese WM kann man bisher durchaus als eine der Überraschungen bezeichnen, so sind bereits fünf der besten 15 Darter der Welt ausgeschieden. Michael Smith, an Position 13 gesetzt, wollte das natürlich verhindern, bekam es aber mit einem anspruchsvollen Gegner zu tun. Dieser heißt Steve Lennon, kommt aus Irland und konnte sich über die ProTour Order of Merit qualifizieren. Erst beim Grand Slam of Darts dieses Jahres hatte er auf sich aufmerksam machen können, als er die Gruppenphase überstand. Und obwohl Smiths erste Aufnahme gleich eine 180 war, hielt Lennon dagegen und brachte das selbst begonnene Leg nach Hause. Genauso wie eben startete Smith ins zweite Leg, machte es aber besser und traf Tops zum Ausgleich. Im Anschluss gelang ihm das erste Break, 68 checkte er mit zwei Darts weg. Im darauffolgenden Leg vergab der „Bully Boy“ zunächst zwar zwei Satzpfeile, da Lennon sich bei 100 Rest keinen Dart auf Doppel erspielen konnte, war das nicht weiter schlimm, und Smith holte sich auf der Doppel-7 Satz Nummer eins.

Zu Beginn des zweiten Satzes ließ Smith wieder drei Darts auf Doppel liegen, doch erneut war Lennon nicht zur Stelle, sodass Smith letztendlich ganze drei Punkte zum 1:0 checkte. Ein 91er-Checkout brachte dem Mann aus Irland den zwischenzeitlichen Ausgleich, ehe er zunächst die Doppel-12 traf und diesem ein 150er-Checkout auf der Doppel-15 folgen ließ, sodass er auch diesen Satz mit 3:1 gewann. Danach war Smith aber erstmal auf Sendepause, und Lennon sicherte sich zwei schnelle Legs hintereinander. Im dritten Leg des dritten Satzes profitierte Lennon dann auch noch von vielen Fehlern seines Gegners auf Doppel. So konnte Lennon seinerseits sieben vorbeigeworfene Darts verkraften und checkte auf der Doppel-1 zum 1:2 in den Sätzen aus seiner Sicht. In Satz vier erspielte sich der Favorit dann eine schnelle 2:0-Führung, sodass ihm noch ein Leg zum Weiterkommen fehlte. Doch Smith brach auf einmal unerwartet ein und konnte sich keine Matchdarts erspielen. Stattdessen drehte Lennon den Satz um 180 Grad, spielte dabei unter anderem einen 12-Darter, und stellte tatsächlich den Spielstand auf Anfang, 2:2 stand es jetzt. Wie im Satz zuvor griff sich Smith auch im entscheidenden Set eine schnelle 2:0-Führung, dabei brachte er unter anderem 84 mit zwei Darts zum Break auf null. 65 Punkte löschte Lennon danach aus, um im Spiel zu bleiben, dies nützte ihm aber nicht lange. Denn schon im darauffolgenden Leg machte der „Bully Boy“ alles klar und traf die Doppel-10 zum Matchgewinn. Mit zehn 180ern stellt Smith übrigens die bisherige Bestmarke des Turniers auf.

Nach der gestrigen Sensation von Kevin Münch folgte jetzt das zweite Highlight aus deutscher Sicht: Martin „The Wall“ Schindler durfte auf die wichtigste Dartsbühne auflaufen. Schindler konnte sich über die ProTour-Rangliste qualifizieren und hatte einen namhaften Gegner zugelost bekommen: Es war Simon Whitlock, Nummer zehn der Welt und WM-Finalist von 2010. Whitlock sicherte sich das erste Leg, doch auch Schindler war im Alexandra Palace angekommen und traf die Doppel-14 zum 1:1. Nachdem Whitlock auf der doppelten 10 wieder in Front gegangen war, zeigten sich bei Schindler erste Anzeichen von Nervosität. Bei fünf Versuchen traf er die entsprechenden Doppelfelder nicht, Whitlock war erneut auf der Doppel-10 zur Stelle und holte sich den ersten Satz. Nach der Unterbrechung durfte „The Wall“ anwerfen und brachte sein eigenes Leg problemlos per 15-Darter nach Hause, dabei gelang ihm auch sein erstes Maximum. Allerdings war auch Whitlock bei eigenem Anwurf sehr sicher und glich in Satz zwei aus. Danach hatte Schindler Glück, dass der „Wizard“ einen Breakdart auf Doppel-16 vergab. Der Strausberger konnte stattdessen 60 Punkte zum 2:1 in Satz zwei ausmachen. Bei Anwurf Whitlock im anschließenden Leg spielte Martin eine 180 zu einem genialen Zeitpunkt – er stellte sich 24 Rest. Whitlock konnte 110 nicht ausmachen, aber leider vergab Schindler alle drei Möglichkeiten auf Doppel-12. Whitlock war da und traf die Doppel-9, sodass es ins Entscheidungsleg ging, speziell für Martin enorm wichtige 501 Punkte, zudem durfte er auch selbst beginnen. Und er spielte es sehr stark runter, warf zweimal 134 Punkte und traf abschließend die Doppel-10 für einen 14-Darter, der Ausgleich in den Sätzen war geschafft.

Mit mächtig Double-Trouble auf beiden Seiten ging es in Satz drei – mit dem besseren Ausgang für den Deutschen: 13 Darts warf Whitlock an den Doppelfeldern vorbei – sodass Schindler trotz zehn eigener Fehler auf der Doppel-1 das Break gelang, nach 28 geworfenen Darts. Aber die Doppelprobleme waren dadurch nicht aus der Welt geschafft. Schindler verpasste vier Chancen bei eigenem Anwurf, Whitlock traf dieses Mal die Doppel-1 mit dem dritten Versuch auf Doppel und glich auch, es stand jetzt 1:1 sowohl in den Legs als auch in den Sätzen. Auf der doppelten 12, diesmal mit dem ersten Wurf, ging der Australier wieder in Führung, doch weil Martin wieder ausglich, musste wie im Satz vorher ein Entscheidungsleg herangezogen werden, welches Whitlock beginnen durfte. Und er startete auch stark in dieses Leg rein, warf zwei 140er nacheinander, während Schindler nicht ganz hinterherkam, allerdings holte er seinen Gegner wieder ein: Whitlock stand bei 68, Schindler bei 70 Rest. Beide vergaben zunächst einen Setdart, doch Whitlock nutzte den Vorteil, begonnen zu haben und traf die Doppel-10 mit der darauffolgenden Aufnahme. Dementsprechend stand es jetzt 2:1 pro Whitlock. Zu Beginn des vierten Satzes checkte Whitlock auf der Doppel-9 zum Break. Da beide Spieler schwach auf die Doppelfelder waren, entschied momentan vor allem das Scoring die Vorteile für Whitlock. Als der „Wizard“ bei eigenem Anwurf die doppelte 4 traf, fehlte ihm nur noch ein Leg zum Zweitrundeneinzug. Und das wurde schon wenige Minuten später abgeholt. Schindler konnte sich bei 100 Rest keinen Wurf auf ein Doppelfeld erarbeiteten, Whitlock löschte 127 auf dem Bullseye und zieht dank eines unspektakulären 3:1-Erfolgs in Runde zwei ein. Whitlock wäre heute mit einem Average von 87 Punkten und einer Doppelquote von 26 Prozent definitiv schlagbar gewesen, aber 84 Punkte von Martin gepaart mit einer Doppelquote von nicht mal 18 Prozent sind dafür einfach nicht ausreichend.

In der nächsten, abschließenden Begegnung des Mittwochabends sollte es dann etwas langsamer ablaufen. Dies ließ allein schon der Name Justin Pipe, Nummer 27 der Setzliste, erahnen. Aber auch sein Gegner Bernie Smith, Sieger der heutigen Vorrundenpartie, gehört sicher nicht zu den temporeichsten Akteuren. Pipe hatte zuletzt bei der WM-Generalprobe, den Players Championship Finals, geglänzt und nach langer Zeit wieder ein TV-Halbfinale erreicht, welches er deutlich gegen van Gerwen verlor. Er fand auch in dieses Match einen guten Start, er checkte 48 für das selbst begonnene erste Leg. Generell begann das Match aber auf schwachem Niveau. 20 Darts brauchte Pipe, um auf der Doppel-4 das erste Break einzufahren, dies gelang aber auch nur, weil Smith einen Dart auf Tops für ein 116er-Checkout ausließ. Dasselbe Doppel verpasste der Neuseeländer auch im Leg danach, sodass Pipe die doppelte 16 traf und sich der ersten Satz zu null holte.

Nach der Unterbrechung setzte sich das Bild fort, Pipe checkte 90 auf der doppelten 5 und schnappte sich das vierte Leg in Folge. Den hieß ersehnten ersten Leggewinn griff sich Smith per 68er-Checkout, es bedeutete ein Break und den 1:1-Ausgleich in Satz zwei. Im darauffolgenden Leg warf Pipe das erste Maximum und stellte sich damit 130 Rest, die er nicht auf null bringen konnte. Dies war aber nicht weiter schlimm, da Smith weit entfernt genug war und Pipe machte 25 zum 2:1 im zweiten Satz weg. Ein 48er-3-Dart-Finish brachte Pipe dann einen ziemlich unproblematischen zweiten Satz ein. Ein 25er-Checkout brachte Smith dann sein insgesamt zweites Leg ein, ehe er im Leg danach drei Darts an der doppelten 10 vorbeiwarf, gefolgt von noch zwei weiteren Fehlern, sodass Pipe seinerseits 25 Punkte zum Legausgleich löschen konnte. Das Highlight der Partie war im Anschluss ein 121er-Finish auf dem Bullseye von Smith, welches das 2:1 in Satz drei aus seiner Sicht bedeutet. Mit einer gut getimeten 171 stellte sich Smith im Leg danach Tops Rest und verwandelte mit der darauffolgenden Aufnahme zum 1:2 in den Sätzen. Ein 117er-Checkout brachte Smith das erste Leg des vierten Satzes, Pipe glich aus, Smith gelang mit 104 Punkten sein drittes Highfinish, Pipe glich wieder aus. Ein Leg fehlte Pipe noch zum Sieg, allerdings durfte Smith anfangen, und er warf eine 180 in diesem wichtigen Moment. Dennoch bekam Pipe tatsächlich einen Matchdart am Ende eines 102er-Checkouts, verfehlte aber die doppelte-16. So kam der Neuseeländer mit 36 Rest nochmal ran, traf mit dem ersten Versuch und glich tatsächlich zum 2:2 in den Sätzen aus. Und er kam auch gut in den fünften Satz rein, checkte gleich mal 86 auf dem Bullseye zum Break. Nur ganz knapp verpasste Smith im nachfolgenden Leg ein 101er-Finish, sodass Pipe rebreaken konnte. 66 Punkte waren das, mit denen Bernie Smith wieder zurückbreakte, sodass ihm jetzt noch ein Leg fehlte. Und er bekam tatsächlich zwei Matchdarts, analog zu Pipe vorher vergab aber auch er und Pipe glich aus, es ging jetzt ins Tie-Break. Pipe brachte ausnahmsweise Mal sein eigenes Leg zu sich, sodass wiederum ihm jetzt ein Leg fehlte. Bei 51 Rest bekam er zwei weitere Matchdarts auf Doppel-16, Pipe vergab aber erneut. Da Smith einen Dart auf das Bullseye vergab, um sich im Spiel zu halten, kam Pipe zurück und traf die Doppel-8.

Alexander Kuck

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