Darts1 WM Finalisten Check


Mit 72 Teilnehmern startete die PDC-Weltmeisterschaft am 14. Dezember in ihre 25. Auflage. Nach den 14 Spieltagen sind nun nur noch zwei Akteure übrig, die sich um den Titel des Weltmeisters streiten. Hätte man dieses Endspiel so vorausgesagt, man hätte wohl gutes Geld verdient. Sicherlich, beide Spieler gehörten zum erweiterten Favoritenkreis, aber wirklich gerechnet hatte wohl keiner mit dieser Paarung. Auf der einen Seite steht der 16-fache Weltmeister mit seinem letzten Auftritt im Profidarts, Phil Taylor. Auf der anderen Seite ein Newcomer, der erst im Jahr 2017 auf der Pro Tour startete, Rob Cross. Doch wer wird sich am Ende die Krone aufsetzen? Hier ist der Darts1 WM Finalisten Check.

Der Rekordchampion

Es sollte sein letzter großer Wurf werden. Der 17. Titel und der Schlusspunkt einer unfassbaren Karriere. Phil Taylor begann seine letzte Weltmeisterschaft gegen Chris Dobey. Trotz anfänglicher Probleme gelang ihm dort ein letztlich wenig gefährdeter 3:1-Sieg. Noch klarer wurde die Angelegenheit in der zweiten Runde. Ein wenig überschattet von der „Hustenaffäre“ von Justin Pipe, erlebte Phil eine von der Stimmung her außergewöhnliche Partie gegen „The Force“. Nachdem es im ersten Satz noch eng wurde, siegte Phil am Ende durch zehn Leggewinne in Serie klar und deutlich mit 4:0. Mit dem gleichen Ergebnis schickte er danach auch Keegan Brown nach Hause und hatte damit im Viertelfinale seine erste große Prüfung. Dort wartete mit Gary Anderson ein zweifacher Weltmeister und viele, die den Turnierbaum im Vorfeld begutachteten, prophezeiten Phil Taylor das Aus in dieser Runde. Doch Gary Anderson erwischte nicht seinen besten Tag, „The Power“ startete sehr souverän ins Spiel und rettete einen Vorsprung zum verdienten 5:3-Erfolg ins Ziel. Im Halbfinale bekam er es dann mit Überraschungsmann Jamie Lewis zu tun, der sich erst über das letzte Qualifier-Event die Teilnahmeberechtigung für die WM erspielte. Obwohl es in sieben Sätzen ganze sechs Mal über die volle Distanz von fünf Legs ging, sah der 6:1-Sieg am Ende sehr deutlich aus und sorgte dafür, dass Phil nochmal Kraft sparen konnte und in sein 19. WM-Finale unter dem Banner der PDC einzog.

Hätte man Anfang des Jahres, nachdem Taylor sein Karriereende ankündigte, vorausgesagt, dass „The Power“ in seinem letzten Turnier, dem nebenbei größten Turnier des Jahres, nochmal ins Finale einzieht, wäre man wohl als Träumer bezeichnet worden. Es stimmt, der Finaleinzug wirkt ein Stück weit wie ein Märchen und wenn man ehrlich ist, dann hat Taylor noch nicht das ganz große Feuerwerk abgebrannt. Allerdings war er immer dann zur Stelle, wenn er es sein musste, sein Timing war herausragend. Eine Qualität die ihn auch in seiner besten Zeit immer wieder auszeichnete. Trotzdem merkt Taylor bei langen Distanzen immer wieder sein Alter und kann dann mit den jungen Wilden nicht immer mithalten. Er wird es trotz seiner Erfahrung schwer haben tatsächlich nochmal die Sid Waddell Trophy in die Höhe zu stemmen.

Siegeswahrscheinlichkeit: 40%

Der Newcomer

Er ist einfach ein Phänomen. Kaum jemand kannte Rob Cross vor diesem Jahr und dann spielte er so viele brillante Turniere, gewann vier Pro Tour Titel und stand bei der Europameisterschaft erstmals in einem TV-Finale. Bei seinem WM-Debüt bezwang er in der ersten Runde Seigo Asada mit 3:0 und hatte dort so gut wie keine Probleme. Er zeigte einen tollen Average von 104 Punkten und setzte wie zu erwarten war eine erste Duftmarke. Doch schon in der zweiten Runde musste er Nervenstärke beweisen. Er bekam es mit dem „Bully Boy“ Michael Smith zu tun, der sich drei Mal in Führung setzte, nur dann nicht als es wichtig wurde. Im Entscheidungssatz zeigte sich Rob einen Tick stärker und sicherte sich den 4:3-Erfolg. Nach einem dann vergleichsweise ungefährdeten 4:1-Sieg über John Henderson folgte im Viertelfinale der nächste Kracher für Cross. Er traf auf Dimitri van den Bergh und schien eigentlich alles im Griff zu haben. Er setzte sich auf 4:1 ab und brauchte nur noch einen Satz zum Weiterkommen. Dann aber brach er ein wenig ein und erlaubte van den Bergh ein Comeback, das im 4:4-Ausgleich gipfelte. In der entscheidenden Phase bewies Cross aber erneut starke Nerven und war auf die Doppel den nötigen Tick besser. So siegte er noch mit 5:4 und traf im Halbfinale auf Top-Favorit Michael van Gerwen. Gegen den Niederländer brannte er ein Feuerwerk ab und blieb überraschend lange ruhig. Er kämpfte sich trotz einiger Rückschläge immer wieder zurück, überlebte ein paar Matchdarts und erzwang das Sudden Death Leg. Dieses gewann er und erreichte mit dem 6:5 direkt beim Debüt sein erstes WM-Finale.

Was Rob Cross auszeichnet ist die Kaltschnäuzigkeit. Selten sah man einen anderen Spieler in seinem Debütjahr auch in entscheidenden Phasen gegen große Namen so starke Matches abliefern. Er wirkt, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes gemacht als die Größen dieses Sports vor TV-Kameras und lautstarken Fans herauszufordern. Diese Eigenschaft gepaart mit seinem unheimlich guten Scoring und die mehrfach unter Beweis gestellte Nervenstärke legen die Vermutung nahe, dass auch ein Spiel gegen Phil Taylor im WM-Finale diesen abgebrühten Akteur nicht aus dem Konzept bringen wird. Rob Cross ist ein ungewöhnlicher Newcomer, aber einer, der auch im Finale abliefern wird. Am Ende wird auch eine mögliche lange Distanz für den mit 27 Jahren noch jungen Cross sprechen und somit wird er sich tatsächlich, wenn auch nicht deutlich, seinen ersten WM-Titel sichern.

Siegeswahrscheinlichkeit: 60%

Fazit

Phil Taylor gegen Raymond van Barneveld im letzten Aufeinandertreffen der Giganten. Phil Taylor gegen Michael van Gerwen, ein letzter Vergleich der beiden Größten der letzten Jahre. Beides hätte gut geklungen, doch auch dieses Endspiel verspricht eine Menge. Rob Cross wird Phil Taylor ausgerechnet in dessen allerletzten Match zum ersten Mal am Oche treffen. Sein erstes WM-Finale ist gleichzeitig Phil Taylors letztes. Rob gilt als der neue Taylor, er will den Staffelstab übernehmen und die englischen Dartspieler in den kommenden Jahren anführen. Auf welchem Wege ginge das besser, als wenn er die Legende, den größten Spieler aller Zeiten im Match um den Weltmeistertitel schlägt? Rob Cross wird unheimlich motiviert in das Match gehen, hat aber letztlich überhaupt nichts zu verlieren. Phil Taylor will natürlich in seinem letzten Spiel abliefern, es wird emotional werden, vielleicht wird er zu viel wollen und ein wenig verkrampfen. Cross hat bewiesen, dass er vor großen Namen keinerlei Angst hat und sie besiegen kann. Das wird er auch im WM-Finale tun, wenn er Phil Taylor nach einer womöglich engen Anfangsphase am Ende dann doch souverän bezwingt. Ob es wirklich so kommt, wir werden sehen. Bis dann!

Tobias Gürtler

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