Titelverteidiger mit neuer Bestmarke

Der Abend des elften Tages war eine besondere Session der Weltmeisterschaft, denn zwei verschiedene Runden wurden ausgetragen. Während Peter Wright und Jamie Lewis das letzte Zweitrundenmatch dieses Jahres austrugen, waren die Duelle von Gary Anderson und Benito van de Pas sowie der Klassiker zwischen Adrian Lewis und Raymond van Barneveld bereits Achtelfinalpartien. Zudem hatten Anderson, „Jackpot“ und Barney gemeinsam fünf der bisher neun 9-Darter der WM-Geschichte geworfen, die Chance war groß.

Wright gibt nur ein Leg ab

Peter Wright wollte möglichst schadlos ins Achtelfinale einziehen und die Mission Weltmeistertitel weiter mit großen Schritten fortführen. Im ersten Satz vergab er dabei ein 160’er Finish, holte sich aber durch zwei verpasste Chancen seines Gegners Jamie Lewis ohne Legverlust das 1:0. Auch danach zeigte sich Peter sehr dominant und souverän. Nichts wollte er anbrennen lassen. Mit einem enormen Tempo holte er sich auch den zweiten Satz, checkte dabei 144 Punkte zum Break. Bitte für Jamie, der sich zuvor 38 Punkte Rest gestellt hatte. Immer mal wieder bekam der Waliser seine Möglichkeiten, aber jedes Mal vergab er sie. So auch ein 108’er Finish, nachdem Wright die 121 nicht auscheckte. Danach bestrafte ihn „Snakebite“ immer umgehend und so durfte er sich keinen Fehler erlauben. Generell musste alles passen. Gegen Wright war es kaum möglich in den zweistelligen Bereich zu kommen, es mussten für Lewis schon immer High Finishes sein. Im dritten Satz war es dann ein solches, das den Whitewash verhinderte. 110 Punkte brachte Jamie auf null, nachdem Peter ein 126’er Finish auf Bull verpasst hatte. Letztlich war dies aber nichts weiter als Ergebniskosmetik. Peter holte sich den Satz trotzdem und eröffnete den vierten mit einem 89’er Finish auf Bull. Auch unter Druck, hervorgerufen durch eine starke 180 von Lewis, blieb der Schotte konstant, checkte 100 Punkte. Zum Schluss zeigte er dann nochmal ein 130’er Finish auf die Doppel-5 und holte sich damit den klaren und verdienten 4:0-Sieg. In Legs war es mit 12:1 noch deutlicher.

Peter Wright machte kurzen Prozess mit Jamie Lewis

Eine unglaubliche Partie sollten die Fans im Alexandra Palace im Anschluss erleben. Das erste Achtelfinale bestritten Titelverteidiger Gary Anderson und der Niederländer Benito van de Pas. Was diese beiden Spieler für ein Feuerwerk abbrennen sollten, konnte man in dieser Form aber nicht ahnen. Benito erwischte einen super Start, holte sich mit einem 121’er Finish ein Break und die 2:0-Führung. Doch Gary drehte den Satz noch und machte auch danach richtig stark weiter. Umso überraschender war, dass „Big Ben“ mithalten konnte. Er war bei jedem Fehler von Anderson direkt zur Stelle und nutzte ihn eiskalt aus. Mit einem 118’er Average spielte der „Flying Scotsman“ zu diesem Zeitpunkt aber Darts von einem anderen Planeten und ging mit 2:0 in Führung, wenn auch erst im Entscheidungsleg. Im dritten Leg legte er nochmal eine Schippe drauf und auch ein 143’er Finish von Benito, der zu diesem Zeitpunkt fünf seiner sechs Chancen auf die Doppel nutzte, brachte ihn nicht aus der Ruhe. Er wusste, er war in dieser Phase stärker und auch auf die Doppel besser. Denn auch nach dem 3:0 in den Sätzen stand seine Checkoutquote noch bei perfekten 100%. Mit dem Sinken dieser Quote wurde die Tür dann aber nochmal aufgemacht für Benito. Dieser schaffte es seinerseits auch nochmal einen Gang hoch zu schalten und mit einem 125’er Finish ein Break zu holen. Zwar führten sechs perfekte Darts zum direkten Rebreak, doch der Matchdart wurde wenig später vergeben und van de Pas holte seinen ersten Satz. Auch danach war der Niederländer einen Tick besser, zeigte sich richtig stark, gab im fünften Satz kein Leg ab und checkte 112 Punkte zum 2:3. Doch Anderson fing sich im richtigen Moment, wurde vor allem auf die Doppel wieder stärker und konnte sich den sechsten Satz dann mit einem Break holen. Damit siegte er am Ende mit 4:2 und spielte einen Average von 107,68 Punkten, der beste Schnitt bis hierhin.

Gary Anderson überzeugte gegen Benito van de Pas in allen Belangen

Barney kämpft sich ins Viertelfinale

Die letzte Partie des Abends war von den Namen her die größte. Adrian Lewis und Raymond van Barneveld trafen zum 56. Mal aufeinander. Insgesamt hat Raymond die bessere Bilanz, er gewann 32 Mal, Lewis 21 Mal, hinzu kamen zwei Remis in der Premier League. Auch bei den letzten beiden Weltmeisterschaften trafen diese beiden aufeinander, jeder holte sich dabei einen Sieg. In dieses Match erwischte Adrian den klar besseren Start, konnte zwei Mal 90 Punkte mit Bull, Tops checken und gab zunächst kein Leg ab. Nach der Pause war Barney dann aber da und erhöhte den Druck. Zu dieser Zeit konnte Adrian noch lachen. So stand er bei 127 Punkten Rest vor der Wahl auf das Bullseye zu gehen oder sich zu stellen. Raymond stand bei 167 Punkten und nach langem überlegen und schmunzeln entschied sich Lewis, sich zu stellen. Er wurde nicht bestraft, holte sich das Leg, verlor den Satz aber trotzdem. Auch danach zeigte sich Raymond stark. Ein 10-Darter von Lewis war das einzige Highlight des Engländers im dritten Satz, dieser gehörte ganz Barney. „Jackpot“ wurde immer genervter und wütender, doch mit einem 117’er Finish pushte er sich selbst nochmal und holte sich mit einem Break den Satzausgleich, weil Raymond einen Dart zum Satzgewinn vergab. Auch nach der Pause verfehlte er ein wichtiges Doppel zu einem möglichen Break, was Lewis nutzte. Immer wieder schüttelte Raymond nun den Kopf, war unzufrieden mit sich selbst. Adrian wusste er musste nun dort rein grätschen und so checkte er 112 Punkte zum Break. Zwar verkürzte Raymond nochmal, verpasste dann aber den Ausgleich und Lewis checkte 106 zum 3:2 in den Sätzen. Barney aber gab nicht auf. Er holte sich sein Leg und zeigte vier perfekte Darts die zu einem Break führten. Der Niederländer glich in den Sätzen wieder aus und damit musste ein Entscheidungssatz her. Dort startete Barney direkt mit einem Break, welches er auch bestätigte. Lewis konnte zwar sein eigenes Leg holen, doch mit eigenem Aufschlag holte sich Raymond den knappen 4:3-Erfolg, mit dem der Niederländer ins Viertelfinale einzog.

Raymond van Barneveld gewinnt einen Krimi gegen Adrian Lewis

Tobias Gürtler

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