Darts1 zu Besuch bei der PDC Dart WM 2008

Vollkommen unvorbereitet erhielten wir von Darts1 drei Wochen vor Beginn der Darts WM in London eine E-Mail von der PDC: es wurde uns eine Presse Akkreditierung für die WM angeboten. Gut, wir "arbeiten" schon mit der PDC zusammen, d.h. ich übersetze die Spielberichte der Turniere, auch sonst den ein oder anderen Text, wir bekommen auch passende Bilder und ich kenne Dave Allen, den Presseverantwortlichen, von verschiedenen Turnieren her, aber darauf waren wir trotzdem nicht gefasst. Wir hatten uns schon auf gemütliche DSF Abende eingestellt, weder Jürgen noch ich planten einen WM Besuch, in der Weihnachtszeit passt das eigentlich nicht ins Familienleben.

Aber das Angebot war verlockend ... und die Mitglieder beider Familien erwiesen sich als flexibel, wir suchten uns zwei Tage vor Weihnachten mit möglichst vielen Spielen heraus, buchten noch einigermaßen bezahlbare Flüge nach London und fanden auch eine Unterkunft, und starteten dann am 19. Dezember aus dem Süden und Westen Deutschlands zu unserem WM Abenteuer.

Wir trafen uns am Hotel, das günstigerweise direkt an einer Bushaltestelle Richtung Alexandra Palace lag, konnten noch kurz unsere Zimmer beziehen und machten uns dann gleich auf den Weg, denn das erste Spiel der Preliminary Round hatte schon angefangen. Das letzte Stück zum Alexandras Palace bergauf mussten wir zu Fuß gehen, es war auch in London ziemlich kalt. Dann lag er vor uns der Alexandra Palace, ein riesiger Kasten, um 1870 erbaut als Theater, in den 1920er Jahren hatte er die erste Rundfunkstation der BBC beherbergt, 1962 - 1977 die News of the World Darts Championship.

Es gelang uns, unsere Presseausweise aufzutreiben, die dann heftig kontrolliert wurden. Durch die Eingangshalle, leicht ägyptisch angehaucht mit Obelisk, Löwenbrunnen und Palmen, einen langen, verspiegelten Gang entlang, kamen wir zunächst in den Veranstaltungsraum, der zu dieser Zeit sehr schlecht besucht war, dann, nach weiteren Kontrollen, vorbei am Spielerbereich, zu dem wir keinen Zutritt hatten, in die Great Hall, wo das Presse Zelt stand. Diese Great Hall ist ein unglaublich riesiger Raum, er fasst 11000 Zuschauer und hier fand damals die News of the World Darts Championship statt.

An einem Ende gibt es sogar eine Empore mit Orgel. Das Pressezelt sah richtig verloren darin aus. Außer dem Pressezelt gab's noch die Verpflegungsstelle fürs Personal, einen Bauwagen mit Personaltoilette, auf der anderen Seite abgetrennt zwei Imbissbuden mit Sitzecke für die Zuschauer, dazwischen parkten mehrere Autos. Trotzdem wirkte die Halle leer, riesig und sehr kalt. Im Pressezelt war uns ein Internetanschluß versprochen worden, damit gab es aber bis Donnerstagabend kurz vor der Evening Session Probleme. Erst dann kam er wirklich zustande und wir konnten wenigstens noch ein bisschen "Live" berichten.

Alles andere war perfekt organisiert und lief wie am Schnürchen. Nach der Afternoon Session wurde der Veranstaltungs Raum vollständig geräumt, schnell alles aufgeräumt und für den Abend hergerichtet. Die Nachmittags-Spiele waren nicht gut besucht, auch die Stimmung eher mau, aber am Abend füllte sich der Saal.
Wir konnten die meisten Spiele aus dem abgetrennten VIP Bereich verfolgen, hier saßen auch Verwandte und Freunde der Spieler sowie Gruppen der Sponsorenfirmen. Es schaute ein bisschen so aus, als würden diese Gruppen ihre Weihnachtsfeiern dort abhalten, Alkohol floss in Mengen.

Die Zuschauer haben mich ziemlich beeindruckt, ihre Reaktionen sind nicht vorhersehbar. Während mancher Spiele beschäftigen sie sich mit sich selbst, der Geräuschpegel ist enorm, aber nicht, weil sie mitfiebern, anfeuern oder ausbuhen, nein, weil man sich so gut miteinander unterhält. Dass nebenher zwei Leute auf der Bühne Dart spielen, stört eher. Dann gibt es Spiele, da geht das Publikum richtig mit. Barrie Bates hatte einen Bus voll Fans aus Wales mitgebracht, das hörte und spürte man. Auch van Barneveld hat natürlich jede Menge Fans, die ihn anfeuern und beklatschen. Aber bei seinem Spiel zeigte sich auch, wie unberechenbar die Zuschauer sein können. Plötzlich schlug die Stimmung um. Anthony Forde, der wirklich ordentlich spielte, war auf einmal der Publikumsliebling. Er wurde jetzt angefeuert, bejubelt und beklatscht, ein echtes Problem für Barney, wie er in seinem Interview nach dem Spiel zugab.

Für die Engländer scheint die Dart WM eine richtige "Fun"-Veranstaltung zu sein, viele sind verkleidet, die 180er Schilder werden mit passenden (oder auch unpassenden) Bemerkungen beschriftet, die man in die Kamera hält. Zu diesem Zweck ist auch immer ein mobiler Kamera Mann im Publikum unterwegs. Ladbrokes sorgt dafür, dass jeder den entsprechenden Kopfschmuck erhält, den man bei den niedrigen Außentemperaturen durchaus als Kopfbedeckung für den Heimweg nutzen konnte. Außerdem werfen Ladbrokes Angestellte vor jedem Spiel neue Wettzettel auf die Tische. Wahrscheinlich lohnt es sich.

Getränke muss man sich selber holen, was eine ziemliche Unruhe mit sich bringt. Innerhalb der Spiele sind die Pausen kurz, die Spieler verschwinden zwei bis drei Minuten von der Bühne, sind aber gleich wieder zurück. Nach dem Spiel werden sofort das Dartboard ausgewechselt und die Bögen der Schreiber hinter die Bühne gereicht, wo jedes Spiel in einem Spielbogen erfasst wird, der dann der Presse zur Verfügung steht. Der Sieger des Spiels marschiert zum Fernsehinterview oder ins Pressezelt. Und schon stehen die nächsten zwei Spieler zum Einmarsch bereit. Da man natürlich den Einmarsch gerne sehen möchte, hat man als Zuschauer wirklich kaum eine Pause. Und alles ist hervorragend organisiert, das Publikum wirkt absolut friedlich, wobei die PDC bestimmt genügend Sicherheitskräfte parat hat, sollte ein Problem auftauchen.

Die Spiele der Preliminary Round waren zum Teil schwach, überzeugen konnten nur Miroslav Navratil und Anthony Forde. Auch in den Erstrundenspielen waren viele der internationalen Qualifikanten eher schwach und viele der Top Spieler sehr nervös. Neben Navratil und Forde zeigte noch Warren Parry ein gutes Spiel. Die beiden GDC Spieler haben wir nicht gesehen. Die PDPA Qualifikanten spielten sehr unterschiedlich, einige konnte ja auch in Runde 2 einziehen. Von den gesetzten Spielern waren eigentlich nur Kevin Painter und Adrian Lewis wirklich überzeugend. Barney spielte sicher nicht sein bestes Spiel, Andy Hamilton und Chris Mason hatten beide einfach schwache Gegner, Terry Jenkins und Dennis Priestley spielten deutlich unter ihren Möglichkeiten und schieden berechtigt aus. Bob Anderson und Jelle Klaasen verloren beide in knappen Spielen eher unglücklich, "gefühlt" waren sie mit guter Leistung in ihren Spielen eigentlich die besseren Spieler.

Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen, obwohl ich die kleineren Turniere, bei denen man mehr Kontakt zu den Spielern hat, lieber habe. Aber der Blick hinter die Kulissen lohnt sich und ich würde trotz aller Hektik wieder hinfahren. Und hoffen, dass dann das Internet genauso gut funktioniert, wie alles andere . . .

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