
Exklusives
Darts1 Interview
mit Andreas Kröckel
Würdest Du das Niveau der deutschen Spieler im Vergleich zu den Niederländern als schwächer einschätzen?
Nein, ich würde sagen, wir sind immer zu dumm, das Niveau ist sicher ähnlich. Als Beispiel möchte ich anführen, dass wir letztes Jahr beim Europacup in der Gruppe gegen Holland gewonnen haben, jedoch in der Gruppenphase nicht weitergekommen sind, und die Niederländer anschließend Europameister wurden. Vor drei Jahren haben wir in der Gruppe die USA geschlagen, und die USA sind Weltmeister geworden, während wir erneut in der Gruppenphase ausschieden. Dieses Jahr sind wir einfach mal reif. Die Engländer und Iren freuen sich nicht, dass wir in ihrer Gruppe spielen werden. Wir haben uns schließlich nicht einen Namen erworben, weil wir so toll aussehen, oder liebe Jungs sind, sondern weil wir schon ziemlich gut Dart spielen können. Und uns schon viele Skalps geholt haben.
Wie erklärst Du Dir dann, dass die Niederländer zumindest mehr Profis hervorgebracht haben?
Bei denen ist das alles zentraler, das Land ist kleiner, es gibt mehr Dartspieler, es gibt mehr gute Dartspieler. Warum geht dort niemand mehr auf ein großes Turnier, um zuzugucken? Weil die fast alle so gut Dart spielen, wie die Leute, die auf der Bühne stehen. Wenn man von hier mal nach Venlo fährt, das ist ja nur einen Katzensprung, zur Venlo Open, da sind 350 Leute, jedoch locker 50 oder 60 Leute, die das Turnier gewinnen können. Zumindest in der Breite ist das Niveau der Niederländer höher. Die guten Leute können somit ständig gegeneinander spielen, dadurch sind die so stark geworden. Ein Rosenauer beispielsweise muss weit fahren, um gegen andere gute Spieler spielen zu können. Der Erfolg von Raymond von Barneveld spielt natürlich auch eine Rolle. Wenn wir in Deutschland einen solchen Hero gehabt hätten, wäre es bei uns vielleicht trotzdem nicht zu einem solchen Boom gekommen, weil es in Deutschland einfach zu viele Sportarten gibt, die populär sind.
Ich stelle mir vor, wie jemand zuhause auf der Couch liegt und sieht, wie irgendwelche Leute Pfeile werfen, und dann bekommt er durch den Moderator erzählt, dass hier der 18jährige Jelle Klaasen gerade Weltmeister geworden ist und 250000 Pfund gewonnen hat. Da denken sich die ganzen Kiddies, warum mach ich jetzt meine Playstation überhaupt an, warum kauf ich mir jetzt nicht ein Dartboard, das ist ja total einfach, Pfeile auf die Wand zu werfen.
Das ist jedoch nicht so, da braucht man natürlich auch eine Prise Talent. Aber man muss sich auch überlegen, wie lange man das machen will, ein Leben als Dartprofi zu führen. Jedes Wochenende Turniere und in der Woche drei Exhibitions spielen, und immer durch die Welt zu reisen. Wieviele Leute sind durch das Dartspielen reich geworden? Vielleicht 10? Wenn man liest, dass so ein Spitzenspieler wie James Wade jetzt wieder arbeitet, dann wundert man sich doch schon ein bisschen. Man muss sich halt überlegen, ob man das wirklich will, den ganzen Tag vor dem Dartboard zu stehen, und wie lange man das will. Ich habe mich mit Wayne Mardle unterhalten, er sagte mir, dass er mit 45 Jahren aufhören wird, bis dahin wird er soviel Geld verdient haben und soviele Exhibitons gespielt haben, dass er sich dann zur Ruhe setzen kann.
>> Turnieralltag und Alkohol