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Ein Single Problem

Karlheinz Zöchling Eine kleine Geschichte aus meiner eigenen Turniererfahrung, die ich mein ganzes Leben nicht mehr vergessen werde:
1992 habe ich gegen den Darts Profi Rod Harrington (damals Nr. 1 der Welt) in der Qualifikation der Österreich Open gespielt. Im ersten Leg stand er auf Doppel und ich hatte 57 Rest. Der erste Dart (natürlich auf Single 17 gezielt) war eine schöne fette 3. OK, OK, ich gebe zu, dass ich nervös war. Nun hatte ich 54 Rest und musste entscheiden, was ich mit dem zweiten Dart tun würde. Ich entschied mich für die 18, wohl wissend, dass ein Fehlwurf in die 4 mir immer noch einen "Notausgang" auf DoppelBull ließe. Nun hat natürlich mein Fehlversuch auf die 17 nicht gerade meine Zuversicht bestärkt und in solchen Situationen ist es verbreitet, dass der "Notausgang" das wahrscheinliche Ergebnis für diesen Dart ist, lediglich durch den Gedanken daran. Und, richtig, der zweite Dart landete mitten im Single 4 Feld. Nun noch BullsEye mit dem letzten Dart. Das schwierigste Ziel auf dem Board. Stellt Euch vor, wo er hin ging? Genau in die Mitte ...

Jeder hat seine eigenen Lieblings Darts Geschichten, dies ist meine.
Es war das einzige Leg, das ich im gesamten Match gewann, aber es war mit "Stil". Und es führt zum eigentlichen Inhalt dieses Kapitels - warum ist es manchmal schwieriger die vorbereitenden Single zu treffen, als die alles entscheidenden Doppel?

Lass uns die Situation einmal analysieren: 57 Rest mit 3 Darts in der Hand muss man gegen einen Gegner wie Rod einfach machen. Und man braucht lediglich ein Single, um die Chance auf Doppel zu bekommen. Sagte ich "nur" ein Single?

Ein erfahrener Spieler muss jederzeit ein Single Feld treffen können. Dieses Müssen erhöht den Druck enorm. Du magst die Single-Felder normalerweise zu 95 Prozent treffen, in einer solchen Situation wird es trotzdem schwierig. Du weißt, dass es ein großes Feld ist, dass es einfach zu treffen ist, und deshalb darfst Du es nicht verfehlen, weil dies fast nie vorkommt. Es ist ein großer Unterschied zu einem sagen wir mal 96er Finish, für das Du ein Triple brauchst, und Du weißt, dass dies nicht einfach ist, natürlich stehen die Chancen nicht schlecht, es zu treffen, aber Du erwartest es nicht zwingend von Dir.

Nun hatte ich die 17 verfehlt und mich entschieden, auf die "sichere" 18 zu gehen. Schon wieder ein Single, und wieder ein Fehlwurf. Nun mit dem dritten auf das Bull. Wieder ein unbedingt erforderlicher Treffer, aber warte! Ja, ein erforderlicher Treffer, um das Leg zu gewinnen. Aber muss ich es wirklich treffen? Nein, es ist zu schwer. Das ist ein großer Unterschied. Das BullsEye ist schwer zu treffen, aber es ist mental einfach, mit der Situation umzugehen, einfach weil jeder (Dich eingeschlossen) es verstehen würde, wenn Du es verfehlst. Ich könnte schwören, dass ich in dieser Situation, nach zwei Fehlwürfen auf die Single-Felder, kein anderes Feld mit dem dritten Dart getroffen hätte, obwohl das BullsEye das schwierigste Doppel auf dem Board ist.

Verstehe mich nicht falsch: Ich empfehle hier niemandem BullsEye Rest zu lassen nur weil das mental einfacher ist. Es war reiner Zufall, es in dieser Situation zu treffen, aber es war mental einfach zu erklären, warum ich nach zwei Single-Fehlwürfen ausgerechnet das BullsEye getroffen habe. Ich möchte damit sagen, dass ein großer Druck auf den Single-Feldern, die zur Vorbereitung benötigt werden, liegt, und dass viele Spieler genau hier scheitern, während sie Doppel und Triple einfach treffen. Was kann man also dagegen machen?

Als Erstes sei gesagt, dass es nichts nützt Single Round The World oder sonstige Single-Trainingsspiele für die Lösung dieses Problems zu Rate zu ziehen. Sobald Du ein erfahrener Spieler, eine erfahrene Spielerin bist, und im Schnitt 80 bis 90 Prozent der Single-Felder im normalen Training oder sonstigen drucklosen Situationen triffst, sind diese Trainingsspiele zu einfach, um Dich weiterzubringen.

Das Problem ist psychologischer Natur.

Welche Strategien kann man also anwenden, um gegen das Single-Problem anzukämpfen?

Ein sicherer Tipp ist Visualisierung.

Versuche Situationen zu visualisieren, in denen Du für Fehlwürfe auf Single-Felder anfällig bist. Versuche dann, diesen nervösen Zustand zu kontrollieren. Die meisten Single Fehlwürfe resultieren aus großer Anspannung. Dann ist es sehr wichtig, Deine Gedanken zu kontrollieren. Versuche nicht an Single Fehlwürfe zu denken (wie Du in meiner persönliche Geschichte gelesen hast, habe ich an das Verfehlen der 4 gedacht, und dann passierte es, sicher keine Überraschung).

Ich habe mir einen mentalen Trick ausgedacht, welcher es verhindert, in meinem eigenen Spiel an das Single-Feld zu denken, vielleicht überrascht Euch diese Idee:
Sobald ich auf ein vorbereitendes Single-Feld werfen muss, denke ich nur an das Doppel-Feld, welches ich mit dem nächsten Dart treffen muss. Wenn ich also beispielsweise 5 Rest habe ziele und werfe ich auf die 1, denke aber bereits an die Doppel 2. Single-Felder brauchen nicht diese mentale Aufmerksamkeit, weil sie zu einfach sind. Dies ist meine persönliche Strategie, um nicht an Fehlwürfe zu denken. Wenn ich nicht an das Single denke, denke ich auch nicht daran, es zu verfehlen. Diesen Trick, den ich während des Harrington Matches entwickelt habe, wende ich mittlerweile für mein gesamtes Dartsspiel an.


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