Stimmen zum Premier-League-Spieltag in Berlin

Zum zweiten Mal nach 2018 ging es für die „Premier League Darts“ nach Berlin in die Mercedes-Benz-Arena, wo 10.000 Zuschauer Zeugen des ersten Auftritts eines deutschen Spielers in der Eliteklasse des Dartsports wurden. Auch wenn sich Max Hopp am Ende der Darts-Legende Raymond van Barneveld geschlagen geben musste, so können die deutschen Darts-Fans und die PDC auf einen sehr stimmungsvollen Abend zurückblicken. Im Folgenden haben wir einige Reaktionen auf die Spiele und Ergebnisse dieses Spieltags zusammengefasst.

Rob Cross (7:4 gegen Gerwyn Price):

„Ich bin mit meinem heutigen Spiel zufrieden, weil ich gut in die Partie reingekommen bin und mich gerade in der Anfangsphase sehr sicher und wohl gefühlt habe. Das war ein guter Auftakt in mein Wochenende hier in Deutschland und ich hoffe, dass es bei der European Tour in Leverkusen so weitergeht. Anscheinend fühle ich mich auf der großen Bühne und vor Fernsehkameras wohler als auf der Pro Tour, wo ich in diesem Jahr noch nicht besonders viel gerissen habe, auch nicht in Hinblick auf die Averages. Generell habe ich das Gefühl, dass es in den letzten beiden Monaten wieder aufwärts geht. Ich komme langsam wieder dahin, dass ich zeigen kann, was ich draufhabe, nachdem meine Leistungen nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft und unter dem ganzen Trubel, der dann folgte, doch ziemlich gelitten hatten. Jetzt steigere ich mich wieder und ich bin schon gespannt, wo das hinführt, wenn wir fünf oder sechs Monate weiter sind.

Spitzenreiter zu sein, ist natürlich eine schöne Momentaufnahme, denn wer interessiert sich schon für den Zweit-, Dritt- oder Viertplatzierten, doch natürlich würde ich gerne am Ende ganz oben stehen und nicht nur nach dem siebten Spieltag. Meine Chancen auf die Playoffs stehen jetzt gut und ich gebe alles, um diese Position zu verteidigen. Die Atmosphäre hier in Berlin ist einfach nur fantastisch, so wie eigentlich überall in Deutschland. Manchmal denke ich, dass Deutschland in Bezug auf den Dartsport das neue England geworden ist. Man merkt richtig, dass hier etwas Großes entsteht. Das Publikum ist auf jeden Fall schon erstklassig und ich bin froh, dass ich hier so warm und herzlich empfangen werde. Im Vergleich zum letzten Jahr war es hier in der Halle sogar noch ein bisschen lauter, das Publikum noch frenetischer, was wahrscheinlich damit zu tun hat, dass in diesem Jahr mit Max Hopp auch ein Deutscher auf der Bühne steht. Auch auf den Turnieren der European Tour in Deutschland ist es immer sehr laut. Das mag ich sehr und in diesem Punkt hat Deutschland Großbritannien mindestens eingeholt, wenn nicht sogar schon überholt. Trotzdem ist die Entwicklung in Deutschland noch lange nicht zu Ende. Man kann schon gespannt darauf sein, was wir erleben werden, wenn zwei, drei deutsche Spieler in der absoluten Weltspitze angekommen sind.“

Peter Wright (6:6 gegen James Wade):

„Auch wenn ich heute nicht gewonnen habe, was mich aufgrund des Spielverlaufs sehr ärgert, so hatte ich doch meinen Spaß hier in Berlin und konnte die tolle Atmosphäre absolut genießen. Ich freue mich sehr, dass ich in Deutschland so einen Zuspruch erhalte. Nicht nur heute Abend, sondern auch auf allen Turnieren der European Tour werde ich großartig empfangen und massiv unterstützt. Und weil das Profi-Darts in Deutschland immer größer wird, ist es für mich natürlich wunderbar, hier so toll angefeuert zu werden. Das ist dann wie ein Auftritt vor heimischem Publikum. Von daher bin ich auch froh, heute Abend nicht gegen Max Hopp spielen zu müssen.

Raymond wird es nachher sicherlich sehr schwer haben, doch ich denke, wenn er die erste 180 wirft oder auf dem Weg zu einem Neundarter ist, dann wird sich die Stimmung drehen und die Leute werden anfangen, ihn zu unterstützen. Denn die deutschen Zuschauer haben sehr viel Respekt und Wertschätzung für die Legenden dieses Sports und es steht ja wohl außer Frage, dass Raymond van Barneveld eine Legende ist.“

Daryl Gurney (7:5 gegen Michael van Gerwen):

„Anfangs war ich sehr nervös, weil ich aufgrund der schlechten Ergebnisse der letzten Wochen schon ein bisschen unter Druck stand. Das macht es dann nicht einfacher, wenn man gegen den besten Spieler der Welt antreten muss. Zu allem Überfluss bin ich auch noch mit 0:2 in Rückstand geraten, bevor ich mich endlich fangen konnte.

Denn am Anfang habe ich wirklich nur Müll gespielt und mich über meine eigene Leistung geärgert. Dabei wusste ich ja, dass Michael zurzeit nicht in absoluter Höchstform ist und dass ich dies ausnutzen musste. Wenn nicht jetzt, wann dann? Das 96er-Finish zum Break im siebten Leg hat sicher zur Wende in diesem Match beigetragen, war aber nicht der einzige Schlüsselmoment. Entscheidend war, dass ich die Checkout-Kombinationen, die ich zuvor so oft und lange trainiert hatte, endlich auch wieder auf der Bühne gezeigt habe und nicht nur im Training oder im Practice-Room.

Ich will die Judgement Night auf jeden Fall überstehen, denn der Spieltag in meiner Heimat, in Belfast, findet ja erst danach statt. Wenn ich sehe, wie die holländischen Spieler in den Niederlanden angefeuert werden oder die Schotten in Schottland, dann kann ich meinen Auftritt in Belfast kaum erwarten und ich tue wirklich alles dafür, die Judgement Night zu überstehen. Da ist der Sieg heute Abend gegen Michael natürlich Gold wert.

Nach den beiden verheerenden Niederlagen gegen Rob Cross (1:7) und James Wade (0:7) war Belfast in weite Ferne gerückt, doch so schnell kann sich das Blatt wenden, denn jetzt bin ich wieder bis auf einen Punkt an den Playoff-Plätzen dran. Das hätte ich nach diesen beiden Niederlagen, bei denen ich zum Teil wirklich unterirdisch gespielt habe, nicht gedacht. Verglichen mit der letzten Saison stehe ich in diesem Jahr besser da und habe mehr Punkte geholt, weil es mir hier und dort gelungen ist, ein Unentschieden mitzunehmen, wo ich letztes Jahr noch verloren habe. Nächsten Mittwoch in Rotterdam kann ich keine Rücksicht darauf nehmen, dass ich eventuell Raymonds allerletzte Premier League-Saison vorzeitig beenden kann. Ich muss und will den entscheidenden Schritt gehen und fühle mich erst recht angespornt, wenn 14.000 Zuschauer meinen Gegner unterstützen.

In der Tabelle liegen sehr viele Spieler ziemlich eng beieinander. Sicher hat Michael in den letzten Jahren herausragende Leistungen gezeigt und so gut wie keine Schwächephasen durchlebt. Wenn er mal nicht hundertprozentig in Form war und Schwächen gezeigt hat, so hat er auch in diesen Phasen immer noch die meisten Spiele gewonnen. Das unterscheidet ihn von allen anderen Spielern. Ich finde auch, dass man seine Leistungen nur schwer mit denen von Phil Taylor vergleichen kann, weil Phil früher der einzige war, der kontinuierlich einen Average von über 100 Punkten gezeigt hat und kaum jemand da war, der ihm das Wasser reichen konnte, während Michael aus einer ganzen Reihe von Spielern herausragt, die in der Lage sind, Major-Turniere zu gewinnen und dabei einen Turnier-Average von über 100 Punkten zu spielen. Er hat das Spiel auf ein neues Level gehoben und jetzt sind wir an der Reihe, solange zu üben, bis wir sein Niveau erreicht haben. Er ist dreifacher Weltmeister und gibt sich damit nicht zufrieden, sondern will weiterhin ein Turnier nach dem anderen gewinnen. An dieser Mentalität müssen wir uns orientieren, um genauso gut zu werden wie er. Bei vielen anderen Spielern – so auch bei mir – ist es doch eher so, dass wir unsere Karriere wahrscheinlich an den Nagel hängen, wenn es uns gelungen ist, ein einziges Mal Weltmeister zu werden. An dieser unbedingten Gier nach Erfolg, die Michael auszeichnet, müssen wir anderen noch arbeiten.“

Mensur Suljovic (7:2 gegen Michael Smith):

„Wenn ich bedenke, dass ich letztes Jahr mit 1:7 gegen Michael Smith verloren habe, bin ich sehr froh über diesen Sieg, der zwar souverän erscheint, jedoch ein ganz hartes Stück Arbeit war. Im Vorfeld hätte ich mich wohl mit einem Unentschieden zufrieden gegeben, doch als ich auf einmal sah, dass ich 6:2 führte, dachte ich mir, dass ich das Spiel jetzt auch gewinnen kann. Und so ist es dann ja auch Gott sei Dank gekommen.

Berlin scheint mir zu liegen, letztes Jahr der Sieg gegen Gerwyn Price, heute gegen Michael Smith. Ich würde am liebsten nur noch in Berlin spielen, die anderen Spielorte interessieren mich gar nicht mehr so sehr. Doch Spaß beiseite, ich bin sehr froh, dass ich mich jetzt schon für die Rückrunde qualifiziert habe, denn nächste Woche spiele ich in Rotterdam gegen meine beiden Lieblingstrainingspartner Rob Cross und Daryl Gurney und da wäre es nicht schön, wenn ich noch hätte ausscheiden können. Letztes Jahr bin ich nach der Vorrunde ausgeschieden, dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, unter die besten Acht zu kommen. Das ist mir nun gelungen und deshalb bin ich sehr glücklich.

Die gute Checkout-Quote von 50 Prozent hat mir im Spiel gegen Michael Smith sicher geholfen. Besonders die Checkouts zu Beginn der Partie waren sehr wichtig, denn wenn ich gut reinkomme, gewinne ich für den weiteren Verlauf des Spiels das nötige Selbstvertrauen. Dann läuft es wie von alleine und dann kann man sich im Laufe der Partie auch mal einen Durchhänger leisten. Weil Michael dieses Mal nicht so stark wie sonst gescort hat, ist mein Durchhänger nicht besonders aufgefallen.

Mit den Zuschauern war ich auch in diesem Jahr sehr zufrieden, obwohl sie anscheinend einen Teil ihrer Kräfte bis zum letzten Match des Abends aufgespart haben. Da werde ich mit Max wohl noch einmal ein ernstes Wort reden müssen, denn er hat mir die Show gestohlen und das geht natürlich nicht!“ (lacht)

Max Hopp (3:7 gegen Raymond van Barneveld):

„Die Atmosphäre war fantastisch, der Walk-On war genial, die Leute sind durchgedreht, doch leider ließ meine Leistung am heutigen Abend zu wünschen übrig und das ist natürlich sehr bitter. Sicherlich hat die Nervosität eine Rolle gespielt, doch ich denke, dass ich mich selbst zu sehr unter Druck gesetzt habe. Im Practice-Room habe ich noch alles getroffen und fühlte mich gut vorbereitet, dann bin ich im ersten Leg auch gut ins Match reingestartet, habe gleich in der zweiten Aufnahme eine 180 geworfen und ein High-Finish hingelegt, doch dann konnte ich daran nicht anknüpfen. Das Spiel ist mir aus den Händen geglitten und plötzlich lag ich 1:3 hinten und spürte den Druck umso mehr. Man konnte schon sehen, dass die Pfeile sehr weit auseinanderlagen und keine Gruppierungen mehr vorhanden waren, und dann geht das Spiel natürlich verloren.

Dennoch war nicht alles bitter an diesem Abend, denn ich nehme hier sehr viel mit für die Zukunft. Ich bin den Verantwortlichen der PDC sehr dankbar, dass sie sich diese Contender-Situation ausgedacht und mich zum Spieltag hier in Berlin eingeladen haben. Das empfinde ich als sehr positiv, doch ich hätte mir gewünscht, ein besseres Spiel hinzulegen, denn ich weiß, dass ich es besser kann. Ich bin in der Lage, mit den großen Jungs mitzuhalten und sie zu besiegen, doch dann muss halt auch alles stimmen und das war heute Abend leider nicht der Fall.

Die Atmosphäre hier heute Abend wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich schätze mal, dass sich 70 Prozent der Zuschauer am meisten auf mein Spiel gegen Barney gefreut und dem regelrecht entgegengefiebert haben. Es ist schön, so einen Stellenwert zu haben, dass die meisten dort waren, um mich zu pushen. Doch auch die Barney Army war da, ich habe sie auf der Bühne deutlich vernommen. Noch schöner wäre es gewesen, wenn Raymond und ich unser A-Game ausgepackt hätten, dann hätte das tolle Publikum ein hochklassiges Match gesehen. Da aber auch Barney keine Weltklasseleistung abgerufen hat, kam am Ende ein durchschnittliches Spiel dabei heraus, das nicht so ganz zu dieser fantastischen Atmosphäre passen wollte.

Sicher war es ein Thema, dass ich gegen das Idol meiner Kindheit antreten musste. Ich wurde im Vorfeld der Begegnung häufig genug danach gefragt, da wird es wohl unterbewusst eine Rolle gespielt haben, dass ich ihn aus der Premier League hätte werfen können. Das zeigt mir, wie wichtig es ist, sich eine egoistische Killermentalität zuzulegen, wie sie ein van Gerwen besitzt. Denn wenn es losgeht, muss ich voll da sein. Ich bin Profi, ich trainiere diese Situationen und bin durch meine Erfahrung auch relativ abgeklärt auf der Bühne, da muss es mir eigentlich gelingen, alles auszublenden und mich nur auf mein Spiel zu fokussieren. Besonders in der Premier League, wo alles noch einmal eine Nummer größer ist, ist dies elementar wichtig. Daher hadere ich mit meiner heutigen Performance und bin unglücklich, dass es mir nicht gelungen ist, im Durchschnitt zehn Punkte besser zu spielen. Dann hätten wir vermutlich ein tolles Spiel erlebt.

Mit seinem 170er-Finish hat Raymond mich gepackt. Danach fehlte es mir an der nötigen kämpferischen Einstellung, ich war ein wenig geknickt und dann hat das Spiel seinen Lauf genommen. Doch ich arbeite an mir und schaue mir alle meine Spiele im Nachhinein noch einmal an. Und wenn mir etwas nicht gefallen hat, dann drücke ich auf Stopp und achte genau auf meine Körperhaltung bzw. Körperspannung. Das wird dann skizziert, damit ich im Training gezielt daran arbeiten kann.“

Raymond van Barneveld (7:3 gegen Max Hopp):

„Ich bin auf jeden Fall erleichtert, den ersten Sieg eingefahren zu haben. In Anbetracht der Umstände, hier vor diesem wundervollen Publikum gegen Max spielen zu müssen, ist die Erleichterung sogar noch größer. Max hat ganz gut gespielt, obwohl er es besser kann. Doch es war sein allererstes Spiel in der Premier League, da ist es doch ganz normal, wenn man nervös ist. Dabei hat er im ersten Leg ganz gut angefangen und gleich mal ein High Finish versenkt. Doch als er dann vor dem 1:4 ein paar Doubles verpasste, war ihm wohl klar, dass er dieses Spiel nicht gewinnen wird.

Das 170er-Finish war in meinen Augen nicht unbedingt der entscheidende Punkt in dieser Partie. Ich habe von Anfang an völlig ohne Druck gespielt. Was hat man schon zu erwarten, wenn man an den ersten sechs Spieltagen magere zwei Punkte holt? Dann ist man auf die Ergebnisse der Tabellennachbarn angewiesen und da lief heute fast alles gegen mich. Michael hätte Daryl schlagen müssen und verliert. Mensur besiegt Michael Smith und ist somit außer Reichweite. Doch wenn ich in Rotterdam gegen Gurney und MvG gewinne, kann ich das Ausscheiden vielleicht noch verhindern. Man darf halt nie aufgeben und ich bin auf jeden Fall so jemand, der niemals aufgibt.

Das letzte Wochenende in Wigan mit dem Finale gegen Adrian Lewis hat mir gut getan, weil ich mir endlich bestätigt habe, dass ich noch mithalten kann. Obwohl ich dort auch mal wieder gemerkt habe, dass mich ein ganzes Wochenende auf den Beinen mit vielen Spielen über den ganzen Tag verteilt doch sehr müde macht. Zudem hatte ich wieder mal Probleme mit den Augen und musste die Brille zu Hilfe nehmen. Mit der Brille ging es dann wieder gut. Auch an den Premier League-Spieltagen habe ich das Problem mit der Müdigkeit, denn aus irgendeinem Grund bin ich immer erst im dritten, vierten und häufig sogar erst im letzten Spiel des Abends an der Reihe. Und dann bin ich nicht mehr so frisch wie noch zwei Stunden zuvor.

Auf den Doppelspieltag in Rotterdam freue ich mich schon sehr. Eine ganze Halle voller orangegekleideter Menschen ist eine sehr imposante Kulisse, weswegen Daryl Gurney es schwer haben wird. Doch ich kann mich nicht darauf verlassen, dass er vom Publikum beeindruckt ist und ein schlechtes Match abliefert, sondern muss selbst liefern. Ich möchte in meinem letzten Premier League-Jahr nicht zum ersten Mal überhaupt nach der Judgement Night ausscheiden. Das würde sehr schmerzen.“

Text: Martin Rönnberg

Premier League Spielberichte Woche 7

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