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Einführung in die Praxis der Energetischen Psychotherapie

Dr. Michael Bohne

Wurzeln der Energetischen Psychologie

Die Beobachtung, dass sich über die Stimulation von Akupunkturpunkten auch Emotionen therapeutisch verändern lassen, ist im Grunde so alt wie die Akupunktur selbst, also je nach Quelle ca. 2000–6000 Jahre. Emotionen werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) als „Bewegungen des Qi der Organe“ bezeichnet und waren immer nur ein Teil einer Gesamtdiagnose und -behandlung der TCM. Die Psychotherapie westlicher Prägung gab und gibt es weder im alten noch im neuen China.

Der enorm innovative US-amerikanische Arzt und Chiropraktiker George Goodheart war es, der in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts das alte Wissen der TCM mit verschiedenen manualtherapeutischen Methoden und dem aus der Physiotherapie kommenden Muskeltest zusammenbrachte. Hieraus entwickelte sich die Applied Kinesiology (AK), jene ganzheitliche ärztliche Behandlungstechnik, in der körperliche Störfelder mittels Muskeltest aufgesucht und mit verschiedensten manualtherapeutischen Techniken behandelt werden. Im Folgenden waren es zwei ungewöhnliche und innovative Psychotherapeuten, die über ihren psychotherapeutischen Tellerrand blickten und sich in Applied Kinesiology fortbildeten. Zum einen war es der australische Arzt, Psychiater und Psychoanalytiker (nach C. G. Jung) John Diamond, der bei George Goodheart die Applied Kinesiology erlernte. Zum anderen war es der amerikanische Psychologe Roger Callahan, der sich von Harvey Ross inspirieren ließ und durch einen Kurs in Applied Kinesiology bei David Walther und Robert Bleich die Technik kennenlernte. Ferner soll Callahan entscheidende Impulse zur Behandlung von Emotionen wiederum von John Diamond erhalten haben. Callahan betrachtete laut Gallo den Großteil seiner Arbeit als „Betriebsgeheimnis“. Er entwickelte ein System, in dem je nach Diagnose ganz konkrete Akupunkturpunkte in einer ganz genauen Reihenfolge beklopft werden mussten, damit sich die Symptome auflösen konnten (Thought Field Therapy = TFT). Gallo selbst, dem wir es neben Gunther Schmidt (aus Heidelberg) zu verdanken haben, dass die Energetische Psychologie in Deutschland in die akademisch sozialisierte Psychotherapie Einzug gehalten hat, hat sich mit den unterschiedlichsten energetischen und kinesiologischen Techniken beschäftigt, später noch bei Callahan gelernt und dann sein eigenes System (EDxTM = Energy Diagnostic and Treatment Methods) entwickelt. In seinem System werden die betroffenen Meridiane, die bestwirksamen Behandlungspunkte, die dysfunktionalen Kognitionen und die unbewusste Abwehr (in der EP psychische Umkehrung genannt) mittels verschiedener Testungen, vor allem mittels Muskeltest, ermittelt.

Ein weiterer sehr wichtiger Vertreter der Energetischen Psychologie ist der Ingenieur und Coach Gary Craig, dem die unterschiedlichen Behandlungsabfolgen von Callahan nicht plausibel erschienen und der die kreative Idee entwickelte, einfach alle Meridiane durchklopfen zu lassen, in der Annahme, dass ja die betroffenen Meridiane und Akupunkturpunkte so in jedem Fall dabei sein würden. Seine Technik, die Emotional Freedom Techniques (EFT), ist im Selbsthilfebereich sicherlich die bislang populärste. Dies liegt außer am professionellen Marketing nicht zuletzt daran, dass EFT stark systematisiert ist und so auch ohne große Vorerfahrung angewandt werden kann. Der Grund dafür mag auch darin zu suchen sein, dass im EFT gewisse omnipotente Heilsversprechungen (nicht nur im Namen Emotionale Befreiung bzw. Freiheit) gemacht werden, die bei Hilfesuchenden natürlich gut ankommen. Dies wiederum ist verständlich, da Gary Craig und viele EFT-Anwender eben keine ausgebildeten Psychotherapeuten sind, sie somit nicht die Differenziertheit und Komplexität vieler Störungsbilder berücksichtigen können. Da die Klopftechniken in einigen Bereichen, wie z. B. bei Ängsten und posttraumatischem Stress, enorme Wirksamkeit zeigen, vermuten viele EFT-Anwender auch bei anderen, weit komplexeren Störungsbildern diese Wirksamkeit, die die Energetische Psychologie jedoch insgesamt zurzeit noch nicht aufweisen kann. Dennoch, EFT stellt einen wichtigen, hilfreichen und wesentlichen Zweig der Energetischen Psychologie, zumindest für den Bereich der Selbsthilfe, dar.

Auf die Dutzenden von anderen energetischen und kinesiologischen Techniken sei hier nicht weiter eingegangen. Wichtig bleibt zu erwähnen, dass die Applied Kinesiology, also die Wurzel der Energetischen Psychologie, nicht mit der Angewandten Kinesiologie verwechselt werden darf. Die Applied Kinesiology ist eine Technik, die nur von Ärzten, Zahnärzten und erfahrenen Physiotherapeuten erlernt und ausgeübt werden darf, während die Angewandte Kinesiologie ein Oberbegriff für verschiedene Kinesiologietechniken ist, die man erlernen kann, ohne überhaupt eine medizinische oder psychologische Grundausbildung zu haben. Ihre Wurzeln liegen u. a. in der Laienversion der Applied Kinesiology, dem Touch for Health, welches der Arzt John Thie zur Selbsthilfe für medizinisch nicht vorgebildete Menschen entwickelt hat. Auch der Muskeltest wird in beiden Disziplinen sehr unterschiedlich durchgeführt und erklärt. Ich beziehe mich hier, wenn ich über den Muskeltest schreibe, durchweg auf die Mutterdisziplin der Energetischen Psychologie, die Applied Kinesiology, wenngleich erwähnt werden muss, dass einige der Werkzeuge und Techniken, die heute in der Energetischen Psychologie genutzt werden, ihren Ursprung in den verschiedenen kinesiologischen Methoden haben. Es muss ferner berücksichtigt werden, dass die Grundhaltung in der Applied Kinesiology eine vollkommen andere als in der abendländischen Psychotherapie ist. Nach meiner Beobachtung berücksichtigen die am Körper arbeitenden Therapeuten und Autoren, auch die mit der Applied Kinesiology befassten, die Psyche zu wenig differenziert und haben bisweilen eine eher mechanische Vorstellung von emotionalen, kognitiven und bindungsrelevanten Prozessen. Deshalb verwundert es nicht, dass in der AK meist einzig die Veränderungstechnik NLP als psychotherapeutische Technik empfohlen wird.

Psychotherapeuten hingegen bedenken häufig viel zu wenig, welche massiven psychischen Auswirkungen durch (körper)strukturelle, biochemische und ernährungsbedingte Probleme des Körpers entstehen können. Durch sie wird der Körper nicht selten auf ein oft rudimentäres Maß von gesund oder krank reduziert. All die körperlich-funktionellen Fehlsteuerungen, die bereits weit vor manifesten Erkrankungen das emotionale und kognitive Erleben beeinflussen können, werden von Psychotherapeuten auf Grund ihrer fehlenden medizinischen Ausbildung meist erheblich unterschätzt. Ich persönlich glaube, dass beide Seiten von einem Behandler allein auch gar nicht mehr differenziert berücksichtigt werden können, da sich die Bereiche enorm diversifiziert haben und jeweils eine sehr hohe Komplexität aufweisen.


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