Niederlagen für Sherrock und Suljovic
An diesem Septemberwochenende fand eine zweifellos besondere Ausgabe der World Series Finals statt. Zum einen mussten aufgrund der bekannten Lage alle World Series Events im Jahr 2020 abgesagt werden, sodass die eigentliche Qualifikationsgrundlage für das Final-Turnier fehlte. 20 Teilnehmer wurden daher von der PDC nach Salzburg eingeladen, die vier übrigen sicherten sich ihre Tickets bei einem Qualifier vor einigen Tagen. Zum anderen durften dank eines ausgereiften Hygienekonzepts Zuschauer live in der Salzburgarena mit dabei sein, sodass zum ersten Mal seit Mitte März vor Publikum Pfeile geworfen wurden. Am Freitagabend wurden alle acht Erstrundenpartien ausgetragen, unter anderem im Einsatz waren Dave Chisnall, Fallon Sherrock, Mensur Suljovic und Glen Durrant. Dabei wurde das Format „Best of 11 Legs“ angewandt.
Heta übersteht Matchdarts und dreht das Spiel
Vor einigen Tagen hatte Harry Ward angekündigt, seine Tourkarte am Ende der Saison abgeben zu wollen – ihm fehle der absolute Wille, um Darts-Profi zu werden. Seine Teilnahme bei den World Series Finals hatte sich der 23-jährige Engländer über den erwähnten Qualifier erarbeitet, im Auftaktspiel traf er auf Darius Labanauskas. Ward gewann das erste Leg des Wettbewerbs auf der Doppel-16, doch Labanauskas verteidigte sein erstes Anwurfleg ebenfalls und übernahm in der Folge das Kommando: unter anderem mit einem 120er-Highfinish schnappte sich der Litauer drei weitere Legs nacheinander. Ward hätte zwischenzeitlich verkürzen können, ließ im fünften Durchgang jedoch einen Breakdart aus. Besser lief es für „Big H“ im sechsten Leg, als er auf der doppelten 8 auf 2:4 aus seiner Sicht stellen konnte. Doch Labanauskas reagierte ohne zu zögern mit einem starken 11-Darter. Auch den letzten Schritt konnte „Lucky D“ dann gehen, er nutzte seinen ersten Matchdart auf der Doppel-8 und gewann deutlich mit 6:2.
Für Damon Heta hatte sich die lange Reise aus Australien zu den Autumn Series definitiv gelohnt. „The Heat“ gewann eins der Turniere und wurde im Gesamtranking Vierter – dies brachte ihm einen Startplatz beim Grand Slam ein. Für die World Series Finals hatte er direkt eine Einladung erhalten und absolvierte sein Erstrundenmatch gegen Ian White. „Diamond“ produzierte frühestmöglich ein Break, warf wenig später allerdings dreimal am äußeren Ring vorbei und kassierte sogleich das Rebreak. Doch auch Heta demonstrierte Unsicherheit auf die Doppel, ganze fünf Mal zielte er im dritten Leg zu ungenau. White bestätigte das Break in diesem Fall per 13-Darter, ehe Heta mit einem nicht unwichtigen 80er-Finish auf 2:3 herankam. White hielt seine Führung zunächst weiter aufrecht, bis er im achten Durchgang am Bullseye vorbeiwarf. Heta war auf der Doppel-6 zur Stelle und sorgte mit dem 4:4 für Parität. In der Schlussphase wurde es nun dramatisch: Heta ließ vier Gelegenheiten auf Doppel verstreichen und stand dementsprechend kurz vor dem Aus, doch White ließ wenig später zwei Matchdarts ungenutzt. Heta selbst hatte noch 108 Punkte übrig, löschte diese Zahl mit dem Rücken zur Wand stehend und führte das Entscheidungsleg vorbei. Dort ließ der Australier nichts anbrennen, benötigte nur 14 Würfe und setzte sich tatsächlich mit 6:5 durch.
Ganz schwache Auftritte von Chisnall und Cullen
Anschließend wurde der Weltranglistenzehnte Dave Chisnall von Cody Harris herausgefordert. Der aus Neuseeland angereiste Harris erlebte einen positiven Beginn, profitierte zum Auftakt von zwei gegnerischen Fehlern und legte mit einem hervorragenden 11-Darter vor. Im dritten Durchgang wartete Harris schon bei 40 Rest, um für das nächste Break zu sorgen, doch „Chizzy“ wusste dies mit einem 119er-Bullfinish zu verhindern. Zwar konnte Chisnall im Anschluss daran ausgleichen, im fünften Durchgang flogen allerdings ganze fünf seiner Pfeile an den gewünschten Doppelfeldern vorbei. Harris nutzte die Schwäche des Gegners zu seinen Gunsten, holte sich folglich das Break und ließ diesem einen 13-Darter folgen. Chisnall präsentierte sich heute erschreckend schwach, leistete keine Gegenwehr und lag mit seinem Average schlussendlich bei unter 80 Punkten. Harris tat nicht mehr als unbedingt nötig, holte sich die beiden ihm noch fehlenden Legs und machte den problemlosen 6:2-Erfolg perfekt.
Beim Aufeinandertreffen von Vincent van der Voort und Joe Cullen durften sich die Zuschauer auf eine rasante Partie freuen. Der Niederländer legte mit einem 13-Darter los und konnte auch die nächsten beiden Durchgänge auf seine Seite bringen. Dazu hatte auch Cullen beigetragen, der bislang sieben Mal an Doppelfeldern vorbeiwarf. Da auch der achte Versuch des „Rockstar“ erfolglos blieb, konnte van der Voort sogar auf 4:0 erhöhen. Von den vergebenen Möglichkeiten der Anfangsphase konnte sich Cullen nicht mehr erholen, und so dauerte es nicht mehr lange, bis dieses Match Vergangenheit war. Van der Voort verlor keine Zeit mehr und vollendete den Whitewash mit einem 14-Darter.
Im Anschluss daran wurde die einzige Frau im Teilnehmerfeld Fallon Sherrock vom Salzburger Publikum begrüßt. Für sie ging es gegen Jeff Smith und den Einzug in die zweite Runde. Nachdem das erste Leg an den Kanadier gegangen war, meldete sich Sherrock mit einem 12-Darter zu Wort. Die „Queen of the Palace“ führte kurz darauf das erste Break der Partie herbei, ehe sie davon profitierte, dass Smith knapp an 155 Restpunkten scheiterte. Sherrock selbst machte ihre Sache bis dahin richtig gut, glänzte im fünften Leg mit einem 11-Darter und erhöhte auf 4:1. Da auch der nächste Durchgang in ihre Richtung gegangen war, hatte die Engländerin die Ziellinie bereits in Sichtweite. Insgesamt vier vergebene Matchdarts in den nächsten Minuten machten die Sache jedoch deutlich schwieriger. Smith nutzte diese Fehler zu seinen Gunsten, gewann drei Legs in Serie und lag nur noch mit 4:5 hinten. Sherrock erwischte in dieser Phase viel zu wenige Triplefelder und konnte ihr darauffolgendes Anwurfleg ebenfalls nicht verteidigen. Smith war auf der Doppel-2 erfolgreich und hatte im nun notwendigen Decider sogar den Vorteil des Anwerfens. Diesen konnte „The Silencer“ letztlich auch nutzen. Als seine Gegnerin bei 76 Rest wartete, machte Smith 109 Punkte aus und vollendete auf diese Weise das Comeback.
Als einziger Teilnehmer hatte Mensur Suljovic bei den World Series Finals ein Heimspiel. Der Wiener bekam es in Runde eins mit dem stets gefährlichen Krysztof Ratajski zu tun, der nach der Absage von Gary Anderson ins Teilnehmerfeld gerutscht war. Suljovic begrüßte die anwesenden Zuschauer mit einem 121er-Highfinish, dabei handelte es sich um ein Break, dass er wenige Minuten später bestätigte. Ratajski ging anschließend mit einem 144er-Checkout dazwischen, doch Mensur stellte den alten Abstand mit einem 11-Darter sofort wieder her. Der „Polish Eagle“ spielte jedoch ebenfalls hervorragend und kam mithilfe eines 12-Darters inklusive 141er-Finish wieder heran. Weil Suljovic anschließend knapp über die Doppel-20 geworfen hatte, gelang es Ratajski, den 3:3-Ausgleich herzustellen. Der Pole blieb weiterhin am Drücker und übernahm mit einem 13-Darter erstmals die Führung. „The Gentle“ konnte die starke Anfangsphase nicht fortsetzen und ließ sowohl im achten als auch im neunten Leg drei Chancen auf Doppelfelder liegen – in der zweiten Situation war dies gleichbedeutend mit dem Aus. Ratajski nutzte Augenblicke später seinen dritten Matchdart und machte den 6:3-Erfolg amtlich. Suljovic kam am Ende auf einen 103er-Average, doch die Doppelquote von lediglich 25 Prozent kostete ihn das Weiterkommen.
Durrant und Beaton komplettieren die 2. Runde
Das von den Namen her hochklassigste Duell folgte als Nächstes. Glen Durrant, der die Hauptrunde der Premier League als Tabellenerster beendet hatte, traf auf den Sieger des World Matchplay, Dimitri Van den Bergh. „Duzza“ produzierte gleich bei der ersten Gelegenheit ein Break, doch Van den Bergh ließ das nicht lange auf sich sitzen und konterte mit einem 11-Darter. Kurios wurde es im anschließenden dritten Leg, als der „Dreammaker“ achtmal an Doppelfeldern vorbeiwarf und es dennoch gewann, weil Durrant seinerseits siebenfach patzte. Nachdem die nächsten beiden Legs dann gerecht aufgeteilt wurden, gelang es Durrant, die Schlagzahl zu erhöhen. Er glich mit einem 13-Darter zunächst aus und brachte sich durch einen nachfolgenden 14-Darter mit 4:3 in Front. Durrant ließ sich nun nicht mehr aus der Ruhe bringen, zeigte noch zwei 15-Darter und hatte die nächste Runde erreicht.
Zum Abschluss eines ereignisreichen Tages waren mit Steve Beaton und Simon Whitlock noch zwei hocherfahrene Spieler im Einsatz. Der „Wizard“ hatte das Eröffnungsleg bereits für sich entschieden, als er per 120er-Finish erstmals breakte. Beaton antwortete zwar umgehend mit einem 104er-Highfinish, musste aber selbst auch gleich wieder das nächste Break gegen sich akzeptieren. Die nächsten drei Legs gingen dann aber allesamt an den „Bronzed Adonis“, der letztlich mit einem 64er-Finish in Führung gehen konnte. Whitlock ging erst im achten Durchgang wieder dazwischen, mit einem starken 11-Darter sorgte er für den 4:4-Ausgleich und für eine spannende Schlussphase. Mit seinem zweiten 104er-Checkout legte Beaton vor und wartete wenig später bei 32 Rest auf seine Möglichkeit, um das Match zu beenden. Doch Whitlock konnte dies verhindern, er brachte 108 Zähler auf Null und das Duell ins entscheidende elfte Leg. Dort verpasste Beaton ein 144er-Finish auf der Doppel-12, doch Whitlock konnte einen eigenen Matchdart auf dem Bullseye nicht verwandeln. Beaton blieb im zweiten Anlauf fehlerfrei und brachte sich selbst in die zweite Runde.