Spuren im Schnee
Handeln, um zum Ziel zu kommen? Logisch! Doch: Warum nur ist der erste Schritt so schwer?
Hallo und willkommen, hier spricht wieder Stefan Frädrich. Weiter geht es mit dem Thema Motivation. Wir hatten zunächst über unseren inneren Schweinehund gesprochen. Ich meine ja, dass man den gar nicht überwinden muss, wenn man diese innere Stimme so programmiert, dass sie einem die richtigen Tipps im Alltag gibt. Dann gibt uns Günter, unser innerer Schweinehund die richtigen Ratschläge für den Erfolg.
Wie kommen die zustande? Zunächst einmal muss ich drei Prinzipen verstehen. Ich muss verstehen, dass wenn ich Erfolg haben will, dass ich erstens Können muss, was ich mir vorgenommen habe, zweitens, ich muss das wollen, was ich mir vorgenommen habe, also wirklich wollen und ich muss es auch dürfen.
Alles was im Kopf mit Motivation zu tun hat oder mit Handlung, das hängt mit dem Lust-Schmerz-Prinzip zusammen. Also, ich möchte Lust erleben, und ich möchte Schmerz, so weit es geht, vermeiden. Viele Menschen haben ein Problem damit, sich zu motivieren. Die warten bis der Schmerz groß genug wird, und dann kommen sie schon irgendwie in Schwung. Viel schlauer wäre es, sich rechtzeitig die richtigen Ziele zu setzen. Also, von sich heraus zu wissen, in welche Richtung möchte ich mich bewegen. Und dann auch tatsächlich alles tun, um sich auf dieses Ziel zuzubewegen.
Nur, damit ich weiß, welche Ziele ich tatsächlich verfolgen sollte, muss ich öfter einmal aus meinem Alltags Kleinklein raus. Denn häufig verstrickt man sich in Automatismen, Verhaltensautomatismen, in bestimmten Gedankengängen, die man in seinem Leben schon 100.000 Mal gehabt hat und die eigentlich behindern, dass man sich strategische Überlegungen macht, was man in seinem Leben noch alles erreichen möchte.
Raus aus dem Leben, einmal in die Vogelperspektive gehen und sich überlegen, wie sieht mein ganzes, großes Lebensgemälde aus. Dann macht man sich eine Wunschliste, überlegt sich, was will ich wann und in welcher Reihenfolge noch alles erleben. Wenn diese Wunschliste fertig ist, dann überlegt man sich bei jedem dieser einzelnen Wünsche, wenn man jetzt tatsächlich anfinge, das zu tun, was man sich da vorgenommen hat, innerhalb welcher Zeit könnte man am Ziel sein.
Dabei zeigt sich relativ schnell, dass man viele Ziele in den realistischen Bereich ruckt, also, dass man, was man vielleicht Jahre lang verdrängt hat, unter Umständen erleben kann, wenn man nur täte, was einen in die richtige Richtung bringt.
Damit sind wir beim nächsten wichtigen Schritt. Bei Erfolg oder Misserfolg geht es letztendlich immer nur um die Handlung. Es bringt nichts, zu wissen, in welche Richtung mich das GPS im Kopf führen möchte, oder in welche Richtung mein innerer Kompass geht. Wichtig ist, dass ich mich in die Richtung bewege. Dass ich nicht auf der Stelle verharre, und sage, "Alles klar, ich weiß zwar, da und da sind meine Träume, da und da sind meine Wünsche, aber etwas machen, was mich in diese Richtung bringt, das tue ich lieber nicht, denn das ist zu unbequem".
Was ist denn das, eine Unbequemlichkeit? In den meisten Fällen ist es ja so, dass das Unbequeme der erste Schritt ist, den man tun muss. Es gibt sicherlich auch viele Jogger oder Sportler unter Ihnen, die genau wissen, dass man, wenn man sich die Laufschuhe schnürt, dass man vielleicht die ersten zwei, drei Minuten gegen seinen inneren Schweinehund ankämpft, weil der sagt, "Bleib lieber so, wie Du bist, bleib lieber faul auf dem Sofa liegen, das wird doch irgendwie zu anstrengend". Das kennen wir vielleicht, von, wenn wir Hausaufgaben gemacht haben, in der Schulzeit. Dass man am Anfang eines unangenehmen Projektes erst einmal einen Widerstand überwinden muss, um einigermaßen in Schwung zu kommen.
Dieser Anfangswiderstand hat einen gewissen biologischen Sinn. Alles, was unser Gehin damit möchte, ist, dass wir sozusagen, einen Balancezustand, den wir vorher gehabt haben, dass wir den beibehalten. Das Balanceprinzip ist ein ganz wichtiges von unserem limbischen System, es ist ein bestimmtes emotionales Areal in unserem Gehirn. Und dieses emotionale Gehirn ist viel älter als das Frontalhirn, also als diese neueren Hirnanteile, die uns erst in den letzten hunderttausenden von Jahren als Menschen geholfen haben, unsere Gedanken über die Gefühle zu setzen, als Steuerungsorgan. Aber unser limbisches Gehirn, also unsere Gefühle, unsere Gefühlssteuerung, die ist häufig viel stärker als unser Frontalkortex, also das, was wir bewusst mit unseren Wünschen oder mit unseren Gedanken steuern können.
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, warum das etwas mit dem Gefühl zu tun hat, dieses Ausgleichsprinzip. Das ist eigentlich ganz klar. Wenn ich mir überlege, dass wenn ich in einem Gleichgewichtszustand bin, also angenommen, ich bin beim Nichtstun oder angenommen ich bin beim Laufen, oder angenommen ich mache etwas, was ich schon lange Zeit tue, dann hatte mein Gehirn eigentlich gelernt, dass das, was ich jetzt mache, dass das sicher ist. Das Gehirn will immer, dass es uns so sicher wie möglich geht, also, dass wir nicht in irgendwelche Gefahren hineinkommen und deswegen sagt es uns, "Vorsicht, geh lieber kein Risiko ein". Das heißt, wir müssen zunächst einen Anfangswiderstand überwinden. Wenn wir etwas machen wollen, was unserer jetzigen Handlung widerspricht.
Ein anderes Modell, das auch sehr schön zeigt, wie Gewohnheiten funktionieren. Der erste Schritt ist die Vorstellung von Spuren im Schnee. Stellen Sie sich eine richtig zugeschneite Wiese vor, der Schnee ist ungefähr hüfthoch. Da ist ein Weg, den benutzen Sie immer wieder, den benutzen Sie seit vielen Jahren. Sie laufen immer wieder auf diesem Weg hin und her. Ganz egal, wieviel es schneit, der Schnee hat gar keine Chance diesen Weg zuzuwehen. Denn Sie laufen ja immer darauf. Aber wenn Sie jetzt mitten auf der Wiese stehen und sich überlegen, ich möchte mal woanders, ich möchte mal so querfeldein laufen. Dann haben Sie jede Menge Tiefschnee vor sich.
Können Sie querfeldein laufen? Selbstverständlich! Ist es leicht? Nein, Sie müssen diesen ersten Schritt sehr bewusst machen und den zweiten und den dritten und den vierten. Sie müssen sich beim ersten Mal richtig durch den Tiefschnee kämpfen, um am neuen Ziel anzukommen. Würden Sie jetzt aber auf genau dem gleichen Weg wieder zurücklaufen, also liefen Sie wieder in den Spuren, die Sie gerade selbst geschaffen haben zurück, bis Sie Ihre ursprüngliche Spur gefunden haben und wieder hin und wieder her und wieder hin und wieder her, dann würden Sie es schaffen, auf einer Strecke, auf der vorher zugeschneite Wiese war, einen neuen Trampelpfad entstehen zu lassen. Eine neue Spur im Schnee.
Wenn Sie das hinkriegen, wenn Sie das immer wieder wiederholen, dann fällt Ihnen das leicht. Das bedeutet folgendes, das bedeutet, dass unser Gehirn folgendermaßen tickt. Der Zustand in dem ich mich gerade befinde, das, was ich seit Ewigkeiten mache, das ist gewohnt. Deswegen ist es leicht, deswegen beurteilt Günter das als Lust. Wenn ich etwas Neues mache, ist es ungewohnt, ich muss einen Anfangswiderstand überwinden, das heißt, es ist unbekannt, das bedeutet Schmerz. Und deswegen müssen wir unseren inneren Schweinehund überwinden.
Das heißt aber trotzdem immer noch, dass neue Spuren machbar sind. Wenn ich den ersten Schritt ganz bewusst mache. Das heißt, wenn ich diesen ersten Schritt gehe und den zweiten und den dritten und den vierten, wenn ich ein neues Verhalten in meinen Kopf einschleife. Nur damit ich den ersten Schritt mache, brauche ich einen gewissen Willen. Sie wissen, wenn man den ersten Schritt gemacht hat, dann fällt der zweite und dritte und vierte in der Regel schon viel leichter.
Wie stärke ich diesen Willen? Wie stärke ich den Willen zum ersten Schritt? Wie schaffe ich es, mich so zu motivieren, dass mein Gehirn diesen Balancezustand ganz von selbst wieder verlassen möchte? Wie das funktioniert, das hören Sie beim nächsten Mal, beim nächsten Motivationspodcast. Deswegen hören Sie wieder rein, ich sage tschüss, bis zum nächsten Mal, Grüße an Ihren Schweinehund.