Die Big Five unserer Persönlichkeit
Hatten Sie schon einmal mit schwierigen Menschen zu tun? Also mit Typen, bei denen man sich fragt, wie kann der soundso reagieren? Wie kann der soundso sein? Wie kann man nur? Kennen Sie das?
Oder kennen Sie, dass man sich mit Menschen umgibt, die einem so richtig reinlaufen als Persönlichkeit. Menschen, die man so richtig mag. Wo man sagt, da stimmt irgendwie alles. Wir verstehen uns wunderbar, wir sind wie eineiige Zwillinge, obwohl wir uns gar nicht gut kennen. Irgendwie gibt es eine große Ähnlichkeit zwischen uns, und warum kann nicht die ganze Welt so sein wie unser Gegenüber? Ich glaube, jeder hat schon einmal solche Erfahrungen gemacht. Die Grundlage dieser Erfahrungen ist, dass Menschen unterschiedlich sind. Und zwar nicht nur unterschiedlich in bestimmten Situationen oder in bestimmten Momenten, sondern unterschiedlich hinsichtlich ihrer Persönlichkeit. Wir haben alle verschiedene Persönlichkeiten.
Was ist eine Persönlichkeit? Also wenn man versucht, das psychologisch zu definieren, dann ist eine Persönlichkeit das, was einen Menschen einzigartig macht, das was einen Menschen individuell macht. Die Merkmale an Verhaltensweisen, an Eigenschaften beispielsweise, also das was uns zum Individuum macht. Und das Spannende dabei, diese individuellen Eigenschaften sollten nicht nur uns beschreiben, sondern sollten auch konsistent sein, wenn sie zu unserer Persönlichkeit dazuzählen. Also Konsistenz bedeutet, dass wir in verschiedenen Situationen zu verschiedenen Zeiten unseres Lebens immer wieder auf eine für uns spezifische Weise reagieren. Also, dass der leicht Erregbare sich in verschiedenen Situationen leicht aufregt. Dass der eher Ängstliche in verschiedenen Situationen eher ängstlich ist.
Warum erzähle ich das? Ich glaube, dass beim Stichwort Motivation, wie gehe ich mit mir selbst um, es auch darum geht, wie man mit anderen Menschen umgeht. Andere Menschen, ganz klar, reagieren unterschiedlich. Sie sind anders als wir selbst, sonst wären sie ja wir selbst. Und das Thema Persönlichkeitspsychologie ist für mich ganz wichtig, um uns im Leben selbst zu positionieren und im Leben voranzukommen. Wenn man in die psychologischen Definitionen hineingeht, findet man verschiedenste Arten von Persönlichkeitstypen, verschiedenste Arten von Modellen.
Ich möchte mich auf zwei Modelle konzentrieren, auf das sogenannte Big Five-Modell und auf das alte klassische Modell von Herrn Hyppokrates, zu dem später. Big Five heißt die großen Fünf. Und zwar sind damit die fünf großen Persönlichkeitseigenschaften gemeint, die Menschen beschreiben können. Da wäre zunächst die Eigenschaft des Neurozitismius, dann der Extraversion, dann der Offenheit für Erfahrungen, der Verträglichkeit und der Gewissenhaftigkeit. Bei diesen fünf Persönlichkeitseigenschaften stellen Sie sich am besten vor, dass es eine Art Ausprägungskontinuum ist, von ganz wenig bis zu ganz viel, und je nachdem wie ausgeprägt oder weniger ausgeprägt diese verschiedenen Eigenschaften sind, kann der Psychologe sagen, du bist eher so oder so, das passt so und so zusammen.
Gehen wir sie doch einmal der Reihe nach durch. Fangen wir mit dem Neurozitismus an. Was ist Neurozitismus? Jeder hat den Begriff neurotisch schon einmal gehört. Was heißt es? Neurotisch ist die emotionale Instabilität, mit der wir auf unsere Umwelt reagieren. Wenn uns irgendwas aufregt, wenn uns etwas passiert, ist der neurotische Typ derjenige, der leicht emotional aus dem Gleichgewicht zu kriegen ist. Und jetzt, Neurozitismuswerte. Wenn sie hohe Werte haben, dann sind es Menschen, die sehr leicht aus diesem seelischen Gleichgewicht zu bringen sind. Das sind Leute, die häufig negative Gefühlszustände haben oder die gerade von diesen überwältigt werden. Oder Menschen, die sich schnell Sorgen machen, oder schnell erschüttert oder betroffen sind, die unsicher, nervös, ängstlich oder traurig sind. Der Neurozitismus ist eine Eigenschaft, die Menschen das Leben durchaus manchmal schwierig macht, aber die halt auch zum Leben dazugehört.
Dann gibt es im Gegensatz dazu die niedrigen Werte, also diejenigen Menschen, die wenig neurotisch sind. Das sind Menschen, die emotional eher stabil sind, also Menschen, die ruhig, ausgeglichen, sorgenfrei sind, die keine großen Launen haben und die auch in Stresssituationen relativ ausgeglichen sind. Jetzt überlegen Sie sich, wo sind Sie auf einer Skala von Null bis zehn. Niedrige Werte: Sie sind ganz cool, stabil, ruhig und zufrieden; hohe Werte heißt: Sie sind besorgt, labil, launenhaft, Sie sind leicht aus dem Gleichgewicht zu kriegen. Das ist Faktor Nummer eins, der Neurozitismus.
Faktor zwei: Extraversion. Jeder hat schon gehört, dass es extrovertierte und introvertierte Menschen gibt. Die hohen Extraversionswerte beschreiben die Aktivität oder zwischenmenschliches Verhalten. Das sind zum Beispiel Menschen, die sehr gesellig sind, Menschen, die sehr aktiv, sehr gesprächig, energetisch, heiter sind, die optimistisch, also gut drauf sind. Extrovertiert sind Menschen, die Gesellschaft von Menschen mögen. Sie fühlen sich in Gruppen total wohl. Bei extrovertierten Menschen untereinander ist immer etwas los, sie haben immer viel Spaß miteinander. Extrovertierte Menschen lieben auch Aufregung. Es gibt Menschen, die ziehen daraus Energien. Sie sind in Gruppen und haben Spaß. Sie könnten sich nie vorstellen, Zeit alleine zu verbringen.
Dann gibt es das Introvertierte. Das ist sozusagen der niedrige Wert an Extraversion. Menschen mit hohen Intraversionswerten sind eher ausgeglichen aus sich heraus. Sie brauchen keine großen Stimulie von außen. Sie sind zurückhaltend, konzentrieren sich gerne und sind gerne alleine. Sie sind gerne unabhängig. Sie sind nicht die Herdentiere, sie können sich auch alleine an einen Schreibtisch setzen und alleine für sich werken. Diese Menschen bekommen Energie von innen heraus. Es gibt Menschen, die brauchen Energie von außen, und der introvertierte Mensch bekommt sie von innen heraus. Für den Introvertierten ist es schlimm, wenn er sich in eine Gruppe Menschen begeben soll, um da viel Zeit zu verbringen. Das geht ihm auf die Nerven, das macht ihn kaputt, er verliert da nach kurzer Zeit seine Energie. Hoch introvertierte Menschen denken ausgiebig über Dinge nach, bevor sie handeln. Das sind Menschen, die auch viele Ideen haben und eher in kleinen Gruppen arbeiten. Also wo sind Sie im Vergleich auf der Skala von Null bis zehn? Null sind ganz geringe Extraversionswerte, hohe Extraversionswerte wären zehn. Also nochmal, die stillen, reservierten, schüchternen, ausgeglichenen sind die niedrigen Werte, die hohen, das sind die gesprächigen, energiegeladenen, die Typen, die eine Gruppe um sich herum brauchen. Wo sind wir?
Faktor Nummer drei: die Offenheit für Erfahrungen. Was ist die Offenheit für Erfahrungen? Das ist die Eigenschaft, mit denen das Interesse und das Ausmaß der Beschäftigung mit neuen Erfahrungen und Ergebnissen und Eindrücken zum Ausdruck gebracht wird. Die Offenheit für Erfahrung ist der Wert dafür, wie aktiv ich mich mit meiner Umwelt beschäftige. Hohe Werte beschreiben Menschen, die phantasievoll sind, die ihre eigenen Gefühle total wahrnehmen und ausleben, sowohl positive als auch negative. Das sind Menschen, die an öffentlichen Vorgängen interessiert sind, die fragen, was ist los. Sie sind wissbegierig, sie sind eher intellektuell, phantasievoll, experimentierfreudig, künstlerisch interessiert. Es sind auch Menschen, die eher bereit sind, bestehende Normen kritisch zu hinterfragen und auch mal etwas Neues zu machen, neue Dinge zu machen, neue Wertvorstellungen. Einmal eine neue Partei zu wählen, neue Fernsehprogramme zu gucken und sich in Büchern in neue Themen einlesen. Also solche Menschen, die in ihrem Urteil relativ unabhängig sind und die auch unkonventionell sind oder neue Sachen ausprobieren. Wenn Sie dabei aber niedrige Werte haben, dann sind Sie nicht offen für neue Erfahrungen. Das sind Menschen, die eher konventionell handeln, die eher das machen, was sie schon immer gerne tun. Es sind eher konservative Menschen, die Bekanntes und Bewährtes dem Neuen vorziehen und ihre eigenen emotionalen Reaktionen eher gedämpft wahrnehmen. Wo sind Sie auf einer Skala von Null bis zehn? Offen für neue Erfahrungen oder eher verschlossen?
Der Big Five-Faktor Nummer vier ist die Verträglichkeit. Das ist die Dimension, die das Verhalten zwischen Menschen beschreibt. Menschen mit hohen Verträglichkeitswerten sind altruistisch, sie denken an andere, reagieren meistens mit Verständnis, mit Wohlwollen, mit Mitgefühl. Sie wollen anderen helfen, sind überzeugt davon, dass andere Menschen genauso hilfsbereit sind wie sie selbst. Sie neigen dazu, Vertrauen auszustrahlen, zu Kooperativität, zu Nachgiebigkeit und haben ein starkes Harmoniebedürfnis. Menschen mit niedrigen Verträglichkeitswerten, sind eher egozentrisch organisiert, eher misstrauisch gegenüber anderen. Sie gucken eher, dass sie selbst nach vorne kommen und gehen auch eher ruppiger durch die Welt. Sie sind eher kompetitiv, sie streiten gerne mit anderen, sie wollen in Wettbewerben eher siegen. Wo sind Sie hier? Ist Ihre Verträglichkeit eher bei hohen oder niedrigeren Werten?
Der Big Five-Faktor Nummer fünf ist die Gewissenhaftigkeit. Personen mit hohen Gewissenhaftigkeitswerten sind diejenigen, die eher organisiert handeln, die sorgfältig sind, die planend sind, die effektiv handeln, die verantwortlich, zuverlässig und überlegt handeln. Die immer genau wissen, was gerade zu tun ist, die sich ganz besonders Mühe geben. Leute, die mit niedrigen Gewissenhaftigkeitswerten durch die Welt laufen sind diejenigen, die eher schlampig, unsorgfältig, unachtsam, ungenau sind, die sagen, lass fünfe gerade sein, ist egal was daraus wird.
Jetzt können Sie sich vorstellen, dass man mit diesen fünf verschiedenen Charakteren oder verschiedenen Ausprägungen ganz viele verschiedene Menschentypen beschreiben kann und ganz viele Persönlichkeitstypen beschreiben kann. Wo sind Sie auf dieser Skala: Extraversion, Verlässlichkeit, Gewissenhaftigkeit, emotionale Stabilität beziehnungsweise Neurozitismus und Offenheit für Erfahrung? Jeder Mensch ist unterschiedlich, und auch die vier großen unterschiedlichen Menschentypen sind bezüglich der Ausprägung der einzelnen Merkmale unterschiedlich. Aber welche vier verschiedenen Menschentypen das sind, das hören wir im nächsten Motivations-Podcast.
Bis dahin alles Gute und herzliche Grüße an Ihren inneren Schweinehund.