German Darts Championship – Freitag, der 13., wem sollte er Pech bringen, für wen würde es ein Glückstag sein?
An diesem Freitag öffnete Hildesheim seine Pforten, genauer gesagt war es die traditionsgeballte Halle 39 die zum Darts-Stelldichein einlud. Die German Darts Championship bildet den Abschluss der PDC European Tour, das letzte Turnier vor der European Darts Championship, gleichbedeutend der Darts Europameisterschaft. Für das prestigeträchtige Major mit Austragungsort Dortmund werden hier ja auch die letzten Tickets vergeben. Titelverteidiger Michael van Gerwen wird morgen Abend ins Geschehen eingreifen, er trifft dann auf den Sieger der heutigen Nachmittagspartie Steve Lennon versus Marcus Kirchmann. Ein Duell, das nicht nur deswegen besonders interessant ist, weil der Gewinner als Nächstes den Darts-Giganten „Mighty Mike“ fordern darf, sondern weil mit Marcus Kirchmann auch der erste Deutsche in den Startblöcken steht. Die erfolgreiche Qualifikation für die diesjährige German Darts Championship, wo er sich gegen so namhafte deutsche Darts-Akteure wie David Schlichting oder „The Tunnel“ Kai Gotthardt durchsetzen konnte, ist in der Tat auch Kirchmanns bislang größte Errungenschaft. Der eine oder andere Auftritt auf der Development Tour oder bei Turnieren des DDV, mehr steht noch nicht auf der Agenda des jungen Deutschen. So durften wir gespannt sein, auf den ersten größeren Live-Auftritt von Marcus Kirchmann.
Aber auch die übrigen Duelle – am Nachmittag mit den ersten acht Matches der Runde 1 – versprachen einiges an Gewicht. Die erste Runde (und übrigens auch die weiteren bis einschließlich Viertelfinals) werden im Best-of-11-Legs Modus abgehalten, d.h. derjenige, der zuerst sechs Legs abräumt, darf wiederkommen, die anderen fahren nach Hause.
Wer wird der Gegner des frisch gekürten Major-Champions Luke Humhries?
Den Auftakt machten Boris Krcmar und Ryan Joyce. Seinen Spitznamen „The Biggest“ verdankt Boris Krcmar seiner beeindruckenden Körpergröße. Mittlerweile ist er auf dem besten Weg in der Darts-Gilde seiner Heimat Kroatien auch „The Greatest“ zu werden. Im Softdarts ist er bereits mehrfacher IDF World Champion sowie unangefochtener Regent zahlreicher anderer renommierter Turniere. Somit ist der Kroate fester Bestandteil der E-Dart-Elite, muss im Steeldarts jedoch noch einiges nachlegen. Immer wieder bemerkenswert, wenn schwerer gewichtige Spieler zu eher leichtgewichtigen Darts greifen, so auch Boris Krcmar, dessen Pfeile gerade mal 16 Gramm auf die Waage bringen. Heute Nachmittag forderte er Ryan Joyce, der bislang ein Event der Pro Tour für sich entschied und ansonsten das Erreichen des Viertelfinales bei der WM 2019 als größten PDC Erfolg verbuchen konnte. Um „The Biggest“ heute in die kleineren Schranken zu verweisen, bedurfte es heute mal wieder absolute Unerbittlichkeit von „Relentless“.
Boris Krcmar servierte im ersten Leg denn auch die erste 180 des Wochenendes und holte sich folgerichtig besagten Durchgang. Ryan Joyce zeigte in der Anfangsphase durchaus hervorragendes Scoring, was „The Biggest“ aber nicht davon abhielt, auch Leg 2 und 3 abzuräumen. Im vierten Leg brauchte Joyce zwar etliche Darts für das Double-out, schaffte aber doch endlich den Anschluss zum 1:3, verkürzte auch im nächsten Leg und schaffte es, die Grafik auf 2:3 zurechtzurücken. Aber damit nicht genug, Ryan Joyce glich kurz darauf sogar zum 3:3 aus. Doch Boris Krcmar hatte sich die Aufholjagd des Engländers lange genug angesehen, ging danach erneut in Führung. Das 4:3 verdankte der Kroate allerdings in erster Linie einem folgeschweren Fehlwurf von Joyce bei dessen Versuch die 32 auszumachen. Im achten Leg hatte sich Ryan Joyce wieder einigermaßen von seinem Fauxpas erholt, schaffte erneut den Ausgleich. 4:4. Doch Boris Krcmar setzte nun zum Endspurt an und auch wenn dieser alles andere als fehlerfrei war, gelang es ihm, sich in Leg 9 und 10 durchzusetzen und somit den Sieg im ersten Spiel dieser Nachmittagssession einzufahren. 6:4 für den Mann aus Zagreb, der heute ebenso wie der Engländer ausgesprochen fehlerbehaftet gespielt hatte, dessen Pfeilentgleisungen letzten Endes aber doch weniger Schaden angerichtet hatten als die seines Gegners. In der nächsten Runde bekommt es „The Biggest“ mit Luke Humphries zu tun.
Kopf-an-Kopf-Rennen
Als nächstes betraten Martin Lukeman und Madars Razma die Bühne. Martin Lukeman, der beim German Darts Grand Prix in München ebenso durch hervorragende Leistungen am Board auffiel wie durch seinen Belly Dancing Walk-on auf dem Floor des Zenith, dem Austragungsort im Münchner Stadtteil Freimann. Lukeman hatte aber auch allen Grund zum Freudenbauchtanz, hatte er doch gerade sein erstes Pro Tour Finale erreicht, das er dann jedoch ziemlich eindeutig gegen Luke Humphries verlor. Ja, auch auf Luke Humphries schauen wir gerade dieser Tage mit besonderem Augenmerk, der frisch gekürte World Grand Prix Sieger, der seinen ersten Major-Pokal nach Hause brachte, wird morgen Abend ins Turnier einsteigen, wie gesagt, sein Gegner: Boris Krcmar.
Doch zu diesem Duell: Martin Lukeman trat gegen Madars Razma an, ein sehr interessanter Spieler aus Lettland, mit dem man jederzeit und überall rechnen muss und der immer gut ist, für das Erreichen der nächsten Runde. Madars Razma, die aktuelle Nr. 32 der Welt und somit auf der besten Position, die er jemals innehatte, holte sich das erste Leg gegen die derzeitige Nummer 38, Martin Lukeman. Der Engländer wird übrigens nicht „Belly Dancer“ genannt, schon allein deshalb, weil der Bauchtanz in München, umgehend von der Ehefrau untersagt, sein einziger bleiben sollte, sondern er trägt den Nickname: „Smash“. Und „Smash“ warf auch die erste 180 des Matches und warf postwendend das Re-Break zum 1:1. Im nächsten Leg lag Lukeman bereits vermeintlich unerreichbar vorne, doch die sieben Fehlwürfe aufs Doppel sollten sich ausbezahlen. Allerdings ging der „Scheck“ an den lettischen Spieler, der sich damit eigentlich unverhofft das 2:1 holte. Dann war Razma in Fahrt, baute seine Führung rasch auf 3:1 aus. Martin Lukeman fand es an der Zeit, endlich auch seine erste 180 zu werfen, ließ jedoch abermals Leg-Darts liegen. Dennoch bekam er eine weitere Chance und diesmal checkte er erfolgreich aus, verkürzte auf 2:3. Im sechsten Leg ein entscheidender „Dart-Fall“ von „Razmatazz“. Sein Pfeil hatte schon ganz tief ins Board geblickt, fiel aber dann vom Dunkel des Loches vermutlich abgeschreckt, gnadenlos zu Boden. Dieser Bouncer brachte Lukeman den erneuten Ausgleich 3:3, der ihm offensichtlich auch noch den Auftrieb für die 4:3 Führung bescherte. Doch Madars Razma konnte den kleinen Lauf seines Kontrahenten auch wieder stoppen, Ausgleich 4:4. Martin Lukeman wusste neuerlich zurückzuschlagen, holte sich das 5:4, während Razma den Ausgang offenhalten wollte und wieder zum Gegenschlag ausholte. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das ins entscheidende elfte Leg ging. Man merkte dem Letten an, was auf dem Spiel stand, er zeigte Nerven und so musste er im Decider bei seinen verbliebenen 170 hoffen, dass Lukeman weiterhin Schwächen beim Auschecken haben würde. Hatte er diesmal nicht, das Match ging 6:5 an Martin Lukeman.
"Scotty 2 Hotty" vs “The Killer”
Das nächste Spiel sah den Auftritt von Scott Waites, dem zweifachen BDO Weltmeister (2013 und 2016) vor. Die großen Triumphposen des Engländers, den man zweifelsohne bereits als Darts-Legende bezeichnen darf, liegen zwar schon einige Tage zurück, so beispielsweise der Erfolg bei so renommierten Turnieren wie dem World Masters (2011) und dem Grand Slam of Darts (2010), dennoch ist "Scotty 2 Hotty" immer noch heiß aufs Spiel und so durfte man sich auch auf sein Erscheinen freuen. Gefordert wurde er von George Killington, der den Nickname „The Killer“ trägt, aber sonst noch ein eher unbeschriebenes Blatt in den Darts-Annalen darstellt. So befanden wir uns bei diesem Match eher auf den oberen Rängen der Order of Merit, denn hier traf die Nummer 76 (Waites) auf die aktuelle 87 (Killington). Die Dartsscheibe musste sich bei diesem Duell auf größere Verletzungsrisiken gefasst machen, denn mit 34g Darts konnte sich „The Killer“ auch als „Board-Killer“ erweisen. Der 27-jährige George Killington, Engländer wie auch sein Kontrahent, ging erstmal genüsslich 1:0 in Führung, doch Scott Waites wartete nicht lange, um es ihm gleichzutun. 1:1. Mit dem ersten High-Finish des Nachmittags holte sich Killington das 2:1, bekundete aber seinem Anhang umgehend mit den entsprechenden Gesten, ob der ausgecheckten 112 nicht gleich abzuheben. Auch hier ging es im Wechseltakt weiter bis zum 3:2 für „The Killer“, bevor der mit einem Break zum 4:2 den Rhythmus durchbrach. Russ Bray, der Caller dieser Partie, musste das Publikum zwischendurch ermahnen, weil George Killington beim Auschecken durch Pfiffe mehrfach gestört wurde. Der hatte es jedoch mit Leg-Gewinn und bösen Blicken gen Zuschauersaal quittiert. Doch die Irritationen schienen George Killington dennoch mehr beeinflusst zu haben, als dies zunächst erkennbar gewesen wäre, denn danach brach plötzlich sein Scoring komplett ein. Auf der anderen Seite lief "Scotty 2 Hotty" richtig heiß, spielte sich regelrecht in einen Wurf-Rausch hinein. Kurz darauf der Ausgleich zum 4:4, bevor Waites die eigentliche Keule herauszog.
Das neunte Leg brachte die Sensation
Scotty Waites begann mit drei perfekten Würfen, plötzlich waren es sechs perfekte … – man traute seinen Augen kaum und ehe man sich versah: der erste 9-Darter des Turniers und das in der Nachmittagssession des ersten Spieltags. Killington kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus, schaffte es dennoch irgendwie, nach vergebenen Match-Darts von Waites, das 5:5 zu erzwingen. Auch dieses Spiel ging über die volle Distanz. An Spannung kaum zu übertreffen, hatten beide die Möglichkeit, als Sieger von der Bühne zu gehen, schlussendlich nutzte George Killington diese Chance. Waites verfehlte die Double 6, traf stattdessen die einfache Zahl, sein Gegner bewies Killer-Qualitäten und checkte die 54 aus. Somit holte George Killington mit 6:5 seinen ersten Sieg auf der European Tour. Der unterlegene Scott Waites konnte sich allenfalls mit dem erfolgreichen 9-Darter trösten.
Das Darts Debut
Dann der erste Auftritt eines Vertreters aus Deutschland. Besagter Marcus Kirchmann, 25 Jahre jung, sollte gegen Steve Lennon zeigen, was seine beachtlichen Leistungen bei den Qualifikations-Matches auf der großen European Tour Bühne wert waren. Steve Lennon, längst kein unbekannter Name mehr, auch wenn die ganz großen Erfolge bislang noch ausgeblieben sind. Dennoch ist der Ire bereits ein Routinier am Board und somit eine gediegene Herausforderung für den deutschen Newcomer.
Marcus Kirchmann, der den Walk-on sichtlich genoss – ohne Ohrenbegrenzung hätte er rundum lächeln können, so sehr strahlte der junge Nachwuchsspieler übers ganze Gesicht – hielt sich im ersten Leg seiner Premiere auf der European Tour schadlos. Zweifelsfrei euphorisiert von den Qualifying Matches spielte er seine erste 180 und gewann auch gleich besagtes Leg. Steve Lennon sorgte für den Ausgleich. 1:1. Im dritten Leg zeigte Kirchmann dann auch gleich seine ersten „Goldilocks“, den Wurf aufs falsche Doppel. Aber er bekam noch mehrere Chancen und frei nach dem Moto „Egal wie“ gelang ihm doch noch das 2:1. Und dann war auch das erste Break nur noch eine Frage der Zeit, 3:1 für den Deutschen. Doch Kirchmann wollte es hier noch nicht gelingen, das Break auch zu bestätigen und „Scuba Steve“ holte den Anschluss zum 2:3, wurde immer sicherer auf die Doppel und schaffte mit dem nächsten Leggewinn den Ausgleich. 3:3. Trotz kurzzeitig neuerlicher Doppelschwäche seines Gegners verpasste auch Marcus Kirchmann im siebten Leg das Double mehrfach und so ging Lennon mit 4:3 das erste Mal in diesem Match in Führung. Das war dann auch so ein bisschen der Wendepunkt im Spiel, denn der Ire hatte sich nun endgültig von den anfänglichen Unzulänglichkeiten erholt und nachdem er bereits das 5:3 ausgemacht hatte, verwandelte er seinen ersten Match-Dart ins Double-16, bezwang somit Marcus Kirchmann mit 6:3. Entgegen dieses eindeutigen Resultats verkaufte Marcus Kirchmann bei seinem ersten Auftritt auf der großen Bühne seine Darts-Haut ausgesprochen teuer und servierte viel Sehenswertes. Man verbreitet keinesfalls unbegründete Zuversicht mit der Gewissheit, dass die Premieren-Performance des Deutschen trotz Niederlage für die Zukunft hoffen lässt.
Im nächsten Match sah man Karel Sedlácek gegen Alan Soutar. Sedlácek, der immer in der Lage ist, sich für die größten Turniere zu qualifizieren, dann aber über die ersten Runden selten hinaus kommt, kann an einem guten Tag auch die Größten schlagen, da muss allerdings dann auch immer einiges stimmig sein. Der tschechische Dartspieler startet aktuell die dreistelligen Rangpositionen in der Order of Merit, sprich er ist zur Zeit die Nummer 100. Mit Rang 33 in der Weltrangliste sah es für Alan Soutar schon weit besser aus. Zudem könnte sich für den Schotten bei diesem Turnier noch die Chance ergeben, zur European Darts Championship zu reisen. Auf der European Tour Order of Merit derzeit auf Platz 39 rangierend, müsste Alan Soutar in Hildesheim allerdings wirklich weit kommen, um sich das Ticket für das Major in Dortmund noch zu ziehen. Eine weitere wichtige Motivation für Soutar ist sicherlich, dass er sich unbedingt für die WM 2024 qualifizieren sollte, denn dort gilt es für den Schotten, knapp 35.000 Great Britische Pfund zu verteidigen. Man fragt sich ohnehin, woher der Mann aus Arbroath/Schottland noch die Zeit fürs Dartstraining hernimmt, denn neben dem Präzisionssport absolviert Alan Soutar auch noch den regelmäßigen Dienst als Feuerwehrmann. Und dass er löschen kann, bewies er auch am heutigen Nachmittag, als er nicht nur grandioses Scoring zeigte, sondern zudem eine herausragende Double-out-Quote präsentierte und damit seine brillante Performance unterstrich. Ohne langes Zaudern ging der Schotte 4:0 in Führung. Karel Sedlácek hatte wenige kleinere Chancen, um mal dazwischen zu grätschen, doch Soutar ließ so gut wie nichts zu. Dann das fünfte Leg. „Soots“ stand auf 77, traf im ersten Wurf nur die 7, mit dem zweiten Pfeil die einfache 20. Was tat Alan Soutar also – zu seinem heutigen Auftritt passend? Klar, er holte sich das 5:0 mit dem Bullseye. Gerade noch kurz vor Torschluss schaffte es Sedlácek den „White Wash“ zu verhindern. 5:1. Doch nach einem „Gnaden-Leg“ war Schluss mit Soutars Großzügigkeit, er machte den Deckel drauf, gewann mit einem eindrucksvollen 6:1 gegen seinen tschechischen Kontrahenten.
Deutsche Hoffnungen
Mit Marcus Kirchmanns Ausscheiden waren die Hoffnungen auf ein Weiterkommen eines deutschen Teilnehmers an diesem Nachmittag aber noch keineswegs erloschen. Denn im nächsten Match würde Nico Kurz ans Oche treten. Der unfassbar talentierte Spieler aus dem hessischen Hanau, der weiterhin auch bei den e-Dartern mitmischt (seine Eltern, beide deutsche E-Dart-Meister in ihren Klassen, haben da natürlich auf ihn abgefärbt) und der auch sonst dem Dartsport nicht die allerhöchste Priorität einräumt, (was selbstverständlich sein gutes Recht ist), dafür aber richtig beeindruckende Performances mit den Steel-Darts zeigt, sollte es heute mit Dylan Slevin zu tun bekommen. Und während von Nico Kurz noch kein Nickname bekannt ist, hat sich Dylan Slevin mit „Slevinator“ und “Oceans” gleich zwei Nicknames zu eigen gemacht hat. O.k., irgendeinen Ausgleich zwischen den beiden musste man ja vorher schon konstatieren können. Obwohl bereits mit zwei Spitznamen ausgestattet, ist der junge Ire erst seit 2022 aktiv im Dartssport unterwegs, seit 2023 besitzt er die PDC Tour Card und rangiert derzeit auf Platz 89 der Weltrangliste.
Nico Kurz macht kurzen Prozess
Heute Nachmittag würde „Oceans“ wohl gleich mehrere Weltmeere überqueren müssen, denn Nico Kurz präsentierte sich in Topform. Wie sein Landsmann zwei Matches zuvor, zeigte auch Nico Kurz bereits im ersten Leg seine erste 180 des Nachmittags und ging gleich mal 1:0 in Führung. Nachdem jeder seinen Anwurf bis zum 2:1 (für Nico Kurz) halten konnte, nahm der Deutsche das vierte Leg zum Anlass, sein erstes Break zu spielen. 3:1. Doch auch der Engländer kann Break, holte sich den Anschluss zum 2:3, was er aber nicht zu bestätigen vermochte. Somit Nico Kurz mit dem erneuten Break, 4:2. Mit besonderer Aufmerksamkeit dürfte auch Gabriel Clemens dieses Match verfolgt haben, denn ein Sieg von Nico Kurz würde automatisch die Teilnahme von „Gaga“ Clemens bei der European Darts Championship bedeuten, ohne dass dieser heute auch nur einen Pfeil abzuschießen bräuchte. Und Nico Kurz kam diesem Ziel mit riesengroßen Schritten näher. Nach dem 5:2 ließ Nico, genannt Nico, nichts mehr anbrennen. Die 76 checkte er souverän mit 20, 16, Doppel-20 aus und gewann damit sein Match gegen „Oceans“ ohne jemals in größere Verlegenheit gekommen zu sein. Damit bereits ein Deutscher sicher in der zweiten Runde, wo „The Ferret“ Jonny Clayton auf ihn wartet.
Womit wir zu einem der drei Teilnehmer namens „Smith“ kommen. Nein, nicht der „Bully Boy“ und auch nicht „Smudger“ Ross Smith, sondern der Kanadier Jeff Smith, ehemaliger Finalist der BDO Weltmeisterschaft, genannt „The Silencer“. Sein heutiger Gegner Darryl Pilgrim, der seine Einlaufmusik „Glad all over“ auch gleich zu seinem Nickname gemacht hat, trat hier im gestreiften Fußballshirt-Muster an – dieselben Farben wie eh und je, doch wir kennen das Blau-Rot sonst eher in Dart-gerechter Dresscode-Anordnung. Aber wir gehen davon aus, er hatte die Erlaubnis der PDC, sonst wäre er vermutlich so nicht bis ans Oche gelangt. Und dort gab er auch eine mehr als überzeugende Leistung, überrollte seinen Gegner regelrecht und ging binnen kurzer Zeit 5:0 in Führung. Kleine Parallele zum vorausgegangenen Spiel: auch diesmal vermied der Gegner, in dem Fall Jeff Smith den „White Wash“ – ich glaube, es waren seine ersten Darts überhaupt auf Double-out – und rettete damit das 1:5. Doch ähnlich wie bei Alan Soutar war auch der Großmut von Darryl Pilgrim schnell Geschichte, mit einem 12-Darter, einem Average von 103,2 und 50% auf die Doppel, besiegelte er das 6:1. „Glad all over“ war heute nicht nur seine Walk-on-Hymne und sein Nickname, sondern auch das Fazit seiner Perfomance.
„The Dutch Dragon“ trifft auf den „Planer“
Den Abschluss der Nachmittagssession, die so viele hochkarätige Highlights parat gehalten hatte, bildeten Patrik Kovács und Jules van Dongen. Jules van Dongen, „The Dutch Dragon”, ebenso wie Dirk van Duijvenbode gebürtiger Niederländer und auch bei seinen Walk-on-Hardstyle-Rhythmen musste man zwei Mal hinschauen, ob nicht eventuell der „Titan“ gleich die Bühne betreten würde. Doch es war in der Tat Jules van Dongen, der zwar im Niederländischen Meerssen geboren wurde, in der Tat aber die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, da er auch in den Vereinigten Staaten beheimatet ist. Bemerkenswerter Fakt: van Dongen hat erst vor wenigen Jahren in den USA seinen gut dotierten Beruf an den Nagel gehängt, um sich Vollzeit auf Darts zu konzentrieren. Seit 2022 besitzt er die Tour Card. Sein Gegner, Patrik Kovács, „The Planer“ aus Ungarn, der ebenfalls noch nicht allzu viele Einträge in den Annalen des Darts aufweisen kann. Bis zum 3:0 für den „Dutch Dragon“ sah man wenig bis so gut wie gar nichts von Kovács. Dann endlich dessen Anschluss zum 1:3, was Jules van Dongen aber umgehend mit dem 4:1 beantwortete. Ein letztes Lebenszeichen vom Ungarn brachte das 2:4. Neuerlich entgegnete van Dongen dementsprechend und baute seine Führung erst auf 5:2 aus, bevor er das Spiel mit 6:2 endgültig eintütete.
Die Nachmittagssession hat uns bereits eine Menge „Man-fasst-es-nicht-Momente“ beschert. Kurze Pause, bevor es weiter geht mit der Abendsession und weiteren Darts-Krimifolgen.