World Series of Darts Finals 2024: Der Topstar der Niederlande treibt das Drama auf den Gipfel – spannender kann man es nicht gestalten und auch sonst war reichlich Aufregung geboten

Die AFAS Live Veranstaltungshalle in Amsterdam avancierte am gestrigen Abend zu einer Achterbahn der Gefühle. Die Zuschauer durften sich auf eine emotionale Berg- und Talfahrt begeben, die ihresgleichen suchte. Zunächst musste die Menge mit der Enttäuschung fertig werden, dass die niederländische Darts-Legende Raymond van Barneveld frühzeitig die Segel strich. Er hatte Shootingstar Luke Littler im Generationenduell, – Raymond van Barneveld ist exakt 40 Jahre älter als der blutjunge Engländer – einen reellen Kampf geliefert, nach hinten hinaus, ging ihm aber dann doch ein wenig die Luft aus. Womöglich hemmte ihn auch die vorausgegangene, enorm ausgeprägte Respektsbekundung ein wenig und vielleicht hätte er diese auch erst im Nachhinein laut äußern sollen. So hatte der Gegner noch einen zusätzlichen Motivations-Booster erhalten. Wobei – man muss sich natürlich auch fragen, ob Luke Littler diesen verbalen Energy-Drink überhaupt nötig hat. Der 17-Jährige war sowieso komplett konzentriert in diese Partie gegangen und man merkte ihm im Anschluss auch an, dass er durchaus gefordert worden war. Dann war da noch das rein niederländische Duell: Michael van Gerwen versus Danny Noppert. „Mighty Mike“ stellte ein weiteres Mal klar, wer die Nummer Eins in den Niederlanden ist, der Saal freute sich in jedem Fall. Nur zum Schluss durchlebte das Publikum Tragik vom Feinsten: die zwei niederländischen Hoffnungen, die bis dato erstklassige Performances an den Tag gelegt hatten, standen auch in ihren jeweiligen Achtelfinalpartien schon ganz kurz vor dem vollen Erfolg, beide führten mit 5:3, beide wurden von einem ehemaligen Weltmeister aus England doch noch abgefangen und in den Decider gezwungen. In beiden Fällen war es ein höchst nervenstarkes Last-Minute-High-Finish, welches die Engländer wieder ins Spiel zurück katapultiert hatte, beide Niederländer lieferten einen vielversprechenden Set-up-Shot und beide mussten danach dem englischen Gegner zum Sieg gratulieren. Nach fast identischem Muster erlebten die Zuschauer in Amsterdam, in zwei aufeinanderfolgenden Matches, ein für sie Albtraum-gerechtes Déjà-vu. Namentlich war es Rob Cross, der den bis dahin fulminant aufspielenden Kevin Doets erbarmungslos doch noch aus dem Turnier warf, und Michael Smith setzte den letzten Hoffnungen von Wessel Nijman ein jähes Ende. Des Weiteren gibt es von gestern Abend zu vermelden, dass Boris Krcmar Chris Dobey einen guten Kampf lieferte, dem Engländer dann aber doch unterlag. Auch Damon Heta wehrte sich lange gegen Luke Humphries, bevor der Weltranglistenersten seine Überlegenheit ausspielte. Peter Wright machte hingegen kurzen Prozess mit dem Kanadier, Jeff Smith, und auch Daryl Gurney musste erstaunlich wenig Mühe aufwenden, um Gerwyn Price, der am Nachmittag noch brilliert hatte, nach Hause zu schicken.

„Crunchtime“ im AFAS Live

Die maximal mögliche Legausbeute war heute signifikant angehoben worden, bereits die Viertelfinals wurden im Best-of-19-Legs Modus ausgetragen, das bedeutete, man brauchte zehn Leggewinne, um ins Halbfinale einzuziehen. Und der Nachmittag begann auch gleich mit einer Hammer-Paarung: Luke Littler forderte hier Chris Dobey zum Duell am Oche. Chris Dobey hatte das Ausbullen gewonnen und startete furios ins Match. Der 12-Darter: 96 – 180 – 125 – 100, bescherte ihm das 1:0, aber Luke Littler hatte im zweiten Durchgang sofort die passende Antwort parat. Auch wenn das 164er-Finish zunächst noch am Bullseye scheiterte, der Ausgleich mit insgesamt 14 Würfen, war es allemal. Chris Dobey hatte in diesem Leg durchaus eine Break-Möglichkeit, verpasste die aber, sowas kann man sich gegen Luke Littler eigentlich kaum leisten. 1:1. Beide begannen den dritten Durchgang mit der 180, Littler stand im Endspurt, dank optimaler Vorbereitung (140), auch mit 24 Rest bereit, aber Dobey, der zuvor neuerlich eine Aufnahme auf Doppel liegen gelassen hatte, rettete seinen Anwurf mit dem fünften Checkout-Dart, 2:1. Der 13-Darter im vierten Leg gereichte Luke Littler zum neuerlichen Ausgleich, 2:2, bevor Chris Dobey in Durchgang Fünf zwar am 126er-Finish scheiterte, aber nicht am Leggewinn, 3:2. Der aktuelle Premier League Champion präsentierte in Leg Sechs das High Finish, die 138 machte er mit zweimal Triple-19 und Doubel-12 aus, damit glich er wieder aus, 3:3. In Durchgang Sieben war es dann soweit, Chris Dobey hatte neuerlich einen Checkout-Dart ins Aus gesetzt, das bestrafte der Gegner mit dem ersten Break des Nachmittags, so hatte sich Luke Littler in diesem Viertelfinale auch zum ersten Mal die Führung verdient, 4:3. Ins achte Leg startete der amtierende PDC Juniorenweltmeister und PDC Vizeweltmeister mit sechs perfekten Darts, eine bessere Grundlage für den Leggewinn konnte man sich kaum schaffen. Letztendlich war es der 11-Darter, der ihm zum 5:3 verhalf. Chris Dobey hatte die Vorstellung offenbar irgendwie inspiriert, er begann das neunte Leg seinerseits mit sieben perfekten Darts, auch bei ihm war es schließlich der 11-Darter, der ihm den Anschluss bescherte, 4:5. Im Vergleich zu den zwei vorausgegangenen Durchgängen, holten sich beide Spieler die nächsten zwei Legs relativ unspektakulär, mit jeweils 15 Pfeilen, jeder hielt seinen Anwurf, 6:5 für Luke Littler. Einen Wurf weniger brauchte Littler in Durchgang Zwölf, um seinen Vorsprung wieder auszubauen, 7:5. Und auch in Durchgang 13 war Chris Dobey nicht schnell genug, der 17-jährige Kontrahent nahm ihm zum zweiten Mal in dieser Begegnung den Anwurf ab, 8:5. In Leg 14 erzielte „Hollywood“ abermals zweimal das Maximum, das war auch bitter nötig, wollte er endlich den Gegner auch seinerseits breaken. Doch zunächst waren bei Dobey wieder drei Fehlwürfe auf Doppel angesagt. Aber da auch Luke Littler tatsächlich fünf Versuche auf Double-16 verschleuderte, gelang Chris Dobey das lange angestrebte Break in diesem Leg doch noch, 6:8. Mit einem durchwegs bemerkenswerten 13-Darter bestätigte der 34-Jährige aus Bedlington, Northumberland, im 15. Durchgang das eben mühsam errungene Break und fand so wieder den Anschluss, 7:8. Doch im 14. Leg war Luke Littler erneut mit 14 zielsicher platzieren Treffern zur Stelle und erhöhte auf 9:7. Im zehnten Durchgang war abermals Showtime für den absoluten Topstar der Nachwuchsszene angesagt. Sechs perfekte Darts, damit begann er das Leg, ließ dem die 101 folgen, und auch wenn es zwei weiterer Aufnahmen bedurfte, mit denen er die verbliebene 40 ausradierte, – Jammern auf höchstem Niveau – nach insgesamt 14 Würfen war das 10:7 in trockenen Tüchern. Chris Dobey hatte einfach zu viele Chancen auf Doppel absolut fahrlässig über Bord geworfen und sich damit selbst um alle Möglichkeiten gebracht. Luke Littler mit 102,91 im Average, auch Chris Dobey konnte 100,17 Punkte im Schnitt ans Board hämmern, aber der junge Nachwuchskünstler aus Runcorn hatte einfach das weit bessere Timing zur Verfügung. Luke Littler zog somit das erste Halbfinal-Ticket der World Series Finals 2024.

Die Niederlande darf weiter hoffen und ihr Local Hero macht nebenbei sogar noch den Anglerschein

Die nächste Kracher-Partie stand auf dem Plan, na ja, eigentlich gab es heute ausschließlich Mega-Duelle. Luke Humphries gegen Michael van Gerwen – die Begegnung allein hatte allemal Endspiel-Qualität. Das Ausbullen hatte Luke Humphries gewonnen, doch den ersten Durchgang entschied Michael van Gerwen für sich, 1:0. Mit High Finish, 108 (T19, 19, D16) bestätigte er jenes Break im zweiten Leg auch und schritt mit 2:0 in Front. Luke Humphries konnte im dritten Durchgang endlich auf seine erste 180 zurückgreifen, mit insgesamt 13 Würfen verkürzte er hier auf 1:2. Doch „Cool Hand, Luke“ fand sich zunächst in keiner Weise befähigt, sich mit den Doppel-Segmenten anzufreunden, vier Pfeile am Checkout-Feld vorbei, das bestrafte Michael van Gerwen mit dem 3:1. In Durchgang Vier servierte sich Luke Humphries die geeignete Vorbereitung (104), auch die verbliebene 32 löschte er mit der nächsten Aufnahme ohne größere Umschweife, 2:3. Aber Michael van Gerwen war im Flow und er weiß auch bestens, wie man einen Vorsprung verwaltet, das sechste Leg holte er souverän, 4:2. Im siebten Durchgang waren es abermals die Checkout-Felder, die Luke Humphries zu schaffen machten. Mit der gründlich weggewischten 133 als Set-up-Shot hatte er sich beim vierten Gang ans Oche, die 40 in sauberer Manier aufbereitet. Aber dann landeten neun(!) Versuche auf Doppel irgendwo im Nirgendwo. Irgendwann konnte sich „Mighty Mike“ dieses Elend wohl nicht länger anschauen, und buchte sich sein zweites Break an diesem Nachmittag, 5:2. Im achten Durchgang hauten sich beide die Maxima nur so um die Ohren, jeder servierte in diesem Leg zweimal die 180. Und wieder ließ der Engländer einen Break-Dart liegen, aber auch Michael van Gerwen verpasste eine Aufnahme, um sich sein begonnenes Leg zu sichern. Letztendlich nutzte der Niederländer jedoch trotzdem den Vorteil des Anwurfs, damit hatte er theoretisch und praktisch drei Pfeile mehr, das und der 13-Darter, verhalf ihm zum 6:2. Den 13-Darter präsentierte auch Luke Humphries, und zwar in Durchgang Neun, wo er mit dem vortrefflichen Set-up-Shot (125) die 20 aufbereitet hatte, damit verkürzte der amtierende Weltmeister und World Matchplay Champion wieder, 3:6. Mit souveränem 97er-Checkout griff sich Michael van Gerwen das zehnte Leg und erhöhte auf 7:3. Auch in Leg Elf benötigte Luke Humphries acht(!) Checkout-Versuche, doch da ihm der Gegner in diesem Durchgang ausreichend Zeit gelassen hatte, Michael van Gerwen noch auf der 132, rettete Luke Humphries sein begonnenes Leg doch noch über die Ziellinie, 4:7. Durchgang zwölf stellte dann für den Engländer in der Tat eine Art Weckruf dar, offenbar hatte er nun den Warnschuss oder besser, die Warnschüsse seines Gegners vernommen, und zauberte aus dem Nichts den 12-Darter aus dem Hut, wohlgemerkt diesmal mit zielsicheren Checkout-Treffern: 59 – 180 – 180 – 82, 5:7. Auch der 14-Darter im 13. Leg konnte sich sehen lassen, Luke Humphries hatte nicht nur seine Sicherheit auf Doppel, sondern auch den Anschluss wieder gefunden, 6:7. Doch in Durchgang 14 war Michael van Gerwen wieder zur Stelle und zog standesgemäß den 11-Darter aus dem Ärmel: 134 – 140 – 134 – 93. Damit baute er seinen Vorsprung wieder etwas aus und kam gleichzeitig der finalen Ziellinie immer näher, 8:6. Das Highlight des Spiels lieferte Michael van Gerwen in Durchgang 15, den 12-Darter veredelte der dreimalige Weltmeister und siebenfache Premier League Champion mit dem „Big Fish“: 100 – 134 – 97 – 170. 9:6 für den Niederländer, der nur noch einen Leggewinn vom Halbfinale entfernt war. Das Publikum freute sich schon wie Bolle, aber der gestrige Tag hatte die Amsterdamer ja auch gelehrt, dass man sich nie zu früh freuen darf. Gestern standen jedoch zwei niederländische „Greenhorns“ am Oche, die sich von englischen Ex-Weltmeistern überrumpeln ließen. Heute stand hingegen Michael van Gerwen auf der Bühne! Dem konnte so etwas nicht passieren! Sollte man zumindest meinen. Aber besagter niederländischer Spitzenspieler der Weltklasse hatte im 16. Durchgang mit der 114 zwar die optimale Vorbereitung geliefert, verschleuderte dann aber die ersten drei Matchdarts ins Aus. Luke Humphries wusste daraus Kapital zu schlagen und die vorzeitige Niederlage abzuwenden, 7:9. Das war ein Break, das Michael van Gerwen sichtbar gerne vermieden hätte. Aber noch war ja nichts verloren. Im 17. Leg bekam „Mighty Mike“ die nächste Gelegenheit, das Spiel zuzumachen, es war Tops, das raus musste. Van Gerwen visierte die Double-20 an und versenkte den vierten Matchdart in der einfachen Eins. Luke Humphries, der zuvor seinerseits ebenfalls einen Checkout-Dart vergeben hatte, nutzte die Chance, im Turnier zu bleiben und verkürzte weiter, 8:9. Nach fortdauernd exzellentem Scoring waren es in Durchgang 18 fünf weitere Matchdarts, die Michael van Gerwen am Ziel vorbei manövrierte. So viel Leichtsinn konnte sich Luke Humphries nicht entgehen lassen. In gemächlichem Tempo holte er sich das nächste Break und hatte nun gar den Ausgleich erzwungen. Amsterdam bekam ein ganz mulmiges Gefühl. Würde sich der Albtraum des gestrigen Dramas ein drittes Mal wiederholen? Würde ein weiteres Mal der sicher geglaubte Sieg doch noch verloren gehen? War es wieder ein englischer Weltmeister, der den geliebten Lokalmatador ins Darts-Unglück stürzte? Michael van Gerwen beantwortete all diese Fragen mit Taten. Im Endspurt stand er auf der 180, Luke Humphries, der den Decider begonnen hatte, sah sich nurmehr mit 87 Punkten konfrontiert. Beim Versuch, sich einen passenden Set-up-Shot zu stellen, hätte Michael van Gerwen um Haaresbreite die komplette 180 gelöscht, eine größere Katastrophe hätte er wohl nicht kreieren können. Glücklicher Weise für ihn, landete der dritte Pfeil jedoch um ein My jenseits des Drahtes, da passte kein Blatt mehr dazwischen. Somit hatte er sich mit 140 gelöschten Punkten die 40 gestellt. Doch vorher war sein Gegenüber an der Reihe. Beim Versuch, für das Halbfinale 87 Punkte zu eliminieren, bugsierte der Engländer seine Pfeile in die 17 und die Triple-20, ergo fehlte die Double-5 zur Vergoldung des Comebacks. Luke Humphries traf jedoch nur das einfache 5er-Segment, damit sollte Michael van Gerwen seine zehnte(!) Chance erhalten, das Match doch noch für sich zu entscheiden. Diesmal ließ sich selbst Michael van Gerwen, der sonst ungeduldig mit den Hufen scharrt, wenn er nicht schnell genug am Oche sein kann, etwas mehr Zeit, um die Konzentration nochmal effektiv zu bündeln. Er visierte die Double-20 an … und diesmal saß der Pfeil mittig im Ziel. 10:9 für Michael van Gerwen gegen Luke Humphries. Große Erleichterung beim Niederländer, beim niederländischen Publikum und vor allem bei der Familie des Niederländers. Gattin Daphne war komplett aus dem Häuschen und auch die siebenjährige Tochter war kaum zu bändigen. Luke Humphries nahm es sportlich, so wie man es eben auch von ihm gewöhnt ist. Michael van Gerwen zeigte sich im anschließenden Interview eher zwiegespalten mit seiner Performance und natürlich, man kennt das von ihm, gab er niemand anderem als sich selbst die Schuld an der eigenen Unzulänglichkeit: “I have to blame myself, for doing it that close. ” Auf die zahlreichen Fehlwürfe beim Versuch, das Match zuzumachen angesprochen, bekannte er: “I feel like an amateur. You don`t wanna put yourself in that position. I could have lost that game.” Für neutrale Zuschauer bedeutete dies natürlich: Spannung pur bis zum letzten Dart, besser ging`s nicht! Aber Michael van Gerwen hatte natürlich keineswegs die Absicht gehabt, es derart spannend und nervenaufreibend zu machen und bemängelte abermals seine dürftige Konsequenz in der Durchschlagskraft: “I could have done a little bit more, to make it more relaxed for me, that`s the only thing, that is annoying.” Letzendlich war er aber doch ganz zufrieden, denn: “It is what it is!”

Die Beiden ließen es etwas ruhiger angehen

Nachdem die vorausgegangene Partie das Nervenkostüm, selbst wenn man nur Zuschauer*in war, hochgradig strapaziert und erschüttert hatte, kam nun ein „Calm-slowly-down-Match“ gerade recht. Dazu eignete sich die Partie: Peter Wright gegen Daryl Gurney de facto bestens. Daryl Gurney hatte das Ausbullen gewonnen, aber Peter Wright nahm ihm in gemütlicher Geschwindigkeit im ersten Durchgang den Anwurf ab, 1:0. Mit 14 Würfen bestätigte der schottische Publikumsliebling jenes Break und ging gelassen 2:0 in Führung. Daryl Gurney war noch lange nicht in der Spur, dennoch gelang ihm im dritten Durchgang die ideale Vorbereitung (134) und so sicherte er sich den Anschluss zum 1:2. Dass Daryl Gurney trotz alledem noch nicht im Spiel angekommen war, belegte er mit seiner Performance in Durchgang Vier bis Sechs. Eine Break-Chance verpasste der Nordire in Leg Vier, Peter Wright erhöhte auf 3:1. Im fünften Durchgang versuchte Daryl Gurney, die unglücklich verbliebene 8 mit der vermeintlichen Unglückszahl 13 zu löschen, die brachte ihm wahrlich Pech, in Form eines entschiedenen „No Score!“. Auf der anderen Seite bestrafte Peter Wright diesen Lapsus mit dem 4:1. Und auch in Leg Sechs misslang Daryl Gurney der Breakversuch, Peter Wright machte sich mit 14 Pfeilen auf und davon und stand nun bei 5:1. Im siebten Durchgang grätschte „Superchin“ mit respektablem 91er-Checkout nochmal bedächtig dazwischen, und korrigierte das Ergebnis zunächst minimal auf 2:5. Peter Wright verpasste in Durchgang Acht das „Shanghai Finish“, das eröffnete Daryl Gurney die Chance auf einen weiteren Leggewinn, die er diesmal auch nutzte. Das war sogar ein Break und brachte ihn bis auf 3:5 an den Gegner heran, der nun wenigstens wieder in Sichtweite war. Aber Peter Wright war wohl der Ansicht, der Kontrahent hätte nun genug von ihm gesehen, und packte im neunten Leg den 12-Darter aus. Zweimal die 140, dem ließ er die 100 folgen und vollendete das Leg mit High Finish. Für 121 Restpunkte versenkte er seine Pfeile in der Triple-20, in der 11 und schließlich stilbewusst im Bullseye, 6:3. Das mittige 50er-Segment traf er allerdings im anschließenden zehnten Leg nicht noch einmal, als er versuchte, auch die 124 mit einer Aufnahme auszuchecken. Kein Problem, der Gegner gewährte ihm einen weiteren Gang ans Oche, damit machte Peter Wright das 7:3 fix. Das Highlight dieser Partie lieferte dann aber überraschenderweise doch Daryl Gurney, der in Durchgang Elf das höchste Checkout des Spiels vom Board fegte. 158 Punkte löschte er mit zweimal Triple-20 und Double-19, damit verkürzte der 38-Jährige aus dem nordirischen Derry, ein weiteres Mal, 4:7. Peter Wright hatte sich in jenem elften Leg mit zwei aufeinanderfolgenden Maxima die 24 gestellt, stand also bereit, d.h. das 158er-Checkout war nicht nur ein sehenswerter Augenschmaus, sondern durchaus absolute Notwendigkeit. Das formidable Ausrufezeichen sollte jedoch keinen Wendepunkt in diesem Duell einleiten, schon im nächsten Durchgang frönte Daryl Gurney wieder der fatalen Tradition, Breakdarts zu vergeben. Peter Wright sagte stillschweigend „Danke!“ und erhöhte auf 8:4. Und auch im nächsten Leg ließ der Schotte nichts anbrennen, 9:4. Ein Doppelweltmeister weiß natürlich, was sich gehört, für den Schluss hatte er sich den 12-Darter aufgehoben: 140 – 180 – 105 – 76, und damit den Sack zugemacht. 10:4-Erfolg für Peter Wright über Daryl Gurney, wie in den vorausgegangenen Runden hatte Peter Wright auch hier nicht alles offenlegen müssen, was er mit Gewissheit noch im Köcher verborgend hielt.

Michael Smith und Rob Cross im Wechselbad der Gefühle

Die abschließende Viertelfinalpartie bestritten Michael Smith und Rob Cross, die beide, fast im Synchron-Verfahren, gestern Abend ihr Match noch sensationell gewendet hatten. Auch heute sollte es Parallelen geben, zumindest was die Comeback-Qualitäten betraf. In den ersten sechs Durchgängen konnte jeder sein begonnenes Leg halten, wobei beide ein mordsmäßiges Tempo vorlegten und auch beide mit fulminanten Einzelaktionen aufwarten konnten. Michael Smith präsentierte schon in Durchgang Zwei den 12-Darter: 45 – 180 – 180 – 96, Rob Cross antwortete in Leg Drei mit dem High Finish, 118 (18, T20, D20). Das „Shanghai Finish“ lieferte der „Bully Boy“ in Durchgang Vier, da konterte Rob Cross in Leg Fünf eben auch mit dem 12-Darter, mitsamt High Finish: 180 – 78 – 140 – 103 (T19, 14, D16). Mit 14 Würfen hatte sich Michael Smith den sechsten Durchgang geschnappt, 3:3, bevor er in Leg Sieben das erste Break dieser letzten Viertelfinalbegegnung einholte. Dank bemerkenswertem 11-Darter: 140 – 180 – 149 – 32, ging nun Michael Smith das erste Mal in diesem Duell in Front, 4:3. Und die schwer erkämpfte Führung wollte er auch nicht so schnell wieder hergeben. Daher bestätigte er das eben errungene Break in Durchgang Acht auch sogleich und baute so seinen Vorsprung auf 5:3 aus. Doch im neunten Leg war Rob Cross wieder zur Stelle, 14 Darts später stand es 4:5. Rob Cross war bewusst, er musste eine weitere Schippe drauflegen, wollte er sich wieder an die Spitze setzen. Aber zunächst galt es, den Ausgleich wieder herzustellen, dazu brauchte er nun seinerseits unbedingt das Break, dieser notwendigen Pflichtaufgabe entledigte sich „Voltage“, der heute wahrlich unter Strom stand, mit dem 12-Darter in Leg Zehn: 100 – 140 – 180 – 81, 5:5. Aber Michael Smith war zwischenzeitlich doch schon recht vertraut mit der Führung und wollte diesen Zustand schnellstmöglich wieder herstellen. Postwendend griff er sich im elften Durchgang das Re-Break und begab sich wieder nach vorne, 6:5. Und mit dem 12-Darter, inklusive High Finish, im zwölften Leg: 180 – 100 – 93 – 128 (T18, T18, D10) hatte er auch den Zwei-Punkte-Vorsprung unverzüglich wieder ergattert, 7:5. Doch im 13. Leg offenbarte der Spieler aus St. Helens unnötige Schwächen auf Doppel, davon profitierte der Gegner, Rob Cross fand neuerlich den Anschluss, 6:7. Und als Michael Smith im 14. Durchgang reichlich Aussetzer streute, schlug Rob Cross auch daraus Kapital und landete erneut das Break. 7:7, neuerlich war alles ausgeglichen. Nachdem Michael Smith die Führung abermals längere Zeit innegehabt hatte, befand es Rob Cross offensichtlich an der Zeit, auch mal wieder das Steuerrad zu übernehmen. Das 124er-Finish in Durchgang 15 wollte ihm nicht gelingen, aber der Leggewinn klappte auch so. Mit 14 Würfen hatte er erneut die Pole Position übernommen, 8:7. Und im 16. Leg packte der Weltmeister von 2018 gar den 13-Darter aus, nun war er es, der das Momentum auf seiner Seite hatte. Aber Michael Smith hatte ebenso wie sein Kontrahent, nicht erst gestern gelernt, wie man erfolgreich von hinten kommt. Er unterbot die Wurfanzahl des Gegners im 17. Durchgang nochmal und lieferte gerade noch rechtzeitig nervenstark den nächsten 12-Darter: 134 – 134 – 133 – 100, 8:9. Eines Weltmeisters von 2023 würdig, startete Michael Smith mit sechs perfekten Würfen in den 18. Durchgang. Der Neun-Darter ist es nicht geworden, aber das konnte dem „Bully Boy“ relativ egal sein, denn mit 13 Treffern hatte er die volle Distanz erzwungen, 9:9. Den Decider begann Rob Cross und zwar begann er ihn mit der 180. Und der 33-Jährige aus Pembury, der in etwa einer Woche 34 Jahre jung wird, servierte sich auch die optimale Vorbereitung (127). Aber dann pfefferte Rob Cross drei Versuche an der Double-20 vorbei und öffnete dem Gegner die Tür mehr als einen Spalt breit. Der war zuvor beim Versuch, mit dem 127er-Finish das Halbfinalticket in Empfang zu nehmen, zwar noch am 50er-Segment gescheitert, doch auch wenn das Bullseye dem „Bully Boy“ hier nicht gewogen war, der Kontrahent hatte Michael Smith ja schließlich einen weiteren Gang ans Oche gewährt. Mit der nächsten Aufnahme hämmerte Michael Smith die verbliebene 25 aus dem Board, der 10:9-Erfolg über Rob Cross war zementiert.

Mit Luke Littler, Michael van Gerwen, Peter Wright und Michael Smith stand das Halbfinal-Quartett fest, einmal kurz durchatmen, dann ging es in die Halbfinals.

World Series Finals


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