World Series of Darts Finals 2024: Nach den Unwägbarkeiten des Nachmittags, verliefen die Halbfinals eigentlich relativ eindeutig

Michael van Gerwen, der die Turniertage über im Hotel in Amsterdam blieb, hatte bekundet, dass schließlich seine gesamte Familie, einschließlich Mutter Wilma, vor Ort sei, er also keinen Grund habe, die Strapazen der täglichen Strecke nach Boxtel, das knapp 100 Kilometer südöstlich von Amsterdam, inmitten des Dreiecks Tilburg, Eindhoven und ’s-Hertogenbosch liegt, auf sich zu nehmen. Er hatte sich am Nachmittag mit Luke Humphries ein Bühnendrama geliefert, dessen Drehbuch man sich nicht spannender hätte ausdenken können. Für das Happy End sorgte schlussendlich Michael van Gerwen, das Publikum in Amsterdam applaudierte euphorisch. Im Halbfinale bekam es Michael van Gerwen mit Luke Littler zu tun, der in sein Viertelfinalmatch gegen Chris Dobey, weit weniger Aufwand investieren musste und obendrein die längere Pause gewährleistet bekommen hatte. Das war aber sicher nicht der einzige Grund, weswegen Luke Littler, kaum auf der Bühne angekommen, noch einen recht entspannten Eindruck machte, während Michael van Gerwen da bereits ganz tief im Tunnel verschwunden war.

In den Halbfinals waren nochmals zwei Legs obendrauf gepackt worden, jetzt galt der Best-of-21-Legs Modus, was bedeutete, man brauchte elf Leggewinne, um ins Finale einzuziehen.

Game on! Der Startschuss für die Halbfinals war gefallen

Luke Littler hatte das Ausbullen gewonnen, doch Michael van Gerwen wollte keine Zeit verlieren, mit dem 13-Darter holte sich der Lokalmatador im ersten Durchgang das Break zum 1:0. Mit souveränem 94er-Checkout bestätigte Michael van Gerwen im zweiten Leg das eben errungene Break und schritt 2:0 in Front. Luke Littler verpasste im dritten Durchgang zwar das 124er-Finish, aber die verbliebene 25 wurde er mit der nächsten Aufnahme mühelos quitt, damit verkürzte er auf 1:2. Im vierten Durchgang war Michael van Gerwen wieder hellwach zur Stelle, der Gegner parkte noch auf 186, da wischte „MvG“ die 73 vom Board und der walisische Caller, Huw Ware, verkündete das 3:1. Luke Littler präsentierte in Durchgang Fünf den 11-Darter: 140 – 130 – 180 – 51, schon war der Anschluss wieder da, 2:3. Im sechsten Durchgang antwortete Michael van Gerwen mit dem 12-Darter: 180 – 80 – 145 – 96, damit baute er seine Führung auf 4:2 aus. Doch dann setzte Luke Littler zu einer Serie an, Michael van Gerwen hatte in Durchgang Sieben eine unwillkommene Scoring-Verschnaufpause eingelegt, das ließ dem Gegner ausreichend Möglichkeiten, sein begonnenes Leg nach Hause zu bringen, 3:4. Im achten Durchgang packte der junge Engländer den 13-Darter aus, landete das Break, und damit war alles wieder auf Anfang gestellt, 4:4. Auch der neunte Durchgang bot Michael van Gerwen, der bis zum 4:2 eine hundertprozentige Checkout-Quote aufweisen konnte, danach aber nicht einen Versuch mehr auf Doppel bekam, keine Gelegenheit, ein Doppel-Segment zu besuchen. Der Leggewinn bescherte Luke Littler die erste Führung in diesem Halbfinale, die er auch nicht mehr herzugeben bereit war, 5:4. Im zehnten Durchgang hatte Michael van Gerwen den perfekten Set-up-Shot (180) zur Hand, aber auch hier sollte er keine Chance mehr bekommen, die verbliebene 20 herauszunehmen. Mit dem 13-Darter schnappte sich der 17-Jährige neuerlich das Break und erhöhte auf 6:4. 14 Pfeile später schritt Luke Littler mit 7:4 in Front, bevor er im zwölften Leg gar mit dem 10-Darter aufwartete: 180 – 140 – 141 – 40, 8:4. Ein ähnliches Szenario spielte sich in Durchgang 13 ab, Michael van Gerwen weiterhin mit Null Chancen, ein Doppel anzuvisieren, Luke Littler war hingegen nach 14 Würfen schon wieder durch, 9:4. Auch in Durchgang 14 brauchte der amtierende PDC Juniorenweltmeister und PDC Vizeweltmeister nur 14 Treffer, inklusive passender Vorbereitung (140), „Mighty Mike“, der mittlerweile eher wie „Mousie Mike“ wirkte, sah auch hier kein Land, sprich kein Checkout-Feld, 10:4. In Leg 15 schöpfte die unermüdliche Amsterdamer Menge noch mal ein paar Mini-Prozent Hoffnung, suchte nach den Krümeln, in diesem Fall war es der 111er-Set-up-Shot ihres Helden im grünen Trikot. Michael van Gerwen hatte nurmehr 24 Restpunkte vor der Brust, doch sollte es für ihn in dieser Partie überhaupt nochmal einen weiteren Gang ans Oche geben? Sein Gegenüber hatte noch 72 Punkte zu bewältigen, aber was heißt schon „bewältigen“, wenn der Gegner Luke Littler heißt. Der war nun an der Reihe, versenkte seinen ersten Pfeil in der Triple-16 und den zweiten in der Double-12. Die Genugtuung, den Spitzenspieler mit dem klaren Heimvorteil nun de facto nach Hause geschickt zu haben, war dem Topstar unter den Nachwuchskünstlern deutlich anzumerken. Michael van Gerwen schlich derweil ziemlich bedröppelt von der Bühne, die Enttäuschung war ihm anzusehen. Luke Littler hatte nach einem 2:4 Rückstand, neun Leggewinne in Folge abgeräumt, wohingegen Michael van Gerwen während dieser phänomenalen Serie nicht ein einziges Doppel sah. Klarer 11:4-Erfolg für Luke Littler, der einen Average von 107,95 ans Board gehämmert hatte, gegenüber Michael van Gerwen, der lediglich 99,2 im Schnitt aufwies.

„Snakebite“ gegen den „Bully Boy“ – wer hatte noch genug Kraftreserven im Tank, um das zweite Finalticket zu ziehen?

Das zweite Halbfinale stand an, hierfür rief der Master of Ceremonies, John McDonald, Michael Smith und Peter Wright auf die Bühne. Michael Smith hatte das Ausbullen für sich entschieden und auch in den ersten drei Durchgängen hielt er das Steuerrad fest in den Händen. Das erste Leg schnappte er sich mit 14 Pfeilen, für das Break im zweiten Durchgang brauchte er zwei Würfe mehr, hatte dafür aber auch die gekonnte Vorbereitung (121) geliefert und auch in Leg Drei war der Gegner noch jenseits von Gut und Böse, als der „Bully Boy“ mit dem 15. Wurf das 3:0 ausmachte. Im vierten Durchgang war es dann Michael Smith, der noch auf der 170 verblieben war, als Peter Wright seine ersten Leggewinn-Darts aus dem Board zog, 1:3. Auch in Durchgang Fünf war Michael Smith Scoring-technisch nicht effektiv genug präsent, Peter Wright spielte all seine Routine aus und landete seinerseits das erste Break in diesem Spiel, 2:3. Im sechsten Leg war Michael Smith wieder mit dem 14-Darter zur Stelle und baute den Vorsprung abermals auf zwei Punkte aus, 4:2. Den 12-Darter, inklusive imposantem High Finish, hatte Michael Smith im siebten Durchgang zur Verfügung: 135 – 94 – 120 – 152. Die 152 hatte der 33-Jährige aus St. Helens, der in drei Tagen 34 Jahre jung wird, mit zweimal Triple-20 und Double-16 eliminiert, 5:2. Peter Wright begann den achten Durchgang mit der 180, aber Michael Smith wusste hier eins drauf zu setzen und startete mit sechs perfekten Darts ins Leg. Dennoch wäre es dem Schotten um ein Haar gelungen, seinem Gegenüber das Leg doch noch zu stehlen, allein es war das Bullseye, das den Einlass verwehrte und damit das 126er-Finish verhinderte. Michael Smith machte derweil die 58 aus, damit war der 11-Darter geschafft und das 6:2 erzielt. Auch in den neunten Durchgang eilten beide mit dem Maximum, auch hier misslang Peter Wright im Endspurt der Wurf aufs mittige 50er-Segment. Diesmal war es das 86er-Finish, das er loszuwerden trachtete, abermals bestrafte der Gegner die Nachlässigkeit mit dem Leggewinn, 7:2. Im zehnten Durchgang versenkte Peter Wright dann endlich seinen dritten Pfeil erfolgreich im Bullseye, damit eliminierte er auch das High Finish, 124 (T20, 14, 50), welches ihm das 3:7 bescherte. Der Leggewinn verschaffte ihm möglicherweise einen kurzfristigen Motivations-Booster, mit 14 Würfen griff er sich in Durchgang Elf auch noch das Break und verkürzte auf 4:7. Das Break obendrein zu bestätigen, wollte dem Schotten in Durchgang Zwölf allerdings nicht gelingen, hier ließ er sagenhafte fünf Versuche auf Doppel liegen, das kann man sich in dieser Situation keinesfalls leisten. Michael Smith ließ sich nicht länger bitten, sagte „Danke!“ und landete das umgehende Re-Break. Damit baute er seinen Vorsprung abermals aus, 8:4. Im 13. Durchgang waren beide Scoring-mäßig eigentlich auf Augenhöhe, aber Michael Smith hatte hier den Vorteil des Anwurfs, den er zu nutzen verstand. Damit bestätigte er das Break von eben und schon war er nicht nur fünf Punkte vorne, sondern auch nurmehr zwei Leggewinne vom Finale entfernt. Peter Wright gelangen in Durchgang 14 mit der vorletzten Aufnahme Treffer in der 20, in der Triple-20 und im Bullseye, somit waren 130 Punkte gelöscht, „Snakebite“ hatte sich 31 Rest stehen gelassen. Michael Smith hatte noch die 204 vor der Brust, traf 20, 5 und 19, zusammenaddiert machte das 44 subtrahierte Zähler. Noch standen beim Engländer 160 Punkte zu Buche, aber zunächst war erstmal Peter Wright wieder an der Reihe. Seine Pfeile landeten in der 11 und in der Double-10, so verkürzte er, mithilfe von insgesamt 14 Würfen, nochmals auf 5:9. Doch im 15. Durchgang war „Crunchtime“ angesagt, beide starteten mit der 140 ins Leg, beide lieferten im Endspurt abermals die 180, aber dann nahm Michael Smith mit Pfeil 13 und 14, die Restforderung von 35 Punkten heraus und fixierte das 10:5. In Durchgang 16 förderte Peter Wright gleich zweimal in einem Leg die 180 zutage, das bereitete ihm die ideale Basis, um noch das 6:10 zu erzielen. Aber der 140er-Set-up-Shot in Leg 17 kam einfach zu spät, Peter Wright sollte keine Möglichkeit mehr erhalten, die verbliebene 28 quitt zu werden, Michael Smith machte 48 Restpunkte aus und den Deckel aufs Match drauf. 11:6-Erfolg von Michael Smith über Peter Wright.

Die Finalgegner waren ermittelt: Luke Littler versus Michael Smith, und das Endspiel würde in Kürze starten.

World Series Finals


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