World Series of Darts Finals 2024: Und täglich grüßt das Darts-Murmeltier – zwei Niederländer verfangen sich im gleichen Schema und auch sonst behält Routine die Oberhand
Schauplatz: die AFAS Live Veranstaltungshalle in Amsterdam – und schon ging es in die Achtelfinals der diesjährigen World Series Finals. Zum letzten Mal an diesem Turnierwochenende genügten sechs Zähler auf dem eigenen Leg-Konto, um in die nächste Runde einzuziehen, d.h. zum letzten Mal wurde im Best-of-11-Legs Modus gespielt. Boris Krcmar hatte gestern Stephen Bunting besiegt und Chris Dobey nahm Dimitri Van Bergh aus dem Turnier, besagte Matchgewinner machten heute den Anfang.
Das Pendel hätte in beide Richtungen ausschlagen können
Chris Dobey hatte das Ausbullen gewonnen, aber Boris Krcmar setzte im ersten Durchgang mit dem 12-Darter: 140 – 85 – 180 – 96, gleich mal ein Ausrufezeichen, erzielte das Break und schritt 1:0 vorne weg. In den zweiten Durchgang starteten beide Akteure mit der 180, hier war Chris Dobey nah dran, sich mit einem 12-Darter zu revanchieren, aber der Versuch, das 134-Finish herauszunehmen scheiterte an Tops. Das umgehende Re-Break mit dem 13-Darter war es dennoch, 1:1. Im dritten Leg schaffte Chris Dobey dann das angestrebte High Finish und wie er es schaffte. 152 Punkte löschte er mit zweimal Triple-20 und Double-16, und ging seinerseits in Führung, 2:1. Auch Boris Krcmar hielt sein begonnenes Leg in Durchgang Vier souverän, 2:2, bevor ein fröhliches Break-Festival begann. Mit 14 Würfen sicherte sich der achtfache E-Dart-Weltmeister aus Kroatien das fünfte Leg, 3:2, mit Hilfe des perfekten Set-up-Shots (180) landete Chris Dobey in Durchgang Sechs postwendend das Re-Break, 3:3. 14 Pfeile benötigte der Engländer im Anschluss, um das Break zu bestätigen, nun war er wieder vorne, 4:3. Es war ein kultiviertes Wechselspiel, denn Boris Krcmar platzierte in Durchgang Acht, 13 äußerst sorgfältig gewählte Würfe im anvisierten Ziel, damit hatte er den Ausgleich wieder hergestellt, 4.4. Doch dann schaltete Chris Dobey einen Gang höher, der 11-Darter im neunten Leg: 140 – 131 – 134 – 96, bescherte ihm das 5:4. Und als Boris Krcmar im zehnten Durchgang einen Checkout-Dart auf die Double-18 verpasste, nahm Chris Dobey mit zwei Pfeilen souverän 98 Restpunkte heraus, und der 6:4-Erfolg war in trockenen Tüchern. Boris Krcmar hatte durchaus seine Chancen gehabt, aber der erste Viertelfinalist heißt Chris Dobey.
Der gegenseitige Respekt kann motivieren, aber auch hinderlich sein
Nicht nur oder gerade weil „The Eye of the Tiger“ (von Survivor) im Anschluss ertönte, wurde es richtig laut in der AFAS Live in Amsterdam, der Local Hero par excellence, Raymond van Barneveld, stand zum Einlauf bereit. Raymond van Barneveld bekam es heute Abend mit Luke Littler zu tun, dem die Menge in diesem Fall nicht uneingeschränkt wohlwollend gegenüberstand, schließlich galt es, Raymond van Barneveld mit hundert Prozent zu unterstützen. Und das tat hier die „Barney Army“, also praktisch ganz Amsterdam. Luke Littler hatte gestern Ross Smith niedergekämpft, während Raymond van Barneveld Johan Engström eher gefrühstückt hat.
Raymond van Barneveld hatte das Ausbullen für sich entschieden und auch beim Leggewinn im ersten Durchgang offenbarte er keine größeren Mühen, 1:0. 14 Darts später hatte auch Luke Littler seinen Anwurf selbstsicher nach Hause gebracht, 1:1. Exakt 14 Pfeile benötigte der 17-Jährige auch in Durchgang Drei, um das erste Break zu landen, 2:1, das er in Leg Vier, mit dem 13-Darter bestätigte, 3:1. Doch so leicht ließ sich der niederländische Altmeister nicht abhängen, im fünften Durchgang verkürzte er auf 2:3. Im sechsten Durchgang verpasste Luke Littler nur knapp das „Shanghai Finish“, der Leggewinn war es trotzdem, 4:2. In Leg Sieben war auch Raymond van Barneveld wieder zur Stelle, der Gegner war noch mit der 182 zugange, da checkte „Barney“ ohne Umschweife 68 verbliebene Punkte aus und verkürzte ein weiteres Mal, 3:4. Aber bei eigenem Anwurf im achten Durchgang ließ Luke Littler nichts anbrennen, auch wenn er zwei Aufnahmen benötigte, um 56 Punkte zu löschen, schlussendlich stand es 5:3. Im neunten Durchgang servierte sich der amtierende PDC-Juniorenweltmeister und PDC-Vizeweltmeister den perfekten Set-up-Shot (180), aber Raymond van Barneveld blieb unbeeindruckt, löschte mit zwei Pfeilen 76 Punkte und machte es nochmal spannend, 4:5. Luke Littler wollte jedoch vorsorglich nicht allzu viel Spannung aufkommen lassen, alle niederländische Hoffnung erstickte er im Keim. Im zehnten Leg packte der Nachwuchsstar den 12-Darter aus: 140 – 140 – 135 – 86. Damit war die Darts-Ikone aus Den Haag, mit 6:4, besiegt. Dass Raymond van Barneveld durchaus immer noch in der Lage ist, den Shootingstar zu fordern, hatte er gezeigt und auch Luke Littler war anzusehen, dass dieser Sieg kein Selbstläufer war.
Auf Luke folgt Luke – Nomen est Omen, der Vorname ist schon lange Programm
Der nächste Luke betrat die Bühne, es war der Weltranglistenerste, Luke Humphries, der im Achtelfinale gegen Damon Heta antrat. Auch wenn die Reminiszenz schmerzt, hier nochmal die Erinnerung, Damon Heta hatte Gabriel Clemens nach engem Kopf-an-Kopf-Rennen aus dem Turnier geworfen, während Luke Humphries Haupai Puha nach Hause geschickt hat. Zuletzt standen sich die heutigen Gegner im Finale des New Zealand Masters gegenüber, da hatte Luke Humphries den Australier fest im Griff. Doch heute Abend gaben sie sich beide Saures. In den ersten zwei Durchgängen stahl jeder rigoros das begonnene Leg des anderen, Luke Humphries war derjenige mit dem ersten Anwurf gewesen, 1:1. In den nächsten vier Durchgängen hielt wiederum jeder sein eigenes Leg unangefochten, wobei Damon Heta jeweils lediglich 14 Würfe benötigte, während Luke Humphries nur im fünften Leg mit dem 13-Darter wirklich glänzen konnte, 3:3. 14 Pfeile brauchte auch Luke Humphries im siebten Durchgang, um seinen Anwurf zu halten, sowie im achten Leg, um das nächste Break einzufahren. In letztgenanntem Durchgang wäre ihm um ein Haar das 127er-Finish gelungen, aber auch wenn zunächst 25 Restpunkte stehen geblieben waren, das 5:3 war es allemal. Damon Heta war noch nicht geschlagen und konterte im neunten Leg unverzüglich mit dem Re-Break, 4:5. Und im zehnten Durchgang zog der Australier den 13-Darter, inklusive 133er-Vorbereitung, aus dem Ärmel und erzwang damit die Verlängerung, 5:5. Und natürlich war es der Decider, in dem Luke Humphries seinen weltmeisterlichen 10-Darter zutage förderte: 101 – 180 – 180 – 40. Das gehört halt auch zu einem großen Champion dazu, zu wissen, wann der beste Zeitpunkt für die beste Performance gekommen ist. 6:5, auch Luke Humphries stand im Viertelfinale.
Das nächste interne Oranje-Duell stand an und natürlich war auch Danny Noppert wieder mit von der Partie
Dann wurde das nächste rein niederländische Duell aufgerufen, ja, selbstverständlich durfte auch Danny Noppert da nicht fehlen. Die Nummer Eins und die Nummer Zwei der Niederlande, die im World Cup of Darts noch Seite an Seite gekämpft hatten, standen sich nun als Kontrahenten gegenüber. Michael van Gerwen hatte gestern seine Problemchen, Jonny Clayton zu schlagen, Danny Noppert offenbarte da weit weniger Aufwand, um Gian van Veen in die Schranken zu verweisen. Man merkte Michael van Gerwen an, dass er von Anbeginn klarstellen wollte, wer weiterhin die unangetastete Pole Position in der Heimat innehatte. Danny Noppert hatte zwar das Ausbullen gewonnen, aber „Mighty Mike“ war im ersten Durchgang prompt mit dem 12-Darter zur Stelle: 180 – 83 – 180 – 58, und ging 1:0 in Führung. Im zweiten Durchgang hielt Danny Noppert die 103 als optimale Vorbereitung parat, dann wollte es ihm jedoch mit drei Pfeilen in der Hand nicht gelingen, die verbliebene 36 herauszunehmen, Michael van Gerwen bestrafte dies mit der Bestätigung des zuvor erzielten Breaks, 2:0. Im dritten Durchgang zauberte dann aber auch „The Freeze“ den 12-Darter aus dem Hut, ohne einen Bouncer in der vorletzten Aufnahme wäre es womöglich gar ein 11-Darter geworden: 140 – 140 – 121 – 80 – 20, und war nun auch im Spiel angekommen, 2:1. Im vierten Durchgang ließ Danny Noppert einen weiteren Break-Dart liegen, das war heute wirklich sein größtes Manko. Michael van Gerwen schlug aus dieser Nachlässigkeit seines Gegenübers Kapital, rettete sein begonnenes Leg über die Ziellinie und erhöhte auf 3:1. In den darauffolgenden zwei Durchgängen brachte jeder seinen Anwurf unangefochten nach Hause und es stand 4:2 für Michael van Gerwen. Danny Noppert präsentierte in Leg Sieben den nächsten 12-Darter, mitsamt exzellentem High Finish: 100 – 134 – 140 – 127. Das 127er-Finish löschte er dabei mit Treffern in der 20, in der Triple-19 und im Bullseye, 3:4. Doch kaum hatte der Gegner verkürzt, schon zog „MvG“ wieder an, das achte Leg sicherte er sich mit 14 Würfen, das 86er-Checkout mit zwei gezielten Treffern war in der Summe inbegriffen, 5:3. Und ähnlich wie Luke Humphries zuvor, hatte sich auch Michael van Gerwen ein sehenswertes Highlight für den Schluss aufgehoben: 180 – 134 – 133 – 54, mit diesem bemerkenswerten 12-Darter im neunten Durchgang setzte Michael van Gerwen den würdevollen Schlusspunkt in diesem Match, 6:4. Danny Noppert musste sich eigentlich nur vorwerfen lassen, seine Break-Chancen nicht ausreichend genutzt zu haben. Auf der anderen Seite hat Michael van Gerwen mit 106,17 im Average, – zum Vergleich: Danny Noppert spielte 99,93 im Schnitt – die Messlatte mal wieder ausreichend hoch gelegt.
Kann der „Iceman“ an die Emotionen des Nachmittags anknüpfen, ergo an die Leistungen des Nachmittags?
Als Nächstes folgte die Begegnung zwischen Gerwyn Price und Daryl Gurney, gleichzeitig war dies das erste Spiel zweier Protagonisten, die erst am heutigen Nachmittag ihre Erstrundenpartie absolviert hatten. Gerwyn Price hatte hierbei Cameron Menzies eine herbe 6:2 Klatsche erteilt, während Daryl Gurney einen teilweise äußerst missgestimmten Dirk van Duijvenbode aus seinem Heimatturnier warf. War Gerwyn Price in der Nachmittagssession noch mit viel Verve und Emotion unterwegs gewesen, so zeigte er sich heute Abend schon wieder bedrohlich bedächtig. Selbst die Unterstützung von Gattin Bethan, die mit nach Amsterdam gereist war, konnte ihn heute Abend nicht ausreichend motivieren, relativ tatenlos musste er zusehen, wie Daryl Gurney in gemäßigtem Tempo die ersten drei Durchgänge einkassierte, 3:0. Im vierten Durchgang war auch Gerwyn Price dank 14 respektablen Würfen, endlich auf der Leg-Anzeigengrafik gelandet, 1:3. Doch im fünften Leg packte der Nordire den 12-Darter aus: 94 – 140 – 180 – 87, damit baute er seine Führung wieder aus, 4:1. Im sechsten Durchgang grätschte der „Iceman“ mit gekonnter Vorbereitung (127) und insgesamt 14 Würfen nochmal dazwischen und verkürzte auf 2:4. Daryl Gurney ließ jedoch im sechsten Leg nichts anbrennen und erhöhte auf 5:2. Ein letztes Aufbäumen vom Waliser in Durchgang Acht, damit schaffte er das 3:5. Daryl Gurney wird sich die vorausgegangenen Partien nicht zum Beispiel genommen haben, trotzdem hatte auch er sein bestes Leg für den Schluss aufgehoben: 140 – 180 – 130 – 51, der 11-Darter gereichte Daryl Gurney zum 6:3-Erfolg über Gerwyn Price.
„Snakebite“ unterstreicht die alte Weisheit: Eine Schlange beißt nur so fest, wie sie muss
Im Anschluss betraten Peter Wright und Jeff Smith die Bühne der AFAS Live in Amsterdam, Jeff Smith hatte am Nachmittag, mit der mageren Ausbeute von 83,91 Punkten im Average, Rhys Griffin abgehängt, das machte ihn zwangsläufig zum „Underdog“, in der Abendpartie gegen Peter Wright, der den Flanders Darts Trophy Champion, Dave Chisnall, mit 94,54 im Average und einer 6:1 Klatsche gebügelt hatte. Doch in dieses Spiel startete Jeff Smith relativ furios, das erste Leg sammelte er mit Anwurf und High Finish, 108 (19, T19, D16) ein, da parkte Peter Wright noch auf der 259. Doch Peter Wright hielt die passende Antwort in Durchgang Zwei bereit, das dementsprechende High Finish, 101 (T20, 1, D20) bescherte dem Schotten den Ausgleich, hier war es der Gegner, der über 200 verblieben war, 1:1. Damit war Peter Wright richtig in Fahrt gekommen, die folgenden zwei Durchgänge räumte er komplett mühelos ab und schritt somit 3:1 in Front. Im fünften Leg gelang es Jeff Smith noch einmal, seinen Anwurf zu halten, damit hatte er auch den Anschluss noch ein letztes Mal geschafft, 2:3. Aber dann war „Snakebite“ nicht mehr zu stoppen, der perfekte Set-up-Shot (180) in Durchgang Sechs verhalf ihm zum 4:2, auch im siebten Leg lieferte Peter Wright mit der vorletzten Aufnahme ein Maximum und ließ sich 42 Restpunkte stehen, die er mit dem nächsten Gang ans Oche souverän herausnahm, 5:2. Und im achten Durchgang war es der 13-Darter, mit dem der 54-jährige Doppelweltmeister aus dem schottischen Livingston, das Match finalisierte, 6:2. Trotz 95,51 im Average, – damit hatte er im Schnitt immer noch 10 Punkte mehr als sein Gegner erzielt, – konnte man sich bei Peter Wright heute des Gefühls nicht erwehren, dass er sich einiges an Luft nach oben aufgespart hatte. Aber ein Pferd springt halt auch nur so hoch wie es muss … Und hier war es vor allem die Routine, die den abgezockten Schotten durch den Turniertag trug. Schließlich gehörte er zu den Protagonisten, die heute zwei Spiele bestreiten und somit zweimal eine effektive Perfomance zutage fördern mussten. Da galt es, mit den Kräften zu haushalten und das ideale Timing zu wählen. So stand Peter Wright, ohne den größten Aufwand investiert zu haben, dank all seiner Routine, auch an diesem Turnierwochenende schon wieder im Viertelfinale.
Mit der Routine eines Ex-Weltmeisters – Teil Zwei der Trilogie
Die dramatischste Begegnung des Abends lieferten sich Rob Cross und Kevin Doets. Rob Cross hatte am Nachmittag keinerlei Mühe, Simon Whitlock vom Oche zu fegen, während Kevin Doets bei seinem „White Wash“ gegen Keane Barry sagenhafte 109,98 im Average ans Board gezaubert hatte. Rob Cross mit dem ersten Anwurf, in den Durchgängen Eins und Zwei hielt jeder sein jeweils begonnenes Leg mit 14 Würfen, schon stand es 1:1. In den vier nachfolgenden Durchgängen ließen sich beide etwas mehr Zeit, das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass weiterhin keiner den Anwurf des anderen ernsthaft gefährden konnte, 3:3. Im siebten Durchgang gelang Kevin Doets das erste Break in dieser Partie, damit ging zum ersten Mal der Niederländer in Führung, 4:3. Mit 14 Pfeilen bestätigte Kevin Doets im achten Leg das eben errungene Break und zog auf 5:3 davon. Aber der letzte Schritt über die Ziellinie ist halt doch immer noch der schwerste, während Kevin Doets vier Matchdarts verschleuderte, nutzte Rob Cross all seine Erfahrung und rettete im neunten Leg seinen Anwurf zum Anschluss, 4:5. Und all seine Klasse spielte Rob Cross im zehnten Durchgang aus: der 12-Darter, inklusive hochkarätigem High Finish: 140 – 60 – 140 – 161 (Triple-18, Triple-19, Bullseye), bescherte ihm den Ausgleich. Rob Cross ist nicht der Typ, der häufig mit dem Publikum interagiert, aber selbst er musste hier Dampf ablassen, nachdem die Menge ihn, ob des einheimischen Gegners, inadäquat zu stören versucht hatte. Die Niederlage bereits vor Augen, hatte der Weltmeister von 2018, den Decider doch noch erzwungen. Im Entscheidungsleg, das der Engländer begann, servierte sich Kevin Doets, nach etlichen nervlichen Aussetzern, einen nervenstarken Set-up-Shot (140) und ließ sich die 28 stehen. Doch der 26-Jährige aus dem niederländischen Almere sollte keine Gelegenheit mehr für einen weiteren Gang ans Oche bekommen. Mit der Gelassenheit eines Ex-Weltmeisters löschte Rob Cross 32 verbliebene Punkte und hatte damit das Spiel endgültig gedreht, 6:5. Unfassbar, wie der Engländer aus schier aussichtsloser Position noch zurückgekommen ist und den 3:5-Rückstand in einen Matcherfolg umgemünzt hat.
Die Niederländer erleben ein unfassbares Déjà-vu
Die letzte Achtelfinalpartie bestritten Michael Smith und Wessel Nijman, eine ähnliche Konstellation wie im Match zuvor: auch hier stand ein ehemaliger Weltmeister aus England einem jungen Niederländer gegenüber, den nicht zuletzt wohl auch die Euphorie des heimischen Publikums zu prächtigen Glanzleistungen angetrieben hatte. Michael Smith musste heute Nachmittag von José de Sousa erstaunlich viel Gegenwehr erfahren, der ihm endlich mal wieder einen ordentlichen Kampf lieferte, schlussendlich aber doch unterlag, wohingegen Wessel Nijmann Andrew Gilding überraschend glatt schlug und mit 6:1 nach Hause schickte.
Michael Smith, der in den ersten fünf bis sieben Legs offenbar mit gravierenden Sehproblemen kämpfte, unablässig rieb er sich die Augen, was ihn zwangsläufig beeinträchtigt, zumindest irritiert haben muss, hatte den ersten Anwurf und verbuchte in gemäßigtem Tempo die ersten drei Durchgänge für sich, 3:0. Bemerkenswert war dabei die optimale Vorbereitung (132) in Leg Eins, aber vor allem mit dem High Finish, 108 (T17, 17, D20) im dritten Leg wusste er ein kleines Ausrufezeichen zu setzen. Völlig unbeeindruckt dessen, zeigte sich Wessel Nijman in den folgenden vier Durchgängen überlegen, die er allesamt mühelos abräumte. Damit ging urplötzlich der 24-Jährige aus dem niederländischen Uitgeest in Führung, 4:3. Und Wessel Nijman bot dem englischen Weltklassespieler aus St. Helens weiterhin Paroli. Im achten Durchgang bestätigte Wessel Nijman mit 14 gelungenen Treffern das Break, das er im vorausgegangenen Leg errungen hatte und baute seinen Vorsprung auf 5:3 aus. Doch wie im Match zuvor, erwies sich auch hier der letzte Schritt über die Ziellinie als schier unüberwindbares Hindernis. Wessel Nijman verpasste um Haaresbreite das 124er-Checkout im neunten Leg, die verbliebene 25 wurde er partout nicht mehr los. Da war es Michael Smith, der all seine Erfahrung einbrachte, um sein begonnenes Leg zu retten und den Anschluss zu erringen, 4:5. Ähnlich wie vor ihm Rob Cross, packte auch Michael Smith im zehnten Durchgang das High Finish aus, es war vielleicht nicht ganz so imposant, aber auch 112 Punkte (20, T20, D16) wollten erstmal gelöscht werden, 5:5. Vollkommen deplatziert ertönte jedes Mal, wenn Michael Smith aufs Board zielte, ein unnatürlich schrilles Pfeifgeräusch, jenseits jeglicher Frequenz, die das menschliche Gehörorgan ertragen kann, es tat einfach nur in den Ohren weh. Nach den anfänglichen Augenschmerzen, lief Michael Smith nun also auch noch Gefahr, einen schmerzenden Hörsturz zu erleiden. Er selbst quittierte das mit sarkastischem Lächeln, er ist halt nicht der Typ für aufbrausende Interaktion mit dem Publikum. Exakt wie Rob Cross im Spiel zuvor, hatte auch der Weltmeister von 2023, die Niederlage bereits vor Augen gehabt und ebenso wie der Weltmeister von 2018, den Decider noch erzwungen. Und wieder traf das Kopierverfahren der Blaupause: auch in dieser Partie begann der Engländer das Entscheidungsleg, während sich der junge Niederländer, nach etlichen nervlichen Aussetzern, nervenstark den perfekten Set-up-Shot (180) servierte und sich die 36 stehenließ, die er dann aber nicht mehr quitt wurde. Hier war es Michael Smith, der mit der Gelassenheit eines Ex-Weltmeisters zunächst mit Triple-20, 20 und Bullseye die 40 aufbereitete und schließlich auch die verbliebenen 40 Punkte löschte, 6:5. Damit hatte er in selbiger Manier wie Landsmann Cross, das Spiel endgültig gedreht, und auch hier war es unglaublich, wie der Engländer aus fast aussichtsloser Position noch zurückgekommen war und den 3:5 Rückstand in einen Matchsieg umgemünzt hat. Und täglich grüßt das Darts-Murmeltier … Michael Smith hatte mit, für seine Verhältnisse unterirdischen 87,6 im Average, Wessel Nijman konnte immerhin 93,23 im Schnitt erzielen, das Déjà-vu zum vorausgegangenen Spiel vollendet.
Was für ein fast schon surrealer Abschluss eines hochspannenden und teilweise auch hochdramatischen Turniertags, da durfte man auch mit einem fantastisch aufregenden Finaltag rechnen. Und bis es soweit war, galt die altbewährte Empfehlung: Always Look on the Bright Side of the Flight!