Nordic Darts Masters 2024, Achtelfinals: Schafft dieses Jahr auch ein Vertreter des Nordens den Sprung in die nächste Runde?
Zum mittlerweile vierten Mal findet in Kopenhagen das Nordic Darts Masters statt. Die 16 Teilnehmer setzen sich aus den vier topplatzierten Spielern der PDC Order of Merit, vier Wildcard Empfängern und acht Startern aus nordischen Nationen zusammen.
Und so hieß es am heutigen Abend: Velkommen til vidunderlige København. Danmarks hovedstad, hvor idag PDC’s Top-4 plus 4 andre inviterede Profis og 8 nordiske medkæmper møder op til kampen om kronen til Nordic Darts Masters. I København glæder vi os naturligvis til det unge supertalent Benjamin Drue Reus som reprænsenterer Danmark … Die weiteren nordischen Vertreter sind Madars Razma aus Lettland, Jeffrey de Graaf, der Niederländer, der seit 2023 für Schweden an den Start geht, Marko Kantele, die Darts-Legende aus Finnland, die drei schwedischen Routiniers Johan Engström, Dennis Nilsson und Daniel Larsson sowie ein weiterer Vertreter aus Finnland, Paavo Myller, der ebenfalls schon zur erfahreneren Darts-Gilde zählt. Bei den Top-4 müssen wir auf Michael van Gerwen verzichten, der sich ebenso wie Luke Littler, diese Woche eine Auszeit nimmt. Vor Ort durfte man sich dennoch auf eine hochkarätige Darts-Elite freuen, denn Luke Humphries, Michael Smith, Nathan Aspinall, zudem der letztjährige Finalist Gerwyn Price, der frischgebackene US Darts Masters-Champion Rob Cross, Titelverteidiger Peter Wright, UK Open-Triumphator Dimitri Van den Bergh und der amtierende Masters-Sieger Stephen Bunting, all diese Name stehen für Weltklasse-Performances, sodass man absolut spannende Auseinandersetzungen erwarten konnte.
“If I can make it there, I'm gonna make it anywhere, it's up to you, New York, New York …”
Sechs der acht Letztgenannten hatten am vorigen Wochenende die Reise nach New York angetreten, wo im Madison Square Garden, genauer gesagt im Hulu Theater, das US Darts Masters ausgefochten wurde. Rob Cross nahm schlussendlich den Siegerpokal entgegen, er schickte nicht nur Adam Sevada, Michael van Gerwen und Luke Humphries nach Hause, sondern überzeugte auch im Finale gegen Gerwyn Price mit veritabler Willenskraft. Dabei hatte es recht gut für den Waliser begonnen, einmal mehr legte Gerwyn Price einen ambitionierten Anfangssprint hin und lag schon mit 2:0, 4:2 und 5:3 vorne. Nachdem Rob Cross zwischenzeitlich immer wieder den Ausgleich errungen hatte, gelang es dem „Iceman“ jedes Mal, danach wieder ein Break zu setzen, wobei eben jenes zum 5:3 einen besonderen Augenschmaus darstellte: mit zweimal Triple-19 und Bullseye löschte er 164 Punkte und zog damit abermals mit einem zwei-Punkte-Vorsprung in Front. Auch beim 6:4 sah es noch so aus, als wenn Gerwyn Price sein kleines, aber essentielles Polster halten könnte. Mit enormem Kampfgeist sicherte sich Rob Cross wiederholt den Ausgleich, bevor Gerwyn Price mit 7:6 ein letztes Mal in Führung ging. Fortan bestimmte der Engländer das Spiel, auch weil der Gegner mehr unliebsame Fehler einstreute, als ihm recht sein konnte. „Voltage“ holte sich die nächsten zwei Legs in Folge. Somit wurde der willensstärkere der beiden Akteure zum US Masters-Champion 2024 gekürt und der hieß Rob Cross. Gerwyn Price hatte zuvor immerhin Jules van Dongen, Peter Wright und im Halbfinale auch den Sensationssieger der Premier League 2024, Luke Littler, im Decider niedergerungen.
Alles andere als optimal lief es im Madison Square Garden für Michael Smith, der offenbar nur als Schatten seiner selbst angereist war. Im Duell der beiden „Namensvetter“ (ansonsten besteht kein verwandtschaftlicher Grad), Michael Smith gegen Jeffrey Smith, präsentierten beide Protagonisten einen Average um die 85, da war nichts zum Angeben dabei! Zu Beginn glaubte man noch, das eine oder andere Ausrufezeichen könnte die Richtung weisen, im Verlauf des Spiels wurden daraus jedoch nur Fragezeichen in die Richtungslosigkeit. Jeffrey Smith im zweiten Durchgang gleich mit High-Finish zum Break, aber die extrem wackelige Bestätigung desselbigen in Leg Drei erlaubte berechtigte Zweifel. Ein äußerst sehenswerter 11-Darter von Michael Smith zum 1:3 ließ mal kurz aufhorchen, das war dann aber auch der einzige Akzent, den Michael setzen konnte, denn der andere Smith bestrafte die reichhaltige Fehlerpalette seines Kontrahenten ein ums andere Mal gnadenlos. Jeffrey Smith hatte selbst überhaupt kein herausragendes Spiel parat, aber sein Gegner war heute eben nur mit komplett stumpfen Waffen ausgestattet und mit einer überraschend schwachen Performance ans Oche getreten.
In besserer Verfassung zeigte sich da schon Luke Humphries, zumindest bei der Begegnung mit David Cameron (nein, nicht der ehemalige Premierminister des Vereinigten Königreichs, sondern der kanadische Dartsprofi, der auch „Excalibur“ genannt wird) und Nathan Aspinall. Erst im Halbfinale zog der Weltranglistenerste gegen den felsenfest entschlossenen Rob Cross mit 5:7 den Kürzeren.
Nathan Aspinall hatte beim US Masters gerade mal die erste Runde überstanden, in der er Publikumsliebling Stowe Buntz das Nachsehen gab. Im neunten Durchgang des Viertelfinales hatte „The Asp“ dank großartigem 11-Darter zwar schon das 5:4 herausgespielt, aber in den darauffolgenden zwei Legs ließ Luke Humphries nichts mehr anbrennen und sicherte sich den 6:5-Erfolg über Nathan Aspinall.
Noch der Blick auf Peter Wright: gediegenen Kampf lieferte er im Achtelfinale, eine Runde später sah man von ihm eher gediegenen Krampf. Den US-Amerikaner Alex Spellman hatte der momentan noch amtierende Nordic Masters-Champion im Decider knapp niedergerungen, gegen Gerwyn Price sah Peter Wright im Anschluss jedoch relativ dürftig aus. Mit über 12 Punkten weniger im Average, war „Snakebite“ gegen Gerwyn Price auf verlorenem Posten, der „Iceman“ gewann das Viertelfinale von New York wolkenkratzerhoch mit 6:1.
Nicht nur der „Dreammaker“ greift nach den Sternen des Nordens
In der ersten Runde galt der Best-of-11-Legs-Modus, und dann ging es auch schon los. Zu Beginn trafen Dimitri Van den Bergh und Dennis Nilsson aufeinander. Dennis Nilsson hatte den ersten Anwurf, was Dimitri Van den Bergh nicht davon abhielt, das erste Leg einzustreichen. Dabei wäre dem Belgier beinah noch das 167er-Finish geglückt, allein das Bullseye ignorierte jenes begrüßenswerte Ansinnen und ließ 25 Punkte zurück. Die hatte Dimitri Van den Bergh mit der nächsten Aufnahme jedoch mühelos ausgemacht, so ward das 1:0 souverän verbucht. Das Re-Break erfolgte auf dem Fuße, schon im zweiten Durchgang zeigte Dennis Nilsson mit Aufnahmen von 118 – 60 – 100 – 123 – 100, dass auch mit ihm an diesem Abend zu rechnen war, 1:1. Im dritten Durchgang bestätigte der 48-jährige Schwede das Break und ging mit 2:1 in Führung. Nach starkem Set-up-Shot (140) im vierten Leg schickte Dennis Nilsson drei vielversprechende Breakdarts irgendwo ins Nirwana und verschenkte damit die Chance aufs 3:1. Stattdessen vernichtete Dimitri Van den Bergh 60 Restpunkte und glich zum 2:2 aus. Inzwischen war der „Dreammaker“ besser ins Spiel gekommen, mit zwölf Würfen inklusive High-Finish, 114 (20, T18, D20) ward das 3:2 für den Belgier in trockenen Tüchern. Auch im sechsten Durchgang packte Dimitri Van den Bergh ein High-Finish, 105 (T19, 16, D16) aus – endlich wurde deutlich, wer von beiden der Top-Ten-Spieler war, 4:2. Aber Dennis Nilsson steckte nicht auf, startete mit der 180 ins siebte Leg und holte sich besagten Durchgang, um den Anschluss nicht zu verlieren, 3:4. Doch Dimitri Van den Bergh, mit dem Maximum als Vorbereitung, ließ sich Durchgang Acht nicht nehmen, (5:3), und setzte in Leg Neun noch den passenden 13-Darter drauf, damit stand das 6:3 für den amtierenden UK Open-Sieger fest.
Kult-Song gegen Legenden-Status – das Publikum verteilte seine Sympathie gleichermaßen auf beide Akteure
Anschließend standen sich Nathan Aspinall und Marko Kantele gegenüber. Nathan Aspinall mit dem ersten Anwurf und dem ersten Leggewinn, 1:0. Im zweiten Durchgang kam Marko Kantele ein wenig besser ins Scoring, daraus resultierte der Ausgleich zum 1:1. Doch schon im dritten Durchgang waren dem Finnen die Triple-Felder wieder abhandengekommen, Nathan Aspinall hatte ausreichend Zeit das 2:1 zu zementieren. Auch für das Break im vierten Leg benötigte der Engländer keine allzu große Hektik, denn sein Gegner begnügte sich derweil mit Würfen auf die einfachen Segmente wie der Eins, der Zwei oder der Fünf. 3:1. Im fünften Durchgang zeigte Nathan Aspinall, dass er nichts geschenkt haben möchte und beendete das Leg mit High-Finish. Das hatte es auch wirklich in sich, denn die 105 Punkte löschte er mit 25, Tops-Tops, 4:1. Sang- und klanglos wollte auch Marco Kantele nicht untergehen, im Endspurt des sechsten Durchgangs standen beide Akteure in etwa auf Augenhöhe. Nathan Aspinall mit 78 verbliebenen Punkten, doch dazu sollte er nicht mehr kommen, denn Marko Kantele machte die 72 aus, 2:4. Dann war für den Finnen nichts mehr zu holen, Nathan Aspinall griff sich souverän die nachfolgenden beiden Legs und zog als 6:2-Sieger ins Viertelfinale ein.
„Iceman“ gegen „Razmatazz“ – aktuell dürfte die Tagesform entscheidend sein
Dann das Match, das vermeintlich die meiste Spannung versprach: Gerwyn Price versus Madars Razma. Zunächst das gewohnte Bild: Gerwyn Price startete mit der 180, ließ die 100 und die 140 folgen, und man meinte, hier geht gleich wieder der Bär ab. Doch schon für die Restforderung von 81 Punkten brauchte der Waliser fünf weitere Versuche. O.k., das 1:0 ward ihm trotzdem gewiss, denn auf der anderen Seite parkte Madars Razma zu diesem Zeitpunkt noch gemütlich auf der 210. Auch beim 2:0 sah sich Gerwyn Price absolut ungefährdet, und das 3:0 erschien ihm fast wie ein Kinderspiel. Madars Razma noch auf der 202, da löschte der „Iceman“ ohne Umschweife die 100 (T20, D20) und zog selbstzufrieden seine Pfeile aus dem Board. Im vierten Durchgang dann ein kleines Lebenszeichen vom Spitzenspieler aus Lettland, der Gegner hatte ihm aber auch ausreichend Luft zum Atmen gelassen, 1:3. Gerwyn Price malträtierte weiterhin die Triple-Segmente: 180 – 81 – 140 – 100, das waren zwölf Würfe, die das 4:1 einleiteten. Im sechsten Durchgang bäumte sich „Razmatazz“ nochmal mit einem letzten verzweifelten Versuch auf, das 2:4 mag ein schwacher Trost dafür gewesen sein. Aber Gerwyn Price war heute richtig in Fahrt, der optimale Set-up-Shot (122) veredelte den 13-Darter zum 5:2 und auch sein drittes Maximum im achten Leg diente als Hingucker beim Break zum 6:2. Mit fast 103 und somit 18 Punkten mehr im Average als sein Gegner, zog Gerwyn Price definitiv verdient in die nächste Runde ein.
Die Qualifikanten wissen sich durchaus zu wehren
Als Nächstes folgte die Partie Stephen Bunting gegen Daniel Larsson. Der Engländer hatte das Ausbullen gewonnen, doch Daniel Larsson machte gegen den Anwurf das 1:0 klar. Wobei „klarmachen“ es in dem Fall nicht wirklich beschreibt, mit Mühe und Not über die Ziellinie stolpern – das trifft es schon eher. Viel mehr Souveränität zeigte auch Stephen Bunting nicht, als er im zweiten Leg mit wackeligen Schritten das Re-Break zum 1:1 erzielte. Mit durchwachsenen Leistungen holte sich „The Bullet“ auch das 2:1 und das 3:1, wobei Daniel Larsson vor allem im dritten Durchgang durchaus seine Chancen gehabt hätte, die er aber liegen ließ. In Durchgang Fünf gelang dem Schweden dann gar nochmal ein Break zum 2:3, hätte er dies im sechsten Leg bestätigt … Hätte, hätte, Bunting-Kette, stattdessen verbuchte der BDO-Weltmeister von 2014 das 4:2 für sich. Im siebten Durchgang präsentierte Stephen Bunting auch nochmal ein ansehnliches High-Finish, 110 (T20, 18, D16), damit war das 5:2 fix. Dann begann die spektakuläre Aufholjagd des Daniel Larsson. Mit High-Finish, 100 (20, T20, D10) räumte er das achte Leg ab, 3:5. Ein paar kleinere Unsicherheiten von Bunting im neunten Durchgang bescherten dem Schweden das Break zum 4:5, und mit dem starken Set-up-Shot (125) in Leg Zehn erzwang Daniel Larsson auch noch den Ausgleich für die Verlängerung, 5:5. Im Decider war das fulminante Comeback dann aber auch beendet, denn Stephen Bunting ließ sich das Entscheidungsleg nicht auch noch nehmen und ging als erleichterter 6:5-Sieger vom Podium.
„Snakebite“ versus „Sweet Ferret“ – wer beißt und wer wird gebissen?
Der Titelverteidiger war an der Reihe, sein Gegenüber war der Schwede Johan Engström. Der 47-jährige Skandinavier, der den Nickname „Sweet Ferret“ trägt (so gesehen die süße Version von Jonny Clayton) hatte nicht nur das Ausbullen für sich entschieden, sondern wartete auch gleich mit dem ersten High-Finish, 106 (20, T18, D16) auf, 1:0. Peter Wright hatte im zweiten Durchgang die passende Antwort parat, 1:1. Im dritten Leg fremdelten beide mit den Triple-Feldern, irgendwann war Johan Engström dennoch beim 2:1 angelangt. Peter Wright gelang es, ab Durchgang Vier einen höheren Gang einzulegen, die stimmige Vorbereitung (131) verhalf ihm zum 2:2. Dem ließ er im fünften Leg einen noch trefflicheren Set-up-Shot (140) und den 13-Darter zum 3:2 folgen, und auch beim 4:2 war Peter Wright absolut unangefochten in Front. Aber dann war es Johan Engström, der eine Schippe draufpackte, während Peter Wright wieder etliche Gänge runterschaltete. Ein solides siebtes Leg verschaffte dem Schweden den Anschluss zum 3:4. Noch war Peter Wright gut im Rennen, Beleg dafür war der souveräne Leggewinn im achten Durchgang zum 5:3. Aber dann schien die Luft beim Schotten endgültig raus zu sein. Mit 13 selbstbewussten Würfen holte sich Johan Engström das 4:5, ebenso abgeklärt sicherte er sich den Ausgleich zum 5:5. Und auch im Decider, den Engström begann, war der Qualifikant der Nordic & Baltic Tour nicht zu stoppen. Mit einem bemerkenswerten 13-Darter vergoldete Johan Engström seine Aufholjagd und krönte sich zum 6:5-Sieger über den Titelverteidiger Peter Wright. Somit war er an diesem Abend auch der erste nordische Vertreter, der einen Sieg nach Hause bringen konnte.
Den Schatten hinter sich lassen und zurück zu alter Stärke
Michael Smith gegen Paavo Myller, das war die nächste Paarung, auf die sich das Kopenhagener Publikum freute. Michael Smith mit dem ersten Anwurf, zeigte gleich mal, wo der Bully-Boy-Hammer hängt: zweimal die 140, 180 und 41, mit diesem 11-Darter war das 1:0 eingetütet. 100 – 180 – 140 – 81, ein paar Augenblicke später hatte Michael Smith mit zwölf Würfen das 2:0 auf sein Legkonto überwiesen. Paavo Myller wäre gut beraten gewesen, sich anzuschnallen, denn Michael Smith war heute Abend in der Laune, seinen Gegner schwindlig zu spielen. O.k., im dritten Durchgang ließ der Engländer sechs Darts auf Doppel aus, das gab Paavo Myller die Möglichkeit, auf 1:2 zu verkürzen. Aber in Leg Vier war Michael Smith wieder zur Stelle, mit einem exzellenten 13-Darter und es stand 3:1. Auch im fünften Durchgang fackelte der Spieler aus St. Helens nicht lange, das 4:1 war nur eine Frage der Zeit. Für das 5:1 brauchte Michael Smith dann ein paar wenige Pfeile mehr, aber diese Anmerkung grenzt schon an Jammern auf höchstem Niveau. 13 Darts später machte der Weltmeister von 2023 den Deckel aufs Match drauf, 6:1. Paavo Myller mit einem Average von knapp unter 79, Michael Smith erzielte im Schnitt 102,56. Soweit zur Theorie: „ein gutes Pferd springt nicht höher, als es muss“ – ein guter Bully tut`s eben doch! Souveräner kann man nicht ins Viertelfinale einziehen.
Mit dem Rückenwind des Sieges von New York nach Kopenhagen gereist
Die vorletzte Partie des Abends bestritten Rob Cross und Jeffrey de Graaf, und auch hier wurde das Publikum mit einem erstklassigen Duell belohnt. Rob Cross trat als erster ans Oche, servierte mit der vorletzten Aufnahme einen ausgezeichneten Set-up-Shot (145) und ging kurz darauf mit 1:0 in Führung. Im zweiten Durchgang lieferte er Aufnahmen von 177 – 180 – 92 – 52 ab, der 11-Darter gereichte ihm zum 2:0. 14 Würfe später stand es 3:0 für den Engländer, als plötzlich auch Jeffrey de Graaf maßgeblich ins Geschehen eingriff. Mit soliden Treffern verkürzte der Schwede niederländischer Herkunft im vierten Durchgang auf 1:3. Aber Rob Cross war weiterhin bestens im Flow, im fünften Durchgang holte er sich ostentativ entspannt das 4:1. Jeffrey de Graaf wusste, er muss stärkere Geschütze ausfahren, um hier noch ein Wörtchen mitreden zu können. Im sechsten Durchgang stand er nach neun Würfen auf dem Restbetrag von 121 Punkten. Triple-20, 11, Bullseye – mit diesem bemerkenswerten High-Finish verkürzte de Graaf auf 2:4. Doch auch Rob Cross kann Ausrufezeichen setzen: die 171 als Vorbereitung, der 13. Pfeil in der Double-18, damit war „Voltage“ bereits beim 5:2 angelangt. Kurz vor Torschluss bündelte Jeffrey de Graaf nochmals alle Möglichkeiten aus der Trickkiste, zweimal die 140, plus 122, plus 99, dieser 12-Darter bescherte ihm das 3:5. Im darauffolgenden Leg gelang de Graaf ein ähnliches Kunststück: zweimal die 140, plus 100, plus 121 (T20, T11, D14). Abermals konnte der 33-jährige Schwede seinen Kopf mit einem 12-Darter aus der Schlinge ziehen. 4:5. Natürlich profitierte er dabei auch davon, dass auf der anderen Seite sein Kontrahent zwei Versuche auf Doppel nicht im anvisierten Ziel unterbringen konnte. Auch im zehnten Durchgang benötigte Rob Cross sechs Matchdarts, aber da Jeffrey de Graaf seinerseits mit verbliebenen 25 Punkten kämpfte, die ihm das Bullseye vererbt hatte, konnte der Engländer die Zeit nutzen, um schlussendlich über die Ziellinie zu fallen. 6:4 für Rob Cross gegen Jeffrey de Graaf.
Darts-Dänemark drückt die Daumen
Zum Abschluss des ersten Spieltags betrat der Lokalmatador die Bühne, Dänemarks Nachwuchshoffnung: Benjamin Drue Reus. Der 25-Jährige aus Odense, der sich dieses Jahr erstmals die Tour Card erspielen konnte, bekam es ausgerechnet mit dem Weltranglistenersten Luke Humphries zu tun. Und der machte nicht viel Federlesens, mit 13 Würfen holte sich Luke Humphries gegen den Anwurf das 1:0. Im zweiten Durchgang war er nicht ganz so zügig zugange, das machte er mit der vorletzten Aufnahme wieder wett: Humphries versenkte zwei Pfeile im Bullseye, nur der Wurf auf die Doppel-16 lief nicht nach seinem Geschmack. Doch Benjamin Drue Reus war noch weit genug entfernt, so dass „Cool Hand Luke“ ausreichend Gelegenheit hatte, die verbliebene 16 zu löschen, 2:0. Im dritten Durchgang bekam auch der junge Däne seine erste Chance aufs Checkout, doch die verpasste er. Stattdessen gelang es Luke Humphries mühelos, der 100 (T20, D20) Herr zu werden, 3:0. Im vierten Durchgang traf der Engländer anstelle des mittigen Bullseye zweimal die äußere Ringhälfte (25 Punkte), auch das hielt ihn nicht vom Leggewinn ab, 4:0. Es schien, als käme Benjamin Drue Reus immer genau einen Schritt oder in dem Fall eine Aufnahme zu spät. Oft genug stand er bereit, mit dem nächsten Gang ans Oche, das Leg auszumachen, aber der Weltmeister kam ihm zuvor. So auch im fünften Leg, als Luke Humphries bei der vierten Aufnahme, mit Treffern in der Triple-1 und der einfachen Drei zwar noch gravierende Aussetzer einstreute, aber bereits mit den nächsten drei Darts 90 Restpunkte ohne das geringste Anzeichen von Mühsal oder Anstrengung herausnahm. Auch hier hatte Reus den möglichen Leggewinn mit der 109 vorzeigbar aufbereitet, stattdessen stand es 5:0 und der „White Wash“ klopfte bedrohlich laut an die Tür des Dänen. Im sechsten Durchgang ließ Luke Humphries seinen Gegner nicht einmal mehr in die Nähe des Doppelfeldes. Mit einem 13-Darter, die 180 als Set-up-Shot inbegriffen, zerstörte Humphries alle Hoffnung des Publikums auf ein einigermaßen versöhnliches Ende. Mit 91,79 im Average musste sich Benjamin Drue Reus jedoch keinesfalls verstecken, aber wenn der Kontrahent über 100 im Schnitt aufweist und obendrein über eine hervorragende Checkout-Quote verfügt, ist man auf verlorenem Posten. Man hätte dem jungen Lokalmatador sicher das eine oder andere Leg gegönnt, so wurde es eine 6:0-Klatsche, die der aber mit Sicherheit nicht als solche empfand. Wer Benjamin Drue Reus ein wenig kennt, weiß, dass der talentierte Däne mit derartigen Niederlagen umzugehen weiß, – immerhin hat er gegen den Weltmeister und Weltranglistenersten verloren. Reus vermag solche Erfahrungen in seinen Lernprozess zu integrieren, und mit Sicherheit werden sie ihn zu einem noch besseren Spieler machen. Weiterhin in Topform ist auf jeden Fall Luke Humphries, der hier völlig ungefährdet in die nächste Runde einzieht.
Aus Kopenhagen verabschieden wir uns auf Dänisch: Se altid lyst på tingene i livet og i flyvning! Ja, so könnte man meine Walk-off-Hymne gegebenenfalls in die Landessprache übersetzen. Würde aber in der Tat kein Landsmann und auch keine Landsfrau sagen. Hier im sprachbezogen anglophilen Dänemark drückt man es vielmehr so aus: Always Look on the Bright Side of the Flight!