Martin 'The Wall' Schindler
Martin 'The Wall' Schindler

Martin Schindler
Portrait Teil 3

„Läuft bei dir“, ein Ausdruck der zweifelsohne auf Martin Schindler zutrifft. Seit unserem letzten Treffen mit „The Wall“ ist wieder eine Menge passiert. Er spielte die Jugend-WM, das Finale der Super League, nahm am World Masters teil und startete das neue Jahr direkt mit dem Gewinn einer der begehrten Tour-Cards. Grund genug den Mann aus Strausberg ein weiteres Mal zu treffen und mit ihm über die vergangenen Monate, aber auch die Zukunftspläne zu reden.

Schwerer Sieg gegen einen Freund

Für die Junioren-WM im Oktober hatte sich der 20-jährige Martin Schindler eine ganze Menge vorgenommen und er zeigte auch ansprechende Leistungen. Allerdings war die Auslosung keine leichte. Zunächst bekam er es mit einem starken Dirk van Duijvenbode zu tun. „Der hat ja schon auf der European Tour gezeigt, was er kann“, meint Martin. Aber dennoch setzte er sich am Ende mit 6:4 durch. Dabei war ihm vor allem ein Leg besonders in Erinnerung: „Ich hatte den Anwurf und stand nach drei 140’ern bei 81 Punkten. Dirk machte aber richtig Druck, stand seinerseits nach neun Darts bei 53 Rest. Ich behielt die Nerven und checkte 81 mit zwei Darts, das war schon echt gut.“

Gut sollte es auch weitergehen, als er in der zweiten Runde auf seinen guten Freund Max Hopp traf. Dieser war damals noch Titelverteidiger. Schindler startete super, warf einen 11-Darter und führte schnell 2:0. Dann brachte Hopp unter Druck 92 Punkte mit zwei Darts auf null und war zurück. „Von da an war es eine sehr ausgeglichene Partie. Wir beide spielten sehr gut und Max hatte sogar einen Matchdart beim Stand von 4:5. Den habe ich aber überlebt und war dann im letzten Leg in den Scores gut genug, um das Match letztlich mit genug Zeit auf der Doppel-2 zu beenden“, so Martin. Es war wegen der guten Freundschaft der beiden natürlich eine sehr besondere Partie für ihn. „Es ist immer schwierig zwischen Freundschaft und Erfolg. Aber Max gönnte mir den Sieg und es war ihm lieber, dass ich ihn besiegte als irgendjemand anderes“, erinnert sich Martin.

Die dritte Runde war dann leider schon das Ende für „The Wall“. Mit Corey Cadby, dem späteren Sieger, hatte er allerdings auch einen enorm harten Kontrahenten. Dieser zeigte ja auch bei der Weltmeisterschaft mit dem höchsten Average, der je in einer Vorrunde gespielt wurde, sowie mit einem brillanten Match gegen Joe Cullen, was er drauf hat. „Gegen Cadby habe ich eigentlich auch gut gespielt, das Ergebnis 2:6 war deutlicher als der Verlauf. Aber die Doppelquote von ihm war einfach überragend“, sagt Martin. An sich konnte er sich nicht viel vorwerfen. Aber in Cadby sieht er jemanden, der es in diesem Sport mal weit bringen könnte. „Er hat eine kuriose Art als Dartspieler. Er ist sehr selbstsicher, fast schon arrogant, aber er bestätigt das auch am Board“, so Schindler.


Die Doppel-5 als Ärgernis

Dank seiner Leistungen auf den DDV-Events hatte sich Martin Schindler auch Startplätze für BDO-Events gesichert. So nahm er an der Qualifikation für die dortige Weltmeisterschaft teil. Er gewann zunächst zwei Spiele, unterlag dann aber Luke Humphries mit 1:2. „Dort ist ein richtig hohes Niveau. Fast jeder Teilnehmer dort ist Nationalspieler, es gibt keine leichten Gegner“, sagt Martin. Gegen Humphries erlebte er ein kurioses Spiel. Der erste Satz ging recht locker an Schindler, im zweiten war er auch schon in Führung. Als Luke Humphries schon mit einem Bein im Aus war, kam allerdings dessen Lockerheit zurück. „Plötzlich traf er die Felder die er wollte und war sehr stark. Das Match habe ich mir dann tatsächlich noch aus der Hand nehmen lassen“, so Schindler. Eine Überlegung zur BDO zu gehen stand allerdings nicht im Raum. „Ich hatte mich für die Events qualifiziert und wollte das Beste daraus machen.“

Und das wollte er auch bei den World Masters, als er wieder zwei Spiele für sich entscheiden konnte, dann aber auf Roger Janssen traf. Der erste Satz lief komplett an Martin vorbei, Roger war sehr stark. „Er begann das Match direkt mit zwei 180’ern. Da wusste ich schon, dass es eine harte Begegnung wird. Aber ab dem zweiten Satz war ich dann eigentlich immer um ein Triple besser, die Doppel verpasste ich allerdings zu oft“, erinnert sich Martin. Und so lag er bereits 0:2 zurück, gab aber nicht auf. Im dritten Satz stand es 2:2 und Schindler stand kurz vor dem Satzgewinn. „Und das war dann nicht mehr normal. Ich habe sechs oder neun Darts auf die Doppel-5 liegen lassen. Aber nie deutlich. Die gingen alle genau an den Draht, da war viel Pech mit bei“, sagt er. Janssen beendete dann das Match und Martin musste wieder nach Hause fahren.


Aus der Super League wurden Lehren gezogen

Obwohl er einen Spieltag weniger absolvierte, hatte sich Martin Schindler auch für das Finale der Super League qualifiziert. Dort zeigte er in der Gruppenphase jedoch nicht seine beste Leistung. Er unterlag Sascha Stein und Dragutin Horvat, gewann lediglich gegen Stefan Stoyke, als er bereits ausgeschieden war. Am Wochenende zuvor lief es in der Bundesliga auch nicht sonderlich gut, aber sowas kann „The Wall“ in seinem Kopf problemlos trennen. „Bei der Bundesliga geht es für mich ums Team. Da sind neben mir noch sieben andere, dazu noch die Ersatzspieler. Die unterstütze ich, um die kümmere ich mich. Bei der Super League konzentrierte ich mich nur auf mich, das ist vom Kopf her eine ganz andere Situation“, erklärt Martin.

Bei den Niederlagen hatte er sich etwas zu sehr auf die Kulisse, auf das Drumherum konzentriert und ist so aus dem Rhythmus gekommen. „Das darf mir nicht passieren, aber daraus lerne ich und mache es nächstes Mal besser“, sagt er. Und so war es auch. Am ersten Spieltag in diesem Jahr bezwang er den Vorjahressieger und WM-Teilnehmer Dragutin Horvat direkt mit 6:5. „Es war ein tolles Spiel auf hohem Niveau. Wir beide standen nach neun Darts meist im Finishbereich“, erzählt der 20-Jährige. Mit Horvat hat er ein sehr gutes Verhältnis und er gönnte ihm die WM-Teilnahme sehr: „Dragutin ist sehr freundlich, er ist immer höflich. Er hatte es wirklich verdient. Zu ihm kann man einfach nichts Negatives sagen.“

Generell fällt ihm das schwer, wenn es um die deutschen und österreichischen Kollegen geht. Das Verhältnis untereinander ist sehr gut. „Bei der Q-School hatten wir alle gemeinsam einen Tisch und unterstützten einander, schauten die Matches des jeweils anderen an. Wir redeten auch viel und jeder gönnt dem anderen den Erfolg“, sagt Martin. Das Konkurrenzdenken bei den Engländern und Niederländern ist da weitaus größer. Kein Wunder, wenn von 450 Teilnehmern bei der Q-School etwa 250 aus England kommen. „Die können sich ja untereinander gar nicht alle kennen“, sagt Martin.


Paul Nicholson bleibt Schindler-Fan

Bei der Q-School schaffte Martin etwas, was in dieser Form wohl nicht zu erwarten war. Der 20-Jährige erspielte sich tatsächlich eine der begehrten Tour-Cards. Am ersten Tag scheiterte er nach ein paar Siegen, unter anderem gegen Rusty-Jake Rodriguez, einem Bruder von Rowby-John, an Robert Marijanovic. „Ich hatte zwar besser gescored, jedoch war Robert auf die Doppel sehr stark. Zum Beispiel stellte ich mir ein Doppel und er checkte 116. Er hatte sich den Sieg verdient“, sagt Martin. Am zweiten Tag lief es dann noch besser, als er unter anderem WM-Teilnehmer Jerry Hendriks mit 5:1 bezwang. „Jerry hat nicht das gezeigt, was man von ihm erwartet hätte. Aber ich hab mir gar keinen Kopf darum gemacht, dass er die Weltmeisterschaft spielte. Sowas hindert einen nur am eigenen Spiel“, erklärt Schindler.

Kurios für ihn verlief das Drittrundenspiel am dritten Tag. Martin bekam es mit Richie Burnett zu tun, seines Zeichens World Masters-Sieger 1994 und BDO-Weltmeister 1995. Zu Beginn hatte er noch viele Ausreißer in die fünf, sodass Burnett problemlos zum 4:1 spazierte. „Ich wurde danach etwas lockerer und fand plötzlich den Weg zurück ins Spiel“, erklärt Martin seine Aufholjagd. Er spielte 15, 13 und 16 Darts um zum Ausgleich zu kommen. „Dann verlor ich den Wurf auf das Bullseye, stand aber nach 12 Darts auf Tops. Leider checkte Richie dann 70 Punkte und holte den Sieg“, sagt Schindler, der zuvor 127 Punkte hätte auschecken müssen. Aber dennoch war das Spiel sehr besonders für ihn. Er erzählt: „Burnett sagte danach zu mir, er habe das Spiel sehr genossen, lobte mich und wünschte mir alles Gute weiterhin. Es war schon ein tolles Gefühl das von so einem Spieler zu hören.“

Dennoch musste er am vierten Tag nochmal alles reinwerfen, um sich die Tour Card zu holen. Das tat er auch auf eine sehr starke Art und Weise und hatte die Card mit seinem Sieg über Warrick Scheffer bereits sicher. Er wollte sie aber nicht nur über die Ranglistenpunkte, er wollte die direkte Tour-Card und besiegte daher Paul Rowley nach 1:3 noch mit 5:3 in seiner letzten Partie. Am gleichen Tag holte sich auch Paul Nicholson seine Tour Card. Dieser hatte sich als Kommentator bei European Tour Events unlängst als Schindler-Fan geoutet. „Er kam auch zu mir, als er mich sah und sagte ich hätte den coolsten Spitznamen und besten Walk-On Song. Er sprach sogar ein paar Phrasen Deutsch und wir unterhielten uns die Tage sehr gut. Wir haben für unser nächstes Treffen einen Trikottausch abgemacht“, erzählt Martin.


„Martin Schindler ist neuer Juniorenweltmeister“

Nach den starken Leistungen in den vergangenen Monaten und den neuen Voraussetzungen mit der Tour-Card gibt es für Martin in diesem Jahr ein übergeordnetes Ziel: „Ich will zur Weltmeisterschaft. Am liebsten über die Pro Tour, weil so die Vorrunde wegfiele. Aber ansonsten auch gerne über die Super League. Egal wie, aber dieses Mal soll es klappen.“ Dafür muss er natürlich viele Turniere spielen und das ist auch sein Plan. Auch wenn hohe Kosten auf ihn zukommen, versucht er alle Turniere mitzunehmen: „Klar werde ich eine Menge Geld investieren müssen, aber es ist ja auch nicht ausgeschlossen, dass ich dabei auch einiges einnehme.“ Jetzt stehen erst mal die UK Open Qualifiers an, mit deren Hilfe er sich für sein erstes PDC-Major qualifizieren möchte, bei dem ein direktes Match gegen Paul Nicholson natürlich der Hammer wäre, wie er sagt.

Er möchte außerdem wieder die European Tour Events spielen und sein Glück auf der Development Tour versuchen. „Es wird ein vollgepacktes Jahr, ich werde viel reisen. Aber ich strebe nun eine Profikarriere an und bin bereit alles dafür zu tun“, sagt Martin. Ein Umzug nach England steht dafür aktuell aber noch nicht im Raum, da müssten die Karten dann noch etwas anders gemischt sein, sagt der Mann aus Strausberg. Ein weiteres großes Ziel in diesem Jahr ist die Junioren-WM, bei der er erneut teilnehmen und sie dieses Mal auch gewinnen möchte. Angesprochen auf eine Überschrift, die er am Ende des Jahres über sich lesen will, sagte Martin nämlich: „Martin Schindler ist neuer Juniorenweltmeister.“

Tobias Gürtler

Martin Schindler Fakten
Name Martin Schindler Spitzname The Wall
Geburtsort Strausberg Geburtstag 16. August 1996
Darts 23g One80 Martin Schindler Walk-On Song Another Brick in the Wall

 Martin Schindler Porträt Teil 1

 Martin Schindler Porträt Teil 2

 Martin Schindler Porträt Teil 3

 Martin Schindler Porträt Teil 4


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