Zum Tode von Eric Bristow


Aufgrund seiner einzigartigen sportlichen Erfolge und seiner unverwechselbaren Art war Eric Bristow auf der ganzen Welt bekannt und beliebt. Er gilt unbestritten als der erste Superstar, den der Dartsport hervorgebracht hat. Am 5. April 2018, 20 Tage vor seinem 61. Geburtstag, ist die Darts-Legende plötzlich und unerwartet verstorben.

Bristow war der erste Spieler, der fünf WM-Titel gewann. Mit seinen fünf World Masters-Titeln ist er bis heute der Rekordsieger in diesem Wettbewerb. Zudem brachte er die Karriere von Phil Taylor ins Rollen, indem er seinem Schützling in den späten 1980er-Jahren finanziell unter die Arme griff und mit Rat und Tat zur Seite stand. Diesen Schritt wird er im WM-Finale 1990 noch einmal überdacht haben, als Taylor ihn haushoch besiegte. Nach dem Ende seiner Profi-Karriere arbeitete Bristow als „Spotter“ und Kommentator für Sky Sports. Zudem war er ein gerne und oft gesehener Gast bei Darts-Exhibitions.

Rückblick auf das Leben des ersten Darts-Superstars:


1957Eric Bristow wird am 25. April in London geboren.
1976Legt sich den Spitznamen „The Crafty Cockney“ zu, nachdem er in Kalifornien eine gleichnamige Kneipe besuchte.
1977Sichert sich einen ersten World Masters-Titel durch einen 3:1-Finalerfolg über Paul Reynolds.
1978Unterliegt Conrad Daniels in der ersten Runde der 1. BDO-Weltmeisterschaft mit 3:6.
1979Gewinnt durch ein 2:0 gegen Allan Hogg seinen zweiten World Masters-Titel.

1980Besiegt Bobby George im WM-Finale mit 5:3 und wird dadurch zum ersten Mal Weltmeister.
1981Verteidigt den WM-Titel durch einen 5:3-Erfolg über John Lowe, wodurch er gleichzeitig der erste Spieler wird, der die WM zweimal gewinnen konnte.
1981Gewinnt zum dritten Mal das World Masters, schlägt Lowe im Finale mit 2:1.
1983Wird in einem denkwürdigen WM-Finale vom jungen Keith Deller geschlagen.
1983Besiegt Ralph Flatt im Finale der „News of the World“-Meisterschaft.
1983Holt sich seinen vierten World Masters-Titel, als er das Finale gegen Mike Gregory mit 2:1 gewinnt und damit gleichzeitig der erste Spieler wird, der den Titel erfolgreich verteidigt.
1984Schlägt Dave Whitcombe im WM-Finale mit 7:1 und gewinnt seinen dritten WM-Titel.
1984Verteidigt seinen „News of the World“-Titel durch ein 2:0-Finalsieg über Ian Robertson.
1984Gewinnt seinen fünften World Masters-Titel, als er Keith Deller im Finale mit 3:1 schlägt. Damit führt er die World Masters-Rangliste an. Den zweiten Platz teilen sich Bob Anderson und Martin Adams mit jeweils drei Turniersiegen.

1985Verteidigt den WM-Titel durch ein 6:2 im Finale gegen John Lowe.

1986Besiegt Dave Whitcombe mit 6:0 und wird zum fünften Mal Weltmeister. Gleichzeitig ist er der erste Spieler, der die WM dreimal hintereinander gewinnt.
1987Verliert das WM-Finale mit 4:6 gegen John Lowe.
1989Verliert das WM-Finale mit 4:6 gegen Jocky Wilson.
1989Wird wegen seiner sportlichen Verdienste zum „MBE“ (Member of the Order of the British Empire) ernannt.
1990Unterliegt seinem Schützling Phil Taylor im WM-Finale mit 1:6.
1991Verliert sein letztes WM-Finale mit 0:6 gegen Dennis Priestley.
1993Gehört zu den 14 Spielern, die sich von der BDO lösen und das WDC (Vorläufer der PDC) gründen.
1997Erreicht sein letztes WM-Halbfinale, in dem er Phil Taylor nach großem Kampf mit 4:5 unterliegt.
2000Verliert bei seiner letzten WM-Teilnahme sein Erstrundenmatch gegen Steve Brown mit 2:3.

2004Spielt im Vorkampf des „The Showdown“ genannten Vergleichs zwischen dem PDC-Weltmeister Phil Taylor und dem BDO-Weltmeister Andy Fordham gegen John Lowe und schlägt diesen mit 6:1.

2005Wird zusammen mit seinem ewigen Rivalen John Lowe in die neugeschaffene „PDC Hall of Fame“ aufgenommen.
2007Spielt sein letztes PDC-Turnier und verliert in der Runde der letzten 64 des WM-Qualifiers mit 2:5 gegen Colin McGarry.

2012Nimmt an der britischen Ausgabe von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“ teil und wird am Ende Vierter.
2018Verstirbt am 5. April an den Folgen eines Herzinfarkts.

Phil Taylor

Nach dem Tod seines Freundes Eric Bristow sprach Phil Taylor über den Einfluss, den Bristow auf die Karriere des besten Dartspielers aller Zeiten ausgeübt hat.

Aus der ganzen Welt des Sports trafen Beileidsbekundungen und Nachrufe auf „The Crafty Cockney“ ein. Phil Taylor hatte von allen Spielern und sonstigen Beteiligten das engste Verhältnis zu Bristow, nachdem dieser ihm in den Anfangsjahren seiner Karriere finanziell und beratend zur Seite stand.

Im Finale der WM 1990 musste Bristow zusehen, wie sein Schützling ihm die Show stahl und durch einen ebenso überraschenden wie beeindruckenden Sieg bewies, dass er auf der größten Bühne dieses Sports angekommen war. Die beiden Freunde blieben auch in den folgenden Jahren unzertrennlich und erlebten in der „Circus Tavern“ ein unvergessliches WM-Halbfinale 1997, das Bristow zwar verlor, in dem er jedoch seinen Kampf gegen Dartitis gewonnen zu haben schien.

Eric Bristow bei der League of Legends in Reading
Eric Bristow bei der League of Legends in Reading

Taylor, der zu Beginn dieses Jahres seine Profi-Karriere an den Nagel hängte, hat sich mit den folgenden Worten zum Tode Bristows geäußert: „Eric war für mich wie ein Bruder – ich habe ihn geliebt. Ich verdanke ihm einfach alles. Niemals hätte ich diese ganzen Erfolge gefeiert, wenn er nicht mein Mentor gewesen wäre und mich nicht in den ersten Jahren meiner Karriere finanziell unterstützt hätte. Ich hätte es mir nicht leisten können, zu einem Turnier an die walisische Küste nach Rhyl zu fahren, geschweige denn nach Kanada oder Las Vegas zu fliegen, um dort Darts zu spielen.

Am meisten beeindruckt und beeinflusst hat mich jedoch seine Siegermentalität. Wie auch meine Eltern war er sehr streng zu mir. Er wollte nicht mit mir reden, bevor ich ein Turnier gewonnen hatte. Wenn ich ihn anrief und ihm berichtete, ich wäre ins Halbfinale eingezogen oder hätte das Finale verloren, dann schrie er ins Telefon: ‚Ruf mich nur an, wenn du gewonnen hast‘ und knallte den Hörer auf die Gabel. Doch dadurch bekam ich den Drive und die Gier, gewinnen zu wollen, was ich damals dringend nötig hatte. Diese Mentalität ist sein Vermächtnis. Er hat damit angefangen, er hat sie mir beigebracht und wegen Eric und seiner Mentalität erleben wir heute, wie sich die Qualität des Spiels immer weiter verbessert.

Bristow war der erste Darts-Superstar, der den Grundstein für den heutigen Erfolg des Dartsports legte. Es gab zu dieser Zeit auch andere große Namen wie beispielsweise Alan Evans, Leighton Rees, Jocky Wilson und John Lowe, doch Eric war derjenige, der dafür sorgte, dass die Boulevardblätter über Darts berichteten. Jeder wusste, wer Eric war und das ist auch heute noch der Fall, der größte Name, den der Dartsport hervorgebracht hat. Auch jetzt im Ruhestand habe ich immer noch Erics Stimme im Ohr, die zu mir spricht. Das wird niemals aufhören. Ehrlich gesagt habe ich es noch gar nicht so richtig begriffen, dass er von uns gegangen ist. Ich stehe immer noch unter Schock. Ich werde ihn sehr vermissen.“

Dick Allix

Auch Bristows ehemaliger Manager Dick Allix erinnert sich an die gemeinsame Zeit mit der Darts-Legende.

Allix betreute Bristow in den Jahren 1979 bis 1994, bevor er sich hauptsächlich um die Belange des neugegründeten „World Darts Council“ (heute Professional Darts Corporation) kümmerte. Der ehemalige Schlagzeuger der Band „Vanity Fare“ arbeitete als Promoter in der Musikbranche, als er das verheißungsvolle Talent Bristow zum ersten Mal traf und spielen sah. Und dieses Treffen sollte einen Wendepunkt markieren, der die Geschichte des Dartsports entscheidend beeinflusst hat.

„Eric brachte mich 1979 zum Darts. Bis dahin hatte ich an dem Spiel keinerlei Interesse. Ich spielte es selbst nicht und kannte auch keinen einzigen Spieler. Doch dann wollte einer der Clubs in Yorkshire, für die wir arbeiteten, eine Darts-Exhibition veranstalten. Wir haben uns alle fragend angeschaut, doch unsere Aufgabe bestand darin, unseren Kunden das zu liefern, was sie haben wollten. Vielleicht kann man es Schicksal nennen, zumindest erscheint es im Nachhinein so.

Wir wussten nicht, an wen wir uns wenden mussten, um einen Profi-Dartspieler zu finden. Doch wie der Zufall es so wollte, las ich beim Mittagessen in der ‚Sun‘ eine Kolumne von Dave Lanning über Darts, in der die zehn besten Spieler der Welt vorgestellt wurden. Ich rief Dave an – es war unser allererstes Gespräch, aus dem sich eine lebenslange Freundschaft entwickeln sollte – und er sagte mir, dass Eric der Top-Spieler wäre und verwies mich an Olly Croft von der BDO. Also rief ich Olly an. Er wird sich wahrscheinlich heute noch ärgern, dass er dieses Telefonat entgegengenommen hat. Er gab mir Erics Nummer und ich redete mit Bristow und fragte ihn, ob er Lust hat, nach Yorkshire zu kommen, wo wir eine Woche voller Exhibitions auf die Beine stellen wollten. Wir konnten uns einigen und er reiste an. Ich wollte mir den ersten Schaukampf ansehen, der – wenn ich mich recht entsinne – im ‚Empress Club‘ in Hull stattfand, wo die Leute vor dem Eingang in langen Schlangen anstanden.

Ich konnte es kaum glauben und ging rein und war vom ersten Augenblick an von diesem charismatischen 21-Jährigen fasziniert. An einem dieser Tage verabredeten wir uns zu einem gemeinsamen Mittagessen und verstanden uns auf Anhieb prima. Eric hatte damals noch keinen Manager und wir wussten, dass wir mit ihm etwas anfangen konnten, weil es diese Serie von Club-Turnieren im Norden Englands gab und dann kam eines zum anderen. Von diesem Zeitpunkt an besuchte ich regelmäßig Darts-Turniere und lernte unter anderem auch Cliff Lazarenko kennen und damit ging es dann eigentlich erst so richtig los. Wir boten Eric einen Vertrag an, besorgten ihm einen Deal mit einem Ausrüster und die Sache wurde immer größer, woraufhin wir weitere Spieler unter Vertrag nahmen.

Ich erlebte einen Schnelleinstieg ins Darts-Business und einen schnellen Ausstieg aus dem Musikgeschäft. Wir hatten wunderbare Jahre mit Eric und natürlich gab es hin und wieder auch mal Aufregung um ihn, weil er halt ein wilder Kerl war. Er hat immer Vollgas gegeben und nie auf die Bremse getreten, und von daher konnte es vorkommen, dass ich um drei Uhr morgens einen Anruf von einem Polizisten bekam, der mich fragte, ob ich meinem Schützling aus der Patsche helfe. Damit musste man bei Eric immer rechnen, das gehörte einfach zu seinem Charakter dazu. Es war immer sehr lustig mit ihm und er war der Traum eines jeden Managers, weil er diese unglaubliche Ausstrahlung hatte und ein Siegertyp war.

Im Musikgeschäft ist die Frage nach der besten Band immer eine Frage des Geschmacks, während man beim Darts ganz eindeutig sagen kann, wer der beste Spieler ist, weil die Ergebnisse die Beweise liefern. Damals war Eric der beste Spieler der Welt! Es war eine großartige Zeit und obwohl ich Darts immer noch nicht beherrsche, liebe ich die Menschen, die mit diesem Spiel zu tun haben, allen voran die Spieler. Es machte riesigen Spaß, mit Eric zu arbeiten, doch dann konnten wir auf einmal keine TV-Turniere mehr anbieten, ein Umstand, der schließlich zur Abspaltung von der BDO führte.

Tommy Cox und ich haben den Darts-Split in die Wege geleitet und Eric hat uns dabei voll und ganz unterstützt, doch das bedeutete zwangsläufig auch, dass ich meine gesamte Kraft und Zeit in das WDC investieren musste und folglich nicht mehr in der Lage war, Eric zu managen. Er hatte dafür Verständnis, weil er wusste, dass alle Beteiligten leer ausgehen würden, wenn das WDC scheitert, was im Umkehrschluss bedeutete, dass Eric, Cliff und die anderen Spieler von einem Erfolg des WDC ungemein profitieren würden. Während des gesamten Gerichtsverfahrens, das sehr lange dauerte und ziemlich nervenaufreibend war, saßen zwei Spieler in jeder Verhandlung und gingen zu jedem Treffen mit den Anwälten: Rod Harrington und Eric Bristow.

Alle Spieler, die nach ihnen kamen, sind diesen beiden Legenden zu ewigem Dank verpflichtet. Ihr Einsatz für den professionellen Dartsport wird unvergessen bleiben. Ich bin immer noch sehr erstaunt, wie groß die PDC geworden ist und ich bin mir sicher, dass sie weiter wachsen wird. Das ist fantastisch, denn wenn man mal ehrlich ist, hätte das damals, als ich Eric zum ersten Mal traf, niemand für möglich gehalten.“

Text: Dave Allen (PDC)
Übersetzung: Martin Rönnberg
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Jacques Nieuwlaat

Eric Bristow Porträt

Der „Darts-Split“

Dartitis

Darts Technik - erklärt durch Eric Bristow


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