Richtig oder das Richtige?
Manchmal machen wir zwar alles richtig, tun aber trotzdem das Falsche. Warum? Weil wir uns auf unsere einzige Brille verlassen.
Hallo und willkommen, weiter geht es mit unserem Motivationspodcast. Mein Name ist Stefan Frädrich und ich möchte noch einmal kurz zum Thema Diät. Ich bekomme dazu immer wieder Anfragen. Nach dem Motto: "Hey, ich mache jetzt diese oder jene Diät und ich habe dabei doch alles richtig gemacht, habe eine ganze Litanei von Regeln befolgt, aber das Ergebnis ist nicht das, was ich haben wollte."
Dann frage ich nach den Regeln, um welche Diät es sich handelt. Dabei stelle ich fest, dass ein Unterschied besteht, zwischen Dinge richtig machen oder die richtigen Dinge machen.
Zahlreiche Diäten verwalten eine Art Halbwissen, Halbwahrheiten. Schlimm daran ist, dass starre Regeln kommen. Also beispielsweise, du darfst abends kein Obst und Gemüse essen oder kein Grünzeug. Übrigens, nebenbei gesagt, das ist Quatsch. Oder du darfst keinen Sport treiben, nachdem du gegessen hast. Oder du darfst gewisse Lebensmittel, einen bestimmten glykämischen Index nicht mehr essen.
Wenn diese Dinge ganz starr sind, dann wird das menschliche Verhalten unflexibel. Das kompensiert man dann meistens durch irgendwelche Ausflüchte oder Auswege, die man findet. Das Ergebnis ist nicht so befriedigend, wie es eigentlich sein sollte. Was machen die Menschen? Sie machen alles richtig, das heißt, sie befolgen die Regeln, aber sie machen unterm Strich das Falsche, weil die Regeln eben nicht flexibel genug angewendet werden.
Meine Meinung dazu ist, wir brauchen über Dinge, die unser Leben wirklich betreffen, die uns wichtig sind, ein umfassendes Wissen. Je mehr Wissen wir über Zusammenhänge haben, desto eher können wir Prinzipien befolgen. Prinzipien und keine Regeln. Prinzipien sind eine Art Steuerung von Innen, Regeln sind eine Steuerung von außen. Ein Prinzip sagt, ich versuche dieses oder jenes so gut wie möglich umzusetzen. Eine Regel besagt, immer wenn du dieses oder jenes findest, dann sollte deine Reaktion dieses oder jenes sein.
Wo ist der Unterschied? Wir können und das vielleicht als Wegbeschreibung und Verwendung eines GPS Systems vorstellen. Eine Wegbeschreibung ist die Regel, also ich will von Platz A zu B. Dann heißt es, gehe 500 Meter geradeaus, erste Straße rechts, dann zwei Straßen nach links und bei der Ampel halbrechts, und dann bist du da. Sie können sich vorstellen, was passiert. Wehe, da ist unterwegs eine Baustelle oder ich verirre mich mal, dann bin ich hoffnungslos verloren. Das heißt, die Wegbeschreibung führt in die falsche Richtung. Ein GPS hingegen oder ein Kompass, eine Karte, je mehr Hilfen ich zur Hand habe, je mehr Wissen ich über den Weg habe, vielleicht da noch eine Wegbeschreibung oben drauf. Also je mehr Infos ich habe, desto wahrscheinlicher wird es, dass ich auch tatsächlich ankomme.
Ich verwende dabei das Prinzip, dass ich je nachdem, welche Informationsquelle gerade sinnvoll erscheint, dass ich mir diese aussuche und dass ich dann das Richtige mache. Das heißt, ob wir Erfolg haben, bei dem, was wir sehen in unserem Leben, das hängt oft davon ab, welche Brille wir aufsetzen, welche Infos wir bemühen. Je mehr Infos wir haben, je mehr Brillen wir aufsetzen, desto mehr kommen wir zu dem, was wir haben wollen.
Ein Beispiel, ich habe gerade jetzt wegen meiner letzten Kerner Sendung von einem ehemaligen Nachbarn, der als Physiklehrer gearbeitet hat, eine Mail bekommen. In der Sendung habe ich gesagt, wenn man einen Liter kaltes Wasser trinkt, dann spart man dadurch 100 Kalorien ein. Was hat der Lehrer jetzt gemacht, er hat es nachgerechnet. Wie sie vielleicht wissen, eine Kalorie ist die Menge Energie, die man benötigt, um ein Gramm Wasser um genau ein Grad Celsius zu erwärmen. Er hat gerechnet, ein Liter Wasser, gehen wir davon aus, dass der Liter um 20 Grad erhöht werden soll, von Zimmertemperatur auf Körpertemperatur. Ein Liter Wasser enthält 1000 Gramm, als 20 x 1000, ergibt 20.000 Kalorien und weil man umgangssprachlich unter Kalorien eigentlich die Kilokalorien versteht, sind das keine 100 Kalorien, die man einspart, sondern das sind nur 20 Kalorien und das, Frädrich, was du erzählst, das ist irrelevant. Damit hat er definitiv Recht, das ist physikalisch komplett richtig hergeleitet.
Jetzt überlegen wir uns aber, was das auf der Verhaltensebene bedeutet. Stellen Sie sich einmal vor, sie haben einen Übergewichtigen, der die Welt nur durch die Physikbrille betrachtet. Stellen wir uns einmal einen Cola trinkenden Physiker Schweinehund vor, mit Übergewicht. Der denkt sich jetzt, Frädrich ist ein Schwätzer, das was der erzählt, das kann nicht stimmen, Blödsinn, ich trinke weiterhin meine Cola, das mit dem Wasser ist nicht richtig.
Auf der anderen Seite ist unsere Körperphysiologie weitaus komplexer, als wenn ich das unter Laborbedingungen mit einem Bunsenbrenner erhitze. Man hat nämlich nachgewiesen, dass das Trinken von einem Liter Wasser im Körper zu einer Grundumsatzsteigerung führt, von ungefähr 100 Kalorien. Der Grundumsatz ist das, was unser Körper an Energie aufwendet. Es gibt da unendlich viele, komplexe Prozesse, die im Körper stattfinden. Da kann ich mir durchaus vorstellen, dass das Trinken von einem Liter Wasser dazu führt, dass wir unterm Strich einfach mehr verbrennen. Wir bringen uns in einen anderen Verbrennungsmodus und so kommen die 100 Kalorien zustande.
Das habe ich in einem Buch gelesen und der kritische Zuhörer könnte fragen, Frädrich hast du das nachgeprüft? Nein, ich habe das nicht nachgeprüft, ich habe nicht nachgemessen, aber und jetzt kommt das Wichtige für mich, das Fazit. Jetzt gehe ich mal zur Verhaltensebene und rechne einmal vor, dass wenn ich einen Liter Cola trinke, dann verbrenne ich 220 Kalorien. Also was passiert, wenn es nicht stimmt, was ich sage mit den 100 Kalorien von dem Wasser? Und ich ersetze trotzdem einen Liter Cola durch einen Liter Wasser. Dann bin ich bei einem Kalorienspar Ergebnis von 220 Kalorien. Und wenn wir jetzt noch die 100 Kalorien draufsetzen, dann hätten wir etwa 300 Kalorien, die wir eingespart haben.
Leute, Mensch, darum gehts. Wenden wir das Wissen an und seien wir offen. Mein Fazit hieraus ist, die Wahrheit ist oft komplexer. Und die Wahrheit hat oft vielmehr mit tatsächlichem Verhalten, mit Praxis zu tun, mit Praxisbezug, als mit akademischem Wissen oder mit irgendwelchen Regeln, die wir irgendwo einmal gelesen haben.
Ich möchte hieraus jetzt vier Punkte herleiten. Punkt Nummer eins, ich bedanke mich bei dem Physiklehrer, der mir eine Mail geschrieben hat, weil Punkt Nummer eins ist, seien wir nicht leichtgläubig, glauben wir nicht alles ungefragt, was uns in den Medien erzählt wird, was uns in den Zeitungen serviert wird, sammeln wir stattdessen lieber unsere eigenen Infos, seien wir kritisch, seien wir offen. Aber, Punkt Nummer zwei, hinterfragen wir unsere eigene Position immer wieder und seien wir offen für neue Informationen, denn es kann sein, dass die neuen Infos viel nützlicher für uns sind als das Alte, was wir in unserem Kopf haben. Selbst wenn das Neue dem Alten manchmal widerspricht. Und deswegen, Schritt Nummer drei, setzen wir immer wieder verschiedene Brillen auf, setzen wir unsere gewohnten Brillen einmal ab, nehmen wir auch einmal neue Blickrichtungen an, gucken wir, dass wir mit den anderen Brillen, vielleicht mit anders gefärbten Brillen, mit anders geschliffenen Brillen, andere Nuancen von Wahrheit wahrnehmen. Und Punkt Nummer vier, machen wir nicht immer alles richtig, tun wir stattdessen lieber das Richtige.
- Seien wir nicht leichtgläubig
- Hinterfragen wir unsere eigene Position immer wieder
- Setzen wir unsere gewohnten Brillen einmal ab
- Machen wir nicht immer alles richtig, tun wir stattdessen lieber das Richtige
In diesem Sinne, herzliche Schweinehundegrüße, bis zum nächsten Mal, Ihr Stefan Frädrich.