Die 10… denkwürdigsten World Matchplay Momente
Es gehört nach Blackpool wie das DFB-Pokalfinale nach Berlin. Das World Matchplay ist nach der Weltmeisterschaft das größte und älteste Turnier der Professional Darts Corporation und wird seit der ersten Auflage 1994 immer im Empress Ballroom des Winter Gardens ausgetragen. Über diese lange Zeit haben sich so einige Szenen abgespielt, an die man sich als Fan noch sehr lange erinnerte. Hier sind Die 10 denkwürdigsten dieser Momente.
10. Paul Hinks mit dem merkwürdigsten Call der Dartsgeschichte
Nicht immer sorgen die Spieler für die Momente, die hängen bleiben. Der Job des Callers ist nicht der leichteste. Russ Bray, George Noble, Kirk Bevins und Paul Hinks stehen unter permanentem Druck, dürfen sich nach Möglichkeit nicht verrechnen und müssen immer hoch konzentriert sein. Dass dort auch mal etwas Ungewöhnliches passieren kann ist klar. So erlebte es auch Paul Hinks, der im Finale des World Matchplay 2014 zwischen Michael van Gerwen und Phil Taylor wohl jeden verwirrte.
Das World Matchplay im Jahr 2014 verlief äußerst hochklassig. Der amtierende Weltmeister war damals wie heute Michael van Gerwen, der zum damaligen Zeitpunkt jedoch noch nie das Turnier in Blackpool gewann. Rekordchampion Phil Taylor plante indes seinen siebten Titelgewinn in Folge und mit starken Leistungen und einem 9-Darter aus der zweiten Runde im Gepäck schien auch alles bereit dafür zu sein. Das Endspiel begann dann auch ganz nach den Vorstellungen von Phil. Vor allem in der Anfangsphase zeigte sich der Engländer dominant, als er unter anderem sechs Legs hintereinander gewann und sich letztlich zum Zeitpunkt der zweiten Pause bereits mit 8:2 in Führung sah. Zu diesem Zeitpunkt lag sein Average klar über 110 Punkten. Michael wusste wohl schon, dass er „The Power“ an diesem Tag nicht bezwingen konnte. Die Partie entwickelte sich auch weiter sehr einseitig und die Zuschauer durften keine weitere Spannung erwarten. Umso passender, dass wohl auch Paul Hinks ein wenig in seinen Gedanken verloren war. Beim Stand von 11:3 hatte sich MVG einen Rest von 127 Punkten gestellt. Bis hierhin verlief auch alles normal, Paul Hinks kündigte an: „Michael you require 127.“ Der Niederländer ging ans Oche, traf die Triple-20, die 17 und das Bullseye. Paul schaute, sagte: „127 and game…. And the fifteenth Leg.“ Die Fans waren zum Großteil still, einige wenige jubelten zaghaft, während Phil Taylor entgeistert zu Paul Hinks starrte und nicht wusste, was gerade passiert war. Die PDC-Hymne „Chase the sun“ für die Pause wurde mit etwas Verspätung eingespielt, offensichtlich hatten auch die Verantwortlichen dafür nicht ganz verstanden, was gerade passiert war. Normalerweise sagt der Caller etwas in der Richtung „Game, shot and the fifteenth Leg, Michael van Gerwen!“, so stand Phil noch immer verwirrt da, blickte zu Michael van Gerwen, der sein Glas Wasser in die Hand nahm und dann selbst lachen musste. Nach kurzer Erklärung begriff auch Phil was Sache ist, begann zu lachen und ging mit einer Grimasse in den Backstagebereich.
Es war eine ulkige Szene, die auch die Kommentatoren mit viel Humor nahmen, es als unorthodoxe Art beschrieben ein Leg zu callen. Man erkannte wie sehr die Beteiligten im fest vorgeschriebenen Ablauf steckten und wie leicht sie rauszubringen waren, wenn etwas unerwartet ablief. Anders als beim Erstrundenspiel der Weltmeisterschaft 2015, als Hinks beim Duell Cristo Reyes gegen Wes Newton das Sudden Death Leg ohne Bullwurf beginnen ließ, war dies hier eine Lapalie und geht als Comedy-Nummer in die Geschichte ein. Es nahm auch keinerlei Einfluss auf den Matchausgang, Phil Taylor siegte am Ende klar mit 18:9 und holte sich seinen 15. und bis heute letzten Titel beim World Matchplay.
9. Robert Thornton besiegt seinen eigenen Fluch
Der Empress Ballroom in Blackpool, so schön er auch ist, ist offensichtlich nicht für jeden Spieler der Place to be. Es gibt einige Profis, die dort über die Jahre immer wieder ziemlich gelitten hatten. Am schlimmsten lief es dort wohl für Robert Thornton. Der Schotte nahm im letzten Jahr zum siebten Mal am World Matchplay teil und war bis dahin noch ohne einen einzigen Sieg geblieben. Gegen Josh Payne sollte sich das Blatt nun endlich wenden.
4:10 gegen Phil Taylor, 0:10 gegen Gary Anderson und Adrian Lewis, 3:10 gegen Ian White, 8:10 gegen Paul Nicholson und schließlich 7:10 gegen Keegan Brown. Die Ergebnisse von Robert Thornton lesen sich wie ein Horrorfilm. Noch immer ist nicht ganz geklärt, warum „The Thorn“ beim World Matchplay seiner Form meist hinterherrennt. Im Jahr 2016 hatte er mit Debütant Josh Payne einen nervösen Gegner. Wenn nicht an diesem Tag, dann würde es wohl nie mit einem Erfolg für Thornton dort klappen. Und er begann gut, ging schnell mit 2:0 in Führung und konnte den Vorsprung bis zum 4:2 halten. Dann aber wurde Payne ruhiger. Er checkte nacheinander 99, 84 und 118 Punkte aus und drehte das Spiel so. Nur weil er ein 134’er Finish vergab, konnte Robert noch ausgleichen. Vermutlich wäre die Partie sonst bereits verloren gewesen, Thornton hätte sich an die vorherigen Jahre erinnert und der Fluch wäre in seinem Kopf gewesen. So ging er mit 5:5 in die Pause und konnte nochmal durchatmen. Mit sechs perfekten Darts und einem weiteren perfekten Start kam er zurück auf die Bühne, ging mit 7:5 in Führung. Payne startete erneut die Aufholjagd, verpasste aber sieben Darts zum Ausgleich. Dies sollte die Vorentscheidung sein. Robert ging mit 8:6 in Führung und gab den Vorsprung nicht mehr her. Sein dritter Dart auf die Doppel-18 saß zum 10:7 und der Jubel sowie die Erleichterung von Thornton waren riesig. Für ihn ungewöhnlich, bekam er sich kaum noch ein und ging immer wieder jubelnd in Richtung seiner Frau. Man merkte ihm an, dass ihn die Niederlagenserie belastet hatte und nicht spurlos an ihm vorbeiging. Von Paul Hinks gab es zum Abschluss noch einen Schulterklopfer mit Schmunzeln und Robert zog in die zweite Runde ein.
Liebend gerne würde man an dieser Stelle nun lesen, dass „The Thorn“ es noch bis ins Finale schaffte und auch dort einen starken Kampf ablieferte. Jedoch schien der Sieg über Payne nur ein Strohfeuer gewesen zu sein. Schon in der zweiten Runde war für Robert das Turnier beendet. Er unterlag Dave Chisnall sehr deutlich mit 2:11 und musste die Heimreise antreten. Der Fluch scheint noch nicht besiegt. Auch in diesem Jahr wird Thornton aller Voraussicht nach teilnehmen, die Frage ist nur: wie lange?
Tobias Gürtler