Uniboffin

Aus dem Testlabor
von Unicorn Darts


Bestmöglich

Ihr seid vielleicht anderer Meinung, doch ich finde, dass ich es meinen Lesern in letzter Zeit ein bisschen zu leicht gemacht habe. Meine letzten paar UniBlogs waren doch sehr wohlwollende Angebote, es wurden sehr verständliche Themen wie Flight- und Barrel-Materialien besprochen. Gut, ich konnte es mir nicht verkneifen, etwas über Schwingungsknoten einfließen zu lassen, doch im Großen und Ganzen rückte das komplexe Thema „Flugdynamik“ gegenüber den technischen Aspekten der Flight-Herstellung stark in den Hintergrund.

Daher zielt dieser Blog darauf ab, das grundlegend zu ändern!!! Wie könnte ich denn sonst meine wissenschaftliche Glaubwürdigkeit wiedergewinnen, wenn ich nicht mein Bestmögliches gäbe, um etwas nicht allzu Kompliziertes zu erklären, ohne alle mit einer nahezu unverständlichen technischen Erklärung zu verwirren? Und wie es der Zufall so will, ist „bestmöglich“ ein wirklich guter Titel für das Thema, mit dem ich Euch heute verwirren möchte.

Ich gehe davon aus, dass sehr viele von Euch schon einmal Zeitlupenaufnahmen von Darts im Flug gesehen haben. Ganz typisch zeigen die meisten Aufnahmen, wie der Dart beim Abwurf nach oben schießt, doch wie bereits erwähnt, passiert das nicht bei allen Spielern (dazu zählen interessanterweise auch zwei der größten Spieler aller Zeiten). Manche werfen den Dart auch mehr oder weniger waagerecht ab. Ganz selten behält der Dart dann auch während seines Flugs diese Ausrichtung bei und trifft genauso gerade auf das Board.

„Und was soll das???“, fragt Ihr Euch jetzt. Ganz offensichtlich gibt es in diesem Fall nur eine geringe Gierungsbewegung - nicht sonderlich überraschend, wenn einer dieser absoluten Top-Spieler den Dart wirft. Stimmt es nach allem was man so hört, dass sie mit so wenig Gierung werfen und auch mit 15 cm langen Nägeln spielen könnten? (Entschuldigung, doch ich kann einfach nicht widerstehen und muss erwähnen, dass Trent Reznor es sogar mit Nägeln hinbekommt, die noch mal gut 7 cm länger sind).

Nun, es tut mir leid, wenn ich Eure schöne Erklärung kaputt machen muss, doch sie reicht schlicht und einfach nicht! Auch wenn es je nach Größe und Wurfgeschwindigkeit eines Spielers Unterschiede gibt - bei fast allen Spielern, die die Triple-20 anvisieren, beginnt der Dart seine Flugbahn in einem Winkel von rund 20° nach oben. Sollte man den Dart tatsächlich vollkommen waagerecht abwerfen, würde seine Flugbahn ungefähr genauso viel Grad nach unten zeigen.

Jetzt wartet mal - wie war das??? Kann ich behaupten, dass sich der Gierungswinkel eines Darts, der in diesem Winkel abgeworfen wird, während des Flugs nicht verändert? Was ist dann eigentlich mit dieser Gierungsbewegung, auf der ich immer herumhacke? Habe ich Euch da irgendwie belogen? Oder bin ich dabei, wie ein seniler Professor meine geistigen Fähigkeiten zu verlieren?

Nein, und auch wenn dies nicht nur allgemeine Zustimmung hervorrufen wird, werde ich die eine Erklärung einfach für die nächste aufgeben. Wenn ein Dart das Board in der Nähe, oder bei Darts-Spielern, die besser sind als ich, in der Triple-20 trifft, hatte die Schwerkraft genügend Zeit, die Flugbahn nach unten zu beeinflussen. Und ein waagerecht abgeworfener Dart richtet sich in dieser Zeit wieder nach oben, wahrscheinlich auch wieder um diese rund 20°, nachdem er zunächst im gleichen Winkel nach unten „abgegiert“ war.

Aha, werden jene von Euch sagen, die mir seit mehr als einem Jahr ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Der Dart ist ja gar nicht waagerecht geflogen, sondern tatsächlich hinunter und wieder hinauf „gekurvt“, und hat so eine halbe Gierungskurve von rund 20° durchlaufen. Es handelt sich somit um einen Dart mit einer Gierungswellenlänge von rund 4 m, also knapp doppelt so lang wie die typische Dart-Flugbahn.

Das würde bedeuten, dass es sich um einen Dart mit sehr niedriger Stabilität handelt. Und da muss man schon ein Top-Spieler sein, der einen solchen Dart wirklich mit beständigen Ergebnissen werfen kann. Dieser Dart vergibt nicht, wenn man auch nur ein bisschen außer Form ist. Ich möchte einmal ganz respektvoll vorschlagen, dass selbst ein Spieler wie Phil Taylor von einem etwas stabileren Dart profitieren würde (was ich ja auch getan habe). Und dieser Artikel hat sogar eine Moral: Bei Darts ist waagerecht nicht unbedingt am besten.

Nächstes Mal werde ich noch etwas weiter in dieses wissenschaftliche Thema vordringen und meine Aufmerksamkeit auf einen Aspekt richten, den ich bisher sträflich vernachlässigt habe - die Häufigkeit eines umgekehrten Flugbahnverlaufs. Womöglich bin ich wirklich böse und erwähne sogar so etwas wie „g cosinus theta über v“! Doch wenn Ihr mich ganz lieb darum bittet, werde ich es vielleicht bleiben lassen…



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