Interview
mit
Vincent van der Voort
6. Dezember 2015
Ab jetzt zählt nur noch die WM
In knapp zwei Wochen startet Vincent van der Voort zum 15. Mal bei einer Darts-WM. Achtmal nahm der „Dutch Destroyer“ bisher an der Weltmeisterschaft der PDC teil, und noch nie verlor der 39-jährige Niederländer seine dortige Auftaktpartie.
Im ersten Teil des Interviews mit „Dartsjournalist.com“ spricht Van der Voort über seine Rückkehr in den Alexandra Palace, wo ihm letztes Jahr der Einzug ins Viertelfinale gelang.
Am vergangenen Wochenende trat Van der Voort bei den Players Championship Finals an, dem letzten großen Turnier vor Beginn der PDC-WM 2016. Nach einem lockeren 6:1-Sieg über Justin Pipe in der erste Runde wartete sein guter Freund Michael van Gerwen im Achtelfinale. „Fast Vinnie“ erspielte sich anfangs zwar eine 2:0-Führung, verlor jedoch am Ende mit 6:10 gegen den Weltranglistenersten. Immerhin behauptete Van der Voort Platz 15 in der „Order of Merit“ und könnte somit erst im Finale der Weltmeisterschaft auf „Mighty Mike“ treffen. Der Niederländer berichtet, dass ihm die Partien gegen seinen Landsmann nur wenig Freude bereiten.
„Wir spielen nicht so gerne gegeneinander. Wenn ich bei der Auslosung in der anderen Hälfte des Tableaus lande, wäre das für uns beide besser. Uns bringen diese Partien nicht wirklich voran.“
„Spiele gegen den jeweils Anderen sind für uns beide schwierig. Doch letzten Endes setzt sich der talentiertere Spieler durch, und das ist auf jeden Fall Michael. Dann läuft es bei ihm wie von selbst.”
Zwar würde Van der Voort als 15. der „Order of Merit“ Spitzenreiter Van Gerwen aus dem Weg gehen, doch mit dem amtierenden Weltmeister Gary Anderson träfe „VvdV“ in der dritten Runde auf einen weiteren absoluten Weltklassespieler, sofern beide ihre ersten Runden überstehen.
„Ich hätte mir schon eine bessere Platzierung gewünscht, aber es sollte halt nicht sein. Ich startete sehr gut ins Jahr, doch anschließend lief es bei mir eine ganze Zeit lang nicht rund“, sagt Van der Voort im Saisonrückblick. „Letztendlich muss man seine Position akzeptieren, das ist nun einmal so.“
Am Tag nach seiner Rückkehr aus Minehead stand die WM-Auslosung auf dem Programm und seitdem konzentriert sich Van der Voort voll und ganz auf die PDC-Weltmeisterschaft.
„Sobald die Players Championship Finals vorbei sind, beschäftige ich mich mit der WM. Unmittelbar nach der Auslosung am Tag nach dem Players-Finale rückt die WM in den Vordergrund, weil es dann richtig losgeht. Vor allem wenn man weiß, gegen wen man spielen muss. Dann spürt man, dass es ernst wird.“
„Man merkt an so vielen Dingen, dass die Weltmeisterschaft etwas anderes als die restlichen Major-Turniere ist. Die Beachtung, die der WM geschenkt wird, ist viel größer. Ich bekomme unzählige Nachrichten von Bekannten und Freunden. Die trudeln bei den anderen Turnieren zwar auch ein, doch während der WM ist auf einmal meine ganze Mailbox voll, wenn ich gespielt habe. Daran merke ich, dass die WM eine viel größere Bedeutung hat.“
„In Bezug auf die Vorbereitung unterscheidet sich die WM nicht groß von den anderen Major-Turnieren. Ich trainiere nur selten mit anderen Spielern. Mein Trainingsschwerpunkt liegt auf den Doppelfeldern, weil sich mein Spiel in dieser Hinsicht noch verbessern lässt. Einfach gut vorbereiten, dafür habe ich jetzt zwei Wochen Zeit. Viele Stunden am Practise-Board verbringen, und dann fahre ich mein Programm in der letzten Woche vor Turnierbeginn wieder etwas runter.“
In der ersten Runde der PDC-WM 2016 trifft Van der Voort auf Laurence Ryder. Sicherlich keine schlechte Auslosung, doch der „Dutch Destroyer“ ist vor dem Sieger des „DPA Australian Grand Prix“ gewarnt. Brendan Dolan oder Kyle Anderson wären Van der Voorts mögliche Gegner in Runde 2.
„Eigentlich kann ich mich nicht beschweren, aber man darf niemanden unterschätzen. Im letzten Jahr erreichte Laurence nach einem Sieg gegen Justin Pipe die zweite Runde. Daran sieht man schon, dass er gut Darts spielen kann. Ich weiß, dass es mich schlechter hätte treffen können, doch man muss sich sowieso immer nur auf sich selbst konzentrieren. Es ist natürlich toll, wenn man gleich in der ersten Runde ein sehr gutes Spiel abliefert, dann geht man die weiteren Aufgaben mit viel Selbstvertrauen an.“
„Dolan ist zurzeit aus den Top 16 rausgerutscht, nachdem er jahrelang dazugehörte. Trotzdem zählt er für mich zu den Top-Spielern. Kyle Anderson würde meiner Ansicht nach besser dastehen, wenn er an allen Turnieren teilgenommen hätte. Beide sind ausgezeichnete Dartspieler, doch ich glaube, dass mir Anderson vom Rhythmus her besser liegt. Andererseits steht gegen Dolan noch eine Revanche aus, weil er mich beim World Matchplay geschlagen hat.“