German Darts Championship 2024: Der Nachmittag des zweiten Spieltags mit hochklassigen Performances und so manch überraschendem Ausgang
In der heute anstehenden zweiten Runde sollten nun auch die gesetzten Spieler ins Geschehen eingreifen, sie wurden von den Siegern der ersten Runde gefordert. Der gestrige Spieltag brachte viel Sehenswertes, einige Kuriositäten und vor allem stimmungsvolle Atmosphäre. Das war nicht zuletzt der lokalen Leidenschaft für den Dartsport zu verdanken, Hildesheim hat sich mittlerweile fast schon zu einer Art „Deutsches Darts-Mekka“ entwickelt, die Halle 39 ist dabei zur Kultstätte des Darts avanciert. Hildesheim ist mittlerweile fester Bestandteil des PDC Kalenders. Hier finden Turniere der Challenge Tour statt, ebenso der Development Tour, die Players Championship macht hier mehrfach Station und natürlich freut man sich außerordentlich, seit 2013 Ausrichter des aktuellen Events der European Tour zu sein.
Die erste Runde der German Darts Championship 2024 förderte 16 Sieger zutage, Peter Wright präsentierte sich dabei als Großmeister der High Finishs, leider war es Niko Springer, der dabei auf der Strecke blieb. Nach ausgesprochen engen Matches hießen die Sieger: Ritchie Edhouse und Jonny Clayton, aber auch beim Erfolg von Dylan Slevin und Stephen Burton, die beide von Teilnahmeabsagen profitiert hatten, sowie Andrew Gilding und Simon Whitlock, hätte das Siegerpendel durchaus noch in die andere Richtung ausschlagen können. Relativ klar behielten Nick Kenny, Robert Owen, der ein weiterer Nachrücker war, und James Wade die Oberhand, und auch Krzysztof Ratajski erfuhr nur zu Beginn des Matches die gebotene Gegenwehr von Dragutin Horvat, mit zunehmendem Spielverlauf bekam der „Polish Eagle“ seinen Gegner dann jedoch immer besser in den Griff. Regelrecht kurzen Prozess machten mit ihren Gegnern: Dirk van Duijvenbode, der Brendan Dolan überrollte, Dom Taylor, der die niederländische Darts-Ikone Raymond van Barneveld aus dem Spiel nahm und Mensur Suljovic, der dem amtierenden UK-Open-Champion Dimitri Van den Bergh nicht den Hauch einer Chance einräumte. Leider sah auch Matthias Ehlers wenig Land gegen Mickey Mansell, doch besonders erfreulich aus deutscher Sicht: Max Hopp konnte nach zweieinhalb Jahren unfreiwilliger Bühnenabstinenz endlich wieder sein Können auffahren, und wie er das tat! Die erste Aufnahme gleich mal das Maximum, der „Maximiser“ wusste, was er den Fans schuldig war. Mit seiner einzigartigen Strahlkraft rockte er die Bühne wie eh und je. Fehlende Matchpraxis? Von wegen! Die konnte seinem Spiel keinen Abbruch tun und so bestrafte er so ziemlich jeden Fehler seines Gegners, und davon wies José de Sousa so einige auf. Überlegener Sieg von Max Hopp gegen den portugiesischen European Darts Grand Prix Champion 2020 und Grand Slam of Darts Champion ebenfalls 2020. Von vier deutschen Teilnehmern, die zur ersten Runde nach Hildesheim angereist waren, war Max Hopp somit der einzige, der seinen Antritt in einen Sieg ummünzen konnte.
Start der zweiten Runde mit acht gesetzten Spielern gegen acht Sieger aus der ersten Runde
Den Beginn am heutigen Nachmittag machten Gian van Veen und Robert Owen. Mit Gary Anderson, Michael Smith, Josh Rock und Nathan Aspinall hatten vier gesetzte Spieler kurzfristig auf ihre Teilnahme verzichtet, Robert Owen war einer der vier Profiteure dieser Absagen. Sein heutiges Match gegen den 22-jährigen Shooting Star aus den Niederlanden stellte natürlich nochmal eine andere Hausnummer dar, als das gestrige Duell gegen den osteuropäischen Qualifikanten Krzysztof Kciuk. Trotzdem gab es keinen Grund für Robert Owen sich zu verstecken und so revanchierte er sich im zweiten Durchgang umgehend mit Re-Break, nachdem ihm Gian van Veen im ersten Leg geradewegs den Anwurf abgenommen hatte. Beide Akteure brauchten für ihr Break lediglich 14 Würfe, Robert Owen checkte dann gar noch mit High Finish, 100 (T20, D20) aus, 1:1. In den nächsten zwei Durchgängen hielten beide Protagonisten jeweils den eigenen Anwurf, van Veen mit dem 13-Darter, die 180er purzelten in schöner Regelmäßigkeit, es verging kein Leg, in dem die Spieler nicht mindestens ein, wenn nicht gar zwei Maxima ablieferten. 2:2. Im Wechselschritt verlief es auch in Durchgang Fünf und Sechs, 3:3, bevor Gian van Veen nochmal signifikant mehrere Gänge nach oben schaltete. 96 – 140 – 133 – 132, den 12-Darter im siebten Durchgang schloss der Niederländer mit brillantem High Finish, das er mit 25, Triple-19 und Bullseye gelöscht hatte. 4:3. Auch im achten Leg packte Gian van Veen das High Finish, 117 (T20, 17, D20) aus, damit hatte er das eben errungene Break bestätigt und zog nun 5:3 in Front. Robert Owen wehrte sich nach Kräften, doch der Finalist der PDC-Juniorenweltmeisterschaft 2023 hatte mittlerweile alles unter Kontrolle, 14 Würfe später ward das 6:3 ausgemacht. Der erste Sieger der zweiten Runde hieß also Gian van Veen.
Gemütlich gegen gnadenlos
Anschließend betraten Ryan Joyce und Andrew Gilding die Bühne der Halle 39 in Hildesheim. Gestern Nachmittag sah sich Andrew Gilding gegen Johann Engström relativ zügig mit einem 0:2 Rückstand konfrontiert, heute drehte er den Spieß um und ging seinerseits erstmal 2:0 in Führung. Im dritten Durchgang war auch Ryan Joyce im Match angekommen, der 13-Darter gereichte ihm zum Anschluss, 1:2. Aber Andrew Gilding war richtig in Fahrt und marschierte weiter: 180 – 57 – 140 – 124, das High Finish hatte er dabei mit 20, Triple-18 und Bullseye eliminiert. Man kam nicht umhin, festzustellen, dass „Goldfinger“ mit dem 12-Darter auch ein „goldenes Händchen“ bewiesen hatte. Genug der Kalauer, schließlich stand es 3:1. Dem ließ der 53-jährige Engländer in Leg Fünf den 13-Darter folgen, mit optimaler Vorbereitung (123) verbuchte Andrew Gilding auch noch das 4:1. Im sechsten Durchgang ließ Gilding dann mal zwei Break-Darts auf Double-20 liegen, „Relentless“ Ryan Joyce, der heute nicht allzu erbarmungslos unterwegs war, konnte zwar das 126er-Finish nicht vollenden, aber mit dem Leggewinn trotzdem den Lauf von Gilding unterbrechen, 2:4. Im siebten Leg war es wiederum Ryan Joyce, der zwei Break-Möglichkeiten verstreichen ließ, das bestrafte Andrew Gilding mit dem 5:2. Ein letztes Aufbäumen von Ryan Joyce im achten Durchgang, mit High Finish, 108 (T19, 19, D16) erkämpfte er sich das 3:5. Im neunten Leg brauchte Andrew Gilding abermals nur 14 Würfe, um den 6:3 Erfolg sicherzustellen. Mit Ryan Joyce musste nun auch der erste gesetzte Spieler den Heimweg antreten.
Mit „Sweet Caroline“ im Gepäck fällt die Reise gleich etwas leichter
Dann folgte die Partie: Daryl Gurney gegen Stephen Burton, der Nachrücker, der gestern nach engem Matchverlauf dem Routinier Boris Krcmar eine empfindliche 6:4-Niederlage beigebracht hatte. Daryl Gurney konnte dieses Turnier bereits gewinnen und zwar in 2019. Damals besiegte er Ricky Evans mit 8:6 und somit fuhr er seinen ersten und einzigen Titel auf der European Tour ein. Daryl Gurney hatte das Ausbullen gewonnen, offenbarte im ersten Durchgang jedoch einiges an Double-Trouble, sodass Stephen Burton unverhofft in unmittelbare Nähe mehrerer Break-Gelegenheiten kam. Aber diese Chancen warf er allesamt über Bord, als er versuchte, verbliebene 11 Punkte loszuwerden und dabei das große Feld der einfachen Drei nicht traf. Stattdessen versenkte er den Pfeil in der 17 – „No Score!“ Die Nervosität vor dem Gegner war offenbar zu groß, schon beim Einlauf hatte Stephen Burton ehrfurchtsvoll und auch ein wenig hilflos wirkend, zugesehen, wie Daryl Gurney mit dem Publikum Neil Diamonds „Sweet Caroline“ anstimmte. So bekam der Nordire ausreichend Zeit, um das 1:0 zu festigen. Den zweiten Durchgang begann Stephen Burton mit der 180, was ihm ein wenig Sicherheit verlieh und das war in diesem Leg auch dringend nötig. Daryl Gurney hatte sich mit der 137er-Vorbereitung die 40 gestellt und stand bereit. Auch Burton auf der 40, die er mit einem Wurf herausnahm, 1:1. Im dritten Durchgang konnte sich „Superchin“ abermals einigermaßen viel Zeit lassen, der Gegner befand sich noch nicht einmal in Reichweite. Mit gemäßigten Schritten sicherte sich Daryl Gurney das 2:1, bevor er nachfolgend das Tempo gehörig anzog. Der 13-Darter im vierten Leg belegte dies schon mal eindrücklich, 3:1, doch vor allem das imposante High Finish in Durchgang Fünf hatte es in sich. Hier eliminierte Daryl Gurney 152 Punkte mit zweimal Triple-20 und der Double-16. Es war deutlich erkennbar, welchen Push dieser Wirkungstreffer dem 38-Jährigen aus dem nordirischen Derry verpasste. Daryl Gurney baute seinen Vorsprung damit auf 4:1 aus, und es war zu erahnen, dass er fortan nichts mehr zulassen würde. 14 Würfe später zog er, angefeuert von der eigenen Motivation, auf 5:1 davon und auch beim Set-up-Shot (121) im siebten Leg offenbarte er maßlose Entschlossenheit. Stephen Burton konnte nichts Nennenswertes mehr zum Spiel beitragen, Daryl Gurney hatte ihn mit 6:1 schier niedergewalzt.
Hier wurden keine Geburtstagsgeschenke verteilt
Happy Birthday, Mickey Mansell, der jedoch von seinem heutigen Gegner kein Geburtstagsgeschenk zu erwarten hatte. Chris Dobey, derzeit in bestechender Form, hatte erst kürzlich die Spitzenposition der Players Championship Order of Merit übernommen, nachdem er vor etwa zehn Tagen mit einem 8:6 Sieg über Cameron Menzies, die neunzehnte Ausgabe der Players Championship Turniere 2024 gewonnen hatte. Auch heute ließ Chris Dobey seine Formstärke aufblitzen, es war ein grelles Feuerwerk, das er dabei abbrannte. Das erste Leg überließ er Mickey Mansell, der hatte schließlich nicht nur Geburtstag, sondern auch den ersten Anwurf. Und Mansell machte seine Sache gut, denn der Gegner stand mit der 180 als perfektem Set-up-Shot bereits in den Startlöchern, um durchs Ziel dieses Durchgangs zu rennen. Doch Mickey Mansell kam dem zuvor, der 13-Darter erwies sich dafür als äußerst zweckdienlich, 1:0. Auch im zweiten Leg servierte sich Chris Dobey das Maximum als Vorbereitung, die anschließende Double-16 war dann lediglich Formsache, 1:1. Im dritten Durchgang vermochte es der seit heute 51-jährige Nordire immer noch, wunderbar Schritt zu halten, sein begonnenes Leg hielt er sicher und souverän, 2:1. Chris Dobey, der aktuell jederzeit in der Lage scheint, mehrere Gänge gleichzeitig nach oben zu schalten, präsentierte im vierten Leg den 11-Darter: 97 – 180 – 134 – 90 (Bullseye, D20), 2:2. Mit einem weiteren 11-Darter im fünften Durchgang ging Dobey 3:2 in Front, bevor er sich in Durchgang Sechs die „himmelschreiende“ Anzahl von 14 Würfen erlaubte, um seine Führung auf 4:2 auszubauen. Das 87er-Finish in Leg Sieben beendete Chris Dobey mit dem Bullseye-Treffer, besser konnte man so ein Spiel eigentlich kaum gestalten, es war wirklich „Hollywood-reif“! 5:2. Im achten Durchgang war es nochmal der 14-Darter, der Chris Dobey zum 6:2 Erfolg verhalf. Das war nicht die Geburtstagsparty, die sich Mickey Mansell vorgestellt hatte, aber Chris Dobey erwies sich mit einem überragenden Average von 110,64 und einer Checkout-Quote von fast 86%, nun mal als absoluter Party-Crasher für den Neu-51-Jährigen.
Die erste wirkliche Sensation im Turnierverlauf bahnte sich an
Im Anschluss sah man die Begegnung: Ross Smith gegen Nick Kenny. Ein Kräftemessen, bei dem man auf dem Papier eigentlich mit einer recht eindeutigen Verteilung rechnen musste, denn hier spielte die derzeitige Nummer Zehn der Weltrangliste gegen die Nummer 79. Dementsprechend griff sich Ross Smith auch umgehend die ersten beiden Durchgänge und ging selbstsicher 2:0 in Führung. Doch dieses Selbstbewusstsein sollte eine massive Störung erfahren, denn Nick Kenny ließ sich nicht abschütteln und startete eine Leggewinn-Serie, die nicht wenige verblüfft haben dürfte. Vier Durchgänge in Folge konnte Ross Smith nichts ausrichten, denn der Gegner schlug ihm ein ums andere Mal die Checkout-Darts um die Ohren. Und ehe sich der Weltranglistenzehnte versah, ging Nick Kenny plötzlich mit 4:2 in Führung. Es roch bereits hier ziemlich heftig nach einer massiven Überraschung, aber Ross Smith fand gerade noch rechtzeitig wieder in die Spur und stoppte im siebten Durchgang den Lauf des Gegners, 3:4. Ross Smith war wieder im Spiel, nach vier Legniederlagen in Folge, holte er nun seinerseits drei aufeinanderfolgende Leggewinne, auch ein 100er-Finish war darunter zu finden. Damit ging der unbestrittene Favorit wieder in Führung. 5:4. Der „Smudger“ brauchte nur noch ein Leg zum Sieg, passenderweise hatte er im zehnten Durchgang auch den Anwurf. Und Ross Smith machte durchaus den Eindruck, als wenn er es jetzt über die Ziellinie schaffen könnte, allerdings hatte er diesen Anschein heute schon mehrfach vermeintlich erweckt. Nick Kenny hatte sich heute wohl einiges vorgenommen und nahm dem Kontrahenten abermals den Anwurf ab, auch wenn es ein furioser Legausgang war. Nick Kenny hatte eher versehentlich das Bullseye getroffen, was ihm das vorzeitige Auschecken erst ermöglichte, 5:5. Damit ging es in den Decider, den der 31-jährige Waliser begann. Trotzdem war Ross Smith hier besser unterwegs, bekam den ersten Matchdart auf Bullseye, traf allerdings nur den halben Wert. Nick Kenny machte es nicht besser, was Ross Smith einen weiteren Gang ans Oche gewährte. Doch auch diese Aufnahme und letzte Hoffnung vergab der 35-Jährige aus Dover. Schlussendlich holte sich Nick Kenny mit dem Wurf auf Tops den Decider und so machte der Außenseiter de facto den Deckel aufs Match drauf. Die erste Riesenüberraschung war perfekt, Nick Kenny hatte Ross Smith in sensationeller Weise mit 6:5 aus dem Turnier geworfen.
Niederlande versus Niederlande – nichts für schwache Nerven!
Es folgte das rein niederländische Duell: Danny Noppert gegen Dirk van Duijvenbode. Man kam nicht umhin zu bemerken, dass sich beide extrem gut kennen und bei aller Rivalität, womöglich auch gut verstehen. Da wurde viel geplaudert, gelacht und gefachsimpelt, bevor der Ernst des Matches seinen Lauf nahm. Dirk van Duijvenbode, der seinen Gegner im Vorfeld mit reichlich Vorschusslorbeeren versah, indem er ihm einen sehr hohen Standard bescheinigte, hatte das Ausbullen für sich entschieden. Mit viel Tempo im Spiel konnte der selbsternannte Auberginen-Experte seinen Anwurf auch nach Hause bringen und es stand 1:0. Im zweiten Durchgang hatte Dirk van Duijvenbode drei Chancen aufs Break, doch die ließ er fahrlässig liegen, das bestrafte Danny Noppert mit dem Ausgleich zum 1:1. Mit 137 gelöschten Punkten als Vorbereitung, ließ sich Dirk van Duijvenbode auch das Anwurfleg im dritten Durchgang nicht nehmen, 2:1. Danny Noppert vermochte es im vierten Durchgang ebenfalls, sein begonnenes Leg zu halten, der Gegner da noch meilenweit entfernt, 2:2. Van Duijvenbode hatte zu diesem Zeitpunkt mit dem Scoring zu kämpfen, dieser verhängnisvolle Trend setzte sich auch in Durchgang Fünf fort. In insgesamt sieben Aufnahmen traf er nur drei Triple-Segmente, während Danny Noppert sich mit drei Aufnahmen, 180 – 140 – 140, auf die 41 herunter katapultiert hatte. Und dann passierte das, was einem Weltklassespieler einfach nicht passieren darf. Beim Versuch, sich auch der 41 zu entledigen, nagelte er neun(!) Pfeile irgendwo ins Nirgendwo! Das erlaubte Dirk van Duijvenbode genüsslich Richtung Leg-Ziellinie zu schleichen und irgendwann war er dann auch auf dem Restbetrag von 68 Punkten eingetroffen. Den besten von den drei Triple-Treffern hatte er sich für den Schlussakkord aufgehoben: Triple-20, Double-4. Damit hatte er sein begonnenes Leg doch noch gehalten, ein Leg, das Danny Noppert nie und nimmer hätte verlieren dürfen. Dirk van Duijvenbode ging wieder in Führung, 3:2. Im sechsten Durchgang ließ der etwas Jüngere der beiden Niederländer, van Duijvenbode ist 32, Noppert 33, seinerseits zwei Breakdarts liegen, diesmal ließ sich Danny Noppert nicht so lange bitten und glich abermals aus, 3:3. Im siebten Leg servierte sich „The Freeze“ mit der 171 den perfekten Set-up-Shot und ließ sich dadurch die gern gesehene 20 stehen. Doch er sollte nicht mehr dran kommen. Dirk van Duijvenbode radierte 72 Punkte aus und schritt 4:3 in Front. Mit einer weiteren passenden Vorbereitung (131) hatte sich Danny Noppert in Leg Acht die 32 gelassen, der Kontrahent hier noch auf der 249, da waren auch die 32 verbliebenen Punkte Geschichte, 4:4. Das unbestreitbare Highlight des Matches, eigentlich bis dato des ganzen Nachmittags, förderte Durchgang Neun zutage. Dirk van Duijvenbode hatte Anwurf, beide starten mit dem Maximum, aber es war Danny Noppert, der dem die nächste 180 und auch noch die 129 folgen ließ. Übersetzt heißt das: Danny Noppert lieferte hier acht perfekte Darts, bevor er nur um Haaresbreite an der Double-12 vorbeischrammte. Knapper kann man einen Dart nicht am Doppelfeld vorbei werfen. Das Publikum zeigte sich dennoch dankbar und feierte den 8-Darter lautstark ab. Selbst als Dirk van Duijvenbode schon wieder am Oche stand, um sein begonnenes Leg mit dem 103er-Finish eventuell doch zu retten, war der Saal weiterhin dabei, Danny Noppert zu bejubeln. Dabei war das Break noch gar nicht in trockenen Tüchern. Statt der 103, nahm Dirk van Duijvenbode lediglich 29 Punkte heraus und Danny Noppert war wieder an der Reihe. Bei ihm thronte noch die erhabene 12 und auch die wollte erstmal gestürzt werden. Die ersten zwei Pfeile landeten im Aus – abermals knapp, knapper am Knappesten. Da passte kein Blatt zwischen Pfeil und Außendraht. Unpassender Weise hatten sich diese Versuche aber auch so eingefunden, dass sie den Weg heimtückisch geringfügig versperrten. Da half nur der Schritt nach rechts und dann saß der dritte Dart doch perfekt in der Double-6. Danny Noppert hatte somit das notwendige Break geschafft und ging nun seinerseits in Führung, 5:4. Im zehnten Durchgang war Danny Noppert nah dran, den nächsten Augenschmaus zu servieren, das 161er-Finish missglückte erst nach dem Wurf auf das Bullseye. Doch den verbliebenen 25 Punkten machte der Spieler aus dem friesischen Joure mit der nächsten Aufnahme den Garaus, damit hatte Danny Noppert, der Dirk van Duijvenbode mittlerweile zum dritten Mal in Folge besiegen konnte, auch dieses niederländisch-niederländische Duell mit 6:4 für sich entschieden.
Eine Partie, in der beide den Sieg verdient hätten
Als nächstes waren Ryan Searle und Jonny Clayton an der Reihe. Jonny Clayton hatte den ersten Anwurf und startete auch fulminant ins Match: 140 – 121 – 82 – 158 (T20, T20, D19). 1:0. Mit diesem 12-Darter hatte er die Latte schon mal extrem hoch gehängt und auf diesem Niveau sollte es auch weitergehen. Obgleich sich der zweite Durchgang eher als zähflüssig erwies, was in erster Linie daran lag, dass Ryan Searle über eine längere Strecke das Doppelfeld partout nicht treffen wollte. Trotzdem holte sich der Engländer den Ausgleich und es stand 1:1. Auch im dritten Leg ließen es beide Spieler noch langsam angehen, Jonny Clayton haderte offenbar zu sehr mit vergebenen Chancen und vergab dann auch noch sein Anwurfleg. Ryan Searle hatte immer noch erhebliche Probleme mit dem Checkout, das hinderte ihn aber nicht daran, das Break zum 2:1 zu landen. Ab Durchgang Vier hatte „Heavy Metal“ den Ballast des Double-Trouble endlich über Bord gekippt, mit dem 13-Darter sicherte er sich das 3:1. Nachdem er sich besagten Problems entledigt hatte, kam Ryan Searle dann auch so richtig in Fahrt: 100 – 91 – 180 – 130 (T20, T20, D5), der 12-Darter bescherte ihm das 4:1. Jonny Clayton hatte in den vorausgegangenen vier Legs kaum mehr einen Fuß auf den Boden bekommen, streng genommen hat „The Ferret“ kein Pfötchen mehr vor das andere gesetzt … Aber in Durchgang Sechs: hier grätschte der Waliser entschieden dazwischen und verkürzte auf 2:4. Und auch in Leg Sieben war Jonny Clayton zur Stelle, die Dominanz des Gegners war gebrochen. 3:4. Als Clayton im achten Durchgang auch noch den 11-Darter auspackte: 100 – 177 – 180 – 44, war alles wieder offen, 4:4. Es hatte sich ein hochklassiger Fight entwickelt, und zeitweise schien es, als habe nun Jonny Clayton die Nase vorne. Doch als dieser im neunten Durchgang, nach prachtvoller Vorbereitung (140), drei Darts auf die Double-10 ausließ, war die Tür wieder weit offen für den Gegner. Ryan Searle ließ sich nicht zweimal bitten und stahl seinem Kontrahenten das begonnene Leg, wohlgemerkt das hervorragend begonnene Leg, 5:4. Dieser Legverlust hatte beim Waliser Wirkung gezeigt. Im zehnten Durchgang brachte er kaum noch eine vernünftige Aufnahme ans Board, während Ryan Searle zielsicher davonschritt. 6:4 für den Engländer in einem beeindruckenden Spiel, das in beide Richtungen hätte gehen können.
Wer hat Mickie Krause hereingelassen?
Ungewohnte Walk-on Klänge erfüllten den Saal: „Von links nach rechts, von vorne nach hinten, von links nach rechts …“ Man war sich nicht sicher, ob die Regie mal eben auf den Ballermann nach Mallorca geschaltet hatte oder versehentlich in eine Mainzer Karnevalssitzung hineingeschlittert war. Aber nein! Es war natürlich Damon Heta, der zum Einlauf bereitstand und wie gehabt dem Gastgeberland seinen musikalischen Tribut zollte. Es war eine astreine Bühnenshow vom Feinsten, die der Australier hier ablieferte. Der einzige, der damit vermutlich nicht allzu viel anzufangen wusste, war Ritchie Edhouse. Es war womöglich die Rache fürs lange Warten, dass Ritchie Edhouse gleich mal mit der brandheißen 180 wie die Feuerwehr loslegte. Obwohl – das ist eigentlich Damon Hetas Job! Aber der hatte seine feurige Kopfbedeckung ja bereits ins Publikum geworfen und musste nun zusehen, wie sein Gegner ihm im ersten Durchgang mit 14 Würfen den Anwurf abnahm. Das eben erzielte Break bestätigte der 41-jährige Engländer im zweiten Durchgang und schon stand es 2:0. Im dritten Durchgang fand auch Damon Heta ins Spiel, nicht zuletzt dank optimalem Set-up-Shot (140) buchte er das 1:2. Ein Leg später konnte der Australier auch mit dem High Finish, 105 (T19, 16, D16) aufwarten, damit war der Ausgleich hergestellt. Und „The Heat“ hatte nun Feuer gefangen: als Ritchie Edhouse beim Versuch, 84 Restpunkte quitt zu werden, an der Double-6 scheiterte und damit die Break-Möglichkeit verschenkte, löschte Damon Heta die 16 und ging nun erstmals in Führung, 3:2. Und diese Führung wollte er auch nicht mehr aus der Hand geben, ohne größere Gegenwehr zu erfahren, griff er sich ein Leg nach dem anderen und kurze Zeit später hatte der ehemalige Feuerwehrmann, der hier auch fürs Entertainment zuständig war, allerdings nur bis kurz vor Spielbeginn, den Sieg eingetütet. 6:2 für Damon Heta über Ritchie Edhouse, der nur zu Beginn mithalten konnte, sich dann aber zu leicht abhängen ließ.
Das waren die Nachmittagspartien, in Kürze sollte es mit der Abendsession weitergehen, dann auch mit dem Titelverteidiger Ricardo Pietreczko, der es mit Simon Whitlock zu tun bekommt, Martin Schindler, er nimmt es mit Mensur Suljovic auf, und last not least Max Hopp, der einzige Deutsche, der einen Erstrundensieg eingeholt hat und heute Abend schon in der zweiten Begegnung gegen Joe Cullen antritt.