German Darts Championship 2024: Der Titelverteidiger ist ein Deutscher
Wer bekommt keine Gänsehaut, wenn er sich zurückerinnert an die unfassbar aufregende Bühnendarbietung, die 2023 in Hildesheim uraufgeführt wurde? „The German Darts Player, Who Went Up a Hill But Came Down a Mountain“. In Deutsch hieß die Geschichte: Der Deutsche, der auf einen Darts-Hügel stieg und von einem Darts-Berg herunterkam. In der Hauptrolle: „Pikachu“. Es war Mitte Oktober des letzten Jahres, als der 28-jährige Ricardo Pietreczko bei der German Darts Championship 2023 antrat, zunächst den nordirischen Routinier, Mickey Mansell, an routinierter Gelassenheit gar noch übertraf und im Erstrundenmatch einen souveränen 6:4-Sieg einholte. Es folgte das deutsch-deutsche Duell gegen Martin Schindler, Deutschlands aktuelle Nummer eins, damals noch die Nummer zwei hinter Gabriel Clemens. In dieser Partie lieferte Ricardo Pietreczko einen Average von über 107, schaffte damit den vierthöchsten Punktedurchschnitt, den ein Deutscher bis dahin auf der Pro-Tour gespielt hatte und verbuchte spektakulär einen überlegenen 6:2-Erfolg über seinen Landsmann. 6:2 lautete auch das Ergebnis in der dritten Runde, hier war es George Killington, den er fast mühelos abserviert hatte. Im Viertelfinale wurde es dann ein wenig brenzlig, allerdings lediglich zu Beginn. Der Gegner hieß Stephen Bunting, und der ließ die ersten fünf Durchgänge kaum etwas anbrennen, mit anderen Worten, er ließ keinen Checkout-Dart liegen. So stand es binnen kürzester Zeit 4:1 für den Engländer, Ricardo Pietreczko sah sich einem schier aussichtslosen Rückstand ausgeliefert. Doch der gebürtige Berliner dachte gar nicht daran, den „Bullet“-Pfeilen tatenlos hinterher zu blicken und setzte zu einer furiosen Aufholjagd an. Mit aller Entschlossenheit nahm „Pikachu“ seinen bis zu diesem Matchzeitpunkt überragenden Gegner regelrecht aus dem Spiel, wandelte den 1:4-Rückstand in einen brillanten 6:4-Sieg und zog damit ins Halbfinale ein. Hier wartete der Titelverteidiger Michael van Gerwen auf Ricardo Pietreczko, und dem Deutschen gelang der nächste sensationelle Erfolg. Michael van Gerwen hatte mit 5:6 zurückgelegen, sich im zwölften Leg jedoch gnadenlos hartnäckig die volle Distanz erkämpft. Im Decider zeigte der Niederländer dann allerdings gehörige Nervenschwäche und dem Kausalitätsgesetz folgend, gehörige Scoring-Schwäche. Ricardo Pietreczko packte hingegen nochmal nervenstark sein bestes Spiel aus: 140 – 180 – 145 – 36. In diesem alles entscheidenden Augenblick hielt der Deutsche also den 10-Darter parat, mit 7:6 hatte er den „Mächtigen Mike“ aus dem Turnier geworfen. Die Finalpaarung lautete: Peter Wright versus Ricardo Pietreczko, zwei Endspielteilnehmer, die vorher nicht unbedingt alle auf dem Schirm hatten. Aber: mag sein, dass Peter Wright zum gegenwärtigen Zeitpunkt alles andere als selbstsicher agiert, am 15. Oktober 2023 trumpfte er jedenfalls hervorragend auf. Die Art und Weise, wie „Snakebite“ im Halbfinale den im Herbst 2023 fast unbesiegbaren Luke Humphries überrollte, war mehr als beeindruckend. Der einzige, der davon völlig unbeeindruckt schien, war Ricardo Pietreczko. Der Wahl-Nürnberger hatte in diesem Duell exakt achtmal die Möglichkeit zum Auschecken UND alle acht Pfeile versenkte er im anvisierten Ziel. Sein erstes Finale, und das beschloss Ricardo Pietreczko mit einer Checkout-Quote von 100%. Mit einem fulminanten 8:4-Erfolg hatte sich der 28-Jährige im Endspiel der German Darts Championship 2023 gegen den zweifachen Weltmeister Peter Wright durchgesetzt und somit Darts-Geschichte geschrieben. Erst als zweitem Deutschen überhaupt – Max Hopp war der erste – war es Ricardo Pietreczko gelungen, ein PDC-Turnier für sich zu entscheiden.
In den Kampf um Titel, Pokal und Siegprämie bei der diesjährigen German Darts Championship greifen diesmal sechs deutsche Spieler ein: neben Titelverteidiger Ricardo Pietreczko geht Martin Schindler als gesetzter Spieler an den Start, Dragutin Horvat, Matthias Ehlers, Max Hopp und Niko Springer haben als nationale Qualifikanten den Weg nach Hildesheim gefunden. An den Gedanken, dass Gabriel Clemens in dieser erlauchten Liste fehlt, muss man sich auch erstmal gewöhnen. Kleiner Trost für alle „Gaga“-Fans (also für uns alle!): die Teilnahme an den World Series of Darts Finals hat Gabriel Clemens dank seines Erfolgs bei dem Tour-Card-Holder-Qualifier gesichert, er besiegte hier Landsmann Daniel Klose, Graham Hall und Ritchie Edhouse und zog so eines von acht noch zu vergebenen Tickets nach Amsterdam.
Sechs deutsche Hoffnungsträger gehen in Hildesheim an den Start
Ihnen gegenüber stehen die Top-16 der Weltrangliste sowie die besten 16 Spieler der Pro Tour-Order of Merit, die als gesetzte Spieler in der zweiten Runde ins Geschehen eingreifen, – Ricardo Pietreczko und Martin Schindler sind, wie gesagt, beide gesetzt –, plus zehn Gewinner des Qualifikationsturniers für Inhaber einer Tourkarte, zudem ein Spieler aus der Region Nordic & Baltic und last not least ein osteuropäischer Qualifikant. Kurzfristig abgesagt haben ihre Teilnahme Gary Anderson, Josh Rock, Michael Smith und Nathan Aspinall. Gary Anderson hatte seit seinem Sieg beim European Darts Grand Prix im April des laufenden Jahres auf weitere Starts bei den Events der European Tour verzichtet. Michael Smith ist im Anschluss an den World Series-Doubleheader in Australien und Neuseeland, mit der Family in den Urlaub nach Mexiko gereist und verweilt dort immer noch. Die Armverletzung, die Nathan Aspinall, laut eigener Aussage, bereits lange vor dem World Matchplay zu schaffen machte, verhindert weiterhin, dass „The Asp“ antreten kann. Weshalb Josh Rock nicht ist, ist bislang nicht bekannt. Auf jeden Fall bedeutet des einen Absage, des anderen Teilnahme: Stephen Burton, Dylan Slevin, Mensur Suljovic und Robert Owen sind diejenigen, die aufgrund der Absagen ins Teilnehmerfeld nachgerutscht sind.
„Game on“ in der Halle 39 in Hildesheim
Am Freitagnachmittag standen die ersten acht Partien an, es galt der Best-of-11-Legs Modus. Den Anfang machten Nick Kenny und Jelle Klaasen, beide waren Sieger des Tour-Card-Holder-Qualifiers. Jelle Klaasen mit dem ersten Anwurf und ohne Probleme, den ersten Durchgang auch souverän einzukassieren, 1:0. Nick Kenny tat es ihm im zweiten Leg gleich, ergo der Ausgleich, 1:1. Auch in den nächsten beiden Durchgängen hielt der jeweilige Anwerfer sein begonnenes Leg, wobei vor allem Nick Kenny hier zu überzeugen wusste, da er den vierten Durchgang nicht nur mit der ersten 180 des Tages begann, sondern das Leg auch mit einem hervorragenden 13-Darter finalisierte. 2:2. Das erste High-Finish des Matches präsentierte hingegen Jelle Klaasen, der im fünften Leg das „Shanghai-Finish“, 120 (20, T20, D20) ablieferte, 3:2. Aber auch Nick Kenny blieb bei seinem Anwurf im sechsten Durchgang ungefährdet, abermals der Ausgleich, 3:3. Im siebten Leg machte sich Jelle Klaasen vergeblich auf die Suche nach den Triple-Feldern, während er noch auf der 198 verharrte, strich Nick Kenny das erste Break des Nachmittags ein und ging 4:3 in Führung. Nach zwölf geworfenen Pfeilen befand sich der 31-jährige Waliser auf dem Restbetrag von 61 Punkten, Jelle Klaasen noch in sicherer Entfernung (94) wissend, trat Nick Kenny ein weiteres Mal ans Oche, traf mit dem ersten Wurf die 25, dann die Double-18, damit war das Break bestätigt und der Spieler aus dem südwalisischen Newport ging mit 5:3 in Front. Auch im neunten Leg ließ er nichts mehr anbrennen und machte den Deckel aufs Match drauf. 6:3, der erste Sieger der ersten Runde hieß Nick Kenny.
Der osteuropäische Qualifikant gegen den ersten Nachrücker
Als nächstes trat der osteuropäische Qualifikant an, Krzysztof Kciuk, gegen einen weiteren Waliser, Robert Owen, der als Nachrücker von der Absage der oben genannten Teilnehmer profitiert hatte. Krzysztof Kciuk hatte das Ausbullen gewonnen, und obgleich Robert Owen im ersten Durchgang einen Break-Dart hatte, den Anwurf gehalten, nachdem Owen die Double-20 leichtsinnig verpasst hatte, 1:0. Im zweiten Durchgang packte Robert Owen großartige Aufnahmen aus: 140 – 180 – 145 – 36, und vollendete damit einen fantastischen 11-Darter zum Ausgleich, 1:1. Auch sein 13-Darter im dritten Leg war mehr als sehenswert, Robert Owen mit dem Break zum 2:1. Das Break bestätigte der 39-Jährige aus dem walisischen Ogmore Valley im vierten Durchgang, und so stand es rasch 3:1. Aber Krzysztof Kciuk ließ sich nicht so einfach abschütteln, selbstsicher und höchst gelassen checkte er im fünften Leg 63 Punkte aus und verkürzte auf 2:3. Und der 44-jährige Pole, genauer gesagt aus Katowice stammend, setzte noch eins drauf. Mit 14 geschmeidigen Würfen holte er sich im sechsten Leg seinerseits das Break und glich wieder aus, 3:3. Damit war alles wieder auf Anfang gestellt, was Robert Owen nicht gefallen konnte, denn sein Gegner hatte den Vorteil des ersten Anwurfs. Wollte der Waliser mit dem Nickname „Stack Attack“ als Sieger aus dem Spiel gehen, brauchte er das Break ohne Wenn und Aber. Dieser unbedingten Pflichtaufgabe entledigte sich Robert Owen einmal mehr in Durchgang Sieben. Wie Krzysztof Kciuk im Leg zuvor, brauchte auch Owen nur 14 Darts, um das Re-Break einzuholen, 4:3. Um ein Haar wäre ihm dabei auch noch das 136er-Finish gelungen, aber hätte, hätte, Fehlwurfkette, die Double-8 hatte nicht mitgespielt. Auch das 5:3 tütete Robert Owen völlig unangefochten ein, der osteuropäische Qualifikant, der übrigens nicht im Besitz einer Tour Card ist, war auf der 145 verblieben, als Robert Owen mit der Zwei-Leg-Führung davonschritt. Auch dem sechsten Legerfolg für „Stack Attack“ hatte Krzysztof Kciuk im neunten Durchgang nichts mehr entgegenzusetzen gehabt. Robert Owens attackierte souverän und stapelte Leggewinn auf Leggewinn, 6:3.
Jetzt waren die Daumen der deutschen Darts-Fans gefordert
Es folgte der erste Auftritt eines deutschen Qualifikanten: Matthias Ehlers, sein Gegner war Mickey Mansell, ein maximal erfahrener Nordire und Sieger des Qualifikationsturniers für Tourkarten-Inhaber. Mickey Mansell hatte den ersten Anwurf und ließ sich auch das erste Leg nicht nehmen, 1:0. Aber Matthias Ehlers brauchte sich selbst vor so viel Routine nicht zu verstecken, auch er brachte sein begonnenes Leg im zweiten Durchgang nach Hause, 1:1. Im dritten Leg zeigten beide Akteure im Endspurt Unsicherheiten. Dabei hatte Mickey Mansell kurzzeitig sogar die Chance auf den „Big Fish“, doch das eigenwillige Bullseye stellte sich in den Weg, und es blieb bei 145 gelöschten Punkten. Auch Matthias Ehlers hatte mit der nächsten Aufnahme 140 Punkte herausgenommen, bevor für beide der Irrlauf durch die Gefilde der verpassten Möglichkeiten begann. Ein ums andere Mal flog ein Pfeil am Doppelsegment vorbei, aber dann war es Mickey Mansell, der den siebten Checkout-Dart im Ziel unterbrachte und damit seinen Anwurf doch noch hielt, 2:1. Im vierten Durchgang war der 43-jährige Dartspieler aus Baden-Württemberg wieder zur Stelle, während Mansell auf der 153 klebte, glich Matthias Ehlers zum 2:2 aus. Das war es dann aber leider auch für den Deutschen, souverän holte sich Mickey Mansell das 3:2, bevor er in Durchgang Sechs, zwar auf holprigem Weg, aber doch fest entschlossen, das erste Break einfuhr, 4:2. Matthias Ehlers hatte sich hier doch zu leichtfertig abhängen lassen, seine Chancen nicht genutzt und zu viele Fehlwürfe eingebaut. Dieser Negativtrend setzte sich fort, denn auch im siebten Durchgang kam Ehlers nicht einmal in die Nähe eines Doppelfeldes. Bei der 188 verblieben, musste er zugucken, wie sein Gegenüber auf 5:2 davonzog. Im achten Durchgang schaffte es Mickey Mansell nicht ohne Umschweife über die Ziellinie. Matthias Ehlers bekam nochmal eine Chance, im Match zu bleiben, aber die konnte er nicht mal ansatzweise nutzen. Das brauchte man dem Nordiren nicht zweimal sagen, bei der nächsten Aufnahme schlug er zu. 6:2-Erfolg für Mickey Mansell gegen Matthias Ehlers, der erste Deutsche musste bereits wieder den Heimweg antreten.
Wer geht als Sieger aus dem Generationenduell heraus?
Der Nordic & Baltic-Qualifikant, Johan Engström, war im Anschluss an der Reihe, Nickname-mäßig hat Jonny Clayton hier Konkurrenz bekommen, denn der Schwede wird „Sweet Ferret“ genannt. Reale Konkurrenz machte Engström heute jedoch der über die Pro-Tour-Rangliste qualifizierte Andrew Gilding, und betrachtet man dessen Rituale beim Gang ans Oche, muss man eingestehen, dass dieser seinerseits „süß anzusehende Allüren“ aufweist. Johan Engström hatte den ersten Anwurf, den hielt er auch, ohne größere Gegenwehr zu erfahren, 1:0. Im zweiten Durchgang zog der 48-jährige Skandinavier den 14-Darter aus dem Ärmel, nach brillantem Set-up-Shot (168) griff er sich das Break zum 2:0. Auch im dritten Leg hatte Johan Engström alle Möglichkeiten auf einen weiteren Leggewinn, doch sechs vergebene Checkout-Darts machten dem Gegner dann halt irgendwann die Tür sperrangelweit auf. Andrew Gilding war bis dahin noch gar nicht so richtig im Match angekommen, aber wenn ihn der Kontrahent schier mit Brachialgewalt ins Spiel holt, sagt auch er nicht „nein“. Der Engländer versenkte den sechsten Versuch im Doppel und hatte damit, möglichweise auch für ihn überraschend, das Re-Break eingeholt, 1:2. Im vierten Durchgang benötigte „Goldfinger“ abermals vier Würfe, nachdem er vorher das 143er-Finish nur äußerst knapp verpasst hatte, doch dann war der Ausgleich hergestellt, 2:2. Im fünften Leg gelang Andrew Gilding ein bemerkenswerter 13-Darter, der 53-jährige UK-Open-Sieger von 2023, war nun endgültig auf der Überholspur angekommen, 3:2. Ein Leg später toppte Andrew Gilding seine fabelhafte Leistung aus dem fünften Durchgang gar noch und präsentierte den 12-Darter mitsamt High-Finish: 180 – 100 – 117 – 104 (T20, 4, D20). 4:2, damit hatte der Engländer vier Legs in Folge eingesackt. Den Lauf unterbrach Johan Engström jedoch im siebten Durchgang, als er mit 14 Darts das 3:4 sicherstellte. Andrew Gilding war mittlerweile jedoch nicht mehr bereit, die einmal erkämpfte Führung – na ja, eigentlich hat er sich tiefenentspannt zur Führung gegroovt – wieder aufzugeben. Entschlossen brachte er im achten Leg seinen Anwurf nach Hause, 5:3. Auch Johann Engström war im neunten Durchgang nicht willig, sein begonnenes Leg abzugeben, obwohl Gilding hier durchaus seine Chance hatte, das Match vorzeitig zu beenden. Aber zwei Break-Möglichkeiten landeten irgendwo im Nirgendwo. So fand der Schwede nochmals den Anschluss zum 4:5. Im zehnten Durchgang war dann allerdings Schluss mit Lustig, die Restforderung von 62 Punkten löschte „Goldfinger“ ohne große Verzögerung, – o.k., zumindest wenn er mal am Oche steht, ist keine Verzögerung mehr ersichtlich – der 6:4-Erfolg für Andrew Gilding stand fest.
Die Kult-Legende schlechthin
Der legendäre Kult-Hit „Stayin` Alive” von der legendären Kult-Band Bee Gees ertönte, und der legendäre Kult-Spieler Steve Beaton betrat die Bühne in Hildesheim. Er bekam es heute mit Dylan Slevin zu tun. Steve Beaton als Sieger des Qualifikationsturniers für Tourkarten-Inhaber, während Dylan Slevin als weiterer Nachrücker in den Genuss der Teilnahme kam. Bei Players Championship 18 hatte Michael van Gerwen nach knapp vierwöchiger Pause und gut überstandener Kiefern-Operation, sein Comeback gefeiert, das jedoch im Viertelfinale ein jähes Ende fand. Nachdem van Gerwen bei seinen Siegen über Lee Evans, Kim Huybrechts, Matthew Dennant und Scott Williams, vorher durchaus überzeugen konnte, wurde seine erfolgreiche Rückkehr auf die Tour ausgerechnet vom Darts-Veteran Steve Beaton gestoppt, der ihn mit 6:4 nach Hause schickte.
Dylan Slevin hatte das Ausbullen für sich entschieden, und obgleich Steve Beaton im ersten Durchgang mit dem optimalen Set-up-Shot (136) aufwarten konnte, vermochte er es nicht, den 21-jährigen Iren am Leggewinn zu hindern, 1:0. Auch im zweiten Durchgang kam „The Bronzed Adonis“ eine Pfeilspitze zu spät in Fahrt, Dylan Slevin griff sich das Break zum 2:0. In überzeugender Manier bestätigte Slevin das Break im darauffolgenden Leg und sicherte sich in Windeseile die 3:0-Führung. Erst in Durchgang Vier gestattete sich der junge Ire beträchtliche Fehlwege, bog immer wieder falsch ab, landete in einigen Sackgassen und parkte schließlich auf der 191, als der pensionierte Fahrlehrer Steve Beaton die Leggewinn-Darts zum 1:3 aus der Scheibe zog. Mit dem klassischen 14-Darter schaffte der Klassiker unter den Darts-Profis im fünften Durchgang auch noch den Anschluss zum 2:3. Dylan Slevin wusste das im sechsten Durchgang zu unterbieten, auch wenn das 121er-Finish an der Double-14 scheiterte, konnte er mit einer weiteren Aufnahme, d.h. mit insgesamt 13 Würfen, das 4:2 festigen. 140 – 180 – 93 – 88, auch Steve Beaton konnte noch eine Schippe drauflegen, der 12-Darter im siebten Durchgang bescherte ihm das Break zum 3:4. Natürlich hatte er Kapital daraus geschlagen, dass der Gegner, der in diesem Leg selbst herausragend unterwegs war, beim Versuch, die 127 auszuchecken, das falsche Doppel getroffen hatte, aber selbstredend bekommt man den Leggewinn trotzdem nicht geschenkt. Mit großartigem Scoring, das ihm auch den Freiraum für ein wenig Double-Trouble gewährte, gelang es Steve Beaton im achten Durchgang, das eben erzielte Break zu bestätigen, somit war der Ausgleich wieder hergestellt, 4:4, alles wieder offen. Doch im neunten Leg streute der Engländer zu viele misslungene Aufnahmen ein, Dylan Slevin nutzte die Gelegenheit und ging abermals in Führung, 5:4. Und bevor sein Kontrahent auf den Gedanken kam, das Match doch nochmal zu drehen, hielt Slevin Präventivmaßnahmen bereit und checkte zur Sicherheit mit der letzten Aufnahme 85 Punkte zum erneuten Break aus. 6:4-Sieg für Dylan Slevin, der die Chance des späten Teilnahmetickets genutzt hatte, gegen einen sichtlich enttäuschten Steve Beaton.
Weiß auch der zweite Nachrücker die unverhoffte Chance zu nutzen?
Anschließend folgte das Duell: Boris Krcmar gegen Stephen Burton. Auch Stephen Burton war Nutznießer der Absage eines gesetzten Spielers, während Boris Krcmar drei Siege beim Qualifikationsturnier eingefahren hatte und damit sein Ticket für Hildesheim löste. Stephen Burton hatte den ersten Anwurf und relativ spektakulär tütete er auch das 1:0 ein. Das 102er High-Finish löschte er dabei mit 20, Bullseye und Double-16. Auf eher schwankendem Weg stolperte Boris Krcmar im zweiten Leg zum 1:1. Stephen Burton ließ sich im dritten Durchgang ebenfalls etwas mehr Zeit, um das 2:1 auszumachen, bevor er im vierten Leg den 13-Darter zum Break auspackte, 3:1. 13 Pfeile donnerte er auch in Durchgang Vier ans Board, und so eilte der 36-jährige Engländer mit 4:1 in Front. Im sechsten Leg nahm der Spieler aus Ipswich dann aber wieder etwas Tempo aus dem Spiel, das eröffnete Boris Krcmar die Möglichkeit auf 2:4 zu verkürzen. Mit einem prächtigen Set-up-Shot (140) legte Stephen Burton die Basis zum Leggewinn in Durchgang Sieben, 5:2. Am Rande einer Niederlage angekommen, setzte Boris Krcmar nochmal an, um eine eventuelle Aufholjagd zu starten. Das gelang ihm in den darauffolgenden zwei Legs mit sichtlicher Willensstärke, vor allem aber auch, weil der Gegner sich im neunten Durchgang rigoros überwarf, und so gelang dem 44-jährigen Kroaten nochmal der 4:5-Anschluss. Im zehnten Durchgang packte Stephen Burton jedoch in stilvoller Weise ein weiteres High-Finish aus, die 121 löschte er konsequent mit Triple-20, 11 und Bullseye. 6:4 Sieg für den Engländer.
Dann drückte Darts-Deutschland dem Dragutin die Daumen
Dragutin Horvat hatte ein besonders schwieriges Los gezogen. Als lokaler Qualifikant bekam er es mit dem routinierten Krzysztof Ratajski zu tun, der „Polish Eagle“ war im Gleitflug über die Pro-Tour-Rangliste ins Turnier gesegelt. Krzysztof Ratajski hatte den ersten Anwurf und brauchte gerade mal 14 Würfe, um das 1:0 für sich zu verbuchen. Dragutin Horvat benötigte einige Versuche mehr, aber das 1:1 ließ er sich dennoch nicht nehmen. Auch in den folgenden zwei Durchgängen gab sich keiner der beiden Spieler eine Blöße, und schon stand es 2:2. Bis dahin hatte der Deutsche gut mitgehalten, es gab nicht viel zu bemängeln. Doch ab Durchgang Fünf schaltete Krzysztof Ratajski einfach ein paar Gänge nach oben, mit 13 Darts holte er sich den Leggewinn, 3:2. Im sechsten Leg verpasste Dragutin Horvat vollkommen fahrlässig fünf Checkout-Darts, das kann man sich gegen einen Topspieler wie Krzysztof Ratajski nicht leisten. Der sicherte sich das Break zum 4:2, setzte seine Leggewinn-Serie in Durchgang Sieben fort, und es hieß 5:2 für den Polen. Im achten Leg konnte der 48-Jährige aus Kassel nochmal dazwischen grätschen und auf 3:5 verkürzen. Als Dragutin Horvat jedoch im neunten Durchgang auf der 181 verweilte, stand das Endergebnis bereits fest. 6:3-Erfolg für Krzysztof Ratajski gegen Dragutin Horvat. Zwei deutsche Hoffnungsträger waren am heutigen Nachmittag an den Start gegangen, beide mussten schon in der ersten Runde die Segel streichen.
Zwei weitere Spieler, die jederzeit jeden besiegen können
Den Abschluss der Nachmittagssession bildeten Brendan Dolan und Dirk van Duijvenbode, beide hatten sich ihr Teilnahmeticket über die Pro-Tour-Rangliste ergattert. Dirk van Duijvenbode, ein potentieller Top-Ten-Spieler, dessen härtester Kontrahent seit geraumer Zeit der eigene Körper ist, die Verletzungsprobleme haben ihn gravierend zurückgeworfen. Brendan Dolan, ein eher unauffälliger Klassiker, der immer wieder und stets geräuschlos auftaucht und mit dem überall und zu jeder Zeit zu rechnen ist. Dirk van Duijvenbode hatte das Ausbullen gewonnen, den ersten Durchgang holte er problemlos und ohne zu zaudern, 1:0. Auch Brendan Dolan holte sein begonnenes Leg einen Durchgang später souverän ein, 1:1. Beim Leggewinn im dritten Durchgang hielt sich der Niederländer noch vornehm zurück, bevor er im vierten Leg zweimal die 180 ans Board nagelte und mit insgesamt 13 Würfen, das 3:1 ausmachte. Da Brendan Dolan im fünften Durchgang etwas schwächelte, hatte Dirk van Duijvenbode wenig Mühe, das eben errungene Break zu bestätigen, schon lag er 4:1 vorne. In Durchgang Sechs formte der „History Maker“ mit der Hand die legendäre Helicopter-Bewegung – es war klar, was dies bedeutete: „One Huuuuuundred and Eigthy!“ nun auch für Brendan Dolan. Der Nordire bäumte sich nochmal so richtig auf und erzielte das 2:4. Aber im siebten Leg verpasste Dolan einen Break-Dart und ließ den Gegner wieder ran. Nachdem sich Dirk van Duijvenbode mit perfektem Set-up-Shot (174) die 32 aufbereitet hatte, war dieser Restbetrag auch im Nu ausradiert, die Double-16 verhalf ihm zum 5:2. Auch im achten Durchgang ließ sich der Dartsprofi mit der Leidenschaft für die Auberginen-Ernte nicht mehr einbremsen, der Matcherfolg war nurmehr eine Frage der Zeit. Nach zwölf Würfen stand Dirk van Duijvenbode auf der 95, die er mit Triple-19, Double-19 und aller Entschlossenheit im Gesicht, zielgerichtet herausnahm. Der letzte Sieger des Nachmittags hieß also Dirk van Duijvenbode, und der bestätigte im anschließenden Siegerinterview, dass er von der Verletzungsmisere einigermaßen regeneriert sei und auf dem besten Wege, zu alter Stärke zurückzufinden. In der zweiten Runde wartet Danny Noppert auf den Landsmann, der sich, laut Dirk van Duijvenbode, eigentlich immer in konstanter Form befindet und den man daher niemals unterschätzen dürfe.
In Kürze geht es weiter, mit dem zweiten Teil der ersten Runde, es warten weitere acht spannende Paarungen auf uns und vor allem sind mit Max Hopp und Niko Spinger auch wieder zwei deutsche Akteure am Start.