German Darts Championship 2024: Am Abend wurden acht weitere Teilnehmer für die zweite Runde ermittelt, auch Deutschland hatte noch zwei Hoffnungsträger am Start
In der zweiten Session folgten weitere acht Partien der ersten Runde, der Abend startete mit dem „Haus-Duell“: Ritchie Edhouse versus Luke Woodhouse. Beide hatten sich über ihre Position in der Pro-Tour-Rangliste qualifiziert, beide starteten stark ins Match, und beide ließen auf der Zielgerade massiv liegen. Ja, mit 20 und Triple-20 löscht man 80 Punkte, sollte man aber nicht machen, wenn die 80 den Restbetrag zum Leggewinn darstellt. Luke Woodhouse, der den ersten Durchgang zwar gegen den Anwurf, aber idealerweise mit dem Maximum begonnen hatte, verpasste somit das Break. Ritchie Edhouse hatte zuvor einen Checkout-Dart verworfen, seinem Gegner somit die Möglichkeit auf dem silbernen Tablett erst serviert, jedoch sollte ihm das kein zweites Mal passieren, 1:0. Auch im zweiten Durchgang konnte sich Luke Woodhouse mit den Doppelfeldern nicht so recht anfreunden, es waren 30 Restpunkte, die er mit fünf Versuchen nicht eliminiert bekam. Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten im Leg zuvor, nutzte Ritchie Edhouse hier die Gelegenheit zum Break und fuhr das 2:0 ein. Im dritten Leg war dann auch Luke Woodhouse zur Stelle, der Rest von 87 Punkten stellte diesmal kein größeres Problem dar, damit hatte „Woody“ das Re-Break postwendend sichergestellt, 1:2. Luke Woodhouse bestätigte im vierten Durchgang das eben erzielte Break mit Aufnahmen von 140 – 100 – 171 – 90 (20, 20, Bullseye), der sehenswerte 12-Darter bescherte ihm den Ausgleich, 2:2. Aber auch Ritchie Edhouse kann „sehenswert“: mit 19, Triple-19 und Bullseye checkte er das High-Finish von 126 Punkten aus und setzte sich wieder in Führung, 3:2. Das sechste Leg beendete Edhouse ebenfalls mit dem Bullseye-Finish, die 78 löschte er mit der Triple-1, der 25 und der 50 – so kann man das auch machen! 4:2. Zwei Legs in Folge für Ritchie Edhouse, dem wollte Luke Woodhouse nicht nachstehen und holte sich seinerseits den Zweierpack, 4:4. Und weil`s gar so schön war, vor allem aber auch, weil der Gegner sich zwischenzeitlich unfassbar viele Fehlwürfe erlaubte, nahm Luke Woodhouse im neunten Durchgang auch noch den dritten aufeinanderfolgenden Leggewinn entgegen, 5:4. Die Serie brach jedoch ab, als Ritchie Edhouse in Durchgang Zehn dazwischen grätschte und mit dem erneuten Ausgleich den Decider erzwang, 5:5. Im Entscheidungsleg genoss der 41-jährige Engländer den Vorteil des Anwurfs, und obwohl er in der Schlussphase zunächst drei Darts aufs Doppel liegengelassen hatte, konnte Luke Woodhouse dies nicht nutzen. Dessen gelungener Set-up-Shot (134) kam einfach viel zu spät, denn auf der anderen Seite machte Ritchie Edhouse die verbliebene 32 aus und ging als 6:5-Sieger aus dem Spiel hervor.
Der erste Auftritt nach zweieinhalb Jahren und schon zündete Max Hopp ein kleines Feuerwerk ab
Dann war Max Hopp an der Reihe, den man schon länger nicht mehr auf der Tour erleben durfte, der nichtsdestotrotz weiterhin stets derjenige sein wird, der als erster Deutscher überhaupt, also schon vor dem diesjährigen Titelverteidiger Ricardo Pietreczko, ein PDC-Turnier gewinnen konnte. Während Max Hopp als lokaler Qualifikant antrat, hatte sich sein heutiger Gegner, José de Sousa, als Sieger eines Qualifikationsturniers für Tourkarten-Inhaber den Startplatz ergattert.
José de Sousa war es gelungen, das Ausbullen für sich zu entscheiden, das war aber heute so ziemlich alles, was dem Portugiesen gelingen wollte. Max Hopp startete gegen den Anwurf mit der 180, schließlich galt es für den „Maximiser“ ja auch, dem Nickname gerecht zu werden. Nach über zwei Jahren zurück auf der großen Darts-Bühne, hatte man das Gefühl, dass er nie weggewesen ist, denn mit der ursprünglichen Strahlkraft ausgestattet, kassierte er erstmal das Break zum 1:0 für sich ein. Besagtes Break bestätigte der gebürtige Wiesbadener, der schon länger im ebenfalls hessischen Idstein zuhause ist, im zweiten Durchgang, 2:0. Wobei er beim Versuch auf Tops zunächst die Double-1 getroffen hatte. Kein Problem, mit dem nächsten Pfeil musste halt die Double-19 dran glauben. Im dritten Durchgang war auch José de Sousa, der bis dahin kaum etwas auf die Reihe gebracht hatte, ordentlich unterwegs, da zog Max Hopp eben schnurstracks den 11-Darter aus dem Ärmel: 140 – 135 – 140 – 86. Das war das nächste Break und schon stand es 3:0. Im vierten Durchgang wackelten beide Spieler gehörig, wobei das bei José de Sousa heute fast schon ins Gesamtbild passte. Auch bei Max Hopp begaben sich etliche Pfeile auf den Irrweg, aber der Gegner konnte, wie gesagt, daraus nicht das geringste Kapital schlagen. Irgendwann machte der Deutsche den entscheidenden Fehler weniger als de Sousa und der White-Wash rückte immer näher, 4:0. Im fünften Durchgang war Max Hopp wieder in die Spur zurückgekehrt, auch José de Sousa hielt hier einigermaßen mit, aber dessen 140er-Vorbereitung kam zu spät. Denn der „Maximiser“ rettete den Leggewinn mit einem fantastischen High-Finish. Zweimal die Triple-20 und die Double-12, damit war auch die 144 Geschichte, und es hieß 5:0 für Max Hopp. Natürlich ist der letzte Schritt über die Ziellinie meistens der schwierigste und bei der entsprechend fehlenden Matchpraxis vermutlich nochmal um einiges schwieriger. Im sechsten Durchgang waren es vier Matchdarts, die den Weg ins anvisierte Ziel nicht finden wollten, wobei José de Sousa diesmal seine Chance nutzte und sich endlich auf der Leganzeigengrafik platzierte, 1:5. Im siebten Durchgang hatte Max Hopp mit der 180 den perfekten Set-up-Shot abgeliefert und sich die 40 stehen gelassen, während der portugiesische Kontrahent noch 120 verbliebene Punkte vor der Brust hatte. Und hier gelang José de Sousa das eigentliche Highlight seiner ansonsten eher mageren Performance: Tops-Tops-Tops! Derartige Paradewürfe hat „The Special One“ nicht zum ersten Mal vor laufenden Kameras präsentiert, und auch heute gelang ihm dieses seltene Kunststück. Das 2:5 diente dann aber lediglich der Ergebniskosmetik. Denn im achten Durchgang machte Max Hopp 96 Punkte aus, den sechsten Match-Dart hatte er in der Double-9 versenkt und sich somit zum 6:2-Sieger gekrönt. Auch wenn der Gegner heute keine Maßstäbe zu setzen vermochte, kann man konstatieren, dass Max Hopp nach über zweijähriger Bühnen-Abwesenheit durchwegs überzeugte und für den ersten deutschen Erfolg am heutigen Spieltag sorgte.
Ein Dauerbrenner ist einfach nicht unterzukriegen
Im Anschluss betraten Maik Kuivenhoven und James Wade die Bühne der Halle 39 in Hildesheim. Auch Maik Kuivenhoven hatte ein Qualifikationsturnier der Tour-Card-Holder gewonnen, während James Wade sich über die Pro-Tour-Rangliste qualifizierte. Maik Kuivenhoven hatte den ersten Anwurf, was James Wade jedoch nicht davon abhielt, das erste Leg vorbehaltlos einzustreichen, 1:0. Das Break bestätigte „The Machine“ im zweiten Durchgang und schritt 2:0 in Front, ohne dass sein Gegenüber bis dahin auch nur einen einzigen Versuch auf Doppel gehabt hätte. Im dritten Leg bekam Maik Kuivenhoven dann auch die Möglichkeit, eigentlich waren es sogar fünf Möglichkeiten, um einen Dart im Doppelsegment zu versenken, aber diese Chancen ließ er allesamt aus. James Wade löschte mit seiner sechsten Aufnahme die 52, damit war das nächste Break zementiert, 3:0. Im vierten Durchgang hatte dann auch der 35-jährige Niederländer ins Spiel gefunden, zeigte sein erstes wirklich bedeutsames Leg und das Re-Break folgte auf dem Fuße, 1:3. In den fünften Durchgang streuten beide Akteure reichlich Aussetzer, irgendwann stolperte Maik Kuivenhoven über die Ziellinie und verkürzte auf 2:3. James Wade fand umgehend zu alter Stabilität zurück, mit der bewährten Konstanz, die ihn seit jeher auszeichnet, setzte der Engländer einen 14-Darter, der ihm zum 4:2 verhalf. Maik Kuivenhoven hatte noch nicht aufgegeben und bäumte sich im siebten Leg nochmal entschlossen auf, 3:4. Doch James Wade weiß nicht nur, wie man einen Vorsprung verwaltet, sondern kann auch bemerkenswert abliefern: 180 – 87 – 100 – 134 (T19, T19, D10). Mit diesem brillanten 12-Darter baute der Engländer seine Führung auf 5:3 aus. Dem ließ James Wade im neunten Durchgang den 14-Darter folgen, inklusive optimalem Set-up-Shot (136), damit war der 6:3 Erfolg gedeckelt.
Wenn „Eye of the Tiger“ ertönt, weiß jeder, wer zum Walk-on bereit steht
Akustisch erstrahlte das „Auge des Tigers“. Schon bei den ersten Klängen von Survivor war klar, nun folgte der Auftritt der niederländischen Darts-Legende par excellence: Raymond van Barneveld. „Risin' up, back on the street, did my time, took my chances. Went the distance, now I'm back on my feet, just a man and his will to survive.“ Ja, er ist seit einiger Zeit zurück auf der Darts-Bühne, er hat seine Chancen oft genutzt und er hat nicht nur die Kraft, das Spiel zu überstehen, sondern immer noch den unbedingten Willen zu siegen. Über seinen Platz in der Pro-Tour-Rangliste hatte sich Raymond van Barneveld für die German Darts Championship 2024 qualifiziert. Hildesheim freute sich also auf die Begegnung van Barneveld versus Taylor, allerdings stand hier de facto nicht „The Power“ auf der Bühne, sondern es war „The Tower“, der „Barney“ herausforderte. Dom Taylor hatte das Qualifikationsturnier für Inhaber der Tourkarte gewonnen und sich damit den heutigen Startplatz in der Darts-renommierten Halle 39 verdient. Und Dom Taylor machte, man kann es kaum anders zum Ausdruck bringen, von Beginn an kurzen Prozess mit seinem legendären Gegner. Mit 14 Würfen holte sich der hochgewachsene Engländer gegen den Anwurf das erste Leg, da sah sich Raymond van Barneveld noch 196 Restpunkten ausgesetzt. Die 82 checkte Dom Taylor im ersten Durchgang mit Bullseye und Double-16 aus, während er im zweiten Leg gar das High-Finish von 150 Punkten, mit zweimal Triple-19 und der Double-18 zu löschen wusste, 2:0. Auch im dritten Durchgang zeigte Taylor so gut wie keine Unsicherheiten, das 3:0 war lediglich eine Frage der Zeit. In Durchgang Vier nahm der 26-Jährige aus Bristol dann ein wenig den Fuß vom Gas, der fünfmalige Weltmeister aus den Niederlanden war umgehend zur Stelle, eliminierte mit zwei Würfen einen Restbetrag von 56 Punkten und damit war zumindest der erste Leggewinn schon mal in trockenen Tüchern, 1:3. Dom Taylor versuchte sich im fünften Durchgang am Angelschein, doch der „Big Fish“ sprang mit 25 verbliebenen Punkten ins Darts-Meer zurück. Mithilfe der nächsten Aufnahme hatte der junge Engländer aber auch diesen Restbetrag beseitigt und baute seinen Vorsprung auf 4:1 aus. Auf der Grundlage der 108er-Vorbereitung, stand 13 Darts später der nächste Leggewinn für Dom Taylor fest, Raymond van Barneveld noch auf der 179, und es hieß 5:1. Ein grandioses Ausrufezeichen sollte „Barney“ noch gelingen. Im siebten Durchgang servierte er Aufnahmen von 140 und zweimal 100, womit er sich die 161 stehen ließ. Triple-20, Triple-17 und Bullseye, damit war das besagte High-Finish ausradiert, 2:5. Ins achte Leg starteten beide Protagonisten mit der 180. Um Haaresbreite wäre Dom Taylor hier auch noch das 164er-Finish geglückt, doch das ist Jammern auf hohem Niveau, denn die restlichen 25 Punkte wurde er ebenfalls raschestmöglich quitt. So besiegte Dom Taylor Raymond van Barneveld, gegen den er auch vorher noch nie verloren hatte, einmal mehr mit 6:2.
Niko Springer gegen den Doppel-Weltmeister und noch amtierenden Europameister
Mit einem zweifachen Weltmeister bekam es anschließend der lokale Qualifikant Niko Springer zu tun. Der Deutsche musste gegen Peter Wright antreten, der letztjährige Finalist hatte sich seinen Startplatz über die Pro-Tour-Rangliste gesichert. Niko Springer hatte das Ausbullen gewonnen, Peter Wright im ersten Durchgang noch auf der 215, da hatte der 24-Jährige seinen 14. Pfeil bereits in der Double-12 untergebracht, 1:0. Doch Peter Wright zeigte sich heute in ausgezeichneter Form, schon den zweiten Durchgang beschloss er mit dem 100er-Finish, 1:1. Im dritten Durchgang packte der Schotte den 12-Darter und das nächste High-Finish aus: 140 – 140 – 105 – 116 (T20, 16, D20), 2:1. Damit hatte er das Break geschafft, wofür sich Niko Springer im vierten Durchgang postwendend revanchierte. Mit seiner zweiten 180, durchwegs konstanten Aufnahmen und sehr viel Nervenstärke beim 80er-Checkout, sicherte sich der junge Mainzer das Re-Break, und der Ausgleich war wieder hergestellt, 2:2. Der schottische Doppelweltmeister hielt jedoch immer wieder die passende Antwort parat, im fünften Durchgang lieferte er das „Shanghai-Finish“, 3:2. Das war sein drittes High-Finish beim dritten Leggewinn, Peter Wright hatte sich heute wohl einiges vorgenommen. Im sechsten Durchgang war er auf der Restforderung von 176 Punkten gelandet, da ließ sich beim besten Willen kein High-Finish draus basteln. Hier wählte „Snakebite“ zur Abwechslung mal die klassische Variante, wobei er für die verbliebene 40 zwei Aufnahmen benötigte. Da Niko Springer jedoch noch auf der 142 festhing, hatte Peter Wright auch ausreichend Zeit, das 4:2 für sich zu beanspruchen. Im siebten Durchgang verhinderte ein My den „Big Fish“-Angelerfolg für Niko Springer, mit den restlichen 25 Punkten hatte er dann weit größere Schwierigkeiten. Doch da auch Peter Wright hier den Weg nicht ins Doppel fand, landete Springers fünfter Checkout-Versuch schlussendlich doch noch im anvisierten Ziel, 3:4. In Durchgang Acht verpasste der junge Deutsche nur knapp die Double-14, beim Versuch, alles in allem 121 Punkte loszuwerden. Das bestrafte Peter Wright gnadenlos, indem er mit dem nächsten High-Finish, 105 (19, T18, D16) aufwartete, 5:3. Doch Niko Springer zeigte in Leg Neun einmal mehr, welch unglaubliches Können in ihm steckt: 180 – 100 – 93 – 128 (T20, T20, D4). Der 12-Darter, inklusive High-Finish, gereichte ihm zum 4:5. Allerdings brauchte Peter Wright nur noch einen Leggewinn zum Sieg, und natürlich war der Anwurf im nächsten Durchgang dafür äußerst zweckdienlich. Doch der Schotte begann mit mageren 28 Punkten, während Niko Springer mit sechs perfekten Darts ins zehnte Leg startete. Dann spielte Peter Wright all seine Erfahrung aus, steigerte sich von Aufnahme zu Aufnahme, während Niko Springer urplötzlich außer der Triple-1 kein anderes Triple-Feld mehr fand. So fing der Routinier den Deutschen ab und drehte das verloren geglaubte Leg doch noch zu seinem Vorteil. Damit stand der 6:4-Erfolg für Peter Wright fest, Niko Springer hatte sich trotz alledem denkbar teuer verkauft.
Auch bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen kann es nur einen Sieger geben
Im Anschluss folgte das Spiel von Martin Lukeman (Sieger des Qualifikationsturniers für Tour-Card-Holder) gegen die walisische Nummer Zwei, Jonny Clayton, der über die Pro-Tour-Rangliste gekommen war. Martin Lukeman hatte den ersten Anwurf und holte sich, inklusive beeindruckender Vorbereitung (129), mit 13 Würfen das 1:0. Obgleich es Jonny Clayton im ersten Durchgang nicht gelungen war, unter die 237 zu kommen, war er im zweiten Leg zur Stelle und glich zum 1:1 aus. Auch die nächsten beiden Durchgänge teilten sie gerecht unter sich auf, wobei jeder – der eine mehr, der andere minder mühsam, – sein begonnenes Leg hielt, 2:2. Im fünften Durchgang dann das erste Break, es war Jonny Clayton, der sich hier durchzusetzen vermochte, 3:2. Dem ließ Martin Lukeman umgehend das Re-Break folgen, dank wohlüberlegtem Set-up-Shot (106), schnappte er sich Durchgang Sechs und glich wieder aus, 3:3. Das siebte Leg entpuppte sich als äußerst wackelige Angelegenheit, beide taten sich schwer, zehn Restpunkte zu verabschieden. Und als sich Jonny Clayton bei besagtem Versuch auch noch überwarf, war die Tür weit offen für Martin Lukeman. Sieben Checkout-Pfeile hatte der Engländer in diesem Durchgang verarbeitet, doch dann war die 4:3-Führung irgendwie zustande gekommen. Jonny Clayton hielt seinen Anwurf im achten Leg weit souveräner, im Wechselschritt ging es langsam in die Endphase des Matches, 4:4. Hier legte der Waliser dann eine Schippe drauf: 180 – 97 – 140 – 84, der 12-Darter kam für Jonny Clayton zum rechten Zeitpunkt, 5:4. Doch Martin Lukeman konterte im zehnten Durchgang mit dem Re-Break, wobei er fast noch die 167 ausgecheckt hätte. Aber auch ohne die Mithilfe des Bullseye, erzwang Lukeman die volle Distanz, 5:5. Martin Lukeman hatte im Entscheidungsleg den Vorteil des Anwurfs, doch Jonny Clayton verschaffte sich mit der ersten Aufnahme den Vorteil des Maximums. Auf dieser Basis aufbauend hielt sich „The Ferret“ das ganze Leg über stabil- und auch als es darum ging, die 82 zu eliminieren, zeigte Clayton keinerlei Nervenschwäche. Bullseye, 16, Double-8, damit hatte der Waliser den Decider gegen den Anwurf für sich entschieden, 6:5-Erfolg für Jonny Clayton.
Verzaubert der „Wizard“ auch Hildesheim?
Das vorletzte Match des Abends bestritten Callan Rydz und Simon Whitlock, Rydz war dank der Pro-Tour-Rangliste am Start, Whitlock hatte ausreichend Siege beim Qualifikationsturnier für Tourkarten-Inhaber eingestrichen. Nachdem Simon Whitlock beim World Cup of Darts 2024 derart brillante Performances gezeigt hatte, dass selbst sein Doppelpartner Damon Heta in Dankbarkeit und Ehrfurcht vor ihm auf die Knie gegangen war, war Simon Whitlock beim World-Series-Doubleheader in Australien und Neuseeland natürlich mit besonders viel Motivation und Hoffnung an den Start gegangen. Doch in Australien wurde er bereits in der ersten Runde von Peter Wright mit 6:1 gebügelt, und auch im benachbarten Neuseeland war schon nach der ersten Runde Schluss. Auch hier war es eine herbe 1:6-Klatsche, die der Australier verkraften musste, sein Landsmann und enger Freund, Damon Heta, hatte ihn aus dem Rennen genommen.
Im Whitlock/Rydz-Duell schien sich, wie im Match zuvor, ein Kopf-an-Kopf-Rennen anzubahnen, zumindest in den ersten paar Durchgängen waren beide Spieler auf Augenhöhe unterwegs, 1:1. Das dritte Leg erwies sich dann allerdings als relativ skurril: Simon Whitlock hatte sich nach der 180 sechs Restpunkte übrig gelassen, die er auch mit zwei Aufnahmen nicht mehr loswurde, während Callan Rydz mit dem sechsten Checkout-Versuch immerhin den Weg aus dem „Madhouse“ heraus fand, was ihm zum Break und zum 2:1 verhalf. Doch bereits 13 Darts später hatte Simon Whitlock das Re-Break eingefahren und den Ausgleich wieder hergestellt, 2:2. Das fünfte Leg begannen beide mit dem Maximum, abermals war es ein 13-Darter, der dem Australier das 3:2 bescherte. Callan Rydz brachte im sechsten Durchgang ebenfalls unangefochten sein begonnenes Leg nach Hause, 3:3. In den zwei nachfolgenden Durchgängen konnte keiner den Anwurf des anderen auch nur annähernd gefährden, 4:4. Dann zauberte der „Wizard“ mal eben einen magischen 12-Darter aus dem Hut: 140 – 140 – 96 – 125 (25, T20, D20), 5:4, was sich als Wirkungstreffer erwies. Und zwar auf beiden Seiten! Während Callan Rydz bei seinen fünf Aufnahmen im zehnten Leg durchgehend zweistellig blieb, servierte Simon Whitlock den nächsten 13-Darter und machte damit erfolgreich den Deckel aufs Match drauf, 6:4.
Zwei Charaktere – jeder auf seine Weise
Den Abschluss der ersten Runde bildete die Paarung: Mensur Suljovic und Dimitri Van den Bergh. Mensur Suljovic war ein weiterer Nachrücker, der von den Absagen profitierte, während sich Dimitri Van den Bergh über die Rangliste der Pro-Tour qualifiziert hatte. Nicht zuletzt beim diesjährigen World Cup of Darts, als sich Belgien und Österreich gegenüberstanden, war deutlich erkennbar, wie unterschiedlich diese beiden Kontrahenten gestrickt sind. Dimitri Van den Bergh war immer wieder mit allen möglichen Nebentätigkeiten zugange, interagierte mit sich selbst, wo es nur ging, was ihm offensichtlich zur nötigen Entspannung verhilft, während im ganzen Saal vermutlich nur ein Einziger von all dem nichts mitbekam: Mensur Suljovic, der sich stets so tief im Tunnel befindet, dass er kaum etwas um sich herum wahrnimmt. Für den Österreicher zählt nur eins: der Fokus aufs Spiel!
Und Mensur Suljovic bewies in diesem Match einmal mehr, dass das für 2026 in Aussicht gestellte Ende seiner Karriere möglicherweise immer noch viel zu früh ist. Den Gegner hatte er im ersten Durchgang auf der 206 zurückgelassen, da zog er nach dem 13. Wurf bereits die Leggewinn-Darts aus dem Board, 1:0. Dem ließ der serbische Dartsprofi, der seit jeher für Österreich antritt, den 11-Darter folgen: 140 – 180 – 135 – 46, schon stand es 2.0. Dimitri Van den Bergh hatte sich bis dahin nicht viel vorzuwerfen, trotzdem sah er sich ein Leg später mit dem 0:3-Rückstand konfrontiert. Und auch beim 4:0 machte Mensur Suljovic wenig Federlesens, mit sichtbarer Entschlossenheit nahm er 87 Restpunkte heraus, nichts schien ihn aus der Konzentration bringen zu können. Der amtierende UK-Open-Sieger musste schon mit herausragendem 12-Darter und High-Finish aufwarten, um auch mal ein Break landen zu können. Im fünften Durchgang präsentierte der Belgier Aufnahmen von 109 – 140 – 140 – 112 (20, T20, D16) gelöschten Punkten, um endlich auf der Anzeigentafel für Leggewinne zu landen, 1:4. Auch der 14-Darter im sechsten Durchgang berechtigte zu Hoffnungen, der „Dreammaker“ durfte wieder vom Verbleib im Turnier träumen, 2:4. Aber Mensur Suljovic zerstörte diese Träume jäh, als er im siebten Leg, trotz verpasster Chance auf das 126er-Finish, auf 5:2 davonzog. Und im achten Durchgang war das Ende der Antwerpener Traum-Fahnenstange endgültig erreicht. Nachdem es Dimitri Van den Bergh nicht gelungen war, die verbliebene 40 mit drei Darts zunichte zu machen, versenkte „The Gentle“ seinen 14. Pfeil in der Double-16. Mit einer erstklassigen Performance (Average über 102, 75% Checkout-Quote) hatte sich Mensur Suljovic den 6:2-Sieg mehr als verdient.
Das war die erste Runde der German Darts Championship 2024, es waren ebenso spannende wie aufregende Partien, und auch wenn mit Matthias Ehlers, Dragutin Horvat und Niko Springer drei deutsche Teilnehmer die Heimreise schon wieder antreten mussten, bleibt die Freude über den überzeugenden Auftritt von Max Hopp, der auch morgen wieder dabei sein wird. Aus Hildesheim heißt es für heute: Gute Nacht, and Always Look on the Bright Side of the Flight!