Michael van Gerwen ist European Darts Open Champion
Direkt nach dem Ende der Viertelfinals ging es in die letzten drei Spiele der European Darts Open in Leverkusen. Bevor es aber ins Endspiel ging mussten noch die Halbfinals absolviert werden. Richard North wollte gegen Michael van Gerwen die Riesensensation schafften, im Anschluss nahm es ein starker Peter Wright mit einem starkem James Wade auf. Ohne große Unterbrechung wurde nachher auch noch das Finale gespielt. Zum ersten Mal wurde übrigens die Distanz auf der European Tour verlängert: wer das Halbfinale gewinnen wollte, brauchte sieben Legs; im Finale waren sogar acht nötig.
North hat dem Favoriten nichts entgegenzusetzen
Richard North gegen Michael van Gerwen – das klingt wie David gegen Goliath. In der Anfangsphase bestimmte der Goliath van Gerwen das Match, schaffte per 14-Darter ein Break und einen gelungenen Auftakt; erlegte ein eiskaltes 106er-Finish zum 2:0 nach. Danach schaffte North es, ein Leg zu holen, für welches er 14 Pfeile benötigte. Mit einem 70er-Finish stellte der Niederländer wieder den vorherigen Spielstand her und legte einen 14-Darter zum Break und zum 4:1 nach. Ein ungefährdetes Leg bei eigenem Anwurf brachte das fünfte für den Weltranglistenersten, der jetzt völlig befreit aufspielen konnte. Ein toller 11-Darter inklusive 95er-Finish brachte ihn soweit, als das er nur noch ein Leg vom Finale entfernt war, und dieses besorgte er sich auf ganz besondere Weise. Er brauchte nur zwölf Darts – und checkte 164 Punkte zum Match. Für North endet ein tolles Turnier erst gegen den besten der Welt und mit einer Doppelquote von 100 Prozent – van Gerwen ließ seinem Gegner nämlich nur einen einzigen Wurf auf Doppel. Er selber spielte einen Average von gut 103 Punkten und versenkte sieben seiner zehn Versuche auf Doppel auch in den jeweiligen Segmenten. Es fallen einem nur wenige Gründe ein, warum dieser van Gerwen heute nicht den Titel holen sollte.
Weltklasse-Niveau von beiden speziell auf den Doppeln
Van Gerwens Endspielgegner wurde zwischen Peter Wright und James Wade ermittelt. Von diesem Duell durfte man sich Spitzendarts erhoffen, schließlich glänzten beide Akteure im Turnierverlauf bereits mit hohen Averages und starken Checkouts. Der Start verlief perfekt aus der Sicht von „The Machine“. Wright hatte Anwurf und sich nach zwölf Pfeilen 96 Rest gestellt, doch Wade wollte ihn gar nicht erst ranlassen. Damit das gelang, musste er 161 Punkte von der Scheibe nehmen, und genau das tat er auch. Wright erholte sich jedoch schnell davon und breakte mit einem 13-Darter umgehend zurück. An dem bisherigen Matchverlauf änderte sich auch im dritten Leg gar nichts, denn Wade spielte einen guten 13-Darter und schaffte erneut ein Break. Die Freude darüber hielt nicht lange beim Engländer, denn er kassierte wieder das Rebreak, 2:2 stand es jetzt. „Snakebite“ kam allmählich in Fahrt und schaffte es im fünften Leg als erster, den eigenen Anwurf zu verteidigen. Dazu spielte er einen 14-Darter inklusive eines 85er-Checkouts über Triple-19 und Doppel-14. Das bisherige Highlight des Spiels folgte dann im sechsten Leg, als Wade sich 96 Punkte gestellt hatte und Wright das Königsfinish von 170 Punkten zum wiederholten Break zeigen konnte. Ein gefahrloser 15-Darter ließ den Vorsprung des Schotten auf 5:2 anwachsen, ehe es Wade schon wieder nicht gelang, das Leg bei eigenem Anwurf zu gewinnen, sodass Wright nur noch ein Leg vom Sieg entfernt war. Mit einem 12-Darter und 81er-Finish schaffte Wade seinen dritten Leggewinn – es handelte sich dabei schon wieder um ein Break. Ein schönes 121er-Highfinish auf dem Bullseye sorgte kurze Zeit später dafür, dass Wade zum ersten Mal ein Leg bei eigenem Anwurf gewann, er lag allerdings noch immer mit 4:6 hinten. Und das sollte es dann auch gewesen sein für Wade. Wright checkte im elften Leg 109 Punkte zum Sieg aus und wird sich mit van Gerwen um den Titel duellieren. Im Halbfinale zeigte Wright speziell auf den Doppeln eine unfassbar starke Partie, warf bei acht Versuchen nur einmal vorbei, hinzu kam ein Average von über 102 Punkten. Der eine Fehler von Wright blieb im ganzen Match der einzige, denn Wade glänzte mit vier von vier auf den Doppelfeldern. Für den siebenmaligen Majorsieger findet damit ein wirklich gutes Turnier für ihn und von ihm ein Ende.
Im Finale: Spannung bis zum Schluss
Dass Michael van Gerwen und Peter Wright das Endspiel der European Darts Open bestreiten würden, kam nicht unerwartet. Beide dominierten die European Tour des letzten Jahres, sind die Nummer eins und zwei der Setzliste und der Weltranglisten. Aufgrund des zuletzt sorgenbereitenden schwachen Auftretens Wrights in der Premier League war mit ihm im Finale trotzdem nicht so ganz zu rechnen. Dennoch hatte er es geschafft und wollte jetzt alles dafür tun, um den Titel zu verteidigen. Van Gerwens erste Aufnahme war gleich perfekt, und er spielte sich im ersten Leg einen immensen Vorsprung heraus, verfehlte die Doppel aber acht Mal. Wright hatte sich auf 84 herunter gespielt, konnte aber nicht checken, sodass van Gerwen bei vier Restpunkten die nächste Chance erhielt. Er überwarf sich aber umgehend mit der doppelten 15, Wright war zur Stelle und checkte auf der Doppel-17 zum aus van Gerwens Sicht völlig vermeidbaren Break. Mit einem 110er-Highfinish unter hohem Druck schaffte Wright es, seinen eigenen Anwurf zu verteidigen, ehe van Gerwen einen 14-Darter spielte, um auf 1:2 zu verkürzen. Im vierten Leg vergab Wright zunächst einen Dart auf das Bullseye, doch auch van Gerwen konnte 90 nicht checken. Da Wright jedoch mit der nächsten Aufnahme die verbliebenen 25 Zähler wieder nicht auf null bringen konnte, durfte der Weltranglistenerste bei 36 Rest ans Board – er leistete sich aber erneut drei Fehler auf Doppel. Wright sagte dieses Mal nicht mehr nein zum Leg und traf die Doppel-2 zum 3:1. Ein Fehler auf der Doppel-11 kostete van Gerwen auch das fünfte Leg – Wright versenkte seinen Pfeil in der doppelten 6 zum Break. Schon kurze Zeit später verteidigte er auch das eigene Leg und lag jetzt mit 5:1 in Front. Erst danach konnte van Gerwen den Lauf seines Gegners aufhalten und nach drei 140ern in Serie 81 Punkte zum 11-Darter und zweiten Leggewinn ausmachen. Ein aus der Sicht des Niederländers äußerst wichtiges Finish gelang ihm im achten Leg, als er 70 Punkte unter Druck für ein Break auslöschen konnte. Erneut Schwierigkeiten auf die Doppelfelder bekam van Gerwen im neunten Leg, als er zunächst drei Möglichkeiten ausließ. Weil Wright allerdings einen Dart für ein 104er-Checkout ausließ rettete sich der Niederländer auf der Doppel-1 und verkürzte seinen Rückstand auf nur noch ein Leg.
Auch im zehnten Leg machte van Gerwen zwei Fehler auf Doppel, doch erneut konnte „Snakebite“ daraus kein Kapital schlagen, weil auch er zweimal an der Doppel-14 vorbeiwarf. Van Gerwen bedankte sich und breakte zum 5:5-Ausgleich, vier Legs in Serie hatte er jetzt geholt. Diese Serie wurde aber schon wenige Minuten später dadurch unterbrochen, dass Wright einen 11-Darter zum Break spielte. Dabei warf er genau wie van Gerwen im siebten Leg drei 140er nacheinander und checkte 81 mit zwei Darts zur 6:5-Führung. Einen enorm wichtigen Moment erlebte der Schotte im zwölften Leg. Van Gerwen wartete bei 28 Restpunkten, doch Wright war bei 78 Restpunkten zuerst am Oche und er checkte auf der doppelten-6, ein Leg trennte ihn noch vom Titel. Er erhielt schon im nächsten Leg die erste Chance dazu, musste dazu allerdings 121 Punkte checken. Nach Treffern in die einfache 20 und dreifache 17 erhielt er einen Dart auf das Bullseye, verpasste aber unfassbar knapp. Van Gerwen versenkte in der Doppel-8 zum 6:7 aus seiner Sicht und spielte im vierzehnten Leg gegen den Anwurf einen unglaublich starken 12-Darter. Beim Stand von 7:7 entschied jetzt also ein einziges Leg über Sieg und Niederlage. Van Gerwen durfte eröffnen und startete mit einer 134, Wright konterte perfekt mit einem Maximum. Als van Gerwen dann auch mit seiner zweiten Aufnahme zwei Triplefelder fand, konnte Wright nur 60 Punkte erzielen. Erneut zwei Triple traf van Gerwen auch mit der dritten Aufnahme in diesem Leg, sodass er nach neun Pfeilen 88 Restpunkte hatte. Wright dagegen stellte sich durch einen Fehlwurf auf das Single-Bull 162 Punkte, ab diesem Zeitpunkt stand der Sieg van Gerwens fest. Er traf mit dem dreizehnten Dart in diesem Leg die Doppel-16 und macht aus dem 5:7 den 8:7-Triumph. Van Gerwen ist zum dritten Mal Sieger der European Darts Open und sammelt einen weiteren Titel im Jahr 2018 ein. Wright wird über den verpassten Matchdart auf dem Bullseye enttäuscht sein, so ein gutes Turnier hatten ihm aber viele nach den Enttäuschungen in der Premier LEgaue gar nicht erst zugetraut.
Alexander Kuck