
PDC Dart WM 2010
Darts1 in London
Der Montagabend war unser letzter Tag im Ally Pally, und er brachte doch so einige Überraschungen mit sich. Mittags hatte es noch geregnet, als ich aus der Stadt zurück ins Hotel kam. Als ich kurze Zeit später wieder aus dem Fenster schaute, war alles weiß und es schneite in großen Flocken. Rings um das Hotel war der Verkehr zusammengebrochen, überall hatten sich Autos an die Straßenränder geparkt, die Busse konnten nicht mehr fahren und auch Polizei und Krankenwagen kamen kaum durch. Bei diesem Wetter fällt es dann besonders auf, dass es sich beim Muswell Hill tatsächlich um einen wirklichen Hügel handelt, die Zufahrtsstraßen haben alle eine ziemliche Steigung. Alexandra Palace thront noch etwas höher auf der höchsten Erhebung der Stadt.
Für uns war es kein Problem, wir gingen ohnehin zu Fuß, genauso wie die Sprecher von Sky Sports, die auch am Muswell Hill in einem Hotel wohnten. Aber viele der Spieler und Offiziellen waren unterwegs stecken geblieben, lediglich beide Beteiligte des Vorrundenspiels und des geplanten ersten Spiels waren schon eingetroffen. Wie van der Voort hinterher erzählte, war seine Anreise von Anfang an ein Albtraum gewesen, in Amsterdam war sein Sonntag Nachmittagflug wegen der Wetterlage abgesagt worden, so dass er sich von Dünkirchen mit dem Auto auf den Weg zur Fähre machte. Mit Müh und Not erreichte er die letzte Fähre am Sonntagabend und kam frühmorgens im Hotel an. Dann schlief er ein paar Stunden und lief anschließend drei Meilen, das sind rund fünf Kilometer zu Fuß bis zum Alexandra Palace… Der japanische Spieler war die ganze Strecke aus dem Stadtzentrum heraus zu Fuß gegangen, wie viele der Zuschauer auch, es gab dort noch eine einzige offene U-Bahn Station. Alle anderen waren genauso geschlossen worden, wie die Bahnhöfe.
Auch der Presseraum war nur spärlich besetzt, aber die PDC entschied sich dann doch dafür, wenigstens mit den ersten beiden Spielen und einer Verspätung von rund einer halben Stunde in den Abend zu starten. Anscheinend war es auch Matt Porter, dem CEO der PDC gelungen, mit den meisten übrigen Spielern telefonisch in Verbindung zu kommen, alle waren unterwegs, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie eintreffen würden. Als es dann schließlich losging sah es schon wieder ganz gut aus, lediglich John Part war noch nicht da, kam aber doch ständig näher, nachdem die PDC ihm ein Allrad Auto zum Hotel geschickt hatte.
Auch John MacDonald hatte es noch nicht bis ins Ally Pally geschafft, und Russ Bray war nicht nur Caller sondern auch MC und eröffnete den Abend. Es füllten dann trotz allem schon erstaunlich viele Zuschauer die Halle und immer mehr trafen ein, für einen Montagabend war es schließlich doch eine sehr gut besuchte Veranstaltung, und die Stimmung war hervorragend, selbst der sonst sehr strenge Sicherheitsdienst machte einen sehr gelösten Eindruck.
Das erste Spiel war sehr schnell vorbei, Vincent van der Voort machte mit dem polnischen Qualifikanten kurzen Prozess, dieser zeigte sich sehr beeindruckt und konnte sich kaum vom Alexandra Palace trennen. Er meinte, dass er im nächsten Jahr wiederkommen, und es dann sicher schon viel besser für ihn laufen würde.
In der Vorrunde setzte sich der kleine und sehr jung wirkende Japaner durch, der ein sehr netter Zeitgenosse zu sein scheint. Zu diesem Zeitpunkt kam auch die Nachricht, dass inzwischen auch John Part eingetroffen wäre, der Abend würde also wie geplant verlaufen. Ein noch etwas atemloser und nicht hundertprozentiger frisierter John MacDonald konnte mit dem dritten Spiel seine Rolle wieder übernehmen und sagte das Spiel zwischen Paul Nicholson und Terry Jenkins an, es sollte das spannendste und engste Spiel des Abends werden, Jenkins konnte sich letztendlich durchsetzen. Um antreten zu können, hatten beide auch einige Meilen zu Fuß zurückgelegt.

In den restlichen beiden Spielen gab es kaum Probleme für die Favoriten, Ronnie Baxter und John Part fegten ihre Gegner mit 3:0 von der Bühne, beide ließen von Anfang an keinen Zweifel an ihrer Überlegenheit aufkommen, John Part stieg gleich mit einem 12-Darter ins Spiel ein, in dem er zwei 180er und ein 167er Finish warf…
Und wir waren auch zufrieden, aber müde und "eierten" zurück ins Hotel. Inzwischen schienen die Straßen wieder frei zu sein, lediglich eine Phalanx von am Muswell Hill geparkten roten Doppeldecker Bussen erinnerte noch an das Chaos, das ein paar Stunden zuvor geherrscht hatte.