Alle deutschen Starter verlieren in der ersten Runde
Am heutigen Freitag stand ein bis hierhin einzigartiges Darts-Event auf dem Plan. Mit den German Darts Masters, die unter dem geschlossenen Dach der Gelsenkirchener Veltins-Arena vor mehr als 20.000 Zuschauern abgehalten wurden, wurde die World Series of Darts 2018 eröffnet. Besonderheiten neben der Weltrekordkulisse waren, dass das gesamte Turnier an einem einzigen Tag abgehalten wurde und verschiedene Musikacts zwischen den Spielen für weitere Stimmung sorgten. Am Nachmittag ging es zuerst mit der ersten Runde los, in welcher die acht von der PDC eingeladenen Spieler auf die acht deutschen Akteure trafen.
Nico Kurz hat Jamie Lewis am Rande einer Niederlage
Das Zuhause des neuen Bundesliga-Vizemeisters FC Schalke 04 durften zuerst Raymond van Barneveld und Manfred Bilderl betreten. Van Barneveld ist natürlich auch auf der World Series ein hocherfahrener Mann, Bilderl konnte seinerseits beim letztjährigen European-Tour-Event in Göttingen etwas Bühnenerfahrung sammeln. Ein dermaßen großes Publikum war logischerweise für beide etwas Neues. Ungefährdet holte sich der Niederländer auf der Doppel-16 das erste Leg des Turniers, ehe er per 14-Darter das Break zum 2:0 nachlegte. Mit einem Treffer in das Bullseye sicherte sich „Barney“ auch Leg Nummer drei, der Deutsche hatte bis hierhin nicht einmal auf Doppel werfen dürfen. Das änderte sich zwar im vierten Leg, weil Bilderl aber fünf Mal an den Doppelfeldern vorbeiwarf kam van Barneveld auch noch zum 4:0. Auch „Barney“ war weit von seinem Höchstlevel entfernt, da er von Bilderl aber so gut wie gar keinen Gegenwind bekam reichte ein 21-Darter zum 5:0. Im sechsten Leg erhielt Bilderl dann nochmal die Chance auf ein Leg, doch er vergab zwei Mal und musste mit ansehen, wie van Barneveld das Spiel auf der Doppel-16 beendete. „Barney“ gewann also ohne Legverlust und warf im Schnitt nur knapp 86 Punkte pro Aufnahme. Für Manfred Bilderl war die Atmosphäre vermutlich eine Nummer zu groß, er zeigte einen Average von lediglich 77 Punkten und war mit keinem seiner sieben Würfe auf Doppelfelder erfolgreich.
Jamie Lewis durfte auf Schalke sein Debüt auf der World Series of Darts feiern. Aufgrund seines tollen Laufs bis ins Halbfinale bei der Weltmeisterschaft wurde er mit einem Startplatz für die German Darts Masters belohnt, er traf in Person von Nico Kurz auf einen kompletten PDC-Neuling. Dieser bekam sein Ticket für das Turnier als aktueller Sechstplatzierter der German Super League. Auch mithilfe der Unterstützung aus dem Publikum durfte sich der Deutsche über einen absoluten Traumstart freuen. Er scorete in den ersten drei Legs deutlich besser als sein Gegner, erlaubte diesem keine Würfe auf Doppel und führte dementsprechend selber mit 3:0 – dabei gelangen ihm auch ein 14-Darter sowie ein 74er-Checkout. Erst im Anschluss daran konnte der Waliser sein erstes Erfolgserlebnis feiern, dazu brachte er 116 Punkte zum Abschluss eines 15-Darters auf null. Kurz darauf schaffte er ein Break; und als Lewis wenige Minuten später einen 13-Darter spielte hatte er den 3:3-Ausgleich hergestellt. Im siebten Leg vergab „Fireball“ dann jedoch einen Dart auf Doppel und wurde vom Deutschen dafür eiskalt bestraft. Diese Führung konterte Lewis, doch das neunte Leg musste er wiederum abgeben. Im Umkehrschluss bedeutete dies, dass Nico Kurz nur noch ein Leg vom Weiterkommen entfernt war. Ein Checkout von 130 Punkten im zehnten Leg hätte den Sieg bedeutet, doch Kurz traf die Triple-20 nicht. Lewis versenkte in der Doppel-8 und erzwang so das Entscheidungsleg, welches allerdings von Kurz angefangen wurde. Dieser startete mit einer 140 und hatte sich nach zwölf Darts 86 Restpunkte gestellt. Lewis war da noch nicht im Finishbereich, mit einer perfekt getimten Aufnahme von 165 Punkten stellte er sich jedoch 24 Restpunkte und übte mächtig Druck auf den Deutschen aus. Kurz trat mit genannten 86 Restpunkten vors Oche, traf zwei Mal die einfache 18, verfehlte seinen Matchdart auf das Bullseye aber um wenige Millimeter. Lewis ließ sich seine Chance zum Matchgewinn dann nicht mehr nehmen, er traf die Doppel-12 mit dem zweiten Versuch und feierte einen hart erkämpften 6:5-Erfolg. Lewis‘ Average lag am Ende bei knapp 90 Punkten, hinzu kam eine 40-prozentige Doppelquote. Nico Kurz scheiterte trotz eines Averages von 88 Punkten und einer Doppelquote von 36 Prozent denkbar knapp.
Mensur Suljovic spielte als nächstes gegen Robert Marijanovic. Interessant war dieses Duell auch deshalb, weil beide Akteure Wurzeln in Südosteuropa haben. Mit 17 und 14 Darts gingen die ersten beiden Legs an „The Gentle“, doch im dritten und vierten Leg vergab er je zwei Darts auf die Doppel-16. Marijanovic bedankte sich auf seine Weise und glich zum 2:2 aus, doch ab hier sollte er kein einziges Leg mehr gewinnen. Mit einem 14-Darter gewann Mensur zunächst das fünfte Leg, ehe er im sechsten zwei 180er nacheinander warf und letztendlich per 13-Darter zum 4:2 breakte. Ein weiterer 14-Darter brachte dem Österreicher das 5:2; der „Robstar“ hatte seit dem vierten Leg nicht mehr auf Doppel werfen dürfen. Und daran änderte sich auch im achten Leg nichts, Suljovic checkte 56 Punkte aus und vollendete den klaren 6:2-Erfolg. Dabei spielte der Weltranglistensechste rund 97 Punkte im Durchschnitt und traf knapp die Hälfte seiner Würfe auf Doppelfelder. Robert Marijanovic musste sich mit einem Average von 85 Punkten und einer 29-prozentigen Doppelquote geschlagen geben.
Gary Anderson musste als nächstes gegen Gabriel Clemens antreten. Clemens ist der deutsche Aufsteiger dieses Jahres, er sicherte sich erst im Januar seine Tourkarte und zeigte seitdem speziell bei der Super League, in der er Tabellenführer ist und bei den Players-Championship-Turnieren starke Leistungen. Sein größter Erfolg gelang „Gaga“ erst letzten Samstag, beim elften Players Championship Turnier rückte er bis ins Finale vor und unterlag erst dort trotz Matchdarts seinem heutigen Gegner Anderson. Ins heutige Aufeinandertreffen kam der Mann aus dem Saarland gut hinein. Er begann bei eigenem Anwurf mit einem 15-Darter und legte ein sensationelles 156er-Finish zum Break und zum 2:0 nach. Er verpasste im dritten Leg allerdings zwei Chancen auf Doppelfelder und ermöglichte Anderson so das direkte Rebreak; mit einem 77er-Finish konnte dieser wenig später den 2:2-Ausgleich produzieren. Per 13-Darter gewann „The Flying Scotsman“ auch Leg Nummer fünf; und als er wenig später 25 Punkte auslöschte hatte er den 0:2-Rückstand in einen 4:2-Vorsprung verwandelt. Clemens konnte in dieser Phase nicht ganz mithalten, im siebten Leg hatte er sich nach zwölf Darts aber 40 Restpunkte gestellt. Dass er sich an diesen aber gar nicht erst versuchen durfte lag daran, dass Anderson 167 Punkte ausmachte – nach diesem 12-Darter trennte ihn nur noch ein Leg vom Viertelfinale. Und schon im achten Leg war die Angelegenheit durch, Anderson checkte 104 Punkte aus und machte den 6:2-Sieg perfekt. Dabei gelang dem Schotten mit einem 99er-Average und einer Erfolgsquote von zwei Dritteln auf die Doppelfelder die bisher beste Leistung dieses Turniers. Gabriel Clemens muss sich dagegen aus dem Turnier verabschieden; er warf im Schnitt rund zwölf Punkte weniger pro Aufnahme als sein Besieger und versenkte zwei seiner fünf Versuche in den Doppelfehlern.
Schindler chancenlos, Hopps Aufholjagd kommt zu spät
Nach dem Sieg von Anderson gab es eine gut 30-minütige Pause, in der die Band Culcha Candela aufgetreten war. Sportlich ging es danach weiter mit dem Aufeinandertreffen von Dimitri van den Bergh und Martin Schindler. Ähnlich wie Lewis zuvor stand auch der junge Belgier vor seinem World Series-Debüt, bei welchem ihm mit Schindler die deutsche Nummer zwei zugelost wurde. Van den Bergh fand gut ins Spiel, checkte 80 Punkte via 16 und zweimal Doppel-16 und schaffte frühestmöglich ein Break; mit einem 12-Darter konnte er das zweite Leg bei eigenem Anwurf nachlegen. Auch das dritte Leg ging an den „Dreammaker“; in diesem Fall profitierte er aber davon, dass Schindler drei Chancen auf Doppelfelder ungenutzt ließ. Van den Bergh warf zu diesem Zeitpunkt rund 115 Punkte im Durchschnitt und sicherte sich Leg Nummer vier mit lediglich zwölf Pfeilen. Schindler fand einfach nicht in sein Spiel hinein, ließ im fünften Leg vier Möglichkeiten auf Doppelfelder aus und stand kurz vor der Niederlage. An dieser konnte er auch im sechsten Leg nichts mehr ändern, van den Bergh glänzte noch mit einem 11-Darter und vollendete den überraschend deutlichen 6:0-Erfolg. Mit einem 110er-Average und einer Erfolgsquote von zwei Dritteln auf Doppelfelder gelang dem Belgier eine fantastische Performance. Weil er keinen seiner sieben Würfe auf Doppel nutzen konnte kassierte Martin Schindler also die Höchststrafe, für ihn sind die German Darts Masters beendet.
Das von den Namen her klangvollste Spiel folgte im Anschluss daran. Max Hopp, die deutsche Nummer eins und German Darts Open-Sieger im April hatte den Weltranglistenersten Michael van Gerwen zum Gegner. Vor gut einer Woche hatte der Niederländer seinen Premier-League-Titel verteidigen können und sich dabei auch äußerst formstark präsentiert. Die Aufgabe für den „Maximiser“ war heute also entsprechend schwer, das Publikum stand natürlich trotzdem voll hinter ihm. Doch der Start verlief nicht wie gewünscht für den Deutschen, denn er vergab im ersten Leg zwei Chancen auf die Doppel-4 beziehungsweise Doppel-2. Van Gerwen ließ diesen Fehler natürlich nicht ungestraft und schaffte ein Break, welches er bei eigenem Anwurf zum 2:0 bestätigte. Im dritten Leg patzte der Weltranglistenerste dann zum ersten Mal, zwei Fehlwürfe auf die Doppel-16 ermöglichten Hopp das 1:2. Van Gerwen erholte sich schnell davon und stellte per 12-Darter den alten Abstand wieder her, doch im fünften Leg ließ er drei Chancen auf Doppel aus – Hopp traf die Doppel-8 und verkürzte auf 2:3 aus seiner Sicht. Die Anwürfe seines Gegners konnte der „Maximiser“ bis hierhin aber nicht ernsthaft gefährden, und so gewann der Niederländer per 13-Darter Leg Nummer sechs zum 4:2 für ihn. Wenig später platzierte sich van Gerwen mit einem Maximum auf 130 Restpunkten, welche er auch zum Break und zum 5:2 auslöschen konnte, ein Leg trennte ihn jetzt noch vom Sieg. Im achten Leg wäre es dann fast soweit gewesen, doch er vergab einen Matchdart auf die Doppel-16. Hopp hatte sich mit einer 180 auf 78 heruntergespielt; und diese machte er trotz eines Ausrutschers in die einfache 4 noch via Triple-14 und Doppel-16 aus. Einen zweiten Matchdart, dieses Mal auf Tops, ließ „Mighty Mike“ ein Leg später verstreichen und Hopp checkte erneut 78 Punkte (in diesem Fall auf der Doppel-20) – jetzt stand es nur noch 4:5 aus der Sicht des Deutschen. Doch van Gerwen durfte das zehnte Leg des Spiels anfangen, und mit einem 15-Darter verhinderte er die Fortsetzung der Aufholjagd seines Gegners. Michael van Gerwen gewann dieses Duell also mit 6:4, dabei spielte er im Schnitt über 106 Punkte pro Aufnahme und traf die Doppelfelder zu 40 Prozent. Obwohl Max Hopp beim Stand von 2:5 schon so gut wie verloren hatte kämpfte er weiter, doch der Rückstand war bereits zu groß. Der deutschen Nummer eins gelang ein ordentlicher Average von 95 Punkten, zudem nutzte er vier seiner sieben Würfe auf Doppelfelder – auch der sechste Deutsche muss das Turnier verlassen.
Kurz darauf war dann Titelverteidiger an der Reihe. Peter Wright, der letztes Jahr in Düsseldorf sein erstes World Series-Event gewann bekam es mit Dragutin Horvat zu tun. Kurios: genau dieses Erstrundenduell gab es auch bei der vorangegangenen Ausgabe des Turniers; damals vergab Horvat sogar einen Matchdart. „Braco“ gelang schon im ersten Leg das erste Maximum, doch es war Wright, der sich dieses Auftaktleg greifen konnte. Vier Fehler auf Doppelfelder kosteten Horvat danach auch das zweite Leg, „Snakebite“ checkte 56 Punkte und schaffte so ein Break, doch im dritten Leg vergab er vier Chancen auf Doppel. Horvat traf die Doppel-11 mit dem letzten Pfeil und verkürzte durch das Rebreak auf 1:2. Mit einem 14-Darter gelang Wright dann aber wiederum ein Rebreak; und als er im Anschluss daran seinen eigenen Anwurf verteidigte führte er mit 4:1. Ein starker 12-Darter, abgeschlossen mit einem 76er-Checkout auf der Doppel-18, brachte den Weltranglistenzweiten soweit, als dass ihm nur noch ein Leg vom Viertelfinale trennte. Im siebten Leg bekam Horvat bei 104 Restpunkten sogar noch eine Chance, um im Spiel zu bleiben, doch nachdem er bereits die dreifache 20 getroffen hatte verfehlte er die einfache 12. Wright nutzte gleich seinen ersten Matchdart auf der Doppel-20 und fuhr einen souveränen 6:1-Erfolg ein. Wright spielte mit knapp 97 Punkten im Average und eine 46-prozentigen Erfolgsquote auf Doppelfelder ein gutes Match; auf der anderen Seite unterlag Dragutin Horvat mit einem Average von knapp 90 Punkten und einem Treffer aus sieben Versuchen auf Doppelfelder.
Auch Rob Cross debütiert in Gelsenkirchen auf der World Series of Darts. Zum Abschluss der Erstrundenspiele durfte er gegen Stefan Stoyke auf die Bühne treten. Der deutsche Vertreter startete perfekt mit einer 180 ins Match, zeigte sich danach aber unsicher Doppelfelder und vergab fünf Chancen. Weil Cross aber seinerseits zwei Mal an der Doppel-16 vorbeiwarf nutzte Stoyke seine sechste Möglichkeit zum 1:0. Auch im zweiten Leg hatte der amtierende Weltmeister Probleme beim auschecken, doch Stoyke war vom Scoring her zu weit weg und konnte vier Fehler seines Gegners nicht ausnutzen. Im dritten Leg patzte der Favorit dann zweimal auf die Doppel-20, doch erneut war „The Calm“ nicht zur Stelle – er ließ eine Möglichkeit auf der doppelten 16 liegen. Cross sah jetzt den Zeitpunkt gekommen, sich zu stabilisieren und Abstand zwischen sich und seinem Gegner herzustellen; und genau dies gelang ihm in der Folge auch. Dank eines sehenswerten 147er-Highfinishes via Triple-19, Triple- und Doppel-18 erhöhte er auf 3:1, ein routiniertes 80er-Checjout brachte im auch das 4:1. Dass „Voltage“ seinen Lauf nicht bis zum Ende des Spiels durchziehen konnte lag daran, dass er im sechsten Leg zwei Möglichkeiten auf die Doppel-18 ungenutzt ließ. Dieses Mal war Stoyke nämlich hellwach und bestrafte diesen Fehler mit einem 82er-Finish via Bullseye und Doppel-16 zum 2:4 aus seiner Sicht. Auch ein Leg später bekam Cross seine Doppelprobleme nicht wirklich in den Griff, doch sein Vorsprung in diesem siebten Leg war groß genug. So konnte er sich vier Fehler beim Auschecken erlauben und doch auf 5:2 erhöhen – die Averages beider Spieler bewegten sich bis hierhin rund um die Marke von 80 Punkten. Ein Treffer in der Doppel-18 brachte „The Calm“ noch sein drittes Leg ein, doch im neunten Leg hatte Cross Anwurf und wollte das Match jetzt natürlich beenden. Er verpasste jedoch seinen ersten Matchdart auf das Bullseye, im Gegenzug kassierte er dementsprechend ein Break und lag nur noch mit 5:4 vorne. Doch jetzt hatte der Weltranglistendritte wirklich genug gesehen, er spielte gegen den Anwurf das beste Leg des gesamten Spiels und machte 84 Punkte auf dem Bullseye zum Abschluss eines 12-Darters aus. Der 6:4-Erfolg des Weltmeisters wird nicht lange in Erinnerung bleiben, er spielte nur 84 Punkte im Schnitt pro Aufnahme und warf ganze 15 Pfeile an Doppelfeldern vorbei. Mit Stefan Stoyke ist auch der achte und letzte verbliebene Deutsche in der ersten Runde ausgeschieden; ein 80er-Average und eine 36-prozentige Doppelquote waren selbst gegen einen strauchelnden Weltmeister nicht genug.