Blackpool feiert Gary Andersons 9-Darter

Beim World Matchplay 2018 startete die Runde der letzten Acht am Donnerstagabend mit den ersten beiden Viertelfinalpartien. Im ersten Match wollte Jeffrey de Zwaan gegen Dave Chisnall die nächste Überraschung vollbringen, im zweiten spielten Joe Cullen und Gary Anderson gegeneinander. Die Distanz wurde im Vergleich zur vorangegangenen Runde erheblich erhöht, im Modus best-of-31-Legs brauchten die Spieler sechzehn Legs zum Weiterkommen.


De Zwaan läuft Chisnall in der Mitte des Spiels davon

Seit Samstag ist Jeffrey de Zwaan eins der häufigsten Gesprächsthemen, wenn es um Darts in Blackpool geht. Der Niederländer hatte mit seinem Erstrundentriumph über Michael van Gerwen für eine der größten Sensationen in der Turniergeschichte gesorgt und im Anschluss daran mit Adrian Lewis eine weiteren Doppelweltmeister aus dem Turnier genommen. Doch auch seinem heutigen Gegner Dave Chisnall wurde das Viertelfinale im Vorfeld des Turniers nicht unbedingt zugetraut. Nachdem er in seiner ersten Runde gegen einen schwachen Keegan Brown ohne Probleme blieb, sah er sich eine Runde später gegen Michael Smith mit einem 1:7-Rückstand konfrontiert.


Doch danach drehte „Chizzy“ mächtig auf und wendete das Spiel noch zu seinen Gunsten. Chisnall startete mit einem 13-Darter standesgemäß in das Viertelfinale, de Zwaan brauchte zum Ausgleich drei Pfeile mehr. Das erste Highlight des Spiels folgte kurze Zeit später, „The Black Cobra“ brachte 127 Punkte für das erste Break auf null. Doch Chisnall war in der Lage zu kontern, rebrakte mit elf Darts und holte sich den eigenen Anwurf mit zwölf. Somit ging „Chizzy“ mit einer 3:2-Führung und bisher vier 180ern in die erste Pause. Mit einem Maximum kam der Engländer auch aus dieser Unterbrechung heraus, wenige Aufnahmen später checkte er 69 Punkte mit zwei Darts zum 11-Darter und zum Break. Doch de Zwaan ließ sich davon nicht schocken und konterte im nächsten Leg mit zwei 180ern und einem 12-Darter; bei eigenem Anwurf konnte er danach den 4:4-Ausgleich herstellen. Die beiden daran anschließenden Legs wurden wiederum geteilt, sodass es zur zweiten Unterbrechung unentschieden stand.


Beide Spieler boten bis hierhin fantastische Averages von über 105 Punkten. Die ersten vier Legs nach dieser Pause wurden allesamt als Breaks gewonnen, erwähnenswert ist das vierzehnte Leg der Partie, als de Zwaan zum ersten Mal überhaupt schwächelte und sechs Mal an Doppeln vorbeiwarf. Chisnall nutzte diesen Fehler und stellte auf 7:7; doch schon ein Leg später patzte der Weltranglistenachte dreimal auf Doppelfelder und ermöglichte de Zwaan so ein weiteres Break. Der Youngster ging also mit einem 8:7-Vorsprung in die dritte Unterbrechung, nach dieser konnte er zur Abwechslung mal wieder den eigenen Anwurf verteidigen. Im darauffolgenden Leg war Chisnall auf dem besten Weg, zu verkürzen, doch er ließ drei Möglichkeiten auf Doppel aus. So checkte de Zwaan 65 Punkte aus und zog auf 10:7 davon – den Vorsprung konnte er bei eigenem Anwurf sogar auf vier Legs erhöhen. Chisnall steckte jetzt in einem Tief fest und musste auch seinen Anwurf im neunzehnten Leg an seinen Gegner abgeben. Auf der anderen Seite ließ der Niederländer bei den eigenen Legs nichts anbrennen, spielte vor der vierten und letzten Unterbrechung noch einen 14-Darter und ging mit einem deutlichen 13:7 in diese Pause.


Nach der Pause vermeldete Chisnall bei eigenem Anwurf nach sechs Legs endlich wieder ein Erfolgserlebnis, doch de Zwaan konterte sofort, indem der 68 Punkte trotz eines anfänglichen Ausrutschers in die einfache 1 ausmachen konnte. Und als Chisnall im 23. Leg unfähig war, 61 Punkte auf null zu bringen traf „The Black Cobra“ Tops und war nur noch ein Leg vom Sieg entfernt. „Chizzy“ hatte im darauffolgenden Leg noch eine Chance auf das Bullseye, vergab aber deutlich und folglich beendete de Zwaan das Spiel mit seinem ersten Matchdart. Die Reise des Jeffrey de Zwaan geht weiter, er spielte beim 16:8-Erfolg einen Average von über 103 Punkten, verwandelte mehr als die Hälfte seiner Würfe auf Doppel und darf weiter vom ganz großen Wurf träumen. Auf der anderen Seite brach Dave Chisnall nach brillanter Anfangsphase ein Stück weit ein und verlor das Duell in der Mitte des Spiels, unterm Strich steht bei ihm aber dennoch nach langer Zeit wieder ein gutes Ergebnis bei einem TV-Turnier.


Drama bis zum Schluss zwischen Cullen und Anderson

Im zweiten Match des Abends war die Favoritenrolle im Grunde klar verteilt. Gary Anderson, seit dem Ausscheiden von van Gerwen Favorit auf den Titel, spielte gegen Joe Cullen. Doch einfach würde die Aufgabe für den Schotten wohl nicht werden, denn Cullen, der sein zweites Major-Viertelfinale erlebte, gab im bisherigen Turnierverlauf erst sechs Legs ab und überzeugte besonders auf die Doppelfelder. Anderson kam wie gewünscht ins Spiel und begann mit einem 11-Darter, aber auch Cullen brauchte nur wenig Eingewöhnungszeit. Auf der Doppel-16 glich er zunächst aus, ehe er einen ganz starken 10-Darter zum Break nachlegen konnte. Doch dass im Dartsport auch weniger als zehn Darts für ein Leg reichen können, zeigte Gary Anderson im vierten Leg des Spiels. Er begann mit einer 180, konnte eine zweite nachlegen. Cullen, Anwerfer in diesem Leg, war mit 167 Restpunkten ebenfalls im Finishbereich. Doch der Schotte war zuerst an der Reihe, und er versenkte in der Triple-20, traf die Triple-19 und ließ sich auch die Doppel-12 nicht mehr entgehen. Durch dieses perfekte Spiel war ihm nicht nur der grenzenlose Jubel in den Winter Gardens und die sportlich faire Gratulation seines Gegners sicher, sondern auch 45.000 Pfund Bonuspreisgeld für den siebten 9-Darter in der Geschichte des World Matchplays.


Doch damit nicht genug, um zu beweisen, dass das 141er-Checkout von eben kein Zufallsprodukt war, checkte Anderson im darauffolgenden Leg einfach nochmal dieses Finish auf demselben Weg – der Turnierfavorit lag zur ersten Pause mit 3:2 vorne. Doch bei all der Euphorie um Anderson durfte man nicht vergessen, dass auch der „Rockstar“ klasse mitspielte, nach dem 3:3-Ausgleich von drei Fehlern Andersons auf Doppel profitierte und die Führung übernahm. Mit einem 90er-Finish rebreakte der „Flying Scotsman“ und ging dann seinerseits wieder in Front. Das letzte Leg vor der zweiten Pause ging noch ans Hause Cullen, sodass der Spielstand zu diesem Zeitpunkt 5:5 betrug. Die ersten beiden Legs nach dieser Pause wurden jeweils mit dem Anwurf gewonnen, ehe der Engländer auf der Doppel-8 ein Break produzieren konnte. Die beiden daran anschließenden Legs musste er allerdings wieder an den Weltranglistenvierten abtreten, der nach fünfzehn gespielten Legs mit 8:7 vorne lag. Nach der dritten Pause verpasste es Anderson mit zwei Fehlern auf Doppel jedoch diese Führung auszubauen und Cullen stellte wiederum Parität her. Andersherum lief es ein Leg später, als Cullen eine Möglichkeit auf Doppel-16 ungenutzt ließ und Anderson den eigenen Anwurf verteidigen konnte. Auch das achtzehnte Leg war von den Doppelfeldern bestimmt, in diesem Fall zielte Anderson zweimal zu hoch, als er auf Tops warf und Cullen stellte auf 9:9. Wenig später sah alles danach aus, als würde „The Flying Scotsman“ wieder in Führung gehen, speziell als er sich mit einer 174 acht Restpunkte stellte. Doch Cullen durfte sich mit 170 Rest zuerst versuchen, und ihm gelang das Königsfinish zum zweiten Mal in diesem Turnier. Anderson hatte wenig später jedoch gleich die Chance zum Rebreak, nutzte aber zwei Möglichkeiten auf die doppelte 10 nicht und so nahm Cullen einen 11:9-Vorsprung mit in die vierte Pause.


Nach der Pause bekam der „Rockstar“ gar die Chance, den Vorsprung weiter auszubauen, doch er vergab einmal auf Doppel-16. Anderson verkürzte, konnte den darauffolgenden Aufschlag seines Gegners aber nicht gefährden. Bei eigenem Anwurf kam der Schotte wieder ran, 11:12 lautete der Spielstand jetzt aus seiner Sicht. In dem jetzt folgenden 24. Leg hatte Cullen Anwurf, doch er verpasste ein 164er-Checkout, weil er um Millimeter am Bullseye vorbeiwarf. Anderson war dieses Mal zur Stelle, er löschte 36 Punkte mit dem letzten Dart und hatte das wichtige Break vollbracht. Ein 11-Darter im folgenden Leg mündete in der 13:12-Führung Andersons zur fünften und letzten Unterbrechung.


Ein Treffer in der Doppel-18 brachte Cullen schon wenige Minuten später den erneuten Ausgleich, ehe Anderson sich im darauffolgenden Leg auf der doppelten 1 zum Erfolg zitterte und wieder in Führung ging. Beim Stand von 14:13 verpasste Anderson im 28. Leg die mögliche Vorentscheidung. Er ließ zwei Darts auf Tops liegen und ermöglichte Cullen, der 36 Punkte mit drei Darts checkte, den Ausgleich zum 14:14. Und als Cullen im nächsten Leg 71 Punkte zum Break mitnehmen konnte, war er nur noch ein Leg vom Halbfinale des World Matchplay entfernt. Bei 87 Restpunkten erhielt er auch tatsächlich seine Chance dazu, doch nachdem er bereits die dreifache 17 getroffen verfehlte er zwei Matchdarts auf Doppel-18 beziehungsweise Doppel-9. Anderson versenkte in der Doppel-10, beim Stand von 15:15 ging es also in die Verlängerung, einer der Spieler musste mit zwei Legs Vorsprung siegen. Anderson legte vor, checkte 77 Punkte unter ganz hohem Druck zum 16:15 und war seinerseits noch ein Leg vom Sieg getrennt, doch Cullen blieb beim eigenen Anwurf stabil und schaffte es erneut, den Spielstand auszugleichen. Das daran anschließende Leg holte sich der anwerfende Anderson mit 15 Darts, doch Cullen konnte weiterhin voll mithalten und glich dank eines Treffers in der Doppel-20 aus. Im 35. Leg der Partie hatte der „Rockstar“ bei 94 Restpunkten gar eine Breakchance, doch er konnte sich keinen Dart auf ein Doppel erspielen können. Anderson machte 25 Zähler weg und war zum wiederholten Male ein Leg vom Sieg entfernt. Dazu bekam er bei 76 Rest die erste Chance, er vergab aber seinen ersten Matchdart auf Tops. Allerdings unterlief Cullen mit der nachfolgenden Aufnahme der letztendlich spielentscheidende Fehler: er warf drei Mal an der Doppel-20 vorbei. So durfte Anderson nochmal vors Oche, nutzte seinen dritten Matchdart und triumphierte in diesem unglaublichen Spiel mit 19:17. Gary Anderson wird weiter um den Titel mitspielen, Joe Cullen aufgrund zwei verpasster Matchdarts und trotz toller Leistung bitter enttäuscht sein.


Alexander Kuck

World Matchplay


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