World Grand Prix 2024: Wie viele Top-16 Spieler würden nach den heutigen Viertelfinals übrigbleiben? – Der Grand Prix hielt auf jeden Fall, was er versprach!
Die Viertelfinals standen an, von den verbliebenen acht Startern, fanden sich mit Luke Humphries, Rob Cross, Jonny Clayton und Dimitri Van den Bergh exakt die Hälfte der Teilnehmer unter den Top-16 der PDC Order of Merit wieder. Die übrigen Vier, James Wade (18.), Joe Cullen (19.), Ryan Joyce (35.) und Mike De Decker (36.), bewegten sich zum aktuellen Zeitpunkt hingegen auf den Weltrangpositionen 18 bis 36. Nachdem ich gestern schon festgestellt hatte, dass bei diesem Major-Turnier ungewöhnlicherweise bereits seit Runde Zwei kein Niederländer mehr im Rennen ist, indes zwei Belgier hier weiterhin zugange waren, darf ich heute konstatieren, dass Mike De Decker und Dimitri Van den Bergh beide auch im Viertelfinale mit von der Partie sind. Mike De Decker hatte gestern mit einem fulminanten 3:0 Satz-Erfolg den zwischenzeitlich ebenso legendären wie populären Schotten, Gary Anderson vom Oche gefegt und Dimitri Van den Bergh schaffte es, mit reichlich Verzögerungstaktik Dave Chisnall aus dessen Erfolgsrhythmus zu bringen. Des Weiteren konnte sich James Wade mit überzeugend stoischer Konstanz gegen seinen guten Kumpel Gerwyn Price durchsetzen und Daryl Gurney schrieb mehr oder minder den eigenen tragischen Abgesang, als ihm auf dem Weg ins Viertelfinale regelrecht die Luft ausging. Joe Cullen hatte zu Beginn zwar nicht unbedingt das bessere Spiel zur Verfügung, nach hinten hinaus aber die weit bessere Kondition. Apropos Kondition: Luke Humphries erklärte jüngst, dass er im Sommer wieder etwas zugenommen hatte, was ihm so gar nicht behagte und wodurch er merklich an Kondition einbüßte. Gewicht etwas zugenommen, Fitness etwas verloren – summa summarum resultierte daraus für ihn die mangelnde Liebe zu den Floor-Turnieren. Und exakt diese Liebe wollte er im nächsten Jahr zurückgewinnen, das war sozusagen seine vorgezogene „New Year`s resolution“. Luke Humphries hatte im Achtelfinale die World Grand Prix-Reise von Ricardo Pietreczko beendet, sein heutiger Herausforderer war Jonny Clayton, der in seinem Zweitrundenmatch unter anderem auch vom für ihn glücklichen Umstand profitierte, dass Ross Smith, seinem eigenen unglücklichen Leistungsabfall geschuldet, irgendwann mit den Nerven durch war. In der zweiten Partie des Abends würden sich Rob Cross und Ryan Joyce gegenüberstehen. Rob Cross war in seinem Duell gegen Martin Schindler kurzzeitig komplett aus dem Tritt geraten, fand aber rechtzeitig in seinen Flow zurück, um dem frischgebackenen Swiss Darts Trophy Champion das Leben schwer zu machen und ihn letzten Endes auch frühzeitig ins hessische Rodgau zurück zu schicken. Ryan Joyce musste seinerseits extrem hart fighten, um den, nach längerer Verletzungspause wieder auf die Tour zurückgekehrten Nathan Aspinall in Schach zu halten, beide hatten in dieser Kopf-an-Kopf-Auseinandersetzung bereits Matchdarts vergeben, als „Relentless“ doch noch gnadenlos ein Ausrufezeichen setzte und somit den Schlussstrich zog.
Vintage-Player versus Grand Prix-Debütant – wer behält die Oberhand?
Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere, in diesem Fall bedeutete das: wenn sich die letzte Achtelfinaltür schließt, öffnet sich die Viertelfinaltür, und durch die schritten zu Beginn des Abends: James Wade und Mike De Decker. Auch diese Runde wurde weiterhin im Best-of-5-Sets Modus ausgetragen, das bedeutete, man brauchte drei Set-Gewinne, um das Halbfinalticket zu ergattern. Mike De Decker hatte den Anwurf im ersten Durchgang, doch James Wade startete nicht nur furios mit der 160 ins Match, sondern holte sich mit dem 12-Darter, inklusive High Finish: 160 – 140 – 95 – 106 (20, T20, D13), auch gleich das erste Break, 1:0. Das war jedoch nur der Anfang eines nachfolgenden Break-Festivals, denn auch in den nächsten drei Durchgängen stahl jeder jeweils den Anwurf des anderen. Mike De Decker griff sich Leg Zwei mit 13 Pfeilen, James Wade war in Durchgang Drei abermals mit dem 12-Darter (120 – 180 – 96 – 105) und High Finish, 105 (20, T15, D20) zur Stelle, und für das vierte Leg benötigte der Belgier gerade mal 14 Würfe, 2:2. Erst im fünften Durchgang hielt der erste der beiden Akteure sein begonnenes Leg, es war Mike De Decker, der insgesamt 15 Mal aufs Board gezielt hatte, dann den Restbetrag von 66 Punkten mit drei Würfen tilgte und somit den Satz einstrich, 1:0. Das erste Leg im zweiten Set begann James Wade, mit 120 gelöschten Zählern war das auch ein sehr respektabler Start, aber nach hinten hinaus wurde er sukzessive immer schwächer und schließlich hatte Mike De Decker die Nase wieder vorn. „The Machine“ war hier einfach zu nachlässig unterwegs, hatte das Niveau des ersten Satzes offenbar im Pausenraum vergessen, und ließ sich den Anwurf vom Belgier erneut wegnehmen, 1:0. Im zweiten Durchgang revanchierte sich James Wade dann allerdings mit dem 13-Darter und sofortigem Re-Break und glich wieder aus, 1:1. In Leg Drei war der Engländer nah dran, die 144 herauszunehmen, aber nach zwei Treffern in der Triple-20, versenkte er den dritten Pfeil in der einfachen 12, statt im Doppel. Mike De Decker gelang es allerdings ebenfalls nicht, mit der nächsten Aufnahme, die Restforderung von 72 Punkten loszuwerden, so bekam James Wade eine weitere Chance, die verbliebene 12 quitt zu werden. Seine Pfeile landeten in der 6, in der 3 und in der Double-3. Hätte er die einfache Drei in der Mitte weggelassen, wär`s perfekt gewesen, so war es ein „No Score!“ Der Gegner ließ sich nicht noch einmal bitten und machte mit einem weiteren Gang ans Oche, das nächste Break aus, 2:1. Und auch in diesem Set fanden beide Spieler offenbar Gefallen daran, dem Kontrahenten den Anwurf zu rauben, denn im vierten Leg konterte James Wade neuerlich mit dem umgehenden Re-Break, 2:2. In das Decider-Leg kam der Anwerfer James Wade relativ schlecht hinein, es bedurfte einer weiteren Aufnahme, bis auch er Tops traf. Mike De Decker war hingegen unverzüglich mit 146 ausradierten Punkten im Durchgang drin, das verschaffte ihm nicht nur einen komfortablen Vorsprung, er ließ dem Traumstart auch gleich noch die 99 und die 134 folgen, und als er schließlich auch noch das High Finish, 122 (25, T19, D20) vom Board wischte, war der 12-Darter vollendet und das zweite Set in strohtrockene Tücher gewickelt, 2:0 in Sätzen. Im ersten Leg des dritten Satzes brauchte James Wade gar drei Aufnahmen, um überhaupt mitspielen zu dürfen, ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt angesichts der Tatsache, dass er mit einem 0:2 Satz-Rückstand zurücklag. Als der Engländer mit seinem achten Versuch, endlich den Weg in die Double-15 gefunden hatte, stand der Gegner bereits unten auf der 297. Mike De Decker servierte sich mit der 133 die optimale Vorbereitung und auch die verbliebene 24 war bei der nächsten Aufnahme nurmehr Formsache, schon stand es 1:0. Im zweiten Leg konterte James Wade mit der 134 als Set-up-Shot, auch er hatte sich die 24 als Restbetrag aufbereitet, auch diese Forderung war flugs getilgt, 1:1. In den nächsten beiden Durchgängen hielt ebenfalls jeder seinen Anwurf mehr oder minder ungefährdet, wobei James Wade in Leg Vier abermals mit dem 13-Darter, nach wohlbedachtem Set-up-Shot (104), brillieren konnte, 2:2. Auch jetzt ging es ins Entscheidungsleg, James Wade packte hier seine vierte 180 aus, es hätte in diesem Match seine wichtigste werden können. Hätte …, wäre da nicht sein junger Kontrahent gewesen, der auf alles die passende Antwort zu haben schien. Denn Mike De Decker antwortete schon bei seinem nächsten Gang ans Oche völlig unbeeindruckt mit seinem zweiten Maximum in diesem Spiel, er ließ sich einfach nicht abschütteln. Der 180 ließ der 28-Jährige aus dem belgischen Mechelen die 100 als Vorbereitung folgen, die verbliebenen 16 Restpunkte waren dann nur noch Formsache. Nach 14 Würfen hatte Mike De Decker den zweiten Matchdart im anvisierten Ziel untergebracht, der 3:0 Satzerfolg vom Belgier gegen James Wade war zementiert. Mike De Decker sensationell im Halbfinale des World Grand Prix 2024.
Auch Ryan Joyce entwickelt sich langsam, aber sicher zum Favoritenschreck
Weiter ging es mit Rob Cross versus Ryan Joyce. Ryan Joyce hatte im Vorfeld nochmals bekräftigt, dass der World Grand Prix möglicherweise seine einzige Chance sei, jemals ein Major zu gewinnen, weil das Doppel generell eindeutig zu seinen großen Stärken zählte. Und die Tatsache, wie viele Favoriten hier schon auf der Strecke geblieben waren, gab ihm ja auch irgendwie Recht. Doch auch Rob Cross war kein Kostverächter der Doppel-Segmente und auch er rechnete sich bei diesem Turnier mit hundertprozentiger Sicherheit seine Chancen aus. Rob Cross hatte das Ausbullen für sich entschieden, startete gleich mal mit 156 eliminierten Punkten und nach seinem 14. Wurf hatte er das 1:0 eingetütet. Wie der Gegner im Leg zuvor, bereitete sich auch Ryan Joyce den zweiten Durchgang mit der glatten 100 auf, schon stand es 1:1. Das dritte Leg holte sich „Voltage“ auf eher wackelig dahinschwankendem Weg, 2:1, bevor er in Durchgang Vier einen hervorragenden 11-Darter aus dem Ärmel zog: 156 – 123 – 140 – 82. Der erste Satz war fix, Rob Cross zog mit 1:0 in Front. Im ersten Durchgang des zweiten Sets kam Ryan Joyce erst mit der zweiten Aufnahme ins Leg hinein, diesen kleinen Vorsprung nutzte Rob Cross, um ihm den Anwurf abzunehmen, 1:0. Aber Ryan Joyce hatte im zweiten Leg die geeignete Antwort parat, lieferte den 13-Darter ab und landete postwendend das Re-Break, 1:1. In den darauffolgenden zwei Durchgängen konnte keiner den Anwurf des anderen gefährden, 2:2. Im Entscheidungsleg hatte Rob Cross die Möglichkeit, mit dem 118er-Finish das Set klarzumachen, aber Tops verweigerte ihm den Zutritt. Und während er mit 20 Restpunkten haderte, nutzte Ryan Joyce seine dritte Möglichkeit, das Set auszumachen, der Pfeil landete mittig in der Double-2, somit war der Satzausgleich hergestellt, 1:1. Das dritte Set begann wieder Rob Cross, doch obgleich er, wie eigentlich das ganze Match über schon, unverzüglich mit der Double-18 ins Spiel reinkam, hatte zum Ende hin Ryan Joyce die Nase vorn und griff sich das Break, 1:0. 14 Pfeile im zweiten Leg, das ausgezeichnete High Finish war in dieser Summe inkludiert, bescherten ihm die 2:0-Führung. Die 135 fegte Ryan Joyce mit Bullseye, Triple-19 und Double-14 vom Board, das konnte sich wahrhaftig sehen lassen. Im dritten Durchgang war auch Rob Cross wieder zur Stelle, nicht zuletzt dank der passenden Vorbereitung (127) und mit insgesamt 13 treffsicher platzierten Würfen, fand er den Anschluss zum 1:2. Aber Ryan Joyce war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in bester Trefferlaune, er benötigte lediglich 14 Darts, da war ihm der nächste Satzgewinn sicher, 2:1. Der 39-Jährige aus Newcastle upon Tyne war nun so richtig in Leggewinn-Stimmung und eben auch im Flow, das 1:0 im vierten Satz war lediglich eine Frage von 15 Treffern, wobei er vor allem durch das imposante High Finish zu beeindrucken vermochte. Zwei Treffer im Bullseye plus die Double-16, das ergab umgerechnet und zusammenaddiert, 132 gelöschte Punkte und bescherte Ryan Joyce die erste Führung in diesem Set. Rob Cross wusste dies im zweiten Durchgang zu toppen, zumindest was den reinen Betrag anging. Er eliminierte hier auf der Zielgeraden 156 Restpunkte mit zweimal Triple-20 und Double-18, es war fast der identische Weg, mit dem Rob Cross heute Abend auch bevorzugt in die Legs startete, nur dass er dann natürlich die Double-18 vorne dran stellte. Mit dieser Parade-Aufnahme hatte sich Rob Cross den Ausgleich erarbeitet, 1:1. 14 Würfe später war Ryan Joyce wieder auf der Pole Position, 2:1, aber obgleich sich der Spieler mit dem Nickname „Relentless“, in Durchgang Vier den idealen Set-up-Shot (140) serviert hatte, gelang es Rob Cross mit dem nervenstarken 81er-Checkout, abermals den Ausgleich zu erzielen, 2:2. Mit der drohenden Niederlage vor Augen, zeigte sich der Weltmeister von 2018 eines großen Champions würdig, und packte im fünften Leg das High Finish, 110 (T20, 18, D16) aus. 2:2 Satzausgleich, so hatte Rob Cross den Kopf gerade nochmal aus der Schlinge gezogen und sich ins Decider-Set gerettet. Den fünften Satz begann Rob Cross furios, im ersten Durchgang präsentierte er einen 12-Darter vom Feinsten: 113 – 180 – 180 – 180 – 28, 1:0. Doch gleich im nächsten Durchgang zeigte der 34-Jährige aus Pembury, Kent, der schon lange in Hastings zuhause ist, zum ersten Mal Schwierigkeiten, ins Leg hineinzukommen, es bedurfte diesmal gar fünf Versuche, bis Rob Cross den Weg in „seine“ Double-18 fand. Den Vorsprung konnte Ryan Joyce mit 14 Pfeilen nicht nur effektiv nutzen, um ein Haar wäre ihm beinah auch noch das 135er-Checkout gelungen, aber selbst wenn es mit diesem High Finish nicht geklappt hat, der Ausgleich war es dennoch, 1:1. Im dritten Durchgang ließ Rob Cross zwei Gelegenheiten auf die Double-8 aus, eine Fahrlässigkeit, die ihm möglicherweise noch teuer zu stehen kommen würde. Der Gegner bestrafte den Fehler mit dem Break und zog auf 2:1 davon. Und als Rob Cross in Durchgang Vier abermals zwei Re-Break-Chancen leichtfertig verpasste, war der World Grand Prix 2024 für ihn vorbei. Mit zwei Darts eliminierte Ryan Joyce die verbliebene 64 und kürte sich zum 3:2-Matchsieger.
Wieviel Schaden kann die neue walisische Nummer Eins gegen die Nummer Eins der Welt anrichten?
Dann war der Titelverteidiger an der Reihe, er bekam es im Viertelfinale mit der neuen Nummer Eins aus Wales zu tun: Jonny Clayton. Jonny Clayton hatte zu Beginn des Turniers betont, wie sehr er Gerwyn Price wertschätzte, dennoch hätte er nichts dagegen, am Ende der Woche den Platz von „Gezzy“ zu übernehmen. Und dann wurde dieser Traum sogar schon eher wahr. Da Gerwyn Price gestern sein Zweitrundenmatch gegen James Wade verloren hatte, war es bereits am Mittwoch so weit: Jonny Clayton stand seither an der Spitze der walisisch internen Rangliste.
Heute Abend musste sich „The Ferret“ also gegen die Nummer Eins der PDC Order of Merit bewähren. Ins erste Leg kamen beide Spieler mit dem dritten Wurf auf die Double-16 hinein, dem ließen beide bei der nächsten Aufnahme die 180 folgen, und dann war das Synchron-Darten auch schon wieder beendet. Luke Humphries hatte mit weiteren Aufnahmen von 134, 117 und 38 gelöschten Punkten den 12-Darter veredelt und ging mit 1:0 in Führung. Das war ein Break gewesen, während in den nächsten beiden Durchgängen jeder sein begonnenes Leg nach Hause brachte, somit stand es 2:1 für den Engländer. Auch im vierten Durchgang hielt Luke Humphries seinen Anwurf, schon war das erste Set eingetütet, 1:0. Der zweite Satz verlief ähnlich, nur dass hier die Rollen vertauscht worden waren, denn Jonny Clayton war nun derjenige, der im ersten Durchgang dem Gegner den Anwurf abnahm und das eben errungene Break in Leg Zwei bestätigte, 2:0. Im dritten Durchgang grätschte dann Luke Humphries mit dem 2:1 dazwischen, bevor Jonny Clayton sich Leg Vier schnappte und in Sätzen ausglich, 1:1. In den ersten Durchgang des dritten Satzes kam Wales neue Nummer Eins etwas holpriger hinein, das hielt ihn aber nicht davon ab, sich sein begonnenes Leg zu sichern, 1:0. Auch im zweiten Durchgang behielt Jonny Clayton alle Trümpfe in der Hand, mit konstantem Scoring und beachtlichem Checkout, schnappte er sich den Anwurf des Gegners und zog auf 2:0 davon. Für einen Moment dachte man, hier könnte es die nächste Überraschung hageln, doch im dritten Leg versäumte Jonny Clayton zwei Möglichkeiten, den dritten Satz zuzumachen, der Restbetrag von 40 respektive 20 Punkten wollte definitiv nicht weichen. Diese Nachlässigkeit nutzte „Cool Hand, Luke“, um die große Keule auszupacken, denn nachdem er vorher noch mit Treffern in 5, 20, 18, insgesamt klägliche 43 Punkte verabschiedet hatte, förderte er mit der nächsten Aufnahme, mit zweimal Triple-19 und Double-16, das sehenswerte High Finish von 146 gelöschten Punkten zutage und verkürzte so auf 1:2. Im vierten Leg war es nicht zuletzt die gekonnte Vorbereitung (137), die dem 29-jährigen Engländer den Ausgleich bescherte, 2:2. Im entscheidenden Durchgang waren es zwei Aufnahmen, die Jonny Clayton am Double-In vorbeifeuerte, das sollte ihn Leg und Satz kosten. Auch Luke Humphries brauchte hier eine Aufnahme mehr, um ins Rennen zu gehen, aber mit dem vierten Pfeil war er halt drin und mit seinen weiterhin beständigen Aufnahmen konnte er sich auch den ausschlaggebenden Vorsprung erarbeiten. Einen 0:2-Leg-Rückstand hatte der Weltranglistenerste noch in den Satzgewinn umgemünzt, 2:1. Und man hatte auch durchaus das Gefühl, dass die zwei verpassten Matchdarts von Jonny Clayton, in Kombination mit dem anschließenden 146er-Finish von Luke Humphries, die entscheidende Wendung im Matchverlauf gebracht hatten. Denn in Satz Drei hatte der Waliser seinem Kontrahenten nicht mehr allzu viel entgegenzusetzen. Im ersten Leg war „Cool Hand, Luke“ nah dran, das 147er-Finish auszumachen, scheiterte aber an der Double-18. Kein Problem, der Gegner war noch nicht einmal in Sichtweite. Die verbliebene 18 ward mit der nächsten Aufnahme abgegolten, 1:0 für den amtierenden Weltmeister. Auch im zweiten Durchgang erfuhr der Engländer keine Gegenwehr, das 2:0 war nur Formsache. Luke Humphries hielt im dritten Leg die 180 als Set-up-Shot parat, aber die verbliebenen 12 Restpunkte erwiesen sich als hartnäckig, drei Versuche landeten irgendwo, nur nicht dort, wo Humphries sie gerne gehabt hätte. Somit konnte sich „The Ferret“ nochmal mit aller Kraft gegen die drohende Niederlage stemmen und auf 1:2 verkürzen. Angespornt vom vorausgegangenen Leggewinn packte Jonny Clayton im vierten Durchgang auch noch den 13-Darter aus, er wollte es halt nochmal wissen, 2:2. Auch hier ging es ins Decider-Leg, wo Luke Humphries aber nichts mehr anbrennen ließ und den Leg-, Set- und Matchgewinn klarmachte. 3:1 in Sätzen, der Titelverteidiger stand im Halbfinale.
Zum Abschluss der Viertelfinalrunde standen sich Joe Cullen und Dimitri Van den Bergh gegenüber, bei beiden ging es darum, nach längerer Durststrecke den mit Leistung angekündigten, tendenziellen Anstieg der Formkurve zu unterstreichen. Bei Joe Cullen konnte man es zeitlich kaum noch festmachen, wann er aus der Erfolgsspur gekippt ist, es muss aber um den Zeitraum herum gewesen sein, als er sich in überflüssiger Weise, gefühlt weit mehr als ein Jahr lang, darüber echauffiert hat, bei der Premier League 2023 nicht berücksichtigt worden zu sein und sich schmählich übergangen fühlte. Joe Cullen ließ damals keine Gelegenheit aus, seinen Unmut darüber kundzutun, und man hatte durchaus das Gefühl, dass seine Leistungen darunter litten, dass er sich mehr mit der aus seiner Sicht ungerechten Behandlung beschäftigte, als mit seinem Spiel. Irrwitzigerweise bestätigte er mit den fehlenden Ergebnissen in darauffolgenden Wochen und Monaten dann aber auch die Entscheidung der PDC, ihn nicht nominiert zu haben, denn mit jenen Performances, die er in dieser Zeitspanne ablieferte, hätte er vermutlich sowieso keinen Blumentopf gewonnen, geschweige denn einen Premier League Erfolg geholt. Bei Dimitri Van den Bergh war es hingegen sein Heimturnier, die Flanders Darts Trophy, wo er als gebürtiger Antwerpener auf der Bühne von Antwerpen, irgendwie von seinen eigenen Gefühlen überwältigt wurde, mit der Situation per se nicht mehr klar kam und dann von Andrew Gilding massiv gebügelt wurde. Böse Zungen fragen sich natürlich auch, ob der langsame Rhythmus von Andrew Gilding ihn womöglich aus dem Takt gebracht hat, aber das werden wir wohl nie gesichert eruieren können. Fakt ist auf jeden Fall, dass Dimitri Van den Bergh auch heute wieder einer zusätzlichen Drucksituation ausgesetzt war, denn Landsmann und Trainingsgefährte Mike De Decker stand bereits als Halbfinalist fest. Da war der „Dreammaker“, als belgische Nummer Eins, natürlich gefordert und auch schon fast wieder unter Zugzwang. Ein rein belgisches Halbfinale, das hatte es bei einem Major noch nicht gegeben, also noch ein weiterer Motivationsschub obendrauf.
Auch Joe Cullen ist Dimitri Van den Berghs Vorstellung nicht gewachsen, und zwar in doppelter Hinsicht, denn weder am Board noch bei den Exerzitien kann er dessen Performance mitgehen
Sowohl Joe Cullen als auch Dimitri Van den Bergh hatten im Vorfeld die wenigsten als Viertelfinalisten auf dem Schirm, nicht weil sie vom Potential her dem Anspruch nicht genügt hätten, denn das taten beide sehr wohl, sondern weil, wie oben beschrieben, einfach die Leistungen der jüngeren Vergangenheit dagegen sprachen. Nun aber standen sie sich hier gegenüber und Joe Cullen hatte den ersten Anwurf. Der Engländer kam nicht optimal ins Spiel hinein, aber da Dimitri Van den Bergh auf der anderen Seite auch eher mit stumpfen Waffen kämpfte, sprich er versenkte zwar den ersten Pfeil in der Double-16, fand dann aber kaum ein Triple-Segment, rettete Joe Cullen sein begonnenes Leg doch noch über die Ziellinie, 1:0. Schon ein Leg später war Dimitri Van den Bergh plötzlich zur Stelle und zauberte den 12-Darter, mitsamt High Finish, aus dem Hut: 152 – 134 – 97 – 118 (20, T20, D19), 1:1. Im dritten Durchgang brachte der Belgier erst den fünften Versuch in der Double-16 unter, das erlaubte Joe Cullen zunächst einen bequemen Vorsprung, doch als er beim Versuch, 91 Restpunkte loszuwerden, statt der Double-16, nur die einfache 16 traf, begann für ihn ein Drama der besonderen Art. 16 Restpunkte vor der Brust versenkte er seine nächsten drei Pfeile in der 8, in der 4 und in der 9 – George Noble beantwortete dies mit: „No Score!“ Sein Gegner war zu diesem Punkt zwar noch auf der 226, lieferte aber mit der nächsten Aufnahme die wertige 180, die eingestreuten Meditationsübungen waren natürlich im Preis inbegriffen. Joe Cullen, der in diesem Match weit mehr Zeit an seinem Tisch verbrachte, als am Oche, wie das eben so ist, wenn man gegen Dimitri Van den Bergh spielt, war nun wieder an der Reihe. Womöglich hat er durch die lange Wartezeit einfach vergessen, welcher Restbetrag anstand, denn mit der nächsten Aufnahme traf er die 8 und die Double-13. Nein, ernsthaft, er hatte natürlich, im Sinne der „Goldilocks“, statt der Double-4, hier das falsche Doppel getroffen. Der Caller quittierte das erneut mit dem „No Score!“ und ließ den Gegner war wieder ran. Inzwischen war auch der „Dreammaker“, dank des Maximums, im Checkout-Bereich eingetroffen, mühelos nahm er die 46 heraus und es stand 2:1. Das war ein Break gewesen, doch da Dimitri Van den Bergh im vierten Durchgang eine Möglichkeit auf Double-16 ausließ, bestrafte Joe Cullen das mit dem sofortigen Re-Break, 2:2. Im fünften Leg hatte der Belgier massive Double-In Probleme, erst der achte Versuch erreichte die Double-19, der „Rockstar“ nutzte die Gunst der Stunde und schnappte sich das erste Set, 1:0. Doch schon in Satz Zwei brachte Joe Cullen so gut wie nichts mehr auf die Reihe. Dimitri Van den Bergh lief derweil zur Hochform auf, – o.k., ich revidiere, er atmete sich mit meditativ langsamen Bewegungen zur Hochform auf – nichtsdestotrotz, mit der 180 als Set-up-Shot im ersten Durchgang sicherte er sich das 1:0, bevor er in Leg Zwei abermals eine dritte Aufnahme für das Double-In benötigte, was Joe Cullen zum Ausgleich nutzte, 1:1. Aber in Leg Drei war Dimitri Van den Bergh wieder zur Stelle, 2:1, und im vierten Durchgang packte er gar den exzellenten 11-Darter aus: 152 – 139 – 127 – 83. Damit war auch hier der Satzausgleich hergestellt, 1:1. Auch in Durchgang Drei war Joe Cullen in keiner Weise in der Lage, namhafte Gegenwehr zu leisten. Mit Sicherheit spielte es eine Rolle, wenn womöglich auch nur eine untergeordnete, dass er annehmen musste, in irgendein Zeitlupenfenster hineingefallen zu sein. Dimitri Van den Bergh räumte derweil sukzessive die ersten beiden Durchgänge ab, in Leg Zwei war es gar der beeindruckende 12-Darter: 52 – 100 – 180 – 137 – 32, der ihm zum 2:0 gereichte. Ein letzter Kraftakt von Joe Cullen im dritten Leg bescherte dem Engländer noch ein wenig Ergebniskosmetik, 1:2, doch im vierten Durchgang deckelte Dimitri Van den Bergh Leg und Set mit dem 13-Darter, wobei er die verbliebene 90 besonders sehenswert mit dem Bullseye-Finish herausnahm. 2:1-Satzführung für den 30-Jährigen aus Antwerpen. Auch im vierten Set war nicht viel zu holen für Joe Cullen. Die ersten beiden Durchgänge teilten sie zwar noch gerecht unter sich auf, 1:1, doch im dritten Leg waren es abermals 12 brillante Treffer (152 – 100 – 140 – 109), die Dimitri Van den Bergh zum 2:1 verhalfen. Das High Finish (109) hatte er dabei mit Triple-20, 17 und Double-16 gelöscht. Auch in Leg Vier war Joe Cullen nicht in der Lage, dem Kontrahenten irgendetwas entgegenzusetzen, er selbst saß noch auf der 138 fest, als dem Belgier der Sieg in dieser Begegnung nicht mehr zu nehmen war. 3:1 Satzerfolg für Dimitri Van den Bergh, der mit einem Average von gerade mal 86,43 zwar keine Hochglanzleistung abgeliefert hatte, aber wenn der Gegner mit 79,65 im Schnitt verblasst, genügt eben auch der Gang durchs Mittelmaß.
Somit wird es morgen tatsächlich das interessante, rein belgische Halbfinale, Dimitri Van den Bergh gegen Mike De Decker, geben – damit stand aber auch schon eine Tatsache fest: ein Belgier ist auf jeden Fall im Finale! Das hat selbst Wayne Mardle nicht kommen sehen. Darüber hinaus ist der Titelverteidiger noch im Rennen, Luke Humphries tritt gegen einen weiteren Überraschungshalbfinalisten an, Ryan Joyce wird sein nächster Gegner sein. Es bleibt auf jeden Fall spannend, in diesem Sinne: Gute Nacht and Always Look at the Bright Side of the Flight!