World Grand Prix 2024: Zwei Deutsche hatten die Reise nach Leicester angetreten, beide waren heute an der Endstation angelangt, zusätzlich gab es noch ein Matchdart-Drama und einen Sieger, der sich relativ glücklich schätzen darf
Wie unberechenbar Darts sein kann, bewies der gestrige Spieltag, nicht nur Wayne Mardle lag mit seiner Einschätzung komplett daneben. Keiner, und damit meine ich wirklich alle Experten dieser Welt, hätte voraussagen können, dass die Superstar Darts-Ikone, Michael van Gerwen, der den World Grand Prix bislang sechsmal für sich entscheiden konnte und somit zu den Rekordhaltern zählt – nur Phil Taylor war mit elf Siegen in der höchst angenehmen Situation, hier den Pokal noch öfter in die Höhe zu hieven – dass dieser Michael van Gerwen in der ersten Runde, mit einer Checkout-Quote von Null Prozent(!!) aus dem Turnier fliegt. Aber Daryl Gurney ließ ihn gestern aussehen, wie einen blutigen Anfänger. Gnadenlos räumte der 38-jährige Nordire ein Leg nach dem anderen ab, erlaubte dem Gegner kaum mitzuspielen, wobei „MvG“ durchaus seine Möglichkeiten hatte, die er aber überraschenderweise überhaupt nicht zu nutzen wusste. In dem Fall muss man wirklich sagen: „He can only blame himself“. Aber gut, wir wollen hier kein überflüssiges Salz in die Wunde streuen, er wird sich das wie gehabt selbst vorgeworfen haben. Stattdessen gilt es Daryl Gurney für sein selbstsicheres und zielbewusstes Auftreten zu belobigen, er ließ sich keinen Augenblick vom Weg abbringen, sondern beschritt genau den Pfad, der ihn rigoros zu sechs Leggewinnen führte, ohne dass er dabei einen Durchgang abgeben musste. Das war mal wieder der Daryl Gurney aus seiner stärksten Epoche. Der andere, dem jenes Kunststück gelang, dem Kontrahenten nicht ein einziges Leg zu überlassen, war der derzeit besonders formstarke Dave Chisnall. Auch er fertigte Cameron Menzies im Schnelldurchgang ab. Der Schotte konnte es kaum fassen, wie unproduktiv er heute zugange war, „Chizzy“ unterstrich hingegen, dass er zum passenden Zeitpunkt des Jahres seine besten Leistungen abzurufen imstande war. Man kann gar nicht anders, als ihm von Herzen zu wünschen, dass es auch mit dem Major-Titel irgendwann klappt, so dass er nicht länger als „Der Unvollendete“ gilt. Bei allen anderen sechs Partien des gestrigen Abends ging es jeweils über die volle Distanz der möglichen drei Sets, wobei sich sowohl Damon Heta und Mike De Decker, wie auch Gerwyn Price und Danny Noppert sowie Michael Smith und Gary Anderson gar die volle Dröhnung gönnten, sprich hier ging es nicht nur in den Entscheidungssatz, sondern in diesem auch ins Entscheidungsleg. Die meisten Kehrtwendungen erlebte man bei der Partie „Iceman“ vs. „Freeze“, das Pendel schlug gleich mehrmals in die entgegengesetzte Richtung aus, bevor es sich schlussendlich in der Sieger-Kerbe zugunsten des Walisers niederließ. Ebenso wie Danny Noppert hatte auch Damon Heta zwischenzeitlich seine eigene „Ich-treff-kein-Double-In-mehr GmbH“ gegründet, das öffnete dem World Grand Prix-Debütant, Mike De Decker Tor und Tür, der sagte stillschweigend „Danke“ und schritt ruhmvoll hindurch. Zwischen Gary Anderson und seinem ehemaligen Protegé hatte sich ein Kampf auf Augenhöhe entwickelt, kurze Zeit sah es so aus, als wenn es an diesem Abend einen weiteren Sieger aus St. Helens geben könnte, doch dann zog Gary Anderson alle Register und in die zweite Runde ein. Zwei Spieler, die sich in jüngerer Vergangenheit vergeblich auf Formsuche befunden hatten, erinnerten sich gestern ihrer eigentlichen Stärken, es waren Dimitri Van den Bergh und Joe Cullen. Der „Dreammaker“ erfüllte sich seinen eigenen Traum, denn nachdem er zunächst fast chancenlos gegen Luke Woodhouse aussah, fand er plötzlich zu altem Selbstverständnis zurück und nahm den Gegner fast komplett aus dem Spiel. Auch Joe Cullen wirkte zu Beginn nur wie ein Schatten seiner selbst, ein Bild, das er in den letzten Wochen und Monaten des Öfteren zeichnete. Chris Dobey schien sich auf der sicheren Siegerstraße zu befinden, doch plötzlich, wie aus dem Nichts, war Joe Cullen da, drängte den Kontrahenten vom Steuer weg und kippte ihn schließlich gar aus der Fahrerkabine hinaus. Last not least: der Klassiker des gestrigen Abends, Peter Wright gegen James Wade. Bei Peter Wright war es das mühsam überstrapazierte Klagelied der jüngeren Vergangenheit: er ließ einfach zu viele Chancen auf Double-Out liegen. James Wade zeigte hingegen seine übliche Konstanz, der Rest ist Geschichte.
Wer setzt das Ausrufezeichen respektive den Schlusspunkt in diesem epischen Match?
Am heutigen Abend begann die zweite Runde des diesjährigen World Grand Prix, auf die maximale Set-Ausbeute wurden noch zwei Sätze draufgepackt, d.h. es wurde im Best-of-5-Sets Modus entschieden. Im Umkehrschluss hieß dies, man brauchte nun drei Satzgewinne, um ins Viertelfinale einzuziehen. Den Anfang machten Nathan Aspinall und Ryan Joyce, beide hatten in der Auftaktrunde Arbeitssiege hinter sich gebracht. Bei Nathan Aspinall galt es, sich erstmal wieder ans Geschehen der Wettkampfsituation zu adaptieren, nachdem er vorher verletzungsbedingt zu einer längeren Pause gezwungen war. „Heavy Metal“ Ryan Searle hatte ihm in der ersten Runde einen hartmetallischen Kampf geliefert, doch letztendlich schaffte es „The Asp“, den Sieg über die Ziellinie zu retten. Auch sein heutiger Gegner war ein Ryan, diesmal lautete der Nachname Joyce. Ryan Joyce hatte in der ersten Runde Josh Rock gegenüberstehen, viel mehr als „gegenüberstehen“ tat der Nordire dann aber auch nicht.
Beide Akteure kamen prompt in den ersten Durchgang hinein, d.h. beide Spieler fanden mit dem ersten Wurf das eigens bevorzugte Doppelfeld. Nathan Aspinall hatte hier Anwurf gehabt, jeder brachte in den ersten vier Durchgängen sein begonnenes Leg mehr oder minder souverän nach Hause, 2:2. Erwähnenswert war hierbei, dass Ryan Joyce den zweiten Durchgang, nicht zuletzt dank gekonnter Vorbereitung (137) mit dem 13-Darter abräumte, und Nathan Aspinall in Leg Drei praktischerweise das populäre High Finish, 101 (T20, 1, D20) zur Hand hatte. Im fünften Leg war es dann Nathan Aspinall, der mit dem 13-Darter aufwarten konnte, um ein Haar wäre es gar ein 12-Darter geworden, doch beim Versuch, die Restforderung von 144 Punkten zu löschen, war eine weitere Aufnahme vonnöten, um auch den Doppelbetrag quitt zu werden. 3:2, das bedeutete den ersten Satzgewinn für Nathan Aspinall, 1:0. Jenes Set diente offenbar als Blaupause für den zweiten Satz, denn auch hier teilten die beiden Protagonisten die ersten vier Durchgänge gerecht unter sich auf, auch hier hatte jeder seinen Anwurf gehalten. Bemerkenswert bei dieser Serie war vor allem, dass sich Ryan Joyce im ersten Durchgang mit 20, Triple-20, Bullseye, eine tolle 130er-Vorbereitung serviert hatte und im dritten Leg waren es 140 ausradierte Punkte, die Ryan Joyce als zweckdienlicher Set-up-Shot dienten. Und auch der fünfte Durchgang wies deutliche Parallelen zu Satz Eins auf, denn auch hier setzte sich der Anwerfer durch. „Relentless“ packte den 12-Darter aus: 130 – 95 – 180 – 96, somit war der Satzausgleich entschieden, 1:1. Damit hatte das Musterblatt ausgedient, denn in Satz Drei, kam ein neues Schema zum Tragen. Mit 14 Pfeilen stahl Ryan Joyce im ersten Leg seinem Gegner den Anwurf und ging 1:0 in Führung. Es war, wie gesagt, das erste Break in diesem Match, welches der 39-jährige Engländer aus Newcastle upon Tyne, im zweiten Durchgang, nicht zuletzt dank der geeigneten 100er-Vorbereitung, auch bestätigte, 2:0. Nathan Aspinall hielt im dritten Leg seinen Anwurf und grätschte nochmal mit 1:2 dazwischen, bevor Ryan Joyce im vierten Durchgang mit dem High Finish, 110 (18, T20, D16), den Deckel auf den Satz draufmachte, 2:1. Dieses Set hatte Ryan Joyce somit gegen den Anwurf gewonnen und daher konnte er mit einiger Zuversicht in den vierten Satz starten. Hier wurde zunächst wieder die Schablone der ersten zwei Sätze ausgepackt, d.h. in Durchgang Eins bis Vier konnte keiner der beiden Spieler den Anwurf des anderen ernsthaft in Gefahr bringen. Leg Zwei diesbezüglich nochmal näher unter die Lupe genommen, fällt auf, dass Nathan Aspinall hier den 13-Darter zutage gefördert hatte. Ansonsten verliefen die Legs relativ unspektakulär, 2:2, bevor Nathan Aspinall in Durchgang Fünf seinen bis dato wichtigsten 13-Darter präsentierte, der bescherte ihm das unverhoffte Break – er selbst hat es natürlich sehr wohl erhofft – und damit sicherte sich plötzlich der World Matchplay Champion von 2023 das dritte Set gegen den Anwurf, 2:2. Entscheidungssatz gleich im ersten Match: im ersten Durchgang hatte Ryan Joyce, abermals gegen den Anwurf, die erste Chance auf den Leggewinn, aber beim Stand von 56 Restpunkten versenkte „Relentless“ den zweiten Pfeil in der Triple-20 – „No Score!“. Nathan Aspinall bestrafte den Lapsus des Gegners, indem er sein begonnenes Leg doch noch hielt, 1:0. Ryan Joyce tat es ihm im zweiten Durchgang gleich, bei weitem nicht so dramatisch, aber auch er brachte sein Leg heim, 1:1. Nathan Aspinall zauberte im dritten Leg den 11-Darter aus dem Hut: 152 – 180 – 137 – 32, mit diesen Hammer-Aufnahmen zementierte er das 2:1. Aber Ryan Joyce ließ sich einfach nicht abschütteln, unbeeindruckt des vorausgegangenen Paradeleggewinns seines Gegners, war auch er in Durchgang Vier wieder zur Stelle, 2:2. Das eigentliche Drama brachte das Decider-Leg. Obgleich Nathan Aspinall hier den Anwurf hatte, verschaffte sich Ryan Joyce die erste Möglichkeit auf den Matchgewinn. Es galt, die Double-6 zu treffen, stattdessen versenkte Ryan Joyce den Pfeil in der Double-10. Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit musste „Relentless“ vom Caller ein erbarmungsloses „No Score!“ vernehmen. Nathan Aspinall trat ans Oche, er hatte noch 110 Punkte vor der Brust, traf die 20, die Triple-18 und … ins Aus. Ein weiteres Mal ließ sich Ryan Joyce nicht bitten, diesmal brachte er den ersten Dart in der Double-6 unter, und kürte sich zum 3:2-Matchsieger dieses kongenial epischen Dramas, in dem beide Protagonisten bis an ihre Grenzen gingen und möglicherweise auch den einen oder anderen Schritt darüber hinaus.
„The Wall“ bekommt den ultimativen Stromschlag von „Voltage“ und zerbricht an dessen stoisch kultivierter Nonchalance
Was für ein phänomenal großartiges Spiel gleich zu Beginn des Abends, doch selbst das ließ sich noch toppen, oder? Wir waren zuversichtlich, denn als nächstes war Martin Schindler, den Emma Paton auch gerne mal „Schindi“ nennt, an der Reihe. Die britische Kommentatorin hatte im Vorfeld folgendes angemerkt: “Schindler plays some good stuff this season.” Wer mit dem typisch englischen „Understatement“ näher vertraut ist, weiß, dass eine solche Aussage im United Kingdom ein gewaltiges Kompliment ist. Zudem hatte der englische Sender dem aktuellen Swiss Darts Trophy Champion vor dem Match einen eigenen Einspielfilm gewidmet, auch das bekommt nicht jeder Overseas-Player, auch liebevoll „Alien“ genannt.
Martin Schindlers heutiger Gegner war Rob Cross, der in seinem Erstrundenduell Luke Littler die Turnierausgangstür gewiesen hatte. Im ersten Satz ging Rob Cross reichlich rigoros zu Werke, drei Durchgänge lang ließ der Engländer so gut wie nichts zu. Und als Martin Schindler bei seiner einzigen Gelegenheit im zweiten Durchgang, das Checkout von 82 Restpunkten zu löschen, am Bullseye scheiterte, machte Rob Cross das 2:0 fix, bevor er in Leg Drei auch den 14-Darter zum 3:0 vollendete. 1:0 Satzführung für Rob Cross. Aber Martin Schindler revanchierte sich in Satz Zwei ebenbürtig: im ersten Leg war er mit dem 12-Darter zur Stelle: 160 – 134 – 136 – 71, 1:0. Dem ließ der Deutsche in Durchgang Zwei den nächsten imposanten 12-Darter folgen: 40 – 180 – 180 – 61 – 40, 2:0. Auch die 14 Würfe in Leg Drei konnten sich sehen lassen, ohne merkliche Gegenwehr hatte Martin Schindler hier den Satzausgleich an Land gezogen, 1:1. Im ersten Durchgang des dritten Satzes servierte sich Martin Schindler einen hervorragenden Set-up-Shot (139), das war die optimale Basis für das nächste Break, der 28-jährige Strausberger ging wieder in Führung, 1:0. Das eben errungene Break bestätigte Martin Schindler in Durchgang Zwei, damit stand es 2:0. Rob Cross war mittlerweile völlig aus dem Flow geraten, Martin Schindler hingegen nurmehr ein Leg vom nächsten Satzgewinn entfernt. Doch gerade noch rechtzeitig fand auch Rob Cross wieder in die Spur zurück und verkürzte mit dem dritten Leg auf 1:2. Die 145 als Set-up-Shot kam für Martin Schindler im vierten Durchgang zu spät, denn Rob Cross hatte seine nächsten 14 Würfe in den nächsten Leggewinn umgemünzt, 2:2. Und in Durchgang Fünf war Martin Schindler noch nicht einmal in Sichtweite eines Checkout-Feldes, da hatte Rob Cross bereits den Satzgewinn eingetütet, 2:1. Das war ein bitterer Satzverlust für den Deutschen, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Schließlich hatte er schon mit einer 2:0 Leg-Führung alle Asse in der Hand gehalten, ließ sich danach aber doch wieder drastisch in die Karten gucken. Folgerichtig hieß dies, Rob Cross war in der Lage gewesen, einen 0:2-Leg-Rückstand doch noch zu seinen Gunsten zu drehen. Es ging ins vierte Set, wo Rob Cross gleich im ersten Durchgang, innerhalb der Gesamtanzahl von 14 Würfen, das High Finish, 105 (T19, 16, D16) aus dem Ärmel schüttelte, 1:0. Entgegen der Tatsache, dass sich „Voltage“ im zweiten Leg einige Schwächen auf Double-Out erlaubte, ließ auch das 2:0 nicht lange auf sich warten. Im dritten Durchgang bäumte sich Martin Schindler nochmal mit aller Kraft auf, daraus resultierte der Anschluss zum 1:2. Aber Rob Cross ließ auch im vierten Durchgang nichts mehr anbrennen, unangefochten machte er den Restbetrag von 48 Punkten aus, damit war der 3:1-Sieg des Engländers besiegelt.
Im Halbfinale der Flanders Darts Trophy war es „Pikachu“ schon mal gelungen, dem Weltmeister das Nachsehen zu geben – würde er dieses Kunststück ein weiteres Mal vollführen?
Es galt den Pulsschlag nun vorläufig wieder zu besänftigen, denn die nächste schwarz-rot-goldene Aufregung stand ins Haus. Ricardo Pietreczko forderte den amtierenden Weltmeister und Weltranglistenersten, Luke Humphries. Im ersten Satz ließ Luke Humphries so gut wie nichts zu, und obwohl Ricardo Pietreczko mit der 171 im dritten Durchgang noch einen herausragenden Set-up-Shot präsentierte, war hier für den Deutschen nichts zu holen, Luke Humphries machte das 1:0 in Sätzen klar. Im zweiten Set war Ricardo Pietreczko weit besser zugange, die gekonnte 128er-Vorbereitung im ersten Leg, die im 13-Darter inbegriffen war, bescherte ihm das 1:0. Aber auch die 14 Pfeile, die Luke Humphries in Durchgang Zwei abfeuerte, hatten es in sich, sie bescherten ihm den Ausgleich 1:1. Doch dann war der gebürtige Berliner wieder zur Stelle, schnappte sich in Durchgang Drei erst sein begonnenes Leg, 2:1, und danach in Durchgang Vier auch den Anwurf des Gegners. Hier war Ricardo Pietreczko nah dran, das 124er-Finish zu eliminieren, aber auch wenn der Versuch auf Double-11 zunächst nur im einfachen Segment landete, „Pikachu“ benötigte lediglich einen weiteren Gang ans Oche, dann war er auch die 11 Restpunkte los. Damit hatte Ricardo Pietreczko den Satzausgleich errungen, 1:1. Im dritten Durchgang packte Luke Humphries ein Schippchen drauf, das High Finish, 112 (20, T20, D16) war Beleg dessen und brachte ihm die 1:0-Führung. Ricardo Pietreczko hatte im zweiten Durchgang die passende Antwort parat, dabei wäre ihm um Haaresbreite auch noch das 142er-Finish gelungen, doch obgleich der Versuch auf Tops hier misslang, wurde es ein sehenswerter 13-Darter zum 1:1. Im dritten Leg war Luke Humphries wieder mit 14 weiteren wohlbedacht platzierten Treffern zur Stelle, 2:1, bevor auch er in Durchgang Vier den 13-Darter auspackte, den er mit dem High Finish, 130 (T20, T20, D5) krönte. Das bedeutete auch die 2:1 Satzführung für den amtierenden Weltmeister und World Matchplay Champion 2024. Es ging in den vierten Satz, den Ricardo Pietreczko begann, jedoch holte sich Luke Humphries mit 14 Pfeilen umgehend das nächste Break, 1:0. Jenes Break bestätige „Cool Hand, Luke“ im zweiten Durchgang unangefochten, schon stand es 2:0. Im dritten Leg gab Ricardo Pietreczko nochmal ein Lebenszeichen von sich, nach insgesamt 15 Würfen und dem erfolgreichen 78er-Checkout, konnte er zumindest auf 1:2 verkürzen. Doch im vierten Durchgang packte Luke Humphries nochmal die mittlere Keule aus, Aufnahmen von 112 – 60 – 139 – 100 und 90 herausgenommenen Zählern erwiesen sich als beiläufiger Spaziergang, der 3:1 Satzgewinn für den Weltmeister stand fest. Damit war auch Ricardo Pietreczko ausgeschieden, es war heute einfach nicht der Tag der Deutschen.
Man muss nicht alles verstehen, manchmal genügt es, einfach nur die Doppelfelder zu treffen
Zum Abschluss des dritten Spieltags betraten Jonny Clayton und Ross Smith die Bühne. Beide konnten in ihren Erstrundenpartien durchaus überzeugen, Ross Smith hatte da gar einen Average von über 101 Punkten an den Tag gelegt, beim Double-In, Double-Out Reglement sehr wohl eine Seltenheit. Auch im ersten Satz des heutigen Abendduells legte der Engländer die Messlatte schon mal auf die rechte Position, drei Leggewinne in Folge sprachen hier bereits Bände. Wobei der „Smudger“ im dritten Durchgang nicht nur den sehenswerten Set-up-Shot von 133 gelöschten Punkten präsentierte, sondern vor allem in Leg Zwei durch das imposante High Finish, 149 (T20, T19, D16) zu beeindrucken wusste. Die 1:0 Satzführung erwies sich somit lediglich als Formsache, bevor Ross Smith im ersten Durchgang des zweiten Sets auch noch das 145er-Finish draufpackte. Triple-20, Triple-15 und Double-20, damit schritt der Engländer auch hier zunächst in Front, 1:0. In Leg Zwei förderte Ross Smith dann den grandiosen Set-up-Shot von 171 ausradierten Punkten zutage, aber Jonny Clayton, der bis dahin noch überhaupt nicht zur Geltung gekommen war, war eine Spur schneller und schnappte seinem Gegner, mit der Double-8, die er bei der Aufnahme kurz vorher noch verpasst hatte, den Leggewinn vor der Nase weg, 1:1. Nun war auch der Waliser auf den Geschmack gekommen, „The Ferret“ hatte sozusagen Blut geleckt, was das Leg-Gewinnen betraf, und griff sich die nächsten beiden aufeinanderfolgenden Legs. Somit war der Satzausgleich hergestellt, 1:1. Nur die mentale Verfassung schien im Hinblick auf die beiden Protagonisten alles andere als ausgeglichen. Jonny Clayton gewann zunehmend an Selbstvertrauen, Ross Smith schien sich hingegen nach und nach von seinem Nervenkostüm zu verabschieden. Dementsprechend verlief auch der erste Durchgang des dritten Satzes. Ross Smith noch auf der 335, da hatte Jonny Clayton bereits seinen 13. Pfeil und somit auch den Leggewinn-Dart aus dem Board gezogen, 1:0. Im zweiten Leg meldete sich der 35-Jährige aus Dover nochmal zu Wort, auch er brauchte nur 13 Würfe, um das 1:1 klar zu machen, wobei dies gut und gerne auch ein 12-Darter hätte werden können, aber die Double-16 verhinderte das 149er-Finish. Trotzdem stand es mittlerweile 1:1. Irgendwie schien es, als lieferte Ross Smith die überzeugendere Leistung, aber Jonny Clayton holte die Legs. So auch in Durchgang Drei, Jonny Clayton ging abermals in Führung, 2:1, bevor es Ross Smith in Leg Vier gelang, mit 14 überwiegend gelungenen Treffern wieder auszugleichen, 2:2. Im fünften Durchgang befanden sich beide Spieler in der Position, den Satzgewinn einzustreichen, aber vorerst ließen auch beide ihre Chance liegen. Zunächst war es Jonny Clayton, dem es nicht gelingen wollte, 19 Restpunkte mit drei Versuchen zu tilgen, dann war Ross Smith an der Reihe, doch beim Versuch, die 110 quitt zu werden, misslang der Wurf auf Double-16. Abermals trat der Waliser ans Oche und diesmal brachte er den dritten Pfeil in der Double-4 unter. Somit war die 2:1 Satzführung ausgemacht, ungeachtet der Tatsache, dass es ein äußerst glücklicher Leggewinn war. Im ersten Durchgang des vierten Sets war es wiederum Jonny Clayton, der am Double-In verzweifelte, Ross Smith nutzte diesen Umstand zum Leggewinn und ging 1:0 in Führung. Im zweiten Durchgang lieferte Jonny Clayton die 180 als Set-up-Shot, eine bessere Grundlage für das 1:1, vermochte er sich selbst kaum anzubieten. Im zweiten Durchgang konnte Jonny Clayton dann auch mal wieder mit einem großartigen Augenschmaus aufwarten: zweimal die Triple-20 und die Triple-16, das ergab zusammenaddiert die 168 als Set-up-Shot, mit dem er sich die 16 aufbereitete. Die ward beim nächsten Gang ans Oche mit dem ersten Versuch vom Board gefegt, schon stand es 2:1 für den Waliser, der vor knapp einer Woche, nämlich am 4. Oktober, 50 Jahre jung geworden ist. Und in Durchgang Vier war es nur ein My, das Jonny Clayton vom 157er-Finish trennte. Kein Problem, der Gegner sah sich zu diesem Zeitpunkt noch mit 278 Punkten konfrontiert. Die verbliebene 40 eliminierte „The Ferret“ mit der nächsten Aufnahme und nun konnte man Jonny Clayton nicht nur: Belated Happy Birthday! wünschen, sondern ihm zugleich auch zum Matcherfolg gratulieren. 3:1-Sieg für Jonny Clayton, der Ross Smith heute eine eher empfindliche Niederlage beibrachte.
Auch dieser Spieltag hielt wieder interessante Partien für uns parat. Leider mussten wir uns gleichzeitig von den beiden deutschen Teilnehmern: Martin Schindler und Ricardo Pietreczko verabschieden. Es mag ein schwacher Trost sein, aber immerhin befinden sie sich in guter Gesellschaft, denn mit Michael Smith, Michael van Gerwen, Damon Heta, Nathan Aspinall, Ross Smith, Stephen Bunting, Chris Dobey, Peter Wright, Josh Rock und Danny Noppert, mussten bislang zehn Spieler aus den Top-16, die Segel streichen. Morgen würde es in der Mattioli Arena in Leicester weitergehen, dann stand der zweite Teil der zweiten Runde auf dem Programm, doch für heute sollte es nurmehr heißen: Always Look on the Bright Side of the Flight!