World Grand Prix 2024: Ein Spieltag, an dem nichts so ist, wie es scheint, eine Kehrtwendung die nächste jagt und von den zwei „White Wash“- Schnellverfahren, eines gar die eigentliche Sensation birgt

Zweiter Spieltag in Leicester, auch heute hatte die Mattioli Arena ihre Pforten für den World Grand Prix 2024 weit geöffnet, der zweite Teil der ersten Runde stand auf dem Programm. Der gestrige Abend hatte bereits für reichlich Spannung gesorgt, es gab jede Menge hochklassige Duelle, wobei aus deutscher Sicht die Siege von Martin Schindler und Ricardo Pietreczko natürlich besonders genussträchtiges Wohlgefallen auslösten. Martin Schindler offenbarte kaum sichtbare Mühe, um Brendan Dolan in die Schranken zu verweisen, der „History Maker“, der beim World Grand Prix 2011, im Citywest Hotel Dublin, den allerersten Neun-Darter der Geschichte im Double-In, Double-Out Format präsentiert hatte, fand gestern Abend nie ins Spiel hinein und konnte selbst bei seinen zwei Leggewinnen nicht wirklich überzeugen. Aber auch Martin Schindler hat Darts Geschichte geschrieben, nicht bei seinem Erstrundensieg gegen Brendan Dolan, aber Ende September in Basel, als er den Titel bei der Swiss Darts Trophy holte und damit als erster Deutscher ein zweites Turnier auf der European Tour für sich entscheiden konnte. Nicht ganz so selbstverständlich setzte sich gestern Ricardo Pietreczko gegen die niederländische Darts-Legende Raymond van Barneveld durch, „Pikachu“ hatte zu Beginn seine Probleme mit dem ungewohnten Double-In Einstieg, doch als er sich mit dieser Variante schließlich arrangiert hatte, lief auch das Scoring in geschmeidigem Flow einwandfrei. Raymond van Barneveld war der Unmut über den Matchverlauf einmal mehr deutlich anzumerken und wie so häufig hatte der augenscheinliche Verdruss auch diesmal einen äußerst negativen Effekt auf sein Spiel. Letztendlich war es ein durchaus sicherer 2:1 Erfolg (in Sätzen) für Ricardo Pietreczko. Das Comeback des Abends lieferte der amtierende Weltmeister, Luke Humphries, er stand schon wenige Millimeter vor dem Aus, als ihm die sensationelle Umkehr gelang. Stephen Bunting hatte fünf Legs in Folge abgeräumt, war ein My davon entfernt, den Deckel aufs Match draufzumachen, als er seinen ersten Matchdart vergab, nichts ahnend, dass er damit die Partie doch noch aus der Hand geben würde. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich Rob Cross und Luke Littler, mit dem besseren Ende für Rob Cross, der nicht unbedingt das höhere Scoring zur Verfügung hatte, dafür aber das effektivere Timing und eine überragende Checkout-Quote (80%). Ein aufregendes Duell auf Augenhöhe konnte man auch bei der Begegnung Nathan Aspinall versus Ryan Searle verfolgen, hier war womöglich derjenige, der eine Idee mehr Glück auf seiner Seite hamstern konnte, auch derjenige, der schlussendlich die Nase vorne hatte und das war Nathan Aspinall. Josh Rock fand gestern einfach nicht statt, so dass sich Ryan Joyce den Sieg wohlverdient erkämpfte, während Ross Smith, der den niederländischen Nachwuchsstar Gian van Veen mal eben überrollte, ebenso wie Jonny Clayton bei seinem Erfolg über Ritchie Edhouse, keinerlei Anstrengung investieren musste, um das 2:0 in Sätzen klar zu machen. Ross Smith hatte dabei einen Average von über 101 Punkten zutage gefördert, ein Durchschnitt, dem man beim DIDO-Format auch nicht alle Tage begegnet.

Kleines Bonmot im Vorfeld: Emma Paton hatte Wayne Mardle auf seine Vortagsprognose angesprochen, dass Josh Rock bei diesem World Grand Prix hundertprozentig im Finale stehen würde und natürlich machte sie keinen Hehl aus ihrem typisch britischen Understatement, wie viele Minuten diese „bombensichere Vorhersage“ doch Bestand hatte. Was sollte Wayne Mardle anders antworten, als: „Don`t blame me, blame Josh Rock!“

Und dann hieß es „Game on!“ für den zweiten Part der ersten Runde

Die erste Runde wurde natürlich auch weiterhin im Best-of-3-Sets Modus ausgetragen, den Auftakt am heutigen Abend machten Dave Chisnall und Cameron Menzies. Dave Chisnall, der sich in ausgezeichneter ProTour-Form befindet, hatte Anfang September das Endspiel der Flanders Darts Trophy, mit 8:6, gegen Ricardo Pietreczko geholt, und Ende September die Players Championship 23, übrigens ebenfalls in Leicester, hier besiegte er im Finale Chris Dobey mit 8:4. Aber auch Cameron Menzies kann sich derzeit nicht über mangelnde Form beklagen, es dürfte ein aufregendes Match werden, unterhaltsam wird es sowieso immer, wenn der emotionsgeladene „Cammy“ am Start ist. Dave Chisnall mit dem ersten Anwurf, beide versenkten ihren ersten Pfeil in der Double-20, was bedeutete, beide waren umgehend im Spiel. Cameron Menzies war in Durchgang Eins mit der passenden Vorbereitung (103) zur Stelle, aber „Chizzy“ ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und trug das begonnene Leg sicher nach Hause, 1:0. Im zweiten Durchgang verpasste Cameron Menzies zwei Checkout-Darts auf die Double-16, das bestrafte der Gegner mit dem Break zum 2:0. Und auch im dritten Leg ließ der Spieler aus St. Helens nichts anbrennen, der Schotte noch auf der 172, da hatte Dave Chisnall den ersten Satz bereits in der Tasche, 1:0. Auch in den ersten Durchgang des zweiten Satzes kamen beide Akteure umgehend hinein, beide abermals mit dem Treffer in der Doppel-20. Und es gab eine weitere Parallele zum ersten Set, auch hier sicherte sich Dave Chisnall den ersten Durchgang, allerdings diesmal gegen den Anwurf. Bei diesem Leggewinn konnte sich der Engländer für das Checkout gar drei Gänge ans Oche leisten, erst der sechste Breakdart saß im anvisierten Ziel, 1:0. Auch im zweiten Durchgang spielte Cameron Menzies keine allzu große Rolle, Dave Chisnall zeigte keinerlei Schwierigkeit, das eben errungene Break auch zu bestätigen, 2:0. Und als „Chizzy“ in Leg Drei auch noch den 11-Darter auspackte: 36 – 180 – 180 – 69 – 36, war die Reise des Schotten abrupt beendet. Man sah Cameron Menzies, der sein Gesicht in den Händen begrub, an, dass er sich, ob seiner eigenen Leistung hundeelend fühlte. Ein erlittener „White Wash“ war auch wirklich nicht das Resultat, das er sich für heute Abend vorgestellt hatte. Dave Chisnall in jedem Fall der hochverdiente 2:0-Satzsieger.

Der „Dreammaker“ gibt vor dem Match kund, dass er seine Selbstsicherheit vermisst und findet sie in exakt diesem Spiel wieder

Die nächste Partie bestritten Luke Woodhouse und Dimitri Van den Bergh. Beim World Grand Prix kommen die Duellanten ja gemeinsam auf die Bühne, das heißt in dem Fall haben sie den Einlauf lediglich zusammen begonnen, Luke Woodhouse war schon lange an seinem Tisch oben auf der Bühne angekommen, da kommunizierte Dimitri Van den Bergh noch mit den Fans an der Walk-on-Seitenlinie, ja, auch die obligatorischen Selfies durften nicht fehlen. Dass hier nicht die eigene Einlaufmusik ertönte, hielt den Belgier nicht davon ab, den Walk-on „Happy“ in exzessive Länge zu ziehen. Dimitri Van den Bergh hatte vorab im Interview betont, dass sein Selbstvertrauen am Oche nicht „himmelhoch“ sei, zumindest seine exponierte Freude mit den Fans schien dann aber doch von himmelhoch jauchzender Natur zu sein. Beide Spieler starteten auf der Double-16, jeder brachte bereits den ersten Pfeil im Doppel unter. Luke Woodhouse hatte das Ausbullen gewonnen, 14 Darts später ging er 1:0 in Führung. Im zweiten Durchgang konterte Dimitri Van den Bergh mit exzellentem Set-up-Shot (140), der verhalf ihm zum Ausgleich, 1:1. In Leg Drei waren es abermals 14 Würfe, die Luke Woodhouse benötigte, um das 2:1 auszumachen. Der gebürtige Antwerpener war im vierten Durchgang nah dran, die 149 auszuchecken, aber die Double-16 versagte ihm die Dienste. Auch die verbliebene 16 bekam Dimitri Van den Bergh mit sechs weiteren Versuchen nicht heraus, Luke Woodhouse nutzte die gewonnene Zeit, um mit 3:1 in Legs, den ersten Satzgewinn einzutüten, 1:0. Abermals als Parallele zum ersten Set begannen beide Protagonisten den ersten Durchgang des zweiten Satzes mit der Double-16, beide waren unverzüglich im Rennen, und auch diesmal holte der Anwerfer sein begonnenes Leg, in dem Fall war das natürlich Dimitri Van den Bergh, 1:0. Mit beachtlichem High Finish, 118 (T20, 18, D20) glich Luke Woodhouse im zweiten Leg aus, 1:1. Aber selbstverständlich kann auch Dimitri Van den Bergh High Finish, obendrein packte er im dritten Durchgang einen imposanten 12-Darter aus: 152 – 139 – 100 – 110 (20, T18, D18), und ging wieder in Führung, 2:1. Und auch im vierten Leg ließ der „Dreammaker“ keine unnötigen Albträume zu, mit einem weiteren 12-Darter: 32 – 180 – 134 – 96 – 59, zog er das nächste Break an Land und deckelte den Satzausgleich, 1:1. Damit ging es ins Decider-Set, den Anwurf im ersten Durchgang hatte nun wieder Luke Woodhouse, doch als er auf die Zielgerade zusteuerte, verpasste er zwei Checkout-Darts, was ihn teuer zu stehen kommen sollte. Auf der anderen Seite war Dimitri Van den Bergh zwar miserabel ins Leg gekommen, vollendete dann aber einen formidablen 11-Darter: 52 – 180 – 137 – 132. Das High Finish von 132 Punkten löschte der 30-jährige Belgier mit 25, Triple-19 und Bullseye, 1:0. Mit 15 wohlbedacht platzierten Treffern bestätigte Dimitri Van den Bergh im zweiten Leg das eben errungene Break und zog nun mit 2:0 in Front. In Durchgang Drei offenbarte Dimitri Van den Bergh wieder veritable Probleme beim Double-In, der Gegner hatte sich bereits auf die 293 heruntergespielt, als der zweifache Major-Sieger das erste Doppel-Segment in diesem Leg fand. Letzten Endes war es aber auch der Anwurf von Luke Woodhouse, sodass Dimitri Van den Bergh dem drohenden Legverlust noch einigermaßen gelassen entgegensehen konnte. „Woody“ hatte sich also noch einmal aufgebäumt und den Anschluss zum 1:2 geschafft. Trotzdem konnte er die Niederlage nicht mehr abwenden, denn Dimitri Van den Bergh hatte in Durchgang Vier die optimale Vorbereitung (116) parat, wiederum mit insgesamt 14 Pfeilen machte er den Satzgewinn, 2:1, und somit auch den Matchgewinn klar. Lange Zeit hatte es nach einer souveränen Überlegenheit von Luke Woodhouse ausgesehen, doch dann hatte Dimitri Van den Bergh offensichtlich sein zuvor vermisstes Selbstvertrauen wiedergefunden, drehte das Match und zog damit ins Achtelfinale ein.

Mike De Decker findet die geeignete Zündschnur, deren Funkenschlag Damon Heta nicht zu löschen vermag

Im Anschluss betraten Dimitri Van den Berghs aktueller Trainingspartner, Mike De Decker, und Van den Berghs früherer Trainingspartner, Damon Heta, die Bühne, eine weitere Begegnung, bei der es schwerfiel, einen eindeutigen Favoriten auszumachen. Auch hier kamen beide Protagonisten mit ihrem jeweiligen Treffer in der Double-16, ohne Umschweife in den ersten Durchgang, Mike De Decker hatte da den Anwurf gehabt, aber Damon Heta räumte mit jeweils 14 Pfeilen ungefährdet die ersten zwei Legs ab, 2:0. Im dritten Durchgang verschwendete Damon Heta jedoch einen Breakdart auf Tops, das nutzte Mike De Decker, um sein ansonsten eher schwerfällig abgearbeitetes Leg doch noch zu halten, 1:2. Im vierten Durchgang zog Mike De Decker einen herausragenden 12-Darter aus dem Ärmel: 71 – 140 – 140 – 150. Das High Finish (150) hatte der junge Belgier mit zweimal Triple-19 und Double-18 gelöscht, 2:2. Und auch das fünfte Leg veredelte Mike De Decker mit einem High Finish, 116 (T20, 16, D20), somit hatte er einen 0:2 Leg-Rückstand in ein 3:2 gewandelt, und das erste Set für sich verbucht, 1:0. Die ersten beiden Durchgänge des zweiten Satzes teilten die Akteure gerecht unter sich auf, 1:1. Damon Heta hatte zwischenzeitlich wieder in die Spur zurückgefunden, schnappte sich die darauffolgenden zwei Legs und glich damit in Sätzen aus, 1:1. Auch in dieser Partie ging es in den Entscheidungssatz, wo Mike De Decker abermals den ersten Anwurf hatte. Und wie in Satz Eins, griff sich Damon Heta auch hier das Leg des Gegners, mit 13 fulminant abgefeuerten Darts: 89 – 99 – 134 – 133 – 46, ging „The Heat“ hitzig in Führung, 1:0. Doch jenes Break konnte der ehemalige Feuerwehrmann aus Perth im zweiten Durchgang nicht bestätigen, mit 14 Würfen holte sich „The Real Deal“, Mike De Decker postwendend das Re-Break, 1:1. Damit war die Break-Serie aber noch nicht beendet, Damon Heta packte auch im dritten Leg den 13-Darter aus und ging abermals in Führung, 2:1. In Durchgang Vier hatte der Australier, der mittlerweile schon lange in England beheimatet ist und zwar in Ilkeston, welches sich in der Grafschaft Derbyshire in den East Midlands befindet, die große Chance, das Match mit dem „Big Fish“ zu beenden, aber der Matchdart landete in der 19, statt im Bullseye. Warum Damon Heta beim nächsten Gang ans Oche, mit 31 verbliebenen Restpunkten, zunächst die einfache Zehn abschoss, wird wohl immer sein Geheimnis bleiben, doch nachdem er anschließend weitere fünf Zähler subtrahiert hatte, blieb ja noch die Möglichkeit eines Versuchs auf die Double-8. Aber jener zweite Matchdart landete in der einfachen Acht, damit war der Gegner wieder an der Reihe. Mike De Decker hatte derweil große Lust, das Breakfestival fortzusetzen, der gekonnte Set-up-Shot (114) leistete dabei signifikante Hilfe, und schon war das nächste Break vollbracht, 2:2. Es ging im Decider-Set also ins Decider-Leg. Und ausgerechnet jetzt, wo es darauf ankam, war Damon Heta vollkommen von der Rolle. Gut, er hatte den Sieg ja bereits vor Augen gehabt, das Heft dann aber wieder aus der Hand gegeben und schien damit im entscheidenden Endspurt nicht mehr zurande zu kommen. Mike De Decker vergab im fünften Durchgang ebenfalls zwei Matchdarts, da der Kontrahent zu diesem Zeitpunkt aber noch auf der 220 herumkletterte, mussten ihm seine zwei Fehlversuche noch keinen Angstschweiß auf die Stirn jagen. Mit der nächsten Aufnahme wurde Mike De Decker die Restforderung von 36 Punkten quitt und somit kürte sich der World Grand Prix-Debütant zum 2:1-Triumphator über den Routinier Damon Heta.

Keiner der beiden würde hier als wirklicher Überraschungssieger aus der Partie herausgehen

Es folgte die Auseinandersetzung zweier Akteure, die wohl zu den renommiertesten des Abends zählten: James Wade forderte Peter Wright zum Klassiker-Duell. Peter Wright konnte in 2018 das Finale des World Grand Prix erreichen, ging dann aber mit wehenden Fahnen unter und verlor mit 2:5 gegen Michael van Gerwen. James Wade war in 2011, als Kontrahent von Brendan Dolan, nicht nur der beteiligte Kronzeuge beim historischen Neun-Darter, er selbst war schon dreimal Finalist beim World Grand Prix und nach zwei von den drei Endspielen konnte er gar den Siegerpokal in die Höhe stemmen. In 2007 servierte „The Machine“ im Finale Terry Jenkins mit 6:3 ab, das gleiche Schicksal wie Jenkins blühte Adrian Lewis in 2010, auch er unterlag beim Schlussakkord James Wade mit 3:6.

Auch bei diesem Aufeinandertreffen zeigten beide Spieler zunächst keinerlei Probleme, ins erste Leg zu kommen, Peter Wright mit Anwurf in die Double-5, – o.k., auch nicht das üblichste Doppel-Feld, um zu starten, – James Wade mit Tops. 14 Darts später hatte der erklärte Autoliebhaber das Break gesetzt und es stand 1:0 für den Engländer. Das eben erzielte Break bestätigte James Wade in Durchgang Zwei, 2:0. Im dritten Leg brauchte James Wade eine Aufnahme mehr fürs Double-In, das ermöglichte Peter Wright einen etwas komfortableren Vorsprung, den er zum Anschluss nutzte, 1:2. Auch „Snakebite“ benötigte in Leg Vier nur 14 Pfeile, um mit dem Break zu kontern und den Ausgleich wieder herzustellen, 2:2. Im fünften Durchgang ließ Peter Wright einen Checkout-Dart liegen, doch James Wade verpasste ebenfalls einen Breakdart, sodass der Schotte nochmal ans Oche durfte. Diese neuerliche Möglichkeit ließ sich Peter Wright dann nicht mehr entgehen, 3:2 in Legs, das hieß umgerechnet: 1:0 in Sätzen für Peter Wright. Im zweiten Set teilten sie sich die ersten zwei Durchgänge relativ unspektakulär, 1:1, bevor sich James Wade mit jeweils 14 Pfeilen Leg Drei und Vier sicherte und damit das zweite Set eintütete. Satzausgleich, 1:1. 14 Würfe brauchte „The Machine“ auch im ersten Durchgang des dritten Satzes, um das Break zu landen und mit 1:0 in Front zu ziehen. Im zweiten Leg hatte Peter Wright eine Möglichkeit, das umgehende Re-Break zu erzielen, doch der Versuch auf die Double-20 misslang. Stattdessen machte James Wade relativ mühelos das 2:0 aus, und als sich Peter Wright im dritten Leg einen optimalen Set-up-Shot (109) servierte, um danach beim Versuch, 32 Restpunkte loszuwerden, sage und schreibe neun Checkout-Darts zu verschleudern, war der Weg für seinen Gegner frei. Der 41-jährige Engländer sackte in diesem Entscheidungssatz den dritten Leggewinn in Folge ein, damit hieß der 2:1-Sieger dieser Partie: James Wade.

„The Freeze“ versus „The Iceman“, kühler kann es nicht werden – das Spiel mit den meisten unberechenbaren Kehrtwendungen

Dann das Duell Gerwyn Price gegen Danny Noppert, oder anders ausgedrückt: die walisische Nummer Eins gegen die niederländische Nummer Zwei. Gerwyn Price gewann den World Grand Prix in 2020, im Pandemie Jahr wurde das Turnier in der Ricoh Arena in Coventry ausgetragen, auch damals stand der „Iceman“ im Finale einem Niederländer gegenüber, es war Dirk van Duijvenbode, den er klar mit 5:2 besiegte. Danny Noppert, der im Gegensatz zu Gerwyn Price nicht unbedingt zu den auffälligsten Erscheinungen der Darts-Szene zählt, packte im ersten Leg mit Anwurf gleich mal den 12-Darter aus: 100 – 134 – 140 – 87 – 40, und ging mit 1:0 vorne weg. Gerwyn Price revanchierte sich in Durchgang Zwei mit dem 11-Darter: 160 – 100 – 180 – 61, 1:1. Im dritten Durchgang bekam der Niederländer im Endspurt unwillkommenen Besuch vom Double-Trouble, sieben Checkout-Darts am Finish-Feld vorbei, das resultierte im Legverlust. Auf der anderen Seite Gerwyn Price mit dem ersten Break und der 2:1 Führung. Der imposante Set-up-Shot von 168 gelöschten Punkten bescherte dem Waliser im vierten Durchgang die ideale Grundlage für den Satzgewinn, 1:0. Beide Spieler waren hier wirklich on Fire, Gerwyn Price begann den zweiten Satz ebenfalls mit bemerkenswertem 12-Darter: 79 – 180 – 180 – 62, 1:0. Der zweite Durchgang erwies sich als Leg, das keiner wirklich haben wollte respektive keiner wirklich greifen konnte. Danny Noppert vergab fünf Checkout-Darts, da Gerwyn Price hier zwar brutal langsam, aber dennoch ein klein wenig schneller als sein Gegenüber unterwegs gewesen war, konnte er sich gar sechs Fehlversuche auf Double-Out leisten und mit dem siebten Wurf trotzdem noch das Break einfahren, 2:0. Im dritten Leg räumte Danny Noppert mit Triple-19, 19 und Bullseye das 126er-High Finish ab und fand damit endlich wieder ins Spiel zurück, 1:2. Der beeindruckende Leggewinn hatte sich als Wirkungstreffer erwiesen, denn auch im vierten Durchgang hatte Gerwyn Price seinem Gegner nichts entgegenzusetzen, mit der Niederlage vor Augen hatte Danny Noppert in diesem Set die Verlängerung erzwungen, 2:2. Und im fünften Durchgang zauberte „The Freeze“ auch noch einen beachtlichen 13-Darter aus dem Hut, den er mit dem respektablen 84er-Finish (20, 14, Bullseye) abschloss, 3:2. Nach einem 0:2 Leg-Rückstand war auch dem Niederländer kurz vor dem Aus noch die überraschende Kehrtwendung gelungen. 1:1 Satzausgleich, alles wieder offen. In den ersten Durchgang des dritten Satzes startete der „Iceman“ mit erheblichen Einstiegsproblemen, zwei Aufnahmen lang fand keiner seiner Pfeile den Weg in ein Doppel-Segment. Als Gerwyn Price dann endlich den ersten Dart in der Double-20 unterbrachte, war Danny Noppert bereits auf der 124 angelangt. Da nutzte es auch nicht mehr viel, dass auch die nächsten beiden walisischen Pfeile im selben Doppel landeten, womit „Gezzy“ Tops-Tops-Tops abgeliefert hatte, denn der 33-jährige Kontrahent aus dem friesischen Joure war längst auf dem besten Weg, das 1:0 auszumachen. Im zweiten Durchgang ließ Gerwyn Price zwei weitere Gelegenheiten aus, sein begonnenes Leg auszuchecken, das bestrafte Danny Noppert mit dem 2:0. Es schien, als habe sich das Blatt komplett gewendet, das Momentum hatte sich auf leisen Sohlen dezent auf die Seite des unauffälligen Niederländers geschlichen. Doch als Danny Noppert im dritten Durchgang einen Matchdart verschenkte, wechselte der Impuls des Augenblicks mit einem Paukenschlag erneut die Richtung. Das 86er-Checkout zum Break verlieh Gerwyn Price neu entdeckten Antrieb, 1:2. Mit jener wiedergekehrten Motivation machte der ehemalige Rugby-Profi auch das 2:2 aus. Auf der anderen Seite war Danny Noppert komplett aus dem Flow gekippt, nachdem er den Weg ins Double-In einfach nicht mehr zu finden vermochte. Auch im Entscheidungsleg des Entscheidungssatzes brauchte Danny Noppert etliche Anläufe, um überhaupt ins Rennen um den Sieg starten zu können, selbst die 120er-Aufnahme mit zwei Treffern im mittigen Bullseye konnte den Niederländer da nicht mehr retten. Gerwyn Price hatte sich einen fantastischen 13-Darter für den Schluss aufgehoben. Am Ende gab es noch ein wenig Show-Gehabe vom Waliser: erst verzögerte er den Matchgewinn, indem er sich beim Versuch, 148 Restpunkte zu löschen, erstmal die Double-12 stellte. D.h. er traf zweimal die Triple-20, doch anstelle im Anschluss die 28 mit der Double-14 zu eliminieren, bugsierte er den dritten Pfeil bewusst in die einfache Vier. Das Publikum reagierte dementsprechend ein wenig irritiert, was Gerwyn Price mit schlechtem Laienschauspiel quittierte, indem er prätentiös vorgab, sich verrechnet zu haben. Aber der Gegner war schließlich noch nicht einmal in Reichweite, von der verbliebenen 235 subtrahierte „The Freeze“ besagte 120, die er, wie bereits angemerkt, mit zwei Bullseye-Treffern erzielt hatte. Gerwyn Price bekam die nächste Möglichkeit, fegte mit einem Dart die 24 Restpunkte vom Board und besiegelte damit das 3:2 in Legs, d.h. den 2:1-Satzerfolg über einen sichtlich angefressenen Danny Noppert.

Wenn ehemals Mentor und Protegé aufeinandertreffen

Dann waren Michael Smith und Gary Anderson an der Reihe, es war die Partie, der viele am heutigen Abend wohl am meisten entgegenfieberten. Auch Michael Smith sah der Begegnung mit Vorfreude entgegen, stand mit Gary Anderson doch sein ehemaliger Mentor und Trainingspartner auf der gegenüberliegenden Seite. „The Flying Scotsman“ ist in der Tat auch der Spieler mit dem aktuell höchsten Average der laufenden Saison 2024. Beim World Grand Prix stand Gary Anderson auch schon mal im Finale, es war in 2016, doch Michael van Gerwen bügelte ihn hier mit 5:2.

Gary Anderson hatte sich im ersten Durchgang mit der 168 einen brillanten Set-up-Shot serviert, aber er sollte nicht mehr dazukommen, auch die verbliebene Acht auszuradieren, denn Michael Smith, der das Leg begonnen hatte, münzte seinen 14. Wurf in den Leggewinn um, 1:0. Das beantwortete Gary Anderson in Durchgang zwei mit dem Ausgleich, 1:1, bevor Michael Smith im dritten Durchgang abermals 14 Treffer so geschickt im Ziel versenkte, dass auch hier der erneuten Führung nichts im Wege stand, 2:1. Als es Gary Anderson im vierten Leg nicht gelingen wollte, den Fluchtweg aus dem „Madhouse“ zu eruieren, schlug Michael Smith aus der vorübergehenden Orientierungslosigkeit seines Gegners Kapital und ergatterte sich das Break, womit auch der erste Satz eingetütet war, 1:0. Gary Anderson hatte in den ersten beiden Durchgängen des zweiten Sets die passende Antwort parat, holte sich zwei Legs in Folge, wobei er vor allem beim 2:0, durch das entsprechende High Finish, 101 (T20, 1, D20) zum geeignetsten Zeitpunkt zu beeindrucken wusste. Aber Michael Smith revanchierte sich im dritten Leg unverzüglich mit Re-Break und war schon wieder dran, 1:2. Als der „Bully Boy“ jedoch im vierten Durchgang die einfache 17 mit der Double-2 „verwechselte“, nutzte Gary Anderson seine Chance zum erneuten Break und so war auch auf der Satz-Ebene wieder alles auf Anfang gestellt, 1:1. Michael Smith begann das dritte Set mit der neuerlichen Führung, 1:0, bevor Gary Anderson im zweiten Leg ebenfalls seinen Anwurf hielt und ausglich, 1:1. Der Weltmeister von 2023 gegen den back-to-back Weltmeister von 2015 & 2016 – keiner von beiden wollte hier vorzeitig wieder nach Hause fahren und so machten sie es nochmal so richtig spannend. Mit bedeutungsträchtigem Set-up-Shot (128) und insgesamt 13 Würfen, sicherte sich Michael Smith im dritten Durchgang einmal mehr die Pole Position, 2:1. Aber sein ehemaliger Mentor ließ sich einfach nicht abschütteln und glich im vierten Leg zum wiederholten Male aus, 2:2. Das Spiel bekam das, was es verdiente: auch hier gab es das Entscheidungsleg im Entscheidungssatz. Beide Akteure fanden umgehend das Double-In Feld, Michael Smith die Doppel-16, Gary Anderson präferierte Tops. Der 34-Jährige aus St. Helens hatte den Anwurf gehabt und dieser Vorteil gereichte ihm zur ersten Chance auf den Matchgewinn. Aber zwei Versuche auf Double-20 landeten beide im Aus. Dann war der Schotte an der Reihe, der heute keineswegs mit Treffern geizte, auch er hatte die Doppel-20 als Schlusspunkt auserkoren und schon der erste Matchdart saß mittig im anvisierten Ziel. 2:1-Satzerfolg für Gary Anderson über Michael Smith.

Die unbestrittene Sensation des Abends war nicht die Niederlage per se, sondern die Art und Weise

Als nächstes stand der Erstrundenauftritt des sechsmaligen World Grand Prix-Titelträgers (2012, 2014, 2016, 2018, 2019, 2022), Michael van Gerwen auf dem Programm, er bekam es heute Abend mit Daryl Gurney zu tun. Eine eher einseitige Partie wäre hier eigentlich keine allzu große Überraschung gewesen, denn man weiß um die Qualität eines Michael van Gerwens in Topform, da kann es vorkommen, dass der Gegner überhaupt keinen Fuß auf den Boden bekommt. Nun, den einseitigen Matchverlauf gab es in der Tat, allerdings komplett anders als erwartet. Mit jeweils 13 Würfen räumte Daryl Gurney im ersten Satz die ersten zwei Durchgänge ab, 2:0, bevor er seinem Gegner auch in Durchgang Drei keine Chance zugestand und in Windeseile die 1:0 Satzführung fixierte. Michael van Gerwen hatte lediglich im ersten Durchgang einen Versuch auf ein Double-Out Feld gehabt, doch den Wurf auf Tops vergab er. Wie teuer diese Nachlässigkeit am heutigen Abend für ihn werden würde, ahnte er da noch in keiner Weise. Kurzen Prozess machte Daryl Gurney auch im zweiten Satz. Hier bekam Michael van Gerwen im zweiten Leg gar drei Möglichkeiten, dem Restbetrag von 40 Punkten Herr zu werden, doch nachdem er vorher noch einen brillanten Set-up-Shot von 168 eliminierten Punkten präsentiert hatte, wollte die Double-20 definitiv nicht mehr mitspielen. Währenddessen nutzte „SuperChin“ 14 Würfe entschlossen und effektiv, das High Finish, 116 (T20, 20, D18) avancierte hierbei zum Salz in der Suppe, und so zog der Nordire abermals auf 2:0 davon. Im dritten Leg hatte sich „Mighty Mike“, der heute eher als „machtloser Mike“ auftrat, mit der 180 die noch perfektere Vorbereitung serviert, aber auch die sechs Restpunkte wollten mit drei weiteren Pfeilen in der Hand partout nicht weichen. Das war Michael van Gerwens letzte Chance gewesen, noch irgendwie im Match zu bleiben, auf der anderen Seite verabschiedete der 38-Jährige aus dem nordirischen Derry, die verbliebene 25, damit war ihm der Matchgewinn sicher und die Sensation perfekt. Der Topfavorit Michael van Gerwen ist mit Pauken und Trompeten aus dem Turnier geflogen oder anders ausgedrückt: „MvG“ musste gegen Daryl Gurney einen bitteren „White Wash“ hinnehmen.

Triple is funny, Double makes the wallet sunny

Den Abschluss der ersten Runde bildeten Chris Dobey und Joe Cullen. Chris Dobey, der den Spitznamen „Hollywood“ trägt, konnte letzten Mittwoch in Wigan seine hervorragende ProTour Form unterstreichen, im Finale der Players Championship 25 schlug er Stephen Bunting mit 8:3, und holte sich hiermit bereits seinen dritten Titel der Turnierreihe, allein in 2024. Joe Cullen befindet sich hingegen weiterhin auf verzweifelter Formsuche, diese Tatsache wollte er heute Abend mit aller Entschlossenheit zum Besseren wandeln. Doch zunächst sah wieder alles nach einer unvermeidbaren Überlegenheit von Chris Dobey aus, Joe Cullen mit Double-Trouble, vor allem beim Double-Out, während Chris Dobey die ersten zwei Durchgänge in Satz Eins unangefochten einstrich, 2:0. Im dritten Leg konnte Joe Cullen dann mit einem überragenden Set-up-Shot (171) aufwarten, der verhalf ihm zum ersten Leggewinn in diesem Match, 1:2. Doch im vierten Durchgang packte Chris Dobey den 12-Darter aus: 70 – 180 – 91 – 160, das „Hollywood-reife“ Highlight dieses Legs war natürlich das 160er-Finish, das der 34-Jährige aus dem englischen Bedlington, Northumberland mit zweimal Triple-20 und Tops zu löschen wusste. Damit hatte Chris Dobey den ersten Satz eingetütet und konnte selbstbewusst in die kurze Pause gehen. Wer allerdings weit gestärkter aus besagter Werbeunterbrechung zurückkam, war der Gegner. Joe Cullen lieferte im ersten Durchgang des zweiten Satzes mit dem Maximum den perfekten Set-up-Shot, das war die Basis für seine erste Führung an diesem Abend, 1:0. Mit 14 Würfen ließ Chris Dobey im zweiten Durchgang nichts anbrennen und glich wieder aus, 1:1. Im dritten Leg präsentierte Chris Dobey gleich zweimal die 180 in Folge, doch selbst diese hervorragende Punkteausbeute sollte nicht für den Leggewinn reichen, denn „Triple is funny, Double makes the wallet sunny.“ Und weil die Doppel bei Chris Dobey einfach nicht mehr funktionieren wollten, schnappte sich Joe Cullen auch diesen Durchgang, 2:1. Angespornt vom erfolgreichen Auschecken, hatte nun auch der „Rockstar“ im vierten Durchgang den 13-Darter zur Hand, mehr oder minder aus dem Nichts war Joe Cullen hier plötzlich zum Satzausgleich gekommen, 1:1. Es war das nächste Spiel, das zunächst mit einer eher eindeutigen Route begonnen hatte, dann einen abrupten Richtungswechsel nahm und mit einem Mal im Entscheidungssatz landete. Im dritten Set machte Joe Cullen von Anbeginn deutlich, dass er mittlerweile am Steuer saß, während Chris Dobey völlig aus dem Rhythmus gekippt war und regelrecht die Orientierung verloren hatte. Mit der gekonnten 126er-Vorbereitung und insgesamt 14 Pfeilen sicherte sich der 35-Jährige aus Bradford, den ersten Durchgang, da hatte Chris Dobey gerade mal auf der 154 eingeparkt, 1:0 für Joe Cullen. Im zweiten Leg war der wiedererstarkte „Rockstar“ ebenfalls mit 14 Treffern zur Stelle, auch hier kreuchte und fleuchte der Gegner noch irgendwo in Gefilden um die 160 herum, als Joe Cullen bereits das 2:0 ausmachte. Und auch in Durchgang Drei war Chris Dobey noch auf der 150 verblieben, da förderte Joe Cullen das High Finish, 110 (T20, 18, D16) zutage und das Match war entschieden. 2:1 Satzerfolg für Joe Cullen über Chris Dobey, betrachtet man die Formkurven der beiden Spieler in den letzten Wochen und Monaten und vergleicht dabei zudem die Erfolgsraten, so kann man auch hier mit Fug und Recht von einem Überraschungssieger sprechen.

Selten hat man an einem Spieltag so viele Drehungen und Wendungen erlebt, selten haben die Wirkungsmomente derart häufig die Seite gewechselt, nichts war wirklich vorhersehbar, alles blieb bis zum letzten Augenblick offen und kaum einer konnte sich seiner Sache wahrhaftig sicher sein, denn auch an Überraschungen hat es nicht wirklich gemangelt. Das war Spannung pur bis zum letzten Dart, in diesem Sinne: Always Look on the Bright Side of the Flight!

World Grand Prix


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