World Grand Prix 2024: Konnte Mike De Decker den Titelverteidiger im Finale stoppen und somit die Überraschung par excellence perfekt machen oder würde Luke Humphries sich den Back-to-Back-Erfolg sichern?

Es war die Überraschung schlechthin, wie der bis zu Beginn dieses Turniers noch auf der Weltranglistenposition 36 befindliche Mike De Decker in sein erstes Major-Finale gerauscht war, doch nun stand er dem Titelverteidiger gegenüber, der am gestrigen Abend eine weitere Machtdemonstration sondergleichen abgeliefert hat. Luke Humphries dominiert dieses Jahr die Majors mehr oder minder, hatte aber im Interview vor dem Halbfinale erklärt, wie froh er sei, dass die Distanz mittlerweile auf First-to-Five-Sets verlängert worden war, denn in den ersten drei Runden, die zunächst im Best-of-Three-Sets und ab den Achtelfinals im Best-of-Five-Sets Modus ausgetragen wurden, habe er sich zu viele Fehler erlaubt, die über die kürzere Strecke schnell zum Verhängnis hätten werden können. Mittlerweile wurde auf Best-of-Nine erhöht, im Finale sollten gar noch zwei weitere Sätze innerhalb der maximalen Set-Ausbeutemöglichkeit dazukommen, auf dieser Weglänge fühle sich der Weltranglistenerste weit besser aufgehoben. Das hatte er gestern auch im Duell gegen Ryan Joyce nachhaltig bewiesen, wobei er diesmal von Anbeginn bei der Musik dabei war, und was für eine prachtvolle Sinfonie er hier abgeliefert hat! Ohne Set-Verlust marschierte Luke Humphries schnurstracks ins Finale, Ryan Joyce hat ohne Frage respektable Leistungen ans Oche gebracht, blieb aber dennoch chancenlos. Denn was sein Gegenüber da ins Board gehämmert hatte, war schlichtweg weltmeisterlich. Mit einer weiteren phänomenalen Performance sicherte sich auch der World Grand Prix-Debütant, Mike De Decker, den Sieg über seinen Landsmann Dimitri Van den Bergh. Nachdem der 28-Jährige aus dem belgischen Mechelen vorher schon sensationell das erste Major-Halbfinale seiner Karriere erreicht hatte, stand er nun folgerichtig natürlich auch in seinem ersten PDC Major-Finale.

Übrigens wird der Belgier sinnigerweise ausgerechnet am 15. Dezember diesen Jahres, 29 Jahre jung, der Tag, an dem auch die Weltmeisterschaft 2025 beginnt, was uns zu folgender Randnotiz bringt: Gratulation an Niko Springer – der gebürtige Mainzer hat sich, nach überragender Saison auf der Development Tour, nicht nur die PDC Tour Card für die nächsten zwei Jahre gesichert, sondern auch schon seinen Startplatz bei der WM sicher. Niko Springer hatte bereits im November 2022 nur knapp das Ticket für die WM-Teilnahme verpasst, als er bei der Darts Super League, nach einer hochklassigen Finalauseinandersetzung, Florian Hempel mit 8:10 unterlag. Der 24-Jährige, der inzwischen das, mit etwa 50 km Entfernung unweit von Mainz gelegene Siefersheim sein Zuhause nennt, ist neben Gabriel Clemens, Martin Schindler und Ricardo Pietreczko, somit der vierte Deutsche, der jetzt schon die Gewissheit hat, in diesem Jahr nach London reisen zu dürfen, um im Ally Pally um Siege zu fighten. Im Gegensatz zu den drei Landsleuten, feiert Niko Springer hierbei allerdings seine Premiere.

Der diesjährige Erfolg auf dem Floor machte den Anfang

Aus den schwarz-rot-goldenen Gefilden zurück zu den in vertikalen Streifen gehaltenen schwarz-gelb-roten Farben Belgiens: Mike De Decker, der sich den Nickname „The Real Deal“ zugelegt hat, was in England eine feste Redewendung ist, mit der man „das einzig Wahre“ bezeichnet, konnte am gestrigen Abend, nachdem er seine Anfangsnervosität abgelegt hatte, den fulminanten Lauf, den er in den ersten drei Runden hingelegt hatte, fortsetzen und auch die belgische Nummer Eins, Dimitri Van den Bergh, rigoros in die Schranken weisen. Sein guter Freund und Trainingsgefährte hatte allerdings nicht nur ihn zum Gegner, sondern auch das gesamte Publikum. Nachdem Mike De Decker vorher bereits den äußerst populären Gary Anderson und auch den als „Vintage-Player“ deklarierten James Wade aus dem Turnier geworfen hatte, war er zunächst nicht unbedingt der erklärte Favorit in der Zuschauergunst, doch indem er seine brillanten Performances aufrecht erhielt und immer wieder mit herausragender Stabilität zu brillieren wusste, hatte er sich zwischenzeitlich regelrecht als Publikumsliebling hervorgetan. Und die Menge zeigte mehr als deutlich, dass sie hier mittlerweile unmissverständlich auf der Seite des jeweiligen „Underdogs“ angekommen war. Gut, die Methode, die hierbei zur Anwendung kam, „was not a nice thing“, wie man im Original „nicht die feine englische Art“ beschreiben würde. Dimitri Van den Bergh kam auf jeden Fall in keiner Weise damit zurande, dass jeder seiner Fehltreffer ausgiebig abgefeiert wurde, seine mentale Verfassung und damit auch sein Spiel, litten erheblich unter der deplatziert hämischen Freude der Menge. Auch heute geht Mike De Decker zwangsläufig als Außenseiter ins Rennen und womöglich würde Luke Humphries, der, genauso unpassend, schon gestern etwas zu harsch von der Menge empfangen wurde, heute ebenfalls mit massivem Gegenwind aus dem Saal zu kämpfen haben. Es blieb abzuwarten, wie der Titelverteidiger gegebenenfalls mit der Situation umgehen wird, ob „Cool Hand, Luke“ hier einen kühlen Kopf behält, eventuell könnte dies gar der Kasus Knacksus sein, der Mike De Decker zum Vorteil gereicht, wenn es in dem Fall auch „not a nice way“ wäre, der ihm den Weg ebnet.

Double-In, Double-Out Format, Satz-Modus und nun auch die längere Distanz – der World Grand Prix gibt sich als besonders wertiges Major zu erkennen

Das Finale wurde dieses Jahr zum ersten Mal im Best-of-11-Sets Modus ausgetragen, man hatte sich entschlossen, die Distanz nochmal um einen Gewinnsatz zu erhöhen, um die besondere Wertigkeit des Turniers hervorzuheben. Das hieß, man brauchte jetzt sogar sechs Satzgewinne, um Titel, Pokal und den Scheck über 120.000 GBP mit nach Hause zu nehmen. Luke Humphries würde natürlich in jedem Fall seinen Weltranglistenplatz behalten, sein gestriger Kontrahent, Ryan Joyce, war durch den Halbfinaleinzug an dem aktuell an Position 30 befindlichen Gian Van Veen vorbeigeschlüpft. Rang 30 würde er trotzdem nicht einnehmen können, denn diesen Platz hatte inzwischen Mike De Decker, durch seinen gestrigen Triumpf, unabdingbar sicher. Im Falle eines Finalsieges könnte sich der junge Belgier gar bis auf Position 25 vor katapultieren, mit diesem Vorstoß würde er Gabriel Clemens seinen derzeitigen Weltranglistenplatz streitig machen. Anfang August diesen Jahres hatte sich Mike De Decker, bei der Players Championship 16 in Milton Keynes, nach einem überragenden 8:2-Finalerfolg über Ricky Evans, seinen „Maiden Senior PDC Title“ geholt, der allerdings ein „Non-Televised PDC Title“ war, heute Abend wollte er unbedingt auch den ersten „Televised Title“ seiner Karriere fixmachen, der obendrein natürlich auch ein Major-Titel war.

Und los ging es mit dem Finale des World Grand Prix 2024: „Game On!“

Der Hohn aus dem Saal bezüglich der Favoritenstellung war diesmal glücklicherweise von Anbeginn ausgeblieben, die Zuschauer riefen sich möglicherweise rechtzeitig ins Gedächtnis, dass hier einer von ihnen gegen den „Underdog from Abroad“ antrat. Es sollte somit ein Match auf rein sportlicher Ebene bleiben, besser ging es eigentlich nicht! Mike De Decker hatte das Ausbullen gewonnen, somit den ersten Anwurf, doch die erste Aufnahme brachte noch keinen Treffer im Doppel. Auf der anderen Seite machte es Luke Humphries besser, schon der zweite Pfeil saß in der Double-16 und auch das erste Break war mit der 106er-Vorbereitung und insgesamt 13 Würfen lediglich Formsache für den Weltranglistenersten, 1:0. Jenes Break bestätigte Luke Humphries im zweiten Durchgang mit dem Finish von 92 imposant gelöschten Punkten, die „Cool Hand, Luke“ mit 20, Double-18, Double-18 herausgenommen hatte, 2:0. Nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten – klar, es war sein allererstes Major-Finale! – war auch Mike De Decker im Spiel angekommen, in Leg Drei benötigte er lediglich 14 Versuche, um seinen Anwurf zu halten und auf 1:2 zu verkürzen, und ihn Durchgang Vier war er abermals um einiges schneller zugange als der Gegner und machte seinerseits das Break fix, 2:2. Das Entscheidungsleg begann der Belgier, kam auch mit der ersten Aufnahme hinein, verschenkte dann aber im Endspurt den Versuch auf Tops. Luke Humphries bestrafte dies, indem er die verbliebene 55 mit Pfeil Nummer 12 und 13 vom Board wischte, damit war das erste Set auf dem Satz-Konto des Weltranglistenersten verbucht, 1:0.

Bis dahin verlief alles nach Plan für den Titelverteidiger, doch dann hatte er ungewollt den Gegner auf den Plan gerufen

Im ersten Durchgang des zweiten Satzes hielt Luke Humphries das begonnene Leg souverän, 1:0, bevor Mike De Decker, nicht zuletzt dank optimaler Vorbereitung (136), ebenfalls seinen Anwurf nach Hause brachte, 1:1. Im dritten Leg verpasste Luke Humphries zwei Checkout-Möglichkeiten, gegenüber landete der Belgier mit 13 Würfen, in beeindruckender Weise das Break und ging damit 2:1 in Führung. Doch Luke Humphries konterte unverzüglich, im vierten Durchgang legte er rechtzeitig Aufnahmen von: 36 – 180 – 180 – 105 (T19, 16, D16) gelöschten Punkten hin, der herausragende 10-Darter, inklusive High Finish, bescherte ihm den neuerlichen Ausgleich, 2:2. Aber im Decider-Leg wollte es dem Weltmeister definitiv nicht gelingen, die Restforderung von 40 Punkten quitt zu werden, drei Pfeile landeten überall, nur nicht im anvisierten Ziel, damit öffnete Luke Humphries dem Gegner die Tür weit mehr, als nur einen Spalt breit. Der versenkte seinen nächsten Versuch in der Double-12 und stiefelte somit zufrieden durch. Der Leggewinn bedeutete auch den Satzgewinn, Mike De Decker hatte ausgeglichen, 1:1. Im ersten Durchgang des dritten Sets hatte sich Luke Humphries gerade mal auf der 247 eingefunden, da stand der Herausforderer bereits auf 81 Punkten Restbetrag. Mike De Decker traf die 19 und die Triple-15, dass dabei eine ungerade Zahl stehen blieb, sollte kein größeres Problem darstellen, denn der Kontrahent war, wie gesagt, noch auf der 247. De Decker subtrahierte noch die Eins und ließ sich damit 16 Restpunkte. Bei der nächsten Aufnahme hatte sich Luke Humphries mit der 87 in den Checkout-Bereich hineinbegeben, was aber letztendlich überhaupt keine Rolle mehr spielte, denn Mike De Decker traf beim weiteren Gang ans Oche, mit dem insgesamt 13. Pfeil die Double-8, damit war auch das 1:0 eingetütet. 14 Würfe später hatte der Spieler aus Mechelen das Break zum 2:0 gelandet und jenes Break bestätigte Mike De Decker im dritten Durchgang auch ungefährdet. Somit war der dritte Satz ebenfalls Geschichte, abermals mit dem besseren Ausgang für den World Grand Prix-Debütanten, 2:1. Im ersten Satz des vierten Sets gab Luke Humphries endlich mal wieder ein Lebenszeichen von sich, in Form von 13 Treffern, die im 1:0 resultierten. Aber schon ab dem zweiten Leg war der Weltmeister wieder von der Rolle, auf der anderen Seite holte sich Mike De Decker derweil mit beeindruckendem Checkout den Ausgleich. Das 95er-Finish eliminierte der Belgier mit 19, Double-19, Double-19, bevor er sich mit 14 Treffern auch Leg Drei schnappte, und in Durchgang Vier gar den 12-Darter, mitsamt bemerkenswertem High Finish, aus dem Hut zauberte: 108 – 100 – 139 – 154 (T19, T19, D20). In diesem Moment hatte der World Grand Prix-Debütant seinen Satzvorsprung gegenüber der Nummer Eins der PDC Order of Merit, bereits auf 3:1 ausgebaut.

Der Grand Prix Debütant zeigt dem Titelverteidiger, wo es langgeht

Mike De Decker legte im ersten Leg des fünften Satzes einen kuriosen Start hin, den passablen Double-In-Start vermischte er mit zwei phänomenal herausstechenden Aufnahmen plus einem Gang ans Oche mit grottenschlechten Aussetzern und einem souveränen Checkout. Heraus kam dabei ein brillanter 12-Darter: 38 – 180 – 174 – 29 – 80. Es war das 1:0, dem Mike De Decker im zweiten Leg das unangefochtene 2:0 folgen ließ, bevor er im dritten Durchgang sieben Breakdarts verschleuderte. Auch Luke Humphries hatte massive Probleme, zehn Restpunkte loszuwerden, doch schließlich saß der siebte Versuch in der Double-2, und der Anschluss war hergestellt, 1:2. Auch in Durchgang Vier war der Titelverteidiger zur Stelle, 14 Treffer gereichten ihm zum neuerlichen Ausgleich, 2:2. Doch ausgerechnet im Entscheidungsleg war Luke Humphries wieder komplett aus dem Tritt geraten, Mike De Decker bekam kaum Gegenwehr und konnte nicht zuletzt dank optimaler Vorbereitung (135), den Satzgewinn zementieren.

Der Belgier hatte sich einen 4:1-Satzvorsprung gegenüber dem Weltmeister erarbeitet, der zugegebenermaßen zeitweise überhaupt nicht stattfand. Es soll die Leistung Mike De Deckers in keiner Weise schmälern, aber was Luke Humphries hier bislang abgeliefert hatte, ging zum größten Teil auf keine Kuhhaut, dafür ging die Aufregung dem Vater des Engländers sichtbar unter die Haut. Der war im Saal zugegen und konnte seine Nervosität kaum verbergen. Erst im ersten Leg des sechsten Sets wäre Luke Humphries um ein Haar das 132er-Finish gelungen, aber auch der Versuch aufs Bullseye klappte nicht. Mike De Decker bestrafte dies mit dem Break und der 1:0 Führung. Im zweiten Durchgang verpasste „Cool Hand, Luke“ sieben(!) Gelegenheiten, sich mit dem Re-Break zu revanchieren und servierte Mike De Decker die Möglichkeit, mit 2:0 in Front zu ziehen, die dieser mit dem fünften Pfeil in der Double-4 genutzt hatte. Zu einem Zeitpunkt, als Luke Humphries eigentlich schon geschlagen schien, förderte der Engländer in seiner ihm ureigensten, persönlichen Weltmeister-Manier, das 149er-Checkout zutage, mit Triple-20, Triple-19 und Double-16 radierte er das High Finish aus und zog damit den Kopf nochmal aus der Schlinge. Aus dem Nichts kommend hatte Luke Humphries die drohende Satzniederlage gerade noch abgewendet und stattdessen auf 1:2 verkürzt. Das erinnerte ein wenig an das 146er-Finish, mit dem der Weltranglistenerste im Viertelfinale gegen Jonny Clayton, das Match mit dem Switch gedreht hatte.

Würde das brillante 149er-Finish von „Cool Hand, Luke“ auch diesmal den Wendepunkt darstellen?

Zunächst sah es tatsächlich danach aus, als würde Luke Humphries hier zum nächsten imposanten Comeback ansetzen, denn auch der 12-Darter im zweiten Durchgang bestach durch seine Brillanz: 112 – 140 – 97 – 152. Das grandiose High Finish von 152 Punkten hatte der 29-Jährige aus Newbury mit zweimal Triple-20 und Double-16 vom Board gefegt. In der allerhöchsten Anspannung war dies das zweite vortreffliche High Finish in Folge, das er nervenstark abräumte, nachdem er vorher, unter weit weniger Druck, kaum ein einzelnes Doppelfeld zu treffen imstande gewesen war. Nach dem 0:2 Leg-Rückstand hatte er in diesem Set den Ausgleich wieder hergestellt und den Decider erzwungen. Und auch im fünften Durchgang ließ sich Luke Humphries nicht die Butter vom Brot nehmen, somit verkürzte er auch in den Sätzen, lag aber alles in allem, dennoch immer noch bedenklich zurück, 2:4. Im ersten Durchgang des siebten Satzes schnappte sich Luke Humphries den nächsten Anwurf des Gegners, damit hatte er mittlerweile das vierte Leg in Folge abkassiert, 1:0. Jenes Break bestätigte Luke Humphries im zweiten Durchgang, das war in dieser Serie aufeinanderfolgender Leggewinne, bereits die Nummer Fünf, 2:0. Unbeeindruckt von der Aufholjagd seines Kontrahenten, zog Mike De Decker in Leg Drei das 156er-Finish aus dem Ärmel, zweimal die Triple-20 plus der Double-18, der Belgier hatte sich mit dem 1:2 ebenso eindrucksvoll wie nachhaltig zurückgemeldet. Aber Luke Humphries wusste sehr wohl, was die Stunde geschlagen hatte und wie essentiell dieser Satzerfolg war, im dritten Durchgang bündelte er nochmals alle Konzentration, und nachdem beide Protagonisten eine Aufnahme für den Leggewinn vergeben hatten, war es schließlich der Weltmeister, der den alles entscheidenden Pfeil in Tops unterbrachte. Gegen den Anwurf hatte Luke Humphries den 3:4-Satzanschluss errungen, im nächsten Set durfte nunmehr er als erster Akteur ans Oche treten. Mit der 123 als passende Vorbereitung, hatte sich Luke Humphries im ersten Leg auch gut gestellt, aber Mike De Decker machte auf der anderen Seite mit 20, 20, Bullseye die verbliebene 90 aus, und holte sich somit das Break zum 1:0. Luke Humphries revanchierte sich in Durchgang Zwei umgehend mit dem Re-Break und glich wieder aus, 1:1. Im dritten Leg hatte der Engländer den 13-Darter parat, der bescherte ihm die Bestätigung des eben errungenen Breaks, 2:1. Nur einen Treffer mehr benötigte Mike De Decker, der sich weiterhin nicht abschütteln ließ, in Durchgang Vier, abermals war der Ausgleich da, 2:2. Im Entscheidungsleg hatte sich Luke Humphries nach vier Aufnahmen auf die 67 heruntergespielt, doch mit diesem Restbetrag vor der Brust, traf er beim nächsten Gang ans Oche die 17 und die Triple-18 – „No Score!“ Noch stellte dieser unerfreuliche Fauxpas kein entscheidendes Problem dar, denn der Gegner befand sich zu diesem Zeitpunkt auf der 226. Das sollte sich jedoch prompt ändern, Mike De Decker drangsalierte bei der nächsten Aufnahme das Triple-Segment bestmöglich und punktete mit der 180. Für die verbliebene 46 sollte er jedoch keine Gelegenheit mehr bekommen, denn der Gegner eliminierte mit drei weiteren Pfeilen die übrig gebliebene 67 und hatte somit den Satzausgleich erkämpft. Nach einem 1:4 Satzrückstand, hatte „Cool Hand, Luke“, der sich trotz alledem in diesem Finale mehr als schwer tat, sich neuerlich in Position gebracht, es war wieder ein offenes Match.

Hat Luke Humphries am heutigen Abend ausreichend Willensstärke mitgebracht, um das mühevoll erkämpfte „Fightback“ auch zu vergolden?

Aber selbst dieses hart erkämpfte Comeback konnte Mike De Decker nicht einschüchtern, geschweige denn vom Weg abbringen. „The Real Deal“ kannte heute nur ein Ziel, unter allen Umständen, das einzig Wahre einzuheimsen, und das war in der Tat: der Siegerpokal. Der Tatsache geschuldet, dass Luke Humphries im ersten Durchgang des achten Satzes, über zwei komplette Aufnahmen hinweg, keinen einzigen Treffer im Double-In Feld landen konnte, und natürlich auch dank des fantastischen Set-up-Shots (134), griff sich Mike De Decker, ohne jegliche Gegenwehr, das 1:0. Ins zweite Leg kam Luke Humphries mit dem dritten Versuch hinein, dazu die geeignete Vorbereitung (132), das gereichte ihm zum Ausgleich, 1:1. Wie sein Kontrahent im Leg zuvor, benötigte auch der Belgier in Durchgang Drei nur 14 Würfe, dann war das 2:1 verbucht. „Cool Hand, Luke“ hatte hier mit Triple-20, Bullseye und Triple-13, die 149 gelöscht und sich somit die Double-16 aufbereitet, doch trotz dieses hervorragenden Set-up-Shots, war er hier definitiv zu spät dran. So ähnlich hat sich gestern wohl Ryan Joyce gefühlt, als er ein ums andere Mal die passende Vorbereitung lieferte, was sich dann dennoch wiederholt als ein Schritt zu spät erwies. Wie auch immer, Luke Humphries kam auch ins nächste Leg erst mit dem sechsten Versuch rein, dem ließ er zwar das Maximum, die 100 und die 125 folgen, aber schlussendlich war er auch damit nicht schnell genug, denn Mike De Decker hatte mit insgesamt 15 wohlplatzierten Treffern bereits den nächsten Leggewinn für sich verbucht und damit das 5:4 in Sätzen fixgemacht. Noch war nicht alles verloren für Luke Humphries, insbesondere angesichts der Tatsache, dass er im darauffolgenden Set wieder das erste Leg begann. Jenes hat er auch souverän über die Ziellinie getragen und schritt 1:0 in Front. Luke Humphries hatte seinen Anwurf also gehalten, aber Mister Humphries Senior hielt es kaum noch auf seinem Stuhl. Immer wieder erhob sich Lukes Dad vom Sitz, die aufregenden Wellenbewegungen, die sein Sohn heute Abend in Gang gesetzt hatte, ließen ihn nicht einen Augenblick zur Ruhe kommen. Aber Mike De Decker war nicht im Finale angetreten, um nur mitzuspielen, sondern um dem Weltmeister gehörig Kontra zu geben. Auch er ließ sich in Durchgang Zwei seinen Anwurf nicht abnehmen und glich ein weiteres Mal aus, 1:1. Und im dritten Leg zeigte der World Grand Prix-Debütant dem Titelverteidiger und dem Rest der Darts-Welt, wie man standesgemäß ein Break landet: 70 – 180 – 180 – 71, im Stile eines großen Champions hatte Mike De Decker den 11-Darter präsentiert und damit erneut ein Break gesetzt. Das war ein Wirkungstreffer, von dem sich selbst ein Luke Humphries in dieser Begegnung nicht mehr erholen sollte. Und auch wenn der Engländer in Durchgang Vier nochmal den Ausgleich erzwang, 2:2, mit dem nervenstarken 12-Darter im Decider-Leg: 32 – 134 – 100 – 180 – 55, machte Mike De Decker den Deckel drauf. Leg-, Set- und Matchgewinn für den Belgier. „The Real Deal“ hatte das einzig Wahre realisiert und die Sensation war perfekt.

Der World Grand Prix-Debütant, Mike De Decker, ist der World Grand Prix Champion 2024 – auch von dieser Seite aus ein herzliches: „Gefeliciteerd!“

Für Luke Humphries muss es ein unwahrscheinlich bitteres Déjà-vu gewesen sein, denn auch im Finale der UK Open 2024, hatte er gegen einen Belgier den Kürzeren gezogen. Im Butlin’s Resort in Minehead war es Dimitri Van den Bergh gewesen, der ihm mit 11:10 eine höchst knappe und ebenso empfindliche Niederlage beigebracht hatte. Heute konnte er hingegen eigentlich nur zur Van-Gerwen`schen Standarderkenntnis kommen, („I can only blame myself“), denn der Titelverteidiger war das ganze Spiel über tatsächlich nicht in der Lage gewesen, sein A-Game abzurufen. Trotzdem präsentierte sich Luke Humphries im Anschluss wie immer als äußerst fairer Verlierer und wahrer Sportsmann und prophezeite seinem Bezwinger noch viele weitere Erfolge. Der frischgekürte World Grand Prix-Champion, Mike De Decker, zeigte sich bei der Siegerehrung von Freude überwältigt, feierte erst ausgiebig mit dem Publikum, bevor er endlich die „Silverware“ in Empfang nahm. Es hatte etwas länger gedauert, bis er den Pokal in die Höhe hievte, dann aber hatte man das Gefühl, dass er die Trophäe nie wieder loslassen würde. Natürlich bestätigte der Belgier im Siegerinterview, dass er „Over the Moon“ sei und es gilt zu konstatieren, dass man den Unterlegenen selten so ausgiebig mit dem Sieger gemeinsam feiern sah. Mike De Decker und Luke Humphries verabschiedeten sich also in allerbester Stimmung und auch wir sagen aus Leicester, ein letztes Mal für den diesjährigen World Grand Prix: Good Night and Always Look at the Bright Side of the Flight!

World Grand Prix


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