World Cup of Darts 2025: Nach dem unglaublichen Auftritt im Achtelfinale galt es heute, gegen Australien zu bestehen
Dieser Abend wird in ewiger Erinnerung bleiben, das steht schon mal fest. England gegen Deutschland, die sportliche Rivalität geht weit zurück. Bislang war die ausgewogene Chancenverteilung jedoch vor allem beim Fußball gegeben, im Dartsport musste sich Deutschland eher mit der Außenseiterrolle begnügen. So auch gestern Abend, insbesondere da England die beiden weltbesten Protagonisten des Darts nach Frankfurt geschickt hatte. Seit unzähligen Wochen war es das Gesprächsthema par excellence, man hat kaum noch über etwas anderes gesprochen, als über das „Dream Team“ aus England, das fraglos als unschlagbar galt. Und fast sah man die Begegnungen nur als dekoratives Beiwerk an, der Pokal schien auch in 2025 bereits sicher in den Händen der Titelverteidiger. Dass nicht Michael Smith, sondern Luke Littler in diesem Jahr an der Seite von Luke Humphries stand, machte die Angelegenheit zu einer schier hundertprozentigen Sache. Alle schwadronierten und tönten bereits vom Sieg der beiden Lukes, seit Monaten gab es kaum ein anderes Thema … Und dann kam Deutschland – und in weniger als einer Stunde war das Thema erledigt.
Aus aktuellem Anlass nochmal die Analyse des gestrigen Sieges gegen die Giganten des Darts in der Zusammenfassung und der Rückblick, wie diese Sensation zustande kam
England hatte das Ausbullen gewonnen, aber Ricardo Pietrezcko und Martin Schindler gelang der optimale Start in diese Achtelfinal-Partie. Während Luke Humphries und insbesondere Luke Littler ausgesprochen angespannt wirkten, waren die Deutschen sofort im Flow und kamen so auch besser ins Spiel. Kurze Zeit später hatten sie das Break bestätigt und gingen mit 2:0 in Führung. Auch das 3:0 war in Reichweite, doch diesmal machte ihnen England einen Strich durch die Rechnung, Luke Littler gelang das Ton-plus Checkout, 123 Punkte waren Geschichte, somit hatte er England auf die Leganzeigengrafik gebracht. Der amtierende Weltmeister, der seit seinem Aus beim München-Turnier, das an Ostern stattgefunden hatte, via Social Media wiederholt seine Aversion gegen Deutschland zum Ausdruck gebracht und sogar den möglichen Deutschland-Boykott angekündigt hatte, sendete ein kurzes Kopfnicken in Richtung Publikum, was zweifelsohne eine provozierende Geste war, die Menge reagierte entsprechend. Auch das vierte Leg ließen sich die Engländer nicht entgehen, jetzt wuchs die Überzeugung, die Gäste hätten sich nun unaufhaltsam ins Spiel eingefunden und das Momentum auf ihre Seite gebracht. Als Team Luke in Durchgang Fünf das Maximum ans Board nagelte, skandierte man im Saal sogar kurzzeitig den Namen der gegnerischen Nation, für wenige Augenblicke waren die England-Anfeuerungsrufe deutlich zu vernehmen. Das dauerte aber nicht lange an, kurz darauf überwog wieder der akustische Rückhalt für die Lokalmatadoren, denn auch Martin Schindler war in diesem Leg mit der 180 zur Stelle. Luke Littler bekam die Chance, das dritte Leg in Folge einzuheimsen, aber drei Versuche segelten am anvisierten Doppel vorbei. Dann war Ricardo Pietreczko an der Reihe und löschte nervenstark das High Finish von 106 Zählern, damit schnappte er den Engländern die sicher geglaubte 3:2-Führung vor der Nase weg und Deutschland eilte abermals vorneweg. Dies könnte möglicherweise der endgültige Wendepunkt in Sachen Selbstbewusstsein gewesen sein, denn von da an, machte sich bei den Deutschen ein gewisses Dominanzgebaren breit.
Plötzlich hoffte man nicht mehr nur auf den möglichen Erfolg, man glaubte daran
Martin Schindler und Ricardo Pietreczko wurden nicht müde, einander zu pushen, das Selbstverständnis steigerte sich von Leg zu Leg und irgendwie entwickelte sich auch eine ganz eigene Leichtigkeit, ohne dass die Spieler in ihrer Haltung an Spannung verloren. Und während Martin Schindler und Ricardo Pietreczko, obwohl sie dieses Jahr zum ersten Mal gemeinsam angetreten sind, wie ein eingespieltes Team wirkten, bei dem jeder seine Momente hatte und keiner den anderen mitziehen musste, erschienen Luke Humphries und Luke Littler keineswegs als das „Dream Team“, von dem alle Welt zuvor ausgiebig palavert hatte. Beide für sich sind überragende Weltklassespieler, zwei Ausnahmetalente sondergleichen. Aber als Team, das haben sie gestern bewiesen, funktionieren sie bislang keineswegs. Sobald einer von beiden starke Aufnahme vorlegte, stürzte der andere ab und umgekehrt. Auch im sechsten Durchgang vermochte es Luke Littler nicht, das Leg nach Hause zu bringen und irgendwie hatte man da schon das Gefühl, dass er sich eher gedanklich bereits auf dem Heimweg nach England befand. Erneut war es Ricardo Pietreczko, der das 4:2 ausmachte und im letzten Leg vor dem Zwischenstopp übernahm Martin Schindler den Job. Anschließend begaben sich die beiden hochzufrieden mit der 5:2-Führung in die Pause, während man Luke Humphries und Luke Littler bereits hier den Frust mehr als deutlich vom Gesicht ablesen konnte. Deutschland konnte nach der Pause an die zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen und strich weitere zwei Legs ein, während Luke Humphries – schon vor dem Checkout der Gegner zum 7:2 – resignierend abwinkte. Danach schafften es die beiden Lukes zwar nochmal, sich auf 4:7 heran zu robben, aber im Anschluss machte Deutschland die Sensation kurzerhand perfekt. „Pikachu“ entledigte sich des 62er-Finishs, das 8:4 gegen den haushohen Favoriten war besiegelt. Das muss man sich nochmal auf der Zunge zergehen lassen: die Nummer 18 und die Nummer 28 der PDC Order of Merit haben die Nummer Eins und die Nummer Zwei der Weltrangliste ohne zu zögern in deren Schranken verwiesen und zwar in überlegener Manier. Luke Littler gab den Siegern kurz – man hatte fast den Eindruck, auch ein wenig widerwillig – die Hand und rauschte brüskiert von der Bühne, (hier merkte man ihm sein jugendliches Alter halt doch noch an), während Luke Humphries in der Niederlage, die für ihn nicht minder enttäuschend war, weitaus mehr Klasse bewies. Er blieb noch einige Zeit auf der Bühne, um den Gegnern den gebührenden Respekt entgegen zu bringen und auch herzlich zu gratulieren.
„Congratulations Luke Humphries“ and „Congratulations Luke Littler!“
Apropos gratulieren, entgegen des gestrigen Darts-Fiaskos muss man Luke Humphries und Luke Littler dennoch ernstgemeinte Glückwünsche übermitteln. „For services to darts“ wurden beide Lukes am letzten Freitag von König Charles zu Rittern geschlagen, sie erhielten den Titel „Member of the British Empire“ und dürfen fortan das MBE hinter ihrem Namen tragen. Luke Humphries hat sich diesbezüglich auch schon auf Social Media geäußert: „I have enjoyed the highest of highs in darts in becoming world number one and winning the biggest tournaments the game has to offer, but to be awarded the MBE will rank alongside any of those achievements.“ Wohingegen Martin Schindler seinerseits auf der gestrigen Pressekonferenz das Erfolgsrezept zum Sieg gegen England kundgetan hat: „Jeder hat von England erwartet, dass sie gewinnen. Das konnten wir mental als Vorteil nutzen.“ Als Ricardo Pietreczko danach allerdings auch schon vom Titel träumte, bremste ihn der Partner aus: „Leave the church in the village.“ O.k., wenn überhaupt etwas bei Martin Schindler verbesserungswürdig ist, dann wäre das die englische Verwendung der Idiome. Um zu verhindern, dass die Emotionen eskalieren, wollte „The Wall“ natürlich zum Ausdruck bringen, dass Ricardo die Kirche im Dorf lassen sollte: „Don`t get carried away!” Trotzdem hat natürlich jeder verstanden, was er meinte. Im heutigen Viertelfinale würden Martin Schindler und Ricardo Pietreczko auf die Australier treffen. Na denn: „Thumbs are pushed!“ – Nein, Scherz, natürlich muss es lauten: „Fingers crossed!“
Irland gegen Nordirland – die Auseinandersetzung fand glücklicherweise nur am Oche statt
Die Begegnung Deutschland vs. Australien würde das zweite Duell des Nachmittags ausmachen, die Viertelfinals begannen mit Irland (William O'Connor & Keane Barry) gegen Nordirland (Daryl Gurney & Josh Rock). Auch in dieser Runde galt der Best-of-15-Legs Modus, weiterhin brauchte ein Team acht gewonnene Durchgänge, um ins Halbfinale einzuziehen.
In den ersten zehn Durchgängen entwickelte sich ein gediegenes Kopf-an-Kopf-Rennen, im Wechselschritt voran eilend, schenkte keiner der beiden Mannschaften dem Gegner auch nur einen Millimeter. Nordirland hatte das Ausbullen gewonnen und packte gleich im ersten Leg 15 Treffer aus, in die sie das High Finish, 104 (7, T19, D20) eingepflegt hatten, 1:0. Irland antwortete im zweiten Durchgang mit dem 14-Darter (180 – 120 – 58 – 119 – 24), hier war nicht nur ein unglücklicher Bouncer, sondern auch die passende Vorbereitung inbegriffen. Dabei war Nordirland mit vier und Irland mit fünf perfekten Darts in Match gestartet, 1:1. Trotz Double-Trouble brachten Daryl Gurney und Josh Rock auch im dritten Durchgang ihren Anwurf heim, 2:1, während William O'Connor und Keane Barry im darauffolgenden Leg den 13. Dart in der Triple-16 und den 14. in der Double-12 unterbrachte und so die verbliebene Restforderung von 72 Zählern getilgt hatte, 2:2. Auch darauf hatte Nordirland im fünften Durchgang die passende Antwort: 140 – 97 – 140 – 84 – 40, es war der 13-Darter zum 3:2. Weniger spektakulär sicherten sich beide Nationen in den nächsten zwei Durchgängen ihren jeweiligen Anwurf und es stand 4:3 für Nordirland. Im achten Leg setzte Irland das nächste markante Ausrufezeichen: 100 – 99 – 180 – 122. Der 12-Darter mit dem ausgezeichneten High Finish markierte einen weiteren Ausgleich, wobei die 122 mit Treffern im Bullseye, in der Triple-16 und in der Double-12 herausgenommen wurde, 4:4. Erst im neunten Durchgang vermochte es Nordirland nicht, erneut zu konterten, Irland schnappte sich mit fünf Aufnahmen, inklusive geschicktem Set-up-Shot (131), das erste Break des Tages, 5:4. Nur wenige Würfe mehr brauchten die Nordiren, um sich im darauffolgenden Leg zu revanchieren, hier holten sie sich postwendend das Re-Break, 5:5. Ab da schalteten Daryl Gurney und Josh Rock einen gehörigen Gang nach oben, im elften Leg präsentierten sie den nächsten exzellenten 12-Darter, der gleich zwei Maxima enthielt: 180 – 97 – 180 – 44, und übernahmen neuerlich die Führung, 6:5. Und als sie im zwölften Durchgang den 13. Pfeil in der Triple-20, den 14. in der einfachen 18 und den 15. in der Double-9 untergebracht hatten, war auch das 96er-Finish Geschichte und die Nordiren hatten das nächste Break in der Tasche, 7:5. Sie waren entschlossen, sich nicht mehr unnötig aufhalten zu lassen, 15 weitere Treffer später, war jenes Break bestätigt und der 8:5-Erfolg für Daryl Gurney und Josh Rock unter Dach und Fach, Nordirland stand somit als erster Halbfinalist fest.
Mit dem Erfolgsrezept, immer fest ans sich zu glauben und die Hoffnung nie aufzugeben
Dann folgte die Partie, der man aus heimischer Sicht am meisten entgegenfieberte, Deutschland bekam es nun mit Australien zu tun. Damon Heta und Simon Whitlock hatten gestern Abend die Argentinier regelrecht gebügelt, wobei da von Jesus Salate & Victor Guillin auch kaum nennenswerte Gegenwehr kam. Luke Littler hatte sich übrigens nach der gestrigen Niederlage auf seinem persönlichen Social Media Account noch nicht zu Wort gemeldet, allerdings kommentierte er heute die Hoffnung, die Damon Heta auf dessen eigenem Account preisgab. Damon Heta war zuversichtlich, dass man das deutsche Publikum nicht komplett gegen sich haben würde, worunter Luke Littler folgenden Kommentar setzte: „No chance!“ Auf der Pressekonferenz hatte er die Schuld größtenteils auf die Zuschauer abgewälzt. – Nun, und dieser Ansicht war auch Wayne Mardle, da hat er es sich doch ein wenig zu leicht gemacht. Es sei vorausgenommen, dass Luke Littler nicht Recht behalten sollte, die Australier wurden am heutigen Nachmittag in der Frankfurter Eissporthalle ausgesprochen freundlich empfangen und auch während des Spiels von der Menge nicht negativ beeinträchtigt.
Deutschland, vor allem in Person von Martin Schindler, fand heute nicht ganz so geschmeidig in die Partie. Nachdem man das Ausbullen für sich entschieden hatte, konnte das erste Leg nur mit einiger Mühe und Not auf die Habenseite gebracht werden, 1:0 für Deutschland. Aber auch Australien war im zweiten Leg nicht wirklich schneller unterwegs, indes auch sie ihren Anwurf hielten, 1:1. Auch den dritten Durchgang holten sich die Deutschen mehr schlecht als recht, wobei „Pikachu“ eigentlich von Beginn an zur Stelle war, nur der Partner war noch nicht richtig im Match angekommen. Trotzdem ging man mit 2:1 in Führung, bevor „The Wall“ im vierten Durchgang der Befreiungswurf gelang. Hier förderte Deutschland den 12-Darter zutage, den sie obendrein mit formidablem High Finish garniert hatten: 123 – 140 – 100 – 138 (T19, T19, D12). Damit war den Gastgebern das Break gelungen, Martin Schindler und Ricardo Pietrezcko bauten ihren Vorsprung auf zwei Zähler aus, 3:1. Dann waren die Australier wieder zur Stelle, mühelos griffen sie sich zwei Legs in Folge und glichen aus, 3:3. Jetzt ging es darum, wer mit dem besseren Gefühl in die Pause gehen würde und das war in der Tat Deutschland. Das Team Schindler / Pietrezcko schnappte sich den siebten Durchgang und es ging zum Zwischenstopp, 4:3. Damon Heta und Simon Whitlock hatten sich in der Pause offensichtlich besser gestärkt als ihre Kontrahenten, denn sie brachten im achten Leg nicht nur ihren Anwurf über die Ziellinie, – die Deutschen hatten hier eine Breakmöglichkeit durch den Pfeil im falschen Doppel vergeben, – sondern packten im neunten Durchgang auch noch 15 wohlplatzierte Treffer aus, in die sie das „Shanghai Finish“ integrierten. In diesem Leg hatte Deutschland keinen Versuch auf ein Doppel, im Leg zuvor hatte man anstelle der Double-12, die Double-5 getroffen. Der letzte Leggewinn war ein Break gewesen, infolgedessen ging Australien zum ersten Mal in dieser Viertelfinalpartie in Führung, 5:4. Deutschland hatte im zehnten Durchgang ebenfalls die Gelegenheit das „Shanghai Finish“ herauszunehmen, aber Tops machte einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Und auch drei weitere Versuche genügten nicht, um die verbliebene 20 vom Board zu wischen und so das sofortige Re-Break zu erzielen. Aus dieser Leichtfertigkeit schlug Australien Kapital, mit letzter Kraft retteten sie ihr begonnenes Leg doch noch über die Ziellinie, womit das zuvor errungene Break bestätigt war, die Spieler aus Down Under erhöhten auf 6:4. Im elften Durchgang hatte Australien weiter Tempo aus ihrem sowieso nicht allzu schnellen Vorankommen genommen, hier hätten sie das 150er-Finish gebraucht, um ein weiteres Mal zu breaken. Doch nur der dritte Dart landete im Bullseye, die 88 gelöschten Punkte machten das Kraut auch nicht mehr fett. Deutschland hatte zuvor das 82er-Finish knapp verpasst, weil der letzte Pfeil an der Double-12 vorbei geschrammt war, aber beim nächsten Gang radierte Ricardo Pietrezcko mit dem insgesamt 16. Wurf die verbliebene 24 aus und verkürzte auf 5:6. Australien hatte im zwölften Durchgang den respektablen 14-Darter, inklusive zweier Maxima, zur Hand: 83 – 180 – 180 – 38 – 20, somit war Australien nurmehr ein Leg vom Halbfinale entfernt, 7:5.
Australien stand mit einem Fuß schon im Halbfinale
Am Rande der Niederlage angekommen, warf Deutschland nochmal alles in die Waagschale. Australien parkte im 13. Leg noch auf der 160, da beglich Team Schindler / Pietrezcko die Restsumme von 64 Zählern und kam wieder ran, 6:7. Doch die Gefahr der Niederlage war bei weitem nicht gebannt, denn dies war nur der eigene Anwurf gewesen, die Deutschen brauchten mehr als alles andere: das Break. Und Ricardo Pietrezcko und Martin Schindler bekamen im 14. Durchgang auch die erste Möglichkeit zum Checkout, schafften es aber nicht, 56 Restpunkte mit drei Würfen quitt zu werden. Das war mehr als bedenklich, denn gegenüber hatte Australien die Chance aufs „Shanghai Finish“, eines davon hatten sie an diesem Nachmittag schon bewerkstelligt. Den ersten Versuch bugsierte Damon Heta in die einfache 20, den nächsten in die Triple-20, jetzt fehlte nur noch Tops und sie hätten das Halbfinalticket in der Tasche. Keine lauten Störgeräusche aus dem Saal, die Zuschauer hielten vielmehr die Luft an. Doch statt in die Double-20, verirrte sich der Pfeil ins Aus, das Missgeschick konnte für Australien teuer zu stehen kommen. Kam es auch, denn auf der anderen Seite lenkte „Pikachu“ den Dart seinerseits ins anvisierte Ziel, hier war es die Double-5. Deutschland hatte den Kopf nochmal aus der Schlinge gezogen, nach Matchdart gegen sich, war mit jenem Break die volle Distanz erzwungen. Und den Decider durften in der Tat die Gastgeber beginnen, glatt hundert gelöschte Punkte war schon mal ein vernünftiger Anfang. Auch die Australier starteten mit der 100, bis Mitte der 200er-Marke entwickelte sich fast so etwas wie Synchron-Darten. Aber dann legte Deutschland eine Schippe drauf, schließlich hatte es sich ausgezahlt, dass man immer an sich geglaubt hat. Während die Deutschen weiterhin ordentlich auf den Triple-Feldern unterwegs waren und mit der nächsten Aufnahme 140 Zähler subtrahierten, schaffte es Australien gerade mal 41 Punkte loszuwerden. Beim nächsten Gang ans Oche hatte Damon Heta zwar dann mit der 139 Tops gestellt, aber die Australier sollten keine Gelegenheit mehr bekommen, diesen Restbetrag zu tilgen. Ein einziger weiterer Versuch genügte Deutschland, um die verbliebene 24 vom Board zu fegen, Deutschland hatte nach 5:7-Rückstand die Wende geschafft, das Momentum auf seine Seite zurückgezogen und mit aller Entschlossenheit den 8:7-Erfolg errungen. Damit stand Deutschland, wie gesagt, nach Matchdart gegen sich, im Halbfinale, wo sie heute Abend auf die Nordiren treffen werden.
Dank Deutschland war Wales plötzlich auf die Position des Topfavoriten avanciert
Im Anschluss an diese aufregende Partie stand die Begegnung zwischen dem zwischenzeitlich zum Topfavoriten aufgestiegenen Wales und dem letztverbliebenen Vertreter aus Asien, Hongkong (Man Lok Leung & Lok Yin Lee), an.
Wales mit geringfügigen Anlaufschwierigkeiten, im ersten Durchgang gab man den Anwurf an den Gegner aus Hongkong ab, 1:0 für Man Lok Leung und Lok Yin Lee. Doch schon im zweiten Leg waren die Waliser im Flow, hier waren sie gar auf dem besten Wege zum möglichen Neun-Darter, aber nach sieben Treffern in der Triple-20, versenkte Jonny Clayton den achten nur im einfachen 19er-Segment. Das war zwar schade, aber auch der letztendliche 11-Darter war aller Ehren wert: 180 – 180 – 89 – 52, Re-Break zum 1:1. Die Waliser starteten mit dem nächsten Maximum ins dritte Leg, der 15. Wurf landete in der Double-16, auch dieser Leggewinn war nicht mehr als Formsache, 2:1. Im vierten Durchgang gönnten sich Gerwyn Price und Jonny Clayton eine kurze Verschnaufpause. Hongkong, das sich bis hierhin wacker hielt, glich nochmal aus, 2:2. Mit einer weiteren 180 begannen die Waliser den fünften Durchgang, auch hier genügten ihnen alles in allem 14 Würfe und es stand 3:2. 15 Treffer später hatte Wales auf 4:2 erhöht, bevor ihnen im darauffolgenden Durchgang die identisch gleiche Wurfanzahl reichte, um ein weiteres Leg einzutüten. Der wesentliche Unterschied zum Leggewinn davor, war, dass Gerwyn Price hierbei auch noch das High Finish, 108 (T18, 18, D18) zur Hand hatte. Zum ersten Mal an diesem Nachmittag ertönte der „Iceman“-typische „Brunftschrei“, was vom Frankfurter Publikum mit großem Wohlwollen quittiert wurde. Ab da erklangen „Gerwyn Price“-Fangesänge am laufenden Band, die Menge skandierte seinen Namen, als wenn es kein Morgen gäbe. Selbst Gerwyn Price war überrascht vom plötzlichen Zuspruch, freute sich aber nicht minder darüber. Trotz dieses bedingungslosen Rückhalts aus dem Saal, verpasste Wales im nächsten Durchgang das Bullseye-Finish, während Hongkong davon profitierte und sich der restlichen 86 entledigte, 3:5. Und im neunten Leg gelang dem munter weiterkämpfenden Team Man Lok Leung / Lok Yin Lee sogar noch das Break, mit 15 Würfen verkürzten sie auf 4:5. Der verringerte Abstand konnte Wales aber nicht wirklich schockieren, sie hatten im zehnten Durchgang gleich wieder die passende Antwort parat und bestraften den Fakt, dass Hongkong hier zwei weitere Checkout-Gelegenheiten ausließ, 6:4. Im elften Leg fuhren die Waliser wieder das große Besteck auf: 180 – 96 – 180 – 45, der neuerliche 11-Darter gereichte ihnen zum 7:4. Es war nurmehr eine Frage der Zeit, denn auch im zwölften Durchgang fackelten Gerwyn Price und Jonny Clayton nicht lange. Hier hatten sie sich mit der 162 zwar eine Bogey-Zahl gestellt, das ließ den „Iceman“ und seinen Partner aber eiskalt. Dann förderte man halt den 13-Darter mitsamt überragendem Set-up-Shot zutage: 140 – 99 – 100 – 150 – 12, dieser bescherte den Walisern den souveränen 8:4-Sieg und das Ticket ins Halbfinale. Wales hatte im Average 99,66 ins Board gehämmert, für ein Teamduell ist das ein durchaus herausragendes Ergebnis.
Der erste Legverlust und trotzdem ein Spaziergang
In der letzten Partie des Nachmittags traf Kroatien auf die Niederlande, die bis zu diesem Zeitpunkt im Turnier 16 Legs gespielt und 16 Legs gewonnen hatte. Ohne einen einzigen Legverlust waren sie zunächst durch die Gruppenphase gecruist, – Ungarn hat man dabei nicht einmal einen Versuch auf Doppel erlaubt, – bevor Danny Noppert und Gian van Veen gestern Schottland (und irgendwie auch die gesamt Darts-Welt) mit dem „Whitewash“ in Erstaunen setzten.
Und dann kam es, wie es wohl irgendwann kommen musste, gleich zu Beginn der Partie gaben die Niederländer ihr erstes Leg ab. Dabei hatten sie hier den Anwurf, mussten aber wohl erst ins Rollen kommen, das ging in der Hitze des Saales wohl heute nicht ganz so fließend. Karel Sedlacek und Petr Krivka verpassten zwar zunächst das 123er-Finish, weil der letzte Wurf nur den Außendraht des Bullseye kratzte, wurden aber die verbliebene 25 noch quitt, holten sich dieses Break und übernahmen mit 1:0 die Führung. Doch schon im zweiten Durchgang hielt sich die Niederlande schadlos, Danny Noppert navigierte seinen Pfeil in die Double-20, – mittiger hätte der da gar nicht Platz nehmen können, – und so war das Re-Break umgehend erzielt, alles wieder in der Reihe, 1:1. Das soeben errungene Break bestätigten die Niederländer im dritten Durchgang, 2:1, bevor Gian van Veen in Leg Vier den 15. Wurf in die Double-10 lenkte und das nächste Break eintütete, 3:1. Im fünften Durchgang schüttelte man den 13-Darter aus dem orange-farbigen Ärmel: 140 – 96 – 133 – 100 – 32, welcher zum 4:1 verhalf. Das Strahlen des Trikots leuchtete übrigens während der ganzen Partie mit den Strahlen in den Augen der niederländischen Protagonisten um die Wette. Im sechsten Leg war Kroatien nochmal zur Stelle, hier hatte man 14 wirkungsvolle Treffer zur Verfügung: 137 – 85 – 96 – 133 – 50, und verkürzte auf 2:4. Doch schon im darauffolgenden Leg war die Niederlande wieder am Zuge, auch hier genügten 14 Würfe: 81 – 98 – 140 – 134 – 48, um auf 5:2 zu erhöhen. Gar einen Pfeil weniger benötigten Danny Noppert und Gian van Veen im achten Durchgang: 180 – 58 – 134 – 89 – 40, aus dem 13-Darter resultierte das 6:2. Auch im neunten Leg machten die beiden Erfolgspartner nicht viel Federlesens, schon stand es 7:2. Und im zehnten Durchgang versenkte Gian van Veen seinen letzten Pfeil in der Double-10, und machte so den Deckel aufs Match drauf, 8:2.
Damit waren alle vier Halbfinaltickets vergeben. Das Erfreuliche aus deutscher Sicht, auch Martin Schindler und Ricardo Pietrezcko zählten zum Halbfinal-Quartett, was im Hinblick auf die Anzahl der Spieler in diesem besonderen Falle ein Halbfinal-Oktett war. Die Halbfinals in Kürze.