Clemens und Hopp schreiben deutsche Darts-Geschichte
Am dritten und letzten Tag des World Cup of Darts fiel die Entscheidung, wer die Nachfolge des Titelverteidigers Schottland antreten würde. Vor Beginn der Nachmittagssession waren noch acht Nationen im Rennen, unter anderem auch Deutschland. Im letzten Viertelfinale wollten Gabriel Clemens und Max Hopp sich gegen die Niederlande behaupten. Eröffnet wurde der Sonntag von Kanada und Belgien, ehe Gastgeber Österreich England herausforderte und Wales gegen Australien spielte. Im Vergleich zu gestern wurde am Modus nichts geändert.
Kanada lässt Belgien lange Zeit zittern
Der überraschendste Viertelfinalist beim diesjährigen World Cup war mit Sicherheit Kanada. Doch Jeff Smith und Matt Campbell präsentierten sich bis hierhin sehr stark und warfen Nordirland und Neuseeland aus dem Turnier. Nun wollten die beiden auch die an fünf gesetzten Belgier überrumpeln. Im ersten Einzel des Tages duellierte sich Smith mit Kim Huybrechts. Letztgenannter startete mit einem 13-Darter, doch Smith hatte die passende Antwort parat und zeigte einen eigenen 13-Darter. Huybrechts konterte mit einem starken 12-Darter inklusive 84er-Finish und setzte seine starke Leistung mit einem 14-Darter fort. Schon wenig später war die Angelegenheit durch, Huybrechts gelang abschließend noch ein 78er-Finish, beim 4:1-Sieg erzielte er einen brillanten 109er-Average. Nun wollte Dimitri Van den Bergh die Vorarbeit seines Partners ausnutzen und Matt Campbell bezwingen. Doch den besseren Start hatte ganz klar der Kanadier: er glänzte mit einem 160er-Highfinish und bestrafte anschließend einen Fehlwurf seines Gegners mit einem 64er-Checkout. Campbell machte seine Sache richtig gut, löschte im dritten Leg auch noch 120 Punkte und blieb auf Doppel weiter fehlerfrei. Van den Bergh machte danach 71 Punkte aus, doch Campbell ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und versenkte seinen zweiten Matchdart in der Doppel-19. Dementsprechend musste jetzt das Entscheidungsdoppel absolviert werden. Die Belgier ließen im Auftaktleg vier Möglichkeiten auf Doppel liegen und kassierten direkt das Break, egalisierten dies aber umgehend mit einem 13-Darter. Kanada holte sich die Führung mit einem starken 12-Darter sofort wieder zurück, warf im daran anschließenden Leg jedoch dreifach am äußeren Ring vorbei. Van den Bergh machte drei Fehler seines Mitspielers mit einem Treffer in der Doppel-6 vergessen und stellte den 2:2-Ausgleich her. Auch im darauffolgenden Leg vergab Kanada in Person von Campbell eine Möglichkeit. Die schlechte Chancenverwertung kam die beiden letztlich teuer zu stehen. Belgien erhöhte leicht die Schlagzahl, gewann die nächsten Legs ebenfalls und erreichte das Halbfinale.
Suljovic mit grandiosem Comeback, Rodriguez vergibt Matchdarts
Die Österreicher Rowby-John Rodriguez und Mensur Suljovic durften weiter vom Titelgewinn im eigenen Land träumen. Nun wartete mit den topgesetzten Engländern aber die erste richtig schwierige Aufgabe auf die beiden. Wie gestern auch war Suljovic zuerst an der Reihe, ihm stand dabei Michael Smith gegenüber. Suljovic setzte im Auftaktleg drei Breakdarts in den Sand, auf der anderen Seite gelang Smith mit einem 13-Darter selbst das Break. Ein 72er-Finish später stand der „Bully Boy“ bereits kurz vor dem Sieg, doch plötzlich drehte Mensur komplett auf. Erst sicherte er sich mit einem 80er-Finish sein erstes Erfolgserlebnis, dann kam er mit einem starken 11-Darter zum Break und sorgte mit einem ebenfalls hervorragenden 12-Darter für den Decider. Smith spielte in den letzten Minuten die Nebenrolle, hatte im siebten Leg aber Anwurf und positionierte sich nach zwölf Würfen bei 16 Punkten Rest. Doch Mensur war zuerst an der Reihe und machte das Comeback mit einem 87er-Bullfinish perfekt. Suljovic spielte in den letzten vier Legs einen 122er- und insgesamt einen 110er-Average und brachte die Alpenrepublik mit 1:0 in Führung. Im zweiten Einzel legte Rodriguez hervorragend los und zeigte gleich ein 160er-Checkout, anschließend bestrafte er drei Fehler von Rob Cross mit einem 100er-Highfinish. Cross verkürzte zwar auf der Doppel-4, doch Rodriguez zeigte mit 92 Punkten das nächste starke Checkout und stand kurz vor dem Weiterkommen. Doch Cross kämpfte sich mit einem 66er-Finish nochmal ran, überlebte wenig später den ersten Matchdart und sorgte für das so wichtige Entscheidungsleg. Dort ließ Rodriguez drei weitere Möglichkeiten zum Matchgewinn aus, Cross traf nach eigenen Problemen doch noch die Doppel-6 und rettete England ins Doppel. Dort ging es zunächst sehr ausgeglichen los, die ersten vier Anwürfe wurden allesamt verteidigt – auch, weil die Engländer im vierten Durchgang mehrfach an den Doppeln vorbeiwarfen. Smith brachte seine Farben kurz darauf auf der Doppel-6 wieder in Front. Da Suljovic einen 13-Darter mit einem Treffer in der doppelten 20 beendet hatte, ging es nun in das alles entscheidende Leg. Dort hätte Suljovic 110 Punkte ausmachen müssen, erarbeitete sich jedoch keinen Matchdart. Stattdessen brachte Cross das Duell mit dem fünften Matchdart zu Ende und erreichte gemeinsam mit Smith die Vorschlussrunde.
Wales triumphiert im Entscheidungsdoppel
Als einziges Team der acht Viertelfinalisten musste Wales gestern ein Doppel absolvieren – dort setzten sich Gerwyn Price und Jonny Clayton aber problemlos gegen Schottland durch. Nun ging es für die an zwei gesetzten Waliser gegen Australien. Beide Nationen schickten ihren im Normalfall stärkeren Spieler ins erste Einzel, sodass Price auf Simon Whitlock traf. Mit einem sicheren 72er-Finish sorgte Price frühestmöglich für ein Break, doch Whitlock konnte mit einem 14-Darter direkt antworten. Weil der „Wizard“ anschließend einmal an Tops vorbeigeworfen hatte, produzierte Price gleich wieder das nächste Break. Doch erneut ließ sich Whitlock das nicht lange gefallen und glich mit einem 84er-Finish via 20, Doppel-14 und Doppel-18 zum 2:2 aus. Mit einem starken 11-Darter übernahm Whitlock anschließend erstmals die Führung. Bei seinem Anwurf benötigte er nur ebenso wenige Pfeile und führte den Decider herbei. Whitlock startete mit fünf perfekten Darts, ließ völlig unerwartet jedoch ganze fünf Matchdart aus. Price hatte seine Nerven bei 72 Rest im Griff und bescherte Wales den 1:0-Vorteil. Nun musste es Damon Heta aus der Sicht der Australier richten und Jonny Clayton schlagen. Heta erzielte gleich im Auftaktleg das Break, doch Clayton hatte die schnelle Antwort parat und stellte auf 1:1. Nachdem Clayton mit einem 74er-Finish nachgelegt hatte, drehte Heta die Partie und benötigte nach einem Treffer in der Doppel-8 selbst nur noch ein Leg. Diese Aufgabe meisterte Heta mit einem 86er-Checkout, er gewann mit 4:2 und kam dabei auf einen 102er-Average. Somit wurde diese Paarung ebenfalls erst im Doppel entschieden. Auch jetzt gab es im Auftaktleg ein Break zu beobachten, es war Price, der dafür mit einem Treffer in der Doppel-10 verantwortlich war. Weil Whitlock wenig später einmal an der Doppel-18 vorbeigeworfen hatte, konnte Clayton den Vorsprung der Waliser ausbauen, ehe Heta auf der Doppel-1 verkürzte und so drei Fehler seines Partners irrelevant machte. Price stellte den alten Vorsprung auf der Doppel-10 allerdings sofort wieder her und benötigte gemeinsam mit Clayton jetzt nur noch ein einziges Erfolgserlebnis. Da die ersten beiden Matchdarts von Price nicht gut genug gezielt waren, mussten sich die Waliser noch etwas gedulden. Doch dann erwischte der „Iceman“ die Doppel-6 und brachte Wales damit letztendlich ins Halbfinale.
Ganz zum Schluss fehlte nur noch der Auftritt von Team Deutschland. Max Hopp und Gabriel Clemens hatten ihre ersten beiden Hürden souverän gemeistert, doch nun wartete ein ganz anderes Kaliber auf sie – es waren die Niederlande mit Superstar Michael van Gerwen und Danny Noppert. Da van Gerwen am Morgen mit Rückenschmerzen behandelt worden war, stand die Partie länger auf der Kippe. Letztlich konnte die Nummer eins der Welt doch antreten, griff aber erst im zweiten Einzel ein. Demzufolge bekam es Gabriel Clemens anders als erwartet mit Danny Noppert zu tun. Obwohl „Noppie“ ihn unter Druck gesetzt hatte, brachte Clemens das erste Anwurfleg durch, ehe er im zweiten mit einem sehenswerten 156er-Highfinish ein Break produzierte. Weil Clemens anschließend eine Chance zum 3:0 ausgelassen hatte, konnte Noppert trotz einiger Schwierigkeiten verkürzen. Wenig später sorgte er dann mit einem 88er-Finish für das 2:2-Unentschieden. Da die nächsten beiden Legs gerecht aufgeteilt worden waren, ging auch diese Partie wie alle anderen an diesem Nachmittag über die maximale Distanz. Clemens konnte den Vorteil des Anwerfens in dieser Situation voll ausnutzen, er baute sich einen großen Vorsprung auf und traf letztlich die Doppel-8 zum Sieg. Max Hopp hatte nun gegen Michael van Gerwen nur wenig Druck, würde mit einem Überraschungssieg aber das Weiterkommen perfekt machen können. Von den Rückenproblemen beim Niederländer war nichts zu sehen, mit zwei 13-Dartern erarbeitete er sich blitzschnell die Führung. Erst als van Gerwen einen Versuch auf Tops vorbeigesetzt hatte, war Hopp per 94er-Checkout zur Stelle. Doch schon wenig später vergab er selbst eine Möglichkeit zum Ausgleich. Für Hopp lief in diesem Match kaum etwas zusammen, auch im fünften Durchgang landeten drei Pfeile neben den anvisierten Doppelfeldern. Ohne selbst besonders zu glänzen, hatte van Gerwen so leichtes Spiel, nutzte seinen zweiten Matchdart und glich insgesamt betrachtet auf 1:1 aus.
Es ging nun in das Doppel, in dem die Deutschen gleich den nächsten Rückschlag hinnehmen mussten: van Gerwen ließ seinem Mitspieler mit einem Maximum 104 Punkte übrig, Noppert erledigte seinen Job und brachte diese Punktzahl auf Null. Dadurch, dass Noppert das eben geschaffte Break bestätigte, hatten die Niederländer die Hälfte der Wegstrecke bereits zurückgelegt. Doch Deutschland ging mit einem 13-Darter dazwischen, und kurz darauf sorgte Hopp auf der Doppel-8 für den Ausgleich, nachdem Clemens zuvor knapp an 146 Restpunkten gescheitert war. Der Letztgenannte war anschließend selbst dafür verantwortlich, dass sogar noch ein drittes Leg in Folge nach Deutschland ging. Doch ganz geschlagen gaben sich ihre Gegner natürlich noch nicht: van Gerwen erwischte die Doppel-5 mit dem letzten Dart in der Hand und stellte auf 3:3 – es folgte das definitiv letzte Leg des Viertelfinals mit Anwurf Deutschland. Dementsprechend gab es die ersten Möglichkeiten zum Matchgewinn für Hopp, er warf jedoch dreimal an der Doppel-20 vorbei. Van Gerwen hatte bei 80 Rest seine Möglichkeit alles zu entscheiden, verfehlte seine einzige Chance auf Tops jedoch ebenfalls. Nun stellte sich Clemens mit 20 Zählern vor das Board, warf die ersten beiden Pfeile außen vorbei und versenkte den dritten mitten in der Doppel-10. Nach diesem hochdramatischen 2:1-Sieg erreichte Deutschland zum ersten Mal die Runde der letzten Vier beim PDC World Cup of Darts.